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Design mit dem ABC Schreiben an Design - Zeitschrift Schreiben

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(z. B. Björk et al., 2003; Girgensohn, 2007; Kruse; Berger& Ulmi, 2006) und entsprechenden Ansätzen derSchreibforschung (z. B. Prior, 2006).Die Kernfragen sind hinlänglich bek<strong>an</strong>nt (Kruse & Ruhm<strong>an</strong>n,2006):––<strong>Schreiben</strong> wird insbesondere im deutschsprachigenRaum oft nicht als erlernbares H<strong>an</strong>dwerk gesehen,sondern als quasi <strong>an</strong>geborenes Talent;––<strong>Schreiben</strong> dient im herkömmlichen Verständnis vorallem der Wiedergabe von Wissen und nicht derProduktion von Wissen;––<strong>Schreiben</strong> gilt gemeinhin als Akt individueller Autorschaftund nicht als sozial eingebettetes H<strong>an</strong>deln;––Erkenntnisse aus der Schreibprozessforschung werdenin der fachorientierten Hochschullehre bisherkaum berücksichtigt.1.2 <strong>Schreiben</strong> in der <strong>Design</strong>ausbildungDie bek<strong>an</strong>nten, oben in Kürze resümierten Schreibproblemestellen sich auch Studierenden künstlerisch-gestalterischerDisziplinen. Dazu kommen, so die These,weitere für Fachrichtungen wie Illustration, VisuelleKommunikation, Graphic <strong>Design</strong> und Industrial <strong>Design</strong>typische Schwierigkeiten (Orr & Blythm<strong>an</strong>, 2002). Zentralist das Selbstverständnis sowohl von Studierendenwie von Lehrenden: <strong>Design</strong>er/innen verstehen sichselbst als visuell denkende Menschen; visuelles Denkenist in ihren Augen unvereinbar <strong>mit</strong> verbalem Ausdruck.Gestaltung spricht für sich selbst und brauchtkeine Worte, lautet ein verbreitetes Vorurteil gebenüberallem Sprachlichen (Friedm<strong>an</strong>, 1997, p. 56).Die disziplinären Traditionen unterstützen solche Vorstellungen,etwa durch eine radikale Trennung der gestalterischenAusbildung von so gen<strong>an</strong>nt theoretischenKursen. Theorie und Praxis, <strong>Schreiben</strong> und Gestaltentreten in der <strong>Design</strong>ausbildung als Antagonisten auf(Orr & Blythm<strong>an</strong>, 2002). Geschrieben wird fast ausschliesslichim Theorieunterricht, der <strong>an</strong> Schweizer<strong>Design</strong>hochschulen oft montags stattfindet oder inspeziellen «Theoriewochen». Hier sind schriftliche Leistungsnachweisedie Regel; verl<strong>an</strong>gt werden meist aka<strong>dem</strong>ischeFormate wie Hausarbeit, Thesenpapier oderProtokoll. In den Fachmodulen hingegen kommt dasgeschriebene Wort – wenn überhaupt – nur am R<strong>an</strong>devor, etwa wenn kurze Informationen zu einem gestalterischenKonzept oder Texte für eine Projektdokumentationformuliert werden müssen. Diese Zweiteilung imCurriculum stärkt den Eindruck der Studierenden, <strong>Schreiben</strong>gehöre nicht zu ihrer Praxis und <strong>Schreiben</strong> sei<strong>an</strong> sich keine Praxis, sondern «Theorie».Im englischsprachigen Raum sind da<strong>mit</strong> verbundeneHerausforderungen seit längerem erk<strong>an</strong>nt. Unter <strong>dem</strong>Titel «Writing Purposefully Across <strong>Design</strong>» erforschen<strong>Design</strong>- und Kunsthochschulen, wie <strong>Schreiben</strong> sinnvollim Curriculum ver<strong>an</strong>kert werden k<strong>an</strong>n. 1 Im deutschsprachigenRaum fehlen solche Untersuchungen bisher.Die Probleme sind aber vermutlich weitgehenddeckungsgleich, wie eine Umfrage unter Studierendender Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zeigt. 2Generell nehmen Studierende gestalterisch-künstlerischerDisziplinen Sprache als einengend, statisch undnicht gestaltbar wahr. Während Peerfeedback in gestalterischenProzessen <strong>an</strong> der Tagesordnung ist, fällt es inder Textproduktion fast g<strong>an</strong>z weg. Feedback auf Geschriebenesbeschränkt sich meist auf orthographischeKorrekturen. Der Schreibprozess wird im Gegensatz zugestalterischen Entwurfsprozessen als qualvoll und lästigempfunden (Orr; Blythm<strong>an</strong> & Mullin, 2006).Wie Studierende die Arbeit <strong>mit</strong> der verbalen Spracheempfinden, verdeutlicht eine Gegenüberstellung ihrerMetaphern zum <strong>Design</strong>prozess <strong>mit</strong> solchen zumSchreibprozess. Einige Beispiele aus der Zürcher Befragung:«<strong>Design</strong> ist wie Kuchen backen nach eigenem Rezept:Das k<strong>an</strong>n leicht schief gehen oder m<strong>an</strong> entdecktetwas Neues. – <strong>Schreiben</strong> ist nach Luft ringen.»«Der gestalterisch-künstlerische Prozess ist wieeine Achterbahnfahrt <strong>mit</strong> sehr l<strong>an</strong>gen, ruhigenStrecken<strong>an</strong>teilen und nur wenigen Höhepunkten. –<strong>Schreiben</strong> heisst einen trockenen Schwamm auspressen.»«<strong>Design</strong> ist wie ein Marsch durch eine unbek<strong>an</strong>nteGegend <strong>mit</strong> Karte und Kompass. – <strong>Schreiben</strong>ist wie ein Marsch durch eine unbek<strong>an</strong>nte Gegendohne Karte und Kompass.»1 siehe http://www.writing-pad.ac.uk2 Die Autorin hat im Frühling 2010 in Analogie zu einer Studievon Sus<strong>an</strong> Orr, Margo Blythm<strong>an</strong> und Jo<strong>an</strong> Mullins (Orr;Blythm<strong>an</strong> & Mullin, 2006) einen Fragebogen entwickelt unddiesen in zwei Kursen auf BA- und MA-Stufe von insgesamtdreissig Studierenden be<strong>an</strong>tworten lassen.Fr<strong>an</strong>ziska Nyffenegger: «<strong>Design</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>ABC</strong>»www.zeitschrift-schreiben.eu 1.12.2010 Seite: 2 /8

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