Profis zeigen Profil - Mikado
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ARCHITEKTEN 4A<br />
GEORGE DOyLE, ISTOCKPHOTO.COM<br />
mikado-Interview<br />
6<br />
kurz & bündig<br />
Verwaltungsbehörde baut Dreigeschosser in Holz<br />
Am 20. Juni 2009 öffnete der Erweiterungsbau des Landratsamts<br />
Oberallgäu in Sonthofen, ein dreigeschossiger Holzbau mit fast<br />
3000 m 2 Nutzfläche und KfW-40-Standard. Es handelt sich um<br />
das größte bisher in Bayern verwirklichte Verwaltungsgebäude<br />
in Holzbauweise. mikado sprach darüber mit Uschi Müller,<br />
Partnerin in der Allgäuer Bürogemeinschaft „Architekten 4A“.<br />
mikado: Frau Müller, was war<br />
ausschlaggebend, dass sich das<br />
Landratsamt Oberallgäu für die<br />
Holzbauweise entschied?<br />
Gerichtsurteil<br />
Uschi Müller: Schon mit unserem<br />
Entwurf beim Architektenwettbewerb,<br />
bei dem wir den ersten<br />
Preis gewannen, hatten<br />
wir einen Holzrahmenbau mit<br />
Massivholzdecken vorgeschlagen.<br />
Dieses Konzept vertraten<br />
wir dann auch beim anschließendenEntscheidungsfindungsprozess<br />
mit großem Nachdruck.<br />
Wir betonten, dass die Holzbauweise<br />
durch den hohen Vorfertigungsgrad<br />
sehr wirtschaftlich<br />
ist, dass die Trocknungszeit sehr<br />
kurz und dadurch das Gebäude<br />
schnell benutzbar ist. Des Weiteren<br />
wiesen wir darauf hin,<br />
dass ortsansässige Holzbaube-<br />
◂ Das Landratsamt Ostallgäu ist der<br />
größte bisher in Bayern<br />
errichtete Behördenbau in Holz<br />
HAF sucht neue Finanzierung<br />
Das Bundesverfassungsgericht entschied bei einer<br />
Klage gegen das Holzabsatzfondsgesetz, dass<br />
die bisherige solidarische Finanzierung über eine gesetzliche<br />
Zwangsabgabe verfassungswidrig sei. Unter<br />
Federführung der „Plattform Forst & Holz“ arbeiten die<br />
Verbände der Holzwirtschaft nun<br />
an alternativen Lösungen. Einig<br />
ist man sich, nur nach einer neuen<br />
Finanzierungsgrundlage zu suchen,<br />
die zentrale Holzabsatzförderung<br />
aber weiter bestehen zu lassen.<br />
Alle Maßnahmen in einer zentral<br />
Organisation zu bündeln, habe sich<br />
als Konzept in der Vergangenheit<br />
gut bewährt. www.haf.de<br />
mikado 7.2009<br />
triebe und die heimische Holz-<br />
und Forstwirtschaft davon profitieren.<br />
Und wir fanden dann<br />
sogar noch eine Vergaberegelung,<br />
derzufolge das verwendete<br />
Bauholz nachweislich aus der<br />
Region innerhalb eines 100-km-<br />
Radius stammen muss.<br />
Welche Vorbehalte gab es gegen<br />
die Holzbauweise?<br />
Man vermutete, dass die Baukosten<br />
gegenüber der Massivbauweise<br />
deutlich höher wären.<br />
Diesen Vorbehalt konnten wir<br />
dann im Laufe des Entscheidungsfindungsprozesses<br />
mit<br />
harten Fakten widerlegen. Und<br />
dann kam natürlich auch wieder<br />
das scheinbar unvermeidliche<br />
Schlagwort von der „Barackenbauweise“.<br />
Hier konnten<br />
wir die Befürchtungen mit guten<br />
Beispielprojekten auflösen.<br />
War die Überzeugungsarbeit<br />
schwierig und langwierig?<br />
Ja, wir mussten anfangs ziemlich<br />
viel Überzeugungsarbeit leisten.<br />
Die Berechnungen für die Gegen-<br />
überstellung der Kosten für Holzbau<br />
und Massivbau waren sehr<br />
zeitaufwendig. Um bei der Präsentation<br />
im Kreistag besser argumentieren<br />
zu können, holten<br />
wir uns die Unterstützung verschiedenerHolzbau-Organisationen<br />
wie dem Holzforum Allgäu<br />
und dem Cluster Forst & Holz<br />
„Wir mussten anfangs ziemlich viel<br />
Überzeugungsarbeit leisten.“<br />
Unfallprävention<br />
Durch die Reform der Arbeitsschutzvorschriften<br />
ist ein Bauunternehmer bei<br />
der Unfallprävention zu stärkerer<br />
Eigenverantwortung verpflichtet.<br />
Die Berufsgenossenschaft<br />
Bau (BG Bau) hat deshalb<br />
eine CD-ROM zur Gefährdungsbeurteilung<br />
herausgegeben, angepasst<br />
an die Bedürfnisse der<br />
verschiedenen Gewerke – also<br />
in Bayern. Das zahlte sich dann<br />
letztlich auch aus.<br />
Wie kann der Holzbau generell<br />
mehr Akzeptanz erreichen?<br />
Gute Architektur und eine solide<br />
Ausführung sind das Wichtigste.<br />
Ein funktionaler Entwurf mit einer<br />
zeitgemäßen Architektursprache<br />
konnte in unserem Fall zunächst<br />
Gefahren sicher beurteilen<br />
▴ CD-ROM „Gefährdungsbeurteilung“<br />
der BG Bau<br />
auch der Zimmerer. Ergänzend erhalten die Nutzer<br />
eine Fülle von Arbeitshilfen, Formulare, Betriebsanweisungen<br />
und Vorschriften.<br />
www.bgbau-medien.de → Gefährdungsbeurteilung