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2_schichten - School of Architecture Bremen

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Stadt, Haus, Architektur – Grundlagendes Entwurfs – Die AnalyseSCHOOL OF ARCHITECTUREH o c h s c h u l e B r e m e nSkizze Esch-sur-Alzette, Klaus Schäfer, 2001Der Entwurf eines Hauses unterliegt zunächst denBedingungen unserer Gesellschaft, eines Beziehungs-Systems sozialer Art. Zuvorderst ist die Stadtder Ort des menschlichen Lebenszusammenhanges.So darf man von der Gesellschaft der Häuser, alsAusdruck einer städtischen Beziehung sprechen.Diese Beziehung drückt sich in den räumlichenVerhältnissen der menschlichen Gemeinschaft aus.Hierin erkennen wir ihre Verfasstheit im politischkulturellen Interesse an einem gemeinsamen Raum.Im Vergleich mit anderen Kulturen lassen sichunsere spezifisch europäischen Abhängigkeitenaufzeigen, denn z.B. im nordamerikanischen oderarabischen ‚Stadtraum’ finden wir ein andersartiggeprägtes Interesse an der Architektur des Hausesund seiner Rolle im Kontext.Das einzelne Haus hat Anteil über seine Nutzung(Dienlichkeit, Veränderung, Mischung, Eigenschaft),Repräsentanz (Ausdruckskraft, Regionalismus, Tradition,Erneuerung), Konstruktion (Beständigkeit,Material, Logik), Geschichte (Fähigkeit zur Permanenz,Erfahrung) und Hierarchie (im Wertekanonseiner eigenen Architektur, Ableitung und Lesbarkeit)an der Stadtgemeinschaft.Die Stadt selbst hat Anforderungen an jedes neueoder vorhandene Gebäude (Kontext bestätigen,Egalität herstellen oder Abweichung), ein SpektrumZwolf Vorlesungen zum Städtebau - Pr<strong>of</strong>essor Klaus SchäferStadt, Haus, Architektur


erweitern (Typologie fortsetzen, ein Gegenüberschaffen), Transformationsfähigkeit (erweiterbar,An-/Umbaufähigkeit), Teilhabe (Harmonie, Alleinstellung)und Ergänzung (Bereicherung).Eine sehr hohe Anzahl von Kriterien für einenEntwurf ist hiermit bereits angeführt, mithin isteiner Entwurfsaufgabe immer inhärent Bestehendesfortzuführen, zu ertüchtigen oder zu transformieren.Bezogen auf einen Ort, werden hierfür alle Bedingungenermittelt um den ‚Genius loci’ 1 zu erfassen.Die <strong>schichten</strong>weise Analyse stellt als Arbeitsweise 2zwei Lernziele auf: zum einen den Bedingungen desEntwurfes auf den ‚Grund zu gehen’ und zum andereneine eigenständige Analysemethode zu erproben.Hieraus gilt es später eigene Strategien in den weiterenEntwürfen im Studium als ‚Handwerkszeug’ zuentwickeln. Das Herausarbeiten dieser Grundlagenbedeutet einen Ansatzpunkt für die persönlichenÜberlegungen zu setzen, von denen der ‚eigene’Entwurf ausgehen kann.Der nun eigenen Interpretation folgt die eigene Lösung,die nicht miteinander verwechselt werden sollten.An diesem Punkt gilt es im Entwurfsprozess nunweiter über den Befund hinaus zugehen und dabeihandelt es sich auch hier um Baukunst. Aber was unterscheidetdie Kunst des Bauens von den darstellendenund bildenden Künsten: Angeführt wird oben,der fortschreibende Charakter einer jeden Bauaufgabeund hierfür die Grundlagen zu erkennen.„Die Kunst des Fortschritts besteht darin Ordnunginmitten Verwandlung und Verwandlung innerhalbvon Ordnung zu bewahren.“(A. N. Whitehead, Processand Reality) 3Oder:Der Entwurf ist mit dem Prozess künstlerischen Arbeitenseng verwoben, nicht aber das Produkt; ihmkommt vornehmlich eine (der Stadt) dienende Aufgabezu. Somit liegt die Kunst zunächst in einemZusammenhalt (Harmonie?), der dem Besonderengegenüberliegt, und diesen zu erhalten, fortzuführenoder erst herzustellen. Entfalten läst sich daraus eineEntwurfsaufgabe, die über die Analyse hinausgehenmuss. Hier liegt zuvorderst der ‚kunstvolle’ Umgangmit dem Thema der Architektur. (Die Analyseersetzt nicht den Entwurf!) Das ‚Gegenüber imBesonderen’ ist nicht alltäglicher Bestandteil imSpektrum der Entwurfsaufgaben. Die Baukunst undBaukultur der Stadt drücken sich in der wechselvollenSpannung dieser Abhängigkeiten aus, zwischenden Polen des Pr<strong>of</strong>anen und des Erhabenen und derQualität seiner Einzelteile. Diese Qualität entstehtin der Vermittlung zwischen einer kontextuellenAufgabe und dem Anspruch auf einen individuellenAusdruck.(1) Christian Norberg-Schulz, Genius Loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst.Übersetzung: Angelika Schweikhardt. Klett-Cotta. Stuttgart (1982)(2) Heinz Nagler arbeitet mit dem Schichtenmodell in der Lehre für Architektenund Stadtplanern seit 1994 an der Brandenburgisch Technischen UniversitätCottbus.(3) Zit.n. Christian Norberg-Schulz. Logik der Baukunst. S. 81. Bauwelt Fundamente15. Ullstein. Berlin (1965)Zwolf Vorlesungen zum Städtebau - Pr<strong>of</strong>essor Klaus SchäferStadt, Haus, Architektur

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