Elterninformation - Nekrotisierende Enterokolitis-Studie (NET)
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<strong>Elterninformation</strong> - <strong>Nekrotisierende</strong> <strong>Enterokolitis</strong>-<strong>Studie</strong> (<strong>NET</strong>)<br />
Version 1.1<br />
05.02.2003<br />
Liebe Eltern,<br />
Leider geht es Ihrem neugeborenen Kind nicht so gut wie wir uns alle wünschten. Es<br />
leidet an einer schweren Entzündung des Darmes (<strong>Nekrotisierende</strong> <strong>Enterokolitis</strong>) welche<br />
mit Antibiotika alleine nicht ausreichend behandelt werden kann. Nach Evaluation des<br />
Zustandes Ihres Kindes empfehlen nun die behandelnden Aerzte eine operative<br />
Behandlung Ihres Kindes.<br />
Einführung<br />
Wir haben uns erlaubt Sie anzufragen, ob Sie Ihr Kind an einer wissenschaftlichen<br />
<strong>Studie</strong> teilnehmen lassen wollen. Bevor Sie sich für die Teilnahme an dieser <strong>Studie</strong><br />
entscheiden, ist es wichtig für Sie zu wissen, weshalb diese Untersuchung durchgeführt<br />
wird und was sie beinhaltet. Bitte lesen Sie die nachstehende Information genau durch.<br />
Fragen Sie uns, wenn etwas nicht klar ist oder Sie noch mehr wissen möchten. Wir<br />
danken Ihnen für das Lesen dieser Information.<br />
Was ist das Ziel dieser <strong>Studie</strong>?<br />
Frühgeborene Säuglinge können eine Perforation des Darmes (=Loch in der Darmwand)<br />
entwickeln, was zu einer schweren Infektion (Peritonitis) führt. Medikamente (Antibiotika)<br />
reichen nicht aus um die Infektion zu behandeln. Dies bedingt einen chirurgischen<br />
Eingriff. Es gibt zwei Operationen, die bei dieser Krankheit durchgeführt werden:<br />
1) Drainieren der Bauchhöhle (=Ablassen von Eiter) mittels Katheter (=peritoneale<br />
Drainage); 2) Die traditionelle Operation (=Laparotomie) mit Oeffnung der<br />
Bauchhöhle/Drainage.<br />
Wir wissen nicht, welche der beiden Operationen die bessere ist. Einige <strong>Studie</strong>n<br />
behaupten, dass die besten Resultate durch das alleinige Drainieren der Infektion<br />
erreicht werden (peritoneale Drainage) und somit die riskantere traditionelle Operation,<br />
(Laparotomie), mit erheblichen Risiken bei so kleinen Säuglingen, vermieden werden<br />
kann. Andererseits zeigen andere <strong>Studie</strong>n wieder, dass die traditionelle Operation die<br />
beste Chance zum Ueberleben bietet, da das kranke Stück des Darmes entfernt und die<br />
Perforation verschlossen wird.<br />
Diese <strong>Studie</strong> möchte zeigen, welche der beiden oben erwähnten Operationen die<br />
bessere ist für das Behandeln und Ueberleben der Säuglinge mit dieser Krankheit.<br />
Weshalb wurden Sie ausgewählt?<br />
Ihr Kind ist ausgewählt worden, weil es eine oder mehrere Perforationen (Löcher) im<br />
Darm hat und deshalb dringend operiert werden muss. Insgesamt sollen in Spitälern in<br />
England, Holland, Italien, Belgien, Frankreich, Schweiz, Spanien, USA, Australien,<br />
Neuseeland, Hong Kong, Japan, Korea und Südafrika 186 Säuglinge in dieser <strong>Studie</strong><br />
mitmachen.
Muss ich an der <strong>Studie</strong> teilnehmen?<br />
Es liegt allein an Ihnen, zu entscheiden, ob Sie an dieser <strong>Studie</strong> mitmachen möchten<br />
oder nicht. Sollten Sie sich dazu entscheiden, so erhalten Sie zu diesem<br />
Informationsblatt die Einverständniserklärung, mit der Bitte, diese zu unterzeichnen. Sie<br />
können aber jederzeit wieder Ihre Teilnahme zurückziehen ohne einen Grund dafür<br />
anzugeben. Ein Nichtteilnehmen an dieser <strong>Studie</strong> hat keinen Einfluss auf die<br />
Behandlungsqualität Ihres Kindes!<br />
Was geschieht mit meinem Kind, wenn wir daran teilnehmen?<br />
Ihr Kind wird in diese <strong>Studie</strong> aufgenommen, weil wegen der Darmperforation ein<br />
chirurgischer Eingriff notwendig ist. Da wir nicht wissen, welche Behandlung die bessere<br />
ist, benötigen wir Vergleiche. Säuglinge, die an dieser <strong>Studie</strong> teilnehmen, werden<br />
zufällig in zwei Gruppen eingeteilt und die Befunde (=Resultate) werden dann<br />
miteinander verglichen (=randomisierte <strong>Studie</strong>). Die Gruppen werden durch einen<br />
Rechner eingeteilt, der keine Informationen über das Kind besitzt, d.h. die Kinder<br />
werden zufällig ausgesucht. Eine Gruppe der Kinder wird durch eine peritoneale<br />
Drainage behandelt, die andere Gruppe durch die traditionelle Operation (Laparotomie).<br />
12 Std. nach Einlegen der peritonealen Drainage kann der Chirurg entscheiden, ob er<br />
doch noch eine Laparotomie vornehmen soll, sofern der Zustand des Kindes sich nicht<br />
erholt hat. Der Chirurg wird entscheiden, wann die Drainage entfernt werden soll, sofern<br />
der Zustand des Kindes sich erholt hat.<br />
Ausser den Rotine-Blutentnahmen wird eine zusätzliche Blutprobe in Verlauf<br />
entnommen (Menge ungefähr 1 Teelöffel).<br />
Was geschieht mit meinem Kind, wenn wir nicht teilnehmen?<br />
Ihr Kind wird auch dann operiert und mit identischer Qualität weiter behandelt. Es wird<br />
nicht nach dem Zufall entschieden ob eine a) peritonelae Drainage oder b) Laparotomie<br />
stattfindet, sondern die behandelnden Aerzte werden dies Entscheiden. Es werden<br />
zudem keine Daten gesammelt und aufbewahrt.<br />
Was habe ich zu tun?<br />
Es wird keine Aenderung in der Pflege Ihres Kindes geben während der Teilnahme an<br />
dieser <strong>Studie</strong>.<br />
Welches Vorgehen wird durch die <strong>Studie</strong> überprüft?<br />
Es wird die peritoneale Drainage evaluiert, d.h. das Einführen eines weichen<br />
Gummischlauches in die Bauchhöhle, um die Infektion herauszuspülen.<br />
Welche Behandlungsmöglichkeiten kommen sonst noch in Frage bei dieser<br />
Krankheit?<br />
Es gibt keine anderen chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten dieser Krankheit. Die<br />
beiden besprochenen Operationen, peritoneale Drainage oder der traditionelle Eingriff<br />
(Laparotomie), sind Standardeingriffe bei dieser Krankheit.
Welches sind die Nebeneffekte bei der Teilnahme?<br />
Der Zustand Ihres Kindes wird streng überwacht auf der Intensivstation. Sollte 12 Std.<br />
nach Einlage der peritonealen Drainage Ihr Kind noch keine Erholung zeigen, werden<br />
die behandelnden Aerzte unter Umständen entscheiden eine Laparotomie<br />
durchzuführen.<br />
Welche eventuellen Nachteile oder Risiken kann die Teilnahme mit sich<br />
bringen?<br />
Das grösste Risiko bei der peritonealen Drainage kann eine Zustands-verschlechterung<br />
aufgrund der schweren Infektion selber sein. In diesem Fall braucht das Kind eine<br />
Laparotomie (Bauchschnitt). Das grösste Risiko bei Laparotomie bei ganz kleinen<br />
Säuglingen ist die intraoperative Blutung.<br />
Welches sind die möglichen Vorteile bei der Teilnahme?<br />
Es gibt keine klinischen Vorteile. Die Informationen, die wir erhalten bei dieser <strong>Studie</strong>,<br />
helfen uns, die zukünftige Behandlung bei Kindern mit Darmperforation zu optimieren.<br />
Was geschieht, wenn neue Informationen bekannt werden?<br />
Es kann vorkommen, dass während einer wissenschaftlichen <strong>Studie</strong> neue Erkenntnise<br />
publiziert werden. In diesem Falle wird Ihr Arzt dies mit Ihnen besprechen und Sie<br />
fragen, ob Sie weiterhin einverstanden sind, Ihr Kind an dieser <strong>Studie</strong> teilnehmen zu<br />
lassen. Sollten Sie jedoch die Teilnahme nicht mehr wünschen, wird alles<br />
vorgenommen, damit Ihr Kind weiter optimal behandelt wird. Im Falle der weiteren<br />
Teilnahme, würden wir Sie um die Unterzeichnung einer neuen Einverständniserklärung<br />
bitten.<br />
Ihr Arzt wird eventuell beim Eintreffen neuer Informationen entscheiden dass es im<br />
Interesse Ihres Kindes ist die <strong>Studie</strong>nteilnahme zu unterbrechen. Sofern dieser Zustand<br />
eintritt wird Er/Sie über die Entscheidung und deren Hintergründe informieren und<br />
sicherstellen dass die Weiterbehandlung optimiert bleibt.<br />
Was geschieht, wenn die <strong>Studie</strong> beendet ist?<br />
Wir werden den Verlauf Ihres Kindes für weitere 6 Monate nach der Darmperforation<br />
kontrollieren. Der zuständige Arzt wird dafür sorgen, dass die Nachbehandlung Ihres<br />
Kindes dem üblichen standard entspricht.<br />
Was geschieht, wenn etwas schlecht verläuft?<br />
Dieses Projekt ist durch ein unabhängiges ethisches Untersuchungskomitee begutachtet<br />
worden. Die Teilnahme ist von minimalem Risiko für Ihr Kind. Da ein<br />
unvorhergesehenes Risiko jedoch nicht 100% ausgeschlossen werden kann möchten<br />
wir Sie über Ihr Recht informieren.<br />
Der <strong>Studie</strong>nleiter und dessen Vertreter sowie das gesamte Personal des Universitäts-<br />
Kinderspitals Zürich sind durch die Haftpflichtversicherung des Spitals versichert.<br />
Patienten die am Universitäts-Kinderspital Zürich behandelt werden sind ebenfalls<br />
versichert.<br />
Wird meine Teilnahme vertraulich behandelt?<br />
Alle gewonnenen Informationen über Ihr Kind während und nach der Teilnahme werden<br />
vertraulich behandelt. Die Informationen betreffend Ihr Kind wird bei Verwendung
ausserhalb des Kinderspitals Zürich so verändert dass persönliche Angaben (Name,<br />
Geb.-Datum, Adresse) nicht ersichtlich sind.<br />
Was geschieht mit den gewonnenen Resultaten dieser <strong>Studie</strong>?<br />
Die Resultate werden in medizinischen Fachzeitschriften publiziert. Die Publikationen<br />
stehen der Öffentlichkeit stets zur Verfügung. Persönliche Daten der Kinder(s.o) sind<br />
aus den Publikationen nicht ersichtlich.<br />
Wer wird diese <strong>Studie</strong> finanziell unterstützen?<br />
Das „Institute of Child Health“ und das „Great Ormond Street Hospital for Children NHS<br />
Trust, London“ organisieren diese <strong>Studie</strong>. Die „Fondazione Eugenio Litta, Geneva,<br />
Switzerland“ übernimmt die finanzielle Unterstützung. <strong>Studie</strong>nteilnehmer erhalten bei der<br />
Teilnahme keine finanzielle Entschädigung.