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A|L|M Jahrbuch 2008

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damit vollständig von der Entwicklung dieses<br />

Übertragungsweges abhängig. Mit fortschreiten-<br />

der Digitalisierung besteht daher die Notwen-<br />

digkeit, die lokalen Angebote ebenso wie die<br />

bundesweiten in analoger und digitaler Form<br />

im Kabel zu verbreiten. Die Umsetzung reali-<br />

sieren die Kabelnetzbetreiber nur zögerlich, da<br />

sie zumeist zentrale Aufbereitungszentren (Play-<br />

outs) für die neuen digitalen Angebote geschaf-<br />

fen haben und regionale Angebote nicht über<br />

Satellit verfügbar sind. Landesmedienanstal-<br />

ten und Netzbetreiber suchen gemeinsam nach<br />

technischen Lösungen, die angesichts der Tat-<br />

sache, dass es hier meist um sehr kleine Veran-<br />

stalter geht, auch wirtschaftlich realistisch sind.<br />

Bestimmt wird der Kabelmarkt derzeit<br />

durch drei große Unternehmen: Die in Baden-<br />

Württemberg tätige Kabel BW, die in Hessen<br />

und NRW tätige Unitymedia sowie die Kabel<br />

Deutschland (KDG). Kabel BW und Unitymedia<br />

haben zwischenzeitlich Ringnetze errichtet und<br />

verbreiten regionale und lokale Angebote auch<br />

digital. Ein Ringnetz ermöglicht den lokalen Ver-<br />

anstaltern, ihr Programm an einem beliebigen<br />

nahe gelegenen Einspeisepunkt zu übergeben,<br />

statt es direkt zum zentralen Play-out mittels<br />

teurer Zuführungsleitungen bringen zu müssen.<br />

Kabel Deutschland verfügt noch über kein<br />

Ringnetz und hat die geplante Errichtung zeit-<br />

lich verschoben. Zwar bietet die KDG eine Lö-<br />

sung für die digitale Einspeisung für lokale Pro-<br />

gramme vor Ort an, deren Kosten überschreiten<br />

aber die Möglichkeiten der meisten Lokalver-<br />

anstalter. Schwierigkeiten bereiten auch noch<br />

die programmbegleitenden Informationen (sog.<br />

SI-Daten), die beim digitalen Fernsehen für die<br />

richtige Darstellung und Auffi ndbarkeit des Pro-<br />

grammnamens sowie die Programminformati-<br />

onen im Navigator erforderlich sind. Gemein-<br />

sam mit den Kabelnetzbetreibern haben die<br />

Landesmedienanstalten nach Lösungen gesucht<br />

und getestet. Inzwischen werden die 16 bay-<br />

erischen Lokalprogramme digital in die KDG-<br />

Netze eingespeist.<br />

In Rheinland-Pfalz hat die Landeszentrale<br />

für Medien und Kommunikation (LMK) ein Pi-<br />

lotprojekt für die digitale Ver breitung lokaler<br />

TV-Programme in Kabelnetzen gestartet. Es zielt<br />

auf eine Optimierung der gesamten digitalen<br />

Übertragungsstrecke vom Studio bis zum Ka-<br />

belnetz ab. Dabei wird auch nach geeigneten<br />

Lösun gen für die Übertragung der programm-<br />

begleitenden Informationen und die damit<br />

verbun dene Darstellung in elektronischen Pro-<br />

grammführern (EPGs) gesucht.<br />

2.7 Digitale Dividende<br />

Als »digitale Dividende« wird der Teil des Fre-<br />

quenzspektrums bezeichnet, der dadurch frei<br />

wird, dass die bisher in analoger Technik ver-<br />

breiteten terrestrischen Fernsehprogramme nun<br />

digital übertragen werden. Einen Großteil dieser<br />

digitalen Dividende nutzt bereits das Fernsehen<br />

und hier insbesondere der öffentlich-rechtliche<br />

Rundfunk. Dieser übertrug früher über analoge<br />

terrestrische Sender fl ächendeckend drei Fern-<br />

sehprogramme. Seit Ende <strong>2008</strong> verbreiten ARD<br />

und ZDF in praktisch ganz Deutschland zwölf<br />

digitale Fernsehprogramme.<br />

Auch für private Anbieter sah die Planung<br />

Frequenzen zur fl ächendeckenden Verbreitung<br />

von zwölf Programmen vor. Die privaten Fern-<br />

sehveranstalter haben DVB-T-Netze jedoch nur<br />

in Ballungsräumen beauftragt. Im Jahr 2009<br />

wird der Aufbau von privaten DVB-T-Sendern in<br />

weiteren Ballungsräumen erwartet. Ein fl ächen-<br />

deckender Ausbau der privaten Netze ist jedoch<br />

aus wirtschaftlichen Gründen weder kurz- noch<br />

langfristig in Sicht.<br />

Die digitale Dividende hat jedoch auch<br />

Begehrlichkeiten bei Gruppen außerhalb der<br />

Rundfunkveranstalter geweckt. Insbesondere<br />

Mobilfunkunternehmen sehen in diesem Fre-<br />

quenzbereich die Möglichkeit, »Mobile Services«<br />

kostengünstig zu verbreiten. Der Empfang in<br />

Gebäuden ist in diesem Frequenzbereich deut-<br />

lich einfacher zu erreichen als bei den ande-<br />

ren vom Mobilfunk genutzten Frequenzen. Auf<br />

Druck von weltweit tätigen Mobilfunkunterneh-<br />

men hat die World Radio Conference (WRC 07)<br />

Ende 2007 entschieden, dass der obere Teil<br />

des Fernsehfrequenzbandes (K61–K69) zukünf-<br />

tig auch für »Mobile Services« genutzt werden<br />

darf. Das Bundeswirtschaftministerium möchte<br />

dies zügig umsetzen und hat deswegen im<br />

Jahr <strong>2008</strong> das Verfahren zur Änderung der Fre-<br />

quenzbereichszuweisungsplanverordnung (Freq-<br />

BZPV) in Gang gesetzt. Das Verfahren ist der -<br />

zeit noch nicht abgeschlossen. Rundfunkveran-<br />

stalter und Länder befürchten Störungen des<br />

Fernsehempfangs und sehen die Entwicklungs-<br />

möglichkeiten des Fernsehens gefährdet. Fern-<br />

sehproduzenten, Bühnen und Theater nutzen<br />

gegenwärtig sehr intensiv die Kanäle 61–69<br />

für drahtlose Mikrofonanlagen. Soll dieser Be-<br />

reich für Mobile Services genutzt werden, so<br />

müssen diese weichen und »umziehen«, was<br />

auch mit fi nanziellem Aufwand verbunden ist.<br />

Es zeichnet sich derzeit ab, dass eine ent-<br />

sprechende Änderung der FreqBZPV in Deutsch-<br />

land umgesetzt wird. Das bedeutet für die Fern-<br />

sehversorgung, dass die drei öffentlich-recht-<br />

lichen Multiplexe auch in Zukunft fl ächende-<br />

ckend empfangen werden können. Von den<br />

drei privaten Bedeckungen werden zwei von<br />

einer fl ächendeckenden Versorgung auf die<br />

Versorgung von etwa 80 Prozent der deutschen<br />

Bevölkerung reduziert. Die dritte private Bede-<br />

ckung steht dann nur noch in Ballungsräumen<br />

zur Verfügung. Da die privaten Netze derzeit<br />

nur Ballungsräume versorgen, wird dies am<br />

tatsächlichen Empfang auch der privaten Pro-<br />

gramme nichts Wesentliches ändern. Die Bede-<br />

ckung, welche für DVB-H eingeplant ist, bleibt<br />

in ihrer Flächendeckung unangetastet.<br />

Breitbandanschlüsse im ländlichen Raum ■<br />

Die Länder drängen darauf, dass die Mobile<br />

Services in den Kanälen 61–69 vordringlich<br />

für die Versorgung des ländlichen Raumes mit<br />

3 4 ALM <strong>Jahrbuch</strong> <strong>2008</strong> ALM <strong>Jahrbuch</strong> <strong>2008</strong> 35<br />

7 MHz<br />

5<br />

Abb.<br />

7<br />

8 MHz<br />

DAB/DMB 1<br />

u. DVB-T<br />

Rundfunkspektrum<br />

Band III Band IV<br />

Band V<br />

12 21<br />

37 38 61 69<br />

VHF<br />

DVB-T/-H DVB-T, IMT/Mobile Dienste<br />

teilw. militär. Nutzung<br />

174 230 470 862 MHz<br />

UHF<br />

1 Bei DAB/DMB Teilung der Kanäle in jeweils 4 Blöcke (a – d) à 1,75 MHz<br />

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