Textil und Mode Das neue Gesicht - ZiTex
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Hightech<br />
<strong>Das</strong> T-Shirt als Kraftwerk<br />
Organische Solarzellen dienen als mobile Ladestation<br />
von Arash Motlagh<br />
Die klimaneutrale Lösung aller Energieprobleme formulieren<br />
nicht wenige Vertreter der Solarbranche als Ziel<br />
ihrer Zunft. Tatsächlich reicht ein Bruchteil der von der<br />
Sonne auf die Erdoberfläche abgestrahlten Energie, effizient genutzt,<br />
um den Bedarf der gesamten Weltbevölkerung zu decken.<br />
Hier gilt es ein gewaltiges Potenzial auszuschöpfen <strong>und</strong> Solarstrom<br />
aus <strong>Textil</strong>ien soll dabei helfen.<br />
Man stelle sich vor: Es ist ein w<strong>und</strong>erschöner Sommertag, die<br />
Sonne lächelt fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> sie liegen an einem menschenleeren<br />
Strand. In der sozial vernetzten Welt wollen sie ihr Glück<br />
natürlich den Liebsten per Fotohandy mitteilen, aber wie sooft in<br />
solchen Situationen lässt sie der Akku im Stich. ,,Kein Problem,<br />
die Sonne scheint ja“, denken Sie sich als moderner, technikbegeisterter<br />
Mensch <strong>und</strong> schließen ihr Handy zum Aufladen an Ihr<br />
T-Shirt an. In naher Zukunft sollen organische Solarzellen genau<br />
das ermöglichen.<br />
Neben den weitläufig bekannten, aus Silizium hergestellten, anorganischen<br />
Solarzellen, forschen Wissenschaftler nämlich auch<br />
intensiv im Bereich der organischen Zellen. Diese werden durch<br />
spezielle Druckverfahren in flexiblen Unterlagen, zum Beispiel<br />
<strong>Textil</strong>ien, eingearbeitet <strong>und</strong> erzeugen sauberen <strong>und</strong> günstigen<br />
Ökostrom. Künftig sollen mit ihrer Hilfe <strong>neue</strong> Anwendungsfelder<br />
erschlossen werden, die mit klassischen Solarzellen kaum<br />
oder gar nicht zu realisieren wären. Dadurch sind so genannte<br />
stromerzeugende Kleidungsstücke für mobile Elektronik oder<br />
Möbel <strong>und</strong> Fassaden, die Energie liefern, nicht nur vorstellbar,<br />
sondern konkret in Planung.<br />
die Wissenschaft dahinter<br />
Klassische Solarzellen auf Siliziumbasis bestehen aus zwei Halbleiterschichten.<br />
<strong>Das</strong> Besondere an Halbleitern ist, dass sie durch<br />
zugeführte Energie, den Sonnenstrahlen zum Beispiel, angeregt<br />
werden <strong>und</strong> freie Ladungsträger erzeugen. Wird nun ein elektrisches<br />
Feld angelegt, das die Elektronen in die gleiche Richtung<br />
lenkt, fließt Strom. Dieses Prinzip funktioniert analog auch bei<br />
organischen Solarzellen, nur braucht man bei der organischen<br />
Version noch einen „Elektronen-Transporter“, die so genannten<br />
Fullerene: Fällt Sonnenlicht auf eine organische Zelle, wird<br />
auch diese angeregt. Die freigesetzten Elektronen werden von<br />
Fullerenen, also Kohlenstoff der kugelförmig angeordnet ist,<br />
aufgenommen <strong>und</strong> zum Abnehmer weitergeleitet. Dieser Elektronenfluss<br />
wird dann als Strom bezeichnet. <strong>Das</strong> Material für<br />
diesen Solarzellentyp basiert auf organischen Kohlenwasserstoffen,<br />
aus denen zum Beispiel auch Erdöl <strong>und</strong> Erdgas bestehen.<br />
Sie verleihen den Zellen ihre stromleitende Eigenschaft <strong>und</strong> den<br />
Namen: organische Solarzelle. So viel zur Theorie. In der Praxis<br />
sind noch einige Hürden zu überwinden.<br />
Im direkten Vergleich bestehen zwischen den organischen Zellen<br />
gegenüber den anorganischen einige Vor- aber auch Nachteile.<br />
Vorteil ist eine energieeffiziente <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Herstellung.<br />
Dies gelingt aufgr<strong>und</strong> günstiger Produktionsverfahren<br />
<strong>und</strong> niedrigen Materialkosten. Zudem stellen vor allem die<br />
Flexibilität <strong>und</strong> einfache Handhabung enorme Vorteile dar. <strong>Das</strong><br />
Problem: Organische Zellen zersetzen sich <strong>und</strong> altern dadurch<br />
recht schnell. Eine Schwierigkeit stellt noch der noch zu geringe<br />
Wirkungsgrad von sechs bis acht Prozent dar. Daran wird weiterhin<br />
geforscht.<br />
Bei anorganischen Solarmodulen sind Wirkungsgrade von durchschnittlich<br />
15 bis 20 Prozent üblich. Sie besitzen zwar eine lange<br />
Lebensdauer, müssen aber mit hohem Energie- <strong>und</strong> Chemieaufwand<br />
hergestellt werden. Außerdem ist ihr Einsatz, aufgr<strong>und</strong> der<br />
fehlenden Flexibilität der Materialien, nur auf speziellen Flächen,<br />
beispielsweise auf dem Hausdach möglich. Bei organischen Solarzellen<br />
gibt es diese Beschränkungen nicht. Sie können auf sehr<br />
unterschiedlichen Materialien einfach <strong>und</strong> kostengünstig aufgebracht<br />
werden. Ob eingearbeitet in <strong>Textil</strong>ien, auf Kunststoffen<br />
oder in transparenter Form als stromerzeugende Fensterfolie.<br />
Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt <strong>und</strong> immer <strong>neue</strong><br />
Anwendungsbereiche ergeben sich den Entwicklern.<br />
Solarzellen auf Kunststoffen<br />
Die amerikanische Firma Konarka geht hier einen eigenen Weg.<br />
Der Hersteller der sogenannten ,,Power Plastics” verwendet<br />
statt <strong>Textil</strong>ien Kunststoffe als Trägermaterial für die organischen<br />
Solarzellen. Die Firma wurde 2001 vom kalifornischen Physik-<br />
Professor Alan J. Heeger gegründet. Heeger <strong>und</strong> zwei Kollegen<br />
erhielten im Jahr zuvor den Nobelpreis, für die Entwicklung<br />
leitender Kunststoffe, so genannter Polymere. Damit legten sie<br />
den Gr<strong>und</strong>stein für Solarzellen auf Kunststoffbasis. Die Zellen<br />
werden von großen Druckmaschinen, ähnlich wie beim Zeitungsdruck,<br />
auf die Trägerschicht aufgebracht <strong>und</strong> sind dadurch<br />
deutlich günstiger <strong>und</strong> einfacher herzustellen als die anorganischen<br />
Module. „Man könnte sie als Tinte bezeichnen, denn man kann<br />
sie wie Tinte drucken“, erklärt Heeger. Nach der Übernahme der<br />
Forschungsaktivitäten von Siemens im Bereich der Photovoltaik<br />
im Jahr 2004, investierte der Konzern in diese Sparte <strong>und</strong> konnte<br />
einige Jahre später die ersten Produkte für den Massenmarkt vorweisen.<br />
<strong>Das</strong> sind zum Beispiel Rucksäcke oder Handtaschen mit<br />
Solarmodulen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln <strong>und</strong> somit<br />
als tragbares Kraftwerk schon zu kaufen sind. Geringe Mengen<br />
Licht reichen hierbei aus, um die Stromerzeugung anzukurbeln.<br />
Auch in den Bereich der modernen Architektur sind die Solarmodule<br />
von Konarka bereits vorgedrungen. Unter dem Namen<br />
“Gebäudeintegrierte Photovoltaik” sind sie an Fassaden großer