XII. Gespräche in der Chef-Etage
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184 <strong>Gespräche</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Chef</strong>-<strong>Etage</strong><br />
gesetzte den richtigen Ton, wenn sie mit den Betreffenden zu reden<br />
haben.<br />
Im Unterschied zu Direktor Obermann tut sich Dr. Schätz <strong>in</strong> solchen<br />
Situationen wesentlich leichter. Als er neulich mit e<strong>in</strong>em Untergebenen<br />
zu sprechen hatte, verlief das folgen<strong>der</strong>maßen: Dr. Schätz<br />
bat Herrn Pfeifer zu e<strong>in</strong>er Zeit zu sich, wo er sich mit ihm <strong>in</strong> Ruhe<br />
unterhalten konnte. Er wählte dazu die Sitzgarnitur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Arbeitszimmer<br />
und war emotional ausgeglichen, so dass er ohne<br />
Erregung und Aggressivität sprach. Das Gespräch begann er damit,<br />
dass er sich <strong>in</strong> freundlichem Ton bei Herrn Pfeifer nach dem Stand<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten Arbeit erkundigte. Herr Pfeifer berichtete und<br />
Dr. Schätz nahm die Gelegenheit wahr, das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e positiv<br />
zu kommentieren und damit dem Mitarbeiter anzuzeigen, dass er<br />
dessen Tätigkeit mit Interesse verfolgt.<br />
Nachdem so e<strong>in</strong>e gute Gesprächsbasis hergestellt war, kam<br />
Dr. Schätz behutsam auf den heiklen Punkt zu sprechen, und zwar<br />
mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>leitenden Bemerkung: »Was mir allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige Sorgen<br />
bereitet, ist Folgendes...« Herr Pfeifer bekam bald Gelegenheit, sich<br />
dazu zu äußern, und Dr. Schätz hörte geduldig zu. Nachdem Herr<br />
Pfeifer ausgeredet hatte, stellte se<strong>in</strong> Vorgesetzter noch e<strong>in</strong> paar<br />
sachbezogene Zusatzfragen und gab schließlich e<strong>in</strong>ige Ratschläge,<br />
wie er sich die Bearbeitung dieser Angelegenheit <strong>in</strong> Zukunft vorstellt.<br />
Zum Schluss sagte Dr. Schätz: »Probieren Sie das mal aus! Ich weiß<br />
aus eigener Erfahrung, dass diese Methode etwas br<strong>in</strong>gt. Für Sie<br />
wird die Umstellung im Übrigen ke<strong>in</strong> Problem se<strong>in</strong>, Sie s<strong>in</strong>d ja e<strong>in</strong><br />
beweglicher Mensch.« Herr Pfeifer verließ ohne Groll das <strong>Chef</strong>-<br />
Zimmer. An se<strong>in</strong>em Arbeitsplatz angelangt, überdachte er noch<br />
e<strong>in</strong>mal das vorangegangene Gespräch. Se<strong>in</strong> Vorgesetzter hatte ihn<br />
ernst genommen und <strong>in</strong> Ruhe angehört. Er hatte ihn sogar gelobt.<br />
Die anschließende Kritik war ke<strong>in</strong>e harsche »Gard<strong>in</strong>enpredigt«, vor<br />
allem erhielt er Gelegenheit, auch se<strong>in</strong>en Standpunkt darzulegen.<br />
Die Ratschläge se<strong>in</strong>es <strong>Chef</strong>s erschienen ihm durchaus plausibel.<br />
Herr Pfeifer fühlte sich verstanden und als Mitarbeiter geschätzt. Es<br />
kostete ihn ke<strong>in</strong>erlei Überw<strong>in</strong>dung, gleich wie<strong>der</strong> an die Arbeit zu<br />
gehen und das auszuprobieren, wozu ihm Dr. Schätz geraten hatte.