11.07.2015 Aufrufe

Factsheet 1 - Rauchen - RAUCHFREI DABEI

Factsheet 1 - Rauchen - RAUCHFREI DABEI

Factsheet 1 - Rauchen - RAUCHFREI DABEI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Factsheet</strong> 1 - <strong>Rauchen</strong><strong>Factsheet</strong> 1 - <strong>Rauchen</strong>Hintergründe und steirische FaktenDieses <strong>Factsheet</strong> stellt eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte zum Thema <strong>Rauchen</strong> darund erhebt keinen Anspruch auf inhaltliche Vollständigkeit.Welche Unterscheidung kann unter den Raucher/innen getroffen werden?In der Literatur zur Präventionsforschung gibt es unterschiedliche Ansätze zur Kategorisierung desaktuellen Rauchverhaltens von Personen. Daher können getroffene Einteilungen auch von Untersuchungzu Untersuchung voneinander abweichen und einen Vergleich der Ergebnisse erschweren. Inweiterer Folge wird jedoch die folgende Unterscheidung herangezogen:Tägliche Raucher/innen:Gelegenheitsraucher/innen:Ex-Raucher/innen:Nieraucher/innen:rauchen eigenen Angaben zu Folge jeden Tag, unabhängig von derZahl der gerauchten Zigarettenrauchen nach eigenen Angaben hin und wiederPersonen, die früher geraucht haben (täglich oder gelegentlich), aberaktuell nicht mehr rauchenPersonen, die nie im Leben geraucht haben, also weder jemals Raucher/innoch Gelegenheitsraucher/in warenWie viele Menschen rauchen in der Steiermark?Den Ergebnissen der 2006 in der Steiermark durchgeführten Bevölkerungsbefragung nach zu urteilen,rauchen 21,5 % der steirischen Bevölkerung (siehe Abb.1). Dabei geben 16,9% an täglich und 4,6%an gelegentlich zu rauchen. 21,5% stufen sich als Ex-Raucher/innen ein und 57,0% sind als Nieraucher/innenzu bezeichnen. Insgesamt sind mehr als drei Viertel der steirischen Bevölkerung (78,5%)aktuelle Nichtraucher/innen.16,9%57,0%4,6%21,5%Tägliche Raucher/innenEx-Raucher/innenGelegenheitsraucher/innenNieraucher/innenAbb. 1: Raucherstatus der Bevölkerung 2006,Quelle: VIVID, 2007, Alter 15+ J., N=3023Anzumerken ist jedoch, dass die Datenlage im Bezug auf das Rauchverhalten der Österreicher/innenund damit auch der Steirer/innen sehr ambivalent ist. So deuten Daten aus dem Jahr 2004 darauf hin,dass 40 bis 50 % der Österreicher/innen rauchen, den Ergebnissen der Gesundheitsbefragung2006/2007 zufolge sind hingegen lediglich 26,1 % der Österreicher/innen Raucher/innen. In der Steiermarksind laut Gesundheitsbefragung (ATHIS) 2006/2007 20,1% als tägliche Raucher/innen und2,3% als gelegentliche Raucher/innen einzustufen.Die zum Teil erheblichen Abweichungen der unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse können aufeine Reihe von möglichen Faktoren zurückgeführt werden. Durch den Vergleich von Fragestellungen,Frageabfolgen, Erhebungszeitpunkten, Sample-Größen - um hier nur einige Punkte zu nennen - wurdeversucht, die großen Unterschiede für die Steiermark nachvollziehbar zu machen, doch konntedies die Abweichungen nicht gänzlich erklären.(Quelle: Uhl et al. 2005; VIVID, 2007, Alter 15+ J., N=3023; Statistik Austria, 2006/2007)1


<strong>Factsheet</strong> 1 - <strong>Rauchen</strong>Hintergründe und steirische FaktenWas bedeutet Tabakabhängigkeit?Die WHO hat mit den ICD-10 Kriterien einen Orientierungspunkt für Abhängigkeiten geschaffen. Gemäßdieser Kriterien liegt eine Abhängigkeit dann vor, wenn zumindest drei der folgenden sechs Kriterienim vergangenen Jahr erfüllt wurden:1. Es herrscht ein starker Wunsch oder eine Art Zwang vor, Zigaretten zu konsumieren.2. Es liegt eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und derMenge der konsumierten Zigaretten vor. (z.B. wird über einen längeren Zeitraum konsumiertals geplant, möglicherweise verbunden mit erfolglosen Versuchen aufzuhören oder dem anhaltendenWunsch, den Konsum zu verringern)3. Es kommt zur Entwicklung eines körperlichen Entzugssyndroms (Unruhe, Ängstlichkeit, Ärger,Ungeduld, starkes Verlangen nach Zigaretten).4. Es muss mehr geraucht werden, um dieselbe Wirkung zu erzielen (Toleranzentwicklung).5. Andere Vergnügungen werden zugunsten des Tabakkonsums vernachlässigt.6. Es wird trotz des eindeutigen Nachweises schädlicher Folgen körperlicher, psychischerund/oder sozialer Natur weitergeraucht.(Quelle: DHS, 2003)Warum wird man vom Nikotin abhängig?Das im Tabak enthaltene psychoaktive Nikotin gilt als eine der stärksten suchterzeugenden und-erhaltenden Substanzen. Nikotin setzt im Gehirn verschiedene Neurotransmitter frei, die sich unterschiedlichauf die psychische und körperliche Befindlichkeit des Rauchers/der Raucherin auswirken.Obwohl vorrangig das Nikotin, aber auch andere Tabakrauchbestandteile, den „Belohnungsmechanismus“im Gehirn auslösen und damit primär für die Abhängigkeitsentwicklung verantwortlich sind,spielen auch soziale, kulturelle, geschlechtsspezifische und individuelle Rauchgewohnheiten sowiederen symbolische Bedeutungen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Entwicklung einer Abhängigkeit.(Quelle: Nutt et al., 2007; sfa/ispa, 2004)Wie wirkt das Nikotin im Gehirn?Das durch das <strong>Rauchen</strong> aufgenommene Nikotin stimuliert nikotinerge Acetylcholinrezeptoren im Gehirnund in anderen Organen. Es kommt zur Freisetzung u. a. von Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin.Dadurch erhält der/die <strong>Rauchen</strong>de das Gefühl einer positiven Befriedigung (»Freude«) undWachheit (Vigilanzsteigerung, Aktivitäts- und Konzentrationsförderung) und empfindet subjektiv wenigerHunger. Zudem kommt es zu einer subjektiv empfundenen Steigerung der kognitiven Funktionenoder Veränderung negativer Affekte durch Stimmungsaufhellung, Beruhigung oder Angstlösung.Durch einen Nikotinentzug reduziert sich das Dopamin im Körper, daher scheint der Nikotin-Entzugmit negativen Effekten einher zu gehen.(Quelle: DHS, 2003)Was ist das Gefährliche am <strong>Rauchen</strong>?Das Nikotin selbst ist nicht krankheitserregend, jedoch stark suchterzeugend. Die massive körperlicheSchädigung in Folge des <strong>Rauchen</strong>s erfolgt durch Schadstoffe, die bei der Verbrennung der Zigarettefrei gesetzt werden. Dazu zählen Kohlenmonoxide, die für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlichsind, Benzpyrene - ein wesentlicher Bestandteil von Teer - die chronische Entzündungen und Tumorbildungenhervorrufen können sowie Gifte wie Blausäure und Ammoniak und weitere ca. 4800 verschiedeneSubstanzen.(Quelle: Wiener Krebshilfe, 2005)Was sind die Folgen des <strong>Rauchen</strong>s?Neben den körperlichen Schädigungen und Erkrankungen wie Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs- und Lungenerkrankungen, Auswirkungen auf Schwangerschaft und Zeugungsfähigkeit,gefährdet und schädigt man durch das <strong>Rauchen</strong> auch seine Umwelt und seine Mitmenschen(vgl. <strong>Factsheet</strong> Nichtraucherschutz). Hinzu kommen Auswirkungen auf den GeschmacksundGeruchssinn und die Zähne, die Beschleunigung des Knochenabbaus (Osteoporose) und derHautalterung, die Beeinträchtigung des Sehvermögens im Alter etc. Nicht unbeträchtlich ist auch derfinanzielle Aufwand, der durch das <strong>Rauchen</strong> entsteht.(Quelle: DHS 2003; Wiener Krebshilfe 2005)3


<strong>Factsheet</strong> 1 - <strong>Rauchen</strong>Hintergründe und steirische FaktenWie hoch ist das Risiko an den Folgen des <strong>Rauchen</strong>s zu sterben?Da die akuten Auswirkungen des Tabakkonsums zunächst nur sehr harmlos und gering sind, erscheintdem/der Raucher/in das <strong>Rauchen</strong> als wenig gefährlich. Doch je früher der Raucheinstieg erfolgtbzw. je jünger man dabei ist, desto schwerwiegender sind die Auswirkungen. <strong>Rauchen</strong> wird mitKrebserkrankungen der meisten Organe wie Mund, Kehlkopf, Blase, Niere, Magen etc. in Zusammenhanggebracht. Raucher/innen haben ein 20-mal höheres Risiko im mittleren Alter an Lungenkrebs zusterben. Das Risiko einem Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Gefäßerkrankungen zu erliegen istdreimal höher als bei Nichtraucher/innen. <strong>Rauchen</strong> kostet nicht nur Lebensqualität sondern durchschnittlich10 Lebensjahre. Für die Hälfte der Raucher/innen endet die Sucht tödlich, ein Viertel stirbtbereits im mittleren Alter (zwischen 35 und 69 Jahren) und verliert damit im Vergleich zu Nichtraucher/innenbis zu 20 wertvolle Lebensjahre.(Quelle: dkfz, Bundesärztekammer 2005; Kreuzer. et al, 2006; World Bank, 2003)Wie viele Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des <strong>Rauchen</strong>s?Schätzungen zufolge geht man davon aus, dass in Österreich jedes Jahr rund 14.000 Menschen anden Folgen des Tabakkonsums sterben. Zum Vergleich: Bruck a. d. Mur hatte am 1.1.2006 rund13.400 Einwohner.(Quelle: Wiener Krebshilfe, 2005)Sind Zigaretten schädlicher als Pfeifen?Jeglicher Tabakrauch, ganz gleich ob von Zigaretten, Pfeifen oder ähnlichem, ist schädlich und kannzu diversen Krankheiten führen.(Quelle: Wiener Krebshilfe, 2005)Hilft das <strong>Rauchen</strong> beim Denken?Nein. Rauchpausen zur Steigerung des schöpferischen Geistes sind eine Erfindung der Tabakindustrie.Jede „normale“ Pause erzielt den gleichen Effekt. Die Denkpause und nicht die Rauchpausemacht jemanden danach wieder leistungsfähiger.(Quelle: Wiener Krebshilfe, 2005)Welche Rauchertypen gibt es?a. Genussraucher/innen:Die meisten von ihnen haben relativ spät zu rauchen begonnen und genießen die Freude am<strong>Rauchen</strong>.b. Konflikt- oder Stressraucher/innen:Bei ihnen übernimmt das <strong>Rauchen</strong> die Funktion des Angst- und/oder Spannungslösers undhat einen beruhigenden Effekt. Bei Frauen findet man diesen Typus häufiger.c. Süchtige Raucher/innen/Spiegelraucher/innen:Die Abhängigkeit vom <strong>Rauchen</strong> manifestiert sich bei dieser Gruppe u. a. in Entzugserscheinungen,kurzen und seltenen Abstinenzversuchen und körperlichen Problemen aufgrund des<strong>Rauchen</strong>s. Zudem lassen sich die sogenannten „peak seeker“, also jene Raucher/innen, diezu bestimmten Tageszeiten und Gelegenheiten eine große Menge an Zigaretten konsumieren,und die „though maintainers“, jene Raucher/innen, die sich bemühen einen gleichmäßigenNikotinspiegel zu halten, von einander unterscheiden.(Quelle: DHS, 2003)Stimmt es, dass Jugendliche SNUS konsumieren?Es konnte kein Hinweis dafür gefunden werden, dass Jugendliche mehr SNUS, Kau- oder Schnupftabakkonsumieren als andere Personen. Abgesehen davon ist in der Steiermark kaum ein SNUS-Konsum feststellbar.(Quelle: VIVID, 2007, Alter 15+ J., n=650)FazitIn der Steiermark raucht rund ein Fünftel der Bevölkerung - überwiegend werden Zigarettenkonsumiert. <strong>Rauchen</strong> schädigt den Körper massiv und verursacht dadurch sehr hohe monetäreund emotionale Kosten. Es gibt kein Maß für „nicht-schädlichen Konsum“, denn jede einzelneZigarette schädigt den Körper. Dabei gilt: je früher mit dem <strong>Rauchen</strong> begonnen wird,desto schwerwiegender sind die Auswirkungen. Jährlich sterben in Österreich rund 14.000Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Raucher/innen benötigen daher Unterstützungdurch entsprechende Entwöhnungshilfen und -angebote.4


<strong>Factsheet</strong> 1 - <strong>Rauchen</strong>Hintergründe und steirische FaktenQuellen:Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) (Hrsg.): Tabakabhängigkeit; suchtmedizinische Reihe, Band 2, Köln, 2003Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz): Krebsinforationsdienst, Fragen und Antworten zum Thema <strong>Rauchen</strong> und Passivrauchen,Heidelberg, http://www.krebsinformationsdienst.de/Fragen_und_Antworten/rauchen_und_passivrauchen.html , Downloadvom: 25.04.2007Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz), Bundesärztekammer (Hrsg.): Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten, Heidelberg,Berlin, 2005Junge B., Thamm M.: Tabak – Zahlen und Fakten zum Konsum, Jahrbuch Sucht, Geesthacht, 2003Klimont J., Kytir J., Leitner B.: Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007, Hauptergebnisse und methodische Dokumentation,Statistik Austria, Wien 2007Kreuzer M. et al: <strong>Rauchen</strong>, Passivrauchen und Krebserkrankungen, Berlin, Heidelberg, 2006Kunze M., Schoberger: Nikotinabhängigkeit. Diagnostik und Therapie, New York, Wien, Springer, 1999Nutt D., King L. A., Sausbury W., Blakemore C.: Development of a rationale scale to assess the harm of drugs of potentialmisuse, in: The Lancet 2007, Vol. 369, Issue 9566, S. 1047 ffMedizinische Universität Graz, Med Uni Graz startet Anti-Rauch-Prävention an steirischen Schulen Presseinformation vom09.02.2007; http://www.meduni-graz.at/aktuelles/akt_090207.html;http://www.krebsinformationsdienst.de/Fragen_und_Antworten/rauchen_und_passivrauchen.html , Download vom: 16.04.2007Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (sfa/ispa) (Hrsg.): Tabakkonsum, 2004Statistik Austria: Bevölkerungsstatistik Österreich, www.statistik.atUhl A.; Springer A.; Kobrna U.; Gnambs T.; Pfarrhofer D.: Österreichweite Repräsentativerhebung zu Substanzgebrauch 2004,Bericht. Wien, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, 2005VIVID, Fachstelle für Suchtprävention: Tabakpräventionsstrategie Steiermark – Jahresbericht 2007, Graz. (unveröffentlicht).Wiener Krebshilfe - Krebsgesellschaft (Hrsg.): 100 Antworten auf Ihre Fragen zum Thema (Nicht)<strong>Rauchen</strong>, Wien, 2005World Bank (Hrsg.): Der Tabakepidemie Einhalt gebieten: Regierungen und wirtschaftliche Aspekte der Tabakkontrolle,Washington D.C., 2003Impressum© 2008 VIVID, Fachstelle für Suchtprävention, GrazAutorinnen:Mag. Waltraud Posch, Mag. Karina FernandezZitierweise:VIVID, Fachstelle für Suchtprävention (Hrsg.): <strong>Factsheet</strong> 1 – <strong>Rauchen</strong>. Hintergründe und steirische Fakten, 2008Verantwortlich für den Inhalt:Tabakpräventionsstrategie Steiermark – Koordinationsstellec/o VIVID – Fachstelle für SuchtpräventionZimmerplatzgasse 13/I8010 GrazUmgesetzt durch:Im Auftrag von:5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!