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Tabak - Institut Suchtprävention

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38% der Menschen in Österreich rauchen täglich und noch vielmehr Menschen rauchen passiv mit. <strong>Tabak</strong>bedingte Krankheitenund frühzeitige Todesfälle fordern einen hohen Tribut an gesellschaftlichenKosten und menschlichem Leid. Die große Mehrheitbeginnt mit dem Rauchen schon im Jugendalter. Fast alle Rauchendenwissen um die gesundheitlichen Risiken des Rauchensund viele versuchen, den <strong>Tabak</strong>konsum aufzugeben. Es wird ihnennicht leicht gemacht. Das Angebot an <strong>Tabak</strong>waren ist groß und derZugang dazu leicht. Die rechtlichen Regelungen sind zahnlos, unddie <strong>Tabak</strong>industrie hat ökonomisch und politisch einen starkenEinfluss. Dennoch setzen Bund, Länder und Non-Profit-Organisationenin den letzten Jahr vermehrt Schritte in Richtung einerwirkungsvollen <strong>Tabak</strong>prävention.<strong>Tabak</strong>Der <strong>Tabak</strong>gebrauch in Vergangenheit und GegenwartGegen Ende des 15. Jahrhunderts brachtenspanische Eroberer die <strong>Tabak</strong>pflanzeaus Südamerika nach Südeuropa. JeanNicot, der französische Botschafter amportugiesischen Hof, führte die Pflanzein Frankreich ein. Ihm zu Ehren erhieltsie den botanischen Namen «Nicotianatabacum» und nach Nicot wurde im 18.Jahrhundert der wichtigste chemischisolierte Wirkstoff der <strong>Tabak</strong>pflanze mit«Nikotin» bezeichnet. Das <strong>Tabak</strong>rauchenverbreitete sich in Europa sehr rasch. InÖsterreich sind die <strong>Tabak</strong>pflanze und ihrGebrauch seit dem 17. Jahrhunderts heimisch.Kauen, Schnupfen und Pfeifenrauchenwaren die dominierenden Konsumformenbis ins 19. Jahrhundert, als sichdas <strong>Tabak</strong>rauchen modernisierte. Zweigroße Neuerungen auf dem <strong>Tabak</strong>warenmarkt,die Zigarren und besonders dieZigaretten, führten zu neuen Gebrauchsmusterndes <strong>Tabak</strong>s und zu einer «Veralltäglichung»des Rauchens. Die leichtzugängliche und schnell konsumierbareZigarette setzte sich am Anfang des 20.Jahrhunderts bei erwachsenen Männernals relativ billiges Genussmittel und Accessoiremodernen Lebens durch. Wenigspäter griffen auch immer mehr Frauenund Jugendliche – angespornt durch dieWerbung der boomenden Zigarettenindustrie– nach der Zigarette.Erst vor 40 Jahren geriet die gesellschaftlicheNorm des Rauchens ins Wanken,als sich das medizinische Wissen überdie Schädlichkeit des <strong>Tabak</strong>konsumsdurchzusetzen begann. Besonders dieaus den Vereinigten Staaten stammendenErkenntnisse des erhöhten Lungenkrebsrisikos(Terry Report 1964) und andererGesundheitsschädigungen (insbesondereHerz-Kreislauf-Erkrankungen) durchZigarettenkonsum lösten auch in Europaein Problembewusstsein und einen Rückgangdes Rauchens in bestimmten Bevölkerungsgruppenaus.Der lange Zeit als Genussmittel angesehene<strong>Tabak</strong> wird heute in der Gesellschaftvorwiegend als Suchtmittel betrachtet.Auch gesundheitspolitisch wird <strong>Tabak</strong>sowohl international als auch in Österreichein immer wichtigeres Thema. Umdie 14.000 <strong>Tabak</strong>tote jährlich und hoheKosten im Gesundheitssystem sind gewichtigeArgumente, um dem <strong>Tabak</strong> undseinen Interessengruppen den Kampfanzusagen.www.suchtvorbeugung.netKärnten I Landesstelle <strong>Suchtprävention</strong>Oberösterreich I <strong>Institut</strong> <strong>Suchtprävention</strong>NÖ I Fachstelle für Suchtvorbeugung, Koordination und BeratungSalzburg I Akzente <strong>Suchtprävention</strong>Steiermark I VIVID – Fachstelle für <strong>Suchtprävention</strong>Tirol I kontakt+co <strong>Suchtprävention</strong> JugendrotkreuzVorarlberg I Supro – Werkstatt für SuchtprophylaxeWien I <strong>Institut</strong> für <strong>Suchtprävention</strong>Mit freundlicher Genehmigung der SFA – Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme, Lausanne, CH © 2006 SFA & ARGE Suchtvorbeugung


Zahlen und Fakten zum Rauchen in ÖsterreichIm Laufe der letzten Jahrzehnte zeichnensich in österreich zwei Trends ab:Einerseits steigt die Anzahl der Rauchenden,andererseits sinkt die Anzahlder täglich Rauchenden und der Zigarettenkonsumpro Tag (von 1980 bis2003 um 19 % auf ca. 7 Stück pro Tag,auf die gesamte Wohnbevölkerung gerechnet).Die Österreichische Repräsentativerhebung2004 hat ergeben,dass 73 % der Erwachsenen im Laufeihres Lebens <strong>Tabak</strong> geraucht haben;aktuell zum Zeitpunkt der befragunghaben 38 % täglich und 13 % gelegentlichgeraucht.RauchstoppEtwa ein Drittel der täglich Rauchendenwill nicht aufhören, ein weiteres Drittelspielt mit dem Gedanken und das letzteDrittel hat bereits mindestens einmalversucht, das Rauchen aufzugeben.GeschlechterunterschiedeBei den Erwachsenen bis 60 Jahre zeigensich kaum Unterschiede zwischen Männernund Frauen hinsichtlich der Anzahlderer, die jemals geraucht haben. Bei älterendominieren noch die Männer, beiJugendlichen zeigt sich inzwischen, dassin der gleichen Altersgruppe mehr Mädchenrauchen bzw. dass Mädchen früherzu rauchen beginnen. So rauchen beiden 15-Jährigen 25 % der Mädchen und20 % der Burschen täglich (HBSC 2001).JugendlicheBei Jugendlichen zeigen verschiedeneösterreichische Studien, dass BerufsschülerInnenam häufigsten und GymnasiastInnenam wenigsten rauchen.Aus der Schweiz ist bekannt, dass Jugendlicheals wichtigste Motive für dasRauchen Neugier, Entspannung, denGeschmack des <strong>Tabak</strong>s und Gewichtsregulierung(besonders bei Mädchen) angeben.Wer nicht raucht, tut dies insbesondereseiner Gesundheit zuliebe undum sein Taschengeld zu sparen.Wirkungen und Risiken des RauchensDie <strong>Tabak</strong>pflanze (Nicotiana tabacum) isteine weltweit verbreitete Feldfrucht derGattung Nachtschattengewächse. Sieexistiert in zahlreichen Varietäten undwird je nach Blatttyp und Verarbeitungsmethodenin helle und dunkle <strong>Tabak</strong>sortenverarbeitet. Das Nikotin, das für diepsychoaktive Wirkung der <strong>Tabak</strong>pflanzeentscheidend ist, befindet sich in den <strong>Tabak</strong>blättern.In der Glutzone werden die Inhaltsstoffeder Zigarette unter sehr hoher Temperaturvon etwa 900˚C zersetzt. Der Rauch,der durch das Ziehen an der Zigarette entsteht,ist ein Gemisch aus verschiedenenGasen, in dem 0,1 bis 1 mm große Teilchen(Partikel) gelöst sind. Zu den Partikelngehören das Nikotin sowie der krebserregendeTeer. Die enthaltenen Gase sindbeispielsweise Kohlenmonoxid, Stickstoff,Blausäure und Ammoniak.NikotinDie Intensität der Nikotinaufnahme immenschlichen Körper ist abhängig vomNikotingehalt des <strong>Tabak</strong>s, von der Anzahlder gerauchten Zigaretten und vom persönlichenRauchstil (Atemvolumen, Inhalationstiefe).Durchschnittlich beträgtdie Nikotinaufnahme 1 mg/Zigarette. FürErwachsene kann schon eine orale Dosisvon 50 mg tödlich sein, für Kinder undJugendliche sogar eine wesentlich geringereMenge. Bereits deutlich wenigergerauchtes Nikotin kann zu einer Nikotinvergiftungführen, bei der Übelkeit,Brechreiz und Durchfall auftreten.Nikotin überwindet leicht die Blut-Hirn-Schranke und erreicht bereits nach 7 bis 10Sekunden das Gehirn, um dort die psychoaktivenWirkungen zu entfalten und denweiteren Weg durch die Körperorgane zunehmen. Bei einem täglichen Konsum vonZusammenhängeDie Österreichische Repräsentativerhebung2004 zeigt interessante Zusammenhängezwischen dem Rauchverhaltenund verschiedenen sozioökonomischenFaktoren: Der Anteil anRauchenden ist z.B. bei AbsolventInneneiner Lehre am Höchsten und bei MaturantInnenam niedrigsten; starkeRaucherInnen haben die niedrigstenWerte beim subjektiven Gesundheitserleben,betreiben am wenigsten Sport,sehen am meisten fern und achten amwenigsten auf gesunde Ernährung. Siestellen auch die Gruppe dar, die am unzufriedenstenmit ihrem Leben ist, undihre Wahrscheinlichkeit, in einer fixenBeziehung zu leben oder verheiratet zusein, ist deutlich niedriger als bei denanderen Gruppen. – Die «besten» Wertebei diesen Variablen haben übrigenshäufig nicht diejenigen, die noch nie gerauchthaben, sondern Gruppen wie diegelegentlich oder früher Rauchenden,die Zusammenhänge sind häufig J- oderU-förmig.20 Zigaretten wird das Gehirn etwa 73 000Mal pro Jahr von Nikotin überflutet.Nikotin setzt im Gehirn zahlreiche Neurotransmitterfrei (Dopamin, Noradrenalin,Serotonin, Acetylcholin, Vasopressinund beta-Endorphin), mit unterschiedlichenWirkungen auf das psychische undkörperliche Befinden. Zu den Nikotineffektenzählen Stimulierung, aber auchBeruhigung sowie eine Steigerung derWahrnehmungs- und Gedächtnisleistung,Stimmungsaufhellung, Angst-, Stress-,Schmerz- und Appetithemmung.Bei den organspezifischen Reaktionenvon Nikotin sind Herz-Kreislauf-Wirkungenbekannt, die zum Anstieg derPulsfrequenz, des Blutdrucks, zur Kontraktiondes Herzmuskels und zu einerMinderdurchblutung der Haut- undKoronargefäße führen.Nikotin gilt als eine der stärkstensuchterzeugenden und -erhaltendenSubstanzen. Nikotinabhängigkeit erfülltdie diagnostischen Kriterien derSubstanzabhängigkeit nach ICD-10 wiezwanghafter Konsum, wiederkehrendeszwanghaftes Verlangen, Toleranzentwicklung,Entzugserscheinungen undGebrauch trotz erkannter Gesundheitsschädlichkeit.Anders als bei anderenSuchtmitteln zeigen Nikotinabhängigejedoch keine Anzeichen von konsumbedingtemPersönlichkeitszerfall undsozialer Abweichung, was der Grund dafürsein dürfte, dass die Nikotinabhängigkeitlange Zeit gesellschaftlich breitakzeptiert war.TeerDie Gesamtmenge der in einer Zigaretteenthaltenen Partikel (ohne deren Wasseranteilund ohne Nikotin) wird als Kondensatoder Teer bezeichnet. Der Teer setztsich beim Rauchen in den Atemwegenund der Lunge fest und geht in den Blutkreislaufüber. Es gilt als erwiesen, dassdie krebsauslösende und -fördernde Wirkungdes Rauchens vor allem von den Inhaltsstoffendes Teers ausgeht.KohlenmonoxidKohlenmonoxid (CO) ist ein gefährlichesAtemgift und führt zu Sauerstoffmangelim Blut. Es besetzt in den roten Blutkörperchenjene Stellen, die für den Sauerstoffvorgesehen sind. Das hat zur Folge,dass sämtliche Gewebe und Organe,auch die Gefäßwände, ungenügend mitdem lebenswichtigen Sauerstoff versorgtwerden.ReizgaseDie im <strong>Tabak</strong>rauch enthaltenen Reizgaselähmen das Flimmerepithel, mit demdie Atemwege zur Selbstreinigung ausgestattetsind. Um sich dennoch gegendie Schmutzpartikel zur Wehr zu setzen,bildet der Körper in den AtemwegenSchleim. Der zähe Schleim kann im späterenStadium des gewohnheitsmäßigenRauchens oftmals nur mühsam abgehustetwerden und ist ein Nährboden für Bakterienund Viren.ZusatzstoffeIn einer Studie im Auftrag des SchweizerBundesamtes für Gesundheit (BAG) wurdenin Zigaretten 48 Zusatzstoffe (z.B.das Feuchthaltemittel Propylenglycol undder Aromastoff Vanillin) nachgewiesen,darunter auch Substanzen, die gemäßSchweizer <strong>Tabak</strong>verordnung nicht erlaubtsind. Die meisten dieser Stoffe dienen alsAroma- und Geschmacksstoffe oder alsLösungsmittel für solche. Das DeutscheKrebsforschungszentrum geht davonaus, dass Zusatzstoffe die krebserzeugendeWirkung des <strong>Tabak</strong>rauchs verstärken.Gesundheitliche RisikenUnzählige Studien haben seit Mitte desletzten Jahrhunderts belegt, dass Rauchenin den westlichen Industriegesellschaftenzu den häufigsten Ursachen fürKrankheit, Invalidität und (frühzeitigen)Tod zählt. Nach Berechnungen von Expertengeht in den Industrieländern etwaein Drittel aller Todesfälle bei Menschenzwischen 35 und 65 Jahren auf das Kontodes <strong>Tabak</strong>rauchens. In Österreich werdenjährlich rund 14 000 Todesfälle dem <strong>Tabak</strong>rauchenzugeschrieben.KrebsRauchende haben ein doppelt so hohesRisiko an Krebs zu erkranken wie Nichtrauchende.Wer stark raucht, vervierfachtes sogar. Die kanzerogenen Komponentender Gas- und der Partikelphase im<strong>Tabak</strong>rauch können dabei je nach genetischerVeranlagung die Entstehungvon Krebs auslösen oder die Rolle vonTumorpromotoren spielen. Bei Lungenkrebssind die toxischen Verbindungenim <strong>Tabak</strong>rauch die wichtigste Ursache.Wissenschaftliche Studien belegen aberauch bei Tumoren der Mundhöhle, desKehlkopfes, des Magens, der Bauchspeicheldrüse,der Blase, der Niere und desGebärmutterhalses den kausalen Einflussdes Rauchens auf die Krebsentstehung.Herz-Kreislauf-ErkrankungenZigarettenrauchen zählt zu den wichtigstenRisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es begünstigt die Entstehungvon Arteriosklerose und die Schädigungder Herz-Kreislauf-Gefäße. Bei vorgeschädigtenArterien erhöht das durchdas Rauchen dickflüssigere Blut das Risikofür akute Gefäßverschlüsse.LungenerkrankungenDurch das Rauchen werden Entzündungender Atemwege (Bronchialkatarrh,Lungenentzündungen), insbesondereaber die chronische obstruktive Ventilationsstörungder Lunge (COLD) ausgelöst.Rauchbedingte Veränderungen derLungenbläschen und Kapillargefäße führenzu häufig beobachteten Symptomenwie Raucherhusten und Auswurf undkönnen in ein Lungenemphysem übergehen.Schwangerschaft und ZeugungDas Zigarettenrauchen erhöht erwiesenermaßendie Sterblichkeit von Fötenund Neugeborenen und vermindert dasGeburtsgewicht Neugeborener. Auch dasRisiko einer Fehlgeburt steigt bei Frauen,die während der Schwangerschaftgeraucht haben. Die Fruchtbarkeit vonrauchenden Frauen und vermutlich auchdie Qualität der Spermien von rauchendenMännern sind herabgesetzt.PassivrauchenPassivrauchen ist gesundheitsschädlich.Ist man dem <strong>Tabak</strong>rauch langfristigausgesetzt (Arbeitsplatz, Familie),steigt das Risiko, Krebs oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommenum ein Viertel an. Kinder, die mit starkrauchenden Eltern aufwachsen, leidenhäufiger an Atemwegserkrankungen.

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