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Berliner Anti-Mobbing-Fibel Was tun wenn

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W alter Taglieber<strong>Berliner</strong><strong>Anti</strong>-<strong>Mobbing</strong>-<strong>Fibel</strong><strong>Was</strong> <strong>tun</strong> <strong>wenn</strong>Eine Handreichung für eilige LehrkräftepaanSenatsverwal<strong>tun</strong>g fürBildung, Jugend und SportLandesinstitut fürSchule und Medien


Mediation an SchulenKostenlose Publikationen des WEISSEN RINGS – erhältlich im Landesbüro Berlin❍ Mediation – auch in der Schule?12-seitige Broschüre mit Informationenzum Thema Streitschlich<strong>tun</strong>g❍ MaterialsammlungBroschüre zur Mediation an Schulen❍ Surfen? – mit Sicherheit!24-seitiger Ratgeber für die sichereNutzung des Internet❍ Jugendschutz im Internet16-seitiger Ratgeber für Elternund Erzieher/innen❍ Gewaltfreie Erziehung24-seitige Broschüre: Vom Schreien,Schlagen, Misshandeln übergewaltfreie Erziehung zur respektvollen,liebenden Beziehung❍ Erkennungsmaterialienfür KonfliktlotsenT-Shirts, Basecaps, Buttons,Schlüsselbänder und Plakate❍ Jugendkriminalität – Wir diskutierenInformationen und Bausteinefür Unterricht und außerschulischeJugendarbeitLandesbüro BerlinAugustaplatz 7, Haus 1412203 BerlinTel.: 030 / 8 33 70 60Fax: 030 / 8 33 90 53E-Mail: lbberlin@weisser-ring.deEin gemeinsamesMediations-Projektzur Streitschlich<strong>tun</strong>gin der SchuleGemeinnütziger Vereinzur Unterstützung vonKriminalitätsopfern und zurVerhü<strong>tun</strong>g von Straftaten e.V.Bahn BerlinDeutsche Bahn Gruppe


LISUM


V O R W O R TSehr geehrte Damen und Herren,ein Drittel unserer Schülerinnen undSchüler, Mädchen und Jungen allerSchularten und in allen Regionen derStadt, fühlen sich gemobbt. In derJugendgesundheitsstudie 2002 „Gesundheitsverhaltenvon Schülern in Berlin“im Auftrag der Weltgesundheitsorganisationwurde auch mitgeteilt, dass 41%angeben, sich selbst am Schikanierengegen Mitschüler beteiligt zu haben.Dies verdeutlicht erneut, dass die „kleineGewalt“ das große Problem ist. Die„große Gewalt“, bei der die Polizei gerufenwird und ein Arzt einbezogen wird,ist demgegenüber ein kleines Problem:Im Durchschnitt eines Jahres meldet jedezweite <strong>Berliner</strong> Schule einen solchenGewaltvorfall. Die große Gewalt beginntmit der kleinen. Wird „<strong>Mobbing</strong>“, diesystematische Form der Schikane, erfolgreich,weil niemand „Stopp“ sagt, sogibt es Opfer. Auch der Plagende wird imStich gelassen, <strong>wenn</strong> ihm niemand entgegentritt.Schweigen wirkt wie Billigen.Gewalt tolerieren fördert Gewalt.Die <strong>Anti</strong>-<strong>Mobbing</strong>-<strong>Fibel</strong> ist das „Buchdes Jahres“ im Bereich der Gewaltprävention.Der Autor Walter Taglieberbezieht deutlich Stellung: Es gibt keinenGrund, einen anderen zu plagen; werwegschaut trägt zum Erfolg von Gewaltbei. Opfer brauchen Beistand. Die Tat istzu ächten, dem, der sie beging, ist zuhelfen. Er kann lernen, sozial konstruktivzu handeln und soll angeleitet werden,den Schaden wieder gut zu machen. DasWie finden Sie auf den folgenden Seiten:klar in der Sprache und ohne Umschweifezur Sache.Walter Tagliebers seit Jahren erfolgreichesHandeln gegen Gewalt lädt Sie zumNachahmen ein. Mit der <strong>Anti</strong>-<strong>Mobbing</strong>-<strong>Fibel</strong> übergibt er uns ein wertvollesHandwerkszeug – nutzen wir dies, dami<strong>tun</strong>sere Schüler mutig, klug und handlungsstarkwerden und mit uns eineSchule und Gesellschaft entwickeln, inder jeder den anderen achtet.I. A.Bettina SchubertReferentin für GewaltpräventionSenatsverwal<strong>tun</strong>g fürBildung, Jugend und Sport


D E RA U T O RWalter Taglieber· seit 1971 Lehrer in Berlin· bis 1997 an zwei Grundschulen undeiner Gesamtschule in Spandau· seit 1998 an der Prignitz-Schule inSchönebergAusbildungen:· Gestaltpädagogik· Psychodramalei<strong>tun</strong>g· DaZ/Türkisch· Schulmediation· Humanistische Lebenskunde· Coolnesstraining· Trainer für buddy-Projekte· seit 1998 am BIL / LISUM in derAG Gewaltfreie Schulkultur· 2000 Mitbegründer derAG >pax an!< im LISUM· seit 2001 Leiter der AG >pax an!


I N H A L T1 Ein Anfang2 <strong>Was</strong> <strong>Mobbing</strong> ist3 Wie sich <strong>Mobbing</strong> etabliert4 Ursachen für <strong>Mobbing</strong>5 Wie gemobbt wird6 <strong>Was</strong> beim <strong>Mobbing</strong> geschieht7 Der Mythos von der Selbsthilfe8 Pädagogik gegen <strong>Mobbing</strong>9 Ein Fragebogen10 Der Smob-Fragebogen11 Ein anderer Fragebogen12 Klassenmediation13 Die Farsta-Methode14 Gesprächsbogen zur Farsta-Methode15 Rechtfertigungsstrategien16 Das Staffelrad17 No Blame Approach18 Mögliches Versöhnungsverhalten19 Ein Fallbeispiel aus der Grundschule20 Ein Fallbeispiel aus der SEK IILiteraturliste689101112131416171819202122232425262728


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L1 Ein AnfangDu hast aber einen schönen Pulli an!Ist der aus dem Rot-Kreuz-Container?Heute schon wieder denRot-Kreuz-Pulli an?Holt ihr eure Sachen immer beimRoten Kreuz?Es müffelt hier so komisch!Da kommt wieder die Stinkerin!Dusch dich mal, iih!Es ist ja nicht auszuhalten neben der!!Da setze ich mich nicht hin!!Die ist ja asozial!!Hau ab!!6


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E LEin Lob und eine Frage. <strong>Was</strong> kann daranschlecht sein? Sie kann ja „Nein!“ sagen.<strong>Was</strong> zählt, ist die Absicht. Alle spüren dieAbsicht, das gesagte Wort ist unangreifbar.Der Konflikt verfestigt sich und das gekränkteMädchen beginnt an sich zu zweifeln.Sie wird mehrmals am Tag duschen und anihren Kleidern riechen. Sie wird Kopfschmerzenbekommen, unregelmäßig zur Schulegehen und schlechte Zensuren schreiben.Irgendwann wird sie die Klasse verlassen.Sehr zur Überraschung aller.Diese <strong>Berliner</strong> <strong>Anti</strong>-<strong>Mobbing</strong>-<strong>Fibel</strong> ist fürLehrerinnen und Lehrer gemacht, die wenigZeit zum Lesen haben oder sich wenig Zeitzum Lesen nehmen.Kurze überschaubare Kapitel informieren Sieschnell und so präzise, wie es die Kürzeerlaubt. Diejenigen Kolleginnen und Kollegen,die unsere Kurse besucht oder auf anderemWeg schon Erfahrungen im Umgang mitschwierigen Situationen gesammelt haben,können die dargestellten Vorschläge leichtumsetzen und anwenden.In dieser <strong>Fibel</strong> finden Sie außerdem vieleQuellen und Hinweise. So können Sie sich jenach Lust, Interesse und Kreativität ausführlichermit dem Thema beschäftigen, denn dieLektüre der <strong>Fibel</strong> allein ersetzt nicht die Fortbildungenzum Thema.Entwickeln Sie Mut, schauen Sie hin, <strong>wenn</strong>Sie einen <strong>Mobbing</strong>fall entdeckt haben undhandeln Sie früh!Fortbildungen zu allen Themen der <strong>Fibel</strong> gibtes bei www.lisum.de oder direkt bei:pax-an@lisum.verwalt-berlin.de,Telefon Di. und Do. vorm.: 9021-2936.Walter TaglieberLISUM / Leiter der AG >pax an!


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L2 <strong>Was</strong> <strong>Mobbing</strong> istDan Olweus 1 definiert: „Ein Schüler odereine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oderwird gemobbt, <strong>wenn</strong> er oder sie wiederhol<strong>tun</strong>d über eine längere Zeit den negativenHandlungen eines oder mehrerer andererSchüler und Schülerinnen ausgesetzt ist.“Für Horst Kasper 2 sind fünf MerkmaleKennzeichen von <strong>Mobbing</strong>:1. Ein Konflikt hat sich verfestigt.2. Von zwei Konfliktparteien ist eine,zumeist eine einzelne Person, in dieUnterlegenheit geraten.3. Diese Person wird häufig und4. über eine längere Zeit angegriffen oderdrangsaliert.5. Diese Person hat kaum die Möglichkeit,sich aus eigener Kraft aus ihrer Situationzu befreien.Nicht jeder Streit ist <strong>Mobbing</strong>. GewöhnlicheKonflikte entstehen und vergehen. Bei<strong>Mobbing</strong> wiederholt sich eine Feindseligkeit,meistens gegenüber einem einzelnen Kind,es entsteht ein Dauerkonflikt. Einmalige,auch mehrmalige Unverschämtheiten sindnoch kein <strong>Mobbing</strong>. Es muss das Systematischedazu kommen und die Dauer.<strong>Mobbing</strong> ist asymmetrisch• <strong>Mobbing</strong> ist eine asymmetrischeBeziehung. Kennzeichen sind Macht undOhnmacht sowie die Willkür derMächtigen.<strong>Mobbing</strong> ist vorsätzlich• <strong>Mobbing</strong> ist der vorsätzliche heimtückischeAngriff auf das soziale Ansehen unddie seelische Gesundheit der Zielperson.<strong>Mobbing</strong> beschädigt• Selbstvertrauen,• Lernmotivation,• Gesundheit,• Menschenwürde.<strong>Mobbing</strong> ist nützlich• als Entlas<strong>tun</strong>gsventil für Aggression,• als Möglichkeit, sich zu den Starken zugesellen,• als Vehikel für ein vermeintlichesZugehörigkeitsgefühl,• für die eigene Aufwer<strong>tun</strong>g.<strong>Mobbing</strong> hilft• gegen Langeweile.<strong>Mobbing</strong> ist Lust• am Quälen,• am Missbrauch von Macht.<strong>Mobbing</strong> vergeht• nie von allein.1 Dan Olweus: Gewalt in der Schule, Bern (u.a.) 1996, S. 60 ff2 Horst Kasper: Schülermobbing – <strong>tun</strong> wir was dagegen!AOL 2002, S. 38


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L3 Wie sich <strong>Mobbing</strong> etabliert<strong>Mobbing</strong> ist immer ein ProzessPhase 1Gemeinheiten werden platziertKonflikte sind normale menschliche Lebensäußerungen.In Schulklassen geht es häufigum Macht und Einfluss. Es entstehen Ungerechtigkeitenund Parteilichkeiten. EinzelneUnverschämtheiten und Gemeinheiten werdenplatziert. Wenn dieser inszenierte Konfliktnicht beachtet und nicht bearbeitetwird, kann er sich zu <strong>Mobbing</strong> weiter entwickeln.Phase 2<strong>Mobbing</strong> wird möglich durch MöglichmacherDer Konflikt kann zu <strong>Mobbing</strong> werden,<strong>wenn</strong> er sich dazu entwickeln darf. Ein wichtigerGrund für das Entstehen von <strong>Mobbing</strong>ist das Sich-nicht-darum-Kümmern. Es werdendie, die zuschauen, zu Möglichmachern.In der zweiten Phase wird das Opfer präpariert.Die psychische Verfassung wird immerschlechter. Die Person gerät immer mehr inVerteidigungshal<strong>tun</strong>g. Sie wird immer auffälligerund liefert dadurch immer mehr Anlässezum Ausgrenzen und Ärgern.Phase 3Destruktives HandelnDie Person gerät endgültig in Unterlegenheit.Es tritt ein Gewöhnungseffekt ein, auftretendesFehlverhalten und Fehlleis<strong>tun</strong>genwerden als selbstverschuldet gedeutet. DiePerson beginnt selbst zu glauben, was manihr vorwirft. Sie kann sich aus eigener Kraftnicht mehr aus der Situation befreien.Gesundheitliche Schäden treten ein.Phase 4AusschlussVöllig hilflos und demoralisiert wechselngemobbte Kinder dann oft die Schule. Eskommt für Lehrer und Mitschüler meistensüberraschend, weil sie nichts bemerkt hatten.Aber die Täter haben ihr Ziel erreicht, denAusschluss.Betreiber – Helfer – MöglichmacherDer Betreiber genießt meistens hohes Ansehenin der Gruppe. Er setzt die Standards fürdas <strong>Mobbing</strong> und ist Vorbild.Die Helfer ahmen das Verhalten des Betreibersnach und sonnen sich in seiner Ausstrahlungund seinem Einfluss. Je mehr Personensich am <strong>Mobbing</strong> beteiligen, desto mehrreduziert sich das Schuldgefühl der Einzelnen.Die Möglichmacher beobachten das Treibenhilflos und manchmal mit Abscheu, oftaber mit Gleichgültigkeit und Genugtuung.Meistens sind sie einfach nur froh, nichtselbst Opfer zu sein.Jungen und Mädchen mobben unterschiedlich.Jungen eher direkt und aggressiv,Mädchen eher subtil und indirekt.9


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L4 Ursachen für <strong>Mobbing</strong> 3In jeder Klasse kann <strong>Mobbing</strong> auftreten.Der potentielle Täter sucht nach Stellen, andenen das potentielle Opfer empfindlichreagiert und verfolgt dann seinen Wunsch,Macht zu spüren. Erst später zieht er etwaigeÄußerlichkeiten des Opfers (Ossi, Wessi,schwarz, schwul, Schrottklamotten) zu seinervermeintlichen Rechtfertigung heran. Amwenigsten Schuld ist das Opfer selbst.Mögliche Gründe für <strong>Mobbing</strong>handlungen:• Lust auf <strong>Mobbing</strong>• Herrschsucht• Suche nach Sündenböcken für eigenesVersagen• Definition von Freundschaft in derAblehnung anderer• Weitergabe erlittenen Unrechts anSchwächere• Fehlende Konfliktlösungsstrukturen• Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, NeidAuch Lehrer können Anteil am Entstehenvon <strong>Mobbing</strong> haben durch:• Ignorieren der Vorgänge,• Delegieren der Macht an <strong>Mobbing</strong>strukturen,• Verweigern direkter Hilfe,• fehlende Wahrnehmung,• Schlendrian,• rohes Sprachvorbild,• ein schlechtes Lernklima in der Klasse,• ein schlechtes Lehrer-Schüler-Verhältnis,• starken Leis<strong>tun</strong>gsdruck.Eltern sind die wichtigsten Ansprechpartnerihrer Kinder im <strong>Mobbing</strong>fall. Sie müssen sichklar machen, dass <strong>Mobbing</strong> nicht von alleinvergeht und den Beistand und das entschlosseneHandeln Erwachsener erfordert.Mitschüler distanzieren sich aus Sorge umdas eigene Ansehen oft vom Opfer und sympathisierenmit dem „mächtigen“ Angreifer,den sie unterstützen. Häufig werden siesogar selbst zum Angreifer, um „beliebt“zu sein.<strong>Mobbing</strong> kann gezielt eingesetzt werden,um körperliche Gewalt vorzubereiten 4oder herbeizuführen, um eigene Macht zuerleben.Viele Filmplakate und Videoclips haben ofteine bewusst finstere, unterschwellig bedrohlicheAusstrahlung 5 . Sie signalisierenStärke, Potenz, Regellosigkeit und Coolnessund laden zur Identifikation ein. Aber sieverrohen die Seele des Betrachters.Verrohtes Verhalten ist für Kinder unterUmständen schwer als solches zu erkennen,weil es konform gehen kann mit den eigenenalltäglichen Beobach<strong>tun</strong>gen, die nichtrelativiert worden sind.3 gefunden bei:Horst Kasper: Schülermobbing – <strong>tun</strong> wir was dagegen!AOL 20034 Für den Friedensforscher Johan Gal<strong>tun</strong>g ist <strong>Mobbing</strong> Teil der„Kulturellen Gewalt“. Neben direkter /persönlicher undstruktureller Gewalt gibt es die kulturelle Gewalt. Sie verletztnicht, trägt aber zur Rechtfertigung für das Anwendenvon persönlicher Gewalt bei. Kulturelle Gewalt ist von Ideologieund von Überzeugungen durchtränkt.5 Nach meiner Überzeugung tragen die genannten finsterenVorbilder zur Verrohung bei, weswegen ich sie auch zur„Kulturellen Gewalt“ zähle. (W.T.)10


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L5 Wie gemobbt wirdMan unterscheidet fünf Arten von Angriffen:• Angriffe auf das soziale Ansehen• Angriffe auf die Kommunikation• Gewaltandrohung und Gewaltanwendung• Angriffe auf die sozialen Beziehungen• Angriffe auf die ArbeitssituationDie häufigsten Handlungen:• hinter dem Rücken sprechen• Gerüchte und Lügen• Schimpfworte und Spitznamen• lächerlich machen• abwertende Blicke, Gesten• Nachäffen• für dumm erklären• nicht zu Wort kommen lassen• Ausgrenzung aus der Klassengemeinschaft• Wegnehmen, Verstecken, Beschädigenvon Schulmaterial und/oder Kleidung• ungerechtfertigte Beschuldigungen• Knuffen, Schlagen• Erpressen• sexuell belästigen• 20% der Gemobbten geben Lehrerals (Mit-)Täter an.- Sie wollen siegen. 6- Sie mahnen, aber handeln nicht.- Sie ignorieren das Falsche.- Sie fixieren Einzelne.- Sie strafen unangemessen.Eine andere Zusammenfassungsteht im Ordner „Soziale Kompetenzen fürSchüler“ 7 :Direktes, aktives <strong>Mobbing</strong>• Hänseln• Drohen• Abwerten• Beschimpfen• Herabsetzen• Bloßstellen• SchikanierenIndirektes, passives <strong>Mobbing</strong>• Ausgrenzen• Ruf schädigen• Gerüchte verbreiten• Beschädigen und Wegnehmenvon EigentumBullying 8• Körperliche Gewalt, mit der dieOpfer gequält werden.• Täter sind körperlich überlegen.6 Untersuchung von 2115 Teilnehmern aus 93 Klassen imAlter von 10-19 Jahren – in Horst Kasper: Streber, Petzer,Sündenböcke. Wege aus dem Schülermobbing, AOL 20017 Winfried Kneip: Das buddy-Projekt, Soziale Kompetenzenfür Schüler, Vodaphone Stif<strong>tun</strong>g Deutschland, Düsseldorf 2002,Themenheft 2, S. 98 Im Englischen sagt man statt <strong>Mobbing</strong> „Bullying“. Hier wird„Bullying“ benutzt, um <strong>Mobbing</strong>vorgänge zu beschreiben, diemit extremer körperlicher Gewalt einher gehen.11


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L6 <strong>Was</strong> beim <strong>Mobbing</strong> geschieht<strong>Mobbing</strong> macht Stress 9Wer gemobbt wird, gerät unter psychischenStress. Stress entsteht, <strong>wenn</strong> wir glauben, mitdem, was um uns vorgeht, nicht umgehenzu können. Wir greifen auf drei elementareVerhaltensmuster zurück: Flucht, Kampf oderTotstellen.Der Körper reduziert nun seine Funktionenauf das Nötigste. Er aktiviert das HormonAdrenalin, das mehrfach wirkt:• Es schaltet die Verdauung ab, denn beiGefahr muss man nicht essen. Die Folge istdas komische Gefühl im Magen.• Es erhöht die Herzfrequenz, um demGehirn mehr Blut und Sauerstoffzuzuführen. Wir spüren ein vermehrtesHerzklopfen.• Der Denkapparat wird abgeschaltet,massive Denkblockaden sind die Folge.Wir können uns nicht besinnen (blackout).• Es schaltet das Immunsystem ab (guteVoraussetzung, um krank zu werden).Der Volksmund weiß, wie die Organesprechen 10 :• sich den Kopf zerbrechen• viel um die Ohren haben• verbissen sein• etwas nicht mehr sehen können• die Luft bleibt weg• die Nase voll haben• schwer im Magen liegen• herzzerreißend• die Galle läuft über• auf die Nieren gehen• unter die Haut gehen• sich grün und blau ärgern• weiche Knie bekommen• Gänsehaut bekommen• nicht zu Potte (Stuhle) kommenHält der Stress über Tage oder Wochen an,ist Krankheit die unvermeidliche Folge.Deshalb sind wir als Lehrerinnen und Lehrerverpflichtet, aufmerksam zu sein.<strong>Mobbing</strong> hat oft gesundheitlicheBeschwerden zur Folge.Kopfschmerzen, Magenbeschwerden,Schlafstörungen, allgemeine Störung desvegetativen Nervensystems.9 gefunden bei:www.barrierefrei.schuelermobbing.de/krankheit.html10 Quelle: www.igmetall.de12


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L7 Der Mythos von der SelbsthilfeoderWarum das Opfer <strong>Mobbing</strong> nicht allein bewältigen kann.Wenn ein Mensch großen Belas<strong>tun</strong>gen ausgesetzt ist, ist ein gutes Bewältigungsvermögenunerlässlich. Aber manchmal reicht auch die beste Ausstat<strong>tun</strong>g nicht aus.BewältigungsfaktorenGute physische undpsychische KonstitutionSelbstvertrauenAnsehen bei anderenSoziale Unterstützung in der UmweltDie Fähigkeit, sich in der Gesellschaftzu orientierenund ihr Wert unter<strong>Mobbing</strong>-Beeinträchtigung<strong>Mobbing</strong> erzeugt Stress. PsychosomatischeSymptome entstehen. Die Psyche wirdgeschwächt, es fällt schwer, klug zu reagieren.Selbstvertrauen nährt sich von der Einsicht in dieWelt. Dieses wird aber gerade vom <strong>Mobbing</strong> inFrage gestellt und attackiert. Sicherheit bietet nurnoch die Person, die die Macht hat, das <strong>Mobbing</strong>einzustellen. Allein schon die Angst vor weiterenAngriffen verunsichert die betroffene Person.Beim Gemobbten nimmt das Ansehen rapide ab.Das Opfer beginnt zu verzweifeln und gleitetin ein Verteidigungsverhalten hinein, das die Umgebungals unangenehm empfindet. Das Opferwird stigmatisiert.Die Psyche wird dadurch geschwächt, dass nundie Bestätigung der eigenen Person durch andereausbleibt.Das Opfer weiß in seiner verunsicherten Lagenicht, wohin es sich wenden soll, weil sich alle bisherigenKontakte als nicht vertrauenswürdigerweisen.Kennzeichnend ist, dass das Opfer zusehendsvereinsamt. <strong>Mobbing</strong>opfer geraten verstärk<strong>tun</strong>ter Stress und reagieren manchmal heftig.Diese Reaktionen werden dann als Belegfür die eigene ablehnende Hal<strong>tun</strong>g herangezogen.Dadurch entsteht ein Kreislauf, aus demweder Täter noch Opfer ohne Hilfe vonaußen herauskommen.Ein Mythos ist es zu sagen, das Opfer „hättedoch ... machen können“.Die Möglichmacher wollen, als vermeintlichUnbeteiligte, lediglich ihre Rolle gut verstecken.In Wahrheit identifizieren sie sich lieber mitden (starken) Tätern als mit dem (schwachen)Opfer.13


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L8 Pädagogik gegen <strong>Mobbing</strong> 11An jeder Schule braucht es Menschen, diebereit sind, die Initiative zu ergreifen, Mitstreiterund Mitstreiterinnen zu gewinnenund allmählich eine neue Schulkultur zu entfalten.Die folgenden Vorschläge und Ideenstehen einzeln für sich. Sie bauen nichtzwangsläufig aufeinander auf. Es ist derschöpferischen Kraft der Lehrkräfte überlassen,sie je nach den eigenen Bedingungenumzusetzen, zu erweitern oder zu verwerfen.Lehrerinnen und Lehrer sollten die innereHal<strong>tun</strong>g haben, dass sie für alles, was an derSchule geschieht, ein bisschen Verantwor<strong>tun</strong>gtragen.Wenn ein <strong>Mobbing</strong>fall bekannt wird, müssenSie Erste Hilfe leisten. Es ist wichtig, demOpfer zur Seite zu stehen. Von <strong>Mobbing</strong>situationenBetroffene brauchen Unterstützungvon außen, denn es ist ein Mythos, dass<strong>Mobbing</strong>opfer sich selbst helfen können.Erklären Sie dem Schüler, dass es sich um<strong>Mobbing</strong> handelt und wie <strong>Mobbing</strong> funktioniert.Nehmen sie dem Schüler die falscheEinschätzung, dass etwas an ihm nichtstimmt. Erzeugen Sie Zuversicht, dass Sie inRücksprache mit dem Opfer und den anderen,die das auch nicht in Ordnung finden,gegen das <strong>Mobbing</strong> vorgehen werden unddass es aufhören wird. Holen Sie das Einverständnisdes Schülers und unter Umständenauch seiner Eltern ein und arbeiten Sie mitanderen Lehrerinnen und Lehrern zusammen!Information und AufklärungReden Sie mit Ihrer Klasse.Die Schüler müssen wissen,• was <strong>Mobbing</strong> ist,• dass achtlos überhörte Feindseligkeitenschon der Beginn sein können(vgl. „Ein Anfang“),• dass <strong>Mobbing</strong> eine gruppendynamischeDimension hat,• dass es keine Unbeteiligten gibt, sondern- Betreiber,- Helfer,- Möglichmacher,• dass die Möglichmacher den größtengruppendynamischen Anteil haben.Ermutigen Sie die Schüler/innen, sich an einePerson zu wenden, die helfen kann (Lehrer,Schulpsychologen, Eltern, Freunde, Außenstehende,Bera<strong>tun</strong>gsstelle).Opfer schämen sich dafür, dass sie gemobbtwerden und leiden still vor sich hin. Es istjedoch wichtig, dass sie erwachsenen Personen,denen sie vertrauen, von den <strong>Mobbing</strong>vorfällenerzählen. Auch der Kontakt mitBetroffenen im Internet kann helfen, dasSelbstbewusstsein wieder zu gewinnen undWege aus der Opferspirale zu finden.Lehrer/innen müssen klar Standpunkt beziehen.Sie müssen Opfer schützen und unterstützenund Täter je nach Lage und Methodezur Rede stellen und aktiv in die Lösung miteinbeziehen.Klassenregeln gegen <strong>Mobbing</strong> sollten alspräventive Maßnahmen vereinbart werden.Der Klassenrat ist ein gutes Instrument, umaufkeimende <strong>Mobbing</strong>fälle früh zu entdecken.Der Klassenrat ist ein ritualisiertesKlassengespräch. Diese Methode kannman ohne großen Aufwand selbst lernenund den Schülern vermitteln.11 vgl. auch Horst Kasper:Streber, Petzer, Sündenböcke, AOL 2004, S. 81 ff14


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E LIn schweren Fällen rufen Sie die SchulpsychologenIhres Bezirks an oder auch die Präventionsbeauftragtender Polizei. Die entsprechendenTelefonnummern erhalten Sie imSekretariat.Ihre Schule sollte ganz allgemein präventiveMaßnahmen gegen Gewalt und <strong>Mobbing</strong>durchführen und Projekte unterstützen, diedas Lern- und Schulklima verbessern und eineoffene Atmosphäre und faire konstruktiveGesprächs- und Streitkultur ermöglichen.Konfliktlotsen 12 oder das buddy-Projekt 13sind dabei hilfreiche Schulprogramme.Dan Olweus 14 hat ein Interventionsprogrammentwickelt, das auf drei Ebenen wirkt:Schulebene• Fragebogenerhebung 15• verbesserte Pausenaufsicht• attraktivere Spielflächen in der Schule• Kontakttelefon/ Beschwerdestelle 16• Treffen von Eltern und Lehrern• Lehrergruppen zur Entwicklung einesguten SchulklimasKlassenebene• Klassenregeln gegen Gewalt• Loben und nichtfeindliche Sanktionen 17• Rollenspiele, Literatur• gemeinsame Klassenaktivitäten• kooperatives Lernen• Zusammenarbeit der Eltern und LehrerSchülerebene• ernsthafte Gespräche mit Tätern undOpfern und deren Eltern• Lehrkräfte und Eltern gebrauchen ihrePhantasie12 www.konfliktlotsen.de13 www.buddy-projekt.de14 Dan Olweus: Gewalt in der Schule15 siehe weiter hinten bei den Fragebögen16 Schulstation, Kummerkasten17 z. B. in der Pause neben dem Lehrer gehen, den kleinenSchülern beim Kuns<strong>tun</strong>terricht helfen, vor dem Lehrerzimmerwarten, Bericht über einen Vorfall verfassen. Seien Sie kreativ!• Hilfe von neutralen Schülern• Hilfe und Unterstützung für undvon Eltern• Klassen- und SchulwechselVoraussetzung ist jedoch, dass die Lehrerinnenund Lehrer beschließen, sich ernsthaftfür die Veränderung an ihrer Schule einzusetzen.Das Programm von Dan Olweus scheintzunächst sehr aufwändig zu sein. Bei derLektüre wird man allerdings schnell merken,dass vieles schon an der Schule geschieht. DasGeheimnis des Erfolgs liegt wahrscheinlichdarin, dass man die Maßnahmen absprechenund bündeln muss und somit den Schülernsignalisiert, dass das Kollegium eine relativeEinheit ist und eine Kooperation mit allen ander Schule beteiligten Gruppen anstrebt.Eine ausführliche Beschreibung undbrauchbare Anregungen stehen auch inHorst Kaspers Buch „Streber, Petzer, Sündenböcke“.Vier praxisgerechte Vorschläge,wie Sie direkt und individuell mit <strong>Mobbing</strong>vorfällenin Ihrer Klasse umgehen können,stellt Ihnen diese <strong>Fibel</strong> nun vor.• KlassenmediationPeers regeln die Fälle unter sich• Die Farsta-MethodeVerdeckte und indirekte Methode• Das StaffelradKonfrontative, direkte Methode• No Blame ApproachEine sanfte VorgehensweiseEffektiv und hilfreich sind auch die Fortbildungenbeim Team >pax an!< im LISUM,(Tel.: 9021-2936) und/oder beimTeamSozialesLernen (Fax: 4 62 15 48).15


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L9 Ein Fragebogen 18 1 Wie fühlst du dich in der Klasse?Dieser Fragebogen kann helfen, einenoberflächlichen Einblick über die verdecktenVorgänge in der Klasse zu bekommen. Mankann ihn mit der Klasse auswerten undbesprechen, man kann mit Einzelnen reden.Lassen Sie sich nicht täuschen und nicht entmutigen,<strong>wenn</strong> Sie einen Verdacht haben!Gehen Sie den Dingen auf den Grund!❍ gut❍ geht so❍ schlecht2 Das Klima in meiner Klasseempfinde ich als ...❍❍❍gutgeht soschlecht3 Der Zusammenhalt der Schülerin meiner Klasse ist ...❍❍❍guteher geringnicht vorhanden4 Wie schätzt du dein Ansehen inder Klasse ein?❍❍❍❍❍Die meisten mögen mich.Einige mögen mich, einige nicht.Ich bin eher unbeliebt.Die meisten sind gemein zu mir.Ich werde von den andern völligignoriert.5 Welche Aussage trifft auf deineKlasse zu:❍❍❍Eine/r ist, einige sind sehr nett.Eine/r gibt, einige geben den Ton anEine/r wird, manche werden vonkeinem gemocht. Eine/r wird,manche werden von der Mehrheitregelrecht gequält.18 gefunden bei:Arne Brassat und Maternus Honnen: „Du bist schlimm!“ –Handreichung zum Einsatz des gleichnamigen Videofilms inSchule und Unterricht16


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L10 Der Smob-Fragebogen 19Der Smob-Fragebogen ist im Buch „Schülermobbing– <strong>tun</strong> wir was dagegen!“ komplettabgedruckt. Er umfasst mehrere Seiten undbeinhaltet 93 Fragen, die in folgende Unterkapitelgeordnet sind:Bezug auf Kontakte• Du wirst von anderen abgelehnt.• Andere verlangen von dir Sachen, die duals kränkend empfindest.• Angriffe auf dein Ansehen, das du beianderen hast.• Du erlebst Gewalt oderGewaltandrohung.• Bist du dem Angreifer ... unterlegen?• Wie oft warst du einer oder einigendieser Handlungen ausgesetzt?• Seit wann hast du diese Handlungenschon zu ertragen?• Von welchen Personen gingen dieHandlungen aus?• Wie viele Personen waren an denHandlungen gegen dich beteiligt?• An wen kannst du dich wenden, ummit ihm/ihr darüber zu sprechen?Die Formel „Feindseligkeiten geteilt durchAnzahl der Schüler“ ergibt den Klassenindikator.Wer Spaß hat am Auszählen und an Statistiken,ist mit dem Fragebogen gut bedient.Er ist umfangreich und sehr aufwändig.Der Smob-Fragebogen ist erhältlich beimAOL-Verlag Lichtenau, Bestellnummer A 719,30 Stück kosten 6,90 EUR.Um Eindrücke zu erhalten und forschendden Dingen auf die Spur zu kommen, reichtdas im Vergleich unkomplizierte Verfahrenauf der folgenden Seite.In jedem Kapitel gibt es noch spezielleFragen, die alle möglichen Vorgänge ausleuchten.Eine ausführliche Anlei<strong>tun</strong>g zur Auswer<strong>tun</strong>gist beigefügt, so dass man ein sehr genauesBild vom <strong>Mobbing</strong> innerhalb der Klasseerhält. Es wird festgestellt, wie lange, wieoft, wie schlimm das <strong>Mobbing</strong> empfundenwird.19 Horst Kasper in: Schülermobbing – <strong>tun</strong> wir was dagegen!AOL 2002, S. 4 ff, Smob-Fragebogen, AOL 719, 30 Stück 6,90 EUR17


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L11 Ein anderer Fragebogen 201234567891011121314151617181920212223242526272829303132333435Lassen dich andere nicht zu Wort kommen?Wirst du unterbrochen, <strong>wenn</strong> du etwas sagen möchtest?Wirst du von anderen angeschrien?Wirst du wegen deiner Familie, wegen deiner Freizeitgestal<strong>tun</strong>goder Hobbys kritisiert?Wirst du am Telefon belästigt?Machen andere abwertende Blicke oder Bewegungen gegen dich?Machen andere dir gegenüber Andeu<strong>tun</strong>gen ohne etwas genauanzusprechen?Lehnen andere es ab, mit dir zusammenzuarbeiten?Will jemand nicht mit dir sprechen?Verbietet jemand anderen mit dir zu sprechen?Lassen dich andere nicht mitspielen?Wirst du von anderen „wie Luft“ behandelt?Bekommst du Drohungen?Wirst du von anderen bei der Arbeit kritisiert?Verlangen andere, dass du sie bedienst?Musst du anderen deine Hausaufgaben geben?Musst du jemandem die Hausaufgaben machen?Musst du anderen deine Sachen hergeben?Sprechen andere hintenrum schlecht über dich?Macht dich jemand vor den anderen lächerlich?Erklärt dich jemand für dumm?Erzählen andere Lügen über dich?Macht jemand deine Familie oder Herkunft lächerlich?Macht sich jemand wegen deiner Religion lustig?Macht sich jemand über dein Aussehen oder deine Kleidung lustig?Ruft dir jemand Schimpfworte nach?Rufen sie dich mit kränkenden Spitznamen?Droht dir jemand Schläge an?Droht dir jemand mit einem Messer oder eineranderen Waffe? Womit?Wirst du geschlagen?Nimmt dir jemand Sachen weg?Richtet dir jemand bewusst Schaden an deinen Sachen an(z. B. Kleidung, Fahrrad)?Wirst du sexuell belästigt?Durch wen und wie?Gibt es noch etwas anderes, was andere machen? <strong>Was</strong>?oft manchmal einmal nieDieser Fragebogen ist angelehnt an denSmob, aber stark vereinfacht und daher nichtso analytisch.20 gefunden bei Horst Kasper:Arbeitsmappe Konfliktmanagement in der Schule,AOL 2004, S. 3318


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L12 Klassenmediationin der SEK I mit Schülermediatoren 21Ausgebildete Schülermediatoren erforschenim Gespräch mit der Klasse Stimmungen undverdeckte Themen. Die Klasse wird geteil<strong>tun</strong>d jede Gruppe berät sich mit zwei oderdrei Mediatoren. Untereinander teilen sichdie Schülerinnen und Schüler ihren Peers 22eher mit als den Erwachsenen.EinstiegDefinitionErhellung und SammlungOperationalisierenZusammenführenAusstiegDanken für die Gelegenheit unddie Bereitschaft zur Klima-Bera<strong>tun</strong>g.Sich namentlich vorstellen.Klasse in zwei Gruppen teilen, je einGesprächsleiter und zwei Begleiterfür jede Teilgruppe.Spezifizieren, Beispiele nennenlassen, fragend dem Problem aufdie Spur kommen.Zusammenfassen und Zustimmungeinholen.Wünsche erkunden.Teilprobleme aufnehmen,kategorisieren,Soll-Zustand festhalten.Verbindlichkeit herstellen.Wege zum Ziel finden undvereinbaren.Ergebnisse der anderen Gruppeabgleichen.Vertrag zusammenfassen.Zeitrahmen für Erfolgskontrollefestlegen.Klassenklima erfragen.Nach Qualität der Klassengemeinschaftfragen.Polarisierungen/Themen heraushören.Spiegeln, verdeutlichen,keine Beleidigungen zulassen.Teilproblem für wenige?Einzelbera<strong>tun</strong>g anbieten,Problemfeld auf Flipchart sammeln.An Teilbereiche erinnern.Kleine Schritte,einzelne Zusagen einholen.Verantwor<strong>tun</strong>gsübernahmenamentlich festhalten.Für Kooperation danken.Frei nach O. Hagedorn21größere Schülerinnen und Schüler wollen nicht mehr„Konfliktlotsen“ genannt werden22Altersgleiche, Gleichberechtigte im Status19


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L13 Die Farsta-MethodeEine Anlei<strong>tun</strong>gDie Farsta-MethodeFarsta ist ein Stadtteil von Stockholm. Dorthat ein Team mit Karl Ljungström dieseMethode entwickelt und erfolgreich angewandt.Laut Ljungström ist es sinnvoll, anjeder Schule ein Team von zwei bis fünfPersonen zu haben, die sich um akute Fällevon <strong>Mobbing</strong> kümmern.Es ist eine verdeckte Methode. Wer damitarbeiten möchte, sollte etwas Erfahrunghaben im Umgang mit Widerstand.Die Täter werden nicht geschont, sondernmit ihrer Tat konfrontiert.Eine gute Vorberei<strong>tun</strong>g ist zwingend erforderlich,sonst werden Sie mit dieser Methodescheitern! Holen Sie sich jemanden zurUnterstützung!Erster Schritt:Wenn Sie von einem <strong>Mobbing</strong>fall erfahren:• Mit dem Informanten sprechen.• Behutsam das Opfer befragen.• Ermutigung aussprechen.• Zuversicht vermitteln.• Genau recherchieren.Alles exakt wissen:• Wo hat wer was wann gemacht?• Wie oft?• Wer war dabei?• <strong>Mobbing</strong>-Tagebuch vom Opfer führenlassen, <strong>wenn</strong> nötig.• Wichtig ist, dass kein anderer Schüler vondiesem Gespräch erfährt, damit diemobbenden Schüler nicht vorgewarntwerden.• Eltern einbeziehen?Zweiter Schritt:• Unterstützung organisieren.• Fragen Sie sich: Wer hilft mir?• Zeit organisieren (zwei S<strong>tun</strong>den).• Raum organisieren.• Kollegen informieren, dass diemobbenden Schüler der Reihe nacham ... um ... aus dem Unterricht geholtwerden sollen.• Protokoll nötig? Wer schreibt mit?Dritter Schritt:• Die Täter überraschend einzeln ausdem Unterricht holen.• Legen Sie den beigefügten Gesprächsbogen23 vor sich hin und führen Sie dasGespräch entsprechend.• Seien Sie klar und unbeirrt in der Sacheund ruhig im Ton!• Ächten Sie die Tat und nehmen Sie denTäter in die Verantwor<strong>tun</strong>g!• Versuchen Sie, den Täter als Kooperationspartnergegen <strong>Mobbing</strong> zu gewinnen.• Seien Sie auf die Rechtfertigungsstrategienvorbereitet!• Da niemand vom wirklichen Inhaltdes Gesprächs weiß, ist es nicht nötig, sichSorgen um die Reintegration zu machen.V ierter Schritt:• Freuen Sie sich, <strong>wenn</strong> es geklappt ha<strong>tun</strong>d machen Sie im Kollegium Reklame fürdie Methode!• Danken Sie allen beteiligten Kolleginnenund Kollegen für ihre Kooperation.23 Den Gesprächsbogen finden Sie auf S. 21. Sie können ihnalternativ auch zum Staffelrad benutzen.20


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L14 Gesprächsbogen zur Farsta-Methode 24Ergänzung zum dritten Schritt der Anlei<strong>tun</strong>g zur „Farsta-Methode“Name der/des Befragten: Klasse: Datum:Weißt du, worüber wir mit dir sprechen wollen?(Warten und sich nicht für dumm verkaufen lassen.)(Name des Opfers)(Kleine Unsicherheiten nutzen und bohren, zielstrebig bleiben.)hat „Schwierigkeiten“. Weißt du etwas darüber?In Unterlagen blättern, dann konfrontieren:Wir wissen, dass du beteiligt bist. Du hast am ........ folgendes gemacht:1.2.3.(Keine Diskussion zulassen! Keine Rechtfertigungsstrategien akzeptieren!)Das klingt schlimm. Das ist nicht mehr harmlos, das ist MOBBING!<strong>Mobbing</strong> ist der vorsätzliche Angriff auf die seelische Gesundheit!Das muss sofort aufhören!<strong>Was</strong> kannst du dazu beitragen, dass das <strong>Mobbing</strong> gegen ........ aufhört?(Eigene Verantwor<strong>tun</strong>g abfragen, Zugeständnisse einholen und festhalten.)<strong>Was</strong> kannst du <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> du andere dabei beobachtest?(Notieren und die Hal<strong>tun</strong>g vermitteln, dass man den Täter als Kooperationspartner gewinnen möchte.)Wir werden dichlang beobachten. Wir sprechen auch mit den anderen Beteiligten.(Zeitraum)Dann werden wir noch einmal mit euch allen ein Gespräch führen.Bist du damit einverstanden?Der Täter muss in der Klasse nicht erzählen, weswegen er zu einem Gespräch gebeten worden war.24 frei gestaltet nach O. Hagedorn u. AG: Von Fall zu Fall,BIL Berlin, 2000, S. 98 fQuelle: Bettina Schubert: Verlässliches Miteinander,BIL 2000, S. 17 ff21


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L15 RechtfertigungsstrategienDiese Rechtfertigungsstrategien sindGesprächsfallen, auf die man vorbereitetsein muss. Sie dienen der Vermeidung vonSchuldgefühlen und sollen von der eigentlichenTat ablenken.• Schuldgefühle werden abgegebenund besänftigt:Die anderen machen das ja auch!Ich hab doch bloß ...• Schuldbefreiung durch auslösendeHandlung des Opfers:Der hat doch angefangen!Wenn man sich darauf einlässt,wird man gewissermaßen im Vorgarten derTat spazieren geführt. Man sollte versuchen,diese Äußerungen als solche zu erkennenund das Gespräch auf die Taten lenken.Man kann sagen: „Trotz alledem: <strong>Was</strong> dutust, ist ein vorsätzlicher Angriff auf dieseelische Gesundheit von ... ! Und so etwasdulden wir nicht! Heute nicht und inZukunft auch nicht!“• Das Opfer wird herabgewürdigt undnötigt dadurch den Täter zur Tat:Schwul! Behindert! Ausländer! Schrottklamotten!• Eigene Gewissensanforderungen werdenheruntergeschraubt:Wir haben selbst kein Geld, keine Arbeit!Alle hacken auf mir herum!• Berufung auf höhere Instanzen:... hat meine Mutter/Familie/Religionbeleidigt!22


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L16 Das Staffelrad 25als Methode gegen <strong>Mobbing</strong>Das Staffelrad ist eine sehr aufwändige undzugleich sehr effektive Methode. Beim Staffelradwerden die Täter vor den Gesprächenvereinzelt. Das heißt, Sie müssen sich alsLehrer gut organisieren.In einem <strong>Mobbing</strong>fall beginnen Sie wie beider Farsta-Methode mit genauen Recherchen,bis Sie sicher sind, wer die Täter sindund was sie <strong>tun</strong>. Falls Sie es zum Beispiel mitdrei Haupttätern zu <strong>tun</strong> haben, könnenSie wie folgt vorgehen:Vereinbaren Sie mit drei Kollegen, dasssie jeweils einen Täter für die gesamte Dauerder nötigen Gespräche in ihren Klassenbetreuen und beaufsichtigen.Während Sie mit dem einen Schülersprechen, dürfen die anderen beiden Täterkeinen Kontakt miteinander haben. Sieholen also die drei Täter aus ihrer jeweiligenKlasse und vereinzeln sie. Dann bitten Sieden Ersten zum Gespräch.Am besten ist, Sie führen das Gesprächentlang dem Gesprächsbogen der Farsta-Methode! Rechnen Sie mit Ausflüchten undRechtfertigungen, aber bleiben Sie fest! Siedulden kein <strong>Mobbing</strong> und für <strong>Mobbing</strong> gibtes keinen Grund. Häufig wissen die Täternicht, was der eigentliche Auslöser war undauch nicht, wann es angefangen hat. Es wareinfach da und ist es noch!Fordern Sie vom ersten Täter eine Zusageein, sofort damit aufzuhören! Verlangen Sieeine sichtbare Verhaltensveränderung unddie Unterstützung gegen <strong>Mobbing</strong>! Wenn25 Das Staffelrad ist eine gute Methode bei Gruppengewalt.Ich nutze sie hier als Mittel gegen <strong>Mobbing</strong> in abgeänderterForm.Das Original ist nachzulesen bei Ed Watzke: ÄquilibristischerTanz zwischen Welten, Bonn 1997, S. 62 ffSie diese Zusagen glaubwürdig erhaltenhaben, ziehen Sie das ehemalige Opfer hinzuund lenken Sie das Gespräch im Sinn desFriedens und des Ausgleichs. „Du kannst dichjetzt entschuldigen und sagen, wie du dich inZukunft verhalten möchtest!“, oder ähnlich.Dann wird dieser Täter wieder zurückgebrachtin die Betreuung und Sie müssen dieselbeProzedur noch zweimal durchführen.Wenn Sie es für nötig erachten, können Siezum Abschluss noch einmal alle Betroffenenan einen Tisch holen, ihnen für die Kooperationdanken, Kontrolle ankündigen undZuversicht für die nächste Zeit verbreiten.Eine schwierige Phase ist die Reintegration.Sie muss behutsam geplant werden. Natürlichahnen alle übrigen Schüler, warum plötzlichdie drei Haupttäter aus der Klasse geholtworden sind und warten gespannt auf derenRückkehr. Deshalb ist es wichtig, alle Betroffenenwieder sanft in die Gemeinschaft einzubetten.Lassen Sie sie selbst entscheiden,was der Klasse mitgeteilt werden soll.Diese Gespräche verlaufen meistensstockend, aber in der Regel versöhnlich. Fastimmer kommt der Vorwurf an das Opfer, eshätte doch alles selbst regeln können ohneLehrer. Hier sind Sie gefragt! Erklären Sienoch einmal, wie gemein <strong>Mobbing</strong> funktionier<strong>tun</strong>d dass dieser Wunsch ein Mythos is<strong>tun</strong>d dem Opfer eine Mitschuld zuschreibenwill! Bleiben Sie fest!Beobachten Sie nun offen das Verhalten derBeteiligten und erkennen Sie prosoziale Veränderungenan! Wichtig ist es, bei Gelegenheitdie Klasse(n) generell über <strong>Mobbing</strong>aufzuklären. Die Möglichmacher müssen inihrer passiven, aber wichtigen Rolle besondersthematisiert werden.23


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L17 No Blame Approach(Vorgehen ohne Schuldzuweisung)Dies ist eine sanfte Methode und gut fürGrundschulklassen geeignet.1 Gespräch mit dem OpferWenn ein Kind schikaniert wird, Eltern verständigen,Einverständnis für das Gesprächeinholen. Mit dem betroffenen Kind überdessen Gefühle sprechen und betonen, dasssie normal sind. Nicht die Vorfälle einzelnbesprechen, aber herausfinden, wer mitmacht.2 Gespräch in der kleinerenGruppeGespräch mit einer Unterstützergruppe oderder Klasse. Täter und Mitläufer sind dabei.Jedoch in Abwesenheit des schikaniertenKindes. Gespräch über dessen verletztenGefühle und dass die Reaktionen des Kindesverständlich sind. Keine Details nennen.In unserer Klasse gibt es ein Kind, dem gehtes schlecht. Wer weiß, wen ich meine?Wie, glaubt ihr, fühlt er/sie sich?Sammeln und nachhelfen an der Tafel:• traurig• keine Lust zur Schule zu kommen• heult• wütend• findet sich doof• einsam• ...3 Verantwor<strong>tun</strong>g übertragenDie Lehrerin würdigt das Einfühlungsvermögender Gruppe/Klasse. Wem ist es schon malähnlich gegangen? Wie war das für dich?<strong>Was</strong> könntet ihr <strong>tun</strong>, damit sich das ändert?Vorschläge einholen zur Verbesserungder Lage des betroffenen Kindes, aber keineVersprechen abverlangen. Zum Beispiel• mit ihr/ihm spielen,• mal Eis essen gehen,• mal Radiergummi ausleihen,• mich zu ihr/ihm setzen,• in die Mannschaft wählen,• ihr/ihm mal in Mathe helfen,• sie/ihn abholen.Verantwor<strong>tun</strong>g für die Problemlösung wirdder Gruppe übertragen.Lehrerin: Ich sehe schon, ihr kriegt das hin!4 Nachberei<strong>tun</strong>gNach einer Woche spricht man mit allenbeteiligten Schülerinnen und Schülern einzeln– auch mit dem Opfer – und erkundigtsich, wie sich die Dinge entwickelt haben.Viel Anerkennung aussprechen (Lobbingstatt <strong>Mobbing</strong>!). Dann der Klasse für dieneue Situation danken und Respekt vor dersozialen Leis<strong>tun</strong>g zum Ausdruck bringen.24


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L18 Mögliches VersöhnungsverhaltenNo Blame ApproachMeist wissen die Schüler nicht, was sie alsVersöhnung oder zum Ausgleich anbietenkönnten. Wenn man ihnen Zeit gibt und sieunterstützt, entwickeln sie gute Ideen:Kooperative VorschlägeGestenObjektangeboteKörperkontaktEntschuldigungenSymbolische AngeboteVermittlung durch DritteSich gemeinsam etwas vornehmen, zu Hauseabholen, Hausaufgaben machen, ins Kino gehen,gemeinsam eine DVD ausleihen und gucken.Lächeln, sich ins Gesicht schauen, Verlegenheitandeuten.Kleines Geschenk machen, Kaugummi anbieten,Radiergummi ausleihen.Die Hand reichen, auf die Schulter klopfen,umarmen, den Arm berühren.Tut mir Leid! Ich passe besser auf! Das kommtnicht mehr vor! Habe ich nicht bedacht!In die eigene Mannschaft wählen, Hilfe anbieten,sich an denselben Tisch setzen, Platz anbieten.Gespräche erleichtern, mit Streithähnen sprechen,zur Seite stehen.25


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L19 Ein Fallbeispiel aus der GrundschuleDas <strong>Mobbing</strong>opfer heißt FerdinandRtritt, schlägt, ärgert.„Ich nehme meine Faust und schlage sie dirin die Fresse, dass du nicht weißt, wo vorne undhinten ist.“„Du bist fett wie eine Kuh!“„Du hast schrottige Klamotten.“„Deine Hose und alles sieht Scheiße aus!“„R macht es heimlich, verdeckt.“ChOEYAlle Jungs zusammenschlägt, „rammt“ Ferdinand in den Armsagt: „Homo! Hurensohn! Fick dich, du Penner!“macht bei allem mit.macht mit.treten, schlagen mit voller Wucht auf dieSchreibhand.Ferdinand: „Die ganze Klasse macht mit, außer ein paar, aber die sagen nichts.“(Originalinterview: Walter Taglieber)26


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E L20 Ein Fallbeispiel aus der SEK IIDas <strong>Mobbing</strong>opfer heißt NadjaH:B:War selbst <strong>Mobbing</strong>opfer in der früheren SchuleP:F:Ruft laut, aggressiv und energisch:„Scheiß-Ossis, geht wieder zurück!“„Ihr seid alle dumm!“„Ossi-Schlampe!“„Typisch Ost!“Tuschelt mit Nachbarn während des Unterrichts,mit Blick auf Nadja, so dass man nicht weiß,was H sagt. Es soll aber so aussehen, dass esunfreundlich ist.Es ist alles falsch, was Nadja im Unterricht sagt.Mischt sich immer ein, <strong>wenn</strong> Nadja etwas imUnterricht sagt, egal, ob Unterrichtsbeiträge,Hausaufgaben oder Musikvorlieben.Sagt: „Wegen euch Ossis kriegt mein Vater keinWeihnachtsgeld mehr!“Tuschelt mit H.Lacht, <strong>wenn</strong> sich Nadja meldet.Guckt Nadja an und kichert grundlos.Sagt: „Missgeburt!“Sagt: „Osttussi / Ostschlampe!“Lacht sie bei Fehlern im Französischunterricht aus.Starrer Blick in die Augen.Flüstert mit Nachbarn und schaut Nadja dabei an.Sprache aus dem Fäkalienbereich.Egal, was Nadja sagt, sie ist immer die „IntelligenteKlugscheißerin“.Beliebt in der KlasseSagt: „Ossis sind an der BRD-VerschuldungSchuld!“Sagt: „Du bist hier auf Wessigebiet und hast dieKlappe zu halten!“Sagt: „Ihr habt euch freiwillig einsperren lassenin der DDR!“Sagt: „Zieh dich mal ein bisschen zurück!“(wegen Zensurenkonkurrenz).Die ganze Klasse kriegt das mit, niemand schreitet ein.(Originalinterview: Walter Taglieber)27


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E LLiteraturlisteAhrbeck, BerndKonflikt und Vermeidung,Psychoanalytische Überlegungen zu ErziehungsfragenLuchterhand, 1997Für Theoretiker und wissenschaftlich Interessierte. Nicht praxisbezogen.Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungAchtsamkeit und AnerkennungMaterialien zur Förderung des Sozialverhaltens in der GrundschuleBZgA Köln 2002Sehr gut! Kostenlos zu beziehen über 0221/89920.Kneip, Winfried und Faller, KurtDas buddy-Projekt: Soziale Kompetenz für SchülerVodaphone Stif<strong>tun</strong>g Düsseldorf 2002www.buddy-projekt.deAllumfassend, für jeden etwas dabei.Vorsicht: die Fülle kann einen erschlagen!Durach, Grüner, NapastDas mach ich wieder gut!Gewaltprävention an SchulenAOL 2004Die Anschaffung lohnt sich!Hagedorn, OrtrudGefühle ausdrücken, erkennen, mitfühlenLISUM Berlin 2003Neu überarbeitet: Pflicht für Lehrer!Hagedorn, OrtrudVom Ich-Heft zur bewussten SelbststeuerungSelbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, eigenes Entwicklungsbewusstsein,Normabweichung, AmbiguitätstoleranzLISUM Berlin 2003Neu überarbeitet: Für Grundschullehrer/innen ein Muss.Hohenadl, Ch.Arbeitsblätter – Kommunikationstraining: richtig hören, verstehen, reden20 Arbeitsblätter mit didaktisch-methodischen KommentarenSekundarstufe II, Klett 1997Gugel, G.Themenblätter im Unterricht, Nr.16: <strong>Mobbing</strong>,Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung,Bonn 200228


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E LKasper, HorstSchülermobbing – <strong>tun</strong> wir was dagegenMit dem Smob-Fragebogen mit Anlei<strong>tun</strong>g und Auswer<strong>tun</strong>gshilfenAOL 2002Für die Arbeit im Unterricht, auch SEK I, völlig ausreichend.Kasper, HorstStreber, Petzer, SündenböckeWege aus dem täglichen Elend des SchülermobbingsAOL 2001„Riecht“ nach Ausschlach<strong>tun</strong>g des <strong>Mobbing</strong>themas.Trotzdem lesenswerter Teil zur Pädagogik gegen <strong>Mobbing</strong>.Kasper, HorstArbeitsmappe Konfliktmanagement in der SchuleAOL 2004Alles interessant, nichts neu.Krowatschek, Dieter und Krowatschek, GitaCool bleiben? <strong>Mobbing</strong> unter KindernAOL 2003Gute Ideen, aber zu wenige, und deswegen zu teuer.Leymann, Heinz<strong>Mobbing</strong> – Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kannRowohlt 1995Mechanismen von <strong>Mobbing</strong> in der Arbeitswelt der Erwachsenen.Olweus, DanGewalt in der Schule<strong>Was</strong> Eltern und Lehrer wissen solltenBern (u.a.) 1996Das grundlegende Buch, fast alle anderen Autoren beziehen sich auf Olweus.Schubert, BettinaVerlässliches MiteinanderBIL 2000Liegt in allen Schulen vor.Schulz von Thun, FriedemannMiteinander redenBand 1-3. Reinbek, Rowohlt 2001Die Klassiker schlechthin.Watzke, EdÄquilibristischer Tanz zwischen WeltenBonn 1997Erhellende Hintergründe, weitere Methoden, setzt Erfahrung voraus.29


B E R L I N E RA N T I -M O B B I N G - F I B E LWöbken-Ekert, Gunda„Vor der Pause habe ich richtig Angst.“Gewalt und <strong>Mobbing</strong> unter Jugendlichen. <strong>Was</strong> man dagegen <strong>tun</strong> kann.Campus 1998LINKS:Bei www.google.de gibt es unter dem Stichwort SCHÜLERMOBBING 1850 Stichpunkte.Viel Spaß!Weitere Empfehlungen:Eisenberg, GötzAmok – Kinder der KälteÜber die Wurzeln von Wut und HassRowohlt 2000Spannende Lektüre zum Thema.Faller, Kurt und SabineKinder können Konflikte klärenÖkotopia 2003Sehr empfehlenswert für die Arbeit mit Kindergartenkindern und Schulanfängern.Hagedorn, OrtrudUnterrichtsideen KonfliktlotsenKlett 1999Grundlagenbuch zum Konfliktlotsenmodell.Petersen et al.Sozialtraining in der SchuleBeltz 1999Überraschende Trainingseinheiten, sehr empfehlenswert!Rosenberg, Marshall B.Gewaltfreie KommunikationJunfermann 2003Ein Muss für alle Pädagogen.Schilling, DianneSoziales Lernen in der GrundschuleVerlag an der Ruhr 2002Lebendige Spiele, anregend, gut aufgemacht.30


Gewaltprävention kann nicht früh genug beginnen, denn selbst inGrundschulen sind <strong>Mobbing</strong> und Gewalt keine Seltenheit mehr.Die jüngsten Schüler sind ganz besonders auf unsere Hilfe angewiesen, damit sich sozialesFehlverhalten nicht bereits in den ersten Schuljahren einspielt.Das Buch „Der Fürchtevogel“, als Mitmachbuch von Marianne Riemann konzipiert,bietet Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, das Thema Angst und Gewalt mit Kindernab 8 Jahren im Unterricht aufzugreifen, die Problematik von verschieden Gesichtspunktenaus zu betrachten,Vorkommnisse im eigenen Klassenverband bewusst zu machen undindividuelle Lösungsmöglichkeiten aufzuspüren.Die Kinder dürfen auf den freien Mitmachseiten im Buch oder im beiliegenden Malbuch(nachbestellbar) malen oder schreiben, was ihnen assoziativ zum Text einfällt. Auf dieseWeise geben sie mehr oder weniger verschlüsselte Hinweise auf ihre Ängste und lassennonverbale Einblicke in ihre persönliche Problematik mit <strong>Mobbing</strong>, Angst und Gewalt zu.Für den Erwachsenen bieten sich dadurch Anhaltspunkte, um mit vorsichtigen Gesprächenbeginnen zu können. Damit ist das quälende Schweigen durchbrochen und eine Chancefür weiterführende Maßnahmen gegeben.Luftbildverlag BerlinKönigin Elisabeth Str. 9a14059 BerlinTel.: 030 / 3 41 40 40Fax: 030 / 3 41 20 30Mail: reuter@luftbildverlag-berlin.deISBN 3-936828-51-2

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