Hintergrund, Status und BedrohungWeltweit gibt es 27 verschiedene Störarten. Die Mehrzahl davon ist derzeit vom Aussterbenbedroht. Zwar werden manche Arten wegen ihres Kaviars und ihres Fleisches gezüchtet,doch der Europäische Stör (Acipenser sturio), die wildlebende Wanderfischart <strong>des</strong> nordöstlichenAtlantiks, droht auszusterben.Entwicklung <strong>des</strong> Verbreitungsgebietes und Lebenszyklus <strong>des</strong> Europäischen Störs185020084Rückkehr der erwachsenenTiere ins MeerGolfvon Biskaya3Mündungsgebietder GirondeDordogneWanderung flussabwärtsGaronne2© A. Bor<strong>des</strong>/Epidor1 Im späten Frühjahr verlassen die erwachsenen Tiere die Mündungsgebieteder Flüsse und steigen zu ihren Laichplätzen auf.Hier vermehren sie sich im Mai und Juni, um anschließend insMeer <strong>zur</strong>ück zu schwimmen. Ein geschlechtsreifer EuropäischerStör führt diese Wanderung alle 2 bis 4 Jahre durch.2 Die Larven und die Fischbrut verbleiben während <strong>des</strong> ganzenSommers im Fluss. Die rasch heranwachsenden jungenStöre schwimmen im Laufe ihres ersten Winters in das Brackwasserder Mündungsgebiete. Ihre Reise ins Meer dauert biszum Ende ihres dritten Sommers.3 Im Alter zwischen 3 und 8 Jahren pendeln die Jungfische jenach Jahreszeit zwischen Flussmündungen und nahen Küstengebieten.Laichwanderungder erwachsenenTiere4 Im Alter von 8 bis 10 Jahren verlassen die Tiere die Mündungsgebieteendgültig. Sie besiedeln den Festlandsockel,meist in Gebieten, die nicht tiefer als 40 Meter sind. Erst beiGeschlechtsreife mit 12 – 15 Jahren kehren sie in ihren Ursprungsfluss<strong>zur</strong>ück. Der Europäische Stör wird JahremehrereJahrzehnte alt und erreicht beeindruckende Abmessungen vonbis zu 3,5 m bei über 300 kg Gewicht.1DordogneDer Europäische Stör wird mehrere Jahrzehnte alt und erreichtbeeindruckende Abmessungen von bis zu 3,5 m beiüber 300 kg Gewicht.Vielfache Bedrohung:Die Männchen <strong>des</strong> Europäischen Störs werden erst im Alter von ungefähr zehn Jahrengeschlechtsreif, die Weibchen sogar erst mit fünfzehn Jahren. Während dieser Zeit <strong>des</strong>Heranwachsens – zunächst im Süßwasser, dann im Brackwasser und schließlich imMeer – suchen die Tiere Gebiete auf, die intensiver Verschmutzung, Raumordnungsmaßnahmenund Befischung ausgesetzt sind (Mündungsgebiete, Wattenmeere, Küstengebieteusw.). Noch ehe er sich zum ersten Mal vermehren kann, ist er somit extremen Gefahrenausgesetzt. Die Zerstörung seiner Laich– und Nahrungshabitate und die Errichtungvon Hindernissen auf den Wanderrouten der Fische haben in hohem Maße zum Verschwindender Art aus den meisten großen Flusseinzugsgebieten Europas im Laufe <strong>des</strong>19. und 20. Jahrhunderts beigetragen.Maximaler Schutz:Den wichtigen internationalen Vereinbarungen über den Natur- und Artenschutz (CITES(Washingtoner Artenschutzabkommen), Bonner Konvention <strong>zur</strong> Erhaltung der wanderndenwildlebenden Tiere, Berner Konvention, OSPAR-Konvention zum Schutz der Meeresumwelt<strong>des</strong> Nordostatlantiks) zufolge, gehört der Europäische Stör (Acipenser sturio) heute zuden bedrohtesten Tierarten Europas. Darüber hinaus gehört der Europäische Stör zu denArten, für die von der Europäischen Union vorrangig Arterhaltungs– und Wiedereinbürgungsmaßnahmengefordert werden (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie). Seit 1998 ist erstreng geschützt. Frankreich und <strong>Deutsch</strong>land haben seine Erhaltung zu einer der wichtigstenHerausforderungen der nationalen Strategien <strong>zur</strong> Erhaltung ihrer biologischen Vielfalterklärt. Auch Fang und Verkauf dieses Fisches sind in allen Mitgliedsländern der EuropäischenUnion bei Strafe verboten.Acipenser sturio – Vom Aussterbenbedrohte Art:Der Europäische Stör kam früherin großer Zahl in den Küstengewässernund den meisten großenFlüssen Europas vor. Heute existiertnur noch eine einzige wildlebendePopulation, deren Bestandim Meer immer weiter abnimmt.Dennoch finden sich am Küstenstreifen<strong>des</strong> Golfs von Biskaya, imÄrmelkanal, in der Keltischen undIrischen See und in der Nordseevereinzelt noch Europäische Störe.Die letzten Laichgewässer der Artliegen in Frankreich, im Süßwasserder beiden Flüsse Garonne undDordogne.
Beifänge auf See und Einbeziehung dergewerblichen Fischerei: welche Verantwortung?Im vergangenen Jahrhundert war derEuropäische Stör wegen seines Fleischesund seiner Eier, aus denen Kaviar hergestelltwurde, sehr beliebt. Heute wird der Störnicht mehr gezielt gefangen und seit mehrerenJahrzehnten gibt es keine kommerzielleNutzung mehr.Dennoch bleibt das Risiko für den Beifangauf See im Rahmen <strong>des</strong> Fangs andererBodenfische hoch. Der EuropäischeStör sucht nämlich flache Küstengewässerauf, in denen sich auch zahlreiche andereArten von kommerzieller Bedeutung aufhalten.Der Stör, ein am Gewässerboden lebenderFisch, wird von unterschiedlichenFischfanggeräten erfasst, insbesonderevon Grundschleppnetzen und Stellnetzenerfasst. Die durch diese Beifänge verursachtenTo<strong>des</strong>fälle stellen heute eine derHauptbedrohungen für die Art dar. Dabei istdieser Tod nicht unvermeidlich. In denmeisten Fällen (70%) leben die Störe noch,wenn sie an Bord <strong>des</strong> Schiffes geholt werdenund zwar unabhängig von der Art <strong>des</strong>Fanggeräts. Entscheidend sind also Reaktionund Entscheidung <strong>des</strong> Fischers. EinStörfang ist normalerweise ein seltenes Er-eignis. Doch angesichts <strong>des</strong> extrem kleinennatürlichen Bestan<strong>des</strong> (schätzungsweisewenige hundert Exemplare) ist das Überlebenje<strong>des</strong> einzelnen Tieres von Bedeutung.Der Fisch darf nicht verkauft werden. Es istentscheidend, dass der Fischer alles unternimmt,damit das Tier überlebt, freigelassenwird und der Fang anschließend gemeldetwird.In Frankreich und Belgien wurden HauptundNebenerwerbsfischer für den Schutz <strong>des</strong>Europäischen Störs mobilisiert. Dennoch fallenJahr für Jahr immer noch mehrere Exemplareder mangelhaften Aufklärung der Fischerüber den rechtlichen Schutzstatus derArt und die geltenden Auflagen zum Opfer.Die im gesamten Verbreitungsgebiet <strong>des</strong>Störs operierenden Fisher spielen also beimSchutz dieses Fisches eine Schlüsselrolle.Von ihrer umfassenden Information und Kooperationhängt die Zukunft der Art ab. DasInteresse an und die Einbindung der Fischerin eine solche <strong>Rettung</strong>saktion werten dasImage dieses Berufsstan<strong>des</strong>, der für denverantwortungsvollen Umgang mit den Meeresressourcenmitverantwortlich ist, auf.Trawl- und Stellnetzfischerei sind vornehmlich betroffenStör, lebend freigelassen, Frankreich 2005© N. Michelet/CNPMEM© RBINS/MUMM© Mairie d’AmbèsRichtig zu reagierenIm Falle eines Beifangs zu befolgende Regeln:1. Notieren Sie das Datum <strong>des</strong> Fangs,machen Sie möglichst ein Foto;2. Trägt der Fisch eine Marke, dann lassen Siediese an ihrem Platz und notieren Sie die Nummer;3. Lassen Sie den Fisch vorsichtig wieder frei;Stör, lebend freigelassen, Belgien 20074. Melden Sie den Beifang. indem Sie den beiliegenden Meldezettel ausfüllenund einsenden oder sich an eine der angegebenenKontaktstellen wenden. per Internet unter folgender Adresse:Fangmeldung@sturgeon.<strong>des</strong>turio@cemagref.frjanuar2009Meldezettel für einen StörfangDatum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uhrzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fangort (GPS oder Standort) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tiefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Größe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marke ja nein Nummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . FotosLebend ohne Verletzungen mit Verletzungen tot <strong>zur</strong>ückgesetztSchiff und Fanggerät: Name <strong>des</strong> Schiffes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fischereihafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .verwendetes Fanggerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maschengröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zielfisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Angaben zum Fischer (vertraulich): Name, Vorname . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Telefon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstige Beobachtungen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Informationen und Unterlagen füreine Fangmeldung können auchaus dem Internet heruntergeladenwerden, und zwar unter derAdresse:http://www.sturgeon.de/AktionsturioAlle Angaben, auch unvollständige,können zum Verständnis der Biologiedieses Wanderfisches beitragen(Tiefe, Fanggerät und –schiff,Allgemeinzustand <strong>des</strong> Fisches, Beobachtungenusw.). Die an dieserAktion beteiligten Fischer erhaltenein persönliches Geschenk. VielenDank für Ihre Mitarbeit.Die zu Ihrer Person erbetenen Daten dienen nur dem Zweck, Ihnen weitere Informationen zu dem gefangenen Fisch geben zu können