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KINDER-GARTEN-BUCH - Natur im Garten

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NÖ <strong>Natur</strong>garten-Ratgeber<br />

<strong>KINDER</strong>-<strong>GARTEN</strong>-<strong>BUCH</strong><br />

Handbuch zur naturnahen Gestaltung


Impressum:<br />

Herausgeber und Verleger: Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung,<br />

A-3109 St. Pölten, Landhausplatz 1;<br />

Redaktion & inhaltliche Gestaltung: Judith Heissenberger und Katharina Ritschel;<br />

Grafische Konzeption (Umschlag): Helmut Kindlinger;<br />

Grafische Konzeption (Innenteil) & Layout: grafik zuckerstätter – Peter Uhl, Alexandra Gugerel, Graz . yna Hillisch<br />

Kinderzeichnungen: Sonja Zuckerstätter;<br />

Zeichnungen: Christine Haas, Lieselotte Jilka, Vesna Urlicic;<br />

Titelfoto: NÖ Landeskindergarten Rohrau/ fotostudio peter kubelka<br />

Fotos: fotostudio peter kubelka, Roland Gaber, Christine Haas, Lieselotte Jilka, Alex Oberholzer, Archiv der<br />

Spiellandschaft NÖ und aus den „Beispielhaften Kinder-Gärten“;<br />

Druck: radinger.print, Scheibbs. Gedruckt auf Recyclingpapier mit Pflanzenölfarben. 2. Auflage. Mai 2004.<br />

Wir danken für die Unterstützung: NÖ Familienreferat, "die umweltberatung" NÖ, NÖ Baudirektion – Ortsbildpflege,<br />

Zentrum für Kindergartenpädagogik und allen Kindergartenpädagoginnen.<br />

Zitat K. Schneider aus: 50 Jahre Kinderleben. SOS Kinderdorf Imst, 1999.<br />

Zitat Maria Montessori aus: Peter Dutt „Gründe und Möglichkeiten eines Bauernhofkindergartens”, Diplomarbeit 2002.


<strong>KINDER</strong>-<strong>GARTEN</strong>-<strong>BUCH</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

c Einleitung Seite 4<br />

Vorwort Seite 4<br />

Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung Seite 6<br />

e Planung &<br />

Vorbereitung Seite 9<br />

Ein bedürfnisgerechter Kindergarten braucht … Seite 10<br />

Elternbeteiligung gefragt? Seite 11<br />

Strukturieren statt Möblieren Seite 15<br />

- Gestaltung Seite 17<br />

Ruhiger Spielbereich Seite 18<br />

Spielen mit Sand (Seite 18); Spielen mit Wasser (Seite 19); Schüttübungen<br />

nach Maria Montessori (Seite 24); Apfelbaum und Haselstrauch (Seite 25)<br />

Übergangsbereich Seite 32<br />

Modelliertes Gelände (Seite 32); Lassen wir die <strong>Natur</strong> walten … (Seite 33)<br />

Aktiver Spielbereich Seite 34<br />

Zum Spielwert von Spielgeräten (Seite 34)<br />

Befestigte Wege und Plätze (Seite 37); Freibereich <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> (Seite 38)<br />

<strong>Natur</strong>werkstatt „<strong>Garten</strong>“ Seite 39<br />

Weidenbauten (Seite 39); Kinderbeete (Seite 41); Wohnungsbau für Tiere (Seite 44)<br />

Waldgarten (Seite 45); <strong>Natur</strong> pur (Seite 48)<br />

{ Normen & Gesetze Seite 49<br />

Das sichere Abenteuer Seite 50<br />

Sicherheit <strong>im</strong> Kinder-<strong>Garten</strong> Seite 50<br />

Normen für den naturnahen <strong>Garten</strong> Seite 56<br />

o Beispielhafte Kinder-Gärten Seite 59<br />

c Anhang Seite 67<br />

Die <strong>Garten</strong>plakette Seite 67<br />

Angebot „<strong>Natur</strong> <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>“ Seite 69<br />

Literatur, Adressen, Autorinnen Seite 70<br />

c 3


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

c 4<br />

Die Umwelt lieben lernen! Kinder müssen die Welt, in der wir<br />

uns täglich bewegen, erst kennen lernen. Vor allem unsere<br />

kleinsten Mitmenschen nehmen ihre Umgebung noch nicht<br />

mit ihren geistigen Fähigkeiten über das Denken und Vorstellen,<br />

sondern vor allem mit ihrem Körper und über die Sinne wahr.<br />

Denn erst mit Hilfe von Sinneseindrücken lernt das Kind Begriffe wie rau und glatt, laut<br />

und leise, heiß und kalt, süß und sauer, oben und unten.<br />

Gerade die ersten Eindrücke sind es, die für die Entwicklung unserer Kinder bedeutend<br />

sind und eine „<strong>Natur</strong>nähe“ in Gärten bietet hierfür die opt<strong>im</strong>alen Möglichkeiten:<br />

<strong>Natur</strong>nah gestaltete Gärten beeinflussen das Sozialverhalten, die Kreativität und die<br />

gesamte Persönlichkeit des Kindes positiv. Die Erfahrungswelt der natürlichen<br />

Räume bietet Kindern einen Ausgleich zu einer technisierten Umwelt und durch den<br />

Einsatz der eigenen körperlichen Kräfte lernen sie, sich selbst richtig einzuschätzen<br />

und sich selbstsicher zu bewegen. Kinder suchen in der Regel selbst nach solchen<br />

Lern- und Erfahrungswelten und wollen sich nicht einschränken lassen. Und wir wissen:<br />

Welche Beziehung ein Kind zur <strong>Natur</strong> entwickelt und in welcher Form, dies ist <strong>im</strong> späteren<br />

Leben auch Maßstab für die eigene Bewertung der Umwelt.<br />

Das Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch, das Sie nun in Ihren Händen halten, soll Sie unterstützen und<br />

Ihnen Tipps und Anregungen für die Planung, Vorbereitung und Gestaltung eines<br />

naturnahen Kindergartens geben. Abschließend zeigt es Ihnen beispielhafte Gärten<br />

aus unserem Bundesland Niederösterreich. Mit diesem Buch wünsche ich Ihnen<br />

gutes Gelingen und viel Freude in der Gestaltung. Allen Kindern wünsche ich <strong>im</strong> <strong>Garten</strong><br />

gleichsam einen Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung und schöne Abenteuer<br />

und Erlebnisse.<br />

Mag. Wolfgang Sobotka<br />

Landesrat für Umwelt, Raumordnung und Finanzen


Dass der Mensch naturverbunden lebt, war vielen<br />

Generationen vor uns eine Selbstverständlichkeit.<br />

Heute, <strong>im</strong> Zeitalter von Internet und Cyberspace, lernen Kinder<br />

schon sehr früh, mit einer virtuellen Welt umzugehen und sich<br />

in ihr zu bewegen. Umso wichtiger erscheint es mir, Kindern ein<br />

Verständnis für die <strong>Natur</strong>, einen Bezug zur <strong>Natur</strong> erleben und erfahren zu lassen.<br />

Ich bin überzeugt, dass ein kindgerechter, kinderfreundlicher naturnaher <strong>Garten</strong><br />

<strong>im</strong> Kindergarten in unserem Zeitalter von großem Wert ist. Es freut mich deshalb<br />

besonders, dass <strong>im</strong> Rahmen von „Zehn Jahre NÖ Kinder- & Jugendanwaltschaft“<br />

dieses praxisbezogene Buch vorgestellt werden kann.<br />

Es enthält viele wertvolle Tipps und Anregungen, illustriert durch zahlreiche<br />

anschauliche Beispiele, und verweist auf die zu beachtenden Sicherheitsvorschriften,<br />

um einen naturnahen, kindgerechten <strong>Garten</strong> <strong>im</strong> Kindergarten gestalten zu können.<br />

Sind Gärten und Spielplätze nicht automatisch kinderfreundlich, wenn sich darin<br />

Spielgeräte befinden?<br />

Wenn wir einen <strong>Garten</strong> mit den Augen, Ohren und Nasen von Kindern wahrnehmen<br />

und diese nach ihren Wünschen, Bedürfnissen, Vorstellungen und Interessen fragen,<br />

entdecken wir ganz neue Perspektiven und bereichernde Ideen.<br />

Das Überdenken eines <strong>Garten</strong>s hinsichtlich seiner Kinderfreundlichkeit und auch<br />

seiner Nähe zur <strong>Natur</strong> ist ein wahres Abenteuer, voller Spannung und Entdeckungen.<br />

Dass dieses Abenteuer in jedem Kindergarten stattfinden möge, wünsche ich Ihnen<br />

und allen Kindern.<br />

Mag. Gabriela Peterschofsky-Orange<br />

NÖ Kinder & Jugend Anwältin<br />

Einleitung c Vorwort<br />

Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />

c 5


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

c 6<br />

c<br />

Spielraum für eine<br />

ganzheitliche Entwicklung<br />

Dem Kind wird erst<br />

durch Körper- und<br />

Sinneserfahrung möglich,<br />

kognitive Begriffe<br />

auszubilden.<br />

Das Kleinkind weiß, was das Beste für es ist. Lasst uns selbstverständlich<br />

darüber wachen, dass es keinen Schaden erleidet. Aber statt es unsere<br />

Wege zu lehren, lasst uns ihm Freiheit geben, sein eigenes kleines Leben<br />

nach seiner Weise zu leben. Dann werden wir, wenn wir gut beobachten,<br />

vielleicht etwas über die Wege der Kinder lernen. Maria Montessori<br />

Spielen ist für Kinder mehr als Zeitvertreib<br />

Kinder entwickeln in spielerischen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ihre<br />

physischen, psychischen und sozialen Fähigkeiten. Die zentrale Aufgabe<br />

der kindlichen Entwicklung ist die Ausbildung der eigenen Identität. Das Kind ist an<br />

diesem Prozess aktiv beteiligt, es will wissen, wer es ist, was es kann und will<br />

(FISCHER 1996). Die Daten dazu kann es vorerst nur über die spielerische Bewegung<br />

und sinnliche Wahrnehmung sammeln.<br />

Die Erfahrungen, die Kindern in naturnah gestalteten Spielräumen ermöglicht werden,<br />

gehen also weit über den Bereich der Umweltpädagogik hinaus. <strong>Natur</strong>nahe Spielräume<br />

beeinflussen das Sozialverhalten, die Kreativität und die gesamte Persönlichkeit des<br />

Kindes positiv, sie fördern die motorische, sensomotorische, soziale, emotionale wie<br />

auch intellektuelle Entwicklung.<br />

Dem Kind wird es erst durch Körper- und Sinneserfahrungen möglich, kognitive Begriffe<br />

wie heiß und kalt, rau und weich, oben und unten auszubilden. Durch Fühlen, Tasten<br />

und Greifen kommt das Kind zum Begreifen. Denn: „ Nur wer einen Stein geschleppt hat,<br />

weiß was ein Stein ist.“ (SEEWALD 1997). Die intellektuelle Erkenntnis, die Vorstellung<br />

von etwas, kommt also aus dem Handeln und der körperlichen Erfahrung.<br />

Durch den Einsatz der eigenen körperlichen Kräfte lernen Kinder ihre Umwelt und sich<br />

selbst richtig einzuschätzen und sich selbstsicher zu bewegen. Diese unmittelbaren<br />

„Erfahrungen aus erster Hand", die so genannten Pr<strong>im</strong>ärerfahrungen, sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil der kindlichen Entwicklung, da die Einstellung des Kindes zu<br />

sich selbst, sein eigenes Selbstwertgefühl maßgeblich von Körper- und Bewegungserfahrungen<br />

beeinflusst wird.<br />

Es ist für das Kind wichtig zu erleben, dass das erreichte Ergebnis mit der eigenen<br />

Anstrengung und dem eigenen Können verbunden ist. Diese Erfahrung<br />

der „Selbstwirksamkeit“ ist ein wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung von<br />

Selbstvertrauen.<br />

Spiel- und Bewegungssituationen sollten daher so konzipiert sein, dass das Kind durch<br />

seine Handlungen Veränderungen bewirken kann. Diese Veränderungen sollten für<br />

das Kind sichtbar bzw. spürbar sein (vgl. ZIMMER 2001). Denn Kinder, die sich für nichts<br />

anstrengen müssen, erleben auch nicht das Glücksgefühl, etwas geschafft zu haben.


Veränderte Spiel- und Entwicklungsbedingungen<br />

Die heutige Kindheit ist jedoch durch den Verlust an körperlich-sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten<br />

gekennzeichnet. Kinder werden gefahren, versorgt, behütet und<br />

unterhalten und somit daran gehindert, eigene Erfahrungen in ihrer Lebenswelt zu<br />

sammeln. Die Folgen einer solchen überorganisierten Kindheit sind<br />

Bewegungsarmut, Reizüberflutung und Verlust an Lebenserfahrung (vgl. DUTT 2001).<br />

Kinder verbringen <strong>im</strong>mer mehr<br />

Zeit in Innenräumen, durch die<br />

Zunahme des Medienkonsums<br />

werden sie einseitig vor allem mit<br />

optischen und akustischen Reizen<br />

belastet. Sie können jedoch das,<br />

was sie sehen und hören, nicht<br />

fühlen, tasten, schmecken,<br />

riechen und sich nicht mit und in<br />

ihm bewegen.<br />

Kinder verbringen <strong>im</strong>mer mehr<br />

Zeit in Institutionen wie<br />

Kindergarten, Schule, Hort und<br />

anderen Freizeiteinrichtungen.<br />

Was Kindern heute fehlt, ist nicht<br />

die organisierte Spielgelegenheit, sondern vielmehr der Freiraum für eigenverantwortliches<br />

Handeln und für das Spiel in der Gleichaltrigengruppe. Ein Spiel, das nicht<br />

von Erwachsenen beobachtet, angeleitet oder kommentiert wird. Kinder brauchen<br />

dieses soziale Exper<strong>im</strong>entierfeld, in dem sie spielerisch lernen können, Regeln zu<br />

verhandeln und einzuhalten, sich unterzuordnen oder durchzusetzen. Sie können<br />

sich mit anderen messen und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln.<br />

Selbstvertrauen, die emotionale Unterstützung durch andere und ein intaktes<br />

Immunsystem sind die drei wichtigsten Schutzfaktoren für eine gesunde kindliche<br />

Entwicklung.<br />

Verspielte Chancen –<br />

zur Gesundheitssituation unserer Kinder<br />

Die Gesundheitssituation unserer Kinder ist zwar insgesamt zufriedenstellend.<br />

Die akuten Infektionskrankheiten, die so genannten Kinderkrankheiten, sind<br />

weitgehend unter Kontrolle. Sorge bereitet allerdings die Zunahme von chronischen<br />

Krankheiten wie Stoffwechselstörungen, neuronalen Erkrankungen wie Epilepsie<br />

sowie allergischen Krankheiten.<br />

Kinder brauchen ein<br />

soziales Exper<strong>im</strong>entierfeld,<br />

in dem sie spielerisch<br />

lernen können, Regeln zu<br />

verhandeln und einzusetzen.<br />

Einleitung c Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung<br />

Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />

c 7


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

c 8<br />

Mangelnde Verarbeitungsmöglichkeiten<br />

führen<br />

zu emotionalem und<br />

körperlichem Stress.<br />

Übergewicht und Haltungsschäden<br />

kommen <strong>im</strong>mer häufiger auch bei Kindern<br />

vor. Immer mehr Kinder klagen über<br />

Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen sowie<br />

Schlafstörungen und andere Befindlichkeitsstörungen.<br />

Viele dieser Krankheiten<br />

haben keine eindeutige, einzelne Ursache,<br />

wie das zum Beispiel bei Infektionskrankheiten<br />

der Fall ist. Man muss sie eher als<br />

psychosomatische Anpassungsstörungen<br />

auf überfordernde Lebensbedingungen<br />

deuten. Immer mehr Kinder zeigen<br />

Verhaltensauffälligkeiten, indem sie sich z. B. nicht mehr konzentrieren können, unruhig<br />

sind und keine Ausdauer mehr besitzen. Andere lassen sich nur schwer in Gemeinschaften<br />

integrieren, da sie schon bei kleinen Belastungen aggressiv reagieren. Des<br />

Weiteren steigt die Zahl sprachgestörter Kinder, ihre Wahrnehmungsfähigkeit ist<br />

reduziert oder ihre Bewegungsgeschicklichkeit unterentwickelt, da sie ihre Muskeln<br />

nicht koordinieren können (vgl. MAIER 2001).<br />

Im Vorschulalter bestehen die Haupttendenzen der motorischen Entwicklung in der<br />

Vervollkommnung von Bewegungsformen, wie Fangen und Werfen, Tragen und Schlagen,<br />

Ziehen und Schieben, und in der Aneignung erster Bewegungskombinationen, wie<br />

Purzelbäume schlagen. Auch die Ausbildung der Feinmotorik macht in diesem Alter<br />

große Fortschritte (vgl. DUTT 2001). Fehlende sensomotorische Erfahrungen führen u. a.<br />

zu Teilleistungsstörungen, die oft erst <strong>im</strong> Rahmen des Schulunterrichts erkannt werden.<br />

Wenn der Lebensalltag Kindern zuwenig Raum lässt für die Erfüllung ihrer körperlichsinnlichen<br />

Bedürfnisse, kommt es zu einer Beeinträchtigung der Entwicklung.<br />

Denn Kinder brauchen Freiräume, um intensive psychische Zustände wie Neugier und<br />

Spannung, Wut und Freude durch Schreien, Toben, Rennen und andere intensive<br />

Bewegungen zum Ausdruck zu bringen. Mangelnde Verarbeitungsmöglichkeiten führen<br />

zu emotionalem und körperlichem Stress.<br />

Trotz aller veränderten Lebensumstände „... gilt es noch <strong>im</strong>mer, dass Kinder erstaunlich<br />

widerstandsfähige Wesen sind und mit einem zielsicheren Instinkt Orte aufstöbern, an<br />

denen sie unbeaufsichtigt ihre eigenen Erfahrungen sammeln können.“<br />

(LANGE & STADELMANN 1997).


e<br />

Planung &<br />

Vorbereitung<br />

Ein naturnah gestalteter <strong>Garten</strong> bietet Kindern die Möglichkeit, mit <strong>Natur</strong>materialien<br />

wie Sand, Wasser, Steinen, Holz, Matsch und Pflanzen zu exper<strong>im</strong>entieren. Durch die<br />

Beobachtung von Tieren und Pflanzen, die Veränderung des <strong>Natur</strong>- und Spielraums <strong>im</strong><br />

Wandel der Jahreszeiten und das Erleben verschiedener Witterungsverhältnisse kann das<br />

Kind eine enge Beziehung zur <strong>Natur</strong> entwickeln. Diese wird in seinem späteren Leben<br />

zum Maßstab für die eigene Bewertung der Umwelt werden.<br />

Die abwechslungsreiche Gestaltung eines <strong>Garten</strong>s mit Hügeln und Mulden, Höhen und<br />

Tiefen regt die Kinder zum Laufen, Springen und Klettern an. Ergänzt mit ausgewählten<br />

Spielgeräten entspricht der <strong>Garten</strong> dem Bedürfnis der Kinder nach intensiven Bewegungserfahrungen.<br />

Die folgenden Angebote und Bereiche sollte ein <strong>Garten</strong> für Kinder bereit halten.


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

e 10<br />

e<br />

Ein bedürfnisgerechter<br />

Kinder-<strong>Garten</strong> braucht …<br />

Elementare Bewegungsaktivitäten<br />

sind bei<br />

Kindern mit großer<br />

Freude verbunden.<br />

e Angebote für intensive Bewegung<br />

Schaukeln, Schwingen, Hüpfen, Drehen, Rutschen, Klettern und Balancieren, diese<br />

elementaren Bewegungsaktivitäten sind bei Kindern mit großer Freude verbunden.<br />

Sie befriedigen ein emotionales Grundbedürfnis und sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil der motorischen Entwicklung. Man kann bei Kindern beobachten, dass<br />

sie sich oft erst nach einer Phase intensiver Bewegung anderen Spielen widmen.<br />

Neben fix installierten Spielgeräten wie einer Schaukel kann der aktive Spielbereich<br />

mit mobilen Spielelementen wie den Materialien einer Bewegungsbaustelle<br />

abwechslungsreich gestaltet werden.<br />

e Material und Raum für kreatives Gestalten<br />

Sand- und Wasserspielbereiche, Kies- und Schotterflächen, Matsch- und Erdgruben<br />

sowie Materialien wie Äste, Bretter, Steine und Blätter fördern das kreative Spiel der<br />

Kinder. Spielbereiche, die Gestaltung durch Kinderhand zulassen, bleiben für Kinder<br />

langfristig interessant. Das fantasievolle, konstruktive Spiel ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der kindlichen Lernwelt.<br />

e Rückzugsbereiche und Nischen<br />

Es braucht besonders geschützte Orte, in denen sich Kinder in ihr Spiel vertiefen<br />

oder an denen sich Geschichten für Rollenspiele entspinnen können. Im <strong>Garten</strong> kann<br />

diese Atmosphäre durch Buschgruppen, Weidenbauten oder modelliertes,<br />

unübersichtliches Gelände geschaffen werden.<br />

e Platz für Bewegungs- und Gruppenspiele<br />

Auf freien und unverbauten Flächen können Kinder ihre Geschicklichkeit <strong>im</strong> Ballspiel<br />

oder be<strong>im</strong> Wettrennen mit Tretfahrzeugen erproben und sich mit anderen<br />

vergleichen. Der <strong>Garten</strong> sollte daher Herausforderungen und ausreichend Platz für<br />

gemeinsames Spiel bereit halten.<br />

e Anregung für die Sinne<br />

Ergänzend zum Spiel mit Sand, Erde und Wasser regen Inseln aus duftenden<br />

Stauden, Hecken mit gut schmeckenden Beeren, Wege aus unterschiedlichsten<br />

Materialien, Summsteine, Klanghölzer und Spielzäune die Sinne der Kinder an.<br />

Je vielfältiger ein Spielraum angelegt ist, je mehr Veränderungen dort erfahrbar sind<br />

und zugelassen werden, desto reichhaltiger sind auch die Erlebnisse, die Kinder dort<br />

sammeln können. <strong>Natur</strong>nahe Gärten sollten aber herkömmliche Gärten nicht<br />

insofern ablösen, dass die „<strong>Natur</strong>“ <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> wieder erwachsenentypisch, nach<br />

Kriterien wie Übersichtlichkeit und Pflege, hergerichtet wird. Spielräume brauchen<br />

etwas Schmuddeligkeit!


e<br />

Elternbeteiligung gefragt?<br />

In welcher Form kann man Eltern bei der<br />

Gestaltung eines <strong>Garten</strong>s einbeziehen, wie<br />

kann man sie dafür gewinnen und was bedeutet<br />

es für die zukünftige Arbeit <strong>im</strong> Kindergarten?<br />

In den folgenden Interviews mit zwei engagierten<br />

Kindergartenleiterinnen werden interessante<br />

Aspekte und wertvolle Erfahrungen zum Thema<br />

Elternbeteiligung an der Planung und Umsetzung<br />

von Gärten erzählt.<br />

NÖ Landeskindergarten Gutenstein<br />

Interview mit der ehemaligen Kindergartenleiterin Margit Geishofer<br />

e Wie kam es zur Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s?<br />

Der Kindergarten in Gutenstein wurde in den Jahren 1997–1998 von einer Gruppe<br />

auf zwei Gruppen ausgebaut. Dadurch wurde auch die <strong>Garten</strong>fläche vergrößert<br />

und die alten, morschen Spielgeräte wurden entsorgt. Wir träumten von einem<br />

großen Klettergerät, das alle Wünsche erfüllen sollte. Mit Hilfe der Eltern, durch<br />

Feste und Spenden der ortsansässigen Firmen sammelten wir Geld dafür.<br />

Gleichzeitig wurde ich durch eine Freundin auf die Möglichkeit einer naturnahen<br />

<strong>Garten</strong>gestaltung aufmerksam gemacht. Ich selbst hatte beobachtet, wie wichtig<br />

die Bewegung draußen für die Entwicklung der Kinder ist.<br />

e Wurden die Eltern bereits in die Planung einbezogen?<br />

Am ersten Elternabend zu diesem Thema wurden die Eltern und die GemeindevertreterInnen<br />

über unsere Ideen und über die Wünsche der Kinder informiert.<br />

Helga Eichwalder-Gabler von “die umweltberatung” gestaltete den Elternabend –<br />

Spielerinnerungen wurden ausgetauscht und Ideen gesammelt. Alle Anregungen<br />

zum <strong>Garten</strong> wurden anschließend von der <strong>Garten</strong>planerin Heide Studer zu Papier<br />

gebracht. Es konnte mit der schrittweisen Umsetzung begonnen werden.<br />

Insgesamt wurden für die Planung drei Monate benötigt. Die gesamte Projektphase<br />

dauerte ein Kindergartenjahr.<br />

e Wer half bei der Umsetzung? Wie wurden die Eltern organisiert?<br />

Alle Eltern übernahmen Arbeiten unterschiedlicher Art. Es gab eine Gruppe von<br />

etwa zehn Eltern, die sehr oft dabei waren, auch an Wochenenden und in den<br />

Ferien. Durch Elternabende, über die Anschlagtafel und anhand von Elternbriefen<br />

versuchte ich, alle auf dem Laufenden zu halten. Durch die Kinder waren die<br />

Eltern über die Fortschritte bestens informiert.<br />

e Welche Arbeiten wurden von den Eltern übernommen?<br />

Organisatorische Aufgaben, Grab- und Planierarbeiten, Vermessen und<br />

Abstecken, Anlegen der Tasttreppe, Platzieren der Klettersteine und des<br />

Planung & Vorbereitung e Elternbeteiligung gefragt?<br />

Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />

e 11


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

e 12<br />

Es ist sehr wichtig,<br />

bereits in der<br />

Planungsphase<br />

verschiedene Arbeiten<br />

abzugeben.<br />

Balancierstammes und vieles mehr. Einige<br />

Eltern haben die Sandmulde und den Fahrweg<br />

ausgehoben. Die Rundhölzer zur Begrenzung<br />

der Sandmulde wurden vorbereitet und verlegt.<br />

Ein Vater half be<strong>im</strong> Planieren der wassergebundenen<br />

Decke, wofür Maschinen von der<br />

Straßenmeisterei geliehen werden konnten.<br />

e Was konnte gemeinsam mit den Kindern gemacht werden?<br />

Die Kinder waren, soweit es die Sicherheit erlaubte, bei allen Arbeiten dabei – be<strong>im</strong><br />

Setzen von Sträuchern und Bäumen, be<strong>im</strong> Pflanzen der Beerensträucher für die<br />

Naschhecken, be<strong>im</strong> Anlegen des Komposthaufens und des Hochbeets, be<strong>im</strong> Säen<br />

der Blumenwiese. Das Weidentipi, der Weidentunnel und der Sinnesweg wurden von<br />

den Kindern mit Unterstützung der Schülerinnen der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik<br />

(BAKIP) Wiener Neustadt gebaut. Interessierte „Zaungäste“<br />

wurden durch selbst gemalte Schilder über unser Vorhaben informiert.<br />

e Worauf ist bei der Planung und Umsetzung mit Eltern Ihrer Meinung nach zu achten?<br />

Rückblickend finde ich es sehr wichtig, bereits in der Planungsphase verschiedene<br />

Arbeiten abzugeben und Verantwortung zu übertragen. Denn mittendrin ist dann<br />

meist keine Zeit mehr dazu und man übern<strong>im</strong>mt die Anleitung wieder selbst.<br />

e Was hat die Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s für die Kindergartenpädagoginnen,<br />

für die Eltern und für die Kinder bewirkt?<br />

Vorher kam es bei den Kindern <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> häufiger zu Konflikten. Nachher wusste<br />

jedes Kind, was es <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> machen möchte. Die Kinder hatten Zeit, in ihren <strong>Garten</strong><br />

hineinzuwachsen. Die Eltern hatten einen Bezug zum <strong>Garten</strong> gewonnen und waren<br />

stolz, mitgeholfen zu haben. Ich selbst habe nur mehr sehr wenig Zeit mit den Kindern<br />

<strong>im</strong> neu gestalteten <strong>Garten</strong> verbracht, da ich nun als Lehrerin in der BAKIP tätig bin.<br />

e Was hat Sie bei der Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s am meisten beeindruckt?<br />

Die Kinder haben in sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Erfahrungen in<br />

verschiedensten Bereichen gesammelt, und das von selbst. Das Spielverhalten<br />

hat sich verändert, sie lernten zu beobachten, nach etwas zu suchen u.s.w.<br />

Aggressivere Kinder wurden <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> ruhiger, weil es keinen Druck gab und um<br />

keine Spielgeräte gestritten werden musste. Der <strong>Garten</strong> bietet auch ausreichend<br />

Rückzugsmöglichkeiten und Freiräume an. Insgesamt habe ich einen respektvolleren<br />

Umgang unter den Kindern bemerkt.<br />

e Was bedeutet es für die Kinder, wenn die Eltern bei der Gestaltung<br />

des <strong>Garten</strong>s dabei sind?<br />

Sie haben das gemeinsame Tun als sehr schön empfunden, mit den Eltern<br />

und zum Teil auch mit älteren Geschwistern. Es gibt jetzt noch einen Austausch<br />

zwischen Kindergarten und Volksschule. Der Bezug der ehemaligen<br />

Kindergartenkinder zum <strong>Garten</strong> ist noch <strong>im</strong>mer spürbar.


e Was konnten Sie für zukünftige Projekte mitnehmen?<br />

Sammeln von Informationen unterschiedlichster Art. Vor- und Nachteile von<br />

Bauwerken überdenken. Was man will, kann man auch durchsetzen. Das<br />

Interesse bei anderen kann nur geweckt werden, wenn man selbst überzeugt ist.<br />

Wichtig ist es, eine gute Vertrauensbasis mit den Eltern zu haben. Man muss<br />

sie einbeziehen und ihnen vermitteln, ein wichtiger Teil in dem Projekt zu sein.<br />

Landeskindergarten Krummnußbaum<br />

Interview mit Maria Eibensteiner, Leiterin des Kindergartens<br />

e Wie kam es zur Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s?<br />

Verschiedene Seminare und Literatur zum Thema „Spielraum und Bewegung“<br />

haben mich und mein Kindergartenteam dazu motiviert, unseren <strong>Garten</strong> für die<br />

Kinder attraktiver zu gestalten. Es waren einige wenige alte Spielgeräte <strong>im</strong> <strong>Garten</strong><br />

und eine Sandkiste. Wir hatten einen großen <strong>Garten</strong>, aber kein Geld zur<br />

Umgestaltung. Zuerst haben wir mit einer kleinen Gruppe von Eltern über den<br />

Wunsch, unseren <strong>Garten</strong> umzugestalten, gesprochen, dann mit allen Eltern bei<br />

einem Elternabend. Die Idee fand gleich großen Anklang und alle erklärten sich<br />

bereit, in irgendeiner Weise mitzuhelfen. Ohne Mithilfe der Eltern hätten wir die<br />

Umgestaltung nicht machen können.<br />

e Wurden die Eltern bereits in die Planung einbezogen?<br />

Wir haben die Eltern <strong>im</strong> Herbst 1996 spontan<br />

eingeladen, mit uns den Weidentunnel zu<br />

bauen. Damals gab es noch kein konkretes<br />

Konzept zum <strong>Garten</strong>. Der Erfolg be<strong>im</strong><br />

Weidentunnel bestärkte uns weiterzumachen.<br />

Bei den nächsten Elternabenden wurden dann<br />

verschiedene Möglichkeiten der naturnahen<br />

Gestaltung vorgestellt. Es wurden konkrete<br />

Ideen gesammelt und diskutiert. Margit Holzer<br />

von “die umweltberatung” Pöchlarn verarbeitete<br />

die Vorschläge in einer Skizze und<br />

fertigte ein Lehmmodell an.<br />

e Wer half bei der Umsetzung? Wie wurden die<br />

Eltern koordiniert?<br />

Bei jedem Elternabend zu Beginn eines<br />

Kindergartenjahres sage ich den Eltern bereits:<br />

„Wir brauchen eure Unterstützung <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>.“<br />

Die „neuen“ Eltern bekommen so auch einen<br />

Bezug zum <strong>Garten</strong>. Das ist sehr gut für unsere<br />

Planung & Vorbereitung e Elternbeteiligung gefragt?<br />

Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />

e 13


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

e 14<br />

Für mich ist es wichtig,<br />

den Kontakt mit den<br />

Eltern während der<br />

ganzen Zeit zu halten.<br />

Arbeit, wir müssen aber auch geduldig sein<br />

und auf die Bereitschaft der Eltern warten<br />

können. Be<strong>im</strong> Bau des Weidentunnels waren<br />

insgesamt 20 Erwachsene und 11 Kinder an<br />

zwei Nachmittagen am Werk.<br />

Unser nächstes Projekt ein Jahr später, der<br />

Tastweg entlang des Weidentunnels, sollte<br />

25m lang und 1m breit werden. Die Erde des<br />

Aushubs wurde gleich für den Hügel <strong>im</strong><br />

<strong>Garten</strong> verwendet, der unbegrünt eine<br />

besondere Attraktion für die Kinder war!<br />

An einem Vormittag wurde der Split am Tastweg von den Kindern verteilt. Am<br />

Nachmittag kamen die Eltern und teilten die Sektoren für die einzelnen Tastbereiche<br />

mit Pflastersteinen ein und füllten sie mit mitgebrachten Materialien wie Stroh,<br />

Kiesel, Holz, Zapfen, Laub etc. Die Sandkiste wurde ebenfalls mithilfe einiger Väter<br />

an drei Seiten erweitert. Ein Vater unterstützte mit seinem Bagger, ein anderer Vater<br />

spendete den Spielsand.<br />

e Worauf ist bei der Planung und Umsetzung mit Eltern Ihrer Meinung nach zu achten?<br />

Für mich ist es wichtig, den Kontakt mit den Eltern während der ganzen Zeit zu<br />

halten. Die Planung soll langsam und gemeinsam mit den Eltern entstehen. So sind<br />

sie auch be<strong>im</strong> Bauen und Mithelfen gerne dabei.<br />

e Was hat die Umgestaltung des <strong>Garten</strong>s für die Kindergartenpädagoginnen,<br />

die Eltern und die Kinder bewirkt?<br />

Wir Kindergartenpädagoginnen können unbelasteter mit den Kindern arbeiten, weil<br />

die Eltern mitbekommen, worum es uns geht. Für die Kinder ist es sehr schön, mit<br />

ihren Eltern gemeinsam etwas zu schaffen – sie sind stolz darauf.<br />

e Was hat Sie bei der Umgestaltung des <strong>Garten</strong>s am meisten beeindruckt?<br />

Durch das Mitmachen und Miterleben der Eltern wird ihnen vieles von unserer Arbeit<br />

<strong>im</strong> Kindergarten klarer und verständlicher. Das war ein kleines Schlüsselerlebnis für<br />

mich, das ich in alle Bereiche meiner Arbeit mitnehme.<br />

e Wann wurden die Arbeiten <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> fertig gestellt?<br />

Unser <strong>Garten</strong> wird schrittweise umgesetzt und ist daher noch nicht fertig. Vor zwei<br />

Jahren haben wir wieder mit Eltern und Kindern eine Kräuterschnecke angelegt. Als<br />

nächstes sind Indianerzelte geplant.<br />

Abschließend möchte ich anmerken: Man muss hinter einer naturnahen Gestaltung<br />

des <strong>Garten</strong>s stehen, denn es gibt <strong>im</strong>mer wieder Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten,<br />

die <strong>im</strong> Rahmen des Kindergartens, gemeinsam mit den Eltern und Kindern,<br />

organisiert werden müssen. Das wirkt sich aber wiederum sehr positiv auf die<br />

Qualität der Arbeit mit den Kindern aus.


e<br />

Strukturieren statt Möblieren<br />

Arch. DI Vesna Urlicic<br />

Keine „Planungsrezepte“<br />

Für die Planung eines Spielgeländes gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Laut<br />

NÖ Kindergartenbauordnung stehen jeder Gruppe mind. 480 m2 Spielfläche <strong>im</strong> Freien<br />

zu, wobei das Grundstück selbst max<strong>im</strong>al 40% verbaut sein darf. Jenseits dieser<br />

Vorgaben gibt es aber eine Reihe unterschiedlicher Bedingungen, die bei der Gestaltung<br />

eine Rolle spielen:<br />

Die Gegebenheiten des Grundstückes, die Lage zum Kindergartengebäude, die Geländeform,<br />

der Baumbestand, die H<strong>im</strong>melsrichtung, bestehende und neu einzuplanende<br />

Geräte sind für die Planung und Gestaltung best<strong>im</strong>mend. Bei der Planung einer Spielfläche<br />

ist es wichtig, dass man Strukturen schafft und nicht bloß Spielgeräte und<br />

-funktionen nach gesetzlichen Vorgaben auf einem Platz verteilt und den Spielplatz somit<br />

„möbliert“. Es bedeutet vielmehr, Elemente und Spielgeräte so zu positionieren,<br />

dass sich Spiel- und Bewegungsabläufe und Zusammenhänge zwischen den Elementen<br />

ergeben.<br />

So sollte zum Beispiel die Wasserentnahmestelle in der Nähe des Sandspielbereiches<br />

liegen. Im opt<strong>im</strong>alen Fall wird bereits bei der Planung des Kindergartengebäudes die<br />

Strukturierung des Spielgeländes mitüberlegt und das Spielgelände nicht als<br />

„Restfläche“ nach dem Bau behandelt.<br />

Hier <strong>im</strong> Vergleich dieselbe Spielfläche, jedoch rechts<br />

naturnah mit Bepflanzung und Geländemodellierung gestaltet.<br />

Planung & Vorbereitung e Strukturieren statt Möblieren<br />

Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />

e 15


c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />

e 16<br />

Heckenlabyrinth<br />

Sand/Matsch Spielfläche<br />

Großer Kindergarten<br />

Spielnischen<br />

Ruhiger und aktiver Spielbereich<br />

Eine der Grundüberlegungen bei der Planung ist die Unterscheidung und Trennung von<br />

ruhigen Bereichen und Aktivitätsbereichen.<br />

Zum ruhigen Bereich zählen Sand- und Wasserspielbereiche, Rückzugsmöglichkeiten<br />

wie Spielhäuser, Weidenbauten, Strauchhäuser und Sitzbereiche wie Tisch-Bankgruppen<br />

in Nischen. Als aktiven Spielbereich betrachtet man intensivere Bewegungsräume mit<br />

Spielgeräten, z. B. Schaukelgärten oder Ballspielflächen. Oft geben Lagebedingungen<br />

und Gebäudeform bereits eine Grundstruktur vor.<br />

Die Strukturierung des Spielgeländes in ruhige und aktive Bereiche lässt sich mittels<br />

Geländeform (Hügel, Mulde, Wall) erreichen. Modelliertes Gelände bietet an sich schon<br />

unterschiedliche Spielqualitäten. Dort, wo man wegen beengter<br />

Platzverhältnisse kaum mit ausgeprägten Geländemodellierungen<br />

arbeiten kann (z. B. bei einem zentral auf dem Grundstück<br />

gelegenen Kindergartengebäude mit umliegenden schmalen<br />

Grünstreifen als Spielflächen), bietet sich<br />

Bepflanzung zur Strukturierung an.<br />

Mittels Hecken und Bäumen<br />

lassen sich Nischen, Plätze<br />

und Abgrenzungen<br />

schaffen.<br />

Sand/Matsch Spielfläche<br />

„Baubereich“<br />

Wall als Trennung<br />

zwischen ruhigem und<br />

aktivem Spielbereich<br />

SchaukelgartenBewegungsgeräte<br />

Schaukelgarten<br />

Spiel- und Rodelhügel zum<br />

Klettern und als Trennung<br />

zwischen ruhigem und<br />

aktivem Bereich<br />

Spielnische<br />

z. B. für ein Bewegungsgerät<br />

Heckenlabyrinth<br />

Sandspielfläche<br />

Kleiner Kindergarten<br />

Für jene, die für die <strong>Garten</strong>gestaltung den Rat von einem/r <strong>Garten</strong>planer/in einholen<br />

wollen, bietet die Aktion „<strong>Natur</strong> <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>“ eine Beratung. Nähere Informationen dazu<br />

erhalten Sie be<strong>im</strong> <strong>Garten</strong>telefon 02742/74 333.<br />

„Baumbereich“

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