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Textil und Mode Das neue Gesicht - ZiTex

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8<br />

Hightech<br />

<strong>Das</strong> T-Shirt als Kraftwerk<br />

Organische Solarzellen dienen als mobile Ladestation<br />

von Arash Motlagh<br />

Die klimaneutrale Lösung aller Energieprobleme formulieren<br />

nicht wenige Vertreter der Solarbranche als Ziel<br />

ihrer Zunft. Tatsächlich reicht ein Bruchteil der von der<br />

Sonne auf die Erdoberfläche abgestrahlten Energie, effizient genutzt,<br />

um den Bedarf der gesamten Weltbevölkerung zu decken.<br />

Hier gilt es ein gewaltiges Potenzial auszuschöpfen <strong>und</strong> Solarstrom<br />

aus <strong>Textil</strong>ien soll dabei helfen.<br />

Man stelle sich vor: Es ist ein w<strong>und</strong>erschöner Sommertag, die<br />

Sonne lächelt fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> sie liegen an einem menschenleeren<br />

Strand. In der sozial vernetzten Welt wollen sie ihr Glück<br />

natürlich den Liebsten per Fotohandy mitteilen, aber wie sooft in<br />

solchen Situationen lässt sie der Akku im Stich. ,,Kein Problem,<br />

die Sonne scheint ja“, denken Sie sich als moderner, technikbegeisterter<br />

Mensch <strong>und</strong> schließen ihr Handy zum Aufladen an Ihr<br />

T-Shirt an. In naher Zukunft sollen organische Solarzellen genau<br />

das ermöglichen.<br />

Neben den weitläufig bekannten, aus Silizium hergestellten, anorganischen<br />

Solarzellen, forschen Wissenschaftler nämlich auch<br />

intensiv im Bereich der organischen Zellen. Diese werden durch<br />

spezielle Druckverfahren in flexiblen Unterlagen, zum Beispiel<br />

<strong>Textil</strong>ien, eingearbeitet <strong>und</strong> erzeugen sauberen <strong>und</strong> günstigen<br />

Ökostrom. Künftig sollen mit ihrer Hilfe <strong>neue</strong> Anwendungsfelder<br />

erschlossen werden, die mit klassischen Solarzellen kaum<br />

oder gar nicht zu realisieren wären. Dadurch sind so genannte<br />

stromerzeugende Kleidungsstücke für mobile Elektronik oder<br />

Möbel <strong>und</strong> Fassaden, die Energie liefern, nicht nur vorstellbar,<br />

sondern konkret in Planung.<br />

die Wissenschaft dahinter<br />

Klassische Solarzellen auf Siliziumbasis bestehen aus zwei Halbleiterschichten.<br />

<strong>Das</strong> Besondere an Halbleitern ist, dass sie durch<br />

zugeführte Energie, den Sonnenstrahlen zum Beispiel, angeregt<br />

werden <strong>und</strong> freie Ladungsträger erzeugen. Wird nun ein elektrisches<br />

Feld angelegt, das die Elektronen in die gleiche Richtung<br />

lenkt, fließt Strom. Dieses Prinzip funktioniert analog auch bei<br />

organischen Solarzellen, nur braucht man bei der organischen<br />

Version noch einen „Elektronen-Transporter“, die so genannten<br />

Fullerene: Fällt Sonnenlicht auf eine organische Zelle, wird<br />

auch diese angeregt. Die freigesetzten Elektronen werden von<br />

Fullerenen, also Kohlenstoff der kugelförmig angeordnet ist,<br />

aufgenommen <strong>und</strong> zum Abnehmer weitergeleitet. Dieser Elektronenfluss<br />

wird dann als Strom bezeichnet. <strong>Das</strong> Material für<br />

diesen Solarzellentyp basiert auf organischen Kohlenwasserstoffen,<br />

aus denen zum Beispiel auch Erdöl <strong>und</strong> Erdgas bestehen.<br />

Sie verleihen den Zellen ihre stromleitende Eigenschaft <strong>und</strong> den<br />

Namen: organische Solarzelle. So viel zur Theorie. In der Praxis<br />

sind noch einige Hürden zu überwinden.<br />

Im direkten Vergleich bestehen zwischen den organischen Zellen<br />

gegenüber den anorganischen einige Vor- aber auch Nachteile.<br />

Vorteil ist eine energieeffiziente <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Herstellung.<br />

Dies gelingt aufgr<strong>und</strong> günstiger Produktionsverfahren<br />

<strong>und</strong> niedrigen Materialkosten. Zudem stellen vor allem die<br />

Flexibilität <strong>und</strong> einfache Handhabung enorme Vorteile dar. <strong>Das</strong><br />

Problem: Organische Zellen zersetzen sich <strong>und</strong> altern dadurch<br />

recht schnell. Eine Schwierigkeit stellt noch der noch zu geringe<br />

Wirkungsgrad von sechs bis acht Prozent dar. Daran wird weiterhin<br />

geforscht.<br />

Bei anorganischen Solarmodulen sind Wirkungsgrade von durchschnittlich<br />

15 bis 20 Prozent üblich. Sie besitzen zwar eine lange<br />

Lebensdauer, müssen aber mit hohem Energie- <strong>und</strong> Chemieaufwand<br />

hergestellt werden. Außerdem ist ihr Einsatz, aufgr<strong>und</strong> der<br />

fehlenden Flexibilität der Materialien, nur auf speziellen Flächen,<br />

beispielsweise auf dem Hausdach möglich. Bei organischen Solarzellen<br />

gibt es diese Beschränkungen nicht. Sie können auf sehr<br />

unterschiedlichen Materialien einfach <strong>und</strong> kostengünstig aufgebracht<br />

werden. Ob eingearbeitet in <strong>Textil</strong>ien, auf Kunststoffen<br />

oder in transparenter Form als stromerzeugende Fensterfolie.<br />

Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt <strong>und</strong> immer <strong>neue</strong><br />

Anwendungsbereiche ergeben sich den Entwicklern.<br />

Solarzellen auf Kunststoffen<br />

Die amerikanische Firma Konarka geht hier einen eigenen Weg.<br />

Der Hersteller der sogenannten ,,Power Plastics” verwendet<br />

statt <strong>Textil</strong>ien Kunststoffe als Trägermaterial für die organischen<br />

Solarzellen. Die Firma wurde 2001 vom kalifornischen Physik-<br />

Professor Alan J. Heeger gegründet. Heeger <strong>und</strong> zwei Kollegen<br />

erhielten im Jahr zuvor den Nobelpreis, für die Entwicklung<br />

leitender Kunststoffe, so genannter Polymere. Damit legten sie<br />

den Gr<strong>und</strong>stein für Solarzellen auf Kunststoffbasis. Die Zellen<br />

werden von großen Druckmaschinen, ähnlich wie beim Zeitungsdruck,<br />

auf die Trägerschicht aufgebracht <strong>und</strong> sind dadurch<br />

deutlich günstiger <strong>und</strong> einfacher herzustellen als die anorganischen<br />

Module. „Man könnte sie als Tinte bezeichnen, denn man kann<br />

sie wie Tinte drucken“, erklärt Heeger. Nach der Übernahme der<br />

Forschungsaktivitäten von Siemens im Bereich der Photovoltaik<br />

im Jahr 2004, investierte der Konzern in diese Sparte <strong>und</strong> konnte<br />

einige Jahre später die ersten Produkte für den Massenmarkt vorweisen.<br />

<strong>Das</strong> sind zum Beispiel Rucksäcke oder Handtaschen mit<br />

Solarmodulen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln <strong>und</strong> somit<br />

als tragbares Kraftwerk schon zu kaufen sind. Geringe Mengen<br />

Licht reichen hierbei aus, um die Stromerzeugung anzukurbeln.<br />

Auch in den Bereich der modernen Architektur sind die Solarmodule<br />

von Konarka bereits vorgedrungen. Unter dem Namen<br />

“Gebäudeintegrierte Photovoltaik” sind sie an Fassaden großer

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