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Sex mit Nina 7:Sex mit Nina - Heyne Hardcore

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Kapitel 1Einleitung<strong>Sex</strong>: Die gute NachrichtjDies ist das Buch, das ich mir <strong>mit</strong>achtzehn gewünscht hätte. Ich hätte es dringend gebraucht, und eines istsicher, damals war die Welt lange nicht so kompliziert wie heute. Ich hattedas Glück, in einer ungewöhnlichen Zeit an einem ganz besonderen Ortaufzuwachsen. Meine buddhistischen Eltern, <strong>mit</strong> denen ich in der Bay Areavon San Francisco in einer Art Kommune lebte, ermutigten mich zwarnicht gerade direkt dazu, meine <strong>Sex</strong>ualität frei auszuleben, aber sie unterstütztenmeine Suche nach einer wahren Identität. Diese Suche war es übrigensauch, die meine Eltern zum Zen-Buddhismus brachte. 1977 machteich meinen Abschluss an der Berkeley High School. Wahrscheinlich wuchsich im letzten Jahrzehnt auf, in dem <strong>Sex</strong>ualität noch als etwas Positives,Heilsames und Schönes galt. Meine persönlichen Ansichten über <strong>Sex</strong>,9


Einleitung<strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> <strong>Nina</strong>Männer, Frauen und Inti<strong>mit</strong>ät entwickelten sich unter dem Einfluss derdamals neuen Vorstellungen von <strong>Sex</strong>, Glück, Geschlechterverhältnissen,Kultur, Emanzipation, alternativen Lebensweisen und persönlicher Verantwortung.Als ich mich <strong>mit</strong> achtzehn das erste Mal vor jemandem auszog, hatteich schon jede Menge Bücher, die sich <strong>mit</strong> diesen neuen Ideen über ge -sellschaftliche Zwänge befassten, verschlungen. Obwohl ich eher vorsichtigund vernünftig war, wie es sich Eltern im Allgemeinen von ihren Kindernwünschen, war ich in puncto <strong>Sex</strong> sehr aufgeschlossen. Ich war überzeugtdavon, und das bin ich heute noch, dass mein Körper mein engster Vertrauterist und mich niemals täuscht. Ich wollte alles über ihn erfahren undmeine sexuelle Befriedigung selbst in die Hand nehmen. Als es dann endlichso weit war, fühlte ich mich bereits sicher genug, mich von meiner Lustleiten zu lassen.Im Vergleich zu den Problemen, <strong>mit</strong> denen junge Leute heute konfrontiertsind, konnte ich mich damals glücklich schätzen. Die Jugendlichenvon heute wachsen <strong>mit</strong> HIV und Aids auf, <strong>mit</strong> Appellen zu Abstinenz und<strong>mit</strong> Einschränkungen durch das Denken in Geschlechterrollen – und dasin einer Kultur, in der <strong>Sex</strong> in allen Formen wie eine Ware angepriesen wird,und man gleichzeitig dazu ermahnt wird, lieber die Finger davon zu lassen.Die aufrichtigen, selbstsicheren und positiven Berichte zum Thema <strong>Sex</strong>,die zu meiner Zeit weit verbreitet waren, finden in der heutigen Generationkaum mehr Gehör. Seit 20 Jahren gibt es nur noch schlechte Nachrichtenüber <strong>Sex</strong>.Aber die gute Nachricht – damals wie heute – ist, dass sich die Wahrheitüber <strong>Sex</strong> nie geändert hat. Viele haben diese Wahrheit schon für sich ent -decken können, auch in Zeiten, in denen den Menschen die Suche danachnicht gerade einfach gemacht wurde. Und diese grundsätzliche Wahrheitgilt für alle. Meine Botschaft ist, dass jeder Mensch einen Anspruch auf <strong>Sex</strong>hat. Jeder hat ein Recht darauf, seine eigene <strong>Sex</strong>ualität zu entdecken, sieauszuleben und zu befriedigen. Jeder hat das Recht, sich selbst zu erfor-10


<strong>Sex</strong>: Die gute Nachrichtschen, ganz gleich, ob alleine oder <strong>mit</strong> anderen zusammen. Und man hatnicht nur Anspruch auf ganz gewöhnlichen <strong>Sex</strong>, sondern auch auf prickelnden,befreienden, atemberaubenden, erfüllenden, innigen, absoluten <strong>Sex</strong>.Man muss sich nicht <strong>mit</strong> weniger zufriedengeben, und das sollte man auchnicht. Die Wahrheit über <strong>Sex</strong> ist, dass er jedem Menschen zusteht. Auch ineiner Gesellschaft, die geprägt ist von sexuellen Unsicherheiten, ist es möglich,Erfüllung zu finden. Wenn ich das geschafft habe, schafft es jeder.Woher ich das alles weiß? In 25 Jahren als Abenteurerin der Lust, als<strong>Sex</strong>-Künstlerin, -Aktivistin und -Aufklärerin konnte ich ausgiebig Feldforschungbetreiben und mir umfangreiche Notizen machen. Ich hatte guten<strong>Sex</strong>, schlechten <strong>Sex</strong>, durchschnittlichen <strong>Sex</strong>, spaßigen <strong>Sex</strong>, teilnahmslosen<strong>Sex</strong>, wütenden <strong>Sex</strong>, unbeholfenen <strong>Sex</strong>, sorglosen <strong>Sex</strong>, romantischen <strong>Sex</strong>,wilden <strong>Sex</strong>, albernen <strong>Sex</strong>, überirdischen <strong>Sex</strong>, <strong>Sex</strong>, den ich bereut habe und<strong>Sex</strong>, den ich nur in dem Moment für eine gute Idee hielt. Also so ziemlichjede Art von <strong>Sex</strong>, die man sich vorstellen kann. Vor der Kamera hatte ichsicher schon weit über tausendmal <strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> Hunderten von verschiedenenPartnern, und auch privat war ich ziemlich gut dabei und habe fast nichtsausgelassen.Die Pornobranche war mein Laboratorium. Dort konnte ich experimentieren.Sie bot mir viele packende Lehrfächer und war gleichzeitig einezuverlässige Geldquelle für meine Forschungen. Die sexuellen Begegnungen,nach denen es mich verlangte, waren dort frei von allen Täuschungendurch Liebe und Romantik. Das war für mich die perfekte Ausgangsposition,mein reines sexuelles Wesen zu entdecken und freizulegen. Die meistenMenschen würden eine Situation, in der von ihnen verlangt wird, sichnackt auszuziehen und <strong>mit</strong> einem oder gar mehreren wildfremden Menschen<strong>Sex</strong> zu haben – und das auch noch während weitere Unbekannte<strong>mit</strong> der Kamera dabei sind –, gelinde gesagt zutiefst verstörend finden. Fürmich dagegen waren und sind solche Momente immer sehr anregende,zutiefst befriedigende und ungemein befreiende Erfahrungen. Professioneller,inszenierter <strong>Sex</strong> als Darbietung war meine Schule und der Weg, der11


Einleitung<strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> <strong>Nina</strong>mich zu mir selbst geführt hat. Würde ich diesen Pfad auch anderen empfehlen,die auf der Suche nach sexueller Erleuchtung sind? Vermutlichnicht.Oft werde ich gefragt: »Warum <strong>Sex</strong>?« Das Leben ist unberechenbar. WarumKunst? Warum Medizin? Warum Bergsteigen? Mein Vater drückte esso aus: »Warum nicht Geige?« Es gab keine bestimmten Charaktereigenschaften,Personen oder Ereignisse, die mich in diese Richtung getriebenhaben, aber es gab sicher einige Schlüsselmomente. Schon als Teenagerwurde mir klar, dass <strong>Sex</strong>ualität immer die größte Faszination auf mich ausübenwürde. Das war noch lange, bevor ich <strong>mit</strong> Jungs anbändelte, <strong>Sex</strong> hatteund ich eingehende Erfahrungen <strong>mit</strong> Selbstbefriedigung sammelte. MeinInstinkt hat mich nicht getäuscht. Mit dem Weg, den ich eingeschlagenhabe, bin ich sehr glücklich – trotz der unvermeidlichen Schrammen undUmwege, die er mir beschert hat.<strong>Sex</strong>-Darbietungen enthalten Elemente aus verschiedensten Bereichen,die ich schon immer gemocht habe: Tanz, Bewegung, Theater, Gefühl,Emotion und dazu jede Menge nackter Menschen. Anfangs hatte ich keineAhnung, wie ich ins Pornogeschäft einsteigen sollte. Aber seit ich meinenersten nicht jugendfreien Film gesehen hatte, wusste ich, dass ich zumindesteinige der Antworten, die ich suchte, in einem Umfeld finden würde,in dem ich mich offen sexuell ausdrücken kann. Jedoch entpuppte sich diekommerzielle Pornobranche – in der sich, wie in jedem anderen Bereichdes Showgeschäfts, alles um Eitelkeiten und Geld dreht – leider nicht ganzals das sexuelle Utopia, das ich mir ausgemalt hatte. Ich bezweifle auch,dass sexuell Wissbegierige dort wirklich das finden, wonach sie suchen. Beimir kamen Glück, das richtige Timing und das rechte Gespür hinzu. Anderehatten da weit weniger Glück. Ich möchte meine Dankbarkeit zeigen,indem ich <strong>mit</strong> anderen teile, was ich durch meine – zugegebenermaßenunorthodoxe und amateurhafte – freizügige Art gelernt habe.Meine Karriere in der Pornobranche war letztlich eine Suche nach Antwortenauf folgende Fragen: Wer bin ich im sexuellen Sinne? Was will ich?12


<strong>Sex</strong>: Die gute NachrichtWie spreche ich darüber? Wie kann ich es verwirklichen? Welche Gefahrenbirgt ein bewegtes <strong>Sex</strong>leben und was für eine Erfüllung gibt es mir? Wasverraten meine Begierden über mich als Person? Wie kann ich mich inmeinem Körper geborgen fühlen? Werde ich jemals einen passenden Partnerfinden? Was mir alle Bücher bis dahin nicht verraten hatten und nichtver raten konnten: Wie geht man <strong>mit</strong> den komplexen und widersprüchlichenGefühlen um, die <strong>Sex</strong> unweigerlich hervorruft?Wie können wir all unsere Vorurteile gegenüber <strong>Sex</strong>ualität und ungehemmtenGenuss überwinden und die anfängliche Isolation und Angstüber Bord werfen, um schließlich einen Zustand von Liebe, Gemeinsamkeit,Mitgefühl und Inti<strong>mit</strong>ät zu erreichen? Während meiner Recherchenhabe ich einige Antworten auf diese Fragen gefunden.Mit bunten Anekdoten aus meiner Zeit als <strong>Sex</strong>-Entertainerin und <strong>mit</strong>meinen Beobachtungen über die Pornografie und ihre politischen, mora -lischen und sozialen Folgen könnte ich ganze Bände füllen. Aber dieseBücher würden in der Praxis niemandem helfen. Wäre ich bei meinem ursprünglichenBeruf, einer Krankenschwester, geblieben, wäre es nicht andersgewesen. Meine größte berufliche Erfüllung habe ich darin gefunden,<strong>mit</strong> meinem Wissen andere zu unterstützen und zu ermutigen. Kurz gesagt:Ich habe all diese sexuellen Erfahrungen gesammelt, da<strong>mit</strong> Sie nichtunbedingt alles selbst ausprobieren müssen.Der Wunsch, meine Einsichten und meine Erkenntnisse <strong>mit</strong> der Weltzu teilen, deren Sorgen und Verwirrung in puncto <strong>Sex</strong>ualität Tag für Tagdeutlich werden, veranlasste mich zu der Lehrfilm-Reihe, auf der auch diesesBuch basiert. Adam&Eve, eine Produktionsfirma für Pornovideos <strong>mit</strong>einem ähnlichen Sozialempfinden wie dem meinen, schlug mir schon vormehr als zehn Jahren vor, eine Videoreihe zu entwickeln. Sie sollte explizite,detaillierte sexuelle Anleitungen für Erwachsene bieten. Ich beganndie Themenreihe <strong>mit</strong> allem Wissenswerten zum Oralsex und setzte siedann <strong>mit</strong> zwei weiteren sehr beliebten Praktiken fort: Analverkehr undGruppensex. Die Serie erscheint bereits in der 13. Auflage und wurde13


Einleitung<strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> <strong>Nina</strong>schon mehr als eine halbe Million Mal verkauft. Jede Folge gestalte ich für»begeisterte Novizen«, für Singles und Paare, die – im Dienste der eigenenBefriedigung oder der ihres Partners – ihr Wissen und ihre Fähigkeitenvervollkommnen wollen. Der enorme Erfolg der Reihe zeugt vom großenBedarf an solch spezifischem, aufklärendem und informativem Lehrmaterialzur Erweiterung der eigenen sexuellen Kenntnisse. Nur wenige Leserwerden alle Praktiken, die in diesem Buch beschrieben werden, selbst ausprobieren,und es sollte sich auch wirklich niemand unter Druck gesetztfühlen, das zu tun. Mein Rat an Sie: Machen Sie sich aus meinem Erfahrungsschatznur so viel zu eigen, wie Sie können oder wollen. Nutzen Siedieses Wissen dann dazu, Ihr erotisches Leben Ihren persönlichen Vorstellungenentsprechend zu gestalten.<strong>Sex</strong>uelle Befreiung: Mal in, mal out, aber immer <strong>mit</strong> StilWenn wir in den letzten 50 Jahren eine Sache gelernt haben, dann die, dass<strong>Sex</strong> nicht in einem politischen Vakuum existiert. Als Frau und Feministinhabe ich meine eigenen politischen Überzeugungen, was <strong>Sex</strong> betrifft, entwickelt,basierend auf tradierten Ideen und meiner eigenen Lebenserfahrung.Diese Überzeugungen sind theoretisch ganz einfach, aber nicht immerleicht umzusetzen. Sie erfordern rigorose Ehrlichkeit und die Bereitschaftzu lernen. Ich bin überzeugt davon, dass die angeborene Fähigkeit, sexuelleLust zu empfinden, ein naturgegebenes Recht ist, das keiner Bestätigungdurch irgendeine Autorität bedarf. Aber mir ist auch klar, dass man ihrerMacht <strong>mit</strong> Respekt begegnen muss. Ich bin der festen Überzeugung, dasses zwischen mündigen Erwachsenen, die einvernehmlich <strong>Sex</strong> haben, außerdem Zufügen von ernsthaften körperlichen Verletzungen, nichts Verbo -tenes gibt, und dass keine sexuelle Spielart grundsätzlich unmoralisch ist.Da<strong>mit</strong> dies jedoch gegeben ist, muss ein echtes Einvernehmen bestehen.Das Ausbleiben eines »Nein« ist noch keine Einverständniserklärung. Es14


<strong>Sex</strong>: Die gute Nachrichtgeht um die Bekundung einer geteilten Absicht und um eine Art Vertrag,der immer wieder erneuert werden muss. Jeder Beteiligte muss vollaufverstanden haben, worum es sich handelt, und sich willentlich dafür entscheiden<strong>mit</strong>zumachen. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen sollten alleEntscheidungen respektiert werden. Das ist seit mehr als 25 Jahren meineBotschaft und dabei bleibe ich.Diese Überzeugungen haben weitreichende Folgen, die ich aber gernein Kauf nehme. Ich bin der Meinung, dass Frauen vollen Zugang zu allenMitteln der Geburtenkontrolle haben müssen. Ohne Empfängnisverhütungkönnen Frauen keine gleichberechtigten Partner bei der sexuellenSelbstverwirklichung sein, da der Einsatz für uns von Natur aus vielhöher ist. Meiner Ansicht nach haben alle Erwachsenen ein Recht aufeinvernehmlichen, privaten Genuss, ohne Angst vor Einmischung durchden Gesetzgeber oder vor feindseligen Blicken aus dem sozialen Umfeld.Erwartungsgemäß zähle ich auch das Betrachten von erotischem Materialzur unantastbaren Privatsache. Ich bin nicht der Meinung, dassalle sexuellen Beziehungen eine politische Dimension haben oder habensollten. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie politisch das Privatesein soll.<strong>Sex</strong>uelle Befreiung setzt voraus, dass man die volle Verantwortung fürseine Handlungen und Absichten übernimmt, und dass man niemandem –weder Kirche, Staat noch einer sozialen Organisation – gestattet, einemdiese abzunehmen. Ich bin überzeugt, dass sexuelle Eifersucht nicht naturgegeben,sondern erlernt ist, und dass man sie sich deshalb auch abgewöhnenkann. Ich glaube, dass jeder Einzelne von uns all die Liebe in sich trägt,die er braucht, und auch so viel davon hat, dass er sie <strong>mit</strong> anderen teilenkann. Nur Angst und Konditionierung halten uns davon ab, diesen Gefühlenfreien Lauf zu lassen. Ich glaube, dass unser Körper und unsere Gefühle,wenn wir sie respektieren und auf sie hören, zu einem erfülltenLeben führen können – und das ungeachtet unserer Herkunft. Mir istjedoch klar, dass diese Ideen generell umstritten sind. Obwohl ich meine15


Einleitung<strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> <strong>Nina</strong>Überlegungen immer wieder auf ihre Alltagstauglichkeit hin untersucheund sie der ständigen Prüfung unterziehe, die man im Zen-Buddhismusals »Anfänger-Geist« bezeichnet, bin ich eine unerschrockene Verfechterinder sexuellen Freiheit im weitesten Sinne. Ich versuche nie meine Absichtenzu verbergen.<strong>Sex</strong>, als rein körperlicher Ausdruck, hat keine immanente Bedeutung.Wir Erwachsenen müssen ihm jedes Mal aufs Neue eine Bedeutung verleihen,wenn wir uns dazu entschließen, <strong>mit</strong>einander intim zu werden. DasSchöne am Körper ist, dass er seine eigene Weisheit, seine eigene Spracheund seinen eigenen Zeitplan hat. Körperlichkeit kennt weder »richtig«noch »falsch«. Berührungen der Haut regen die Ausschüttung von Neurotrans<strong>mit</strong>ternan, die wiederum bestimmte Regionen des Gehirns stimulieren.Die Haut ist unser größtes Organ. Sie sorgt nicht nur dafür, dass unserInneres auch innen bleibt und Krankheitserreger draußen, sie überträgtauch Empfindungen, und manche Stellen sind reizempfindlicher als andere.Durch liebevolle Berührungen bleiben Kleinkinder gesund. Das Ausbleibensolcher Berührungen kann Entwicklungsstörungen hervorrufen,die manchmal sogar lebensbedrohlich sind. Diese treten häufig bei Heimkindernauf, können aber durchaus auch jedes andere Kind treffen, dasvernachlässigt wird.Nur über Berührungen erfahren wir auf einfachste Weise und ohneWorte, dass wir geliebt und beschützt werden, und dass wir unseren Bezugspersonenetwas bedeuten. Wie wir im Säuglingsalter und unserer frühenKindheit berührt werden, wirkt sich direkt auf die Entwicklung un -seres Gehirns aus, besonders aber auf unsere Fähigkeit, später gesundeBeziehungen <strong>mit</strong> anderen einzugehen. Berührungen sind aber nicht nurwährend unserer Kindheit von essenzieller Bedeutung, man braucht siesein ganzes Leben über. Wenn man erwachsen ist, nimmt dieses Bedürfnisauch die Form des erotischen Verlangens an. Es ist unausweichlich, beständig,zielgerichtet und kostbar. Es ist außerdem anarchisch, verwirrend,subversiv und oft sehr eigennützig.16


<strong>Sex</strong>: Die gute NachrichtJede Kultur gibt Regeln und Begrenzungen rund um das sexuelle Verhaltenvor, aber das vergisst man oft, wenn es um die eigenen Entscheidungendiesbezüglich geht. Auf der Suche nach einem erotisch befriedigendenLeben muss man verstehen, welche Auswirkungen die Kultur und dieKindheit auf das eigene Verhalten haben. Wurde großer Wert auf Sittsamkeitund Anstand gelegt? Oder ging man frei und ungezwungen <strong>mit</strong> Nacktheitum? Wurde schnell ein strenges Urteil über den unkonventionellenUmgang <strong>mit</strong> <strong>Sex</strong> gefällt? War man schamhaft? Verängstigt? War Konfor<strong>mit</strong>ätangesagt oder wurde Individualität gefördert?Das ganze Leben lang gehen emotionale Verbindungen aus Körperkontakthervor, auch wenn das dominierende »romantische« Beziehungskonzept,das in unserer Kultur heute vorherrscht, etwas anderes behauptet.Wenn man die <strong>Sex</strong>ualität eingehender erkundet, stellt man fest, dass sie unendlichviel komplexer und nuancierter ist, als man es je erwartet hätte. VieleKräfte sind im Spiel, wenn man seinen sexuellen Gefühlen freien Lauf lässt,und man sollte sich über ihre Einflüsse im Klaren sein. Auch wenn <strong>Sex</strong> ansich »natürlich« sein mag, ist alles menschliche <strong>Sex</strong>ualverhalten doch erlernt.Um zur Ganzheit zu gelangen, kann und muss man herausfinden, welchesexuellen Ausdrucksformen einem selbst authentisch erscheinen, undsich dies auch eingestehen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welcheEinschränkungen er machen möchte, und letztlich seinen Frieden da<strong>mit</strong>machen. Ich glaube, dass dies unweigerlich passiert, bewusst oder unbewusst,weshalb ich es auch für so wichtig halte, dass man sich die Sachebewusst macht. Menschen haben sich erstaunlich resistent gegen Einschränkungenihrer <strong>Sex</strong>ualität gezeigt. Die westliche Zivilisation hat überJahrhunderte gegen sündige sexuelle Exzesse gewettert und da<strong>mit</strong> nichtserreicht. Ganz klar, ob es einem nun gefällt oder nicht, persönliche sexuelleEntscheidungen werden immer in der Hand des Einzelnen liegen, und genauda gehören sie meiner Meinung nach auch hin. Wenn es um <strong>Sex</strong> geht,vertraue ich auf die grundlegenden guten Absichten und Empfindungender Menschen.17


Einleitung<strong>Sex</strong> <strong>mit</strong> <strong>Nina</strong>Frieden <strong>mit</strong> seinem sexuellen Ich zu schließen ist alle Tränen, alle Kämpfeund allen Herzschmerz wert, selbst wenn man sich letztlich entscheidet,seinen Körper <strong>mit</strong> niemandem zu teilen. Auf diese Weise gefestigt, fürchtetman nicht länger die Meinung der anderen oder glaubt, man müsse dasVerhalten der anderen werten. Die vorrangigste und wichtigste Beziehunghaben wir <strong>mit</strong> uns selbst. Mit dem eigenen Körper klarzukommen ist derGrundstock dieser Beziehung. Wenn man sich selbst akzeptiert, kann manauch gesunde Beziehungen eingehen, die auf Liebe und Respekt, und nichtauf Kummer und Täuschungen beruhen. Es gibt viel mehr zu entdeckenals nur den kurzfristigen Genuss. Auch wenn absoluter <strong>Sex</strong> an sich ein legitimesZiel darstellt, ist seine wichtigste Funktion doch, emotionale Inti<strong>mit</strong>ätzu festigen. Das ist die ultimative Erfüllung.Wenn ich über absoluten <strong>Sex</strong> spreche, meine ich nicht nur absolut heißen<strong>Sex</strong> oder absolut wilden <strong>Sex</strong>, auch wenn das an sich erstrebenswerteZiele sind. Ich meine vielmehr <strong>Sex</strong>, der einen völlig ergreift und alle biologischenund emotionalen Kräfte einschließt, die in unserer bemerkenswertempfindsamen Hülle am Werk sind, <strong>mit</strong>tels der wir die physikalische Weltwahrnehmen. Ich habe gelernt, diese Art von <strong>Sex</strong> zu haben, und Sie könnenes auch.18

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