Entdecken Sie die - Evangelische Kirchengemeinde Oelde
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Auf ein Wort<br />
Die Seele nährt sich an dem, woran sie sich freut<br />
... sagt der Philosoph und Theologe<br />
Augustinus in seinem autobiographisch<br />
geprägten Buch "Bekenntnisse"<br />
(13,42) und gibt damit einem<br />
Wunsch Gewicht, den Paulus ausspricht:<br />
"Freut euch immerzu, mit der<br />
Freude, <strong>die</strong> vom Herrn kommt! Und<br />
noch einmal sage ich: Freut euch!"<br />
(Phil. 4,4).<br />
Manchmal frage ich mich, wie<br />
Paulus als Mensch wohl so war.<br />
Nimmt man <strong>die</strong>se Stelle aus seinem<br />
Philipperbrief ernst, dann war er<br />
anscheinend jemand, der sich gerne<br />
freut. So wie er auch sonst seine<br />
Anliegen mit Leidenschaft einbringen<br />
konnte, stelle ich mir vor, dass er<br />
sich leidenschaftlich gern gefreut hat.<br />
Dazu passt, dass er häufig empfiehlt,<br />
sich über Schwächen oder Fehler anderer<br />
nicht groß aufzuregen und sich<br />
nicht entrüstet von ihnen zu distanzieren,<br />
sondern stattdessen zusammenzukommen,<br />
um sich gemeinsam<br />
über Gottes Rettung zu freuen und<br />
dafür zu danken. In dem Versuch, mir<br />
ein Bild von Paulus' Persönlichkeit zu<br />
machen, muss ich an Fußball -<br />
Meistertrainer Jürgen Klopp denken,<br />
dem man <strong>die</strong> Freude und Leidenschaft<br />
sofort ansieht. Der sagt von<br />
sich, dass er sich nicht lange über<br />
Fehler aufrege, schließlich sei man<br />
dazu da, sich zu freuen, bzw. Spaß<br />
zu haben.<br />
Lässt sich aber <strong>die</strong> Freude, von der<br />
Paulus spricht, vergleichen mit der<br />
Freude eines gewöhnlichen, bzw.<br />
außergewöhnlichen Fußballtrainers?<br />
Ich meine: Warum nicht? Denn einerseits<br />
würde man sonst Jürgen<br />
Klopp unterschätzen, der sich ja kei-<br />
neswegs nur freut, wenn er gerade<br />
gewonnen oder Glück gehabt hat.<br />
Der kann sich auch über ein gutes<br />
Spiel freuen, wenn seine Mannschaft<br />
nicht gewonnen und <strong>die</strong> entscheidenden<br />
Punkte gerade nicht geholt<br />
hat (für Fußballfans: 4:4 gegen<br />
Stuttgart kurz vor Ende der letzten<br />
Saison). Und andererseits käme sonst<br />
auch zu kurz, was Paulus mit Freude<br />
meint. Denn wie Paulus in einem<br />
ganz umfassenden Sinn vom Seufzen<br />
der ganzen Schöpfung sprechen<br />
kann (Röm. 8,22), so wird er von der<br />
Freude nicht weniger allgemeingültig<br />
reden wollen. Freude in Paulus' Sinn<br />
erfüllt den ganzen Menschen; und<br />
dann kann eigentlich kein Bereich<br />
des Lebens ausgeschlossen bleiben.<br />
"Da kommt Freude auf" - das ist für<br />
Paulus nicht allzuweit entfernt von<br />
"Da wächst Glauben".<br />
Jedenfalls merke ich, dass es einen<br />
Unterschied für das Verständnis<br />
von Paulus' Briefen bedeutet, je<br />
nachdem, welches Bild ich von ihm<br />
als Person habe: Stelle ich ihn mir<br />
eher vor wie einen Vertreter kirchlicher<br />
Lehrautorität? Oder als einen<br />
begeisterungsfähigen Menschen, der<br />
sich einfach gern freut? Wie anders<br />
wirkt doch einer der paulinischen<br />
Kernsätze, wenn man ihn sich nicht<br />
mahnend, sondern voller Freude<br />
gesprochen vorstellt: "So halten wir<br />
nun dafür, dass der Mensch gerecht<br />
wird ohne des Gesetzes Werke,<br />
allein durch den Glauben.” (Röm.<br />
3,28). So dass man erfreut zustimmen<br />
möchte: Ja, super!<br />
Pfarrer Peter Heuermann<br />
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