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Siege werden im Stall errungen

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5<br />

6<br />

Wenn Träume baden gehn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Kapitel 1<br />

Das Pferd als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Verschleiß vorprogrammiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Hormone stellen die biologische Uhr zurück. . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Kapitel 2<br />

Management statt Jugendwahn . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Jugendsünden rächen sich <strong>im</strong> Alter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Gesunde Eltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Robuste Aufzucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Keine Kinderarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Risikopatient Reitpferd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Kapitel 3<br />

Auf dem Powertrip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Gesunde Zellen, gesunde Organe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Vitalität geht durch den Magen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Es lebe der Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Sport <strong>im</strong> Übermaß ist Mord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Spritsparend auf der Überholspur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Leistungskiller Dauerstress. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

Kapitel 4<br />

Born to be wild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Die wilden Gene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Kapitel 5<br />

Horsemanship beginnt <strong>im</strong> <strong>Stall</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

Tradition hat ihre Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

Artgerechte Pferdehaltung als Baukastensystem . . . . . . . . . . 94<br />

<strong>Stall</strong>geflüster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

Haltungslust und Haltungsfrust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

Auf Nummer sicher: Einzelhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

Kommunikation und Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

An die Kette gelegt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

Jungbrunnen Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

Boxenhaltung oder Einzelhaft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />

Kapitel 6<br />

Luxus pur: Erstklassige Boxenhaltung . . . . . . . 122<br />

Z<strong>im</strong>mer mit Service. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

Die Saubermänner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

Gesunde Beine, klar <strong>im</strong> Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

Gut gemümmelt, ist halb verdaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144<br />

Schönheit als Begleiterscheinung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />

3<br />

INHALTS-<br />

VERZEICHNIS


7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Kapitel 7<br />

T<strong>im</strong>e is cash, t<strong>im</strong>e is money . . . . . . . . . . . . . . . . . 162<br />

Personalkosten sind Personalkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163<br />

Manipulieren, aber richtig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166<br />

Kapitel 8<br />

Pferdegerecht: Die Mehrraum-Einzelhaltung 168<br />

Jedem Ross seine Veranda. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />

Eine Essecke muss her . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176<br />

Single-Suite mit Selbstbedienung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

Der wetterfeste Tageshort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />

Kapitel 9<br />

Voll <strong>im</strong> Trend: Gruppenhaltung . . . . . . . . . . . . . . 186<br />

En famille: Gruppoenhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

Auf das Management kommt es an. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191<br />

Pferde unter sich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192<br />

Nun rauft euch zusammen und spielt mal schön: . . . . . . . . . . 197<br />

WG sucht Mitbewohner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202<br />

Be<strong>im</strong> Fressen hört die Freundschaft auf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214<br />

Hightech <strong>im</strong> <strong>Stall</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217<br />

Kapitel 10<br />

Weidelust und Weidefrust . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222<br />

Erbarmen, die Vandalen kommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223<br />

Zaungesichert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230<br />

Kapitel 11<br />

Lust auf Veränderung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234<br />

Mit dem Gesetz <strong>im</strong> Clinch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235<br />

Was Sie sonst noch tun können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237<br />

Literaturnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238<br />

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240<br />

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243<br />

Adressenliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245<br />

Ein Dankeschön . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />

4


Foto: Neddens<br />

6


Verschleiß vorprogrammiert?<br />

Als Hannoveranerwallach Keno unter Ruth Giffels fliegende Galoppwechsel à tempi<br />

lernte, war er bereits greis und grau, aber topfit. Um es genau zu sagen: 26 Jahre! Essex,<br />

unvergessenes Lehrpferd des Reitzentrums Reken starb mit 32 Jahren <strong>im</strong> Schuldienst.<br />

Nicht, weil man ihm das Altenteil verwehrte, sondern weil er auf demselben – trotz der<br />

gewohnten Umgebung und seiner Herdenkumpane – so unglücklich war, dass er<br />

schleunigst wieder in leichten Dienst gestellt <strong>werden</strong> musste, um seinen endgültigen<br />

Verfall zu verhindern. Sioux, erfolgreiches Militarypferd unter Horst Karsten (Olympiateilnehmer<br />

1972 in München) arbeitete nach seiner aktiven Laufbahn noch viele Jahre in<br />

der Westfälischen Reit- und Fahrschule als Lehrpferd und wurde dort 28 Jahre. Fast so<br />

alt wie ein anderer prominenter <strong>Stall</strong>kollege der Schule, Fortunat, der es gar auf 30 Jahre<br />

brachte. Isländer Frosti stellte mit 22 Jahren unter Vera Reber einen Weltrekord <strong>im</strong> Pass<br />

auf, und Topreiter wie die Brüder Whitaker oder die Pessoas wissen ihre Pferde so perfekt<br />

zu managen, dass sie selbst mit 20 Jahren erfolgreich einer Konkurrenz die Hinterhufe<br />

zeigen, die knapp die Hälfte ihres Alters auf dem Buckel hat.<br />

Umgekehrt <strong>werden</strong> die Pferde auf den Gnadenhöfen <strong>im</strong>mer jünger. Das beginnt mit<br />

zwei Jahren und zieht sich quer durch alle Altersklassen. Das Gros der Rentner zählt zwischen<br />

3 und 15 Lenzen, am seltensten vertreten sind dagegen die wirklich alten Kämpen,<br />

die man dort vermutet.<br />

Alles nur eine Frage der Gene?<br />

Könnte man meinen. Schließlich ist Altern ein unaufhaltsamer Prozess. Kaum ist der Organismus<br />

fortpflanzungsfähig, hat sich mehr oder weniger erfolgreich um seinen Lebensraum<br />

gekeilt und Nachkommen gezeugt, baut er auch schon wieder ab. Wie lange<br />

die innere Uhr tickt, hängt von der Spezies und ihrem Stoffwechsel ab. Es gibt Pflanzen,<br />

die bringen es auf etliche tausend Jahre, bei Eintagsfliegen beträgt sie gerade mal einen<br />

VERSCHLEISS VORPROGRAMMIERT? 7<br />

SIEGE WERDEN IM<br />

STALL ERRUNGEN<br />

Ein biologischer Prozess<br />

„Altern ist ein biologischer<br />

Prozess und als solcher sicher<br />

auch modulierbar. Er ist von<br />

physiologischen Veränderungen<br />

begleitet, die nicht monokausal<br />

erklärbar sind. Altern ist das<br />

komplexe Zusammenspiel verschiedener<br />

Systeme und unterliegt<br />

den Gesetzmäßigkeiten<br />

offener biologischer Systeme.<br />

Funktionieren die Synergien der<br />

vielfach vernetzten Regelkreise<br />

nicht mehr, tritt der physiologische<br />

Zelltod ein.”<br />

DR. MED. WOLF-DIETER BEßING,<br />

IN DER „NATURHEILPRAXIS”<br />

Reife Leistung: Gut gymnastizierte und<br />

sich rundum wohl fühlende Pferde bleiben<br />

lange leistungsfähig und wollen arbeiten.<br />

Richard Hinrichs mit Sch<strong>im</strong>melhengst.<br />

Foto: Lenz


1<br />

Kapitel<br />

Girlande für Sioux zum 25. Geburtstag<br />

<strong>im</strong> alten <strong>Stall</strong> der ehemaligen<br />

Westfälischen Reit- und Fahrschule.<br />

Der Sch<strong>im</strong>mel starb mit 28 Jahren.<br />

Foto: Putz<br />

Tag. Fadenwürmer schaffen<br />

<strong>im</strong>merhin schon 9 Tage, bei Katzen<br />

und Hunden schwankt die<br />

Lebensspanne zwischen 10 und<br />

25 Jahren, bei Pferden dagegen<br />

<strong>im</strong> Schnitt zwischen 25 und 35<br />

Jahren, rechnet man die wenigen<br />

Methusalems über 40 heraus.<br />

Andererseits hinderte die biologische<br />

Vorgabe den Menschen<br />

nicht daran, seine Lebenserwartung<br />

zu verdoppeln. Statt mit<br />

Fünfzig zum alten Eisen zu zählen<br />

und <strong>im</strong> Lehnstuhl friedlich<br />

vor sich hin zu dösen, hält er inzwischen<br />

90 Jahre für normal<br />

und giert nach der Unsterblichkeit.<br />

Freilich unter der Voraussetzung<br />

körperlicher und geistiger<br />

Vitalität, denn was nutzt ein<br />

langes Leben, wenn´s an allen<br />

Enden zwickt und zwackt? Diesen<br />

lästigen Verschleiß so lange<br />

wie möglich hinauszuschieben<br />

und die Erneuerungsfähigkeit<br />

der Zellen so auszureizen, dass sie ihre biologische Uhr vergessen, gilt das Hauptinteresse<br />

der Orthomolekular-Mediziner. Immerhin zahlt der Mensch für die ewige Jugend bereitwillig<br />

ein Vermögen, und auch bei zwei- und vierbeinigen Spitzensportlern wird Leistungserhaltung<br />

in Gold aufgewogen.<br />

ORTHOMOLEKULARE MEDIZIN<br />

Der Begriff „orthomolekular” ist eine Zusammensetzung aus dem griechischen Wort „ortho”<br />

(richtig, gut) und dem lateinischen Wort „Molekül” (kleinste Bausteine von Stoffen bzw. Substanzen).<br />

Geprägt wurde der Begriff durch den 1996 verstorbenen Biochemiker und Nobelpreisträger<br />

Prof. Dr. Linus Carl Pauling. Dahinter steht die Erkenntnis, dass sich Gesundheit<br />

nicht auf das Fehlen von Krankheiten beschränken lässt, sondern ein <strong>im</strong> Mikrobereich bestens<br />

versorgter Organismus selbstständig in der Lage ist, vorzeitige Alterung, aber auch den Ausbruch<br />

von Krankheiten zu verhüten bzw. Schäden bis zu einem gewissen Grad zu beheben.<br />

Entsprechend dieser Auffassung sehen Orthomolekularmediziner ihre Hauptaufgabe darin,<br />

dem Körper die für seine Reparaturarbeiten benötigten Grundsubstanzen in der opt<strong>im</strong>alen<br />

Menge und Zusammensetzung zuzuführen, die er nicht oder nur teilweise selbst bilden kann,<br />

wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und Fettsäuren. Da jedoch die<br />

physische Ausgeglichenheit in direktem Bezug zur seelischen Ausgeglichenheit steht und umgekehrt,<br />

wird sich eine ganzheitliche Gesundheit langfristig nur dann stabil einpendeln, wenn<br />

auch Bewegung oder Umweltreize berücksichtigt und krankmachende Faktoren el<strong>im</strong>iniert<br />

bzw. auf ein für den Organismus erträgliches Maß reduziert <strong>werden</strong>.<br />

8 DAS PFERD ALS PARTNER


Hormone stellen die biologische Uhr zurück<br />

Altern ist in erster Linie eine Frage des Hormonhaushalts, sagen Endokrinologen, die<br />

den potenten Aktivisten mit den unaussprechlichen Namen auf der Spur sind. Hormone<br />

sind biochemische Botenstoffe, die die Interaktion der Körperzellen steuern. Sie <strong>werden</strong><br />

hauptsächlich in Drüsen, aber auch <strong>im</strong> Gewebe produziert, erreichen ihre Zielorte über<br />

Nerven, Blutbahnen und Lymphwege, flitzen als Neurotransmitter durchs Gehirn,<br />

schlüpfen durch Zellwände oder docken an Zellmembranen an. Ohne diese Kommunikation<br />

würde jeder Organismus schlichtweg kollabieren, ob Mensch, Nager oder Pferd.<br />

Denn Hormone wachen nicht allein darüber, dass sich Hoden und Eierstöcke gemäß<br />

Bauplan entwickeln und die Geschlechter zueinander finden, sie greifen in alle Stoffwechselfunktionen<br />

ein, von der Verdauung bis zur Muskelbildung.<br />

Hormone lassen Haare sprießen, betätigen sich als Abfangjäger von Krankheitserregern,<br />

st<strong>im</strong>ulieren die Regeneration verletzten Gewebes und können selbst das Schmerzempfinden<br />

beeinflussen. Außerdem steuern sie Emotionen: Unter ihrem Einfluss verwandeln<br />

sich Männer in eitle Gockel und Mütter in Glucken oder Furien. Die<br />

Tausendsassas wecken die Neugier <strong>im</strong> Kind, überfluten uns mit Glück und überschäumender<br />

Fröhlichkeit, aber auch mit Angst, Wut und Aggression bei Gefahr für Leib und<br />

Leben.<br />

Leider arbeiten die Hormonfabriken nur bis zum Abschluss der Pubertät auf Hochtouren,<br />

um Körper und Gehirn anzuregen, all die Eigenschaften zu entwickeln und Fähigkeiten<br />

zu trainieren, die der Organismus zum Überleben braucht. Noch dümmer ist, dass<br />

ausgerechnet die so begehrten, wachstumsst<strong>im</strong>ulierenden Hormone mit zunehmendem<br />

Alter spärlicher sprudeln. Dann <strong>werden</strong> die Haare schütter oder grau, Muskelmasse und<br />

Libido bauen ab, die Zellwände <strong>werden</strong> dick und undurchlässig und die Knochen spröde.<br />

Ergo, folgerten die Altersforscher: Hebt man den Hormonspiegel auf jugendliche Werte<br />

HORMONE STELLEN DIE BIOLOGISCHE UHR ZURÜCK 9<br />

SIEGE WERDEN IM<br />

STALL ERRUNGEN<br />

Gehe<strong>im</strong>nisvoll<br />

„Alles Leben ist ein stets neu zu<br />

erwerbendes, dauernd bedrohtes<br />

Gleichgewicht, das sich ständig<br />

neuen Umständen anzupassen<br />

hat. Das Lebendige bleibt ein<br />

Gehe<strong>im</strong>nis, auch wenn wir<br />

ständig neue Aspekte seiner<br />

staunenswerten Organisation<br />

und seiner ungeahnten Regulationsfähigkeit<br />

entdecken.”<br />

PROF. DR. ADOLF FALLER,<br />

AUS „DER KÖRPER DES MENSCHEN”<br />

Kaum ausgewachsen, geht es auch<br />

schon wieder abwärts.<br />

Mit zunehmendem Alter sprudeln<br />

die Wachstumshormone spärlicher.<br />

Foto: Neddens


1<br />

Kapitel<br />

an, wird die Zellprogrammierung ausgetrickst. Statt nach 50 bis 150 Teilungen das Zeitliche<br />

zu segnen, reproduzieren sich die Zellen munter weiter und reparieren, angestachelt<br />

durch die kleinen Helferlein, fleißig alle sicht- und fühlbaren Verschleißerscheinungen.<br />

DAS ENDOKRINE SYSTEM<br />

Zum endokrinen System zählen Drüsen mit innerer Sekretion sowie hormonbildende Gewebe<br />

(Gewebshormone). Die unterschiedlichen biochemischen Botenstoffe, die sowohl hemmend<br />

wie erregend wirken können, regeln die Zusammenarbeit der einzelnen Organe. Ein ungestörter<br />

Informationsfluss ist für den Organismus so wichtig, dass er bei Überproduktion, Fehlsteuerung<br />

oder Hormonmangel krank wird oder sogar stirbt, wenn zum Beispiel best<strong>im</strong>mte<br />

Teile des Gehirns oder der Nebennieren versagen. Weitere wichtige Hormonfabriken befinden<br />

sich in der Schild- und Bauchspeicheldrüse sowie in den männlichen und weiblichen Ke<strong>im</strong>drüsen.<br />

Oberste Instanz des Kommunikationsnetzes ist das Hypothalamus-Hypophysen-System.<br />

Der Hypothalamus ist die Steuerzentrale des Nerven- und Hormonsystems <strong>im</strong> Zwischenhirn,<br />

der eng mit der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse verbunden ist. Von dieser Schaltstelle aus<br />

<strong>werden</strong> andere hormonbildende Drüsen aktiviert, die der Situation entsprechenden Wirkstoffe<br />

auszuschütten und an ihre Zielorte weiterzuleiten, wo sie die Zellen zu best<strong>im</strong>mten Tätigkeiten<br />

anregen. Damit jeder Bote seine spezielle Zielzelle erreicht, funktioniert die Schaltung<br />

nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Nur wenn das Schloss frei ist und der Schlüssel<br />

passt, wird die Verbindung hergestellt. Sind genügend Hormone <strong>im</strong> Umlauf oder ändert sich<br />

die Situation, wird auf ein entsprechendes Feedback der Organe die Hormonproduktion umgestellt.<br />

Entsprechend ihrer molekularen Struktur lassen sich Hormone in verschiedene Gruppen<br />

einteilen:<br />

■ Peptid- und Proteinhormone, z.B. Thyreotropin, Insulin oder Glukagon<br />

■ Steroidhormone, z.B. Testosteron, Östradiol oder das Stresshormon Cortisol.<br />

■ Aus Aminosäuren gebildete Hormone, wie Adrenalin/Noradrenalin oder Schilddrüsenhormone.<br />

■ Aus Fettsäuren gebildete Hormone, z.B. Prostaglandine.<br />

Manche wirken schon ab einem<br />

Billiardstel Gramm je Gramm Blut<br />

Im Humanbereich gibt es dabei zwei Ansätze: Die zwar <strong>im</strong>mens teure, aber scheinbar<br />

bequemste Lösung ist die Hormon-Substitution, bei der Hormone künstlich zugeführt<br />

<strong>werden</strong>. Tatsächlich erwiesen sich Versuche mit Ratten und Mäusen <strong>im</strong> Dienste der Jugend<br />

zunächst mehr als vielversprechend. Der Einsatz von Testosteron und Östrogen,<br />

Melatonin, Somatotropin, Dehydroepiandrosteron und etlichen anderen Hormonen und<br />

Hormönchen brachte selbst greise Schnurrbartträger dazu, sich wie Speedy Gonzales in<br />

seinen besten Zeiten aufzuführen. Freilich ist es auch ein ziemlich gefährliches Spiel,<br />

weil längst noch nicht alle Gehe<strong>im</strong>nisse des Endokrinen Systems bekannt sind. Außerdem<br />

wirken manche Hormone schon ab einem Billiardstel Gramm je Gramm Blut – und<br />

was in so winzigen Mengen Reaktionen auslöst, hat bei falscher Dosierung naturgemäß<br />

extreme Nebenwirkungen. Der Preis für die verlängerte Jugend und Spannkraft heißt<br />

Krebs, rächt sich mit dem Versagen lebenswichtiger Organe oder Akromegalie, einem<br />

nachträglichen Wachstum der Extremitäten und vergröberten Zügen.<br />

Dieser Weg ist also eine Sackgasse.<br />

10 DAS PFERD ALS PARTNER


Bei Pferden erst recht. Zum einen aufgrund der Dopinggesetze, zum anderen, weil Hormonlehre<br />

in der Veterinärmedizin <strong>im</strong>mer noch ein Schattendasein führt, sieht man von<br />

der Embryologie ab. In Deutschland gibt es gerade mal einen einzigen offiziellen Lehrstuhl<br />

für chemische Analytik und Endokrinologie. Und der scheint Tierärzte nicht davon<br />

abzuhalten, Goethes Zauberlehrling nachzueifern. Nur dass sie statt Besen eine Hormonspritze<br />

schwingen. Mit dem Erfolg, dass mickrige Renner und zickige Stuten kurzfristig<br />

bombig funktionieren, langfristig jedoch vor die Hunde gehen. Hormonspezialist<br />

Professor Hans-Otto Hoppen, von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, weiß darüber<br />

mehr als ihm lieb ist: „Der unüberlegte oder übertriebene Einsatz bringt den Hormonhaushalt<br />

der Tiere so durcheinander, dass zum Schluss gar nichts mehr klappt.”<br />

Anders sieht es dagegen mit der natürlichen Hormonsteuerung aus. Sie hat zwar nicht<br />

so spektakuläre Effekte, mobilisiert aber innere Power und die Selbstheilungskräfte des<br />

Körpers zuverlässiger als jeder Zaubertrank. Und sie ist garantiert frei von Nebenwirkungen.<br />

Denn Hormone sind ja körpereigene Stoffe. Das heißt, ein gesunder Organismus<br />

kann sie auch ohne chemische Unterstützung bilden, wenn man ihn bei der Produktion<br />

gezielt unterstützt und gesundheitsabträgliche Faktoren el<strong>im</strong>iniert.<br />

Wenn Pferde sinnlos verheizt <strong>werden</strong>, versagt das beste<br />

Anti-Aging-Rezept<br />

Das Rezept der Anti-<br />

Aging-Spezialisten, die<br />

diese Linie vertreten, und<br />

ihre Effizienz an Beispielen<br />

und Fakten zur Genüge<br />

belegen können, ist so s<strong>im</strong>pel,<br />

dass man es, speziell<br />

als Reiter, kaum glaubt:<br />

■ Gesunde Ernährung,<br />

mit allen notwendigen<br />

Vitalstoffen,<br />

■ viel Bewegung in<br />

frischer Luft,<br />

■ ungestörte Erholung<br />

nach anstrengender<br />

Arbeit,<br />

■ kein Dauerstress sowie<br />

■ Zuwendung und<br />

Lebensfreude.<br />

HORMONE STELLEN DIE BIOLOGISCHE UHR ZURÜCK 11<br />

SIEGE WERDEN IM<br />

STALL ERRUNGEN<br />

Regulieren<br />

statt Reparieren<br />

„Die Domäne der modernen<br />

Medizin liegt in der Behandlung<br />

schwerer Krankheitsbilder. Sie<br />

kommt zum Einsatz, wenn die<br />

körpereigenen Regulations- und<br />

Heilungsmechanismen nicht<br />

mehr in der Lage sind, den Körper<br />

aus eigener Kraft zu heilen.<br />

Man bezeichnet die moderne<br />

Medizin daher häufig auch als<br />

Reparaturmedizin. Eine alternative<br />

Art der Medizin, die so<br />

genannte Regulationsmedizin,<br />

setzt hingegen viel früher an und<br />

schafft die Voraussetzungen für<br />

einen <strong>im</strong> Kern bis in die kleinste<br />

Zelle hinein gesunden Körper<br />

und Geist.”<br />

DR. GEORG KELLER, DR. ULRIKE NOVOTNY,<br />

DR. MARKUS WIESENAUER, AUS „12 SALZE,<br />

12 TYPEN”<br />

Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung,<br />

ungestörte Erholung und sehr viel<br />

Zuwendung ist das ganze Gehe<strong>im</strong>nis eines<br />

langen, zufriedenen Pferdelebens.<br />

Foto: Neddens

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