PDF - Tai Chi Schule Daniel Grolle
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<strong>Tai</strong>ji Verstehen 30_07_04.qxd 14.08.2004 17:25 Seite 60<br />
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„Die Peitsche“
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1<br />
Das Gewicht sinkt zu<br />
100 % zurück, durch den<br />
hinteren, linken Fuß.<br />
Die Hände bleiben zunächst ruhig<br />
im Raum stehen.<br />
Die Arme längen sich. „Klebende<br />
Hände“*.<br />
Schließlich folgen die Arme dem<br />
Körper.<br />
Das „Tor des Lebens“* öffnet sich.<br />
Häufiger Fehler:<br />
Gewicht im vorderen Fuß:<br />
„Fuß-Test“*.<br />
Kommentar zu den<br />
„Klebenden Händen“*:<br />
Die „Klebenden Hände“ sind eine<br />
Besonderheit des <strong>Tai</strong>jiquan als<br />
Kampfkunst. Deine lockeren Hände<br />
„kleben“ mit einer leichten Berührung<br />
am Körper, oder auch an den<br />
Armen deines Partners, ohne diesen<br />
auf irgendeine Weise in seiner Bewegungsfreiheit<br />
einzuschränken. Es<br />
handelt sich also nicht um einen<br />
Griff oder eine Abwehr. Du hast<br />
allerdings mit den „Klebenden Händen“<br />
dafür gesorgt, dass du mechanisch<br />
und energetisch mit dem anderen<br />
verbunden bist. Selbst wenn<br />
du jetzt die Augen schließen solltest,<br />
kann dich der andere nicht<br />
mehr mit seinen Aktionen überraschen.<br />
Alle seine Bewegungen übertragen<br />
sich auf deinen Körper, ohne<br />
dass du sie dafür verstehen oder auf<br />
sie reagieren müsstest. Du bist sozusagen<br />
ein Teil von ihm geworden.<br />
Außerdem enthalten die „Klebenden<br />
Hände“ jederzeit die Möglichkeit,<br />
auch eine seil- oder ballonartige<br />
Qualität anzunehmen.<br />
In der <strong>Tai</strong>ji-Form erkennst du die<br />
„Klebenden Hände“ immer wieder<br />
daran, dass sie unbewegt im Raum<br />
stehen bleiben, während sich der<br />
Körper auf sie zu oder von ihnen<br />
weg bewegt. Das gibt den <strong>Tai</strong>ji-Bewegungen<br />
Ruhe und Zentriertheit<br />
und führt deinen Geist in ein aufmerksames<br />
Lauschen.<br />
In Zukunft werde ich bei den entsprechenden<br />
Stellen in der Form<br />
einfach mit dem Hinweis:<br />
„Klebende Hände“* an diese Qualität<br />
erinnern.<br />
Übungskette<br />
„Das Pauspapier“<br />
Stufe 1) Du stehst im „Katzen-<br />
Schritt“* dicht vor der Wand. Mit<br />
deinen lockeren Händen hältst du<br />
ein Durchschlagpapier, mit der farbigen<br />
Seite ganz leicht gegen die Wand<br />
gedrückt. Du möchtest auf keinen<br />
Fall einen Flecken an die saubere<br />
Wand eures Übungsraumes machen,<br />
aber schon ein kleiner Druck auf das<br />
Blaupapier würde die Farbe sofort<br />
auf die Wand drücken. Andererseits<br />
darf dir das Papier auch nicht heruntersegeln.<br />
Du musst es also mit<br />
immer mit demselben, ganz leichten<br />
Druck an der Wand halten.<br />
In den <strong>Tai</strong>ji-Klassikern ist von zwei<br />
Unzen die Rede. Ich habe zufällig<br />
einmal zwei alte chinesische Gold-<br />
Unzen in der Hand gehalten. Für<br />
Münzen sind sie schwer, als Druck<br />
durch die Hände aber sehr wenig.<br />
Nun beginnst du dich vorsichtig hin<br />
und her zu bewegen, rechts – links,<br />
vorne – hinten, oben – unten und<br />
Fußwechsel. Es müssen dabei weder<br />
alle Finger, noch beide Hände an<br />
dem Blaupapier haften. Nur runterfallen<br />
darf es nicht und Flecken soll<br />
es keine geben.<br />
Stufe 2) mit Partner „Klebende<br />
Hände“*: Du bleibst bei der Übung<br />
von eben, nur dass dich dein Partner<br />
jetzt hin und her schubst und zieht,<br />
während du ihn gewähren lässt, aber<br />
noch dein Blaupapier an der Wand<br />
hältst – fleckenfrei!<br />
Stufe 3) Ihr stellt euch in verschränkten<br />
„Katzen-Schritten“* einander<br />
gegenüber auf. Diese Stellung<br />
ist die Grundstellung, in der ihr die<br />
meisten Partnerübungen miteinander<br />
macht. Ich nenne diese Stellung<br />
den Puzzle-Schritt.<br />
Jetzt nimmst du diesen „Blaupapier-<br />
Kontakt“ zu deinem Partner auf.<br />
Dem allerdings wird diese klebrige<br />
Nähe ein bisschen viel. Er möchte<br />
dich loswerden. Erst bewegt er sich<br />
langsam, aber bestimmt von dir fort.<br />
Du aber „klebst“ an ihm. Dann bewegt<br />
er sich schneller, versucht<br />
schließlich auch dich wegzudrängen<br />
oder dich mit Armen und Händen<br />
von sich fortzuhalten.<br />
Dir ist dabei nicht so wichtig, wo<br />
deine Hände an seinem Körper haften.<br />
Wichtig ist nur, dass der Kontakt<br />
ganz locker ist und den anderen<br />
nicht in seiner Bewegungsfreiheit<br />
einschränkt. Natürlich darf der Kontakt<br />
auch nicht abreißen.<br />
Schließlich kann der andere sogar<br />
Schritte machen, sich drehen, stoßen<br />
oder dich sonst wie auszutricksen<br />
versuchen. Wenn du deine „Klebenden<br />
Hände“* gut spielst, kannst<br />
du sogar mit geschlossenen Augen<br />
den Kontakt halten.<br />
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2<br />
Schließende Drehung<br />
nach links, so weit wie<br />
möglich Richtung Norden.<br />
Die leere, rechte Fußspitze dreht<br />
soweit wie möglich mit ein.<br />
Du drehst die Fußspitze so lange<br />
einwärts, bis die Zehen den Boden<br />
berühren. Je beweglicher deine<br />
Muskeln und Bänder sind, umso<br />
weiter kannst du drehen. Je tiefer<br />
du stehst, umso früher kommen<br />
deine Zehen an den Boden.<br />
Wichtig ist nicht, wie weit du<br />
drehen kannst, sondern ob du das<br />
Maß an Drehung findest, das dir<br />
gemäß ist.<br />
3<br />
Den hinteren, rechten<br />
Fuß heben und mit der Fußspitze<br />
neu, Richtung Norden<br />
aufsetzen.<br />
62<br />
„Die Peitsche“<br />
Häufige Fehler:<br />
Der Körper kippt nach vorne,<br />
anstatt im Lot zu bleiben.<br />
Der Po verspannt.<br />
Häufige Fehler:<br />
Hohlkreuz.<br />
Keine wirklich saubere Gewichts-<br />
Trennung:<br />
„Fuß-Test“*.<br />
Kommentar: Die Arme bleiben gestreckt<br />
und schwingen ohne eigene<br />
Bewegung mit dem Körper herum.<br />
Kommentar: Du hebst das leere,<br />
rechte Bein und nimmst es ein<br />
wenig heran. Den Fuß lässt du ganz<br />
locker hängen. Auch wenn die<br />
Zehen den Boden wieder berühren,<br />
bleibt der Fuß in sich locker. Dann<br />
lässt du die Ferse so weit nach hinten,<br />
Richtung Süden sinken, wie sie<br />
das von selber tut. Schließlich weist<br />
die hintere, rechte Fußspitze auf die<br />
vordere.
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4<br />
Zurück-Gewichten zu<br />
100 % durch den rechten<br />
Fuß.<br />
Die hintere, rechte Ferse wird von<br />
deinem Körpergewicht im Verlauf<br />
der Rückwärts-Bewegung an den<br />
Boden gedrückt.<br />
Der Fuß steht dann genau Richtung<br />
Norden.<br />
Häufiger Fehler:<br />
Der rechte Fuß weist nicht ganz<br />
nach Norden, sondern eher<br />
Richtung Nordost und erschwert<br />
dir damit den nächsten „Katzen-<br />
Schritt“*.<br />
5<br />
Öffnende Drehung nach<br />
links, nicht ganz bis Richtung<br />
Nordwest.<br />
Die rechte Hand schwingt in<br />
einem Bogen von links auf dein<br />
„Herz“* zu und bildet den „Vogelkopf“*.<br />
Kommentar zum „Vogelkopf“*:<br />
Für den „Vogelkopf“ sollte die Hand<br />
locker aus dem Handgelenk herabhängen.<br />
Dann ziehst du die Fingerspitzen<br />
zusammen, sodass sie alle<br />
gleichzeitig und gleichberechtigt<br />
Platz an der Daumenkuppe finden.<br />
Daumen- und Fingerspitzen sehen<br />
jetzt aus, wie eine Sau mit ihren vier<br />
Ferkeln – oder eben, original chinesisch,<br />
wie ein „Vogelkopf“. Dabei<br />
sollte der Daumenballen locker<br />
sein. (Damit kannst du dir ein paar<br />
Jahre Zeit lassen).<br />
In Zukunft werde ich an diese besondere<br />
Handhaltung einfach mit<br />
dem Hinweis:<br />
„Vogelkopf“* erinnern.<br />
Die linke Hand sinkt auf Beckenhöhe<br />
genau unter den „Vogelkopf“*.<br />
„Lao Gong“* wendet sich himmelwärts.<br />
Die vordere, linke Ferse folgt der<br />
Drehung des Körpers und gleitet<br />
soweit heran, wie sie das ohne<br />
eigene Kraft von selber tut.<br />
Der Fuß weist schließlich in etwa<br />
Richtung Norden.<br />
Kommentar: Die Gewichtung sollte<br />
so sein, als stiegest du rückwärts<br />
von einem Ruderboot ins andere.<br />
Du bist aufrecht, im Lendenwirbel<br />
gerundet und locker. Eine Aufrich-<br />
Häufiger Fehler:<br />
Der linke Fuß wird zu aktiv und<br />
zu weit nach Nordwest eingedreht.<br />
tung in der Brustwirbelsäule öffnet<br />
deine Brust und lässt den „Vogelkopf“*<br />
einladend deinem „Herzen“*<br />
entgegensinken.<br />
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6<br />
Zurückdrehen nach<br />
rechts, Richtung Nordost.<br />
Die leere Ferse folgt der Körperdrehung<br />
wieder leicht nach<br />
außen.<br />
Das belastete, rechte Bein bleibt<br />
unverändert stehen.<br />
Häufige Fehler:<br />
Die Drehung schiebt Gewicht in<br />
den linken Fuß. „Fuß-Test“*.<br />
Das rechte Bein wird in sich<br />
verdreht, anstatt dass es bis zum<br />
Hüftgelenk unverändert und<br />
stabil bleibt.<br />
Der „Vogelkopf“* wird von der<br />
Drehung heran- und nach rechts<br />
am Körper vorübergezogen.<br />
7<br />
Weit öffnende Drehung<br />
nach links, Richtung Nordwest.<br />
Der „Vogelkopf“* fliegt im gestreckten<br />
Bogen heraus, Richtung<br />
Norden.<br />
Kommentar: Der „Vogelkopf“* verlässt<br />
hier seine Kreisbahn und wird<br />
zentrifugal herausgeschleudert. Das<br />
wäre die Stelle, wo du als Koch eine<br />
Kelle deiner Suppe austeiltest. Die<br />
Bewegung sollte aus dem rechten<br />
Hüftgelenk und nicht aus dem Arm<br />
kommen.<br />
64<br />
„Die Peitsche“<br />
Die untere, linke Hand wird vor<br />
das „Dan Tian“* herangezogen.<br />
“Lao Gong“* weist himmelwärts.<br />
Der vordere, linke Fuß dreht auf<br />
der Fußspitze mit und weist<br />
schließlich Richtung Nordwest.<br />
Die untere, linke Hand begleitet<br />
den „Vogelkopf“* auf Hüfthöhe.<br />
Kommentar: Beim Heransinken des<br />
„Vogelkopfes“* zum Herzen* federn<br />
Brust und Wirbelsäule etwas<br />
ein. In der nächsten Bewegungsphase<br />
(7) federn Brust und Wirbelsäule<br />
wieder aus. Würdest du dieses Einund<br />
Ausfedern als Endlosschleife<br />
aneinander reihen, ergäbe sich eine<br />
Art Hula-Hup-Reifen-Bewegung.<br />
Kommentar: Während der Drehung<br />
rundet sich der Rücken. Das<br />
Standbein bleibt auch hier in sich<br />
unverändert stehen!<br />
Kommentar: Die „Vogelkopf“*-Bewegung<br />
des rechten Armes ähnelt<br />
dem Rühren in einem großen Topf.<br />
Solltest du einmal Suppe für zehn<br />
Leute kochen, dann kannst du die<br />
„Peitsche“ im Alltag erproben.<br />
Häufige Fehler:<br />
Es kippt ein bisschen Gewicht in<br />
den linken Fuß:<br />
„Fuß-Test“*.<br />
Hohlkreuz.<br />
Das belastete, rechte Knie knickt<br />
nach innen:<br />
„Achilles-Knie!“*
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„Katzen-Schritt“* mit<br />
dem leeren, linken Bein,<br />
Richtung Westen.<br />
Häufiger Fehler:<br />
Der „Katzen-Schritt“* wird zu<br />
lang, zu schmal und weist zu<br />
weit Richtung Nordwest.<br />
„Mitte schafft Ausgleich“*.<br />
Kommentar zu „Mitte schafft<br />
Ausgleich“*:<br />
Dadurch, dass das Bein zur Seite<br />
und nach außen geführt wird, verlagert<br />
sich der Schwerpunkt im Körper.<br />
Das führt leicht dazu, dass du<br />
im Fuß auf die Innenkante und den<br />
großen Zeh kippst. Tatsächlich passiert<br />
eben das den meisten <strong>Tai</strong>ji-<br />
Spielern.<br />
Um also mit der Balance in deiner<br />
Mitte zu bleiben, musst du für einen<br />
Gewichtsausgleich sorgen. Am häufigsten<br />
buckeln zum Zweck des Gewichtsausgleichs<br />
entweder die<br />
Schulterblätter nach hinten oder der<br />
Po piekt heraus. Es sollte aber dein<br />
Bauch entspannt zurückrollen, wie<br />
im „Schwert Schlucken“.<br />
Da dein Bauch schwerer ist als das<br />
Bein, muss er sich nur deutlich weniger<br />
bewegen. Aber das Verhältnis<br />
von Bein- und Rumpfbewegung sollte<br />
einander entsprechen, so wie sich<br />
auch die Bewegungen von Minuten<br />
und Stundenzeiger einer Uhr entsprechen,<br />
obwohl sie unterschiedlich<br />
groß sind. Die Mitte rollt genau<br />
in die entgegengesetzte Richtung<br />
des Beines und rundet so den Rükken.<br />
In Zukunft werde ich, an den wichtigsten<br />
Stellen der <strong>Tai</strong>ji-Form, an<br />
diesen Balance-Prozess einfach mit<br />
dem Hinweis:<br />
„Mitte schafft Ausgleich“* erinnern.<br />
Übung<br />
„Mitte schafft Ausgleich“<br />
Du stellst dich aufrecht mit dem<br />
Rücken so gegen eine Wand, dass du<br />
sie gerade eben berührst. Dann hebst<br />
du ein Bein und führst es langsam<br />
nach vorne. Durch die Wand in deinem<br />
Rücken kannst du jetzt gut spüren,<br />
wo du in deinem Körper für den<br />
Gewichtsausgleich sorgst. Er sollte<br />
unten im Rücken durch ein Öffnen<br />
im „Tor des Lebens“* stattfinden<br />
und nicht in den Schulterblättern<br />
oder im Po.<br />
Ebenso sollte dieselbe Veränderung<br />
im Rücken spürbar werden, nur<br />
etwas kleiner, wenn du beide oder<br />
auch nur einen Arm hebst. Denn<br />
auch das Gewicht eines herauswandernden<br />
Armes sollte durch ein Zurückrollen<br />
der Mitte ausgeglichen<br />
werden.<br />
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„Die Peitsche“<br />
9<br />
Das Gewicht sinkt zu<br />
70 % durch den vorderen,<br />
linken Fuß.<br />
Die vordere, linke Hand wischt<br />
über das Gesichtsfeld nach außen.<br />
Die Handfläche weist nach innen.<br />
Kommentar: Der Ellenbogen der<br />
linken Hand bleibt während der Gewichtsverlagerung<br />
im Verhältnis<br />
zum Körper unverändert. Der<br />
Unterarm aber wischt wie ein Scheibenwischer,<br />
mit der Handfläche<br />
dem Gesicht zugewandt, den Raum<br />
vor den Augen und steht am Ende<br />
knapp links vor dem Gesicht.<br />
Der „Vogelkopf“* bleibt, wo er<br />
war. „Klebende Hand“*.<br />
Nachdem sich der Arm gelängt<br />
hat, wird er noch ein Stückchen<br />
mitgezogen und weist schließlich<br />
Richtung Nordost.<br />
Übung<br />
„Der Scheibenwischer“<br />
Du hältst dir mit der rechten Hand<br />
den linken Ellenbogen fest, sodass er<br />
sich im Verhältnis zum Körper nicht<br />
mehr bewegen kann. Dann verlagerst<br />
du dein Gewicht schwungvoll<br />
vor und zurück wie in dieser Phase<br />
der „Peitsche“. Den Unterarm lässt<br />
du entsprechend hin und her pendeln.<br />
Der Körper führt, der Arm<br />
folgt. Achte aber darauf, dass der<br />
Arm nicht zu weit herausschlenkert.<br />
Ist er am Ende der Vorwärts-Gewichtung<br />
emporgeschnellt, stoppe ihn,<br />
wenn er aufrecht steht.
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10<br />
Vorwärts-Drehung,<br />
Richtung Westen.<br />
Die hintere, rechte Fußspitze<br />
dreht um 45 Grad mit und weist<br />
schließlich Richtung Nordwest.<br />
„Die Höhle öffnen“*.<br />
Der vordere, linke Arm spiralt sich<br />
nach vorne und weist schließlich<br />
Richtung Westen.<br />
Der Ellenbogen ist etwas weiter<br />
als 90 Grad geöffnet.<br />
Die Hand steht genau vor der<br />
Schulter. „Beautiful Lady’s<br />
Hand“*.<br />
Häufiger Fehler:<br />
Die linke Hand treibt zur Seite<br />
hinaus, anstatt vor der Schulter<br />
zu stehen.<br />
Der „Vogelkopf“* bleibt am Ort.<br />
„Schulter-Schlucken“*.<br />
Kommentar: Der „Vogelkopf“*<br />
bleibt auf Schulterhöhe und so weit<br />
wie möglich zurück. Damit der „Vogelkopf“*<br />
hinten bleiben kann,<br />
sinkt die Schulter oben herum in<br />
den Rücken. Das rechte Schulterblatt<br />
macht eine nach unten und<br />
außen schwingende Bewegung und<br />
gibt so den Weg in den Rücken frei.<br />
Das Sinken der rechten Schulter<br />
richtet Brust und Nacken auf. Du<br />
schaust, als säßest du hoch zu Ross.<br />
Zum ersten Mal in der Form blickst<br />
du nach Westen.<br />
Obwohl das „Schulter-Schlucken“*<br />
für den, der es gelernt hat, wie alle<br />
<strong>Tai</strong>ji-Dinge, leicht und selbstverständlich<br />
ist, so ist es doch ohne<br />
kundige Anleitung schwierig zu entdecken.<br />
Um aber dem Übel der<br />
hochgezogenen Schulter aus dem<br />
Weg zu gehen, kannst du den „Vogelkopf“*<br />
so weit in die Drehung<br />
mitnehmen, wie du es brauchst.<br />
Auch wenn er dann neben dir steht<br />
und du dabei einen wichtigen<br />
Übungs-Anteil erst einmal aussparst.<br />
Eine Übung zum „Schulter-Schlukken“*<br />
folgt in einem der nächsten<br />
„Bilder“, beim „Kranich“.<br />
Seite 78<br />
Häufiger Fehler:<br />
Sehr leicht steigt die Schulter,<br />
anstatt in den Rücken zu sinken.<br />
Kommentar: Nach der „Peitsche“<br />
bietet es sich besonders an, den bisher<br />
geübten Bewegungsablauf zu<br />
einer Endlosschleife zu verlängern.<br />
Dafür würdest du jetzt das Gewicht<br />
zu 100 % auf den vorderen, linken<br />
Fuß verlagern, den hinteren parallel<br />
neben dich stellen und die Form<br />
wieder nach dem „Qi Wecken“ beginnen.<br />
Du stündest dann anfangs<br />
Richtung Westen und endetest mit<br />
der „Peitsche“ im Süden. Nach vier<br />
Durchläufen landest du wieder im<br />
Norden, von wo aus du auch begonnen<br />
hattest.<br />
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