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Self-Myofascial-Release - FLEXI-SPORTS GmbH

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PRAXIS»<strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong>«Ein Ganzkörper-Trainings- und Therapiekonzept aus physiotherapeutischer SichtMarkus D. GunschAUF EINEN BLICK»<strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong>« bezeichnetein Trainings- und Therapieprogrammzur tiefenwirksamen Selbstmassage desBindegewebes, bei dem unter anderemspezielle Rollen zum Einsatz kommen.Die Anwendungsgebiete dieser Therapie-und Fitnessrollen erstrecken sichüber ein weites Spektrum, die Einsatz-und Variationsmöglichkeiten zurSelbstmassage sind vielfältig. Der Autorhat dazu ein Programm entwickelt, dasneben Übungen zur Kräftigung, Mobilisation,Stabilisation und Lösung vonBlockaden auch Bestandteile zur tiefenwirksamenSelbstmassage und Entspannungstechnikenenthält.Physiologische HintergründeBindegewebe (Faszien)Faszien durchdringen und umhüllenden gesamten Körper von der äußerenHautschicht bis in die inneren Strukturenund verbinden Organe, Knochenund Muskeln miteinander (1). Sie stelleneine lückenlose Verbindung ohneAnfang und Ende zwischen allen Körperteilen,Organen und Geweben her.Faszien erfüllen eine wichtige SchutzundStoßdämpferfunktion, sie werdenbenötigt zur Kraftübertragung, Bewegungsausführungund Koordination,(1). Kommt es zu Störungen und Beeinträchtigungenin einer dieser vielfältigenFunktionen, kann dies weitreichendeFolgen nach sich ziehen. Der mensch -liche Körper ist ein komplexes, zu -sammenhängendes und sich gegenseitigbeeinflussendes System. Störungen bleibennicht isoliert und lokal, sie beeinflussenandere Körperareale und -funktionen.Neueste Studien haben gezeigt,dass Rückenschmerzen häufig ihre Ursachenicht in der Bandscheibe, sondern inden faszialen Geweben haben. FeinsteMikro-Rupturen in der Rückenfasziekönnen Rückenschmerzen auslösen (2).Dies erklärt auch, warum Patienten überRückenschmerzen (oft im LWS-Bereich)klagen, jedoch durch radiologische undneurologische Diagnostik keine ursächlichenAuffälligkeiten an den Bandscheibenzu erkennen sind. Die Ursachen fürSchmerzen und Beschwerden sind dannoffensichtlich nicht an der Wirbelsäuleoder den Bandscheiben direkt auszumachen,sondern müssen einen anderenUrsprung haben. Mittlerweile istbekannt, dass häufig Dysfunktionen imFasziengewebe vorliegen (3). Da dieLendenfaszie eine sehr hohe Dichte anSchmerzrezeptoren aufweist, reagiertdieses Areal besonders sensibel auf Reizungen,sodass gerade dieses Beschwerdebildhäufig anzutreffen ist (4).tung, Fehl- und Überbelastung, aberauch zu intensives Training führen zuVerklebungen und Verhärtungen derFaszien. Die Folge sind Muskelschmerzenund Bewegungsbeeinträchtigungen.Aber auch operative Eingriffe, emotionalbelastende Lebensumstände, psychischeAnspannung und Stress führen aufDauer zu Verspannungen und Schmerzen.Um diese Verklebungen, Verhärtungenund Entzündungen wieder zu lösen,benötigt man eine professionelle, therapeutischeMassage. Als Ergänzung zuphysiotherapeutischen Interventionenempfiehlt sich der Einsatz der Fitness -rolle für die Selbstmassage. Diese kannman jederzeit durchführen – in der Praxisals zusätzliche Therapie, zu Hause,am Arbeitsplatz oder im Fitnessstudio.In der Physiotherapie wird Bindegewebedurch das dosierte Ausüben vonDruck während aktiver und passiverBewegung behandelt. Unter diesemDruck geben die Bindegewebsstrukturennach, Verklebungen und Verspannungenlösen sich. Die Durchblutungwird angeregt, Schmerz vermindert unddie Beweglichkeit erhöht. Besonderseffektiv erweist sich eine Manipulationder Ruffini-Rezeptoren, die idealerweisedurch langsame, tiefe Drucktechnikenstimuliert werden (5). Diesen Effektkann auch eine Massage mit der Fitnessrolleerzielen.übernehmen wichtige Funktionen imkörpereigenen Immunsystem und unterstützenund beeinflussen maßgeblichDosierte DruckreizeEs gibt zahlreiche Ursachen für Dysbalancenim faszialen System. Bewegungsmangel,ThixotropieFaszien sprechen gut auf Druck und Zugden Blutkreislauf und das Lymphsystem Fehlhaltung, einseitige Belas - an. Myofaszien lassen sich>>>pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2 49


PRAXISIdeen für die PraxisÜbungen in RückenlageMobilisation LWS Massage mittlerer Rücken (Rippenmobilisation) Massage & Mobilisation BWSKräftigung Glutealmuskulatur und LWS Kräftigung Bauch Mobilisation Halswirbelsäule &Massage KopfmuskelÜbungen in SeitlageStabilisation Rumpf – laterale Kette <strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong> Oberschenkelaußenseite <strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong> laterale RumpfmuskulaturÜbungen im Vierfüßlerstand und UnterarmstützMobilisation ISGStabilisation Rumpf – ventrale KetteMobilisation Hüfte, LWS und SchulterStabilisation RumpfKräftigung SchulterStabilisation Rumpf – ventrale Kette Rumpfdehnung und -mobilisation <strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong> Oberschenkel50 pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2


PRAXISIdeen für die PraxisÜbungen im Sitz<strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong> Gesäßmuskeln <strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong> Unterschenkel Stabilisation Rumpf, BeineKräftigung der Arm-, Nacken-, Bauch- und Rumpfmuskulatur,Beckenboden mit dem Flexi-BarÜbungen im StandRückenmobilisation und -kräftigung,Kräftigung ArmmuskulaturKräftigung RumpfmuskulaturMobilisation und Kräftigung BWS, LWS, SchulterundNackenpartieMobilisation HWS (Inklination/Reklination)Massage LWSDie Übungen sollten idealerweise 30 bis 60 Sekunden ausgeführt werden. Wenn die rechte und linke Seite einzeln trainiert werden,dann je Seite 30 bis 60 Sekunden üben. Möglichst viel Druck auf die Rolle bringen und bei allen Übungen stets das Powerhouse aktivieren.Bei Problemen mit dem Handgelenk auf der Faust statt auf der Handfläche abstützen.durch subtilen manuellen Druck lösenund mobilisieren (6). Durch Thixotropie,vergleichbar mit »Weichkneten«, könnenverfestigte, gelartige Kolloide unter Einflussvon mechanischem Druck vorübergehendverflüssigt – vom Gel- zum Solzustand– und in die gewünschte Positionverformt oder verschoben werden.Dosierter Druck, der mit der Fitnessrolleauf entsprechende Stellen ausgeübtwird, kann so eine Mobilisierung unddauerhafte Verschiebung der Faszienbewirken. Nach der Mobilisation verfes -tigt sich das Gewebe wieder, die Verschiebungoder Verformung bleibtdauer haft bestehen.Faszien, vor allem die tieferliegenden,weisen eine geringe Elastizität>>>pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2 51


PRAXISauf. Dauerhafte Effekte treten erst nachlängerer Trainingsdauer ein. Expertengehen von etwa einem halben Jahr aus.Neben einem ausdauernden, regelmäßigenTraining ist auch ein gewisses Maßan Variation unbedingt erforderlich.Winkel, Scherkräfte, Widerstand etc.sollten immer wieder verändert werden.Dabei sollte man auf schwungvolle, fließendeund harmonische Bewegungenachten. Neben Trainingsdauer und Variationist ein ausgewogenes Verhältniszwischen Belastung und Entlastungwichtig (6).Worauf ist bei der Anwendungzu achten?Trainingsfrequenz und -dauerEin kurzes aber regelmäßiges Trainingbewirkt mehr als ein Intensivtrainingein- oder zweimal die Woche (5). Ausschlaggebendfür die Trainingsfrequenzund -dauer ist der gewünschte Effekt.Ideal wäre ein mindestens 10-minütigesÜben an mindestens drei Tagen proWoche, ansonsten kann das Trainingbeliebig ausgedehnt werden. Eine Aufwärmphasevor dem Sport kann kurzund dafür etwas intensiver ausfallen.Zum Entspannungs- und Regenerations -training nach einer Sporteinheit sollteman die Intensität moderat ansteigenlassen und sich sukzessive an dieSchmerzgrenze herantasten, indem manLITERATURFÜR ABONNENTENQuellen (1) bis (6) sowieweiterführende Literatur unter:www.physiotherapeuten.deWebcode: 519ANWENDUNGSBEREICHE• Aktives Gesundheitsprogramm mit Selbstmassage, Kraft-, Fitness-, Mobilisations-,Stabilitäts- und Koordinationstraining• Gezielte, tiefenwirkende Behandlung von Verspannungen ganzer Muskelgruppen undschmerzhafter Stellen, gezielte Triggerzonenbehandlung• Vorbeugung und Behandlung von Muskelkater, Muskellogenproblemen etc.• Mobilisierung der Wirbelsäule und Gelenke, Verbesserung der Körperhaltung• Vorbeugung von Sportverletzungen durch Überbelastung• Aktive und optimierte Regeneration der Muskeln und des Bindegewebes nach demSport• Entspannung zur Steigerung des Wohlbefindens / Verbesserung des Körperbewusstseins• Für Selbstmassagen, Aufwärmtraining, Kraft- und Koordinationsübungen, Gleichgewichts-und propriozeptive Übungen einsetzbar, Integration in Pilates- und Yoga-Übungen• Positive Wirkung auf das Immunsystemden Druck langsam erhöht. Bei der therapeutischenBehandlung sollte eben-der Arme und des nicht aktiven BeinsDer Druck kann durch das Abstützenfalls eine regelmäßige Anwendung mindestensdrei-, besser vier- oder fünfmal (6). Während des Rollens über die Trig-individuell variiert und reguliert werdenpro Woche erfolgen. Die Dauer einer gerpunkte soll der Muskel völlig entspanntbleiben. Eine Anspannung zumBehandlungseinheit liegt idealerweisebei 10 Minuten Massage, mit Gymnastik - Schutz der schmerzenden Stelle vor demein heit sollte man auf 20 Minuten kommen.Druck hebt die Wirkung auf.Lokalisation von muskulären undIntensitätfaszialen DysfunktionenEin gewisser »Wohlfühl-Schmerz« ist Es gibt zahlreiche Übungen, die im Sitzen,Stehen und Liegen durchgeführtgewollt. Zu starke Schmerzen und Verkrampfungensind jedoch kontraproduktiv.Hier muss dann die Intensität Dysfunktion und eingeschränkte Beweg-werden (siehe Kasten). Eine muskulärereduziert werden, da es sonst zu einer lichkeit der Faszien ist leicht zu lokali -erhöhten Reizbarkeit mit merklicher Verstärkungdes Schmerzes kommen kann und Herrollen einen meist dumpfensieren. Man verspürt dort beim Hin-(6). Vor allem zu Beginn der Anwendung Schmerz. An solchen Stellen sollte mantrifft man jedoch häufig auf sehr für einige Sekunden verharren, denschmerzhafte Stellen, die sich nach mehrerenWiederholungen zunehmend entderdie gesamte Rollbewegung entlangDruck aufrechterhalten und danach wiespannen,der Schmerz lässt spürbar dem Muskel ausführen (6).nach.Effekte erzielt man auch bereits, wennMit der Fitnessrolle rollt man über die der Triggerpunkt, die schmerzende Stelleoder der zu massierende MuskelMuskeln. An verspannten und schmerzendenStellen einige Sekunden halten, lediglich auf der Fitnessrolle aufliegt.danach am Muskel entlang weiterrollen. Das Eigengewicht übt ausreichenden52 pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2


PRAXISDruck aus. Dieser kann verstärkt werdendurch eine Bewegung des angrenzendenGelenks oder durch Rotations -bewegungen. Eine weitere Verstärkungkann der Therapeut durch dosierteDruckausübung erzielen.Harte und weiche RollenFitnessrollen werden mit unterschiedlichenHärtegraden angeboten. WeichereModelle passen sich optimal der Körper -ergonomie an und können auch an Körperteilenmit Knochenvorsprüngen wieDornfortsätze, Schienbeinkante, Steißbein,Knie und Patella eingesetzt werden.Harte Rollen sind eher für Sportlerund erfahrende Anwender empfehlenswert,die mehr Druck vertragen bzw.höhere Toleranzgrenzen haben. ImBereich der Physiotherapie eignen sichdie weicheren Rollen erfahrungsgemäßMARKUS D. GUNSCHbesser. Diese sind meist auch länger. 40cm wären optimal, damit sie für unterschiedlicheKörperregionen und einbreites Übungsspektrum verwendetwerden können.Durch die ergonomische Anpassungsfähigkeitder weicheren Rollen vergrößertsich automatisch beim Einsinken die Be -handlungsfläche. Bei harten Rollen wirddas weichere Gewebe verdrängt, sodassder Endkontaktpunkt oft der Knochenstatt des Muskels ist. Vor allem bei medizinischerIndikation und Osteoporosesollten ausschließlich weichere Rollenverwendet werden. Ein Markierungsstreifenauf der Rolle erleichtert die Kontrolleeines korrekten Übungsablaufsund unterstützt das Auswerten desErfolgs, wenn sich mit der Zeit derÜbungsradius weitet. –ABBILDUNGENAlles Fotos dieses Beitrags von Markus D. GunschGeschäftsführer des Wirbelsäulenzentrums München/Taufkirchenund der Golf-Clinic München; Sportlehrer, Sporttherapeut, Sportphysiotherapeut,Diplom-Physiotherapeut (FH), Orthopaedic ManipulativeTherapist (OMT); Osteopath (IFOMT); Bachelor of Health PT(FH), Master of Science an der Universität Marburg; Berufsfachschullehrerfür Physiotherapie. Kontakt_info@wsz-muc.dept_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2 53


PRAXIS»<strong>Self</strong>-<strong>Myofascial</strong>-<strong>Release</strong>«Ein Ganzkörper-Trainings- und Therapiekonzept aus physiotherapeutischer SichtMarkus D. GunschLITERATURWEITERFÜHRENDE LITERATUR1. Römer F. 2011. Praktisches Lehrbuch zum Fasziendistorsionsmodell.Offizielles Lehrbuchdes Institut für Fasziale Osteopathie. 1. Aufl.Wolfenbüttel: Selbstverlag2. Schleip R. 2004. Die Bedeutung der Faszien inder manuellen Therapie. Deutsche Zeitschriftfür Osteopathie 1: 10-63. Paoletti S. 2011. Faszien. Anatomie, Strukturen,Techniken, Spezielle Osteopathie. 2. Aufl.München: Urban & Fischer Verlag/Elsevier<strong>GmbH</strong>4. Schleip R et al. 2007. Letter to the Editor concerning»A hypothesis of chronic back pain:ligament subfailure injuries lead to musclecontrol dysfunctin (M. Panjabi).« EuropeanSpine Journal 16: 1733-55. Beckmann D. 2009. Ein Interview mit Dr. Ro -bert Schleip. PILATES – Das Magazin. AusgabeNr. 3 www.somatics.de/PilatesMagazin09.pdfZugriff am 5.12.20126. Andrecht S. 2011. Myofasziale Behandlung.Zusammenhänge zwischen Stress und vegetativemNervensystem. Z f Physiotherapeuten63, 11: 68-72van den Berg F. 2011. Angewandte Physiologie 1 –Das Bindegewebe des Bewegungsapparatesverstehen und beeinflussen. 3. Aufl. Stuttgart:Georg Thieme VerlagDebroux J-J. 2004. Faszienbehandlung in derOsteo pathie. Stuttgart: Hippokrates VerlagGraumann L, Beuke B, Warnecke M, Norman D.2010. Get fit to run, functional training fürLaufsportler. 1. Aufl. München: Riva VerlagKolster BC, van den Berg F, Waskowiak A, Wolf U.2003. Massage: Klassische Massage, Querfriktionen,Funktionsmassage. 3. Aufl. Heidelberg:Springer VerlagMüller-Wohlfahrt H-W, Schmidtlein O. 2007. BesserTrainieren! Den ganzen Körper und nicht nurMuskeln trainieren. München: Zabert SandmannVerlagTesarz J, Tachuchi T, Mense S. 2008. Die Fascia thoracolumbalisals potentielle Ursache für Rü -ckenschmerzen. Manuelle Medizin 46: 259Travell JG, Simons, D. 1998. Handbuch der Muskel-Triggerpunkte. Obere Extremität, Kopf undThorax. 1. Aufl. Stuttgart: Gustav Fischer VerlagTypaldos S. 2010. Orthopatische Medizin. Die Verbindungvon Orthopädie und Osteopathiedurch das Fasziendistorsionsmodell. 3. Aufl.Wien: European FDM Association Verlagpt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_65 [2013] 2 1

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