KINDER-GARTEN-BUCH - Natur im Garten
KINDER-GARTEN-BUCH - Natur im Garten
KINDER-GARTEN-BUCH - Natur im Garten
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NÖ <strong>Natur</strong>garten-Ratgeber<br />
<strong>KINDER</strong>-<strong>GARTEN</strong>-<strong>BUCH</strong><br />
Handbuch zur naturnahen Gestaltung
Impressum:<br />
Herausgeber und Verleger: Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung,<br />
A-3109 St. Pölten, Landhausplatz 1;<br />
Redaktion & inhaltliche Gestaltung: Judith Heissenberger und Katharina Ritschel;<br />
Grafische Konzeption (Umschlag): Helmut Kindlinger;<br />
Grafische Konzeption (Innenteil) & Layout: grafik zuckerstätter – Peter Uhl, Alexandra Gugerel, Graz . yna Hillisch<br />
Kinderzeichnungen: Sonja Zuckerstätter;<br />
Zeichnungen: Christine Haas, Lieselotte Jilka, Vesna Urlicic;<br />
Titelfoto: NÖ Landeskindergarten Rohrau/ fotostudio peter kubelka<br />
Fotos: fotostudio peter kubelka, Roland Gaber, Christine Haas, Lieselotte Jilka, Alex Oberholzer, Archiv der<br />
Spiellandschaft NÖ und aus den „Beispielhaften Kinder-Gärten“;<br />
Druck: radinger.print, Scheibbs. Gedruckt auf Recyclingpapier mit Pflanzenölfarben. 2. Auflage. Mai 2004.<br />
Wir danken für die Unterstützung: NÖ Familienreferat, "die umweltberatung" NÖ, NÖ Baudirektion – Ortsbildpflege,<br />
Zentrum für Kindergartenpädagogik und allen Kindergartenpädagoginnen.<br />
Zitat K. Schneider aus: 50 Jahre Kinderleben. SOS Kinderdorf Imst, 1999.<br />
Zitat Maria Montessori aus: Peter Dutt „Gründe und Möglichkeiten eines Bauernhofkindergartens”, Diplomarbeit 2002.
<strong>KINDER</strong>-<strong>GARTEN</strong>-<strong>BUCH</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
c Einleitung Seite 4<br />
Vorwort Seite 4<br />
Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung Seite 6<br />
e Planung &<br />
Vorbereitung Seite 9<br />
Ein bedürfnisgerechter Kindergarten braucht … Seite 10<br />
Elternbeteiligung gefragt? Seite 11<br />
Strukturieren statt Möblieren Seite 15<br />
- Gestaltung Seite 17<br />
Ruhiger Spielbereich Seite 18<br />
Spielen mit Sand (Seite 18); Spielen mit Wasser (Seite 19); Schüttübungen<br />
nach Maria Montessori (Seite 24); Apfelbaum und Haselstrauch (Seite 25)<br />
Übergangsbereich Seite 32<br />
Modelliertes Gelände (Seite 32); Lassen wir die <strong>Natur</strong> walten … (Seite 33)<br />
Aktiver Spielbereich Seite 34<br />
Zum Spielwert von Spielgeräten (Seite 34)<br />
Befestigte Wege und Plätze (Seite 37); Freibereich <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> (Seite 38)<br />
<strong>Natur</strong>werkstatt „<strong>Garten</strong>“ Seite 39<br />
Weidenbauten (Seite 39); Kinderbeete (Seite 41); Wohnungsbau für Tiere (Seite 44)<br />
Waldgarten (Seite 45); <strong>Natur</strong> pur (Seite 48)<br />
{ Normen & Gesetze Seite 49<br />
Das sichere Abenteuer Seite 50<br />
Sicherheit <strong>im</strong> Kinder-<strong>Garten</strong> Seite 50<br />
Normen für den naturnahen <strong>Garten</strong> Seite 56<br />
o Beispielhafte Kinder-Gärten Seite 59<br />
c Anhang Seite 67<br />
Die <strong>Garten</strong>plakette Seite 67<br />
Angebot „<strong>Natur</strong> <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>“ Seite 69<br />
Literatur, Adressen, Autorinnen Seite 70<br />
c 3
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
c 4<br />
Die Umwelt lieben lernen! Kinder müssen die Welt, in der wir<br />
uns täglich bewegen, erst kennen lernen. Vor allem unsere<br />
kleinsten Mitmenschen nehmen ihre Umgebung noch nicht<br />
mit ihren geistigen Fähigkeiten über das Denken und Vorstellen,<br />
sondern vor allem mit ihrem Körper und über die Sinne wahr.<br />
Denn erst mit Hilfe von Sinneseindrücken lernt das Kind Begriffe wie rau und glatt, laut<br />
und leise, heiß und kalt, süß und sauer, oben und unten.<br />
Gerade die ersten Eindrücke sind es, die für die Entwicklung unserer Kinder bedeutend<br />
sind und eine „<strong>Natur</strong>nähe“ in Gärten bietet hierfür die opt<strong>im</strong>alen Möglichkeiten:<br />
<strong>Natur</strong>nah gestaltete Gärten beeinflussen das Sozialverhalten, die Kreativität und die<br />
gesamte Persönlichkeit des Kindes positiv. Die Erfahrungswelt der natürlichen<br />
Räume bietet Kindern einen Ausgleich zu einer technisierten Umwelt und durch den<br />
Einsatz der eigenen körperlichen Kräfte lernen sie, sich selbst richtig einzuschätzen<br />
und sich selbstsicher zu bewegen. Kinder suchen in der Regel selbst nach solchen<br />
Lern- und Erfahrungswelten und wollen sich nicht einschränken lassen. Und wir wissen:<br />
Welche Beziehung ein Kind zur <strong>Natur</strong> entwickelt und in welcher Form, dies ist <strong>im</strong> späteren<br />
Leben auch Maßstab für die eigene Bewertung der Umwelt.<br />
Das Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch, das Sie nun in Ihren Händen halten, soll Sie unterstützen und<br />
Ihnen Tipps und Anregungen für die Planung, Vorbereitung und Gestaltung eines<br />
naturnahen Kindergartens geben. Abschließend zeigt es Ihnen beispielhafte Gärten<br />
aus unserem Bundesland Niederösterreich. Mit diesem Buch wünsche ich Ihnen<br />
gutes Gelingen und viel Freude in der Gestaltung. Allen Kindern wünsche ich <strong>im</strong> <strong>Garten</strong><br />
gleichsam einen Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung und schöne Abenteuer<br />
und Erlebnisse.<br />
Mag. Wolfgang Sobotka<br />
Landesrat für Umwelt, Raumordnung und Finanzen
Dass der Mensch naturverbunden lebt, war vielen<br />
Generationen vor uns eine Selbstverständlichkeit.<br />
Heute, <strong>im</strong> Zeitalter von Internet und Cyberspace, lernen Kinder<br />
schon sehr früh, mit einer virtuellen Welt umzugehen und sich<br />
in ihr zu bewegen. Umso wichtiger erscheint es mir, Kindern ein<br />
Verständnis für die <strong>Natur</strong>, einen Bezug zur <strong>Natur</strong> erleben und erfahren zu lassen.<br />
Ich bin überzeugt, dass ein kindgerechter, kinderfreundlicher naturnaher <strong>Garten</strong><br />
<strong>im</strong> Kindergarten in unserem Zeitalter von großem Wert ist. Es freut mich deshalb<br />
besonders, dass <strong>im</strong> Rahmen von „Zehn Jahre NÖ Kinder- & Jugendanwaltschaft“<br />
dieses praxisbezogene Buch vorgestellt werden kann.<br />
Es enthält viele wertvolle Tipps und Anregungen, illustriert durch zahlreiche<br />
anschauliche Beispiele, und verweist auf die zu beachtenden Sicherheitsvorschriften,<br />
um einen naturnahen, kindgerechten <strong>Garten</strong> <strong>im</strong> Kindergarten gestalten zu können.<br />
Sind Gärten und Spielplätze nicht automatisch kinderfreundlich, wenn sich darin<br />
Spielgeräte befinden?<br />
Wenn wir einen <strong>Garten</strong> mit den Augen, Ohren und Nasen von Kindern wahrnehmen<br />
und diese nach ihren Wünschen, Bedürfnissen, Vorstellungen und Interessen fragen,<br />
entdecken wir ganz neue Perspektiven und bereichernde Ideen.<br />
Das Überdenken eines <strong>Garten</strong>s hinsichtlich seiner Kinderfreundlichkeit und auch<br />
seiner Nähe zur <strong>Natur</strong> ist ein wahres Abenteuer, voller Spannung und Entdeckungen.<br />
Dass dieses Abenteuer in jedem Kindergarten stattfinden möge, wünsche ich Ihnen<br />
und allen Kindern.<br />
Mag. Gabriela Peterschofsky-Orange<br />
NÖ Kinder & Jugend Anwältin<br />
Einleitung c Vorwort<br />
Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />
c 5
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
c 6<br />
c<br />
Spielraum für eine<br />
ganzheitliche Entwicklung<br />
Dem Kind wird erst<br />
durch Körper- und<br />
Sinneserfahrung möglich,<br />
kognitive Begriffe<br />
auszubilden.<br />
Das Kleinkind weiß, was das Beste für es ist. Lasst uns selbstverständlich<br />
darüber wachen, dass es keinen Schaden erleidet. Aber statt es unsere<br />
Wege zu lehren, lasst uns ihm Freiheit geben, sein eigenes kleines Leben<br />
nach seiner Weise zu leben. Dann werden wir, wenn wir gut beobachten,<br />
vielleicht etwas über die Wege der Kinder lernen. Maria Montessori<br />
Spielen ist für Kinder mehr als Zeitvertreib<br />
Kinder entwickeln in spielerischen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ihre<br />
physischen, psychischen und sozialen Fähigkeiten. Die zentrale Aufgabe<br />
der kindlichen Entwicklung ist die Ausbildung der eigenen Identität. Das Kind ist an<br />
diesem Prozess aktiv beteiligt, es will wissen, wer es ist, was es kann und will<br />
(FISCHER 1996). Die Daten dazu kann es vorerst nur über die spielerische Bewegung<br />
und sinnliche Wahrnehmung sammeln.<br />
Die Erfahrungen, die Kindern in naturnah gestalteten Spielräumen ermöglicht werden,<br />
gehen also weit über den Bereich der Umweltpädagogik hinaus. <strong>Natur</strong>nahe Spielräume<br />
beeinflussen das Sozialverhalten, die Kreativität und die gesamte Persönlichkeit des<br />
Kindes positiv, sie fördern die motorische, sensomotorische, soziale, emotionale wie<br />
auch intellektuelle Entwicklung.<br />
Dem Kind wird es erst durch Körper- und Sinneserfahrungen möglich, kognitive Begriffe<br />
wie heiß und kalt, rau und weich, oben und unten auszubilden. Durch Fühlen, Tasten<br />
und Greifen kommt das Kind zum Begreifen. Denn: „ Nur wer einen Stein geschleppt hat,<br />
weiß was ein Stein ist.“ (SEEWALD 1997). Die intellektuelle Erkenntnis, die Vorstellung<br />
von etwas, kommt also aus dem Handeln und der körperlichen Erfahrung.<br />
Durch den Einsatz der eigenen körperlichen Kräfte lernen Kinder ihre Umwelt und sich<br />
selbst richtig einzuschätzen und sich selbstsicher zu bewegen. Diese unmittelbaren<br />
„Erfahrungen aus erster Hand", die so genannten Pr<strong>im</strong>ärerfahrungen, sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil der kindlichen Entwicklung, da die Einstellung des Kindes zu<br />
sich selbst, sein eigenes Selbstwertgefühl maßgeblich von Körper- und Bewegungserfahrungen<br />
beeinflusst wird.<br />
Es ist für das Kind wichtig zu erleben, dass das erreichte Ergebnis mit der eigenen<br />
Anstrengung und dem eigenen Können verbunden ist. Diese Erfahrung<br />
der „Selbstwirksamkeit“ ist ein wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung von<br />
Selbstvertrauen.<br />
Spiel- und Bewegungssituationen sollten daher so konzipiert sein, dass das Kind durch<br />
seine Handlungen Veränderungen bewirken kann. Diese Veränderungen sollten für<br />
das Kind sichtbar bzw. spürbar sein (vgl. ZIMMER 2001). Denn Kinder, die sich für nichts<br />
anstrengen müssen, erleben auch nicht das Glücksgefühl, etwas geschafft zu haben.
Veränderte Spiel- und Entwicklungsbedingungen<br />
Die heutige Kindheit ist jedoch durch den Verlust an körperlich-sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten<br />
gekennzeichnet. Kinder werden gefahren, versorgt, behütet und<br />
unterhalten und somit daran gehindert, eigene Erfahrungen in ihrer Lebenswelt zu<br />
sammeln. Die Folgen einer solchen überorganisierten Kindheit sind<br />
Bewegungsarmut, Reizüberflutung und Verlust an Lebenserfahrung (vgl. DUTT 2001).<br />
Kinder verbringen <strong>im</strong>mer mehr<br />
Zeit in Innenräumen, durch die<br />
Zunahme des Medienkonsums<br />
werden sie einseitig vor allem mit<br />
optischen und akustischen Reizen<br />
belastet. Sie können jedoch das,<br />
was sie sehen und hören, nicht<br />
fühlen, tasten, schmecken,<br />
riechen und sich nicht mit und in<br />
ihm bewegen.<br />
Kinder verbringen <strong>im</strong>mer mehr<br />
Zeit in Institutionen wie<br />
Kindergarten, Schule, Hort und<br />
anderen Freizeiteinrichtungen.<br />
Was Kindern heute fehlt, ist nicht<br />
die organisierte Spielgelegenheit, sondern vielmehr der Freiraum für eigenverantwortliches<br />
Handeln und für das Spiel in der Gleichaltrigengruppe. Ein Spiel, das nicht<br />
von Erwachsenen beobachtet, angeleitet oder kommentiert wird. Kinder brauchen<br />
dieses soziale Exper<strong>im</strong>entierfeld, in dem sie spielerisch lernen können, Regeln zu<br />
verhandeln und einzuhalten, sich unterzuordnen oder durchzusetzen. Sie können<br />
sich mit anderen messen und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln.<br />
Selbstvertrauen, die emotionale Unterstützung durch andere und ein intaktes<br />
Immunsystem sind die drei wichtigsten Schutzfaktoren für eine gesunde kindliche<br />
Entwicklung.<br />
Verspielte Chancen –<br />
zur Gesundheitssituation unserer Kinder<br />
Die Gesundheitssituation unserer Kinder ist zwar insgesamt zufriedenstellend.<br />
Die akuten Infektionskrankheiten, die so genannten Kinderkrankheiten, sind<br />
weitgehend unter Kontrolle. Sorge bereitet allerdings die Zunahme von chronischen<br />
Krankheiten wie Stoffwechselstörungen, neuronalen Erkrankungen wie Epilepsie<br />
sowie allergischen Krankheiten.<br />
Kinder brauchen ein<br />
soziales Exper<strong>im</strong>entierfeld,<br />
in dem sie spielerisch<br />
lernen können, Regeln zu<br />
verhandeln und einzusetzen.<br />
Einleitung c Spielraum für eine ganzheitliche Entwicklung<br />
Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />
c 7
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
c 8<br />
Mangelnde Verarbeitungsmöglichkeiten<br />
führen<br />
zu emotionalem und<br />
körperlichem Stress.<br />
Übergewicht und Haltungsschäden<br />
kommen <strong>im</strong>mer häufiger auch bei Kindern<br />
vor. Immer mehr Kinder klagen über<br />
Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen sowie<br />
Schlafstörungen und andere Befindlichkeitsstörungen.<br />
Viele dieser Krankheiten<br />
haben keine eindeutige, einzelne Ursache,<br />
wie das zum Beispiel bei Infektionskrankheiten<br />
der Fall ist. Man muss sie eher als<br />
psychosomatische Anpassungsstörungen<br />
auf überfordernde Lebensbedingungen<br />
deuten. Immer mehr Kinder zeigen<br />
Verhaltensauffälligkeiten, indem sie sich z. B. nicht mehr konzentrieren können, unruhig<br />
sind und keine Ausdauer mehr besitzen. Andere lassen sich nur schwer in Gemeinschaften<br />
integrieren, da sie schon bei kleinen Belastungen aggressiv reagieren. Des<br />
Weiteren steigt die Zahl sprachgestörter Kinder, ihre Wahrnehmungsfähigkeit ist<br />
reduziert oder ihre Bewegungsgeschicklichkeit unterentwickelt, da sie ihre Muskeln<br />
nicht koordinieren können (vgl. MAIER 2001).<br />
Im Vorschulalter bestehen die Haupttendenzen der motorischen Entwicklung in der<br />
Vervollkommnung von Bewegungsformen, wie Fangen und Werfen, Tragen und Schlagen,<br />
Ziehen und Schieben, und in der Aneignung erster Bewegungskombinationen, wie<br />
Purzelbäume schlagen. Auch die Ausbildung der Feinmotorik macht in diesem Alter<br />
große Fortschritte (vgl. DUTT 2001). Fehlende sensomotorische Erfahrungen führen u. a.<br />
zu Teilleistungsstörungen, die oft erst <strong>im</strong> Rahmen des Schulunterrichts erkannt werden.<br />
Wenn der Lebensalltag Kindern zuwenig Raum lässt für die Erfüllung ihrer körperlichsinnlichen<br />
Bedürfnisse, kommt es zu einer Beeinträchtigung der Entwicklung.<br />
Denn Kinder brauchen Freiräume, um intensive psychische Zustände wie Neugier und<br />
Spannung, Wut und Freude durch Schreien, Toben, Rennen und andere intensive<br />
Bewegungen zum Ausdruck zu bringen. Mangelnde Verarbeitungsmöglichkeiten führen<br />
zu emotionalem und körperlichem Stress.<br />
Trotz aller veränderten Lebensumstände „... gilt es noch <strong>im</strong>mer, dass Kinder erstaunlich<br />
widerstandsfähige Wesen sind und mit einem zielsicheren Instinkt Orte aufstöbern, an<br />
denen sie unbeaufsichtigt ihre eigenen Erfahrungen sammeln können.“<br />
(LANGE & STADELMANN 1997).
e<br />
Planung &<br />
Vorbereitung<br />
Ein naturnah gestalteter <strong>Garten</strong> bietet Kindern die Möglichkeit, mit <strong>Natur</strong>materialien<br />
wie Sand, Wasser, Steinen, Holz, Matsch und Pflanzen zu exper<strong>im</strong>entieren. Durch die<br />
Beobachtung von Tieren und Pflanzen, die Veränderung des <strong>Natur</strong>- und Spielraums <strong>im</strong><br />
Wandel der Jahreszeiten und das Erleben verschiedener Witterungsverhältnisse kann das<br />
Kind eine enge Beziehung zur <strong>Natur</strong> entwickeln. Diese wird in seinem späteren Leben<br />
zum Maßstab für die eigene Bewertung der Umwelt werden.<br />
Die abwechslungsreiche Gestaltung eines <strong>Garten</strong>s mit Hügeln und Mulden, Höhen und<br />
Tiefen regt die Kinder zum Laufen, Springen und Klettern an. Ergänzt mit ausgewählten<br />
Spielgeräten entspricht der <strong>Garten</strong> dem Bedürfnis der Kinder nach intensiven Bewegungserfahrungen.<br />
Die folgenden Angebote und Bereiche sollte ein <strong>Garten</strong> für Kinder bereit halten.
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
e 10<br />
e<br />
Ein bedürfnisgerechter<br />
Kinder-<strong>Garten</strong> braucht …<br />
Elementare Bewegungsaktivitäten<br />
sind bei<br />
Kindern mit großer<br />
Freude verbunden.<br />
e Angebote für intensive Bewegung<br />
Schaukeln, Schwingen, Hüpfen, Drehen, Rutschen, Klettern und Balancieren, diese<br />
elementaren Bewegungsaktivitäten sind bei Kindern mit großer Freude verbunden.<br />
Sie befriedigen ein emotionales Grundbedürfnis und sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil der motorischen Entwicklung. Man kann bei Kindern beobachten, dass<br />
sie sich oft erst nach einer Phase intensiver Bewegung anderen Spielen widmen.<br />
Neben fix installierten Spielgeräten wie einer Schaukel kann der aktive Spielbereich<br />
mit mobilen Spielelementen wie den Materialien einer Bewegungsbaustelle<br />
abwechslungsreich gestaltet werden.<br />
e Material und Raum für kreatives Gestalten<br />
Sand- und Wasserspielbereiche, Kies- und Schotterflächen, Matsch- und Erdgruben<br />
sowie Materialien wie Äste, Bretter, Steine und Blätter fördern das kreative Spiel der<br />
Kinder. Spielbereiche, die Gestaltung durch Kinderhand zulassen, bleiben für Kinder<br />
langfristig interessant. Das fantasievolle, konstruktive Spiel ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der kindlichen Lernwelt.<br />
e Rückzugsbereiche und Nischen<br />
Es braucht besonders geschützte Orte, in denen sich Kinder in ihr Spiel vertiefen<br />
oder an denen sich Geschichten für Rollenspiele entspinnen können. Im <strong>Garten</strong> kann<br />
diese Atmosphäre durch Buschgruppen, Weidenbauten oder modelliertes,<br />
unübersichtliches Gelände geschaffen werden.<br />
e Platz für Bewegungs- und Gruppenspiele<br />
Auf freien und unverbauten Flächen können Kinder ihre Geschicklichkeit <strong>im</strong> Ballspiel<br />
oder be<strong>im</strong> Wettrennen mit Tretfahrzeugen erproben und sich mit anderen<br />
vergleichen. Der <strong>Garten</strong> sollte daher Herausforderungen und ausreichend Platz für<br />
gemeinsames Spiel bereit halten.<br />
e Anregung für die Sinne<br />
Ergänzend zum Spiel mit Sand, Erde und Wasser regen Inseln aus duftenden<br />
Stauden, Hecken mit gut schmeckenden Beeren, Wege aus unterschiedlichsten<br />
Materialien, Summsteine, Klanghölzer und Spielzäune die Sinne der Kinder an.<br />
Je vielfältiger ein Spielraum angelegt ist, je mehr Veränderungen dort erfahrbar sind<br />
und zugelassen werden, desto reichhaltiger sind auch die Erlebnisse, die Kinder dort<br />
sammeln können. <strong>Natur</strong>nahe Gärten sollten aber herkömmliche Gärten nicht<br />
insofern ablösen, dass die „<strong>Natur</strong>“ <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> wieder erwachsenentypisch, nach<br />
Kriterien wie Übersichtlichkeit und Pflege, hergerichtet wird. Spielräume brauchen<br />
etwas Schmuddeligkeit!
e<br />
Elternbeteiligung gefragt?<br />
In welcher Form kann man Eltern bei der<br />
Gestaltung eines <strong>Garten</strong>s einbeziehen, wie<br />
kann man sie dafür gewinnen und was bedeutet<br />
es für die zukünftige Arbeit <strong>im</strong> Kindergarten?<br />
In den folgenden Interviews mit zwei engagierten<br />
Kindergartenleiterinnen werden interessante<br />
Aspekte und wertvolle Erfahrungen zum Thema<br />
Elternbeteiligung an der Planung und Umsetzung<br />
von Gärten erzählt.<br />
NÖ Landeskindergarten Gutenstein<br />
Interview mit der ehemaligen Kindergartenleiterin Margit Geishofer<br />
e Wie kam es zur Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s?<br />
Der Kindergarten in Gutenstein wurde in den Jahren 1997–1998 von einer Gruppe<br />
auf zwei Gruppen ausgebaut. Dadurch wurde auch die <strong>Garten</strong>fläche vergrößert<br />
und die alten, morschen Spielgeräte wurden entsorgt. Wir träumten von einem<br />
großen Klettergerät, das alle Wünsche erfüllen sollte. Mit Hilfe der Eltern, durch<br />
Feste und Spenden der ortsansässigen Firmen sammelten wir Geld dafür.<br />
Gleichzeitig wurde ich durch eine Freundin auf die Möglichkeit einer naturnahen<br />
<strong>Garten</strong>gestaltung aufmerksam gemacht. Ich selbst hatte beobachtet, wie wichtig<br />
die Bewegung draußen für die Entwicklung der Kinder ist.<br />
e Wurden die Eltern bereits in die Planung einbezogen?<br />
Am ersten Elternabend zu diesem Thema wurden die Eltern und die GemeindevertreterInnen<br />
über unsere Ideen und über die Wünsche der Kinder informiert.<br />
Helga Eichwalder-Gabler von “die umweltberatung” gestaltete den Elternabend –<br />
Spielerinnerungen wurden ausgetauscht und Ideen gesammelt. Alle Anregungen<br />
zum <strong>Garten</strong> wurden anschließend von der <strong>Garten</strong>planerin Heide Studer zu Papier<br />
gebracht. Es konnte mit der schrittweisen Umsetzung begonnen werden.<br />
Insgesamt wurden für die Planung drei Monate benötigt. Die gesamte Projektphase<br />
dauerte ein Kindergartenjahr.<br />
e Wer half bei der Umsetzung? Wie wurden die Eltern organisiert?<br />
Alle Eltern übernahmen Arbeiten unterschiedlicher Art. Es gab eine Gruppe von<br />
etwa zehn Eltern, die sehr oft dabei waren, auch an Wochenenden und in den<br />
Ferien. Durch Elternabende, über die Anschlagtafel und anhand von Elternbriefen<br />
versuchte ich, alle auf dem Laufenden zu halten. Durch die Kinder waren die<br />
Eltern über die Fortschritte bestens informiert.<br />
e Welche Arbeiten wurden von den Eltern übernommen?<br />
Organisatorische Aufgaben, Grab- und Planierarbeiten, Vermessen und<br />
Abstecken, Anlegen der Tasttreppe, Platzieren der Klettersteine und des<br />
Planung & Vorbereitung e Elternbeteiligung gefragt?<br />
Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />
e 11
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
e 12<br />
Es ist sehr wichtig,<br />
bereits in der<br />
Planungsphase<br />
verschiedene Arbeiten<br />
abzugeben.<br />
Balancierstammes und vieles mehr. Einige<br />
Eltern haben die Sandmulde und den Fahrweg<br />
ausgehoben. Die Rundhölzer zur Begrenzung<br />
der Sandmulde wurden vorbereitet und verlegt.<br />
Ein Vater half be<strong>im</strong> Planieren der wassergebundenen<br />
Decke, wofür Maschinen von der<br />
Straßenmeisterei geliehen werden konnten.<br />
e Was konnte gemeinsam mit den Kindern gemacht werden?<br />
Die Kinder waren, soweit es die Sicherheit erlaubte, bei allen Arbeiten dabei – be<strong>im</strong><br />
Setzen von Sträuchern und Bäumen, be<strong>im</strong> Pflanzen der Beerensträucher für die<br />
Naschhecken, be<strong>im</strong> Anlegen des Komposthaufens und des Hochbeets, be<strong>im</strong> Säen<br />
der Blumenwiese. Das Weidentipi, der Weidentunnel und der Sinnesweg wurden von<br />
den Kindern mit Unterstützung der Schülerinnen der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik<br />
(BAKIP) Wiener Neustadt gebaut. Interessierte „Zaungäste“<br />
wurden durch selbst gemalte Schilder über unser Vorhaben informiert.<br />
e Worauf ist bei der Planung und Umsetzung mit Eltern Ihrer Meinung nach zu achten?<br />
Rückblickend finde ich es sehr wichtig, bereits in der Planungsphase verschiedene<br />
Arbeiten abzugeben und Verantwortung zu übertragen. Denn mittendrin ist dann<br />
meist keine Zeit mehr dazu und man übern<strong>im</strong>mt die Anleitung wieder selbst.<br />
e Was hat die Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s für die Kindergartenpädagoginnen,<br />
für die Eltern und für die Kinder bewirkt?<br />
Vorher kam es bei den Kindern <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> häufiger zu Konflikten. Nachher wusste<br />
jedes Kind, was es <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> machen möchte. Die Kinder hatten Zeit, in ihren <strong>Garten</strong><br />
hineinzuwachsen. Die Eltern hatten einen Bezug zum <strong>Garten</strong> gewonnen und waren<br />
stolz, mitgeholfen zu haben. Ich selbst habe nur mehr sehr wenig Zeit mit den Kindern<br />
<strong>im</strong> neu gestalteten <strong>Garten</strong> verbracht, da ich nun als Lehrerin in der BAKIP tätig bin.<br />
e Was hat Sie bei der Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s am meisten beeindruckt?<br />
Die Kinder haben in sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Erfahrungen in<br />
verschiedensten Bereichen gesammelt, und das von selbst. Das Spielverhalten<br />
hat sich verändert, sie lernten zu beobachten, nach etwas zu suchen u.s.w.<br />
Aggressivere Kinder wurden <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> ruhiger, weil es keinen Druck gab und um<br />
keine Spielgeräte gestritten werden musste. Der <strong>Garten</strong> bietet auch ausreichend<br />
Rückzugsmöglichkeiten und Freiräume an. Insgesamt habe ich einen respektvolleren<br />
Umgang unter den Kindern bemerkt.<br />
e Was bedeutet es für die Kinder, wenn die Eltern bei der Gestaltung<br />
des <strong>Garten</strong>s dabei sind?<br />
Sie haben das gemeinsame Tun als sehr schön empfunden, mit den Eltern<br />
und zum Teil auch mit älteren Geschwistern. Es gibt jetzt noch einen Austausch<br />
zwischen Kindergarten und Volksschule. Der Bezug der ehemaligen<br />
Kindergartenkinder zum <strong>Garten</strong> ist noch <strong>im</strong>mer spürbar.
e Was konnten Sie für zukünftige Projekte mitnehmen?<br />
Sammeln von Informationen unterschiedlichster Art. Vor- und Nachteile von<br />
Bauwerken überdenken. Was man will, kann man auch durchsetzen. Das<br />
Interesse bei anderen kann nur geweckt werden, wenn man selbst überzeugt ist.<br />
Wichtig ist es, eine gute Vertrauensbasis mit den Eltern zu haben. Man muss<br />
sie einbeziehen und ihnen vermitteln, ein wichtiger Teil in dem Projekt zu sein.<br />
Landeskindergarten Krummnußbaum<br />
Interview mit Maria Eibensteiner, Leiterin des Kindergartens<br />
e Wie kam es zur Neugestaltung des <strong>Garten</strong>s?<br />
Verschiedene Seminare und Literatur zum Thema „Spielraum und Bewegung“<br />
haben mich und mein Kindergartenteam dazu motiviert, unseren <strong>Garten</strong> für die<br />
Kinder attraktiver zu gestalten. Es waren einige wenige alte Spielgeräte <strong>im</strong> <strong>Garten</strong><br />
und eine Sandkiste. Wir hatten einen großen <strong>Garten</strong>, aber kein Geld zur<br />
Umgestaltung. Zuerst haben wir mit einer kleinen Gruppe von Eltern über den<br />
Wunsch, unseren <strong>Garten</strong> umzugestalten, gesprochen, dann mit allen Eltern bei<br />
einem Elternabend. Die Idee fand gleich großen Anklang und alle erklärten sich<br />
bereit, in irgendeiner Weise mitzuhelfen. Ohne Mithilfe der Eltern hätten wir die<br />
Umgestaltung nicht machen können.<br />
e Wurden die Eltern bereits in die Planung einbezogen?<br />
Wir haben die Eltern <strong>im</strong> Herbst 1996 spontan<br />
eingeladen, mit uns den Weidentunnel zu<br />
bauen. Damals gab es noch kein konkretes<br />
Konzept zum <strong>Garten</strong>. Der Erfolg be<strong>im</strong><br />
Weidentunnel bestärkte uns weiterzumachen.<br />
Bei den nächsten Elternabenden wurden dann<br />
verschiedene Möglichkeiten der naturnahen<br />
Gestaltung vorgestellt. Es wurden konkrete<br />
Ideen gesammelt und diskutiert. Margit Holzer<br />
von “die umweltberatung” Pöchlarn verarbeitete<br />
die Vorschläge in einer Skizze und<br />
fertigte ein Lehmmodell an.<br />
e Wer half bei der Umsetzung? Wie wurden die<br />
Eltern koordiniert?<br />
Bei jedem Elternabend zu Beginn eines<br />
Kindergartenjahres sage ich den Eltern bereits:<br />
„Wir brauchen eure Unterstützung <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>.“<br />
Die „neuen“ Eltern bekommen so auch einen<br />
Bezug zum <strong>Garten</strong>. Das ist sehr gut für unsere<br />
Planung & Vorbereitung e Elternbeteiligung gefragt?<br />
Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />
e 13
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
e 14<br />
Für mich ist es wichtig,<br />
den Kontakt mit den<br />
Eltern während der<br />
ganzen Zeit zu halten.<br />
Arbeit, wir müssen aber auch geduldig sein<br />
und auf die Bereitschaft der Eltern warten<br />
können. Be<strong>im</strong> Bau des Weidentunnels waren<br />
insgesamt 20 Erwachsene und 11 Kinder an<br />
zwei Nachmittagen am Werk.<br />
Unser nächstes Projekt ein Jahr später, der<br />
Tastweg entlang des Weidentunnels, sollte<br />
25m lang und 1m breit werden. Die Erde des<br />
Aushubs wurde gleich für den Hügel <strong>im</strong><br />
<strong>Garten</strong> verwendet, der unbegrünt eine<br />
besondere Attraktion für die Kinder war!<br />
An einem Vormittag wurde der Split am Tastweg von den Kindern verteilt. Am<br />
Nachmittag kamen die Eltern und teilten die Sektoren für die einzelnen Tastbereiche<br />
mit Pflastersteinen ein und füllten sie mit mitgebrachten Materialien wie Stroh,<br />
Kiesel, Holz, Zapfen, Laub etc. Die Sandkiste wurde ebenfalls mithilfe einiger Väter<br />
an drei Seiten erweitert. Ein Vater unterstützte mit seinem Bagger, ein anderer Vater<br />
spendete den Spielsand.<br />
e Worauf ist bei der Planung und Umsetzung mit Eltern Ihrer Meinung nach zu achten?<br />
Für mich ist es wichtig, den Kontakt mit den Eltern während der ganzen Zeit zu<br />
halten. Die Planung soll langsam und gemeinsam mit den Eltern entstehen. So sind<br />
sie auch be<strong>im</strong> Bauen und Mithelfen gerne dabei.<br />
e Was hat die Umgestaltung des <strong>Garten</strong>s für die Kindergartenpädagoginnen,<br />
die Eltern und die Kinder bewirkt?<br />
Wir Kindergartenpädagoginnen können unbelasteter mit den Kindern arbeiten, weil<br />
die Eltern mitbekommen, worum es uns geht. Für die Kinder ist es sehr schön, mit<br />
ihren Eltern gemeinsam etwas zu schaffen – sie sind stolz darauf.<br />
e Was hat Sie bei der Umgestaltung des <strong>Garten</strong>s am meisten beeindruckt?<br />
Durch das Mitmachen und Miterleben der Eltern wird ihnen vieles von unserer Arbeit<br />
<strong>im</strong> Kindergarten klarer und verständlicher. Das war ein kleines Schlüsselerlebnis für<br />
mich, das ich in alle Bereiche meiner Arbeit mitnehme.<br />
e Wann wurden die Arbeiten <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> fertig gestellt?<br />
Unser <strong>Garten</strong> wird schrittweise umgesetzt und ist daher noch nicht fertig. Vor zwei<br />
Jahren haben wir wieder mit Eltern und Kindern eine Kräuterschnecke angelegt. Als<br />
nächstes sind Indianerzelte geplant.<br />
Abschließend möchte ich anmerken: Man muss hinter einer naturnahen Gestaltung<br />
des <strong>Garten</strong>s stehen, denn es gibt <strong>im</strong>mer wieder Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten,<br />
die <strong>im</strong> Rahmen des Kindergartens, gemeinsam mit den Eltern und Kindern,<br />
organisiert werden müssen. Das wirkt sich aber wiederum sehr positiv auf die<br />
Qualität der Arbeit mit den Kindern aus.
e<br />
Strukturieren statt Möblieren<br />
Arch. DI Vesna Urlicic<br />
Keine „Planungsrezepte“<br />
Für die Planung eines Spielgeländes gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Laut<br />
NÖ Kindergartenbauordnung stehen jeder Gruppe mind. 480 m2 Spielfläche <strong>im</strong> Freien<br />
zu, wobei das Grundstück selbst max<strong>im</strong>al 40% verbaut sein darf. Jenseits dieser<br />
Vorgaben gibt es aber eine Reihe unterschiedlicher Bedingungen, die bei der Gestaltung<br />
eine Rolle spielen:<br />
Die Gegebenheiten des Grundstückes, die Lage zum Kindergartengebäude, die Geländeform,<br />
der Baumbestand, die H<strong>im</strong>melsrichtung, bestehende und neu einzuplanende<br />
Geräte sind für die Planung und Gestaltung best<strong>im</strong>mend. Bei der Planung einer Spielfläche<br />
ist es wichtig, dass man Strukturen schafft und nicht bloß Spielgeräte und<br />
-funktionen nach gesetzlichen Vorgaben auf einem Platz verteilt und den Spielplatz somit<br />
„möbliert“. Es bedeutet vielmehr, Elemente und Spielgeräte so zu positionieren,<br />
dass sich Spiel- und Bewegungsabläufe und Zusammenhänge zwischen den Elementen<br />
ergeben.<br />
So sollte zum Beispiel die Wasserentnahmestelle in der Nähe des Sandspielbereiches<br />
liegen. Im opt<strong>im</strong>alen Fall wird bereits bei der Planung des Kindergartengebäudes die<br />
Strukturierung des Spielgeländes mitüberlegt und das Spielgelände nicht als<br />
„Restfläche“ nach dem Bau behandelt.<br />
Hier <strong>im</strong> Vergleich dieselbe Spielfläche, jedoch rechts<br />
naturnah mit Bepflanzung und Geländemodellierung gestaltet.<br />
Planung & Vorbereitung e Strukturieren statt Möblieren<br />
Kinder-<strong>Garten</strong>-Buch<br />
e 15
c Einleitung e Planung & Vorbereitung - Gestaltung { Normen & Gesetze o Beispielhafte Kinder- Gärten A Anhang<br />
e 16<br />
Heckenlabyrinth<br />
Sand/Matsch Spielfläche<br />
Großer Kindergarten<br />
Spielnischen<br />
Ruhiger und aktiver Spielbereich<br />
Eine der Grundüberlegungen bei der Planung ist die Unterscheidung und Trennung von<br />
ruhigen Bereichen und Aktivitätsbereichen.<br />
Zum ruhigen Bereich zählen Sand- und Wasserspielbereiche, Rückzugsmöglichkeiten<br />
wie Spielhäuser, Weidenbauten, Strauchhäuser und Sitzbereiche wie Tisch-Bankgruppen<br />
in Nischen. Als aktiven Spielbereich betrachtet man intensivere Bewegungsräume mit<br />
Spielgeräten, z. B. Schaukelgärten oder Ballspielflächen. Oft geben Lagebedingungen<br />
und Gebäudeform bereits eine Grundstruktur vor.<br />
Die Strukturierung des Spielgeländes in ruhige und aktive Bereiche lässt sich mittels<br />
Geländeform (Hügel, Mulde, Wall) erreichen. Modelliertes Gelände bietet an sich schon<br />
unterschiedliche Spielqualitäten. Dort, wo man wegen beengter<br />
Platzverhältnisse kaum mit ausgeprägten Geländemodellierungen<br />
arbeiten kann (z. B. bei einem zentral auf dem Grundstück<br />
gelegenen Kindergartengebäude mit umliegenden schmalen<br />
Grünstreifen als Spielflächen), bietet sich<br />
Bepflanzung zur Strukturierung an.<br />
Mittels Hecken und Bäumen<br />
lassen sich Nischen, Plätze<br />
und Abgrenzungen<br />
schaffen.<br />
Sand/Matsch Spielfläche<br />
„Baubereich“<br />
Wall als Trennung<br />
zwischen ruhigem und<br />
aktivem Spielbereich<br />
SchaukelgartenBewegungsgeräte<br />
Schaukelgarten<br />
Spiel- und Rodelhügel zum<br />
Klettern und als Trennung<br />
zwischen ruhigem und<br />
aktivem Bereich<br />
Spielnische<br />
z. B. für ein Bewegungsgerät<br />
Heckenlabyrinth<br />
Sandspielfläche<br />
Kleiner Kindergarten<br />
Für jene, die für die <strong>Garten</strong>gestaltung den Rat von einem/r <strong>Garten</strong>planer/in einholen<br />
wollen, bietet die Aktion „<strong>Natur</strong> <strong>im</strong> <strong>Garten</strong>“ eine Beratung. Nähere Informationen dazu<br />
erhalten Sie be<strong>im</strong> <strong>Garten</strong>telefon 02742/74 333.<br />
„Baumbereich“