Atrium Im Mai/Juni 2009 „Wohnexperiment“ - Sky-Frame
Atrium Im Mai/Juni 2009 „Wohnexperiment“ - Sky-Frame
Atrium Im Mai/Juni 2009 „Wohnexperiment“ - Sky-Frame
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<strong>Atrium</strong> im <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2009</strong> <strong>„Wohnexperiment“</strong><br />
Schwäbische Alb<br />
Wohnexperiment<br />
Beim Haus für den Schmuckdesigner Georg Spreng<br />
wurde mit Traditionen gebrochen. Inmitten<br />
prachtvoller Natur entstand ein unkonventionelles<br />
Haus, das Lust aufs Wohnen macht.<br />
Text: Roland Merz Fotos: Brigida González<br />
Erhaben: Sämtliche<br />
Innenräume öffnen<br />
sich zur Aussicht nach<br />
Südwesten hin.<br />
(Fenster: <strong>Sky</strong>-<strong>Frame</strong>)<br />
74<br />
74-75 15.5.<strong>2009</strong> 11:13:00 Uhr
<strong>Atrium</strong> im <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2009</strong> <strong>„Wohnexperiment“</strong><br />
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Edles Weiss: Durch<br />
eine runde Öffnung<br />
erhascht man einen<br />
ersten Blick vom Entree<br />
ins Wohngeschoss.<br />
Vereint: Arbeiten<br />
und Wohnen unter<br />
einem Dach – Blick<br />
ins grosszügige<br />
Schmuckatelier.<br />
Reduziert: KubischesFormenspiel<br />
und weisse<br />
Fliesen prägen die<br />
Strassenfassade.<br />
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<strong>Atrium</strong> im <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2009</strong> <strong>„Wohnexperiment“</strong><br />
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Einladend: <strong>Im</strong> Pool mit<br />
einer «BlueControl»-<br />
Steuerung von Ospa<br />
scheint man direkt ins<br />
Haus zu schwimmen.<br />
Experimente:<br />
Eine Stampflehmwand<br />
schliesst<br />
den Wohnbereich<br />
zum Berg ab.<br />
Offen: <strong>Im</strong> Wohn-<br />
bereich mit <strong>Atrium</strong><br />
ist die Landschaft<br />
der Schwäbischen<br />
Alb allgegenwärtig.<br />
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<strong>Atrium</strong> im <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2009</strong> <strong>„Wohnexperiment“</strong><br />
Schnitt und Grundriss<br />
Eingangsgeschoss<br />
7<br />
Gartengeschoss<br />
0 10<br />
6<br />
5<br />
15<br />
1 2<br />
9<br />
Vor Jahrmillionen aus dem<br />
Jura meer emporgestiegen,<br />
erstreckt sich die Schwäbische<br />
Alb bizarr geformt und<br />
sanft gewellt zwischen Donau<br />
und Neckar. In der südwestlichen Ecke<br />
Deutschlands, wo einst glühendes Gestein<br />
aus den unzähligen Vulkanen gegen den<br />
Himmel geschleudert wurde, liessen sich bereits<br />
vor 35 000 Jahren die ersten Menschen<br />
nieder. Ihnen folgten viel später Kelten, Germanen<br />
und Römer. Schwäbisch leitet sich<br />
her vom germanischen Stamm der Sueben,<br />
die zur Zeit Julius Cäsars hier siedelten. Alb<br />
stammt von dem keltischen Wort Alpis, was<br />
mit nährendem Berg übersetzt werden kann.<br />
In dieser völker- und erdgeschichtlich vielschichtigen<br />
Landschaft ist der bekannte<br />
Schmuckdesigner Georg Spreng aufgewachsen.<br />
Stets mit der Natur und den Menschen<br />
verbunden, liess der kreative Kopf<br />
in der Nähe von Schwäbisch Gmünd für<br />
sich und seine Familie ein Haus mit Atelier<br />
bauen. Hoch erhoben an einem Südwesthang<br />
am Dorfrand von Wissgoldingen, fand<br />
80<br />
4<br />
14<br />
16 17<br />
3<br />
12<br />
13<br />
10<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
10<br />
18<br />
Querschnitt<br />
Spreng das ideale Grundstück für seinen<br />
ersten Hausbau. Auf der Suche nach dem<br />
richtigen Architekten stiess der Schmuckdesigner<br />
auf ein spannendes Einfamilienhaus<br />
in unmittelbarer Nähe und so auf das<br />
junge Team von C18 Architekten aus Stuttgart.<br />
«Die klare Formensprache der Architekten<br />
überzeugte mich, und zudem empfand<br />
ich ihre Art zu bauen noch nicht so<br />
geprägt von bestimmten Stilen», beschreibt<br />
Spreng seinen damaligen Entscheid.<br />
Lehrreiche Erfahrung<br />
Für Georg Spreng war die vierjährige Planungszeit<br />
zusammen mit den Architekten<br />
eine äusserst lehrreiche Erfahrung. «Zu Beginn<br />
stand für mich die Frage, wie wollte ich<br />
wohnen», erinnert sich der Designer. In diesem<br />
Prozess griff er vor allem auf die Erfahrung<br />
zurück, die er in Kanada gemacht hat.<br />
Dort lebte Spreng auf einem Grundstück,<br />
das so gross war, dass man sich darauf habe<br />
verlaufen können. Das Wetter und die vier<br />
Jahreszeiten erlebte man in diesem Haus<br />
hautnah. «Man spürte eindrücklich, wie ver-<br />
17<br />
4<br />
1 Eingang<br />
2 Vorraum<br />
3 Entwurfszimmer<br />
4 Werkstatt<br />
5 Büro<br />
6 Empfang Atelier/<br />
Aufenthaltsraum<br />
7 Lager<br />
8 Ankleide<br />
9 Bad<br />
18<br />
10 Schlafen<br />
11 Technik<br />
12 Küche<br />
13 Essen<br />
14 Flur<br />
15 <strong>Atrium</strong><br />
16 Wohnen<br />
17 Terrasse<br />
18 Garten<br />
1<br />
14<br />
Infos<br />
zum Bau<br />
Baubeginn: Herbst 2006<br />
Fertigstellung: <strong>Mai</strong> 2008<br />
Grundstücksgrösse: 1280 m²<br />
Wohnfläche: 615 m²<br />
(inklusive Atelier)<br />
Bauweise/Konstruktion:<br />
Massivbauweise, Stahlbeton-<br />
Streifenfundament mit Gusspfählen<br />
(bis 40 Meter tief),<br />
massive Ortbetondecken<br />
(Auskragung bis 6,50 Meter)<br />
Materialien aussen:<br />
Schiebefenster (<strong>Sky</strong>-<strong>Frame</strong>),<br />
Fliesenbekleidung (Fassade)<br />
Materialien innen: Schwimmender<br />
Gussasphalt-Heizestrich<br />
(Boden EG) mit elastischer<br />
PU-Beschichtung, Dielenböden<br />
aus kanadischer Birke<br />
(Boden Gartengeschoss)<br />
Lüftung und Heizung: Wärmepumpe<br />
mit Erdwärmesonden,<br />
Fussbodenheizung im EG, Deckenheizung<br />
im Gartengeschoss<br />
Mitwirkende Spezialisten:<br />
Dr. Ing Hottmann, Schwäbisch<br />
Gmünd (Tragwerkplanung)<br />
Georg Spreng: „Eigentlich wollte ich gar kein Haus,<br />
sondern eine wandlungsfähige Hülle, die Schutz bietet.“<br />
letzlich der Mensch ist und wie stark die Natur<br />
sein kann», sagt Spreng. Er spricht weiter<br />
von einer intensiven Beziehung zur Natur,<br />
die in seiner Jugendzeit auf der Alb entstanden<br />
und nun in Kanada weiter gewachsen ist.<br />
So erklärt sich auch die Idee, die er bei seinem<br />
Haus verwirklichen liess: «Eigentlich<br />
wollte ich gar kein Haus, sondern eine wandlungsfähige<br />
Hülle, die Schutz vor Wind, Regen,<br />
Kälte und Sonne bot. Für mich war die<br />
Beziehung innen und aussen extrem wichtig.»<br />
Als Designer befindet sich Spreng stets<br />
auf der Suche nach Klarheit und Reduktion.<br />
So musste für ihn das Hausprojekt diesen<br />
gestalterischen Ansatz mit dem Wunsch<br />
nach Gemütlichkeit verbinden. Diese Vorgaben<br />
setzten Marcus Kaestle, Andreas Ocker<br />
und Michel Roeder perfekt um. Durch die<br />
selbstverständliche Einbettung des Baukörpers<br />
in seine Umgebung tritt dieses selber<br />
in den Hintergrund. Das Haus der Familie<br />
Spreng versteht das Team von C18 Architekten<br />
als ein Werkzeug, um die Landschaft zu<br />
erleben und mit ihr in Verbindung zu treten.<br />
Das Baukörper steht an einer Hangkante<br />
und öffnet sich vollständig nach Südwesten<br />
in die kaum bebaute Landschaft. Man<br />
sieht nicht nur auf die Felder und Wiesen<br />
der Schwäbischen Alb, sondern erlebt<br />
auch die vier Jahreszeiten mit den unterschiedlichen<br />
Wettereinflüssen hautnah<br />
mit. Eine offene Raumstruktur und eine<br />
raumhohe Verglasung mit dünn dimensionierten<br />
Fensterprofilen lösen den Übergang<br />
von innen nach aussen auf. Die Landschaft<br />
scheint sich im Innern fortzusetzen.<br />
Haus als Experimentierfeld<br />
Zur Strasse hin gibt sich der Baukörper<br />
scheinbar geschlossen. Es hebt sich durch<br />
seine kubische Form und eine Fassade aus<br />
blendend weissen Fliesen von seiner direkten<br />
Nachbarschaft ab. Nähert man sich dem Gebäude<br />
und tritt in einen intimen Eingangshof,<br />
entdeckt man ein <strong>Atrium</strong> mit einer schwimmenden<br />
Bauminsel. Dieser erste Blick in<br />
das Innenleben des Hauses macht neugierig.<br />
Nun will man einfach hinein. Von hier gelangt<br />
man entweder in den grosszügig angelegten<br />
Atelierbereich oder in ein vollständig<br />
in Weiss getauchtes Entree mit anschliessenden<br />
Schlaftrakt. Verschiedene Oberlichter<br />
erhellen diesen Empfangsraum, und über<br />
eine kreisrunde Öffnung fällt das Licht auch<br />
in die darunterliegende Wohnebene. Beide<br />
Geschosse sind dadurch direkt miteinander<br />
verbunden. Durch ein enges, in tiefem Blau<br />
gestrichenes Treppenhaus gelangt man hin-<br />
Nahtlos: Durch die<br />
raumhohe Verglasung<br />
mit dünnen Profilen<br />
scheint die Landschaft<br />
ins Innere zu reichen.<br />
unter in das offen strukturierte Gartengeschoss.<br />
Um ein zentrales <strong>Atrium</strong> mit Wasserbecken<br />
und Bauminsel gruppieren sich<br />
Küche, Ess- und Wohnbereich. Durch<br />
Niveausprünge werden die einzelnen Bereiche<br />
zoniert. Diese fügen sich zu einem<br />
grossen Lebensraum. Weiter war das Haus<br />
für die Architekten und den Bauherrn ein<br />
Experimentierfeld. Zwischen den beiden<br />
Parteien entwickelte sich ein intensiver<br />
Dialog, ein gegenseitiges Anstacheln.<br />
So entdeckt man im und ums Haus teil-<br />
weise ungewöhnliche Materialkombinationen<br />
und modernste Technik wie beim<br />
Pool. Mittels des «BlueControl»-Steuerungssystem<br />
von Ospa lassen sich Wasseraufbereitung,<br />
Beleuchtung und Klimaanlage<br />
bequem per Touchscreen steuern. Weiter<br />
findet man nirgends im Aussenbereich gepflasterte<br />
Wege oder glatte Terrassen, stattdessen<br />
grober Kies wie im Bett eines Gebirgsflusses.<br />
Weisse Fliesen an der Fassade,<br />
riesige Vorhänge aus einem silbrig glitzernden<br />
Material, das beim Gerüstbau eingesetzt<br />
wird, oder eine Stampflehmwand prägen<br />
das farblich dezent gehaltene Ambiente. Auf<br />
die Frage, wie es sich heute wohnt, antwortet<br />
Georg Spreng spontan: «Sensationell!<br />
Ich sagte meiner Familie, packt einen Koffer<br />
und lasst uns ins neue Heim in die Ferien<br />
reisen. Es war wunderbar, in ein leeres Haus<br />
zu ziehen. Raum zu haben, Licht und Sonne<br />
zu spüren, ist für mich das grösste Gut.» n<br />
C18 Architekten<br />
Stuttgart<br />
Michel Roeder (rechts) wie auch<br />
Marcus Kaestle (links) bildeten sich nach<br />
ihrer Lehre als Hochbauzeichner zu Architekten<br />
weiter. Roeder studierte erst an der<br />
Universität Kaiserslautern und anschliessend<br />
in Stuttgart und Kaestle an der Universität<br />
Stuttgart und an der Staatlichen<br />
Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.<br />
Zwei Jahre nach ihrem Diplom gründete<br />
das Duo 2002 C18 Architekten. Andreas<br />
Ocker (Mitte), der ebenfalls erst eine Lehre<br />
als Hochbauzeichner absolviert hatte, liess<br />
sich an der Hochschule für Technik Stuttgart<br />
zum Architekten ausbilden. 2004 stieg<br />
er als Partner bei C18 Architekten ein.<br />
www.c18architekten.de<br />
Woran arbeiten Sie momentan?<br />
An diversen Kulturbauten im süddeutschen<br />
Raum, an einem Bürokomplex in der<br />
Stuttgarter Innenstadt sowie an mehreren<br />
Wohnbauprojekten mit dem Schwerpunkt<br />
energetische Optimierung.<br />
Was würden Sie gerne bauen?<br />
Ein Fussballstadion.<br />
Was ist Ihre Entwurfsmaxime?<br />
Sich keinen Gestaltungsregeln zu unterziehen.<br />
Unsere Bauten entstehen aus der<br />
jeweiligen Situation und der intensiven<br />
Auseinandersetzung mit dem Bauherrn.<br />
Bleibende Qualitäten sind uns wichtig.<br />
Modische Trends sind nebensächlich.<br />
Woher holen Sie sich Ihre Inspirationen?<br />
Jede alltägliche Situation kann Inspirationsquelle<br />
sein, scheinbar wertlose Eindrücke,<br />
abgespeichert im Unterbewusstsein,<br />
können, im richtigen Moment abgerufen,<br />
die entscheidende Weiche stellen.<br />
Wie wohnen Sie selber?<br />
Wir bewohnen typische Stuttgarter<br />
Altbauten mit Kehrwoche.<br />
80-81 15.5.<strong>2009</strong> 11:13:03 Uhr
<strong>Atrium</strong> im <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2009</strong> <strong>„Wohnexperiment“</strong><br />
Schmuckkunst<br />
Für den Designer Georg Spreng wahrt<br />
jeder seiner kunstvollen und klar<br />
gestalteten Entwürfe ein Geheimnis.<br />
«Ringelreihen»:<br />
Ringe aus Rotgold,<br />
mit Rosenquarz<br />
und Turmalin.<br />
82<br />
«Pingpong»:<br />
Collier in Platin, mit<br />
Diamant und Tansanit.<br />
«Krake»: Ring<br />
in Gelbgold,<br />
mit Bernstein<br />
und Diamanten.<br />
«Ich will, dass dieser Schmuck in<br />
ein paar Tausend Jahren irgendwo<br />
ausgegraben wird und dann immer<br />
noch funktioniert, er unsere<br />
Zeit widerspiegelt», beschreibt<br />
Georg Spreng seine Intention. Der<br />
1949 in Schwäbisch Gmünd geborene<br />
Designer hat mit seinen<br />
Schmuckstücken in der ganzen<br />
Welt für Aufsehen gesorgt. Unzählige<br />
Auszeichnungen und Aus-<br />
«Herz»: Verrückt<br />
verspieltes Collier<br />
für die Allerliebste.<br />
Der Star der Schmuckdesigner<br />
← Georg Spreng<br />
stellungen belegen sein Können.<br />
Seine Arbeiten kann man im<br />
Museum für Angewandte Kunst in<br />
München und im Museum of Modern<br />
Art in New York bewundern.<br />
Nach dem Studium für Industriedesign<br />
war Spreng Mitbegründer<br />
der renommierten<br />
Designgruppe Frogdesign. Seit<br />
1983 ist der kreative Kopf freier<br />
Designer und Schmuckgestalter.<br />
«Ringelreihen»:<br />
Collier in Platin,<br />
mit Diamanten<br />
und Tansanit.<br />
Georg Sprengs Schmuck ist kostbar<br />
und lebt vom Zusammenspiel<br />
einer einfachen Formensprache<br />
und den edlen Materialien.<br />
Georg Spreng<br />
<strong>Im</strong> Steinboss 13<br />
73550 Waldstetten-<br />
Wissgoldingen<br />
T 07162 94 737 41<br />
www.georgspreng.de<br />
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