Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
62 FREIZEIT<br />
FREIZEIT 63<br />
Sag’s den Alten – aber richtig!<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit tut mit gewählten Worten nicht ganz so weh – Serie (2)<br />
Wer studiert, stellt schnell fest, dass regelmäßig wie unerwartet Probleme auftauchen. Meist wenn die Freizeitgestaltung<br />
mit der Studiendisziplin kollidiert. Da erwarten dann auch die Hauptsponsoren, also die Eltern, detaillierte<br />
<strong>In</strong>formationen über den Stand eures Bildungserwerbs und eures Zeitmanagements. Der <strong>Studi@SpaZz</strong> kennt<br />
das Problem selbstredend und hat beispielhafte Briefe mit Erklärungen für die Eltern im Keller gefunden. Hier<br />
zwei weitere Vorlagen für euch zur freien Verwendung.<br />
Vorlage 1 – Reise während des Semesters<br />
Studieren ist anstregend. <strong>Die</strong> vorlesungsfreie Zeit ist randvoll<br />
mit Ausschlafen, Feiern und Nichtstun. Da bleibt zwischen den<br />
Semestern natürlich keine Zeit für Urlaub, und auf ein paar Vorlesungen<br />
kommt es bei dir sowieso nicht mehr an. Wie von Gott<br />
gesendet kommt da der Vorschlag der Komilitonen, kurz vor dem<br />
Semesterende zwei Wochen im All-inclusive Hotel auf Ibiza mal<br />
so richtig auszuspannen und neue Ernergie zu tanken.<br />
Liebe Mama,<br />
»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunklen<br />
Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom<br />
blauen Himmel weht, <strong>Die</strong> Myrte still und hoch der Lorbeer<br />
steht, Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht ich mit dir,<br />
o mein Geliebter, ziehn!« So schreibt es Goethe in seinem<br />
Buch »Italienische Reise«. Nun gut, es ist nicht Italien, sondern<br />
Spanien, aber mit den sinngemäß gleichen Worten<br />
luden mich gute Freunde ein, die Kultur dieses Landes in<br />
all seinen Facetten kennen und verstehen zu lernen. Eine<br />
einzigartige Möglichkeit. Du kannst Dir gar nicht vorstellen,<br />
wie sehr es mich mit Groll erfüllt, dass diese wohl an<br />
mir vorbeiziehen muss. Denn diese Kulturreise ist nur zwei<br />
Wochen vor den Prüfungen, also noch mitten im Semester<br />
möglich! Wie unfair! Welch Nachteil für die Akademiker<br />
der Zukunft! Oder siehst Du die Möglichkeit, ausnahmsweise<br />
in dieser Zeit den Geist Goethes zu erfahren?<br />
Vorlage 2 – Auto ist Schrott<br />
Dein Vater hatte dir ausnahmsweise in einem Anfall von unendlicher<br />
Güte den Mercedes ausgeliehen. Natürlich nur um die Oma<br />
zum Arzt und zurück zu fahren. Vier Freunde nach der Party in der<br />
darauf folgenden Nacht noch schnell daheim abzusetzen, liegt –<br />
»Du bringst das Auto sofort zurück« großzügig interpretiert – ja auf<br />
dem Weg. Mit dem Reh auf der Straße und dem Baum konnte ja<br />
nun wirklich keiner rechnen. Es ist ja niemand was passiert.<br />
Lieber Papa,<br />
letztes Weihnachten hast Du so geschwärmt, von dem<br />
zarten Rehbraten. Du sagstest, der Schlüssel sei, dass das<br />
Tier bei der Schlachtung nicht zu großem Stress ausgesetzt<br />
ist. Ich habe Dir nun einen Rehbraten von einem<br />
Tier, dessen Leben völlig überraschend endete. Völlig<br />
ohne Stresshormone. Zumindest auf Seiten des Tieres. Da<br />
sich der Termin mit Oma beim Arzt bis tief in die Nacht<br />
zog (der Arzt sagte übrigens, sie habe manchmal Probleme,<br />
die Uhrzeit richtig zuzuordnen), wollte ich Dein<br />
feines Auto so schnell wie möglich zurückbringen und<br />
war in großer Eile, als ich feststellen musste, dass der<br />
Stern auf der Kühlerhaube ein Fadenkreuz ist und die<br />
schwäbische Wertarbeit nichts ist im Vergleich zu einer<br />
deutschen Eiche. Dem Baum geht es gut. Übrigens, hast<br />
Du ein gutes Rezept für Rehbraten?<br />
Daniel M. Grafberger<br />
Heft 4 | WS 2008<br />
Heft 4 | WS 2008