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DDR-Geschichte in der Übertragung Besonderheiten ... - Ngat.de

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10e<strong>in</strong>en wichtigen Ansatzpunkt für Nostalgie und <strong>de</strong>fensive SelbstbehauptungsversucheOst<strong>de</strong>utscher dar.4. E<strong>in</strong>en beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schwerpunkt stellen Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld dar. Dabei ist es auspsychotherapeutischer Perspektive nötig, zwischen realer und entlehnter Schuld zuunterschei<strong>de</strong>n. Es ist <strong>in</strong> Diktaturen für die meisten Menschen unmöglich, nichtirgendwann real schuldig zu wer<strong>de</strong>n. Das ist auf die latent sado-masochistischenMachtstrukturen <strong>de</strong>s politischen Systems zurückzuführen. Die Herrschen<strong>de</strong>n setzenihre Macht im Zweifel sadistisch durch. Damit wird e<strong>in</strong>e Beziehungsstrukturetabliert, welche auch die Opfer dieser Machtausübung ver<strong>in</strong>nerlichen. Irgendwannwer<strong>de</strong>n auch sie zu Tätern. Sie kennen die Befun<strong>de</strong> und Begriffe über das Leben imDritten Reich. Für die <strong>DDR</strong>-Zeit ist es nicht e<strong>in</strong>fach, über Schuldfragen zu sprechen,da sie oft subtiler zustan<strong>de</strong> kamen als es im Dritten Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war.Schwieriger, weil ver<strong>de</strong>ckter, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> geerbten, <strong><strong>de</strong>r</strong> entlehntenSchuld. Haben sich Väter im Krieg schuldig gemacht, gaben sie diese oft unbewusstweiter. Bei e<strong>in</strong>em me<strong>in</strong>er Patienten, <strong>de</strong>ssen Vater Wehrmachtsoffizier war, fan<strong>de</strong>nwir e<strong>in</strong>e ausgeprägte masochistische Lebenshaltung, die sich auf die vom Vaterübernommenen Schuld zurückführen ließ. Der Vater war zunächst <strong>in</strong> die KasernierteVolkspolizei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>DDR</strong> übernommen, später als Nazi enttarnt und entlassen wor<strong>de</strong>n.Er nahm sich im 4. Lebensjahr <strong>de</strong>s Patienten das Leben. Der Patient blieb sehr mitse<strong>in</strong>em Vater, als <strong>de</strong>ssen Liebl<strong>in</strong>g er sich fühlte, i<strong>de</strong>ntifiziert. Lange wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte erdas Trauma se<strong>in</strong>es Vaters, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m er im Beruf nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit mehrfach alsjemand enttarnt wur<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutzbefohlene aggressiv und sexuell missbrauchte unddann entlassen wur<strong>de</strong>. Ähnlich gestaltete er se<strong>in</strong>e Liebesbeziehungen. Er hat mitdrei Frauen fünf K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>. Jeweils nach wenigen Jahren brachte er die Frauen dazu,nach großen Hoffnungen von ihm total enttäuscht zu se<strong>in</strong> und ihm <strong>de</strong>n Laufpass zugeben. Als er zu mir kam, lebte er frustriert alle<strong>in</strong> und war nur zu polymorphperversensexuellen Begegnungen mit Heim<strong>in</strong>sassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Männern im Stricher-Milieu fähig.5. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Komplex unserer Untersuchungen bezog sich auf die Ost-West-Konstellation von Patienten und Therapeuten. Da <strong>in</strong> unserem Institut sowohlAusbildungskandidaten wir Lehren<strong>de</strong> aus Ost- und West stammen, bot sich dieserGegenstand zu e<strong>in</strong>er genaueren Untersuchung an. Dorothee Adam-Lauterbach, e<strong>in</strong>eLehranalytiker<strong>in</strong> unseres Institutes mit e<strong>in</strong>er Westsozialisation, hat am Beispiel

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