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Ich will Tatortkommissar werden, Michael Jäger - Nicole Rensmann

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23.09.2009»Jeder hat sein Glück selbst in der Hand« oder»<strong>Ich</strong> <strong>will</strong> Tatort-Kommissar <strong>werden</strong>!«Interview mit <strong>Michael</strong> Jäger von <strong>Nicole</strong> <strong>Rensmann</strong>Leise, in einer Ecke sitzend, vor sich hin sinnierend und darauf hoffend entdeckt zu<strong>werden</strong>, das passt nicht zu <strong>Michael</strong> Jäger. Er ruft laut aus, was er <strong>will</strong>, er bittet umMithilfe, dreht einen Werbespot, er twittert seinen Wunsch und nutzt das MediumInternet auf vielschichtige Weise. Er <strong>will</strong> es unbedingt: Tatort-Kommissar <strong>werden</strong> undsomit die Nachfolge seiner Kollegen Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf aliasCharlotte Sänger und Fritz Dellwo antreten, die in Frankfurt ihren letzten Fallabgedreht haben.Als erstes Kind von vieren wurde <strong>Michael</strong> Jäger am 23.August 1966 in Weinheim geboren. Geborgenheit undGlück lernte er in seiner Kindheit nicht kennen. Alssein Vater Selbstmord verübte und seine Mutter mitvier Kindern überfordert war, kam er 1970 –zusammen mit seiner Schwester – in ein Kinderheim,von wo sie später von einem Ehepaar ausKaiserslautern adoptiert wurden. Obwohl sich seineAdoptiveltern sehr bemühten, konnten sie die tiefenseelischen Verletzungen – die im Laufe der Jahre ausunterschiedlichen Gründen entstanden – nicht heilen.Mit 15 Jahren absolvierte er eine frei<strong>will</strong>igeErziehungshilfe und fasste das erste Mal in seinem Leben Vertrauen zu einemErwachsenen – dem Schauspiellehrer, an dessen Unterricht er mit wachsenderBegeisterung teilnahm. Dennoch konnte die Freude am Schauspiel nicht den Kampfgegen die Wirklichkeit überbrücken. Er wird von der Schule geworfen und mehrereFehltritte sorgen dafür, dass sein Leben im Chaos zu enden scheint.Bis er 1989 sein Leben ändert.Er zieht von Kaiserslautern nach München. Um dort die private Schauspielschule zufinanzieren, jobbt er als Barkeeper in Harry`s New York Bar und arbeitet alsKartenabreißer, Barmann oder Garderobier im Theater »Die kleine Freiheit«, wo erspäter selbst auf der Bühne steht.Die Veränderung scheint perfekt, als er seine Freundin heiratet, mit der er drei Kinderhat. Doch zahlreiche Engagements und Erfolg im Beruf gehen am Privatleben nichtvorbei. Die Scheidung naht und die daraufhin folgende dauerhafte Trennung vonseinen Kindern Alexander, Ida und Maximilian bleibt nicht ohne Spuren.Schon während seiner Zeit an der Münchner Schauspielschule Zinner-Studio von1989 bis 1992 spielte er u.a in der Fernsehserie SOKO 5113. Neben seinem1


täglichen Auftritt in der ARD-Soup »Marienhof« von 1994 bis 2004, trat er inzahlreichen Fernsehserien auf, wie zum Beispiel »Forsthaus Falkenau« (1995), »DieStrandclique« (1999) oder »Für alle Fälle Stefanie« (2003). 2004 und 2006 spielte ererneut in »SOKO 5113«Ab 2005 kehrte er in unregelmäßigen Abständen als Lehrer Matthias Kruse zu»Marienhof« zurück, zudem spielte er in zahlreichen Kurzfilmen eine Hauptrolle, u.a.in »Bazar«, der mit dem BMW Award 2005 ausgezeichnet wurde.2007 veröffentlichte er sein Schicksal. In seinem Buch »Es wird viel passieren«erzählt er von seiner Kindheit, sexuellem Missbrauch, Verletzungen, Rebellion undNeuanfängen. Heute lebt er mit seiner Verlobten – seiner Königin –, der ZahnärztinKristiane Zickenheiner und ihrem Kater Maxidolex in München. <strong>Michael</strong> Jäger ist Fanvom 1. FC Kaiserslautern, arbeitete als Moderator,Caster oder Regisseur. Doch in erster Linie ist erSchauspieler und möchte endlich seinem Traum»Tatort«-Kommissar zu <strong>werden</strong>, nicht nur nahkommen.Nach zehn Jahren als Lehrer Matthias Kruse inder Serie »Marienhof« wünschst du dir eineBeförderung zum Kommissar. Was fasziniertdich an der Rolle eines »Tatort«-Kommissars?Zunächst mal sind die zehn Jahre als Matthiasmittlerweile auch schon wieder ein paar Jahre her.Als ich ausgestiegen bin, schrieben wir das Jahr2005. Eine kurze Episode von drei Monaten imJahr 2007, um die Geschichte des Ausstiegsmeiner Kollegin Susanne Steidle zuvervollständigen, fiel mit dem Erscheinen meines Buchs »Es ist viel passiert«zusammen. Marienhof ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. <strong>Ich</strong> habegelernt zu arbeiten! Die Rolle als »Tatort«-Kommissar gilt gemeinhin als dieReifeprüfung für uns Schauspieler. Hast Du die mal gespielt, bist Du anerkannt inDeinem Fach. Außerdem darfst Du immer mal wieder den Wagen für ein paarMinuten im Halteverbot stehen lassen, ohne dass Du ein Knöllchen bekommst ;-)Die Kommissare sind facettenreich, allesamt haben sie ihre eigene Geschichte,reagieren individuell auf Situationen und sind nicht selten sehr menschlich –das große Erfolgsgeheimnis der <strong>Tatortkommissar</strong>e. Was für einen TypKommissar möchtest du darstellen? Der Coole, der die Grenzen überschreitetwie einst Götz George alias Schimanski? Oder der ruhige und tiefgründigeKommissar, wie Richy Müller alias Thorsten Lannert?Der Idealfall wäre ein Typ, der durch die Straße geprägt wurde. Einer, der tatsächlichweiß, was draußen passiert und das Leben nicht durch Fortbildungs-Seminareansatzweise erlernen musste während er Karriere machte. Ein Mensch, der durchseine eigenen Erfahrungen und das Interesse an der Gesellschaft nicht verloren hat.Der die Menschen nicht in Gut und Böse einteilt, sondern jederzeit auch das Gute ineinem scheinbar Bösen erkennen kann. Einer, der trotz Job und Stress auchjederzeit `ner Dame die Tür aufhält und `ner Kellnerin oder Verkäuferin oder wer2


auch immer einfach auch nur seinen Job macht, auch mal einen dankbaren Blickschenkt.Hast du dir schon Gedanken über einen möglichen Partner gemacht?Oh ja, ich hatte ja lange Zeit, darüber nachzudenken. Schließlich ist es mittlerweileseit über zwanzig Jahren mein Wunsch. Die möglichen Partnerinnen haben inGedanken immer mal wieder gewechselt. Aus der Erfahrung der Zusammenarbeitmeiner ehemaligen Kollegin Susanne Steidle wäre sie eine Partnerin, die ich immerwieder gerne hätte. Bei Susanne und mir hat die Chemie gestimmt, und das ist das Aund O einer jeden Beziehung.Meine momentane Wunsch-Kandidatin wäre Janine Kunze. Mit ihr könnte ich mireine tolle Zusammenarbeit vorstellen. Janine hat viel mehr Potential als nurVideoclips bei RTL zu kommentieren. Das bringt Kohle, keine Frage, aber sie kanneben mehr. Sie hat eine erfrischende Art, die ankommt. Sie kann toben und auchabsolut zahm sein. Allerdings sollte ich mir ehrlich gesagt nicht zuviel Kopfweh übereine mögliche Partnerin machen, denn erstens kommt es anders...Würdest du die Zusammenarbeit mit einem Schauspielerkollegen ablehnen,weil sie aus deiner Sicht zum Scheitern verurteilt sein könnte?<strong>Ich</strong> bin tatsächlich ein Mensch, der manches ablehnt im Leben. Und ich sage auchmeist unverblümt, was ich denke. Damit bin ich nicht immer gut gefahren in denSympathiekurven einiger meiner Mitmenschen, aber ich bin mit mir im Reinen. Esgäbe da schon den einen oder anderen Kandidaten, den ich ablehnen würde,allerdings eher aus der professionellen Einstellung heraus. Wenn Schauspielkollegenglauben, die Welt drehe sich nur um sie, dann habe ich damit ein Problem. EinKabelträger ist genauso wichtig wie der Produzent und sollte auch mit demselbenRespekt behandelt <strong>werden</strong>. Das habe ich immer so gehalten und das werde ich auchweiter tun. Kollegen, die das nicht tun, sind mir ein Dorn im Auge. Mit denen würdeich früher oder später zusammenrasseln und das wäre definitiv nicht lustig.Was braucht ein Schauspieler, um einen »Tatort«-Kommissar zu verkörpern?Ehrgeiz! Wille! Kraft! Durchhaltevermögen! Stil! Intelligenz! Charme! Und einekräftige Portion Egoismus!Abgesehen von dir, welche deiner Kollegen oder Kolleginnen könntest du dirauch als »Tatort«-Kommissar/in vorstellen?<strong>Ich</strong> werde den Teufel tun und jetzt Jemanden nennen. Im umgekehrten Fall würdedas wohl auch keiner meiner Kollegen tun. Vorstellen kann ich mir einige, ammeisten eben mich!Was, wenn es nicht mit deinem großen Traum klappt? Worauf wirst du dichdann konzentrieren?<strong>Ich</strong> habe mir dieses Ziel vor Jahren gesetzt und werde es auch weiter verfolgen.Dass der Hessische Rundfunk jetzt Kommissare über den Stern sucht, ist vielleichteine einmalige Chance, die so nicht wieder kommen wird. Also versuche ich mein3


Glück. Ob ein Traum platzt, kann ich doch erst sagen, wenn ich mich aus derSchauspielerei zurück ziehe. Und das hab ich noch lange nicht vor. Es ist für michder schönste Beruf, den ich mir für mich vorstellen kann. Und wenn ich jetzt schonGedanken an ein Scheitern haben würde, bräuchte ich doch gar nicht erst antreten.Wer Angst hat, verliert! Das war schon immer so!In deinem Blog gibt es eine Sponsoren-Ecke: wer dir ein Bier oder mehrereausgibt – Bezahlung über paypal – wird dort namentlich genannt. Das ist eineungewöhnliche, wenn auch sehr offene Art, sich von Fans unterstützen zulassen.Wie bist du darauf gekommen? Und vor allem: Wie wird das Sponsoring des<strong>Michael</strong> Jäger angenommen?Die Idee mit dem Sponsoring stammt aus dem Community Bereich. <strong>Ich</strong> bin seitJahren in einem Forum aktiv, das sich mit der Verbesserung des grausam zubedienenden Windows-Mobile beschäftigt. Du erhältst dort Tipps und Tricks, lernstviel über das Betriebssystem und findest tolle kostenlose Software-Angebote, diediese Menschen irgendwo auf dem Globus selbst entwickeln aus Spaß an derFreude.Dort kannst Du demjenigen, der Deiner Meinung nach etwas Tolles erstellt hat, miteiner kleinen Spende deine Ehre erweisen. Da gibt es ein paar Jungs, die machendamit richtig Geld, und zwar nur deswegen, weil sie ihre geistigen Kräfte mit der Weltteilen und ihr Wissen zur Verbesserung von nicht ausgereifter Software einsetzen.Dass ich auf meinem Blog eine solche Ecke eingerichtet habe, hat damit zu tun, dassich diesen Gedanken weiter tragen möchte. <strong>Ich</strong> finde das Prinzip der Donation (desGebens), weil man es <strong>will</strong>, viel ehrlicher. Wie oft hat man etwas bezahlt und ist nichtglücklich mit dem Produkt oder der Dienstleistung? Wenn jemandem also gefällt, wasich schreibe, dann kann er mir mit einem Bier eine Freude machen. Und ich habe soauch immer wieder die Möglichkeit, jemandem anzubieten, ihm zu helfen, wenn erz.B. der kleinen Nichte ein Paar Ballettschuhe schenken möchte, aber grade mal 5,-zu wenig auf dem PayPal-Konto hat. Ein Geben und Nehmen, das Vertrauen undFreunde schafft.Und dass ich die Menschen, die mir ein Bier ausgeben, gerne nenne, ist dochnachvollziehbar. Man möchte doch immer der Welt mitteilen, dass man gemocht wird.Viele verzichten auf eine Nennung, weil sie mir einfach einen Dank in Form einesBieres oder auch mal einer Maß aussprechen wollen.<strong>Ich</strong> habe dank eines langwierigen Kampfes mit meiner Ex-Frau einen riesigenSchuldenberg. Und vielleicht kommt ja einer meiner Leser mal auf die Idee, sich alsSponsor mit meiner Person bzw. meinem Blog zu schmücken. Damit könnte ich danneinen Teil des Bergs abtragen.Der Verleger meines Buches hat mir bisher leider erst einen Bruchteil dessenüberwiesen, was vertraglich vereinbart ist. <strong>Ich</strong> bekomme pro Buch 3,-€, jeweils 1,- €geht an Florian Römer, 1,-€ an das Fan-Projekt Aue und bei mir verbleibt dann 1,-€ .Da ich aber bisher erst 200,- € erhalten habe, wartet das Fan-Projekt seit geraumerZeit auf sein Geld.4


<strong>Ich</strong> habe mich mittlerweile von meinem Verlag getrennt und werde mein Buch aufmeiner Seite zum Download anbieten. Kapitelweise werde ich es veröffentlichen undtransparent die Kosten für eine bestellbare gedruckte Ausgabe kommunizieren. Wermir dann dazu etwas geben möchte, darf das dann mit einer PayPal-Spende tun. <strong>Ich</strong>glaube, dass ich und alle Beteiligten damit im Endeffekt besser fahren, als derIndustrie den Großteil des Verkaufspreises überlassen zu müssen.Du bist politisch stark engagiert, hältst dich nicht immer zurück, sondern sagst,was du denkst. Das stößt nicht überall auf Zustimmung. Wie gehst du mitdiesem Gegenwind um?<strong>Ich</strong> lache ihn an. Gegenwind gehört zum schnellen Fahren dazu. Mit Kritik kann ichgut umgehen, bin auch bereit, meine Meinung zu ändern, wenn mich der Andereüberzeugt. Wer mir aber nur an den Karren fahren <strong>will</strong>, der bekommt Ärger. Wenn ichihn nicht ignorieren kann, weil er zu penetrant ist, natürlich nur.Du hast eine sehr bewegte Kindheit hinter dir. DeineErlebnisse hast du in dem von dir eben schonangesprochenen Buch »Es ist viel passiert«niedergeschrieben, das 2007 im Gryphon-Verlagerschienen ist. Viele Prominenten lassen schreiben. Hastdu dein Buch alleine geschrieben oder mit einemGhostwriter zusammen?<strong>Ich</strong> habe einen Freund, den Journalisten Florian Römer,gebeten, das Ganze im Interview-Stil mit mir zu besprechenund in meinen Worten aufzuschreiben. Es war für mich dieeinfachste Art. <strong>Ich</strong> habe dann nachgelesen und hier und daeine Kleinigkeit verändert. In einer Kritik hieß es einmal, dasganze Buch klingt, als sei es aus mir herausgebrochen. Das ist auch der Fall. In derüberarbeiteten Fassung, die im Lauf der nächsten Monate auf meinem Blogerscheinen wird, wird sicherlich die eine oder andere Ergänzung auftauchen.Es gibt leider viele Menschen, die ähnliches wie du durchgemacht haben, dochnicht alle schreiben darüber ein Buch. Du bist ein Mann, der in derÖffentlichkeit steht. Warum hast du dieses Buch über dein Leben geschrieben?Wie haben deine Kollegen darauf reagiert?Als ich meine persönliche Königin kennen lernte, habe ich mich entschlossen, ihrerstmal alles über mich zu erzählen Wir haben uns, wie es sich für unsereGeneration gehört, im Internet (Friendscout24) kennen gelernt. Als ich von ihr nachfünf Tagen das Angebot bekam, bei ihr einzuziehen, war es mir wichtig, dass siealles erfährt und sich erst dann entscheidet. Sie hat sich für mich und meineGeschichte entschieden.Und ich habe gemerkt, wie gut es tut, über einige Dinge endlich reden zu können, dieman selbst jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt hat, weil es die Gesellschafteben auch so macht. Je mehr ich darüber spreche und auch auf Vorträgen vorKindern und Jugendlichen darüber berichte, desto mehr <strong>werden</strong> die dafürsensibilisiert, und immer wieder melden sich nach einer Zeit ein paar, denen es5


ähnlich ergeht. Sie haben durch mich und andere, die den Mut fanden aufzustehen,ebenfalls den Mut bekommen, sich zu wehren.Es ist natürlich auch ein Angriff als Verteidigungstaktik. Je mehr ich selbst über michund mein Leben und meine Erfahrungen berichte, desto weniger gebe ich anderendie Chance, sich auf meine Kosten zu profilieren, indem sie Teile meiner Biografienutzen, um mich schlecht zu machen. Seien es Neider oder Schmieren-Journalisten!<strong>Ich</strong> habe auf mein Buch durchweg positive Rückmeldungen bekommen. AndereOpfer von Missbrauch, die durch mein Buch den Mut finden, sich jemandem zuoffenbaren, sind Puzzlesteine, die nötig sind, um solch abscheuliche Taten eventuellin Zukunft zu verringern oder gar auszuschließen.Allerdings spüre ich natürlich immer wieder auch die Entfernung von Menschen,denen früher an meiner Freundschaft gelegen war. Das ist schade, bleibt aber nichtaus. Die Spreu trennt sich eben irgendwann vom Weizen.Gibt es Situationen am Set, bei dem ein Teil deiner Vergangenheit hochkommt,der dich am Spielen hindert oder möglicherweise sogar hilfreich ist?Ein Schauspieler nutzt immer seine persönliche Erfahrung, um Situationen undMenschen darzustellen. Je mehr er erlebt hat, desto facettenreicher wird er seinSpiel gestalten können. Natürlich habe auch ich manchmal Probleme, Szenen so zuspielen, wie sie im Drehbuch stehen oder wie sie der Regisseur haben möchte. Dasist dann eine Frage der Professionalität, was erreicht <strong>werden</strong> soll mit dem Spiel. DieSchauspielerei ist keine Therapie, obwohl manche sie als Therapie nutzen. Fakt istnun mal aber auch: Je mehr Hintergrundwissen, desto authentischer die Rolle.Du bist als Kind sexuell missbraucht worden und setzt dich aktuell gegen diezurzeit heiß diskutierte Zensur von Internetseiten mit Kinderpornographie einnach dem Motto: »Löschen statt Sperren«. Würdest du die Rolle einespädophilen Täters in einem Film oder einer Serie aufgrund deiner eigenenErlebnisse ablehnen?Zum ersten Teil: Löschen statt Sperren ist die Lösung, die am ehrlichsten ist. Täterausfindig machen, zur Rechenschaft ziehen, Material entfernen und vernichten. EineBibliothek sperre ich auch nicht, weil ein verbotenes Buch drin steht, sondern ichentferne das Buch und versuche, den Verursacher zu ermitteln. Einen Stadtparkschließe ich auch nicht für die Bevölkerung, weil dort Kriminelle ihr Unwesen treiben.Der öffentliche Personen-Nahverkehr wird auch nicht gestoppt, weil wir wissen, dasstagtäglich Kriminelle mit unlauteren Absichten auf unseren Straßen und in unserenBussen und Bahnen fahren. Sperren, wie es momentan der Fall <strong>werden</strong> soll, ist reinepopulistische Augenwischerei. Einen Vorhang davor zu hängen, das haben wir langegenug im realen Leben praktiziert. Mit dem Ergebnis, dass die Täter nicht dingfestgemacht <strong>werden</strong>, sondern man schweigt und vergisst am liebsten. Aber die Opfervergessen nicht. Jetzt die Opfer angeblich damit schützen zu wollen, indem manStoppschilder im Internet aufstellt, ist blanker Hohn! Die Lügen, die imZusammenhang mit dieser Kampagne von den treibenden Kräften erzählt <strong>werden</strong>,<strong>werden</strong> immer wieder enttarnt. Das wird sich auch hoffentlich nicht ändern.6


Die Frage, ob ich eine Rolle aufgrund meiner Erfahrungen ablehnen würde, kann ichso nicht beantworten. Grundsätzlich würde ich es innerlich wahrscheinlich zuersteinmal ablehnen. Dann würde ich mir und auch dem Auftraggeber die Frage stellen,wie diese Person und der gesamte Film dargestellt <strong>werden</strong> soll. Auch ein Täterwurde wahrscheinlich selbst missbraucht. Und dennoch gibt es ihm nicht das Recht,selbst zum Täter zu <strong>werden</strong>. Was möchte der Autor der Geschichte erreichen? Willer sensationsgierig erzählen im Sinne eines Block-Busters? Oder möchte eraufzeigen, was passieren kann, um eine Hilfe für Opfer zu geben?<strong>Ich</strong> hätte mit Sicherheit ein Problem damit, einen Täter darzustellen. Aber auch hierzählt die Maxime. Es ist mein Job, Charaktere darzustellen. Wenn ich allerdings mitdem Drehbuch nichts anfangen kann, weil es schlicht Scheiße geschrieben ist, würdeich es mit Sicherheit ablehnen. Und wahrscheinlich auch auf meinem Blog darüberberichten.Glaubst du an die Wahrheit in dem Sprichwort »Jeder ist seines GlückesSchmied«?Definitiv! Jeder hat heute, auch Dank des freien Internet, die Möglichkeit zurKommunikation. Jeder hat sein Glück selbst in der Hand. Allerdings muss er flexibelsein. Die Entwicklung der Menschheit hat gezeigt, dass nur durch Anpassung an dieGegebenheiten die Gesellschaft überleben kann. Heute musst Du auch bereit sein,Deine Heimat und Liebgewordenes zu verlassen, um anderswo Dein Glück zusuchen.<strong>Ich</strong> habe die Möglichkeiten des Internets frühzeitig erkannt und versucht, mich mitdem Medium und seinen Möglichkeiten vertraut zu machen. Die Tatsache, dass ichheute dieses Interview geben kann und so viele Menschen erreiche, die mich dabeiunterstützen, meinen Traum zu verwirklichen, zeigt, dass ich einigermaßen damitumgehen kann.Wer oder was ist dein Glück?Mein Glück ist in erster Liniemeine Königin. Einebezaubernde, mich liebendeFrau und tolle Partnerin, diemir hilft, meinenpersönlichen Schuttbergabzutragen und meineKarriere zu forcieren. Ohnediese Frau wäre ich heutenicht in der Lage, mich soauf Dinge zu konzentrieren,wie ich es tue. Sei espolitisch oder mein Lebengenerell.Mein Glück wärevollkommen, wenn ich meine drei Kinder nach Jahren wieder in die Arme nehmenkönnte. Sie fehlen mir sehr, ich hoffe, dass ihre Mutter irgendwann bereit ist, eine7


Kommunikationsebene zu finden, auf deren Basis ein friedvolles Nebeneinandermöglich ist!<strong>Ich</strong> wünsche dir viel Erfolg bei deiner Bewerbung als neuer Frankfurter Tatort-Kommissar und bin gespannt!Dankesehr für das Interview und die Möglichkeit, mich vorzustellen :-)Webtipps:Alles zum »Tatort«http://www.daserste.de/tatort/~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~»<strong>Michael</strong> Jäger vermisst seine Kinder«, Bunte-Newsline, 14.01.2009http://www.bunte.de/newsline/newsline-michael-jaeger-vermisst-seinekinder_aid_8044.html»<strong>Michael</strong> Jäger unterwegs mit Holger Wienpahl von der Villa Ludwigshöhe zurBurgruine Rietburg«, SWR-Online, 12.06.2009http://www.swr.de/tv/-/id=2798/nid=2798/did=4965130/1qydool/index.html»Erschütternde Biografie von Ex-Marienhofstar <strong>Michael</strong> Jäger«, Isarbote.de,http://www.isarbote.de/andrea_s_boulevard/michael_jager/michael_jager.html<strong>Michael</strong> Jäger im Internet:Offizieller Blog:www.michaeljaeger.tvBei Twitter:http://www.twitter.com/<strong>Michael</strong>JaegerTVBei wikipediahttp://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Michael</strong>_Jäger_(Schauspieler)Bei Facebookhttp://www.facebook.com/group.php?gid=133455576703Werbespot »Tatort«-Kommissar bei youtube:http://www.youtube.com/watch?v=alGF7BTq9hACopyrights:Fotos © <strong>Michael</strong> JägerText © <strong>Nicole</strong> <strong>Rensmann</strong>, http://www.nicole-rensmann.de8

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