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Ich will Tatortkommissar werden, Michael Jäger - Nicole Rensmann

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ähnlich ergeht. Sie haben durch mich und andere, die den Mut fanden aufzustehen,ebenfalls den Mut bekommen, sich zu wehren.Es ist natürlich auch ein Angriff als Verteidigungstaktik. Je mehr ich selbst über michund mein Leben und meine Erfahrungen berichte, desto weniger gebe ich anderendie Chance, sich auf meine Kosten zu profilieren, indem sie Teile meiner Biografienutzen, um mich schlecht zu machen. Seien es Neider oder Schmieren-Journalisten!<strong>Ich</strong> habe auf mein Buch durchweg positive Rückmeldungen bekommen. AndereOpfer von Missbrauch, die durch mein Buch den Mut finden, sich jemandem zuoffenbaren, sind Puzzlesteine, die nötig sind, um solch abscheuliche Taten eventuellin Zukunft zu verringern oder gar auszuschließen.Allerdings spüre ich natürlich immer wieder auch die Entfernung von Menschen,denen früher an meiner Freundschaft gelegen war. Das ist schade, bleibt aber nichtaus. Die Spreu trennt sich eben irgendwann vom Weizen.Gibt es Situationen am Set, bei dem ein Teil deiner Vergangenheit hochkommt,der dich am Spielen hindert oder möglicherweise sogar hilfreich ist?Ein Schauspieler nutzt immer seine persönliche Erfahrung, um Situationen undMenschen darzustellen. Je mehr er erlebt hat, desto facettenreicher wird er seinSpiel gestalten können. Natürlich habe auch ich manchmal Probleme, Szenen so zuspielen, wie sie im Drehbuch stehen oder wie sie der Regisseur haben möchte. Dasist dann eine Frage der Professionalität, was erreicht <strong>werden</strong> soll mit dem Spiel. DieSchauspielerei ist keine Therapie, obwohl manche sie als Therapie nutzen. Fakt istnun mal aber auch: Je mehr Hintergrundwissen, desto authentischer die Rolle.Du bist als Kind sexuell missbraucht worden und setzt dich aktuell gegen diezurzeit heiß diskutierte Zensur von Internetseiten mit Kinderpornographie einnach dem Motto: »Löschen statt Sperren«. Würdest du die Rolle einespädophilen Täters in einem Film oder einer Serie aufgrund deiner eigenenErlebnisse ablehnen?Zum ersten Teil: Löschen statt Sperren ist die Lösung, die am ehrlichsten ist. Täterausfindig machen, zur Rechenschaft ziehen, Material entfernen und vernichten. EineBibliothek sperre ich auch nicht, weil ein verbotenes Buch drin steht, sondern ichentferne das Buch und versuche, den Verursacher zu ermitteln. Einen Stadtparkschließe ich auch nicht für die Bevölkerung, weil dort Kriminelle ihr Unwesen treiben.Der öffentliche Personen-Nahverkehr wird auch nicht gestoppt, weil wir wissen, dasstagtäglich Kriminelle mit unlauteren Absichten auf unseren Straßen und in unserenBussen und Bahnen fahren. Sperren, wie es momentan der Fall <strong>werden</strong> soll, ist reinepopulistische Augenwischerei. Einen Vorhang davor zu hängen, das haben wir langegenug im realen Leben praktiziert. Mit dem Ergebnis, dass die Täter nicht dingfestgemacht <strong>werden</strong>, sondern man schweigt und vergisst am liebsten. Aber die Opfervergessen nicht. Jetzt die Opfer angeblich damit schützen zu wollen, indem manStoppschilder im Internet aufstellt, ist blanker Hohn! Die Lügen, die imZusammenhang mit dieser Kampagne von den treibenden Kräften erzählt <strong>werden</strong>,<strong>werden</strong> immer wieder enttarnt. Das wird sich auch hoffentlich nicht ändern.6

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