<strong>Wirtschaft</strong> <strong>Konkret</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>423</strong>nen. „Im Jahr 2050 werde ich 102 Jahrealt sein“, erklärte er der Wochenzeitung„Die Zeit“, „und ich habe nicht nur vor,dann noch am Leben zu sein, sondernsogar ziemlich fit zu sein.“ Schon in10 bis 15 Jahren, glaubt er, werde dieBiologie die Werkzeuge erforschthaben, um den Alterungsprozess aufzuhaltenoder sogar umzukehren. UndAltersforscher assistieren, mit demmenschlichen Körper sei das genausowie mit einem Haus: Wenn alle Schädenrechtzeitig repariert würden, habedas praktisch eine unbegrenzteLebensdauer.Kurzweil ist auch davon überzeugt,dass Maschinen in wenigen Jahrenintelligenter sein werden als Menschen.„Bis 2030 wird die nichtbiologischeIntelligenz mit der menschlichengleichgezogen haben“, prophezeit er,„danach wird sie uns hinter sich lassen“.Und schon 15 Jahre später werdendie Menschen keine Chance mehrhaben, „denn die nichtbiologischeIntelligenz, die in jenem Jahr geschaffenwird, wird etwa eine Milliarde Malso groß sein wie die aller Menschen vonheute“, so der Forscher.Die amerikanische EvolutionstheoretikerinSusan Blackmore glaubt sogar,dass mit Computern und Internet eineEvolution gestartet wurde, in der einesTages die Maschinen die Weltherrschaftübernehmen könnten. Die Menschenseien zerbrechliche Wesen, sagt sie,die einen gesunden Planeten mit denrichtigen Klimabedingungen und Nahrungsmittelnbenötigten, um zu über -leben. Gegenwärtig würde der Menschnoch gebraucht, um die Maschinen zubauen, aber der nächste Schritt bestehedarin, dass die Technik sich selbst replizierenkönne. Blackmore: „Wir wärendann entbehrlich, damit würde sichalles verändern.“Doch es gibt sicher auch existenziellereFragen als die nach dem Stand derplastischen Chirurgie, die in den nächs -ten vierzig Jahren gelöst werden müssen.Zum Beispiel die, ob die Medizindie großen Krankheiten der Gegenwartbesiegt haben wird? Werden Organeindividuell gezüchtet und bei Bedarfausgewechselt? Wie lebt eine erheblichgrößere Weltbevölkerung dann in denMegastädten? Gibt es Autos, die ihreInsassen vorprogrammiert und ohneStress im Stau zum Ziel bringen? Ist dieÜberwachung und Fahndung perVideo kamera alltäglich? Und schließlich:Bieten Fusionsreaktoren und hocheffiziente Solarzellen unbegrenzt Energie,ohne das Klima zu gefährden?Klar ist: Das 21. Jahrhundert wird keinebloße Fortsetzung des vorangegangenen.Technologische Innovationenund die Globalisierung treiben denFortschritt voran. Megatrends wie dasenorme Wachstum der Weltbevölkerungbei gleichzeitigem Altern undSchrumpfen der Bevölkerung in denIndustriestaaten, die Knappheit dernatürlichen Ressourcen, insbesonderedes Öls, oder der drohende Klimawandelbergen große Gefahren, bieten aberauch demjenigen große Chancen, dersich rechtzeitig darauf einstellt.Vom Nutzen der PrognosenTatsächlich nimmt die Zukunft jedenTag eine neue Gestalt an, MillionenMenschen auf dem Globus erforschensie und viele versuchen, sie in mehroder weniger plausiblen Szenarien zubeschreiben. Aber auch wenn sie darineine konkrete Vorstellung geben, wiedie Welt 2050 aussehen könnte, wäre esfalsch zu glauben, genauso würde(oder müsste!) sie auch aussehen. DieZukunft ist keineswegs schon vorgefertigt.Ganz im Gegenteil, sie ist ein leererPlatz, den die Menschen heute zu füllenbeginnen. Sie können sie noch gestalten.Die Frage ist nicht: Kommt das so?Sondern: Wollen wir das so haben?Deshalb werden die Voraussagen inder Regel auch nicht in Form von Prog -nosen gemacht, die den Anspruchhaben, die Zukunft genau so vorher -zusagen. Sondern es werden Szenarienformuliert, die nicht mehr, aber auchnicht weniger leisten sollen, als einemögliche zukünftige Entwicklung zu5