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Werkstoffauswahl und Werkstofffreigabe in der ... - Staeves

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<strong>Werkstoffauswahl</strong> <strong>und</strong> <strong>Werkstofffreigabe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>KarosserieentwicklungDr.-Ing. J. <strong>Staeves</strong>BMW AG, München1. E<strong>in</strong>leitungHochfeste Stähle werden auf absehbare Zeit <strong>der</strong> wichtigste Werkstoff fürAutomobilkarosserien bleiben. Mehrphasenstähle haben <strong>in</strong> den letzten Jahren durchgute Umformbarkeit bei gleichzeitig hoher Festigkeit weiteres Potenzial für diekonstruktive Gestaltung <strong>der</strong> Karosserien erschlossen. Aktuelle Stahlentwicklungenkonzentrieren sich auf drei wesentliche Richtungen:1. Weitere Steigerung <strong>der</strong> Streckgrenzen, auch weit über 1000 MPa.2. Deutlich verbesserte Umformbarkeit <strong>in</strong> den bisher üblichen Festigkeitsklassen.3. Neue Sorten <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Beschichtungen für warm umformbare Stähle.Die E<strong>in</strong>führung neuer Stahlsorten ist für die Automobil- <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>dustriegr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Herausfor<strong>der</strong>ung. In <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>esFahrzeugs kann e<strong>in</strong> neuer Stahl nur dann mit vertretbarem Risiko e<strong>in</strong>gesetzt werden,wenn ausreichend Kenntnisse über Funktion <strong>und</strong> prozesssichere Verarbeitung beih<strong>in</strong>reichend ger<strong>in</strong>gen Schwankungen <strong>der</strong> Werkstoffeigenschaften vorliegen. Diesekönnen nur erreicht werden, <strong>in</strong>dem die Stahl<strong>in</strong>dustrie über e<strong>in</strong>en größeren ZeitraumProduktionserfahrung anhand mehrerer Schmelzen sammelt. Ohne kalkulierbare <strong>und</strong>nennenswerte Abnahmemengen ist das jedoch unternehmerisch nicht tragbar. DieE<strong>in</strong>führung neuer Stähle erfor<strong>der</strong>t deshalb e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit vonAutomobil- <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie mit abgestimmten Schnittstellen <strong>und</strong> Aufgaben, um dieRisiken für die Stahlentwicklung auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite <strong>und</strong> für Produktion <strong>und</strong> Funktiondes Fahrzeugs auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu m<strong>in</strong>imieren. Die Effizienz dieser Zusammenarbeitentscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit sowohl <strong>der</strong> Partner als auch desWerkstoffs Stahl.In geme<strong>in</strong>samen Gremien des Verbandes <strong>der</strong> Deutschen Automobil<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> desStahl<strong>in</strong>stituts VDEh werden Freigabeabläufe def<strong>in</strong>iert, die erfor<strong>der</strong>lichen Meilenste<strong>in</strong>e<strong>und</strong> Prüfungen festgelegt sowie Prüf- <strong>und</strong> Dokumentationsrichtl<strong>in</strong>ien vere<strong>in</strong>bart.Mit diesem Vortrag soll über den aktuellen Stand dieser Arbeiten berichtet werden.Ziel des Vortrages ist darüber h<strong>in</strong>aus, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Werkstofffreigabe</strong>aus Sicht <strong>der</strong> Karosserieentwicklung näher zu beschreiben, um die Transparenz <strong>und</strong>das Verständnis für die auf beiden Seiten sehr aufwändigen Prüfungen zu erhöhen(Folie 2).2. WerkstoffgrobkonzeptIn <strong>der</strong> Karosserieentwicklung werden die ersten Beiträge <strong>der</strong> Werkstoffexpertenbereits etwa 6 Jahre vor Serienstart <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Konzeptphase benötigt (Folie 3).Bei <strong>der</strong> Entscheidung über Stahl-, Alum<strong>in</strong>ium- o<strong>der</strong> Mischbaukarosserie s<strong>in</strong>d diewichtigsten Kriterien zwar Stückzahl, K<strong>und</strong>enprofil <strong>und</strong> das Design, jedoch lassensich etwa scharfe markante Konturen <strong>in</strong> Alum<strong>in</strong>ium nicht darstellen. Hier bietenTiefziehstähle e<strong>in</strong>e größere Designfreiheit (Folie 4).Neue Legierungskonzepte <strong>und</strong> Fertigungsverfahren können über Eigenschaften <strong>und</strong>Kosten die <strong>Werkstoffauswahl</strong> für das Grobkonzept mit bee<strong>in</strong>flussen.


Werkstoffentwickler haben dabei aus Sicht <strong>der</strong> GesamtfahrzeugfunktionAnfor<strong>der</strong>ungen aus an<strong>der</strong>en Fachgebieten, wie zum Beispiel die Integration vonAntennen, mit zu berücksichtigen. In e<strong>in</strong>em mo<strong>der</strong>nen Fahrzeug s<strong>in</strong>d mehrereAntennen auf dem Dach o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heckscheibe <strong>in</strong>tegriert. Bei e<strong>in</strong>em Cabrio stehenjedoch diese E<strong>in</strong>bauorte nicht zur Verfügung. E<strong>in</strong>e Heckklappe aus Kunststoff kannhier die Antennen aufnehmen, ohne sie wie e<strong>in</strong> metallischer Werkstoff abzuschirmen(Folie 5).Für die Bewertung e<strong>in</strong>es Karosseriegrobkonzeptes ist die Risikoabschätzung <strong>der</strong>Werkstoffexperten zu Funktionalität, Verfügbarkeit <strong>und</strong> prozesssichererVerarbeitbarkeit neuer Werkstoffe e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag. Aus dieserRisikoabschätzung lassen sich die notwendigen Maßnahmen ableiten, umspätestens zum Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Serienentwicklung e<strong>in</strong>e gesicherte Entscheidung überden E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Werkstoffs treffen zu können. Die offene Diskussion überpotenzielle Risiken zwischen den Werkstoffexperten von Stahl- <strong>und</strong>Automobilherstellern ist Voraussetzung für die E<strong>in</strong>leitung rechtzeitiger Maßnahmenzu <strong>der</strong>en M<strong>in</strong>imierung (Folie 6).3. WerkstoffkonzeptZur Detaillierung des Konzepts ab etwa 5 Jahren vor Serie müssen die Werkstoffe<strong>und</strong> Herstellungsverfahren <strong>der</strong> wichtigsten Bauteile festgelegt (Folie 7) <strong>und</strong> dieLastpfade <strong>in</strong> <strong>der</strong> numerischen Simulation überprüft werden (Folie 8). Voraussetzungdafür ist die Verfügbarkeit möglichst genauer Simulationsdaten wie Fließkurven,Fließortkurven, zyklischer Kennwerte, Grenzformän<strong>der</strong>ungsdiagramme <strong>und</strong> Datenaus Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsversuchen. Für Stähle sollten diese Daten vomStahlhersteller bereitgestellt <strong>und</strong> an die Automobilhersteller sowie <strong>der</strong>en Zuliefererübergeben werden. Würde je<strong>der</strong> Automobilhersteller o<strong>der</strong> Zulieferer die Daten selbstermitteln, wäre <strong>der</strong> Aufwand unnötig hoch <strong>und</strong> die Ergebnisse wären nure<strong>in</strong>geschränkt vergleichbar. Um e<strong>in</strong>e geeignete Prüfmethode <strong>und</strong> e<strong>in</strong> von allennutzbares Datenformat zu entwickeln, wurde e<strong>in</strong>e Prüf- <strong>und</strong> Dokumentationsrichtl<strong>in</strong>ieStahl (PuD-S) erarbeitet, die demnächst <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Stahleisenprüfblattesveröffentlicht wird. Für Alum<strong>in</strong>iumblech existiert e<strong>in</strong>e vergleichbare PuD. Die Arbeitenan e<strong>in</strong>er PuD-F zur Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Prüfmethoden im Bereich <strong>der</strong> Fügetechniks<strong>in</strong>d bereits weit fortgeschritten. Neben den Prüfbed<strong>in</strong>gungen wird dabei festgelegt,welche Prüfungen s<strong>in</strong>nvoller weise beim Stahlhersteller (übertragbareGr<strong>und</strong>satzversuche zur Machbarkeit) <strong>und</strong> welche beim Automobilhersteller(Prozesssicherheit unter Serienbed<strong>in</strong>gungen) durchgeführt werden sollten.Um den Konstrukteur bei <strong>der</strong> <strong>Werkstoffauswahl</strong> zu unterstützen, werden Kriterien füre<strong>in</strong>e erste Vorauswahl des Werkstoffs def<strong>in</strong>iert (Folie 9). Dabei hat sichherausgestellt, dass die Streckgrenze das erste <strong>und</strong> mit Abstand wichtigste Kriteriumist. Für die neuen Mehrphasenstähle hat sich die Normung lei<strong>der</strong> dah<strong>in</strong> entwickelt,dass die Bezeichnung nicht wie bei den bisherigen hochfesten Stählen nach <strong>der</strong>Streckgrenze son<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Zugfestigkeit erfolgt. Für den Konstrukteur ist damitdas wichtigste Auswahlkriterium nicht mehr auf den ersten Blick ersichtlich. Darüberh<strong>in</strong>aus entsteht unnötige Verwirrung, da manche Stähle nach <strong>der</strong> Streckgrenze,an<strong>der</strong>e nach <strong>der</strong> Zugfestigkeit bezeichnet werden. Hier besteht Handlungsbedarf beizukünftigen Überarbeitungen <strong>der</strong> Normen.Neben <strong>der</strong> Auswahl des richtigen Werkstoffs aus Sicht <strong>der</strong> Funktionalität ist für dasWerkstoffkonzept die Fertigung zu berücksichtigen. Manche Beson<strong>der</strong>heit neuerStähle wie die Rissempf<strong>in</strong>dlichkeit an Schnittkanten o<strong>der</strong> die ausgeprägteAbhängigkeit <strong>der</strong> Umformbarkeit vom Dehnungspfad kann nur durch aufwändigeVersuche <strong>in</strong> Serienwerkzeugen rechtzeitig erkannt werden. Die Auswahl <strong>in</strong> Folie 10


zeigt Bauteile aus Mehrphasenstählen, die während <strong>der</strong> Konzeptphasen des BMW1er <strong>und</strong> 3er <strong>in</strong> Serienwerkzeugen gefertigt wurden.Dieses Beispiel aus <strong>der</strong> Umformtechnik macht deutlich, dass die Aufwände für dieProzessertüchtigung beim Automobilhersteller erheblich s<strong>in</strong>d. Trotzdem muss <strong>in</strong>dieser Phase damit gerechnet werden, dass e<strong>in</strong> entwickeltes Stahlkonzept nochgeän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> als nicht zielführend gestoppt werden muss. Dieses Risiko ist bei <strong>der</strong>Entwicklung zu berücksichtigen. Die bisherigen Ergebnisse können unbrauchbaro<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nur e<strong>in</strong>geschränkt übertragbar se<strong>in</strong>, gegebenenfalls muss diebisherige Konstruktion gr<strong>und</strong>legend überarbeitet werden.Um die Risikobewertung mit den Ergebnissen aus den Bauteilversuchen dieserPhase zu aktualisieren, werden zusätzlich Angaben über die voraussichtlichverfügbaren Coilbreiten <strong>und</strong> Blechdicken sowie Angaben zu den voraussichtlich zuerwartenden Chargenschwankungen <strong>der</strong> mechanischen Kennwerte benötigt (Folie11).4. <strong>Werkstofffreigabe</strong>In <strong>der</strong> nächsten Prozessphase werden für die <strong>Werkstofffreigabe</strong> etwa 3 Jahre vorSerie verb<strong>in</strong>dliche Angaben zu den Chargenschwankungen benötigt. Um s<strong>in</strong>nvolleToleranzen festzuschreiben, muss <strong>der</strong> Stahlhersteller ermitteln, welche M<strong>in</strong>imal- <strong>und</strong>Maximalwerte mit vertretbarem Aufwand e<strong>in</strong>haltbar s<strong>in</strong>d. Beim Automobilherstellermuss anhand realer Bauteile ermittelt werden, welche Bauteile mit diesen Toleranzenausreichend maßhaltig herstellbar s<strong>in</strong>d. Je ger<strong>in</strong>ger die Chargenschwankungen s<strong>in</strong>d,desto größer ist das damit herstellbare Bauteilspektrum. Folie 12 zeigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emSerienmessprotokoll die Maßhaltigkeit e<strong>in</strong>es Punktes e<strong>in</strong>es Bauteils mit dembisherigen Serienwerkstoff <strong>und</strong> je 2 Chargen e<strong>in</strong>es Mehrphasenstahls von 2Lieferanten. Der Aufsprung ist bei den Mehrphasenstählen deutlich erhöht, dieSchwankungen des Aufsprungs liegen aber wie gefor<strong>der</strong>t <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Millimeters.Es besteht folglich die Möglichkeit, den Aufsprung durch E<strong>in</strong>arbeit des Werkzeugs zukompensieren.E<strong>in</strong> weiteres Kriterium für die <strong>Werkstofffreigabe</strong> ist die Überprüfung <strong>der</strong>Serienanlagen. Neben beispielsweise <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Pressenkräfte, die überSimulation unterstützt werden kann, treten im Versuch immer wie<strong>der</strong> nichtvorhersehbare Herausfor<strong>der</strong>ungen auf. Folie 13 zeigt e<strong>in</strong>en frühen Versuch, e<strong>in</strong>enTRIP-Stahl auf e<strong>in</strong>er Seriencoilanlage zu schneiden. Die Kräfte waren ausreichend,aber Steifigkeit <strong>und</strong> Verschleißzustand <strong>der</strong> Führungen des Schneidwerkzeugs warennur für die bisherigen Serienwerkstoffe geeignet. In Folie 14 s<strong>in</strong>d beispielhaft weitereFragen aufgeführt, die während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung neuer Stähle beantwortet werdenmüssen.Die Freigabe von Werkstoffen kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bauteilunabhängige <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ebauteilabhängige Freigabe unterschieden werden (Folie 15). Mit <strong>der</strong>bauteilunabhängigen Freigabe wird geprüft, ob e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Spezifikation mitÄn<strong>der</strong>ungsdienst vorliegt (z. B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Norm o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Firmenspezifikation),ob das Material gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen wie <strong>der</strong> Altautorichtl<strong>in</strong>ie entspricht <strong>und</strong>ob das für Konstruktion <strong>und</strong> Fertigung erfor<strong>der</strong>liche know how verfügbar ist (Folie16). Mit <strong>der</strong> bauteilabhängigen <strong>Werkstofffreigabe</strong> wird überprüft, ob <strong>der</strong> Werkstoff <strong>in</strong>dem jeweiligen Bauteil se<strong>in</strong>e Funktion erfüllen kann <strong>und</strong> ob er für die vorliegendenAnfor<strong>der</strong>ungen ausreichend spezifiziert ist. Insbeson<strong>der</strong>e bei Gussbauteilen s<strong>in</strong>dhäufig über die Norm h<strong>in</strong>ausgehende Werkstoffspezifikationen erfor<strong>der</strong>lich. BeiBedarf wird entscheiden, ob neben dem normgerechten Werkstoffe<strong>in</strong>trag e<strong>in</strong>eweitergehende Qualitäts- o<strong>der</strong> Prozessvorschrift erfor<strong>der</strong>lich ist, zum Beispiel zurSpezifikation <strong>der</strong> Wärmebehandlung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Porosität.


5. SerienentwicklungMit <strong>der</strong> Freigabe des Werkstoffs sollte im Idealfall die Werkstoffentwicklungabgeschlossen se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> anschließenden Serienentwicklung sollten diePrüfstandsläufe <strong>und</strong> Prototypen nur zur Bestätigung <strong>der</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Simulationentwickelten Konstruktion dienen (Folie 17). Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die Planung <strong>und</strong>Beschaffung <strong>der</strong> Fertigungsanlagen beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> dass <strong>in</strong> dieser PhaseWerkstoffän<strong>der</strong>ungen mit erheblichem Aufwand verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong> können. Beiunvermeidlichen Werkstoffän<strong>der</strong>ungen, zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> unzureichen<strong>der</strong>Testergebnisse, müssen die Auswirkungen auf die Fertigung sorgfältig bewertetwerden.Die während <strong>der</strong> Serienentwicklung identifizierten Än<strong>der</strong>ungsbedarfe können aberauch e<strong>in</strong>e Chance für neue Werkstoffe se<strong>in</strong>, wenn die Eigenschaften e<strong>in</strong>es neuenWerkstoffs zur Lösung führen. Bei E<strong>in</strong>führung neuer Stähle kurz vor Serienstart kannzur Risikom<strong>in</strong>imierung e<strong>in</strong> erhöhter Prüfaufwand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigung vere<strong>in</strong>bart werden<strong>und</strong> es bietet sich die Chance, mit diesem Werkstoff bei kle<strong>in</strong>er StückzahlProduktionserfahrung zu sammeln.Mit Sicherheit ist nicht je<strong>der</strong> <strong>in</strong> Realität auftretende Fall berücksichtigbar (Folie 18),aber Folie 19 zeigt, dass auch zu diesem relativ späten Zeitpunkt das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong>an<strong>der</strong>e gravierende <strong>und</strong> durch effizientere Zusammenarbeit vermeidbareWerkstoffproblem auftritt.Mit <strong>der</strong> Zeichnungskontrolle wird bis spätestens zum Start <strong>der</strong> Serienfertigung <strong>der</strong>Werkstoffe<strong>in</strong>trag auf <strong>der</strong> Zeichnung überprüft <strong>und</strong> auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse ausBauteil- <strong>und</strong> Fahrzeugerprobung sowie <strong>der</strong> vom Stahlhersteller aktualisiertenWerkstoff<strong>in</strong>formationen bestätigt (Folie 20).Mit Serienstart besteht die Möglichkeit, die gewonnene Produktionserfahrung <strong>in</strong> dieOptimierung <strong>der</strong> Prozesse <strong>und</strong> weitere E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Toleranzen umzusetzen(Folie 21). Während auf Basis <strong>der</strong> bisher ger<strong>in</strong>gen produzierten Tonnagen ehergroße Toleranzen akzeptiert werden mussten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Bauteile aus Gründen <strong>der</strong>Maßhaltigkeit nicht darstellbar waren, kann nun bei Zusicherung ger<strong>in</strong>gererToleranzen für nachfolgende Fahrzeugprojekte e<strong>in</strong> größeres Bauteilspektrumerschlossen werden (Folie 22).Folie 23 fasst die für den Fahrzeugentwicklungsprozess erfor<strong>der</strong>lichenWerkstoff<strong>in</strong>formationen zusammen <strong>und</strong> ordnet sie den Prozessschritten zu. Zu denMateriallieferungen ist klar vere<strong>in</strong>bart, welche Materialdaten <strong>in</strong> welchem Datenformatmitgeliefert werden. Da für den Automobilhersteller damit transparent wird, <strong>in</strong> welcherEntwicklungsphase sich <strong>der</strong> Stahl bef<strong>in</strong>det <strong>und</strong> auf welcher Basis dieWerkstoff<strong>in</strong>formationen ermittelt wurden, kann das Risiko beurteilt <strong>und</strong> mitentsprechenden Maßnahmen abgesichert werden.Dem Stahlhersteller bietet sich mit diesem Ablauf die Möglichkeit, neue Stahlsortenschneller <strong>und</strong> zielgerichteter <strong>in</strong> Serie zu br<strong>in</strong>gen (Folie 24).An dieser Stelle möchte ich mich bei den Kollegen <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>samenAusschüssen <strong>und</strong> Arbeitskreisen von VDA <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>stitut VDEh für die konstruktive<strong>und</strong> offene Zusammenarbeit bedanken <strong>und</strong> wünsche uns für die Zukunftentsprechend schnelle <strong>Werkstofffreigabe</strong>n.

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