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1 Die Birke - Lebensharmonie Stettler

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Wildkräuter & Wildpflanzen<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong>(Betula pendula)<strong>Birke</strong>n waren für mich als Kind Bäume, die überwiegendin Nordeuropa vorkommen. Ich hatte die Vorstellung,dass in Skandinavien ganze <strong>Birke</strong>nwälder stehen.Wälder, die hell und licht waren, die einladend wirkten.Andererseits erinnere ich mich auch an einBild, das bei unserer Nachbarin hingmit einer <strong>Birke</strong> an einem Seeufer,an deren Fuss ein Mädchen saß.Im Grunde genommen war esein unauffälliges, fast farblosesBild, aber es ist mirim Gedächtnis geblieben.<strong>Birke</strong>n gab es in meinerHeimat nur vereinzelt,so dass sie schon etwasBesonderes darstellten.Schon als Kind war ichfasziniert von der weißenRinde, die sich abschälenließ wie Papier. Der selbenFaszination war wohl auchmeine Tochter erlegen, denn sieschleppte immer wieder dünne <strong>Birke</strong>nrindeals Trophäe an.Wenn die <strong>Birke</strong> früh im Jahr ihre ersten Blättlein austreibt,dann ist ein Hauch von Frühling spürbar. Es ist,als wäre der Winter besiegt. <strong>Die</strong> Tage werden wiedersichtbar länger und das Licht hat gegenüber der Dunkelheitgewonnen. Nicht umsonst signalisiert die <strong>Birke</strong> einenNeuanfang. Sie ist der Baum der Wiedergeburt, desNeubeginns, der bedingungslosen Liebe. Sie wird auchmit Reinheit assoziiert und sie gehört zum Frühjahrsritual.So hat sie auch einen Bezug zu Brigid, der Lichtgöttin,die zum Lichterfest (Imbolc oder auch Lichtmess)gefeiert wird. <strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> ist der erste Baum im Baumalphabetder Kelten. Sie setzt in Bewegung und ordnet.<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> stellt keine besonders hohen Ansprüche an denBoden. Sie ist gegen Frost und Dürre unempfindlich, einzigzu viel Hitze mag sie nicht gut aushalten. <strong>Die</strong>se Anspruchslosigkeitmacht sie auch zur Pionierpflanze, die esschafft, sich an gänzlich unwirtlichen Stellen anzusiedeln.So kommt es schon häufiger vor, dass sich eine <strong>Birke</strong> ineiner Dachrinne oder einer Mauerritze ansiedelt. Vor Jahrenfiel mir eine <strong>Birke</strong> auf, die auf einem alten Fabrikdachwuchs. Auf dem Weg von Zürich in Richtung Chur standneben der Autobahn dieses Gebäude mit dem ungewöhnlichenUntermieter. Inzwischen ist die alte Fabrik abgerissenworden und somit auch die <strong>Birke</strong> entfernt, die dochschon eine beachtliche Größe erreicht hatte.Als Vertreterin der <strong>Birke</strong>ngewächse handeltes sich bei ihr um einen sehr schnellwachsendenBaum, der ausgewachsenHöhen bis zu 30m erreichenkann. <strong>Die</strong> Krone der Bäumeist licht, was ihr die Bezeichnungdes Lichtboteneingebracht hat. <strong>Die</strong> Pflanzeist einhäusig, das heißtauf einem Baum kommensowohl weibliche wiemännliche Blüten vor. <strong>Die</strong>männlichen Blütenständesind schon im Wintersichtbar, denn sie werden imHerbst gebildet. Sie hängenin Gruppen an den Enden derZweige. <strong>Die</strong> weiblichen Kätzchen,wie die Blütenstände auch genanntwerden, werden im Herbst in Knospen angelegtund blühen aufrecht stehend. <strong>Die</strong> Blüte istjedoch erst im Frühjahr mit dem Blattaustrieb. Nachdemdie weiblichen Kätzchen ausgeblüht haben, neigen sie sichnach unten. Da die Bestäubung meist vom Wind übernommenwird, geben die Blüten enorm viel Blütenstaub ab, washäufig den Allergikern zum Verhängnis wird. <strong>Die</strong> Früchteder <strong>Birke</strong> sind Nüsschen, die an beiden Seiten Flügelchenbesitzen. <strong>Die</strong>se „Flugobjekte“ haben die Fähigkeit in diewinzigsten Ritzen zu fliegen, wo sich dann auch mituntereine <strong>Birke</strong> aus dem kleinsten Mauerspalt entwickeln kannoder eben in der Dachrinne eines abbruchreifen Hauses.<strong>Die</strong> Blätter der <strong>Birke</strong> sind herzförmig, mit einem gesägtenRand und einem Stiel. Sie sind ständig in Bewegung,so dass sie den anderen Blättern keine Sonne wegnehmen.Kurz nach dem Austrieb sind sie leicht klebrig.<strong>Die</strong> Herbstfärbung der Blätter ist ein sattes Gelb.<strong>Die</strong> Besonderheit der <strong>Birke</strong>n ist die weiße Rinde mit tiefenFurchen. <strong>Die</strong> weiße Farbe kommt zustande durch mikroskopischkleine Luftbläschen, die sich in der Rinde befindenund so das Sonnenlicht reflektieren. Dadurch istder Baum vor intensivem Sonnenlicht geschützt. Genausotrotzt er Temperaturen bis –40°C dank der „Luftpolsterung“in der Rinde und der weißen Farbe der Rinde. NichtGarten Weden, das wedische Magazin Ausgabe 25 . Februar 201115


umsonst gedeiht die <strong>Birke</strong> als einziger Baum in unwirtlichenGegenden wie Spitzbergen oder Grönland. <strong>Die</strong> äußereSchicht lässt sich mit zunehmendem Alter abschälen.<strong>Die</strong>se Schicht wird auch Bast genannt.Mitunter sieht man in den Kronen der Bäume runde Knäuel,die Misteln ähneln oder wie grosse Vogelnester aussehen.<strong>Die</strong>se Erscheinungen werden durch einen Pilz hervorgerufen.Schlauchpilze regen die Äste zu einem vermehrtenWachstum an, wodurch es zu diesen Hexenbesen,wie sie auch genannt werden, kommt.<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> hat einen sehr hohen Wasserverbrauch, so dassin ihrer Umgebung andere Pflanzen am Wachstum gehindertwerden. <strong>Die</strong>ser Tatsache, dass sie so viel Wasser benötigt,bedient man sich im Landschaftsbau, indem manfeuchte Standorte „entwässert“.In der Nähe von <strong>Birke</strong>n findet man verschiedene Pilze, wieden <strong>Birke</strong>npilz oder den Steinpilz, aber auch der giftige Fliegenpilzist sehr häufig in der Nähe von <strong>Birke</strong>n zu finden.Vor einigen Jahren war ich im Zuge meiner Ausbildungauf einer Praxiswoche, in der gekocht wurde. Wir warenetwa 30 Leute und hatten nur zwei Herde mit jeweils vierFeuerstellen. Es konnte also mitunter sehr hektisch undeng werden. Da passierte es, dass manche Menschen sichbedrängt fühlten. Unser Ausbilder empfahl diesen Leuten,ein paar <strong>Birke</strong>nblätter zu kauen, da die <strong>Birke</strong> beiBeziehungsproblemen hilft, die Distanz zum Partner zuwahren und Gelassenheit zu finden. Am Ende dieser Wochewar der Baum, der vor dem Gebäude stand, in denunteren Bereichen kahlgezupft.<strong>Die</strong> Kelten verehrten die <strong>Birke</strong> als Baum der Einweihung,so wurden die Schüler von den Druiden mit einem <strong>Birke</strong>nzweiggeweiht. <strong>Die</strong> germanische Rune Berkana istnach der <strong>Birke</strong> benannt. Hexen reiten zu Walpurgis aufeinem <strong>Birke</strong>nbesen zu ihren Treffen auf den Blocksberg.<strong>Birke</strong>nreisig wird mit Weidenrinde um einen Stiel ausEschenholz gebunden, so dass ein Besen entsteht – wohlauch einer jener Sorte, den die Hexen zum Fliegen verwenden.<strong>Die</strong>se Art Besen erfreut sich heutzutage wiederzunehmender Beliebtheit. Der Besen wird auch noch fürkultische Handlungen benutzt. In vielen Religionen entferntder Priester symbolisch mit dem <strong>Birke</strong>nbesen diebösen Geister vom Heiligtum.Garten Weden, das wedische Magazin Ausgabe 25 . Februar 201116


<strong>Birke</strong>nblätter und die Rinde waren bei den Indianernwichtiger Bestandteil von Tabakmischungen. Räucherungenmit <strong>Birke</strong>nrinde sollen reinigend wirken und dieKreativität fördern.Im Mittelalter wurden <strong>Birke</strong>nzweige über Fenster und Türengehängt, um herumstreunenden Dämonen den Eintrittzu verwehren. Aus der Rinde wurden Amulette gefertigt,um den bösen Blick und Schadenszauber abzuwehren.Wurde der Mutterkuchen am Fuß einer <strong>Birke</strong> begraben,so holten die Elfen das Kind nicht mehr.<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> wird als Lebensbaum betrachtet. <strong>Die</strong>s spiegeltsich in der Verwendung als Maibaum wieder, wie auchin gewissen ländlichen Gegenden der Maien, eine junge<strong>Birke</strong> verziert mit bunten Bändern, von jungen Männernihrer Angebeteten in der Nacht zum ersten Mai gestecktwird. Sie ist ein Symbol für Reinheit.<strong>Birke</strong>nholz ist einsehr helles Holz,das besondersweich und elastischist. Es wirdfür Furniere, fürParkettböden, alsSperrholz, aberauch als SchnitzundDrechselholzund für Gebrauchsgegenständeverwendet.<strong>Die</strong> Indianer lagernAhornsirupin <strong>Birke</strong>nfässern,um zu verhindern,dass er schimmelt. <strong>Die</strong> ätherischenÖle, die in der Rinde enthalten sind,zeichnen dafür verantwortlich, dasskeine Schimmelbildung möglich ist.Als Kaminholz ist es sehr beliebt, daes sich durch einen geringen Funkenflugauszeichnet. Selbst in nassemZustand lässt sich das Holz problemlosentfachen und eignet sichdadurch auch für ein Lagerfeuer beiRegenwetter. Eigentlich ist es aberviel zu schade, um einfach verbranntzu werden.<strong>Die</strong> Rinde zeichnet sich durch vielegute Eigenschaften aus. So hat sieantiseptische und antibakterielleWirkung, ist atmungsaktiv und reguliertdie Feuchtigkeit. Dank dieserEigenschaften konnten selbst Dokumente aus dem 11.Jahrhundert gut erhalten in Sibirien ausgegraben werden.<strong>Birke</strong>nrinde ist ein sehr guter Ersatz für Papier. In Russlandwerden Behältnisse für trockene Lebensmittel wieTee oder Reis hergestellt, und es gibt sogar Kleidungsstückeaus geflochtener Rinde. In Skandinavien werdenheute noch Dächer mit <strong>Birke</strong>nrinde gedeckt, denn das darinenthaltene Betulin macht sie besonders witterungsfest.<strong>Die</strong> Indianer in Kanada bauten aus der Rinde Kanus, dieschwere Lasten tragen konnten. Auch im Kunsthandwerkwird <strong>Birke</strong>nrinde verarbeitet, speziell in Schweden und inRussland wird es auch heute noch praktiziert.Destilliert man die Rinde, erhält man <strong>Birke</strong>nteer, der sichals Kleber eignet. Schon in der Steinzeit wurde er so angewandt,z.B. zum Fixieren der Pfeilspitzen im Schaft. Inwinzigen Mengen kann man <strong>Birke</strong>nteer sogar als Würzstoffin der Kücheverwenden.Auf Islandwird Fisch undS c h a f f l e i s c hmit <strong>Birke</strong>nholzgeräuchert, wasdem Fleischeine besondereNote verleiht.Das Öl aus derRinde der Pflanzewurde in Russlandzum Einfettenvon Lederwarenbenutzt,was ihnenden unnachahm-Garten Weden, das wedische Magazin Ausgabe 25 . Februar 201117


lichen und gewöhnungsbedürftigen Geruch des „RussischLeder“ verleiht. Zum Färben von Wolle kann manabgekochte <strong>Birke</strong>nrinde verwenden. Der Farbton, denman erzielen kann, variiert von gelb über grün und graubis rotbraun, je nach Beize und Konzentration.<strong>Die</strong> Heilwirkungen der <strong>Birke</strong> sind vielfältig. <strong>Die</strong> Blättersind reinigend für Nieren und Blase, ohne zu reizen,wie es z.B. beim Wacholder der Fall ist. So kann manmit dem Tee aus <strong>Birke</strong>nblättern eine Durchspülungstherapiegegen rheumatische Beschwerden oder Nierengrießdurchführen. Bei regelmäßiger Anwendung des Tees oder– noch besser – des Saftes können sich sogar Nierensteineauflösen. Für eine Frühjahrskur ist der Saft oder Teehervorragend geeignet und mit seiner Unterstützung kannman auch Hautkrankheiten lindern. <strong>Die</strong> Gerbstoffe sindgeeignet, um Magen-Darmbeschwerden zu behandeln.Ein Auszug aus der Rinde der <strong>Birke</strong> ist fiebersenkend.Haarshampoos aus <strong>Birke</strong>nteer wirken vorbeugend undabwehrend gegen Kopfläuse. Eine ganz neue Erkenntnisist jene, dass <strong>Birke</strong>nrinde den Fettstoffwechsel ankurbelnsoll und so gegen Übergewicht wirkt. <strong>Die</strong> ätherischen Öleder Rinde wirken hautreinigend.In den östlichen Ländern Europas werden auch heute noch<strong>Birke</strong>n angezapft zur Gewinnung von Saft. ZwischenMärz und Mai, wenn die Säfte steigen, werden die Bäumeregelrecht zur Ader gelassen. Der süßliche Saft enthältInvertzucker, Inulin und Xylit, was sich gut zur Behandlungvon Diabetes eignet. Durch seinen hohen Vitamin C-Gehalt ist der Saft auch wertvoll bei Vitaminmangel undzur Immunstärkung. Er hat eine entschlackende Wirkung.Aus dem Saft kann man Sirup, Wein und Essig herstellen.Äußerlich hat der Saft heilsame Wirkung bei eiterndenWunden, Brandwunden und Schnitt- oder Stichverletzungen.Er findet auch noch Anwendung in Haarpflegemittelnaufgrund der stärkenden Wirkung auf die Haareund ihre Wurzeln.Mit dem Reisig der <strong>Birke</strong> wird beim Schwitzbad derKörper, ähnlich einer Massage, geschlagen. <strong>Die</strong>s regt denKreislauf an, löst Verspannungen, und lockert die Muskulatur.Das Wesen der Pflanze ist Polarität von Jugend und Alter,Flexibilität, Anmut.Wilhelm Busch hat mit einem Gedicht ein poetischesPortrait über den Baum geschrieben:<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong>Es wächst wohl auf der HeideUnd in des Waldes RaumEin Baum zu Nutz und Freude,Genannt der <strong>Birke</strong>nbaum.<strong>Die</strong> Schuh, daraus geschnitzet,Sind freundlich von Gestalt.Wohl dem, der sie besitzet,Ihm wird der Fuß nicht kalt.Es ist die weiße RindeZu Tabaksdosen gut,Als teures AngebindeFür den, der schnupfen tut.Man zapfet aus der <strong>Birke</strong>Sehr angenehmen Wein,Man reibt sich, dass es wirke,<strong>Die</strong> Glatze damit ein.Dem <strong>Birke</strong>nreiserbesenGebühret Preis und Ehr;Das stärkste Kehrichtwesen,Das treibt er vor sich her.Von <strong>Birke</strong>n eine Rute,Gebraucht am rechten Ort,Befördert oft das GuteMehr als das beste Wort.Und kommt das Fest der Pfingsten,Dann schmückt mir fein das Haus,Ihr, meine liebsten Jüngsten,Mit <strong>Birke</strong>nzweigen aus.,,,Marie-Luise <strong>Stettler</strong>Für die Astrologen:<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> ist der Venus zugeordnet, wegen der harmonischgeformten Blätter und dem Mond wegen der Fülleder Samen und dem bevorzugt feuchten Standort.<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> war Baum des Jahres im Jahr 2000.Garten Weden, das wedische Magazin Ausgabe 25 . Februar 201118

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