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Hochwasserschutz Wien und die Donauinsel - pro umwelt

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DONAU<strong>Hochwasserschutz</strong> <strong>Wien</strong><strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Donauinsel</strong>Der Donauraum zählt zu den attraktivstenFreizeit- <strong>und</strong> Erholungsgebie -ten, <strong>die</strong> eine Großstadt zu bieten hat.Kaum jemand kann sich vorstellen,dass <strong>die</strong>ses Gebiet bis vor mehr alsh<strong>und</strong>ert Jahren Teil einer Wildniswar, <strong>die</strong> sich kilometerbreit entlangder Donau erstreckte <strong>und</strong> deren spärlicheReste wir heute als größte nochzusammenhängende FlussauenlandschaftMitteleuropas als Nationalparkzu erhalten trachten.Die unregulierte Donau in <strong>Wien</strong>Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch bestimmte derStrom das Geschehen entlang seinerUfer <strong>und</strong> beeinflusste das Leben derMenschen, <strong>die</strong> hier siedelten, auf viel -fältige Weise: Er bildete <strong>die</strong> Grenze vonSiedlungsräumen, stellte durch seineHochwässer <strong>und</strong> Eisstöße eine ständigeBedrohung dar <strong>und</strong> war schließlichdurch das reiche Angebot an Fischenauch Lebensgr<strong>und</strong>lage.Während das Wild der Auwälder größtenteilsden Herrschenden zur Jagd vorbehaltenwar, bildeten Donaufische seitdem Mittelalter ein verbreitetes <strong>und</strong> ge -schätztes Nahrungsmittel der <strong>Wien</strong>er Bevölkerung.Noch 1955 wurden am <strong>Wien</strong>erFischmarkt (am Donaukanal strom -auf der Salztorbrücke) 560.000 kgSüßwasserfische gehandelt. Heute erinnernnur noch Namen wie Fischerstiege<strong>und</strong> Krebsenwasser an den früherenReichtum der Donaufauna.Regulierungsversuche im 15. Jahr hun -dert zielten darauf ab, <strong>die</strong> Einfahrt inden Donaukanal schiffbar zu erhalten.Doch <strong>die</strong> Bauwerke verursachten beiHochwasser einen Aufstau <strong>und</strong> führtenzu Überschwemmungen.So trat im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert nach <strong>und</strong>nach der <strong>Hochwasserschutz</strong> als Motivfür wasserbauliche Eingriffe in denVordergr<strong>und</strong>. Die Schutzmaßnahmenbestanden aus Dämmen <strong>und</strong> Spornen,<strong>die</strong> <strong>die</strong> Leitfunktion für mittlere Was -serstände <strong>und</strong> den Schutz vor Hoch -wasser boten. Neben Schutzbauten fürden Prater entstand in der zweiten Häl f-te des 18. Jahr h<strong>und</strong>erts ein Dammsystemzum Schutz des Marchfeldes - derVorläufer des späteren Hubertusdam -mes. Das verheerende „Allerheiligenhochwasser“des Jahres 1787 - mit11.700 m3/Sek<strong>und</strong>e Durchfluss wahr -scheinlich das zweitgrößte Hoch was -serereignis des Jahrtausends - durch -brach den Damm jedoch an 14 Stellen.Entlang des March feldes <strong>und</strong> im Be -reich des Praters wurden Schutzbau tenerrichtet. Im ausgehenden 18. Jahr hun -dert setzten sich Fachleute mit demGedanken auseinander, für den Hauptstromein einheitliches geradlinigesBett - einen „Durchstich“ - auszuheben.Damit sollte im Hochwasserfall einschnelleres Abfließen des Wassers beiniedrigerem Wasserspiegel ermöglichtwerden.Mit einem großen künstlichen Eingriffin das bestehende System der Do nau -arme glaubte man das Problem derGrafik <strong>und</strong>Foto: MA 45


Überschwemmungen lösen zu können.Um <strong>die</strong> Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bestandenbereits <strong>die</strong> technischen Mög -lichkeiten, sodass ernsthaft an <strong>die</strong> Realisierungeines solchen Vorhabensgedacht werden konnte.Man hatte beim Bau des Suezkanalesentsprechende Erfahrungen gesammelt,<strong>die</strong> das bauliche Risiko eines Durchstichesgeringer erscheinen ließen.Donaugefälle im Abschnitt <strong>Wien</strong>Wenn man <strong>die</strong> Gefälle- <strong>und</strong> Abflusscharakteristikbetrachtet, so ist der Wie -ner Abschnitt der Donau als Teil desOberlaufes einzustufen. Das Verhältnisvon Niederwasserführung zum mitt lerenjährlichen Hochwasser beträgt r<strong>und</strong> 1:6.Vergleicht man das niedrigs te beo bach -tete Niederwasser mit dem höchstenHochwasser (1501 flos sen 14.000 m3/Sek<strong>und</strong>e durch <strong>Wien</strong>), so ergibt sich einVerhältnis von 1:20. Das Gefälle derDo nau im Bereich von <strong>Wien</strong> beträgtheute auf einem Kilometer 46 cm.Vor der großen Donauregulierung imwar es deutlich geringer. Damals ver -zweigte sich der Strom nach demPassieren der <strong>Wien</strong>er Pforte, demDurch bruch zwischen Leopoldsberg<strong>und</strong> Bisamberg, in eine Vielzahl grö -ßerer <strong>und</strong> kleinerer Arme. Diese ändertenihren Querschnitt <strong>und</strong> ihren Verlaufdurch das Wechselspiel von Ufer -erosion <strong>und</strong> Anlandung mit jedemgrößeren Hochwasser.Verlagerung des HauptstromsDer Arm mit der größten Breite warvon erheblicher Bedeutung für <strong>die</strong>Schifffahrt, <strong>die</strong> wesentlich zur Versorgung<strong>Wien</strong>s mit Gütern beitrug.Zielsetzungen für den DonaudurchstichNeben dem Schutz vor Überschwemmungen<strong>und</strong> dem Bau dauerhafter Brü -cken standen folgende Punkte im Vor -dergr<strong>und</strong>:• Der Bau von Länden-, Hafen- <strong>und</strong>Industrieanlagen• Die Errichtung eines Zentralbahnhofes• Die Berücksichtigung militärischerErfordernisse (zB. Schießstätten, Ka -sernen, Pferdeschwemmen)In fünf Jahren wurde der 13 Kilometerlange Durchstich verwirklicht. DerQuerschnitt des neuen Strombettes bestandaus zwei Teilen: Aus dem Mittelwasserbettmit 285 m <strong>und</strong> dem In<strong>und</strong>ationsgebiet(Überschwem mungs -gebiet) mit 475 m Breite. Während <strong>die</strong>Stadt an seinem rechten Ufer bis an denStrom wachsen <strong>und</strong> sich vom nunmehrfixierten linken Ufer aus RichtungMarchfeld ausbreiten konnte, blieb dasStrombett weiterhin ein trennendes Ele -ment in der Stadt.Das Niveau des Überschwemmungsgebieteswar so angelegt, dass es durchschnittlicheinmal im Jahr überflutetwurde. Im Zusammenhang mit einigenAltarmresten, <strong>die</strong> vom ursprünglichenDonaulauf noch erhalten gebliebenwaren (Rollerwasser, Stürzellacke, To -ter Gr<strong>und</strong>, Neumüller Hagel), entwi -ckelte es sich wieder zu einer mehroder weniger natürlichen Landschaft.Probleme nach dem DurchstichMit dem Durchstich glaubte man <strong>die</strong>Probleme der Schifffahrt <strong>und</strong> der Hoch -wässer ein für alle Mal gelöst zu haben.Doch durch das Pendeln des Stromstricheszwischen den beiden neuenvorgegebenen Ufern entstanden Anlandungen<strong>und</strong> Untiefen. Es war dahereine „Niederwasserregulierung“ not -wen dig, damit <strong>die</strong> neu errichteten Ländeneinrichtungenohne Schwierigkei -ten benutzt werden konnten.Die <strong>Donauinsel</strong>Erste Überlegungen zur Gestaltung<strong>und</strong> Nutzung der neu entstehendenhochwasserfreien Insel wurden bereits1968 während der Ausarbeitungendes Projekts angestellt. Dabei hattensich landschaftsgestalterischeÜberlegungen den Gesichtspunktendes Wasserbaus noch bedingungslosunterzuordnen.Eine Modellierung der Inseloberflächestand ebenso wenig zur Debatte wiedas Bewahren alter Strukturen (Altarmreste,Altbaumbestände). Man konzentriertesich auf <strong>die</strong> Verkehrserschließung(10.000 Stellplätze), denBau von städtischen Sommerbädern<strong>und</strong> Sportstätten.Funktion <strong>und</strong> NutzungHydrologisch wirkt <strong>die</strong> <strong>Donauinsel</strong> beziehungsweiseihr Untergr<strong>und</strong> als Filterin der Sickerwasserverbindung zwischenStrom <strong>und</strong> Neuer Donau, <strong>und</strong>Es entstanden in der Folge zahlreicheVorschläge <strong>und</strong> Projekte zur Ver bes -serung des <strong>Hochwasserschutz</strong>es.Der DonauhochwasserschutzBeim Hochwasser 1954 zeigten sich<strong>die</strong> Grenzen der Standfestigkeit einzelnerDammabschnitte bereits bei einemDurchfluss von 9.600 m3/Sek<strong>und</strong>e.Nach <strong>die</strong>sem Hochwasser kam <strong>die</strong> Diskussionum <strong>die</strong> Verbesserung des <strong>Hochwasserschutz</strong>eswieder in Schwung.Vorschlag <strong>und</strong>Projekt Prof. August ZottlDer Vorschlag Zottls ging davon aus,dass durch den Bau eines ausreichenddimensionierten Entlastungskanals derWasserspiegel bei Durchfluss einerHochwassermenge von 14.000m3/ Se -k<strong>und</strong>e um r<strong>und</strong> einen Meter unter je -nem Spiegel gehalten werden kann, dersich beim Abfluss innerhalb des bestehenden(lediglich erhöhten) Dammsystemseinstellen würde. Die beglei -tenden Dämme konnten ent sprechendniedrig gehalten werden. Im September1969 kam es zum Gr<strong>und</strong>satzbe -schluss des <strong>Wien</strong>er Ge meinderates, <strong>die</strong>Verbesserung des <strong>Hochwasserschutz</strong>esvon <strong>Wien</strong> nach dem Vorschlag AugustZottls in Angriff zu nehmen.zwar sowohl hygienisch als auch chemisch.Die Reduktion der Phosphatkonzentrationbewirkt ein geringeresPlanktonwachstum. Das äußert sich inder Klarheit des Wassers <strong>und</strong> ist sowohlhinsichtlich der Badenutzung als auchUferweg entlang der <strong>Donauinsel</strong>Foto:Kozuh-Schneeberger


der ökologischen Funk tionsfähigkeitvon Vorteil.Schon während der Bauarbeiten hat <strong>die</strong><strong>Wien</strong>er Bevölkerung <strong>die</strong> eben erst ausgebaggertenBereiche der Neuen Donaugenützt.Mittlerweile sind <strong>Donauinsel</strong> <strong>und</strong> NeueDonau Fixbestandteile im Freizeitverhaltender <strong>Wien</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Wien</strong>er,wobei nicht ausschließlich <strong>die</strong> Lokal -szene den Schwerpunkt bildet, sondernvor allem <strong>die</strong> naturnah gestalteten <strong>und</strong>extensiv gepflegten Bereiche.Die „<strong>Donauinsel</strong>“ veranschaulichtdeut lich den Wertewandel, der in denletzten Jahren im Wasserbau stattgef<strong>und</strong>enhat. <strong>Hochwasserschutz</strong>, Schiff -fahrt <strong>und</strong> Kraftwerksbau stehen nichtmehr allein im Vordergr<strong>und</strong>. WasserwirtschaftlichePlanungen <strong>und</strong> Regulierungsmaßnahmenhaben eine neueDimension erfahren.Das Bedürfnis vor allem der Großstadtbevölkerungnach Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsräumenist ein Maßstab dafür,wie viel an ursprünglicher Landschaftbereits verloren gegangen ist. Es gehtnicht mehr nur darum, <strong>die</strong> noch bestehendenReste intakter Landschaften beziehungsweiseFluss systeme nach Möglichkeitzu erhalten, sondern verstärktauch um <strong>die</strong> Rückgewinnung bereitsverlorener Terrains <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wiederbelebungdegenerierter Flusssysteme.Die <strong>Donauinsel</strong> beinhaltet verschie -dene ökologische Nischen: ToterGr<strong>und</strong>, Hüttenteich, Zinker bachl, Endelteich,Schwalbenteich,Tritonwasser,Abschnitt unterhalb der Reichsbrücke.Die frei zugängliche Sport- <strong>und</strong> Erholungsmöglichkeitenauf der Donau -insel:• Badebuchten mit flachen Stränden• Ausgedehntes Wegenetz für Wanderer,Jogger, Radfahrer <strong>und</strong> Skater• Running Checkpoints auf der <strong>Donauinsel</strong>• Rast- <strong>und</strong> Grillplätze• Lager- <strong>und</strong> Spielwiesen• Sportplätze mit Turniermaßen• Beachvolleyballplätze• Wasserspielplatz <strong>Donauinsel</strong>Zusätzliche Einrichtungen• Radverleih• Surfschule• Wasserrutsche• Wasserskilift• Trampolinanlage• Tret-, Ruder- <strong>und</strong> E-Bootverleih• Mehrzweckplatz• Norden <strong>und</strong> Süden: Segelboothäfenmit Slipanlagen• GastronomiebetriebeRuderregattastrecke• Ruder- <strong>und</strong> Kanuweltmeisterschaftenim Jahr 1991: Ausbau der NeuenDonau stromab der Steinspornbrückefür <strong>die</strong>se Zwecke (Rudern:acht Bahnen zu je 13,5 m, Kanu:neun Bahnen zu je 9 m)• Zielturm, Bootshaus, Infrastruktur -einrichtungen <strong>und</strong> Tribünenanlageim Bereich der SteinspornbrückeGrillen im <strong>Donauinsel</strong>bereich Für dassommerliche Grillvergnügen stehen in<strong>Wien</strong> zahlreiche öffentliche Grillplätzezur Verfügung. Die zwei Grillzonen<strong>und</strong> 16 Grillplätze im <strong>Donauinsel</strong>bereichwerden von der MA 45 - <strong>Wien</strong>erGewässer betrieben. Die beiden Grillzonenstehen ohne Voranmeldung zumGrillen zur Verfügung.Für <strong>die</strong> Benutzung der Grillplätze isteine Reservierung erforderlich.

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