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A|L|M Jahrbuch 2008

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D I G I T A L I S I E R U N G D E S R U N D F U N K S werden können, konnten bislang nur wenige<br />

2.1 Mobile Media<br />

Mobile Media hat im Jahre <strong>2008</strong> eine andere<br />

Entwicklung genommen als dies zunächst von<br />

den Marktbeteiligten erwartet worden war. Das<br />

Jahr hatte begonnen mit der Zuweisungsent-<br />

scheidung der Landesmedienanstalten zu Guns-<br />

ten des Plattformbetreibers Mobile 3.0, der das<br />

DVB-H-Netz bundesweit fl ächendeckend ausbau-<br />

en wollte. Die Europameisterschaft <strong>2008</strong> und<br />

die olympischen Sommerspiele sollten wichtige<br />

Meilensteine in der Vermarktung bilden.<br />

Am Ende des Jahres muss festgestellt wer-<br />

den, dass inzwischen sowohl die Zuweisungen<br />

für den bereits länger laufenden Pilotversuch<br />

DMB als auch die Versuchszuweisungen für<br />

DVB-H zurückgegeben wurden. Stattdessen<br />

rückt DVB-T als Übertragungsweg auch für<br />

Mobile-TV in den Vordergrund, nachdem zur<br />

Europameisterschaft zwei große Mobilfunk-<br />

unternehmen entsprechende Geräte günstig<br />

auf den Markt gebracht haben.<br />

Bevor auf die weitere Entwicklung von Mo-<br />

bile Media eingegangen wird, sollen zunächst<br />

die Ereignisse des Jahres <strong>2008</strong> geordnet wer-<br />

den. In ihrer Sitzung vom 15. Januar <strong>2008</strong> be-<br />

schloss die Gesamtkonferenz der Landesmedi-<br />

enanstalten, dem Betreiberkonsortium Mobile<br />

3.0 den Zuschlag für den Versuchsbetrieb von<br />

Mobile-TV auf der Basis der DVB-H-Technologie<br />

zu geben. Ausschlaggebend für die Entschei-<br />

dung zu Gunsten von Mobile 3.0 waren unter<br />

anderem auch Aspekte der Vielfaltssicherung.<br />

Die gleichmäßige Distanz dieses Konsortiums<br />

sowohl zu Programmveranstaltern und Mobil-<br />

funkunternehmen als potenziellen Vermarktern<br />

als auch zu den Netzbetreibern sprachen dafür,<br />

dass ein vielfältiges Gesamtangebot entwickelt<br />

werden würde. Gleichzeitig sah die Gesamt-<br />

konferenz aber auch die wirtschaftlichen Aspek-<br />

te des Aufbaues eines neuen Sendersystems<br />

angesichts der Finanzkraft der beteiligten Unter-<br />

nehmen als hinreichend gewährleistet an.<br />

Noch vor dem für Juni <strong>2008</strong> vorgesehenen<br />

Start des Testbetriebes für DVB-H gab die Li-<br />

zenznehmerin für das DMB-Pilotprojekt, die<br />

Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (MFD),<br />

im Mai <strong>2008</strong> die Lizenzen an die Landesme-<br />

dienanstalten zurück. Hintergrund war dabei<br />

insbesondere, dass es nicht gelungen war,<br />

mit den großen Mobilfunkunternehmen eine<br />

Vermarktungsvereinbarung zu schließen. So<br />

blieben die Kundenzahlen deutlich hinter den<br />

Erwartungen zurück.<br />

Nachdem es auch Mobile 3.0 im Laufe<br />

des Jahres nicht gelang, vertragliche Verein-<br />

barungen mit dem Netzbetreiber über den Auf-<br />

und Ausbau des Sendernetzes oder mit poten-<br />

ziellen Vertriebs- und Marketingpartnern abzu-<br />

schließen, stellte die Kommission für Zulassung<br />

und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK)<br />

am 7. Oktober <strong>2008</strong> fest, dass das aktuelle Ver-<br />

suchsprojekt DVB-H beendet sei. Ende Oktober<br />

gab Mobile 3.0 die Zuweisungen zurück.<br />

Auch in anderen europäischen Ländern ist<br />

DVB-H bislang noch nicht zu einem großen Er-<br />

folg geworden. Selbst in der Schweiz, wo die<br />

Rahmenbedingungen als günstig angesehen<br />

Nutzer von dem Angebot überzeugt werden.<br />

Für die Landesmedienanstalten stellt sich<br />

nach der Rückgabe der beiden Versuchszuwei-<br />

sungen die Frage, wie mit dem verfügbaren Fre-<br />

quenzspektrum verfahren wird. Der zum 1. Sep-<br />

tember <strong>2008</strong> in Kraft getretene 10. RÄndStV hat<br />

hierbei insoweit Klarheit geschaffen, als er eine<br />

Rechtsgrundlage für das Verfahren und die Ent-<br />

scheidung über die Vergabe von bundesweiten<br />

terrestrischen Frequenzen schafft. Vor einer der-<br />

artigen Ausschreibung sind jedoch die zurück-<br />

liegenden Erfahrungen zu analysieren.<br />

Empfangssituation ■ Mobile Fernsehinhalte<br />

können heute schon über DVB-T und UMTS<br />

empfangen werden. Dabei muss aber darauf<br />

hingewiesen werden, dass sich die Vermarktung<br />

der DVB-T-Handys auf den Zeitraum der Fuß-<br />

balleuropameisterschaft <strong>2008</strong> beschränkte. Im<br />

Ergebnis dürften nur einige wenige Tausend Ge-<br />

räte auf den Markt gebracht worden sein. Dane-<br />

ben gibt es die Bewegtbildangebote der beiden<br />

Mobilfunkunternehmen T-Mobile und Vodafone,<br />

die via UMTS verbreiten werden. Hier können<br />

die Nutzer in der Regel gegen Entgelt spezielle<br />

Programmformate downloaden. Die für UMTS<br />

zur Verfügung stehende Bandbreite beschränkt<br />

die Zahl zeitgleicher Nutzer doch spürbar.<br />

Im Unterschied zu diesen Systemen erfor-<br />

dert die Übertragung via DMB oder DVB-H den<br />

Aufbau eines aufwändigen Sendernetzes. Dieser<br />

verursacht jährliche Kosten zwischen 100 und<br />

300 Mio. Euro. Da der Nutzer von einem mobi-<br />

len Dienst nicht nur eine hohe Qualität erwartet,<br />

sondern auch, dass dieser möglichst überall ver-<br />

fügbar ist, wird man hier kaum sparen können.<br />

Damit erlangt der Aspekt der Refi nanzierung be-<br />

sondere Bedeutung.<br />

Nutzerakzeptanz ■ Vor dem Hintergrund<br />

der bisher gesammelten Erfahrungen sind aber<br />

weiter hin eine Reihe von Fragen offen. Hier ist<br />

zunächst die Nutzerakzeptanz zu nennen. Die<br />

etwa in Bayern durchgeführten Untersuchungen<br />

können als Beleg dafür herangezogen werden,<br />

dass nach einer anfänglichen Euphorie im Zu-<br />

sammenhang mit der Europameisterschaft das<br />

Interesse an Mobile-TV (via DMB) schnell ab-<br />

gefl acht ist. Keine günstigen Voraussetzungen<br />

also, den Kunden von der Notwendigkeit und<br />

vor allen Dingen von der Kostenpfl ichtigkeit<br />

eines mobilen Fernsehangebotes zu überzeugen.<br />

Festgestellt werden konnte im Rahmen des Ver-<br />

suches aber auch, dass grundsätzlich ein Interes-<br />

se an mobilen Inhalten vorhanden ist. Mobile-TV<br />

wird unterwegs genutzt und damit in kürzeren<br />

und stärker über den Tag verteilten Intervallen.<br />

Eine wesentliche Forderung auch der Landesme-<br />

dienanstalten war in den zurückliegenden Ver-<br />

suchen daher, dass spezielle Formate produziert<br />

und bereitgestellt werden. Allerdings gilt auch<br />

hier: Derartige Inhalte sind heute schon über<br />

mobile Internetdienste verfügbar.<br />

Geschäftsmodelle ■ Weiterhin offen ist auch<br />

die Frage nach einem funktionierenden Ge-<br />

schäftsmodell. Ein Free-TV-Modell, wie es bei<br />

den DVB-T-Handys vorliegt, funktioniert nur<br />

dann, wenn für den Sendernetzbetrieb bzw. Ver-<br />

trieb keine zusätzlichen Kosten entstehen. Der<br />

Aufbau eines Pay-Dienstes, der entsprechende<br />

Umsätze generiert, dürfte aber angesichts der<br />

bisher gezeigten Zurückhaltung der Nutzer und<br />

an der in Deutschland vorherrschenden Kultur,<br />

dass Fernsehinhalte überwiegend frei empfang-<br />

bar sind, wirtschaftlich riskant sein.<br />

Die Landesmedienanstalten haben in der<br />

Vergangenheit aufgrund starker, auf positive<br />

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