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Entwicklung eines Cyber-Physischen Logistiksystems - Industrie ...

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M. Veigt u.a.: <strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> <strong>Logistiksystems</strong><strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong><strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> <strong>Logistiksystems</strong>Marius Veigt, Dennis Lappe, Karl A. Hribernik, BIBA -Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH undBernd Scholz-Reiter, Universität BremenDipl.-Wi.-Ing. Marius Veigt, M. Sc. DennisLappe und Dipl.-Inform. Karl A. Hribernikarbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter amBIBA - Bremer Institut für Produktion und LogistikGmbH an der Universität Bremen.Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter ist Professorfür Planung und Steuerung produktionstechnischerSysteme im Fachbereich Produktionstechnikder Universität Bremen sowie Herausgeber derZeitschriften <strong>Industrie</strong> Management undPRODUCTIVITY Management.Mit dem Förderprogramm „Forschungfür die Produktion von morgen“ imThemenfeld Intelligente Vernetzungin der Produktion - Ein Beitrag zumZukunftsprojekt „<strong>Industrie</strong> 4.0“ leitetdas Bundesministerium für Bildungund Forschung (BMBF) die vierte industrielleRevolution ein. Hierbei wirdinnerhalb von Forschungsprojektenbeabsichtigt, <strong>Cyber</strong>-Physische Systemein Produktion und Logistik einzuführen.Das BIBA – Bremer Institutfür Produktion und Logistik GmbHan der Universität Bremen entwickelthierzu innerhalb des Projekts„<strong>Cyber</strong>-Physische Produktionsprozesse- Produktivitäts- und Flexibilitätssteigerungdurch die Vernetzungintelligenter Systeme in der Fabrik“(CyProS) ein <strong>Cyber</strong>-Physisches Logistiksystem.KontaktBIBA – Bremer Institut für Produktionund Logistik GmbHHochschulring 2028359 BremenTel.: +49 421 / 218 50165E-Mail: vei@biba.uni-bremen.deURL: http://www.ips.biba.uni-bremen.deDie Wettbewerbsfähigkeit produzierenderUnternehmen in Deutschlandist stark von innovativen Lösungenin Produktion und Logistik abhängig.Aktuelle Trends, wie steigende Variantenvielfaltund Dynamisierung vonProduktlebenszyklen, erfordern neueflexiblere Produktions- bzw. Logistiksysteme[1, 2]. Nach Abele sind zwarauch in Zukunft die entscheidendenZielgrößen „Herstellkosten“ und „Qualität“,jedoch steigt die Bedeutung von„Geschwindigkeit“ (z.B. Innovationsgeschwindigkeit,Durchlaufzeiten) und„Wandelbarkeit“ (z.B. flexible Produktionssystemefür kundenindividuelle Fertigung)an [1].Um diesen Herausforderungen zu begegnen,werden <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Systemenenorme Potenziale zugesprochen[3]. Mikroprozessoren und Funkmodule,wie sie bereits heute in der Brancheder Informations- und Kommunikationstechnologieweit verbreitet sind(z.B. in Smartphones), können auch inProduktion und Logistik nutzbringendeingesetzt werden. Beispielsweise könnenWerkstückträger mit Fördersystemenkommunizieren und dadurch denTransport selbstständig steuern. An derUniversität Bremen wurden im Sonderforschungsbereich(SFB) 637 „Selbststeuerunglogistischer Prozesse – EinParadigmenwechsel und seine Grenzen“Steuerungsmethoden erforscht, derenEinsatz eine selbstständige (autonome)Steuerung von Objekten durch ein logistischesNetzwerk ermöglicht [4]. InSimulationsstudien wurde unter anderemaufgezeigt, dass selbststeuerndeLogistiksysteme der durch die Variantenvielfaltbedingten Komplexität in derProduktion sehr gut begegnen können[5]. So reagieren die selbststeuerndenLogistiksysteme wesentlich schnellerund flexibler auf Störungen, als zentralbzw. fremdgesteuerte Systeme undweisen dadurch eine bessere logistischeZielerreichung auf (z.B. kürzere Durchlaufzeiten)[6, 7].Durch die Einführung <strong>Cyber</strong>-PhysischerSysteme in der Produktion wirddie technische Grundlage geschaffen,die im SFB 637 entwickelten Selbststeuerungsmethodenin die Produktionslogistikzu transferieren. Dies wirdim vom BMBF geförderten Projekt Cy-ProS umgesetzt. In diesem Beitrag wirddas Vorgehen zur <strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong><strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> <strong>Logistiksystems</strong> sowiedessen Potenziale vorgestellt. Zuvorwerden im folgenden Abschnitt grundlegendeBegriffe beschrieben.BegriffserläuterungenIn diesem Abschnitt werden diegenerellen Begriffe <strong>Cyber</strong>-PhysischesSystem, <strong>Cyber</strong>-Physisches Produktionssystemund <strong>Cyber</strong>-Physisches Logistiksystemerläutert.<strong>Cyber</strong>-Physisches SystemBereits vor einigen Jahren fokussierteLee die Erforschung <strong>Cyber</strong>-PhysischerSysteme. Seine informationstechnischeDefinition <strong>Cyber</strong>-PhysischerSysteme lautet:“<strong>Cyber</strong>-Physical Systems (CPS) areintegrations of computation with phy-© GITO Verlag15


<strong>Cyber</strong>-Physische SystemewirderfasstdurchSensor(en)sical processes. Embedded computersand networks monitor and control thephysical processes, usually with feedbackloops where physical processesaffect computations and vice versa.” [8]Diese Definition wird von Broy ergänzt.Demnach umfassen <strong>Cyber</strong>-PhysischeSysteme eingebettete Systeme,also Geräte, Gebäude und Verkehrsmittel,aber auch Logistik-, Koordinations-und Managementprozessesowie Internet-Dienste, die• mittels Sensoren unmittelbar physikalischeDaten erfassen undmittels Aktoren auf physikalischeVorgänge einwirken,• Daten auswerten und speichern sowieauf dieser Grundlage aktiv oderreaktiv mit der physikalischen undder digitalen Welt interagieren,• mittels digitaler Netze untereinanderverbunden sind, und zwar sowohldrahtlos als auch drahtgebunden,sowohl lokal als auch global,• weltweit verfügbare Daten undDienste nutzen,• über eine Reihe multimodalerMensch-Maschine-Schnittstellenverfügen, also für Kommunikationund Steuerung differenzierte unddedizierte Möglichkeiten bereitstellen,zum Beispiel Sprache und Gesten[3] (Bild 1).Interagieren die <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Systemeinnerhalb der Produktion bzw.der Logistik miteinander bzw. schließensich diese zusammen, um gemeinsamAufgaben zu bewältigen, entstehen<strong>Cyber</strong>-Physische Produktionsbzw.Logistiksysteme.<strong>Cyber</strong>-Physisches SystemProzessorKommunikatorUmweltAktor(en)Bild 1: Schematischer Aufbau <strong>eines</strong> <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Systems (i.A. an [9]).wirkenauf<strong>Cyber</strong>-Physisches ProduktionssystemEine einheitliche Definition <strong>eines</strong><strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Produktionssystemsexistiert bisher nicht. Allerdings beschreibenVogel-Heuser et al. sogenannte„Production CPS“ (ProCPS),die in <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Produktionssystemeneingeordnet werden können,wie folgt:„ProCPS sind flexible, adaptive,sich selbst organisierende Produktionseinheiteneingeschränkt auf dieProzessklassen Verfahrens- und Fertigungstechnik.Die Produktionseinheitenwerden durch die Integration vonInformationstechnik zu intelligentenautonomen Objekten, die über eingemeinsames Netzwerk Organisationsaufgabenselbst übernehmen undAufgaben untereinander aufteilen.“ [2]Die ProCPS können komplette Produktionsmaschinen,Aggregate, Komplettanlageno.ä. sein, die sich weltweitmiteinander vernetzen und selbstorganisieren.Sie kennen ihre Einsatzgebiete,Konfigurationsmöglichkeiten sowieProduktionsrahmenbedingungen undsorgen für die optimierte Herstellungdes Produkts und passen sich verändertenRahmenbedingungen automatischan [2]. Ein <strong>Cyber</strong>-PhysischesProduktionssystem kann darüber hinausals eine räumliche Ansammlungmehrerer, miteinander interagierenderProCPS verstanden werden.<strong>Cyber</strong>-Physisches LogistiksystemEinhergehend mit der <strong>Entwicklung</strong><strong>Cyber</strong>-Physischer Produktionssystemewerden auch <strong>Cyber</strong>-Physische Systemein der Logistik Einsatz finden, umTransportprozesse mit Bearbeitungsprozessenzu vernetzen. Zusätzlich findeteine stärkere Verbindung der überbetrieblichenTransportlogistik mit derinnerbetrieblichen Produktionslogistikstatt, sodass der Einsatz <strong>Cyber</strong>-PhysischerSysteme in der Logistik die kompletteWertschöpfungskette abdeckt.Aus dem Zusammenwirken <strong>Cyber</strong>-PhysischerSysteme in der Logistik entstehtein <strong>Cyber</strong>-Physisches Logistiksystem. Dahierfür bisher keine einheitliche Definitionbesteht, wird im weiteren Verlaufunter einem <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> Logistiksystemfolgendes verstanden:Ein <strong>Cyber</strong>-Physisches Logistiksystemist eine• Ansammlung von Logistikelementen(CP-Werkstückträgern, CP-Fördersystemen,CP-Verkehrsleitsystemenetc.), die jeweils die Kriterien<strong>Cyber</strong>-Physischer Systeme erfüllen,• miteinander, mit Produktionselementen(CP-Maschinen, CP-Werkzeugen,CP-Produktionsleitsystemenetc.) sowie dem Menschenkommunizieren• und unter Berücksichtigung derökonomischen, ökologischen undsozialen Zielerreichung autonom(re)agieren.Im folgenden Abschnitt wird dasVorgehen bei der <strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong><strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong> <strong>Logistiksystems</strong> beschrieben.Hierzu wird detailliert aufdie Konzeption des <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong><strong>Logistiksystems</strong> eingegangen.Vorgehen bei der <strong>Entwicklung</strong><strong>eines</strong> <strong>Cyber</strong>-<strong>Physischen</strong><strong>Logistiksystems</strong>Einhergehend mit der <strong>Entwicklung</strong><strong>Cyber</strong>-Physischer Produktionssysteme istes erforderlich, neue Konzepte für dieunternehmensinterne und -übergreifendeLogistik zu entwickeln. Allerdingsmüssen die aus der IKT-Branche stammendenTechnologien, die physischeObjekte befähigen im „<strong>Cyber</strong>space“ aktivzu werden, an die Anforderungen derLogistikbranche angepasst werden. Hiersind u. a. Anforderungen wie Robustheitund Zuverlässigkeit, eine autarke Ener-16 <strong>Industrie</strong> Management 29 (2013) 1

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