11.07.2015 Aufrufe

Integration mit Kompetenz - pdf - (ESF) im Land Bremen

Integration mit Kompetenz - pdf - (ESF) im Land Bremen

Integration mit Kompetenz - pdf - (ESF) im Land Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EQUAL-Entwicklungspartnerschaft InBeZInformations- und BeratungsZentren für Migrantinnen und Migranten Rhein-Saar-Elbe<strong>Integration</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kompetenz</strong>Erfahrungen und Ideen für eine engagierte <strong>Integration</strong> vonMigrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt>Produkte aus der Arbeit <strong>im</strong> europäischenFörderprogramm Gemeinschaftsinitiative EQUAL


ImpressumHerausgeber und verantwortlich für die Koordinationder EQUAL-Entwicklungspartnerschaft (EP) InBeZ:ismInstitut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.Augustinerstr. 64-6655116 Mainzism-mainz@t-online.dewww.ism-mainz.deRedaktion:ism e.V.: Nadine Förster, Ulrike PingelAutorinnen und Autoren:Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EP InBeZAndrea Adam, Nadine Förster, Hans-Peter Frühauf,Ulrike Pingel, Ralf Sänger, Wolfgang VogtGrafik: www.grafikbuero.comDruck: Printec, KaiserslauternAuflage: 500Erscheinungsdatum: September 2007


GRUSSWORTGrußwortDer Schlüssel zur <strong>Integration</strong>Deutschland ist wach geworden. Politikerinnen undPolitiker, Vertretende von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbändensowie viele andere Entscheidungsträgerhaben derzeit das Thema „<strong>Integration</strong> von Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund“ ganz oben auf der Agendastehen. Auch die Medien sind voll davon. Das ist gut so,denn Deutschland kann es sich nicht leisten, auf das,was ein Viertel der Bevölkerung bieten und beitragenkann, zu verzichten – politisch nicht, gesellschaftlichnicht und wirtschaftlich erst recht nicht.Diese Erkenntnis ist eigentlich nicht neu, aber erst jetzt– nach über 50 Jahren Migrationsgeschichte – wurdeakzeptiert: <strong>Integration</strong> ist ein gesamtgesellschaftlichesThema und hat hohe Priorität. Die berufliche <strong>Integration</strong>von Migrantinnen und Migranten ist dabei derSchlüssel schlechthin und zum Glück wird an diesemSchlüssel schon seit einiger Zeit gefeilt – er n<strong>im</strong>mt Formenan. Vor knapp drei Jahren initiierte das Bundesministeriumfür Arbeit und Soziales <strong>mit</strong> der Bundesagenturfür Arbeit und der europäischen GemeinschaftsinitiativeEQUAL ein bundesweites Netzwerk „<strong>Integration</strong>durch Qualifizierung“ (IQ). Die Aufgabe: Modelle, Strategienund Vorgehensweisen zu entwickeln und zu erproben,die dazu beitragen, die hohe Arbeitslosigkeitunter erwachsenen Zugewanderten zu verringern undeine gleichberechtigtere Teilhabe am Arbeitsmarkt zuerreichen. Die Entwicklungs- und Erprobungsphase istweitgehend abgeschlossen, jetzt geht es darum, guteKonzepte zu transferieren.Diese Broschüre ist voll von guten Konzepten. Sie präsentiertdas Ergebnis von einer der sechs Entwicklungspartnerschaftendes Netzwerks IQ: InBeZ InformationsundBeratungs-Zentren Rhein-Saar-Elbe. Hier wird gezeigt,wie Öffentlichkeit erzeugt werden kann, um auchdie Letzten wach zu rütteln und zu aktivieren. Hier gehtes um Unterstützung von Migrantinnen und Migranten,die in berufliche <strong>Integration</strong> mündet. Das kann der ersteArbeitsmarkt sein, das kann Selbstständigkeit seinoder Fort- und Weiterbildung. Solche passgenauen undspezifi schen Qualifi zierungen sind der dritte Schwerpunktdieser Broschüre.Ich wünsche Ihnen ein aufschlussreiches Lesen. Undich wünsche mir und uns, dass es nicht be<strong>im</strong> Lesenbleibt, sondern dass gehandelt wird.Wolfgang FehlLeiter des Koordinierungsprojektes„<strong>Integration</strong> durch Qualifizierung“


InBeZ – <strong>Integration</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kompetenz</strong>>Erfahrungen und Ideen für eine engagierte <strong>Integration</strong> von Migrantinnenund Migranten in den ArbeitsmarktNicht nur schlechte Aussichten fürMigranten und Migrantinnen auf demArbeitsmarkt !Richten wir unseren Blick auf die Schlagzeilen, die unseregegenwärtige gesellschaftspolitische Diskussionum „Migration und Arbeitsmarkt“ kennzeichnen, lesenwir vertraute Überschriften: Der Newsletter „Migrationund Bevölkerung“ titelt in seiner aktuellen Ausgabe <strong>im</strong>September 07: „Deutschland: Schlechte Aussichten fürMigranten auf dem Arbeitsmarkt“. Arbeitgeberverbändeund Gewerkschaften fordern angesichts des vielfachprognostizierten Fachkräftemangels endlich die politischenWeichen für eine erleichterte Zuwanderung vonFachkräften und Hochqualifizierten zu stellen.Aber was geschieht für bereits Zugewanderte, die nichtzu den nachgefragten Fachkräften oder Hochquali fi -zierten zählen? Zur Förderung der <strong>Integration</strong> in denArbeitsmarkt empfiehlt die OECD die vereinfachte Anerkennungvon <strong>im</strong> Ausland erworbenen Bildungsabschlüssensowie speziell auf Migrantinnen und Migran ten zugeschnittenePraktikumsprogramme, um Kon takte zupotentiellen Unternehmen herzustellen. Daneben istauch von konkreten Selbstverpflichtungen gesellschaftspolitischerAkteure zu lesen, die <strong>im</strong> Rahmen des 2. Nationalen<strong>Integration</strong>sgipfels <strong>im</strong> Juli 2007 verabschiedetwurden: Diese Selbstverpflichtungen beschreiben eineVielfalt an öffentlichkeitswirksamen, zivilgesellschaftlichenund arbeitsbezogenen Aktivitäten und skizzierenda<strong>mit</strong> die Vielschichtigkeit von <strong>Integration</strong>sprozessen.Wie eigentlich fällt eine Standortbest<strong>im</strong>mung aus,wenn wir einen genaueren Blick auf die <strong>Integration</strong>sprozessevon Migrantinnen und Migranten in Deutschlandwerfen? Wo lässt sich Bewegung ausmachen?Die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der EQUAL-EntwicklungspartnerschaftInBeZ Informations- und BeratungsZentrenRhein-Saar-Elbe (<strong>im</strong> folg. EP InBeZ, www.inbez.de) haben in ihrer gut zweijährigen Arbeit ihreInitiativen und Anstrengungen auf den Fokus „Migrationund Arbeitsmarkt“ gerichtet. Dabei ist dem Spektruman Arbeitsergebnissen, Erkenntnissen und neuenIdeen, wie sie in dieser Transfer-Broschüre versammeltwerden, anzumerken, dass Fragen der Arbeitsmarktintegration<strong>im</strong>mer schon <strong>mit</strong> Aspekten der sozialen,ökonomischen, kulturellen und politischen Teilhabeund <strong>Integration</strong> von Migranten und Migrantinnen zusammenzu denken sind. Die Frage „Wo stehen wir eigentlich?“bildete den Ausgangspunkt aller lokalen undregionalen Projekt aktivitäten.Die EP InBeZ umfasst sogenannte „Teil“-Projekte in dreiBundesländern: In Sachsen in den Städten Dresden,Leipzig und Zwickau; in Rheinland-Pfalz in den StädtenMainz und Ludwigshafen sowie <strong>im</strong> FlächenlandkreisRhein-Hunsrück; <strong>im</strong> Saarland in der <strong>Land</strong>eshauptstadtSaarbrücken. Für diese Standortbest<strong>im</strong>mung wurdevor Ort ein kontinuierlicher Kontakt zu allen Arbeitsmarktakteuren,allen voran den ARGEn und Arbeitsagenturensowie Migrantenorganisationen als Schlüsselakteuren<strong>im</strong> <strong>Integration</strong>sprozess von Menschen <strong>mit</strong>Migrationshintergrund, aufgebaut.Die EP InBeZ arbeitet von Beginn an in einem bundesweitenNetzwerk aus insgesamt sechs Entwicklungspartnerschaften,dem Netzwerk „IQ – <strong>Integration</strong> durchQualifi zierung“ (www.intqua.de). In diesem Netzwerkwerden die Erfahrungen aus den regionalen Initiativenaufbereitet. Eine besondere Rolle spielen hier sechs2


EINLEITUNGFacharbeitskreise, die zu den Themen BerufsbezogenesDeutsch, Beratung, <strong>Kompetenz</strong>feststellung,Qualifizierung, Interkulturelle Öffnung und Existenzgründungfür Migranten und Migrantinnen Qualitätsstandardsund Handlungsempfehlungen erarbeiten.Weitere Informationen hierzu finden Sie in einemVerzeichnis am Ende dieser Broschüre.Wie diese Transfer-Broschüre zu lesen istDie Vielfalt an Initiativen und Aktionsfeldern, die inder Entwicklungspartnerschaft InBeZ bearbeitet wurde,bildet drei strategische Blickwinkel ab: „Öffentlichkeitherstellen“ in Kapitel 1, „Individuelle Unterstützungsstruktur“in Kapitel 2 und „Qualifizierung“ in Kapitel 3.Diese Blickwinkel verdeutlichen einen ganzheitlichen<strong>Integration</strong>sansatz und stehen zugleich für die Strukturdieser Transfer-Broschüre.Öffentlichkeit herstellenUm eine Öffentlichkeit, verstanden als ein Raum unterschiedlicherPositionen, politisch-medialer, administrativer,aber genauso journalistisch eigensinnigerAuseinandersetzungen – auch Gegenöffentlichkeiten!– zu gewinnen, wurden verschiedene Wege beschritten.Darunter fällt die mediale Darstellung des Videoclips„<strong>Integration</strong>“. Der „Mainzer Appell“ stellte auf dieVerantwortung der Kommunen bei der Unterstützungder Existenzgründung für Migrantinnen und Migrantenab: Er sensibilisierte für ein lokales und bundesweitesFachpublikum am 21.06.2006 in Mainz. (Eine Fortsetzungfolgt am 2.Oktober 2007, wenn die Unterzeichnerdes Mainzer Appells nach einem Jahr Bilanz ziehen!)Mit der Aktivierung von Migrantenorganisationen solldem Unterstützungspotential, das von diesen Institutionenund Vereinen ausgeht, eine angemessene Öffentlichkeitverschafft werden: Ein neues Qualifizierungsangebot„Beraterinnen und Berater für <strong>Integration</strong> undBeschäftigung“ unterstützt diese Zielrichtung.Öffentlichkeit herstellen heißt auch, ein Netzwerk fürlokale Akteure zu initiieren, um die lokalen Ressourcenauszumachen: InBeZ hat vor Ort angesetzt und Rahmenbedingungen,Strategien und Potentiale für diewirtschaftliche Stärkung in der Kommune bearbeitet.So konnte eine lokale Fachöffentlichkeit für den Fokus„Migration und Arbeitsmarkt“ zusammengeführt werden.Öffentlichkeit herstellen bedeutet ebenso Betrieben,Verbänden, Behörden und freien Trägern Unterstützunganzubieten, sich als Organisationen denHerausfor derungen und Chancen einer von Zuwanderunggeprägten Gesellschaft zu öffnen: <strong>mit</strong> der Umsetzungeiner interkulturellen Öffnung.Über die Gewinnung von Öffentlichkeit konnten neueZugänge – insbesondere durch Vernetzungsaktivitäten– geebnet werden: Für die Bedarfe der Zielgruppe aufeiner Adressatenebene; <strong>mit</strong> dem Fokus auf Migrantenorganisationenauf der Ebene der Multiplikationsarbeit;<strong>mit</strong> dem Transfer von erfolgreichen Ansätzen inandere Regionen auf einer inhaltlichen Ebene. Das Kapitel„Öffentlichkeit herstellen“ steht für die verschiedenenöffentlichen, halb-öffentlichen, lokalen und medialenÖffentlichkeiten, die für das Thema MigrationEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 3


und Arbeitsmarkt gefunden wurden. Es trägt der Bedeutungder Darstellung, die das Thema Migration undArbeitsmarkt erfährt, Rechnung und greift neue Zugängeauf.Individuelle UnterstützungsstrukturDieses Kapitel widmet sich <strong>im</strong> Schwerpunkt der Zielgruppenperspektive.Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundnehmen überdurchschnittlich weniger an AusundWeiterbildungsmaßnahmen teil, sind vielfachungünstigen Beschäftigungschancen ausgesetzt undüber proportional häufi g von Arbeitslosigkeit betroffen.Wertvolle Potentiale wie Mehrsprachigkeit, dieErfahrung von Mobilität und viele andere bleiben denarbeitsmarktpolitischen Entscheidungsträgern oftmalsverborgen.Mit den arbeitsmarktpolitischen Hartz-Reformen dervergangenen Jahre hat sich die Arbeitsverwaltung nahezuvöllig von zielgruppenspezifi schen Unterstützungsleistungenlosgesagt. Die Ressourcen aber auchBedarfe von Migrantinnen und Migranten treten <strong>im</strong> merdeutlicher zutage: Dies erfordert, auf der Arbeitsebene<strong>mit</strong> den Mitarbeitenden der Agenturen und ARGEn,ebenso wie <strong>mit</strong> Unternehmen und Trägern von Qualifizierungsangebotendas Gespräch zu suchen und kooperativeLösungen – für und gemeinsam <strong>mit</strong> den Betroffenen– zu gestalten. Dass sich hier Handlungsspielräumeidentifizieren lassen und diese Gestaltung möglichist, wird <strong>im</strong> Kapitel 2 aus unterschiedlicher Blickrichtungvorgestellt: Im ersten Beispiel wird <strong>mit</strong> einemFlyer aufgezeigt, dass das gemeinsame Auftreten unterschiedlicherTräger in der Öffentlichkeitsarbeit wichtigeImpulse für deren internes Selbstverständnis undihre externe Wahrnehmung leistet.Mit der Differenzierung unterschiedlicher Phasen desberuflichen <strong>Integration</strong>sprozesses – hier der Orientierungsphaseund der Berufswegebegleitung – werdenspezifi sche Instrumente für eine individuelle Berufswegeplanungin eine selbständige oder abhängige Beschäftigungpräsentiert. <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrengalt hier besonderes Augenmerk. Beratungsgutscheinekönnen dabei als ein neuer Zugang <strong>im</strong>Austausch zwischen den Arbeitsmarktakteuren undMigrationserstberatungsstellen wirken. Als Aspekte vonQualitätsentwicklung für individuelle Unterstützungsstrukturenwerden eine Empfehlung für Arbeitsmarktberatung,ein Instrument des Zielgruppenmonitoringssowie eine Bedarfsanalyse und Nutzerbefragung beschrieben.Für alle Projektaktivitäten wurde der engeKontakt zu den Mitarbeitenden der ARGEn und Arbeitsagenturengesucht, um Erfahrungen auszutauschenund Impulse für eine Opt<strong>im</strong>ierung der Unterstützungsleistungenzu geben.Nach gut zweijähriger Arbeit können wir resümieren:Wir haben viele neue Zugänge für Migrantinnen undMigranten in den Arbeitsmarkt geschaffen und sindkontinuierlich bemüht, diese <strong>mit</strong> den behördlichenStrukturen zu verzahnen. Solange diese Zugänge nochnicht auf Dauer gestellt sind, ist es unabdingbar, auchweiterhin ein spezielles migrationssensibles Angebotvorzuhalten.QualifizierungDie Debatte über die <strong>Integration</strong> von Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundwird in Deutschland stark dominiertvon einer Diskussion über notwendige Sprachkenntnisse.Im Rahmen dieser verdeckten Qualifi zierungsdebattewird der Schlüssel für eine (Arbeitsmarkt-) <strong>Integration</strong>einzig an einem best<strong>im</strong>mten Sprachvermögenfestgemacht. Da<strong>mit</strong> geht eine gefährliche Verkürzungder D<strong>im</strong>ensionen sozialer, wirtschaftlicher und kultureller<strong>Integration</strong> für eine gesamtgesellschaftlicheIntegra tion einher – ohne die Bedeutung von Spracheda<strong>mit</strong> in Abrede stellen zu wollen. In InBeZ habenwir uns dem Thema Qualifi zierung aus verschiedenenPerspektiven genähert, die der Sprachförderung in derÖffentlichkeit ihre Dominanz nehmen sollen. So wirdin „Sprache PLUS” zu jedem Zeitpunkt herausgestellt,dass eine Förderung der sprachlichen <strong>Kompetenz</strong>en fürerwachsene Migrantinnen und Migranten einzig in Verbindung<strong>mit</strong> berufsbezogenen Modulen sinnvoll ist.Mit dem gründungsspezifischen Deutsch, „Deutsch lernen<strong>im</strong> Museum“, und den Sprach<strong>mit</strong>tlern werden neueSchlaglichter auf Sprache als Schlüsselkompetenz präsentiert,die <strong>im</strong> Kontext von Existenzgründungsvorbereitungund gesellschaftlicher <strong>Integration</strong> greifen. DasThema Qualifi zierung wurde genutzt, um Akteure aus4


EINLEITUNGdem Feld Migration und Arbeitsmarkt in einer Kommunezusammenzubringen, wofür „SIMA Forum“ steht.Sprachförderung stellt zudem besondere Anforderungenan die Professionellen: Es geht um eine Erweiterungihrer Beratungskompetenz, um mündliche Sprachkompetenzenzu erkennen. Diese Qualifizierungsansätzewerden flankiert durch Methoden der Qualitätsentwicklung,die neben der Evaluation von Sprach- und <strong>Integration</strong>skursenein Maßnahmenmonitoring und Qualitätsstandardszur Opt<strong>im</strong>ierung von Arbeitsgelegenheitenvorsehen.Unsere Adressatinnen und AdressatenDiese Broschüre richtet sich an alle Arbeitsmarktakteureund Aktiven <strong>im</strong> Themenfeld „Migration und Arbeitsmarkt“:an alle Mitarbeitenden und Entscheidungs trägerin ARGEn/Optionskommunen und Arbeitsagenturen;an die Mitarbeitenden des BAMF, Migrationsberatungsstellen,Migrantenorganisationen, Fachberatungsstellenund arbeitsmarktbezogene Dienstleister, an Politikerinnenund Politiker auf Bundes-, <strong>Land</strong>es- und kommunalerEbene.Die Beschreibungen der verschiedenen Instrumente,Ansätze und Initiativen – hier auch Produkte genannt– sind als Kompendium aus allen Teilprojekten der EPInBeZ sowie der koordinierenden Stelle Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz zusammengetragenworden.Einige Produkte besitzen Empfehlungscharakter, andereDurchführungscharakter.Allen Autorinnen und Autoren lagen Anhaltspunkte füreine Gliederung zur Hand, dennoch ist der Broschüreund ihrem Ausdruck die Vielzahl an Verfassern und Verfasserinnengewollt anzumerken! Wir wollen neugierigmachen auf unsere Arbeit und einen intensiven Transferin andere Regionen anregen: Deshalb haben wir denProdukten konkrete Ansprechpersonen zugeordnet, dieSie als Expertinnen und Experten ihrer Arbeit kontaktierenkönnen!Innovationen als Charakterisierung der Ansätze unterschieden:a) Unter zielorientierten Innovationen sindneue Profile oder Inhalte zu verstehen; b) unter prozessorientiertenInnovationen werden neue didaktischeMethoden oder Verfahren verstanden; c) unter kontextorientiertenInnovationen strukturelle Änderungen.Zudem hat sich in unserer Arbeit eingebürgert, zwischenden operativen Mitarbeitenden, die die Projektaktivitätenumsetzen, und strategischen Partnern undPartnerinnen als Entscheidungsträgern in den öffentlichenund privaten Institutionen und Unternehmen zudifferenzieren.Wir danken an dieser Stelle herzlich allen Mitstreiterinnenund Mitstreitern, allen Kolleginnen und Kollegen,allen Partnerinnen und Partnern für ihre konstruktiveund engagierte Mitarbeit in dieser Entwicklungspartnerschaft.Ein besonderes Danke richtet sich an alle Autorinnenund Autoren der EP InBeZ , die durch ihr großes Engagementund ihre Kreativität diese Transfer-Broschüre zueinem anregenden Kompendium gemacht haben.Wir hoffen, dass Sie <strong>mit</strong> dieser Broschüre viele Impulsefür Ihre Arbeit finden und <strong>im</strong> Sinne einer gemeinsamenfachlichen Auseinandersetzung freuen wir uns auf IHREKontaktaufnahme!Nadine FörsterNationale Koordinatorin InBeZEQUAL-EntwicklungspartnerschaftInBeZ Informations- und BeratungsZentrenRhein-Saar-ElbeNun noch einige begriffliche Erläuterungen, die eng<strong>mit</strong> dem Förderprogramm EQUAL in Verbindung stehen.In den Beschreibungen wird zwischen drei Typen vonEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 5


Inhalt1. Öffentlichkeit herstellen ......................... 81.1 Öffentlichkeitsarbeit .............................. 101.1.1 Appell zur Förderungder Unternehmensgründung ..................... 121.1.2 Videoclip „<strong>Integration</strong>“.............................141.2 Aktivierung und Akzeptanzvon Migrantenorganisationen .................. 161.2.1 Aktive Vereine – Handbuch für Migran -tInnen-Organisationen als PartnerInnenfür <strong>Integration</strong> und Beschäftigung ............. 181.2.2 Aktive Vereine – BIB-Beraterin/Berater für <strong>Integration</strong> und Beschäftigung– Modulare Schulungsreihe fürMigrantInnen-Organisationen ................... 201.2.3 Verein(t) für Ausbildung und Qualifizierung . 221.3 Lokale Sensibilisierung:Netzwerke der lokalen Akteure ............... 241.3.1 Vorankündigung einer Veröffentlichung:Niedrigschwellige Zugänge der Arbeitsmarktberatung<strong>im</strong> Sozialraum ................... 261.3.2 Kooperatives Handeln in der Region– ein Gewinn für die Region ...................... 281.3.3 Netzwerkpartnertreffen– Aufbau eines lokalen Netzwerkes derregionale Akteure aus den BereichenMigration und Arbeitsmarkt ...................... 301.3.4 Lokale <strong>Kompetenz</strong>netzwerkefür die berufliche und soziale <strong>Integration</strong>von MigrantInnen ................................... 321.3.5 Leipzig TransfairModelle – Methoden – Mainstreaming ........ 341.4 Identifikation und Nutzunglokaler Ressourcen ................................ 361.4.1 Migrationsspezifische <strong>Kompetenz</strong>erweiterungfür eine professionelleExistenzgründungsberatung ..................... 381.4.2 Orientierung auf dem Arbeitsmarkt fürausländische HochschulabsolventInnen ...... 401.4.3 Erstellung einer Übersicht zulokalen Qualifizierungsangeboten .............. 421.5 Interkulturelle Öffnung ......................... 441.5.1 Interkulturelle Öffnung als Chancefür Verwaltungen .................................... 461.5.2 DiversiTeams .......................................... 482. Individuelle Unterstützungsstruktur ....... 502.1 Zusammenwirken der Hilfen .................. 522.1.1 Kundeninformation ................................. 542.1.2 Schnittstellen-Managementin einer Förderkette ................................ 562.1.3 Profildatenbank ...................................... 582.1.4 <strong>Integration</strong>smanagement ......................... 602.2 Orientierungsphase............................... 622.2.1 Schulung/Curriculum – Lebensweltundsozialraumbezogener Kurs .................. 642.2.2 Berufswegebegleitung und -beratungvon Migrantinnen und Migranten ............... 662.2.3 LEAS_ik© als Ausgangspunkteiner nachhaltigen Existenzgründung ......... 682.2.4 SEN_EX© „Existenzgründung– eine berufliche Alternative?“ .................. 702.2.5 Profiling – <strong>Kompetenz</strong>feststellung ............. 722.2.6 <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren .............. 742.2.7 <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren zurBerufswegeplanung– Modularisiertes Feststellungsverfahren .....766


2.2.8 Profilbaukasten .......................................792.2.9 Profilwerkstatt ........................................822.2.10 Überprüfung berufspraktischerFähigkeiten am Arbeitsplatz ...................... 842.2.11 Beratungsgutscheine ............................... 86ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLENINDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTURQUALIFIZIERUNG2.3 Berufswegebegleitung und Ver<strong>mit</strong>tlung ... 882.3.1 Coaching – Mainzer Brückein Arbeit und Ausbildung .......................... 902.3.2 Ehrenamtliches Mentoring ........................ 922.4 Qualitätsentwicklung ............................ 942.4.1 Fachkommentar als Empfehlungfür eine arbeitsbezogene migrationssensibleBeratung ................................... 962.4.2 Zielgruppenmonitoring ............................ 982.4.3 Bedarfsanalyse und NutzerInnenbefragung 1003. Qualifizierung ..................................... 1023.1 Sprache PLUS ...................................... 1043.1.1 Schulung„Türkischer Alphabetisierungskurs“ .......... 1063.1.2 Frauen – Sprache – Arbeitswelt ............... 1083.1.3 Bewerbungstraining <strong>mit</strong> themenbezogenerDeutschförderung <strong>im</strong> Gruppencoaching ... 1103.1.4 Arbeitsweltbezogene Sprachkursefür Migranten und Migrantinnen .............. 1123.1.5 Kursprogramm „GründungsspezifischesDeutsch – Türen zur eigenen Existenzin der Bundesrepublik Deutschland“ ......... 1143.1.6 Maßnahmebegleitendes berufsorientiertesSprachtraining (Deutsch) ...... 1163.1.7 Konzept „Deutsch lernen <strong>im</strong> Museum“ ...... 1183.1.8 Zertifikatslehrgang„Sprach<strong>mit</strong>tlerInnen (IHK)“.................... 1203.1.9 Männer, Migration und Arbeitin Deutschland ..................................... 1223.2 Weiterbildung für Akteure<strong>im</strong> lokalen Netzwerk ............................ 1243.2.1 Veranstaltungsreihe SIMA Forum ............. 1263.2.2 Erweiterung der Beratungskompetenz ...... 1283.2.3 Fortbildung für Beratendezur Sprachniveaueinschätzung ................ 1303.3 Qualitätssicherung ............................... 1323.3.1 Evaluation von Maßnahmender Arbeitsmarktintegration.................... 1343.3.2 Maßnahmenmonitoring ......................... 1363.3.3 Qualitätsstandards und Checklistezu Arbeitsgelegenheiten fürMigrantinnen und Migranten .................. 1384. Anhang4.1 Mitgliederverzeichnisvon InBeZ Rhein-Saar-Elbe .................... 1404.2 Facharbeitskreise <strong>im</strong> Netzwerk IQ– <strong>Integration</strong> durch Qualifizierung ........ 141Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 7


1. Öffentlichkeit herstellenÖffentlichkeit ist eine „Arena, in der Akteure Informationenherstellen, kommunizieren und konsumieren.“(Hamburger/Otto 1999, S. 9) 1 . Sie hat die Funktion,dass eine Transparenz lokaler und politischer Praxis füralle gesellschaftlichen Gruppen erreicht wird. Sie istdie Grundvoraussetzung für die Bearbeitung der verhandeltenThemen und sie zielt auf die begründete Entwicklungeiner öffentlichen Meinung. Die Strategien,die insbesondere <strong>im</strong> Kontext der Programme des EuropäischenSozialfonds betont werden, sind <strong>mit</strong> den BegriffenInformation und Sensibilisierung gefasst. DieÖffentlichkeit und da<strong>mit</strong> auch die Verantwortlichenaus Wirtschaft, Politik, Unternehmen und Verwaltungsollen über die entwickelten und umgesetzten Handlungsansätzeinformiert und für spezifi sche Problemzusammenhänge,die bisher noch nicht <strong>im</strong> gewünschtenMaße in den öffentlichen Diskurs gerückt werden,sensibilisiert werden.So gesehen ist Öffentlichkeit ein „Medium der Bildungpolitischer Urteile und zugleich ein Ort konflikthaftergesellschaftlicher Praxis“ (Schaarschuch 1999,S. 43) 2 . In diesem Verständnis formiert sich die praktischeArbeit der lokalen Akteure: Sie treten ein für dieEntwicklung von Argumenten, die auf der Grundlagepraktischer Arbeit <strong>mit</strong> gesellschaftlichen Gruppen (inunserem Fall MigrantInnen) entwickelt und einer erweitertenÖffentlichkeit zugeführt werden. Da<strong>mit</strong> betrittdie Arbeit die Ebene einer politisch diskursivenPraxis, die auf die Klärung (sozial- und arbeitsmarkt-)„politischer Fragen“ (Habermas 1990) 3 abzielt und aufeine öffentliche Argumentationspraxis angewiesen ist(vgl. Richter 1999, S. 27) 4 .Öffentlichkeitsarbeit ist ein Element des beruflichenHandelns in der sozialen und arbeitsmarktbezogenenPraxis. Öffentlichkeit herzustellen meint auf der Basisder praktischen Erfahrungen <strong>mit</strong> unterprivilegiertenGruppen gesellschaftliche, sozial- und arbeitsmarktpolitischeAussagen zu treffen, die in politisches Handelnübersetzt werden sollen. Soweit zur Theorie.Um eine Öffentlichkeit herzustellen bedarf es gut entwickelterund begründeter Strategien, die unterschiedlicheReichweiten aufweisen. Es geht darum zu zeigen,was sich in einem best<strong>im</strong>mten kommunalen Raum alswirksam herausgestellt hat und darüber hinaus für andereRegionen von Interesse sein könnte. Der Ort derGestaltung des Sozialen und der <strong>Integration</strong> von MigrantInnenin den Arbeitsmarkt sind die Kommunen und8


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLENdie in ihnen aktiven Netzwerke und Kooperationsbeziehungen.Jedes Instrument und Produkt, das dargestelltwird, ist ein Ergebnis eben dieser kommunalen Zusammenarbeit:Sie stellen einerseits Instrumente der Öffentlichkeitsarbeitdar und haben andererseits selbstschon neue Formen der Öffentlichkeit hervorgebracht.Die Kapitel sind so geordnet, dass die LeserInnen diedokumentierten Produkte <strong>im</strong> Kontext einer übergreifendenFragestellung lesen. Im Einzelnen geht es (1.1)um genuine und ganz klassische Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit(etwa Videoclips, Veranstaltungsformate).Ein weiteres Kapitel rückt (1.2) Migrantenorganisationenund Ansätze zu ihrer Aktivierung undAkzeptanz in den Mittelpunkt, wie z.B. Instrumente zurInformation und Qualifizierung der VertreterInnen vonMigrantenorganisationen <strong>im</strong> Bereich Arbeitsmarktintegration.Weiterhin werden (1.3) Ansätze, Methodenund Erfahrungen zur konkreten Ausgestaltung von lokalenNetzwerken vorgestellt. Hierzu gehören u.a. sozialräumlicheAnsätze der Arbeitsmarktberatung in derGemeinwesenarbeit oder das Transferprojekt „LeipzigTransfair“ zur Verbreitung erprobter Beispiele und Methoden.Ein weiteres Kapitel widmet sich ebenfalls demlokalen Arbeitsansatz, der Identifikation und Nutzunglokaler Ressourcen (1.4). Hier geht es um Instrumente,die die regionale Transparenz von Angeboten erhöhenoder um (Mainstreaming) Aktivitäten zur Sichtung undUnterstützung lokaler Ressourcen bei MigrantInnen.Das Thema Interkulturelle Öffnung (1.5) zielt auf ganzeigene Weise auf die Herstellung von Öffentlichkeit undbeschreibt Ansätze zur Prozessbegleitung von Behördenoder die gebündelten Erfahrungen aus der Arbeitin interkulturell zusammengesetzten Teams.1 Hamburger, Franz & Otto, Hans-Uwe: Die Sozialpädagogik undÖffentlichkeit. Weinhe<strong>im</strong> und München 1999. darin: dies.: DieSozialpädagogik und ihre Öffentlichkeit, S. 7-172 Schaarschuch, Andreas: Soziale Arbeit in der Öffentlichkeit- Öffentlichkeit in der Sozialen Arbeit. In Hamburger/Otto1999, S. 37-493 Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurtam Main 19904 Richter, Helmut: Zur Rückgewinnung kommunikativer Machtgegenüber einer gesteuerten Nachfrage. In Hamburger/Otto1999, S. 19-36Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 9


1.1 ÖffentlichkeitsarbeitÖffentlichkeitsarbeit zielt auf die Herstellung vonTransparenz, Bewusstsein, Sensibilisierung und Information.Sie versucht, auf die eigene Arbeit und die dahinterstehenden Themen und Zielgruppen aufmerksamzu machen. Der breiten Öffentlichkeit sollen so nichtnur die Bedürfnisse und (gesellschaftlichen) Problemlagenverschiedener Personengruppen, sondern auchentwickelte und erprobte Lösungsansätze und Strategienver<strong>mit</strong>telt werden.Auch die Mitarbeitenden in der EntwicklungspartnerschaftInBeZ haben sich in sehr vielfältigen Facettendem Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ gewidmet. Das gesamteIQ-Netzwerk und unsere Entwicklungspartnerschaftsind angetreten, die bisherige Perspektive in derThematisierung der gesellschaftli chen und beruflichen<strong>Integration</strong> von MigrantInnen zu wechseln: Nicht dieDefi zite, sondern die Ressourcen der Menschen <strong>mit</strong>Migrationshintergrund sollen <strong>im</strong> Vordergrund stehen.Wichtig war uns, eine kooperative Arbeit <strong>mit</strong> MultiplikatorInnenebenso wie das direkte Gespräch <strong>mit</strong> derZielgruppe zu suchen, die da<strong>mit</strong> selbst zu Wort kommensollte. Diese Devise war nicht nur Grundlage fürdie praktische Arbeit vor Ort und die sich daran anschließendeEntwicklung von Lösungsstrategien, sondernstand auch <strong>im</strong> Mittelpunkt jeglicher Öffentlichkeitsarbeit.Wenn es um die berufliche <strong>Integration</strong> von Migrant Innengeht, dann schließt dies auch die Unternehmensgründungvon Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund ein.Dieser beruflichen Alternative, den Gründungspotentialender Zielgruppe und dem da<strong>mit</strong> verbundenen Gewinnfür die Region wird in der öffentlichen Diskussionmeist nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Für unsereEntwicklungspartnerschaft hat das Thema lokale ethnischeÖkonomie und Existenzgründung von MigrantInnenvon Beginn an eine zentrale Rolle gespielt, auchgestärkt dadurch, dass die Koordination der EP die Federführungfür den Facharbeitskreis „Existenzgründungvon MigrantInnen“ <strong>im</strong> bundesweiten IQ-Netzwerkinnehat. Unter Kapitel 1.1.1 wird der „Mainzer10


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | ÖFFENTLICHKEITSARBEITAppell“ vorgestellt – eine Veranstaltung zur Sensibilisierungder Öffentlichkeit für das Gründungspotentialvon MigrantInnen durch eine gemeinsame Erklärungvon regionalen Gründungsintermediären. Dieses Veranstaltungsformatzeigt anschaulich, wie ein öffentlichkeitswirksamerAppell zur Förderung der Unternehmensgründunghergestellt werden kann.Ein ganz klassisches Instrument der Öffentlichkeitsarbeithat die Saarbrücker Initiative Migration und Arbeitsweltentwickelt: Den Videoclip „<strong>Integration</strong>“ (Kapitel1.1.2). Während üblicherweise VertreterInnen derMehrheitsgesellschaft definieren, was <strong>Integration</strong> bedeutet,wird in dem Videoclip diese Perspektive umgedreht.Hier schildern (neu) eingebürgerte MigrantInnenihr ganz persönliches Verständnis von <strong>Integration</strong>und berichten von ihren Erfahrungen. Die <strong>mit</strong> dem<strong>Integration</strong>sprozess verbundene Komplexität und gelegentlicheWidersprüchlichkeit wird sichtbar und zumGegenstand der öffentlichen Diskussion.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 11


1.1.1 Appell zur Förderungder Unternehmensgründung>Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Gründungspotentialvon Migrantinnen und Migranten durch den Mainzer AppellUnternehmensgründungen überregionale Netzwerke zum Erfolg führenDer Mainzer Appell zielt auf die regionale und überregionaleSensibilisierung von Gründungsintermediärenzur Ausschöpfung des Gründungspotentials von Migrantinnenund Migranten. Das regionale Netzwerk, indas sich die Agentur für Arbeit Mainz, die Kammern,die Kommune, der Ausländerbeirat und die <strong>Land</strong>esregierungRheinland-Pfalz einbringen, hat den Appellverfasst und über bundesweite Fachtagungen auf dieBedeutung der Unternehmensgründungen von Migrantinnenund Migranten für die lokale Ökonomie und<strong>Integration</strong> aufmerksam gemacht. Auf der Grundlageder praktischen Erfahrungen aus der Beratung undBeglei tung der Gründerinnen und Gründer ist ein lokalesHandlungsmodell entwickelt worden, das von allenwichtigen Akteuren aus dem Handlungsfeld der Existenzgründunggetragen wird. Kern des Modells ist dasin der ersten EQUAL-Förderphase entwickelte Vier-Phasen-Modell,das als Handlungsempfehlung an Politikund Wirtschaft aufbereitet wurde. Der Mainzer Appellund sein tragendes Netzwerk stehen anderen Regionenin der Bundesrepublik Modell (u.a. Dresden, Leipzig,Rostock, Saarbrücken und <strong>Bremen</strong>).Migrantinnen und Migranten als selbstständige Unternehmerinnenund Unternehmer in der Bundesrepublikbeschäftigen rund eine Million Menschen in über90 Branchen. Durch ihr unternehmerisches Handelnschließen sie Angebots- und Versorgungslücken in derkommunalen und regionalen Infrastruktur. Ihre hoheBereit schaft zu gründen kann jedoch bei ausbleibenderintensiver Beratung zu Ad-hoc-Gründungen führen.Dies hat zur Folge, dass die Unternehmen nicht langeam Markt überleben und der Unternehmer oder dieUnternehmerin sich in eine Schuldenfalle katapultiert.Da<strong>mit</strong> verbunden sind fehlende unternehmerische Erfahrungenin der Bundesrepublik und die da<strong>mit</strong> verknüpfteUnterschätzung formaler Anforderungen andie Unternehmens führung, die den Gründungserfolgentscheidend bedrohen können. Ferner sind für dieMigrantinnen und Migranten geringere Finanzierungsmöglichkeiten,etwa durch unzureichende Bereitstellungvon privaten und öffentli chen Krediten, festzustellen.Etwaige unzureichende sprachliche <strong>Kompetenz</strong>en <strong>im</strong>Deutschen (Wissen über best<strong>im</strong>mte Fachsprachen vonBehörden und Institutionen) erschweren den Gründungserfolgzusätzlich. Vor diesem Hintergrund ist inder Öffentlichkeit auf das Gründungspotential einerseitsund die Gründungsschwierigkeiten der Zielgruppeandererseits hinzuweisen und es ist die Entwicklungzielgruppenadäquater Beratungs- und Begleitungsstruktureneinzuleiten.Entwicklung und Umsetzung von Beratungsstandardsund BegleitstrukturenDer Mainzer Appell ist ein Verfahren, wie sich eine Regiondurch den Aufbau eines Netzwerkes zur Unterstützungvon Unternehmensgründungen zu dem Thema verhältund welche Strategien aus der Region in weitereüberregionale Zusammenhänge überführt werden können.Die Grundlage ist ein durch Experten entwickeltesund abgest<strong>im</strong>mtes Handlungsmodell, das als Vier-Phasen-Modellin die öffentliche Diskussion eingebrachtwurde. Im Zuge der Entwicklungspartnerschaft InBeZwird dazu ein umfassendes Dossier erstellt, das die we-12


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | ÖFFENTLICHKEITSARBEITDokumentationsentlichen lokalen und überregionalen Entwicklungenzusammen fasst und das Vier-Phasen-Modell einer erweitertenÖffentlichkeit nahe bringt.Der Mainzer Appell und das zugrunde liegende Handlungsmodellstellen eine strukturorientierte Innovation,insbesondere für die Rechtskreise des SGB II undIII dar, indem erstens die notwendige netzwerkbasierteUmsetzung begründet, zweitens Beratungsmodelle undQualifizierungsansätze in ihrer strukturellen Einbettungvorgestellt und drittens die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> derZielgruppe als notwendiges Strukturelement verdeutlichtwerden.Das Vier-Phasen-Modell, das dem Mainzer Appell zuGrunde liegt, folgt bewährten Methoden zur Informationund Orientierung, Beratung und Qualifizierung sowiedes Coachings der Gründerinnen und Gründer undorientiert sich an ausgewiesenen, von dem Facharbeitskreis„Existenzgründung für Migrantinnen und Migranten”gemeinsam <strong>mit</strong> dem Verband Deutscher GründungsinitiativenVDG entwickelten Qualitätsstandards.Der Mainzer Appell und seine Organisation in der <strong>Land</strong>eshauptstadtMainz ist auf verschiedenen Ebenen dokumentiertund für Interessierte <strong>im</strong> Internet abrufbar(www.intqua.de, www.ism-mainz.de, www.inbez.de).Es liegt ein Dossier vor, das die verschiedenen Etappenauf lokaler und überregionaler Ebene und das Vier-Phasen-Modellzur erfolgreichen Gründung beinhaltet. Fernerliegen ausgearbeitete Vorträge sowie Beratungsmodellefür weitere Regionen vor, die ein ähnlich gelagertesVorgehen wählen.Kontaktism – Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V.Hans Peter FrühaufDr. Ralf SängerAugustinerstr. 64-6655116 MainzTelefon 06131/32 84 88, Fax: 06131/32 84 89>>hans-peter.fruehauf@ ism-mainz.deralf.saenger@ism-mainz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 13


1.1.2 Videoclip „<strong>Integration</strong>“>Das Video zeigt Interviews <strong>mit</strong> Eingebürgertenzu ihrem persönlichen Verständnis von <strong>Integration</strong>Perspektivwechsel: <strong>Integration</strong>aus Sicht von EingebürgertenIn der öffentlichen <strong>Integration</strong>sdebatte defi nieren inder Regel Vertreter und Vertreterinnen der Mehrheitsgesellschaft,was Inte gration bedeutet. Es werden dafürvermeintlich harte Indikatoren angeführt wie Deutschkenntnisse,Arbeit, Nachbarschaftskontakte etc. Mitdem Videoclip, in dem Personen, die gerade eingebürgertwurden oder die Einbürgerung beantragt haben,nach ihrem <strong>Integration</strong>sverständnis befragt wurden,sollte die Perspek tive einmal umgedreht werden. Durchdiese Spiegelung wird erreicht, dass die Komplexität,Ungleichzeitigkeit und <strong>mit</strong>unter auch Widersprüchlichkeitvon <strong>Integration</strong>sprozessen sichtbar und zum Gegenstandder Diskussion wird.Die Einbürgerungsfeier, zu der die Oberbürgermeisterinder <strong>Land</strong>eshauptstadt Saarbrücken einmal <strong>im</strong> Jahreinlädt, diente zwe<strong>im</strong>al während der Projektlaufzeit alsRahmen für die Vorstellung des Videoclips.Das Video: Sieben PerspektivenSieben Migrantinnen und Migranten, unterschiedlichsterHerkunft, wurden jeweils die gleichen folgendenFragen gestellt.• Fühlen Sie sich hier integriert und woran erkenntman, dass Sie integriert sind?• Was bedeutet es für Sie, einen deutschen Pass zuhaben?• Was bedeutet Ihnen Saarbrücken?Das Video dauert etwa sieben Minuten.Individuelle Erfahrungen und StrategienDie Interviews wurden an ganz verschiedenen Orten,<strong>im</strong> beruflichen sowie <strong>im</strong> privaten Umfeld, geführt. Ausden Sprachaufzeichnungen und Fotos ist eine Collageentstanden, die ergänzt wurde durch die Einblendungvon biografischen Daten wie Name, Beruf und Aufenthaltsdauerin Deutschland.Entsprechend ihren <strong>Integration</strong>sleitlinien ist die <strong>Land</strong>eshauptstadtSaarbrücken bemüht, die „identifikatorische<strong>Integration</strong>“ ihrer BürgerInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundzu stärken und ihnen dazu Angebote zumachen, sich <strong>mit</strong> ihrer Stadt, in der sie leben, zu identifizieren.Mit der Frage „Was bedeutet Ihnen Saarbrücken?“wurde deshalb auch bewusst der Bezug zur Kommunehergestellt. Aus den Interviews wurde auch deutlich,welchen Stellenwert die Zuwanderer selbst demThema „Arbeit“ in ihrem persönlichen <strong>Integration</strong>sprozessbe<strong>im</strong>essen und dass sie ganz unterschiedlicheStrategien eingeschlagen haben, um der beruflichenDequalifi zierung und Arbeitslosigkeit zu entgehen:(Teilzeit-)Existenzgründung, Weiterbildung, räumlicheMobilität bei der Arbeitsuche etc.Be<strong>im</strong> Einsatz des Videoclips als Gestaltungselement fürdie Einbürgerungsfeier hat sich gezeigt, dass diesesInstrument durch seinen biografi schen Ansatz dazubeitragen kann, dass Migrantinnen und Migranten ein„Ge sicht“ und eine Geschichte bekommen. Für den Zuschauersind die erstaunlich vielfältigen Antworten aufdie Fragestellungen interessant, die einen Eindruck gebenvon den individuellen Erfahrungen, Einstellungenund Sichtweisen der Interviewten.Durch die gewählte Form – gesprochener Text zum Standbildder Person, eingeblendete biografische Kurzvorstellungder Befragten – wird eine Spannung aufgebaut,die eine besondere Aufmerksamkeit erzeugt.14


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | ÖFFENTLICHKEITSARBEITVoraussetzungen der VideoproduktionDie Erstellung des Videos erforderte einen relativ hohenZeitaufwand (Auswahl der geeigneten Personen, Terminvereinbarungen,geeignete Räume für die Tonaufnahmefi nden etc). Die Interviews wurden an unterschiedlichenOrten geführt. Durch die vielfältigen per sönlichenKontakte, die das Zuwanderungs- und Inte grationsbüro zu MigrantInnen und MultiplikatorInnen inSaarbrücken unterhält, war der Zugang zur Zielgruppeunproblematisch. Der Videoschnitt erforderte Fachwissen,deshalb wurde das Produkt <strong>mit</strong> Unterstützungeines professionellen Videoproduzenten hergestellt.Be<strong>im</strong> Fotografen handelte es sich um eine Person, diegleichzeitig Teilnehmer am Sprach<strong>mit</strong>tler-Lehrgang(siehe 3.1.8 „Sprach<strong>mit</strong>tler“) und Existenzgründer <strong>im</strong>Bereich Mediengestaltung war.Medium für die ÖffentlichkeitsarbeitDie öffentliche Präsentation des Videoclips erfolgte beiden Einbürgerungsveranstaltungen <strong>im</strong> Rathausfestsaalzu Saarbrücken am 7. Juni 2006 und am 5. Juni 2007.Eine Übertragung der Idee für andere Anlässe dieserArt ist denkbar. Sie ist zeitgemäß und trägt in hohemMaße zur visualisierten Wissensver<strong>mit</strong>tlung bei.Das Medium Video eröffnet hierbei ein großes Spektruman Gestaltungsspielraum.Allgemeine Informationen• Der Videoclip liegt in digitaler Form vor – ca. 7 Min.• Erforderliche Ressourcen: (1) für die Interviews: digitalesTonaufnahmegerät, Digitalkamera, (2) fürdie Erstellung: qualifizierte Person <strong>mit</strong> Kenntnissenauf Gebiet der Videoproduktion, (3) für die Präsentation:CD-Player, Beamer, ProjektionsflächeKontakt<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenZuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüroSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAVeronika KabisGroßherzog-Friedrich-Str. 166104 SaarbrückenTelefon 0681/9 05 15 59>vkabis@s<strong>im</strong>a-inbez.deFITT gGmbHWolfgang VogtGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/58 67 66 02>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.de• NutzerInnen <strong>im</strong> Bereich der Öffentlichkeitsarbeit:Kommunen, Behörden, Einrichtungen des sozialenBereichs etc. (adaptierbar auf andere Bereiche).Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 15


1.2 Aktivierung undAkzeptanz von MigrantenorganisationenDie Bedeutung von Migrantenorganisationen für die Gestaltungintegrativer Prozesse wurde in Deutschlandlange Zeit von Politik und Gesellschaft unterschätzt.Ehemals als „ausländische Vereine” bezeichnet, in denenZugewanderte unter sich blieben, wurde ihnen vielmehreine desintegrierende Wirkung zugeschrieben.Inzwischen hat man jedoch erkannt, dass Migrantenorganisationenseit Jahrzehnten eine wichtige sozialeund gesellschaftliche Funktion ausfüllen und wichtigePartner für eine zukünftige <strong>Integration</strong>sarbeit sein können.Zu diesem Sinneswandel hat insbesondere eineUmkehr in der <strong>Integration</strong>spolitik beigetragen. Wurdein der Vergangenheit ausschließlich auf die Kompensationvon vermeintlichen Defiziten von MigrantInnen gesetzt,so liegt der Fokus nunmehr auf dem Erkennenund Stärken vorhandener Potentiale der zugewandertenBevölkerung. Dieses Prinzip findet mehr und mehr Eingangin nationale und europäische Programme, die da<strong>mit</strong>einen ressourcenorientierten Ansatz verfolgen undMigration als Potential für die Aufnahmegesellschaftverstehen.Migrationsbedingungen sind und waren <strong>im</strong>mer Anlasszur Selbstorganisation. Migrantenorganisationen stelleneinen Bereich unserer Gesellschaft dar, der einenentscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Partizipationund <strong>Integration</strong> von Zugewanderten leistet. Sieübernehmen wichtige Mittler- und Brückenfunktionenund tragen zur Identitätsstärkung ihrer Mitglieder bei.Das Engagement vieler Migrantenorganisatio nen hilftEinwanderern, sich in die neue Gesellschaft einzuleben16


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | AKTIVIERUNG UND AKZEPTANZ VON MIGRANTENORGANISATIONENund soziale Netzwerke aufzubauen. Sie wirken durchihre Aktivitäten und Dienstleistungen in die deutscheMehrheitsgesellschaft hinein – durch Ver<strong>mit</strong>tlung vonwichtigem Alltagswissen oder etwa durch Hilfen bei derschulischen <strong>Integration</strong>. Sie sind auch für die politischeMeinungs- und Willensbildung sowie für die sozialeOrientierung der Zugewanderten maßgeblich und unterscheidensich von vielen anderen Vereinen dadurch,dass sie stärker in den Lebensalltag wirken.Die meisten Migrantenorganisationen haben diese Rollelängst erkannt und übernehmen Verantwortung <strong>im</strong> <strong>Integration</strong>sprozess.Untersuchungen zeigen allerdings,dass sie unter erschwerten Rahmenbedingungen wirken:So geben Aktive an, dass die knappen finanziellenRessourcen eine aktivere Rolle verhindern.Sie bemängeln,dass es ihnen an Unterstützung und An erkennungseitens der Institutionen und der Politik fehlt, und benenneneinen hohen Bedarf an fachlicher Unterstützungund an Weiterbildungsangeboten.Um Migrantenorganisationen als elementare Akteure in<strong>Integration</strong>sprozesse einzubinden, muss genau an dieserStelle angesetzt werden: Das Handbuch „Aktive Vereine“(1.2.1) greift diesen Ansatz ebenso auf wie dieBIB-Qualifi zierungsreihe (1.2.2), die gemeinsam <strong>mit</strong>MigrantInnen abgest<strong>im</strong>mte Module zur BeraterIn für<strong>Integration</strong> und Beschäftigung umfasst. Mit „Verein(t)für Ausbildung und Qualifizierung“ (1.2.3) wird auf denerfolgreichen Transfer des Beruflichen QualifizierungsnetzwerksBQN verwiesen, der für die konsequente Einbindungvon Migrantenorganisationen steht.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 17


1.2.1 Aktive Vereine>Handbuch für MigrantInnen-Organisationenals PartnerInnen für <strong>Integration</strong> und BeschäftigungProfessiona lisierung vonMigrantInnenorganisationen nachden Prinzipien des EmpowermentDas Handbuch fördert die Organisationsentwicklung undProfessionalisierung von MigrantInnen-Organisationenund unterstützt ihre Bereitschaft, sich stärker in denBereichen <strong>Integration</strong> und Arbeitsmarkt zu engagieren.Aktivitäten der Vereine werden angeregt und nachhaltigunterstützt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Kooperation<strong>mit</strong> anderen, etablierten Arbeitsmarktakteurenauf lokaler Ebene.Zentrales Anliegen des Handbuches ist die gleichberechtigteTeilhabe von MigrantInnen an den wirtschaftlichen,sozialen und politischen Ressourcen unserer Gesellschaft.Hauptaspekt ist die Förderung von <strong>Integration</strong>in den Arbeitsmarkt.Für die <strong>Integration</strong> der in Deutschland lebenden Migrantinnenund Migranten spielt der Arbeitsmarkt einezentrale Rolle. Arbeitsmarktzugänge und ihre partizipativeGestaltung sind Schlüsselthemen, wenn es um <strong>Integration</strong>geht. Die Bedeutung von MigrantInnen-Organisationenfür die Gestaltung integrativer Prozesse insbesondereauf kommunaler Ebene wurde lange Zeitunterschätzt. Mittlerweile rückt allerdings ihre sozialstabilisierende und integrative Funktion stärker in denBlick, wobei ihre Ressourcen und Potentiale, gerade <strong>im</strong>Hinblick auf eine besser gelingende <strong>Integration</strong> in denArbeitsmarkt aber bei weitem noch nicht ausgeschöpftsind.Die Vereine sollen <strong>mit</strong> diesem Handbuch in ihren wichtigenTätigkeiten unterstützt und gestärkt werden.Dazu gehört beispielsweise auch die bessere Vernetzungauf kommunaler Ebene. Das Handbuch richtet sichinsbesondere an Personen und Vereine, die bereits ersteSchritte auf dem Weg zur Professionalisierung gemachthaben, oder kurz davor stehen. Professionalisierungbezieht sich in diesem Zusammenhang auf soziale, kulturelleund politische Bemühungen, eine fachlich fundierte,anerkannte und wertgeschätzte Arbeit (auchfinanziell) mindestens auf kommunaler Ebene zu leistenbzw. leisten zu können. Die MigrantInnen-Organisationenqualifizieren sich zu neuen Ansprechpartnernkommunaler Verwaltung und Politik – in Ergänzung zuklassischen Anbietern sozialer Leistungen.Darüber hinaus ist das Handbuch auch interessant fürTräger von Fort- und Weiterbildung, die ihr Angebotsspektrumum ziel- und bedarfsgerechte Qualifizierungenfür MigrantInnen-Organisationen erweitern oderergänzen möchten.MigrantInnen sowie ihre Interessenvertretungen könnenihre Potentiale nur dann ausschöpfen, wenn sie alsgleich berechtigte PartnerInnen anerkannt sind. EchtePar ti zipation <strong>im</strong> Sinne gleichberechtigter Teilhabe angesellschaftlichen Ressourcen verlangt danach, MigrantInnen-Organisationennach den Prinzipien des Empowermentzu unterstützen. Durch die Nutzung desHandbuches werden bisher brachliegende Potentialeerschlossen. Hier wird sowohl der un<strong>mit</strong>telbare Nutzenfür Einzelne und Organisationen sichtbar, als auch derWert für andere gesellschaftliche Akteure und Arbeitsmarktakteure:Sie können so neue PartnerInnen gewinnenund ihre eigenen Angebote opt<strong>im</strong>ieren.18


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | AKTIVIERUNG UND AKZEPTANZ VON MIGRANTENORGANISATIONENFach- und Praxiswissen,Anregungen, Tipps und ÜbungenHandbuch als Grundlagen- undLehrmaterial einsetzbarIm Handbuch für MigrantInnen-Organisationen werdenzentrale Inhalte der BIB-Qualifi zierungsreihe (Kap.1.2.2) zugänglich gemacht. Nach einer allgemeinenEinführung in das Thema enthält das Handbuch die KapitelKommunikation und interkulturelle <strong>Kompetenz</strong>,Wissensmanagement, Netzwerkarbeit, Beratung undRolle der MultiplikatorInnen, ergänzt durch zahlreicheAnhänge, Übungsblätter und weiterführende Informationen.Die Kapitel gliedern sich jeweils in eine fachlicheEinführung, eine Beschreibung der Praxis in denVereinen sowie Anregungen, Tipps und Übungen. DasHandbuch greift die Potentiale und Möglichkeiten derMigrantInnen-Organisationen auf und liefert Ansätzezur Weiterentwicklung bestehender Angebote.TransferfähigkeitDie Texte und Anregungen <strong>im</strong> Hauptteil sind so verfasst,dass sie ohne weitere Änderungen bundesweitanwendbar sind. Der Hauptteil besteht aus Texten undÜbungen zur Opt<strong>im</strong>ierung der Vereinsarbeit. Die Ergänzungenschließlich greifen lokale und regionale Besonderheitenauf (z.B. Anlaufstellen, Adressen, Netzwerkpartner)und können bei Bedarf um entsprechendeInformationen aus anderen Regionen ersetzt oder ergänztwerden.Das Material wird in gedruckter Form in einem Ringordnererscheinen und soll auch auf CD-ROM erhältlichsein. Die Lose-Blatt-Heftung ermöglicht es denNutzerInnen, das Handbuch um passgenaue Informationenund anderes Material zu ergänzen. Es ist dahereine geeignete Grundlage für autodidaktische Studienund kann auch als Lehrmaterial für entsprechendeSchulungsangebote für, von und <strong>mit</strong> MigrantInnen-Organisationengenutzt werden.Allgemeine InformationenHandbuch, DIN A 4, Ringordner (Lose-Blatt-Sammlung)und CD-ROM für aktive Mitglieder aus MigrantInnen-Organisationen, Anbieter von Fort- und WeiterbildungKontaktAGARP – Arbeitsgemeinschaft der AusländerbeiräteRheinland-PfalzMiguel VicenteFrauenlobstr. 15-1955118 MainzTelefon 06131/63 84 35 oder 60 40 82>>agarp@t-online.demiguel.vicente@agarp.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 19


1.2.2 Aktive Vereine>BIB-Beraterin/ Berater für <strong>Integration</strong> und BeschäftigungModulare Schulungsreihe für MigrantInnen-OrganisationenVereins<strong>mit</strong>glieder beraten: Qualifizierungvon MultiplikatorInnen in Vereinenals Beraterin/Berater für <strong>Integration</strong> undBeschäftigung (BIB)Mit der modularen Qualifi zierungsreihe BIB wird dieProfessionalisierung von MigrantInnen-Organisationenund ihre Bereitschaft gefördert, sich unterstützend fürihre Mitglieder zu engagieren. Ziel ist, die MigrantInnen-Organisationen bei ihren integrativen Aktivitäten zu fördern,insbesondere in den Bereichen Ausbildungs- undArbeitsmarkt.Für die <strong>Integration</strong> der in Deutschland lebenden MigrantInnenspielt der Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle.Die Verbesserung der Arbeitsmarktzugänge ist einSchlüsselthema, wenn es um <strong>Integration</strong> geht: Dienoch <strong>im</strong>mer anzutreffende und desillusionierend wirkendeDefi zitorientierung soll zugunsten von Angebotenaufgegeben werden, die <strong>Kompetenz</strong>en sichtbarmachen und fördern. Hier setzt die QualifizierungsreiheBIB an: Sie wendet sich an MigrantInnen-Organisationenzur Stärkung von <strong>Kompetenz</strong>en und Chancen.Ebenso gilt das Angebot für Vereine, engagierte Personenund Anbieter von Fort- und Weiterbildungsangeboten,um deren partizipative, soziale, kulturelle undpolitische Bemühungen zu unterstützen und so einefachlich fundierte, anerkannte und wertgeschätzte <strong>Integration</strong>sarbeitmöglich zu machen.Durch die Qualifizierung von Vereinen und MultiplikatorInnen(BIB) werden bisher brach liegende Potentialein vielen Bereichen erschlossen und gleichzeitigintegrative und sozial stabilisierende Funktionen unterstützt.Bausteine: Schulung, Reflektion,Kolloquien, individuelle UnterstützungDie Inhalte und Formen der Schulungsreihe wurdenpart nerschaftlich <strong>mit</strong> den MigrantInnen-Organisationenentwickelt und bedarfsorientiert bearbeitet. Angebotezur besseren Vernetzung der Akteure auf kommunalerEbene ergänzen das Curriculum, fördern den Austauschund verschaffen so<strong>mit</strong> Möglichkeiten, Interessen besserund nachhaltiger einzubringen und zu vertreten. Hierdurchwird die Qualifizierung von MigrantInnen-Organisationenals Ansprechpartner kommunaler Verwaltungund Politik unterstützt.Die Schulungsreihe setzt sich aus verschiedenen Bausteinenzusammen.••••Modulare Schulungseinheiten (14-tägig, nach<strong>mit</strong>tags)Reflektionsgespräche (nach Bedarf)KolloquiumEigene Thematik, z.B. Unterstützung bei BewerbungenModulare Schulungseinheiten fi nden in der Gruppestatt und sind thematisch so aufgebaut, dass neue MultiplikatorInnenjederzeit ein- und aussteigen können.Die Reflektionsgespräche, insbesondere für die beratendenTätigkeiten <strong>im</strong> Verein, werden individuell undnach Bedarf angeboten. Dadurch wird die kontinuierlicheWeiterentwicklung (persönlich und fachlich) unterstützt.Kolloquien finden auf Anregung und Wunschder MultiplikatorInnen vertiefend zu den Modulthemenstatt. Im Rahmen der Qualifizierung besteht die Möglichkeit,Unterstützung bei eigener Betroffenheit durchArbeitslosigkeit zu erhalten.20


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | AKTIVIERUNG UND AKZEPTANZ VON MIGRANTENORGANISATIONENDie Qualifizierungsreihe wurde in einer einjährigen intensivenVorbereitungsphase entwickelt und durch Gesprächeund Bedarfsabgleiche <strong>mit</strong> interessierten PartnerInnenopt<strong>im</strong>iert. Da die Teilnahme grundsätzlichfreiwillig ist, waren Aktivitäten zur TeilnehmerInnengewinnungvon Anfang an besonders wichtig. Die Qualifizierungsreihe dauerte sechs Monate, angebotenwurden folgende Themen unter der Leitlinie, in allenModulen die Querschnittsthemen Interkulturelle <strong>Kompetenz</strong>,Beratung sowie Wissensmanagement zu berücksichtigen:Arbeitsmarkt, Zuwanderungsrecht, Allgemeines Gleichstellungsgesetz(AGG), Kommunikation und Gesprächsführung,Rolle des Multiplikators und der Multiplikatorinund Selbstverständnis des Vereins, Organisation,Netzwerkarbeit, Neue Sprache Deutsch.TransferfähigkeitDie Qualifizierungsreihe BIB ist ein innovatives Angebot.Die Module und deren Inhalte sind so verfasst,dass sie ohne größere Änderungen oder Ergänzungenanwendbar und so<strong>mit</strong> in andere Regionen transferierbarsind. Kommunale und regionale Besonderheiten könnenohne allzu großen Aufwand in die Module eingepasstwerden.KontaktinformationenAGARP – Arbeitsgemeinschaft der AusländerbeiräteRheinland-PfalzIAP – <strong>Integration</strong>-Arbeit-PartizipationMiguel VicenteFrauenlobstr. 15-1955118 MainzTelefon 06131/63 84 35 oder 60 40 82>miguel.vicente@agarp.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 21


1.2.3 Verein(t) für Ausbildung und Qualifizierung>Netzwerk von Migrantenorganisationenzur Stärkung der Multiplikatorenarbeit in VereinenBerufliches QualifizierungsnetzwerkRheinland-PfalzIn Rheinland-Pfalz haben sich MultiplikatorInnen ausMigrantenorganisationen zu einem Beruflichen Qualifizierungsnetzwerk RheinlandPfalz (BQN RLP) zusammengeschlossen.Dieses Netzwerk geht aus dem vomBundesministerium für Bildung und Forschung gefördertenProjekt BQN RLP hervor. Das BQN RLP wird seit2006 <strong>mit</strong> Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Soziales,Gesundheit, Familie und Frauen und des EuropäischenSozialfonds weitergeführt und ist zugleich ein wichtigesTeilelement der EQUAL-EntwicklungspartnerschaftInBeZ Rhein-Saar-Elbe.Die MultiplikatorInnen entwickeln in Zusammenarbeit<strong>mit</strong> arbeitsmarktpolitischen Akteuren Strategien zurnachhaltigen Unterstützung Jugendlicher und Erwachsener,beispielsweise <strong>mit</strong> lokalen Hilfen und Begleitstrukturensowie spezifi schen Informationsveranstaltungenin den Vereinen.Dieser innovative Netzwerkansatz wird vom TürkischenGeneralkonsulat zu Mainz aktiv unterstützt. In dasNetzwerk sind VorbeterInnen (Imame) aus den DITIB-Vereinen in Rheinland-Pfalz und <strong>im</strong> Saarland integriert.Gemeinsam <strong>mit</strong> den Koordinatoren des BQN RLP, derEntwicklungspartnerschaft InBeZ und ExpertInnen ausdem (Aus- und Weiter-) Bildungsbereich werden lokaleund regionale Modelle entwickelt und die Rolle derVorbeterInnen <strong>im</strong> Netzwerk geschärft. Dieser Ansatz ist<strong>mit</strong> dem Generalkonsulat, der Botschaft der TürkischenRepublik und dem zuständigen Ministerium in der Türkeiabgest<strong>im</strong>mt.Vereins<strong>mit</strong>glieder und Imamesind engagiertDie Ansprache und Einbindung der Imame ist als Seminarreiheorganisiert, die in verschiedenen DITIB-Vereinenin Rheinland-Pfalz organisiert wird. Im Einzelnengeht es um:• Feststellung des Bedarfs und Zielentwicklung• Wissen über Strukturen und Inhalte lokaler undregionaler Aus- und Weiterbildungsangebote• Entwicklung von Kooperationsformen <strong>mit</strong> Schulen,Betrieben, Akteuren des Arbeitsmarktes und der Verwaltung• Erarbeitung von Handreichungen(Infomaterial, Checklisten)22


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | AKTIVIERUNG UND AKZEPTANZ VON MIGRANTENORGANISATIONENKooperation <strong>mit</strong> dem Türkischen Generalkonsulatauch in Berlin erfolgreichTransfermöglichkeiten der Veranstaltungsformateund SeminarreiheAufgrund der erfolgreichen Arbeit in Rheinland-Pfalzwurde die Initiative nach Berlin transferiert. In Kooperation<strong>mit</strong> dem Türkischen Generalkonsul zu Berlin,den rheinland-pfälzischen Akteuren und dem BerlinerUnternehmen Arbeit und Bildung e.V. von der EQUAL-Entwicklungspartnerschaft Kumulus Plus sind Schulungenvon VorbeterInnen, MultiplikatorInnen, Lehrer-Innen sowie Vereinsvorständen in Gang gesetzt worden.• Über die Koordination <strong>im</strong> Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V. steht das Netzwerk weiterenAkteuren und Projektierungen offen. Ansprachenund Einbindungen von Generalkonsulaten werdenvom BQN RLP organisiert.• Veranstaltungsformate für die Zielgruppe der MultiplikatorInnenliegen vor. Eine Übersicht über dieSeminarreihe <strong>mit</strong> den VorbeterInnen wird erstellt.Kontaktism – Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V.InBeZ Teilprojekt Beratung und TransferHans Peter FrühaufAugustinerstr. 64-6655116 MainzTelefon 06131/32 84 88www.ism-mainz.de>hans-peter.fruehauf@ ism-mainz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 23


1.3 Lokale Sensibilisierung:Netzwerke der lokalen AkteureDas Handlungsfeld der <strong>Integration</strong> von MigrantInnen inden Arbeitsmarkt weist hinsichtlich der Angebote undder Bedarfe sowohl der KundInnen als auch der Akteureein hohes Maß an Heterogenität auf. Träger der freienWohlfahrtspflege, Bildungsträger, die Arbeitsverwaltung,Kommune und <strong>Land</strong>, aber auch kommunale Behördenwie die Ausländerbehörde oder statistische Ämtersind Akteure in diesem Handlungsfeld. Dies spiegeltsich in der Vielfalt der Angebote wider. Fragen der beruflichen<strong>Integration</strong> spielen in (fast) allen Angebotenals Querschnittsthema eine Rolle, weit über die Beratungssettingsder Agentur für Arbeit bzw. ARGE hinaus.Die Heterogenität der <strong>Land</strong>schaft wird nur selten voneiner effektiven Vernetzung begleitet.Diese Gleichzeitigkeit kann in der Konsequenz zu mangelnderTransparenz (für die KundInnen und die Akteure),parallel laufenden Beratungsprozessen und feh-lenden Kommunikationsstrukturen zwischen den Akteuren,Doppelfinanzierungen und einem ineffektivenRessourceneinsatz führen. Eine opt<strong>im</strong>ierte lokale <strong>Integration</strong>spolitikund eine erfolgreiche <strong>Integration</strong>sberatungund -begleitung brauchen Vernetzung. Eine solcheVernetzung wurde in der Vergangenheit meist unsystematischpraktiziert, angeleitet und gemanagt. InInBeZ wurden unterschiedliche Formen der vernetztenZusammenarbeit aufgebaut und systematisch analysiert.Das Netz <strong>mit</strong> der konzen triertesten räumlichenAusdehnung ist aus der Zusammenarbeit von Gemeinwesenarbeit(GWA) und ARGE in einem Stadtteil vonSaarbrücken entstanden (1.3.1). Fachliche Impulse undModeration haben in Ludwigshafen zu einer Sensibilisierungder regionalen Akteure geführt (1.3.2). Stärkerauf Zusammenarbeit hat das Netzwerk <strong>im</strong> Rhein-Hunsrück (1.3.3) gesetzt, das unter der Federführung24


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEUREder Kreisverwaltung die Akteure an einen Tisch brachte.Der Aspekt des fachlichen Austauschs über Rahmenbedingungen,Aufgaben und Lösungsansätze steht <strong>im</strong>Mittelpunkt des „Lokalen <strong>Kompetenz</strong>netzwerks“ (1.3.4)aus Saarbrücken. Für alle lokalen oder regionalen Vernetzungenergibt sich die Notwendigkeit, in überregionaleStrukturen eingebunden zu sein. Die Potentialeeiner solchen Vernetzung zeigt „Leipzig Transfair“(1.3.5) sehr eindrücklich.Welche Netzwerkform erfolgversprechend ist, hängt vonder Situation vor Ort ab. Mit allen Formen der Vernetzungkönnen Schnittstellen opt<strong>im</strong>iert, <strong>Integration</strong>sprozesseverbessert, Absprachen zwischen den Akteurengetroffen und da<strong>mit</strong> Doppelfinanzierungen und einemineffektivem Ressourceneinsatz entgegengewirkt werden.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 25


1.3.1 Vorankündigung einer Veröffentlichung:>Niedrigschwellige Zugänge der Arbeitsmarktberatung <strong>im</strong> Sozialraum– unter besonderer Berücksichtigung der Praxis von Gemeinwesenarbeitin einem Saarbrücker StadtteilArbeitsansatz GemeinwesenarbeitAuswertung und Vergleich <strong>mit</strong>sozialräumlichen ArbeitsansätzenDie Arbeit des EQUAL-Projektes „Saarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt“ <strong>im</strong> BürgerInnenZentrumBrebach stellt <strong>mit</strong> seinem Arbeitsansatz der Gemeinwesenarbeitin der Gesamt-EP InBeZ und <strong>im</strong> IQ-Netzwerkeine Besonderheit dar. So ist es interessant, diesen Arbeitsansatznäher auf seine Besonderheiten und Wirksamkeitenhin zu untersuchen.Praxisprojekte werden dokumentiert undauf ihre Übertragbarkeit hin überprüftAusgehend von den vom BürgerInnenZentrum vorgelegtenDokumentationen der durchgeführten Praxisprojekte(z.B. Berufliche Orientierungskurse, Beratungsprojekt)werden die vorgelegten Ergebnisse reflektiert,Besonderheiten, Abgrenzungen und Lokalspezifika herausgearbeitetsowie überprüft, welche Elemente direktund/oder modifiziert übertragen werden können.• Auswertung der Praxisprojekte und deren Dokumentation• Interviews und gemeinsame Auswertungstreffen <strong>mit</strong>beteiligten Akteuren (Mitarbeitende <strong>im</strong> Gemeinwesenprojekt,ARGE, Teilnehmende)• Vergleich <strong>mit</strong> sozialräumlichen Arbeitsansätzen inanderen EQUAL-EntwicklungspartnerschaftenImplementierbarkeit ermöglichenEs ist explizit Gegenstand des Berichtes, den Arbeitsansatzder Gemeinwesenarbeit auf Möglichkeiten hinzu überprüfen, ihn partiell bzgl. einzelner Arbeitsprinzipien(z.B. Lebenswelt- und Ressourcenorientierung,Empowerment) oder in Gänze auf andere sozialräumlicheProjekte bzw. andere Settings der (Arbeitsmarkt-/<strong>Integration</strong>s-) Beratung zu übertragen und/oder bestehendeGrenzen auszuloten.26


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEUREAllgemeine InformationenKontakt• Der Bericht <strong>mit</strong> handlungsorientiertem Empfehlungsteilwird voraussichtlich Ende Oktober 2007 erscheinen.• Nutzer: Gemeinwesenprojekte und andere sozialräumlicheProjekte und Organisationen, Einrichtungender Migrations- und/oder der Arbeitsmarktberatungetc.Diakonisches Werk an der Saar BürgerInnen-Zentrum BrebachSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAAnne-Marie MarxSaarbrücker Str. 6266130 SaarbrückenTelefon 0681/9 50 83-27>amarx@s<strong>im</strong>a-inbez.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 27


1.3.2 Kooperatives Handeln in der Region– ein Gewinn für die Region>Fachgespräche zum lösungsorientierten undnachhaltigen Umgang <strong>mit</strong> regionalen BedarfslagenSensibilisierung und Handlungsorientierungfür regionale AkteureOftmals sind EntscheiderInnen auf kommunaler Ebene,insbesondere aus dem Kreis der Arbeitsmarktakteure(KammervertreterInnen, kommunale Leitungskräfte,Geschäftsleitungen der Arbeitsagentur und der ARGE/OptKom) als Führungskräfte zeitlich nicht in der Lage,sich Detail- und Spezialfragen verschiedener und/oderneuer Themen zu widmen. Zusätzlich sind die Mitarbeitendenauf operativer Ebene <strong>mit</strong> ihrem Arbeitsalltagund drängenden organisationsrelevanten Fragestellungenbeschäftigt. Eine detaillierte Beschäftigung <strong>mit</strong>neuen Themen oder Zielgruppen ist da<strong>mit</strong> schwierig inbestehende Arbeitszusammenhänge zu integrieren. Immerwieder ergeben sich neue Aufgaben- und Fragestellungen;oftmals aus regionalen externen Projektenund neuen Akteuren. Diese meist zeitlich begrenztenProjekte und Modellvorhaben stehen häufi g vor demProblem, in relativ kurzer Zeit für eine komplexe gesellschaftlicheFragestellung vor Ort Lösungsansätze zuentwickeln und diese dann möglichst nachhaltig zu <strong>im</strong>plementieren.Das themenbezogene initiierte und begleitete Fachgesprächdient dazu, Interesse an neuen Themen undInitiativen zu wecken, die jeweils eigenen Handlungsmöglichkeitender Mitarbeitenden und der Institutionauszuloten und Vorteile für die eigenen Arbeitszusammenhängeherauszuarbeiten. Das moderierte Fachgesprächwurde in Ludwigshafen <strong>mit</strong> MitarbeiterInnen derARGE am Thema „Arbeitsmarktintegration älterer MigrantInnen“entwickelt und erfolgreich erprobt. Ziel derMethode ist die dauerhafte strategische Verankerungsowohl von einzelnen Themen als auch transferierbarenMethoden zur Lösung gesellschaftlicher Fragestellungenin der Region.Idealerweise wird <strong>im</strong> Rahmen des Implementierungsprozesseseine Fachöffentlichkeit in der Region auf denEbenen der operativen und der strategischen Akteureund der EntscheiderInnen des Umfeldes hergestellt. Diebreite Öffentlichkeit, deren Wahrnehmung von gesellschaftlichenThemen auf der Ebene der persönlichenBetroffenheit stattfindet, ist flankierend über Medienkontaktezu informieren. Insbesondere der Fokus derLösbarkeit gesellschaftlicher Problemlagen spielt hierzur Sicherung der Nachhaltigkeit eine große Rolle.Zielgerichtete Methode für dieDurchführung von FachgesprächenIn regelmäßigen Treffen werden <strong>mit</strong> den Teilnehmendendes Fachgesprächs in unterschiedlichen Phasen Themenbesprochen, Handlungsmöglichkeiten ausgelotet, Strategienentwickelt und fachliche Inputs durch Referateund/oder Materialien gegeben. Weiterhin ist eine guteDokumentation der Treffen hilfreich, eventuell auch <strong>mit</strong>Blick auf eine abschließende Veröffentlichung.• Phase I: Identifizierung der für das Thema relevantenAkteure und Kontaktaufnahme, Erläuterung vonThe menstellung und Rahmen, eventuell erste Schlüsselpersonenzur Weiterarbeit stärker einbeziehen.• Phase II: Erste Gesprächsrunde <strong>mit</strong> der Themenstellungund der Vorstellung der Beteiligten und derenRolle, Vorstellen der zukünftigen AnsprechpartnerInnenfür das Fachgespräch, erstes Ausloten derInteressen und Handlungsmöglichkeiten, Vereinbarungüber die Weiterarbeit.28


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEURE• Phase III: Einzelkontakte pflegen, Thema in derPresse lancieren, Material/Protokoll zuleiten, Verabredungenüber Beiträge zum nächsten Treffenvorbereiten.• Phase IV: Zweite Gesprächsrunde <strong>mit</strong> ersten Ergebnissender operativen Projektebene, die lokalen Akteurestellen ihre Handlungsmöglichkeiten vor.• Phase V (wie III): Suche nach innovativen Modelllösungenaus Bundes-/EU-Projekten, ReferentIn organisieren,Pläne von möglichen zukünftigen FinanzpartnerInnenerfragen.• Phase VI: Dritte Gesprächsrunde je nach Zeitvorgaben<strong>mit</strong> konkreten, vorher abgeklärten Vereinbarungenbeenden und/oder weitere Inputs aus dem Projektverlaufgeben.Der Einsatz von externen ExpertInnen und einer neutralenModeration trägt zur Erhöhung der Aufmerksamkeitund der Attraktivität der Veranstaltungen bei.Außerdem verlieren externe Angebote dieser Art denPflichtcharakter und erhöhen die Motivation an einerTeilnahme.Gekoppelt ist die jeweilige Themenstellung sinnvollerweise<strong>mit</strong> einem modellhaften praxisrelevanten Projektaus der Region, z.B. einem landes-, bundes- und/oderEU-geförderten, mehrjährigen Projekt, in dem konkreteErfahrungen und Erkenntnisse in der Region gewonnenwerden. Hier<strong>mit</strong> kann eine zielorientierte, fachlichbegleitete und zeitnahe Implementierung von Themenund Lösungsstrategien durch den Transfer von Erfahrungen,Informationen, Handlungsmöglichkeiten etc.sichergestellt werden.Entscheidend für den Erfolg des Fachgespräches ist,den Erfahrungshintergrund der lokalen AkteurInnenein zubeziehen und bei jedem Treffen zu thematisieren.Dies führt erfahrungsgemäß zu einer intensiveren Beschäftigung<strong>mit</strong> der Thematik in den jeweiligen Verwaltungen/Organisationen.Der moderierte Implementierungsprozess sollte nichtkürzer als ein Jahr sein, zwei Jahre haben sich allerdingsin der Praxis eher bewährt.Erfolgreicher Einsatz zur nachhaltigenImplementierung neuer ThemenfelderDie Methode hat sich bei der Implementierung unterschiedlicherThemenfelder in Kommunen bewährt undist einsetzbar für jegliche gesellschaftspolitischen Fragestellungen.Sie bietet sich insbesondere bei kommunalenHerausforderungen an, die sich durch Bundesgesetzgebungenergeben, deren Auswirkungen <strong>im</strong> Handelnund bei den Akteuren vor Ort ihren Niederschlagfinden.Die beteiligten Organisationen erleben durch die kooperierendeArbeitsweise eigene Vorteile von Synergieeffektenund sind zukünftig leichter für solche Kooperationenauf Zeit zu gewinnen.AngebotDer Träger bietet an:• Methoden-Workshops für Leitungskräfte von Projektträgern• Durchführung von Fachgesprächen als moderierte Begleitungvon Entwicklungsprozessen in Kommunenoder als ProjektflankierungKontaktbaff e.V.Chris Ludwig, GeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/623335, Fax 0621/523047>baff-ev@gmx.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 29


1.3.3 Netzwerkpartnertreffen>Aufbau eines lokalen Netzwerkes der regionalen Akteureaus den Bereichen Migration und ArbeitsmarktKooperation und Ressourcenbündelungstatt fehlender Abst<strong>im</strong>mung und DoppelbetreuungenDie Ziele der Dienstleistung sind:Kooperation der relevanten Akteure aus der Region(Arbeitsmarkt und Migration)Herstellung von Transparenz über Angebote für diegemeinsame Zielgruppe in der RegionFortlaufender InformationstransferNutzung von Synergieeffekten zur verbesserten <strong>Integration</strong>von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt undVermeidung von „Doppelbetreuungen“Herstellung von Kooperation, Verbindlichkeit undkon sequenter Beteiligung der NetzwerkpartnerIn nen•••••Die Dienstleistung zielt darauf ab, fehlende Abst<strong>im</strong>mungsprozessezwischen Institutionen und Einrichtungender Migrationsarbeit und des Arbeitsmarktes inder Region zu reduzieren, Kooperation und Netzwerkezu initiieren und da<strong>mit</strong> Schnittstellen zu opt<strong>im</strong>ieren.Zielgruppe und NutzerInnen sind Träger und Einrichtungender Migrationsarbeit und Arbeitsmarktintegration.Dazu gehören <strong>im</strong> Einzelnen:••••••Arbeitsgemeinschaften/Optierende KommunenAgenturen für ArbeitKommunenBildungsträgerUnternehmerverbände,KammernCaritative und gemeinnützige Vereine und Institutionender Migrationsarbeit, WohlfahrtsverbändeMigrantenorganisationen•Das moderierte Netzwerkpartnertreffen stellt eine Formder Zusammenarbeit dar, die trägerneutral gestaltetwird und verschiedene Akteure zu einem gemeinsamenThema zusammenbringt. Da<strong>mit</strong> werden vorhandene Ressourcender beteiligten Akteure für gemeinsame Projekteund Aktivitäten gebündelt. Hierbei können auchUntergruppen gebildet werden, die an verschiedenenThemen- und Fragestellungen arbeiten (z.B. Entwicklungvon Sprachangeboten und/oder Beschäftigungsmodellen).Die Zusammenarbeit der NetzwerkpartnerInnenhilft, Schnittstellen zu opt<strong>im</strong>ieren und für dieRegion gemeinsame Lösungsstrategien zur beruflichen<strong>Integration</strong> von MigrantInnen zu erarbeiten.Organisation von NetzwerkpartnertreffenFür einen erfolgreichen Aufbau und eine nachhaltigeImplementation des Netzwerkpartnertreffens sind folgendeProzesse und Aktivitäten erforderlich:Gewinnung potentieller strategischer NetzwerkpartnerInnen<strong>im</strong> regionalen Raum unter Berücksichtigungvergangener AktivitätenOrganisation, Moderation und Durchführung von regelmäßigenTreffen der NetzwerkpartnerInnenEinladung von ReferentInnen für fachliche Inputs zuunterschiedlichen ThemenstellungenSensibilisierung und Motivation der Beteiligten inBezug auf die Eigenverantwortlichkeit für das (nachhaltige)NetzwerkgeschehenAbsprachen und Kontrakte herstellenMultiplikatorInnen gewinnen und sensibilisierenDie Bildung von Untergruppen initiieren, die verschiedeneFragestellungen bearbeitenDokumentation des Netzwerkgeschehens (Protokollerstellungund -versand)••••••••30


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEUREChancen und RahmenbedingungenDie Dienstleistung ermöglicht zum einen Transparenzund die effektive Nutzung bestehender Regelleistungender beteiligten Träger und Akteure (Leistungennach dem SGB II und III, Sprach-/<strong>Integration</strong>skurse,Qualifi zie rungsmaßnahmen, Beratungsangebote, Arbeitsgelegenheiten).Zum anderen bietet das Netzwerkpartnertreffenein Forum, um neue Angebote undMaßnahmen in der Region umzusetzen. Im Rhein-Huns rück-Kreis wurden <strong>im</strong> Rahmen der Netzwerktreffenz.B. die sogenannten „Brückenkurse“ realisiert; einsprachfördern des Angebot für MigrantInnen.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRheinHunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3-555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82-447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.deVoraussetzungen für die Bereitstellung der Dienstleistungsind geeignete Räumlichkeiten <strong>mit</strong> entsprechendertechnischer Ausstattung (Beamer, Laptop,Flipchart). Die moderierende Person muss über dieentsprechenden methodischen <strong>Kompetenz</strong>en verfügen,um die Treffen der NetzwerkpartnerInnen zu gestalten.Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch Kenntnisseregionaler Rahmenbedingungen.Transfer unter Berücksichtigungregionaler BesonderheitenDas Produkt ist übertragbar in andere Regionen. EineAusweitung auf andere Zielgruppen ist möglich (z.B.Jugendliche, arbeitsuchende Menschen <strong>mit</strong> besonderenVer<strong>mit</strong>tlungshemmnissen wie Sucht etc.). Dabeisind bei jedem Netzwerkaufbau die regionalen Besonderheitenzu berücksichtigen (z.B. Einbindung bereitsbestehender Arbeitskreise).Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 31


1.3.4 Lokale <strong>Kompetenz</strong>netzwerke für die beruflicheund soziale <strong>Integration</strong> von MigrantInnen>Arbeitspapier zu den Erfahrungen und Erkenntnissender Saarbrücker Initiative Migration und ArbeitsweltErfahrungen <strong>mit</strong> dem Aufbaueines lokalen <strong>Kompetenz</strong>netzwerksPositives Beispiel:Kooperation statt KonkurrenzZiel des Arbeitspapiers ist es, die Erfahrungen <strong>mit</strong> demAufbau eines lokalen <strong>Kompetenz</strong>netzwerks systematischzu beschreiben, Möglichkeiten und Grenzen einer solchenVernetzung vor Ort darzustellen sowie Funktionsweiseund Rahmenbedingungen zu klären. Hinweise fürdiejenigen, die selbst ein solches Netzwerk aufbauen wollen,runden das Papier ab.Die gewachsene Struktur freier und öffentlicher Trägerist Garant eines differenzierten Hilfe- und Beratungsangebotesvor Ort. Gleichzeitig erschwert diese Differenziertheitjedoch sowohl den Ratsuchenden als auchden Beratungskräften, sich über das Angebot zu informierenund sich darin zu orientieren. Zugänge für dieRatsuchenden sowie Übergänge zwischen den vorhandenenAngeboten sind häufig nicht opt<strong>im</strong>al ausgestaltet.Das Identifizieren von Lücken und Überangebotenist erschwert, fachlicher Austausch findet selten systematischstatt. Der Prozess der Arbeitsmarktintegrationläuft unter solchen Voraussetzungen meist subopt<strong>im</strong>al,was auch das Case- und Care-Management aufwändigerund weniger effektiv macht.Mit den Erfahrungen und Erkenntnissen aus zahlreichenVernetzungsprojekten, gespiegelt an der aktuellen Situationin Saarbrücken, sollen Verantwortliche bei den lokalenHauptakteuren der Arbeitsmarktintegration vonMigrantInnen (Kommune, ARGE/Agentur für Arbeit,BAMF, Migrantenorganisationen, freie Träger, ArbeitgeberInnen)motiviert werden, lokale <strong>Kompetenz</strong>netzwerkegemeinsam <strong>mit</strong> ihren Partnern vor Ort auf denWeg zu bringen.<strong>Kompetenz</strong>netzwerke legen ihren Schwerpunkt auf fachlichenAustausch, Nutzung des vorhandenen Know-howsund kontinuierliche Verbreiterung der gemeinsamenWissensbasis. Sie heben sich da<strong>mit</strong> von Koproduktionsnetzwerkenab und eröffnen die Chance des Zusammenwirkensauch bei konkurrierenden Marktbeziehungender Netzwerkpartnerorganisationen. Da<strong>mit</strong> haben siedas Potential zu Werkzeugen einer gemeinsamen Qualitätsentwicklung<strong>im</strong> Sinne der Ratsuchenden zu werden,die es in dieser Form bislang nicht gibt.Berichterstattung der Saarbrücker Zeitungüber die Erfolge der Initiative32


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEUREAllgemeine InformationenLokale <strong>Kompetenz</strong>netzwerke können ein Mittel sein, umden Prozess der Arbeitsmarktintegration von MigrantInnenzu verbessern und da<strong>mit</strong> die Effektivität und dieEffizienz der eingesetzten Ressourcen zu erhöhen. Besondersdie öffentlichen Geldgeber in diesem Bereichkönnen davon profitieren, aber auch die Ratsuchendengewinnen durch verbesserte Zugänge und Schnittstellen.Das ArbeitspapierDas Arbeitspapier beschreibt die Kernfragen, Schlüsselideenund zentrale Aspekte der Umsetzung von lokalen<strong>Kompetenz</strong>netzwerken für die Arbeitsmarktintegrationvon MigrantInnen aus theoretischer und praktischerPerspektive.Regionale und überregionaleRahmenbedingungen• Das Arbeitspapier liegt ab 31. Oktober 2007 in Formeiner <strong>pdf</strong>-Datei vor.• NutzerInnen: Kommunale Akteure der Arbeitsmarktintegration von MigrantInnenKontaktSIMA – Saarbrücker InitiativeMigration und ArbeitsweltWolfgang Vogtc/o FITT gGmbHGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/9 71 32 36>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deWesentliche Voraussetzungen für die Etablierung einessolchen Netzwerkes sind der klare Wille der gesetzlichund politisch Verantwortlichen (Kommune, ARGE/Opt-Kom, BAMF, Agentur für Arbeit) sowie ein interessenneutralesprofessionelles Netzwerkmanagement. Dielokalen Netzwerke wiederum sollten idealerweise ingrößeren fachlich orientierten Netzwerken auf Bundesebeneund <strong>mit</strong> europäischer D<strong>im</strong>ension organisiertsein, um durch stetigen Austausch die fachliche Weiterentwicklungsowie den Zugang zu projektbezogenenFörderprogrammen und deren gemeinsame Umsetzungzu ermöglichen.Transfer <strong>mit</strong> überschaubarem Aufwandism – Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V.Dr. Ralf Sängerism e. V.Augustinerstr. 64-6655116 MainzTelefon 06131/32 84 88>ralf.saenger@ism-mainz.deDie konkreten Erfahrungen sind so aufbereitet, dass sieauf die jeweils unterschiedlichen Gegebenheiten <strong>mit</strong>überschaubarem Aufwand angepasst werden können.Die Notwendigkeit zum Aufbau lokaler <strong>Kompetenz</strong>netzwerkeergibt sich bereits aus den gesetzlichen Aufträgenzum Case-Management, <strong>im</strong> vorliegenden Fall geregelt<strong>im</strong> neuen Zuwanderungsgesetz bzgl. der Aufgabender Migrationserstberatung sowie <strong>im</strong> SGB II.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 33


1.3.5 Leipzig TransfairModelle – Methoden – Mainstreaming>Verbreitung von Aktivitäten zur Verbesserung der gesellschaftlichenund beruflichen <strong>Integration</strong> von Menschen <strong>mit</strong> MigrationshintergrundTransfer von Erfahrungen des IQ-Netzwerkes<strong>Integration</strong> durch QualifizierungAnsatz dieses Prozesses ist der Transfer und das Mainstreamingvon Ergebnissen und Produkten aus den bundesweitenIQ-Entwicklungspartnerschaften in eine bishernicht <strong>im</strong> IQ-Netz beteiligte Region (hier Leipzig undUmgebung), indem Methoden, Ergebnisse etc. unterdem Aspekt der Valorisierung „transportiert“ werden.Dies heißt u.a.:• Verbreitung: Präsentationen, Vorstellung, Podiumzur Dissemination, Diskussion, Erweiterung vorhandenerund Schaffung neuer Netzwerke, Schaffungstruktureller Voraussetzungen;• Nutzung: Prüfung der Nachhaltigkeit von Ergebnissenund Produkten, exemplarische Vorbereitung einerregionalen Nutzbarkeit unter bedarfs-/regionalorientierterAnpassung;• Verwertung: exemplarische Umsetzung, modellhafteProjekte, regionale Nachhaltigkeitsanalyse.In der Region Leipzig und Umgebung finden in „LeipzigTransfair“ folgende Themenkomplexe zur verbessertenberuflichen <strong>Integration</strong> von MigrantInnen ein Podium,die ergänzend zu regional vorhandenen Aktivitäten zurzielgruppenspezifischen Verbesserung der <strong>Integration</strong>sarbeitbeitragen sollen:• <strong>Integration</strong> durch spezielle Sprachkenntnisse – BerufsbezogenesDeutsch• <strong>Integration</strong> durch zielgenaue Qualifizierung – Profiling/<strong>Kompetenz</strong>feststellung• <strong>Integration</strong> durch Unternehmertum – Existenzgründung• Vernetzung und Qualifizierung – <strong>Integration</strong>snetzwerkeIm Mittelpunkt des Transferprozesses steht, über dieseund weitere Themen zu informieren, für sie zu sensibilisierenund interessierte PartnerInnen zum Erfahrungsaustauschund Wissenstransfer zusammen zu führen.Also Impulse zu setzen, die orientiert an den Bedarfender Beteiligten von diesen angenommen werden.Zielgruppen sind alle beteiligten Akteure, die am Arbeitsmarktbenachteiligte Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundauf vielfältige Art und Weise bereits unterstützen.Gleichzeitig sind Zielgruppe aber auch dieAkteure des IQ-Netzwerkes, die ihre Erfahrungen undProdukte in „neue“ Regionen verbreiten und in denAustausch <strong>mit</strong> interessierten Akteuren treten.Bei dem Produkt „Leipzig Transfair, Modelle – Methoden– Mainstreaming“ handelt es sich um eine prozess-und kontextorientierte Innovation: Ausschließlichfür den zielorientierten Transfer von Erfahrungen,Methoden, Ergebnissen, Produkten und Leistungen derverschiedenen NetzwerkpartnerInnen in eine neue Re -gion ist ein neues Teilprojekt entstanden. Das Projektvorhabenzielt darauf ab, bundesweit entwickeltes underprobtes Wissen einer neuen Region und neuen PartnerInnenzugänglich zu machen.Strukturen, Methoden und SchwerpunkteDie prozessbezogene Vernetzung wesentlicher regionalerPartnerInnen wird durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeitflankiert. Das Projekt wird in regionalverankerte Arbeitsstrukturen und Arbeitskreiseein gebunden, wozu die Durchführung von regionalenFach gesprächen <strong>im</strong> Rahmen der Sitzungen der einzelnenIQ-Facharbeitskreise (vgl. Einleitung) gehören,34


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | LOKALE SENSIBILISIERUNG: NETZWERKE DER LOKALEN AKTEURETransferfähigkeitWorkshops zu verschiedenen <strong>Integration</strong>sthemen, dieorganisationsbezogene Sensibilisierung für die Transfermöglichkeitenund die beispiel hafte Umsetzung desProdukt- und Wissenstransfers.In der oben genannten breiten Themenvielfalt stelltein Schwerpunkt das Thema Existenzgründung dar.Beispielhaft wird arbeitslosen Gründungswilligen, ExistenzgründerInnenund angehenden Selbständigen dieMöglichkeit geboten, umfassend auf ihrem Weg in dieSelbständigkeit begleitet, beraten und qualifi ziert zuwerden. Dabei wird u.a. auf Projekterfahrungen und-ergebnisse des Trägers an den Standorten in Dresdenund Zwickau zurückgegriffen.Elemente erfolgreicher PraxisDieser Transferprozess gelingt nur deshalb, weil einerseitsdie bundesweiten Akteure aus dem IQ-NetzwerkInteresse an der Weitergabe ihrer Erfahrungen undErgebnisse und da<strong>mit</strong> an einem interregionalen Austauschhaben. Andererseits sind die Akteure der Regiongewillt und interessiert, ihre eigenen Aktivitäten undStrukturen <strong>mit</strong> neuen Erkenntnissen zu erweitern bzw.sich <strong>im</strong> bundesweiten Feld zu platzieren.Die bisherige Zusammenarbeit <strong>mit</strong> und zwischen deneinzelnen Akteuren gestaltet sich vielschichtig, komplexund individuell und ist sehr erfolgreich verlaufen.In den bisherigen Aktivitäten wurde Wert darauf gelegt,keine neue Institution zu schaffen, sondern dievorhandenen Strukturen <strong>mit</strong> „Neuem“ zu ergänzen undNetzwerke zu initiieren. Der Arbeitsansatz und die erfolgreichePraxis führen dazu, dass die entstandeneZusammenarbeit auch nach der EQUAL-Projektlaufzeitnachhaltig und langfristig weiter getragen wird.Das Projekt „Transfer und Mainstreaming“ erprobterMethoden, Erkenntnisse und Beispiele ist auch in andereRegionen übertragbar. Hierbei müssen die einzelnenD<strong>im</strong>ensionen des Transferprozesses – Verbreitung,Nutzung und Verwertung (s.o.) sowie die spezifischenThemen – auf die jeweiligen Regionen <strong>mit</strong> ihren Bedarfen,Interessen und Akteuren abgest<strong>im</strong>mt werden.Eine Transferfähigkeit ist dann gegeben, wenn unterden maßgeblichen Akteuren der Wille und der Bedarfbestehen, gemeinsam einen Mehrwert für die Regionund die dort ansässigen Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundzu schaffen.KontaktDresdner Exis EUROPA e.V.Leipzig TransfairModelle – Methoden – MainstreamingSandra ScheibeAmmonstr. 3501067 Dresden,Telefon 0351 / 437070 -0>scheibe@exis.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 35


1.4 Identifikation undNutzung lokaler RessourcenIn der gesellschaftlichen und beruflichen <strong>Integration</strong>von MigrantInnen spielen die regionalen Akteure, Angebote,Rahmenbedingungen und Ressourcen vor Orteine entscheidende Rolle. Deutschland und seine Städtesind aufgrund des demographischen Wandels unddes zunehmenden Fachkräftemangels darauf angewiesen,Zuwanderung attraktiv zu machen und sich um dieLebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort zu kümmern.Für die Kommune und ihre kommunale Arbeitsmarktpolitikstellt sich die Frage, wie die Potentiale der MigrantInnenerschlossen und die Attraktivität der Stadtfür die Zugewanderten erhöht werden kann. Nur untergünstigen Rahmenbedingungen und <strong>mit</strong> zielgruppenspezifischenAngeboten können MigrantInnen erreichtund kann die berufliche <strong>Integration</strong> gefördert werden.(Kommunal)Politik und gesetzliche Rahmenbedingungensind in der Vergangenheit häufi g in der Defi zitperspektiveverharrt: MigrantInnen wurden als Problemträgerbetrachtet und eine Atmosphäre des „Nicht-Will kommen-Seins“ bewirkte eher die Abwanderung derMigrantInnen in andere Länder.Die Entwicklungspartnerschaft InBeZ hat in ihrer Arbeitgemeinsam <strong>mit</strong> den regionalen HandlungspartnerInneneinen Perspek tivwechsel vorgenommen und sichauf die Identifi zierung und Nutzung lokaler Ressourcenkonzentriert. Dies betrifft zwei Ebenen: Durch diekoordinierte Vernetzung der Akteure ist es gelungen,Angebote regional abzust<strong>im</strong>men und zu opt<strong>im</strong>ieren.Schnittstellen und Bedarfe <strong>im</strong> Prozess der Arbeitsmarktintegrationkonnten durch den gezielten Austausch<strong>mit</strong> Bildungsträgern, der Arbeitsverwaltung und anderenbearbeitet und die lokalen Ressourcen <strong>im</strong> Unterstützungs-und Hilfesystem so opt<strong>im</strong>iert werden. Aufeiner zweiten Ebene wurden Aktivitäten zur Sichtungund Stärkung der lokalen Ressourcen bei den Migran-36


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | IDENTIFIKATION UND NUTZUNG LOKALER RESSOURCENtInnen in die Wege geleitet: Ein besonderes Augenmerkgilt hier der Existenzgründung von MigrantInnen. Inder lokalen ethnischen Ökonomie stecken Potentiale,die arbeitsmarktpolitisch und vor dem Hintergrunddes demographischen Wandels bedeutsam sind (Kap.1.4.1).InBeZ hat systematisch den besonderen Unterstützungsbedarfvon MigrantInnen herausgearbeitet, hinderlicheund förderliche Rahmenbedingungen zusammengetragenund erste Aktivitäten zur Opt<strong>im</strong>ierungder Information, Beratung und Unterstützung unternommen.Eine weitere Ressource stellen ausländische Studierendedar (Kap. 1.4.2). Das Zuwanderungsgesetz erschwertes ihnen, nach dem Studium in Deutschland Fuß zufassen. In der Konsequenz verlassen diese Hochqualifizierten das <strong>Land</strong>. Deutsche Städte haben <strong>im</strong> Wettbewerbum hoch ausgebildete Arbeitskräfte das Nachsehen.Koordinierte Handlungsstrategien vor Ort, diealle zentralen Akteure (Ausländerbehörde, Agentur fürArbeit, studentische Einrichtungen, Unternehmen) aneinen Tisch bringen, ermöglichen es, gemeinsam nachtragfähigen Lösungen zu suchen, um die Chancen derAbsolventInnen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erhöhen.Ein gutes Beispiel, um für Transparenz zu sorgen,zeigt hier auch die Übersicht zu lokalen Qualifizierungsangeboten(Kap. 1.4.3).Entgegen vergangener Lösungen hat InBeZ an den lokalenRessourcen vor Ort angesetzt. Während Problemeder gesellschaftlichen und beruflichen <strong>Integration</strong> universellsind, können Rahmenbedingungen, Strategienund Potentiale für die wirtschaftliche Stärkung in derKommune selbst gefunden und bearbeitet werden.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 37


1.4.1 Migrationsspezifische <strong>Kompetenz</strong>erweiterungfür eine professionelle Existenzgründungsberatung> Kompendium, Veranstaltungsformat und MainstreamingstrategieZentrales Ziel ist, die örtlichen Existenzgründungsberatungs-Einrichtungen(der IHK, HWK, Agentur für Arbeit,Private) zu befähigen, migrationsspezifische Beratungsaspektezu erkennen und durch geeignete Methodenund Instrumente Stärken zu stärken und Schwächen zuschwächen.Instrumente zur Opt<strong>im</strong>ierungder ExistenzgründungsberatungenExistenzgründerInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund habenanerkanntermaßen spezifi schen Beratungs- undInformationsbedarf. Gleichzeitig gewinnen die Potentialeethnischer Ökonomien und die der Wirtschaftstätigkeitvon MigrantInnen in wirtschafts- und kommunalpolitischerSicht zunehmend an Bedeutung.Ziel des Instrumentes ist es, die <strong>im</strong> herkömmlichenSinne professionellen BeraterInnen und Beratungseinrichtungenfür migrationsspezifische Aspekte zu sensibilisierenund da<strong>mit</strong> ihren Wirkungskreis und die Wirksamkeitihrer Beratung zu erweitern. Hierzu werdenzielgruppenadäquate Methoden und Instrumente ver<strong>mit</strong>telt.So sollen z.B. bestehende Verständnisschwierigkeitendurch die Bereitstellung eines „Glossar’s fürExistenzgründungsinteressierte“ überwunden werden.Es werden einzelfallbezogen (ergänzende) existenzsicherndeEinkommensmöglichkeiten überprüft und angeboten,um unüberschaubare Risiken transparent zumachen. So können zugleich beiderseits bestehende„Berührungsvorbehalte“ abgebaut werden.Die Zielgruppe der zu Beratenden setzt sich aus Personen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund <strong>mit</strong> unterschiedlichenfachlichen Qualifi kationen (von der Qualifi kation <strong>im</strong>Handwerk bis zu HochschulabsolventInnen) zusammen.Zielgruppe für die <strong>Kompetenz</strong>erweiterung sind FachberaterInnenfür Existenzgründung bei Kammern, Arbeitsagenturenund ARGEn sowie kommunalen Wirtschaftsförderungseinrichtungen.Die Innovation besteht in einer Verbesserung der vorhandenen,erfahrungsbewährten Beratungsansätze;der Mehrwert in einer Erweiterung der Beratungskompetenz,des AdressatInnenkreises und der NetzwerkpartnerInnen<strong>im</strong> bestehenden Beratungsgeflecht. DieQualität der Beratung wird nachhaltig verbessert. DieZahl der dauerhaften, existenzsichernden Betriebsundbzw. Existenzgründungen wird erhöht.Elemente der Weiterentwicklung:Kompendium, Stammtische, Runde Tischeund ÖffentlichkeitsarbeitDas Produkt besteht einerseits aus einem Kompen dium<strong>mit</strong> einschlägigen Praxisbeispielen, das u.a. aus einerReihe von „Expertengesprächen“ und Informationsveranstaltungenentwickelt wurde. Die <strong>Kompetenz</strong>weitergabeerfolgt ihrerseits über einen organisierten undstrukturierten Erfahrungsaustausch <strong>mit</strong> allen relevanten,örtlich tätigen Einrichtungen (Runder Tisch,Stamm tisch).Die <strong>im</strong> Rahmen von SIMA erarbeiteten „migrationsspezifischen Komplementär-<strong>Kompetenz</strong>en“ werden <strong>im</strong>Rahmen der von der kommunalen Wirtschaftsförderungeingerichteten Runden Tische an andere Beratungseinrichtungenweitergegeben; durch regelmäßige Stammtische<strong>mit</strong> ExistenzgründerInnen wird der <strong>Kompetenz</strong>speicherständig erweitert.38


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | IDENTIFIKATION UND NUTZUNG LOKALER RESSOURCENDer Zugang, insbesondere zu den Stammtischgesprächen,wird bewusst niedrigschwellig bzw. offen gehalten,um sowohl „Newcomern“ als auch „alten Hasen“die Teilnahme am Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.Hierzu wird eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeitvereinbart. Die Ergebnisse aus den Gesprächsrundenwerden dokumentiert und an alle NetzwerkpartnerInnenweitergeleitet. In regelmäßigen Abständenwird eine interne Ergebnisbilanzierung vorgenommen,auf deren Grundlage die NetzwerkpartnerInnen ihre Beratungsmethodenund -instrumente überprüfen bzw.ergänzen.Einfluss auf <strong>Integration</strong>sleitlinienDie Berücksichtigung der migrationsspezifi schen Aspektesoll städtischerseits Eingang in die (selbstverpflichtenden)<strong>Integration</strong>sleitlinien der <strong>Land</strong>eshauptstadtSaarbrücken finden und ggf. <strong>mit</strong> der Agentur fürArbeit und der ARGE <strong>im</strong> Rahmen eines Kooperationsvertragesvereinbart werden.TransferfähigkeitDie ver<strong>mit</strong>telten zusätzlichen <strong>Kompetenz</strong>en, aber auchdie <strong>im</strong> Rahmen des kontinuierlichen Informationsaustauschesgewonnenen Erfahrungen werden regelmäßigpubliziert und stehen da<strong>mit</strong> auch interessiertenEinrichtungen außerhalb des Netzwerkes (zur Nachahmungbzw. Nutzung) zur Verfügung.Allgemeine Informationen• Das Veranstaltungsformat steht in Papierform (DINA 4), das Kompendium der ExpertInnenerfahrun -gen ge druckt (DINA A 4) und auch digital zur Verfügung.• Das Produkt ist als Hilfestellung bzw. Handlungsanleitungfür Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderer in(kommunalen) Verwaltungen und Wirtschaftsförderungseinrichtungengedacht. Seine Umsetzung erfordert– je nach Anzahl der beteiligten Einrichtungenund „Experten“ und Intensität des betriebenen(kontinuierlichen) Erfahrungsaustausches – ca. 4 bis8 Mitarbeiterstunden pro Monat.Kontakt<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenAmt für soziale An gelegen heitenSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAGuido FreidingerHaus Berlin, Kohlwaagstraße66111 SaarbrückenTelefon 0681/9 05-33 42>guido.freidinger@saarbruecken.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 39


1.4.2 Orientierung auf dem Arbeitsmarktfür ausländische HochschulabsolventInnen>Erleichterungen für internationale Studierendean deutschen Hochschulen durch das ZuwanderungsgesetzVeranstaltung <strong>mit</strong> Informationsgewinnfür alle BeteiligtenIn der Praxis erweist sich der Zugang zum Arbeitsmarktfür internationale Studierende als hürdenreich – trotzZuwanderungsgesetz. Durch bessere Information sollenAbsolventInnen und ArbeitgeberInnen mehr von dieserMöglichkeit profitieren.Ziel des Instrumentes ist es, internationale Studierendeaus Drittstaaten frühzeitig (ca. 1 Jahr vor Studienabschluss) umfassend über die aufenthalts- und arbeitsrechtlichenBedingungen zu informieren, unterdenen sie eine ihrem Studienabschluss in Deutschlandentsprechende Arbeit suchen und aufnehmen können.Gleichzeitig sollen sie über Anforderungen an Bewerbungund Vorstellungsgespräche sowie über aktuelleArbeitsmarktperspektiven (hier konkret: in der GroßregionSaar-Lor-Lux) informiert werden. Außerdem ermöglichtdie Veranstaltung erste Kontakte zwischenWirtschaftsunternehmen und den Studierenden.Das Veranstaltungsformat ist das Ergebnis eines Fachgesprächs<strong>mit</strong> VertreterInnen von Arbeitsagentur,Aus länderbehörde, Studierendengemeinden, Aka demischemAuslandsamt von Universität und Hochschulefür Technik und Wirtschaft, von IHK, von Wirtschaftsunternehmenund des Zuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüros.In diesem Fachgespräch war deutlich geworden,dass auf der einen Seite ein Interesse der Wirtschaftan den ausländischen HochschulabsolventInnenbesteht (beispielhaft wurde der Bereich der Biotechnologiegenannt), dass auf der anderen Seite aber dieVerfahren zur Ertei lung einer Arbeitserlaubnis aufwändigund kompliziert sind. Sowohl AbsolventInnen alsauch ArbeitgeberInnen sind zu wenig informiert. DasVeranstaltungsformat ist so konzipiert, dass sich alleParteien (Behörden, Arbeitsuchen de, Unternehmen,Zielgruppe) aktiv beteiligen. Auf diese Weise entstehtnicht nur ein Informationsaustausch, sondern aucheine Sensibilisierung für die jeweiligen Problemlagen.Die Veranstaltung soll künftig jährlich zu Beginn desWintersemesters in Saarbrücken wiederholt werden.Organisatorische VoraussetzungenEs handelt sich um eine eintägige Veranstaltung (Zeitbedarf:ca. 7 Zeitstunden). Die Anzahl der Teilnehmendensollte 50-60 Personen nicht überschreiten. Kooperationspartnersollten insbesondere die Kommune, dieörtliche Arbeitsagentur (Hochschulteam und Abteilung„Arbeitserlaubnisse“), die akademischen Ausländerämterder lokalen Universitäten und Hochschulen sowiedie Studierendengemeinden sein.40


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | IDENTIFIKATION UND NUTZUNG LOKALER RESSOURCENVeranstaltungsinhalteThemaDie Regelungen des Zuwanderungsgesetzes:Arbeitsuche während und nach dem Studium;§ 16.4 ZuwG; Regelungen nach der Beschäftigungsverordnung;praktische HinweiseAusländische AbsolventInnen deutscher Hoch -schulen auf dem deutschen ArbeitsmarktMigrationserfahrung als RessourceKooperationspartnerInnenReferentInnen von:Ausländerbehörde; Agentur für ArbeitHochschulteam der örtlichen Arbeitsagentur;MitarbeiterInnen der Akademischen Auslandsämtervon Universität und HTWStrategien für eine erfolgreiche Stellensuche:Anforderungen an BewerberInnenDer regionale Arbeitsmarkt(hier: Großregion Saar-Lor-Lux)Bedarfe der Unternehmen:Gesprächsrunde <strong>mit</strong> UnternehmensvertretungenRegionale UnternehmenEin Schritt für viele Kommunen zurÜberwindung des FachkräftemangelsKontaktDas Veranstaltungsformat ist übertragbar auf andereUniversitätsstädte und ihre örtlichen Kommunen undArbeitsagenturen. Der Mehrwert liegt darin, dass durcheine solche aktive Informationspolitik ein noch <strong>im</strong>merweitgehend vernachlässigtes Arbeitskräftepotential –nämlich das der in Deutschland ausgebildeten ausländischenHochqualifizierten – angesichts eines sich <strong>im</strong>merstärker abzeichnenden Fachkräftemangels zumindestein Stück weit erschlossen wird.Veranstaltung als Produktpaket•••Das Produkt liegt in Papierform und in digitaler Formvor.NutzerInnen: Kommune, Hochschulen, UnternehmenErforderliche Ressourcen: Personal zur Vorbereitungund Durchführung der Veranstaltung, Veranstaltungsraum<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenZuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüroSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAVeronika KabisGroßherzog-Friedrich-Str. 166111 SaarbrückenTelefon 0681/9 05-15 59, Fax 0681/9 05-15 96>veronika.kabis@saarbruecken.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 41


1.4.3 Erstellung einer Übersichtzu lokalen Qualifizierungsangeboten><strong>Integration</strong>skurse und berufsbezogene Sprachförderangebotein einer Region (Beispiel Mainz)Zugangssperren für Interessiertean <strong>Integration</strong>skursen beseitigenÜbersicht aller Anbieter von<strong>Integration</strong>skursenDas Ziel ist, einen aktuellen Überblick über die inMainz angebotenen <strong>Integration</strong>skurse und berufsbezogenenSprachkurse zu gewinnen. Zwei Zielgruppenstehen <strong>im</strong> Fokus: Beratende Fachkräfte aller Beratungs-und Bil dungseinrichtungen sowie Interessiertean <strong>Integration</strong>s kursen und berufsbezogenen Sprachförderangeboten.Vom Migrationsbüro der Stadt Mainz als offi ziellerStelle gibt es einen Informationsflyer, der die Angabenzu allen lokalen zertifi zierten <strong>Integration</strong>skursanbieternenthält. Jedoch führen nicht alle genanntenTräger tatsächlich Kurse durch. In der Konsequenzverlief die Informationseinholung der Interessentenaufwändig und stellenweise ohne Erfolg. Da das Telefonals Kommunikations<strong>mit</strong>tel angesichts der oftgeringen Deutschkenntnisse kaum Bedeutung hatte,mussten die Interessenten die aufgeführten Träger„ablaufen“ – die Erstellung einer Übersicht der vonverschiedenen Trägern angebotenen berufsbezogenenSprachförderangebote bedeutete hier einen wichtigenSchritt für ein transparentes Angebot.Die Übersicht enthält alle für die Kommunikationwichtigen Angaben wie Name, Adresse, Telefon, AnsprechpartnerInnen,E-Mail-Adresse, die Beschreibungdes Angebots, die Zielgruppe sowie Besonderheiten,z.B. Kosten / Kostenfreiheit des Angebots.Kooperation führt zur Vernetzung derlokalen BildungsträgerDie Erstellung der endgültigen Übersichten bedarf derMitarbeit der angesprochenen Träger.Der Gewinn liegt bei allen Beteiligten, da jeder Trägernun eine Übersicht über das tatsächliche lokale Angebotbesitzt.Neben der reinen Information, die zur Verfügung gestelltwird, ergibt sich eine Verbesserung bei der Vernetzungder lokalen Bildungsträger.42


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | IDENTIFIKATION UND NUTZUNG LOKALER RESSOURCENWeiterentwicklung und TransferfähigkeitDie Liste der aktuellen <strong>Integration</strong>skursanbieter wurdedem Migrationsbüro der Stadt Mainz als offizieller Stellezur Aktualisierung des Informationsflyers überlassenund wird jetzt von dieser Stelle weitergepflegt.Die Übersichten über die aktuellen lokalen berufsbezogenenSprachförderangebote werden weiterhinvom Teilprojekt aktualisiert und den <strong>mit</strong>arbeitendenAnbietern zur Nutzung überlassen. Vergleichbare Aktivitätenzur Schaffung lokaler Angebotstransparenz sindfür alle Formen von <strong>Integration</strong>sdienstleistungen füralle Zielgruppen in der Breite zu empfehlen.KontaktSPAZ gGmbHMaßnahmenopt<strong>im</strong>ierungHannelore HradilLeibnizstr. 2055118 MainzTelefon 06131 / 9716 -312>hannelore.hradil@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 43


1.5 Interkulturelle Öffnung>„Öffentlichkeit herstellen“ – das bedeutet auch Betrieben, Verbänden, Behördenund freien Trägern Unterstützung anzubieten, sich als Orga nisation den Herausforderungenund Chancen einer von Zuwanderung geprägten Gesellschaft zu öffnenNicht zuletzt die Ergebnisse des Mikrozensus <strong>im</strong> Jahr2005 verdeutlichen die kulturelle Vielfalt in Deutschland:rund ein Fünftel der Bevölkerung (18,6%) hateinen Migrationshintergrund. Bei den unter 5-jährigenliegt der Anteil bereits bei einem Drittel.Behörden, Betriebe, Verbände und Träger der SozialenArbeit sehen sich <strong>mit</strong> der Anforderung konfrontiert,ihre Organisa tion und ihre Leistungen der gesellschaftlichenReali tät anzupassen. Die Auswirkungender gesellschaftli chen und demografischen Entwicklungaufgrund von Zuwanderung und Globalisierungsprozessenerfordern eine Öffnung der Strukturen von Institutionenfür Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund. Sowerden (volks-) wirtschaft liche Chancen genutzt unddie sozialstaatliche Aufgabe erfüllt, in einer multiethnischenGesellschaft Einrichtungen zu schaffen, diealle Menschen erreichen. Dies fordert besonders die Arbeitsmarktakteure.Interkulturelle Öffnung ist ein langfristig angelegterund zielgerichteter Prozess der Organisations- bzw. Unternehmensentwicklung.Der Interkulturellen Öffnung geht die strategischeEnt scheidung in einer Organisation voraus, kulturelleVielfalt wahrzunehmen, wertzuschätzen und positiv zunutzen. Wirtschaftliche Chancen werden ergriffen, sozialeVerantwortung wird übernommen und die gleichberechtigteTeilhabe von Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundverwirklicht.Interkulturelle Öffnung besteht aus Maßnahmen undInstrumenten, die je nach Kontext, Institution bzw. Betriebund Rahmenbedingungen unterschiedlich sind.44


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | INTERKULTURELLE ÖFFNUNGSie können ‚bottom up’ und ‚top down’ angelegt seinund werden auf strukturellen und individuellen Ebenenwirksam: auf der Ebene der Organisation, auf derEbene des Personals, auf der Ebene der Dienstleistungsowie <strong>im</strong> Bereich der Kooperationen und Vernetzungnach außen.Nachfolgende Ergebnisse der EP InBeZ bieten zum einenDienstleistungen, einen solchen Prozess der InterkulturellenÖffnung – besonders für Verwaltungen <strong>im</strong>Arbeitsmarktbereich (ARGEn, Agenturen) – zu moderierenund zu begleiten (Kap. 1.5.1).Speziell für den Bereich Personalentwicklung von TrägernSozialer Arbeit haben die PartnerInnen von InBeZihre Erfahrungen als Anregungen und Empfehlungenfür den Umgang <strong>mit</strong> interkulturell besetzten Arbeitsgruppen,so genannten DiversiTeams, zusammengeführt(Kap. 1.5.2).Weitere Maßnahmen und Instrumente, die in der Prozessgestaltungvon Interkultureller Öffnung eingesetztwerden können, finden sich in den anderen Bereichendieser Veröffentlichung (vgl. z.B. Kap. 3.2.1, 2.4.1).Diversity Management ist ein Ansatz aus dem StrategischenManagement, der vorzugsweise in Wirtschaftsunternehmenzur Interkulturellen Öffnung eingesetztwird. Der Fokus liegt auf dem wirschaftlichen Nutzenvon Vielfalt (Diversity). Vielfalt umfasst dabei nebender kulturellen D<strong>im</strong>ension auch jene des Geschlechts,der sexuellen Orientierung, des Alters, der Religion undder Behinderung.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 45


1.5.1 Interkulturelle Öffnungals Chance für Verwaltungen>Moderierte Prozessbegleitungzur Interkulturellen Öffnung von Verwaltungen, Behörden,Institutionen <strong>im</strong> Rahmen einer QualitätsentwicklungProzessbegleitung für die veränderten Anforderungenin Arbeitsagentur und ARGEIn von Zuwanderung geprägten Regionen <strong>mit</strong> einemBevölkerungsanteil von deutlich über 20 % MigrantInnensehen sich Leitungen und MitarbeiterInnen insbesondereder Arbeitsverwaltung (Arbeitsagentur, ARGE)vor Fragestellungen und Anforderungen gestellt, aufdie sie auf Grund ihrer Ausbildung und der bisherigenPraxis nicht vorbereitet sind.Hinzu kommen gesetzliche Änderungen und politischeVorgaben, die in ihrer Anwendung Auswirkungen auf lokalesVerwaltungshandeln haben (z.B. Zuwanderungsgesetz<strong>mit</strong> Änderungen, Hartz-Gesetze, nationale undregionale <strong>Integration</strong>skonzepte).Durch verdichtete Arbeitsabläufe haben sowohl die Leitungskräfteals auch die operativ Tätigen kaum Möglichkeiten,sich <strong>im</strong> laufenden Arbeitsprozess zielorientiertauf die Anforderungen <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> KundInnen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund einzustellen.Die Prozessbegleitung setzt sowohl auf der Leitungsebeneals auch bei den MitarbeiterInnen und KundInnenan. Im Verlauf wird die Öffnung zu anderen regionalenAkteuren erprobt, Schnittstellen werden identifiziertund dokumentiert.Die Prozessbegleitung vertritt klar die Interessen unddie Aufgabenstellungen der auftraggebenden Organisation(Behörde, Verwaltung, Institution), um ihr soerweiterte Handlungsoptionen auch <strong>mit</strong> externen PartnerInnenzu ermöglichen. Weiterhin arbeitet sie interntransparent und dokumentiert alle Handlungsschritte,Schnittstellen und Veränderungen.Die Organisation hat als Ergebnis eine dokumentierteHandlungspraxis, die ihrem Auftrag, ihren Möglichkeitenund ihren regionalen Handlungsoptionen entspricht.<strong>Integration</strong> aller ProzessbeteiligtenIm ersten Schritt werden <strong>mit</strong> der Leitung bzw. einemLeitungsgremium die Art, der zeitliche und finanzielleUmfang, das Erkenntnisinteresse und der Handlungsrahmender Begleitung/des Auftrags geklärt und vertraglichfestgelegt. Die Prozessbegleitung sollte mindestensein Jahr dauern, eine Dauer von zwei Jahrenhat sich bewährt.Besondere Aufmerksamkeit erfordert eine Rollenklärungbeteiligter Personen und Funktionen, insbesondereauch die von eventuell vorhandenen übergeordnetenoder weisungsbefugten Behörden und/oder eventuellkooperierenden Organisationen. Danach wird dieserAuftrag in der gesamten Organisation kommuniziertund ggf. veröffentlicht.Der größte zeitliche Anspruch wird an ein von der Leitungautorisiertes Praxisteam gestellt. Im Idealfall bestehtdies aus freiwillig <strong>mit</strong>arbeitenden Beschäftigten(ExpertInnen-Gruppe). In einem reflexiven Prozess lotendie MitarbeiterInnen den Handlungsrahmen ihreroperativen Tätigkeit <strong>mit</strong> ihren KundInnen aus. Dies erfordertdie Rückkoppelung <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Vorgesetztenund die zunehmende Entwicklung kultursensiblenHandelns.Im weiteren Verlauf wird zusätzlich die Bedarfslage anInformation der KundInnen er<strong>mit</strong>telt und dafür werden(muttersprachliche) Materialien und Veröffentlichungenerstellt.46


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | INTERKULTURELLE ÖFFNUNGIn größeren Abständen werden Berichte über die Entwicklungan die Leitungsebene gegeben und offeneFragestellungen und Interpretationsmöglichkeiten geklärt.Die Ergebnisse werden wiederum <strong>mit</strong> der operativenEbene kommuniziert.Instrumente der KommunikationFür die Organisation oder Behörde werden individuelleInstrumente entsprechend dem jeweiligen gesetzlichenAuftrag entwickelt und erprobt, die sich an den regionalenRessourcen und Handlungsmöglichkeiten orientieren:• Handlungskonzepte für den internen Gebrauch <strong>mit</strong>festgelegter Verbindlichkeit• Fortbildungen für die MitarbeiterInnen, die am jeweiligfestgelegten Qualitätsstandard ausgerichtetsind• Kommunikationsstrukturen, um die nachhaltige Implem entierung auch bei Änderung der (gesetzli chen)Vorgaben zu sichern• Medien zur (muttersprachlichen) Information derKundInnen• Kommunikations- und Kooperationsstrukturen <strong>mit</strong>ex ternen AkteurenTransferfähigkeit für Verwaltung, freieTräger und WirtschaftsunternehmenDas Produkt ist wirksam für alle Organisationen (Behörde,Verwaltung, Institution), die auf der operativenEbene <strong>mit</strong> MigrantInnen in Kontakt stehen bzw. dieseals KundInnen haben.In modifizierter Form kann das Produkt auf Wirt schaftsunternehmenübertragen werden.Allgemeine Informationen• Instrumente zur Erreichung der o.g. Ziele, die bereitsin der Praxis erprobt wurden, liegen vor. Prozessmoderation/-begleitungund organisationsspezifischeAnpassung der Instrumente können be<strong>im</strong>Träger baff e.V. angefragt werden.Kontaktbaff e.V.Chris LudwigGeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/62 33 35, Fax 0621/52 30 47>baff-ev@gmx.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 47


1.5.2 DiversiTeams>Erfahrungen und Empfehlungen aus der Arbeit in interkulturellzu sammengesetzten Teams. Ein Leitfaden für Träger der Sozialen ArbeitVielfalt als produktiver Faktor undVoraussetzung öffentlicher FörderungBe<strong>im</strong> Prozess der Interkulturellen Öffnung von Organisationengehört zu den erforderlichen personellenMaßnahmen die Einstellung von Fachkräften <strong>mit</strong> zusätzlicher<strong>Kompetenz</strong> <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Migrantengruppen.Dazu zählen insbesondere Fachkräfte, die selbstMigrationshintergrund besitzen. Durch diesen Prozessentstehen interkulturell besetzte Teams, in denen sichdie kulturelle Vielfalt der Gesellschaft widerspiegelt.In Deutschland galt lange Zeit das Arbeiten in einerhomogenen Belegschaft als ein erfolgreiches Modell.Dieses Prinzip, das durch eine Anpassung von Minderheitenin der Organisation an die dominante Unternehmenskulturund da<strong>mit</strong> faktisch durch das Einebnen vonUnterschieden in der Belegschaft gekennzeichnet ist,wird mehr und mehr durch eine die Verschiedenheit undVielfalt (Diversity) berücksichtigende und förderndePersonalpolitik abgelöst. Diversity stellt dabei ein Prinzipdar, das personelle Vielfalt als produktiven Faktorfür den Erfolg einer Organisation versteht.Interkulturelle Teams können demnach als eine besondersgeeignete Arbeitsform genutzt werden, um Qualitätskriterienwie Kundenzufriedenheit, Erfolg undWirtschaftlichkeit einer Organisation besser erfüllenzu können. Durch die unterschiedlichsten Sichtweisen,Methoden und Lösungsstrategien der Team<strong>mit</strong>gliederkann eine neue Kreativität entstehen, die die interkulturelle<strong>Kompetenz</strong> aller MitarbeiterInnen erhöht.Da „Interkulturelle Öffnung“ und das Arbeiten in interkulturellenTeams <strong>im</strong>mer mehr als Bedingung für dieFörderung von Maßnahmen und Projekten seitens derFörderer erwartet wird, gewinnt der Einsatz von interkulturellzusammengesetzten Teams gerade für Trägerder Sozialen Arbeit nicht nur aus gesellschaftspolitischerVerantwortung an Bedeutung. Bereits EU-Programmeund verstärkt Fördermaßnahmen des Bundes,der Länder und der Kommunen setzen dies voraus.Nicht zuletzt der jüngst beschlossene „Nationale <strong>Integration</strong>splan“wird dieser Entwicklung einen weiterenSchub geben.Leitungen und Personalverantwortliche in Verbändenund bei Trägern der Sozialen Arbeit stehen vor neuenHerausforderungen für die Teamentwicklung und Führung<strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> interkulturell zusammengesetztenArbeitsgruppen, den von uns so genannten Diversi-Teams.Träger aus drei Regionen der EQUAL-EntwicklungspartnerschaftInBeZ Rhein-Saar-Elbe haben durch ihre eigeneArbeit in interkulturellen Teams hierzu hilfreicheErfahrungen sammeln können und in einem Praxisheft„DiversiTeams“ zusammengeführt.Leitfaden für den Aufbau voninterkulturellen und ProjektteamsDas Praxisheft dient als Leitfaden insbesondere für Trägerder Sozialen Arbeit be<strong>im</strong> Aufbau und der Gestaltungvon interkulturellen Teams. Es soll Anreize schaffenund Interessierten eine Hilfestellung geben, uminterkulturelle Aspekte in der Organisations- und Personalentwicklungaufzunehmen und die Potentiale voninterkulturellen Teams nutzbar zu machen.Der Leitfaden geht auch auf die gängigen Hürden undHemmschwellen be<strong>im</strong> Aufbau von interkulturellenTeams ein. Er zeigt mögliche Probleme auf, die bei derpraktischen Arbeit entstehen können und dazu führen,dass die erhoffte Wirkung nicht eintritt. Der Leitfadenzielt auf ein Verstehen der auftretenden Probleme so-48


ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN | INTERKULTURELLE ÖFFNUNGwie auf einen Rahmen, in dem die Verschiedenheit undunterschiedliche kulturelle Prägung der Team<strong>mit</strong>gliedersich vorteilhaft entwickeln kann.Eine Besonderheit liegt darin, dass konkrete Erfahrungenaus der Praxis von Trägern dargestellt sind. Hierbeiwerden sowohl die Perspektive des Trägers und der Leitungbeschrieben als auch die des Teams. Maßnahmen<strong>im</strong> Bereich der Organisations- und Personalentwicklungwerden aufgezeigt, die hilfreich für eine gelingende Arbeitin interkulturellen Teams sein können.Ein Fokus liegt auf der Arbeit in Projektteams. Teamsalso, die für eine best<strong>im</strong>mte Aufgabe und eine begrenzteZeit zusammengesetzt werden und dadurch besondereEigenarten aufweisen.Praxiserfahrungen und EmpfehlungenDie Anregungen und Empfehlungen sind in drei Abschnitteunterteilt. In einem Einführungsteil werdendie Vorteile von kulturell gemischten Teams beschrieben,mögliche Hürden und Hemmnisse dargestellt sowieMaßnahmen zum Aufbau und zur Fortentwicklungvon DiversiTeams aufgezeigt. Im zweiten Abschnitt stehendie praktischen Erfahrungen der Träger <strong>im</strong> Mittelpunkt.Dort werden sowohl die Sichtweise der Leitungals auch die des Teams dargestellt. Die hierbei aufgetretenenProzesse und Maßnahmen zur Teamentwicklungwerden beschrieben. Schließlich werden in einemdritten Abschnitt Übungen, Methoden und weiterführendeIdeen gesammelt.Das Arbeiten in interkulturellen Teams gehört in denmeisten Organisationen längst nicht zur Normalität,ist aber ein <strong>im</strong>mer wichtiger werdendes Thema für einenTransfer. Das Praxisheft dient dazu, diesen Prozessvoranzubringen.Die Erfahrungen und Empfehlungen sind trägerübergreifendvon PartnerInnen aus verschiedenen Regio -nen erarbeitet worden und in andere Kontexte transferierbar.Allgemeine Informationen• DiversiTeams erscheint Ende November 2007 alsBroschüre und/oder CD-Rom.• Erarbeitet von der InBeZ-AG DiversiTeams• Beteiligte Partner: agarp, baff e.V., ism e.V., SIMAKontakt:ism – Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V.Ulrike PingelAugustinerstr. 64-6655116 MainzTelefon 06131 / 32 84 88www.ism-mainz.de>ulrike.pingel@ism-mainz.deTransferfähigkeitEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 49


2. Individuelle UnterstützungsstrukturMigrantInnen bilden eine ausgesprochen heterogeneund nicht wie häufi g angenommen homogene Personengruppe.Dies bezieht sich auf ihre Ursprungsnationalitätund den da<strong>mit</strong> verbundenen kulturellen Hintergrund,auf ihre schulische und berufliche Qualifikationsowie den Unterschied, ob sie MigrantInnen der ersten,zweiten oder dritten Generation sind. So weisenMigrantInnen der zweiten Generation einen höherenBildungsabschluss auf als MigrantInnen der ersten Generation.MigrantInnen der ersten Generation sind inbesonderem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen, ihreErwerbslosenquote liegt in einigen Regionen Deutschlandsdoppelt so hoch wie die der einhe<strong>im</strong>ischen Bevölkerung.(Jüngst) Zugewanderte MigrantInnen trifft das Problemder formalen Anerkennung ihrer schulischen undberuflichen Abschlüsse. Diese formalen Zertifi katesind in Deutschland von erheblicher Bedeutung, währendinformell erworbene und nicht <strong>im</strong>mer zertifizierte<strong>Kompetenz</strong>en in der Regel zunächst nicht gesehen werden.Ein hoher Anteil der MigrantInnen hat keinen formalenNachweis seiner <strong>Kompetenz</strong>en und kann gleichzeitigseine informell erworbenen <strong>Kompetenz</strong>en – undda<strong>mit</strong> oftmals übertragbaren Fähigkeiten – nur in Ausnahmefällenin den Arbeitsmarkt einbringen.Diesen Schwierigkeiten steht eine (Regel-) Unterstützungsstrukturgegenüber, welche1. kein umfassendes und qualitativ profundes Profiling-und <strong>Kompetenz</strong>erfassungssystem anbietet, dazeitliche Ressourcen aufgrund der hohen Fallzahlendes Personals in den öffentlichen Institutionen begrenztsind. Zudem besteht ein hoher Ver<strong>mit</strong>tlungsdruck,der bewirkt, dass eher „marktferne“ KundInnen<strong>mit</strong> einer hohen Betreuungsintensität nicht <strong>im</strong>Fokus der Ver<strong>mit</strong>tlerInnen stehen. Informelle <strong>Kompetenz</strong>ender MigrantInnen können dabei aus demBlickfeld geraten.2.3.4.die arbeitslosen Personen in Kundensegmente einteiltund da<strong>mit</strong> einhergehend für die MitarbeiterInnender Arbeitsverwaltung nur eine eingeschränkteProduktauswahl zur (Wieder-)Eingliederung in denArbeitsmarkt zulässt (Stichwort: Schubladensystem).Diese eingeschränkte Produktauswahl ist ausbetriebswirtschaftlichen Gründen für die Bundesagenturfür Arbeit sehr positiv, wie es die Einsparungender letzten Jahre gezeigt haben, verhindertjedoch eine individuell zugeschnittene Förderungfür den Einzelfall.Gruppen-(qualifizierungs-) maßnahmen über diegän gigen Ausschreibungserfordernisse der SozialgesetzbücherII & III anbietet, die sich eher an homogeneGruppen richten und keine migrantenspezifischenInhalte aufweisen.keine bzw. eine noch <strong>im</strong> Aufbau befindliche Fallbegleitunganbietet – das Arbeitsfeld des Arbeitsberatersbzw. der Arbeitsberaterin wurde in der Bundesagenturfür Arbeit vor einigen Jahren abgeschafftund das Fallmanagement in den Arbeitsgemeinschaftensteckt noch in den Kinderschuhen – undda<strong>mit</strong> eine kontinuierliche Begleitung der arbeitslosenPersonen nicht gegeben ist.Für den Kunden bzw. die Kundin hat dies zur Konsequenz,dass keine einzelfallbezogene und maßgeschneiderteUnterstützungsleistung angeboten, sondernstatt dessen auf homogene Gruppenangebote zurückgegriffenwird.Bedarfsgerechte Angebotewirken zusammenAls Alternative zu diesen Regelangeboten wurde <strong>im</strong>Rahmen der EQUAL-Entwickungspartnerschaft InBeZeine Unterstützungsstruktur einschließlich der hierfürerforderlichen Instrumente erarbeitet, die ein aufdie jeweilige Person abgest<strong>im</strong>mtes und zugeschnitte-50


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTURnes Beratungs- und Berufswegebegleitangebot bietet:dies umfasst den Erst-Kontakt bis zur Ver<strong>mit</strong>tlungin den ersten Arbeitsmarkt oder bis zur Aufnahme einerSelbstständigkeit, ggf. darüber hinaus die Betreuungbzw. das Coaching nach der Arbeitsaufnahme bzw.einer Unternehmensgründung.Durchgehend gilt der Ansatz des „empowerments“ oderumgangssprachlich der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Unterstützungsleistungensollten solange wie nötig, aber sowenig wie möglich angeboten werden und dies jeweilsindividuell abgest<strong>im</strong>mt. In diesen Prozessverlauf wurdendie zuständigen öffentlichen Institutionen – Agenturfür Arbeit sowie die Arbeitsgemeinschaften – <strong>mit</strong>einbezogen.So wurde in einigen Fällen ein Arbeitskreiszwischen Projekt<strong>mit</strong>arbeiterInnen und den MitarbeiterInnender Institutionen aufgebaut.Dieser durchgängige und gleichzeitig modulare Unterstützungsprozessbeinhaltet das Zusammenwirken vonHilfen (Kap. 2.1), die Orientierungsphase der Zielgruppe(Kap.2.2), die Berufswegebegleitung und Ver<strong>mit</strong>tlung(Kap. 2.3) sowie da<strong>mit</strong> verbunden die Qualitätsentwicklung(2.4).Die hierbei entwickelten Instrumente – bspw. in derOrientierungsphase migrantenspezifi sche Beratungssettings,Profiling und <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrensowie eine standardisierte Rückmeldung – sind individuellanpassbar und auf andere Personengruppentransferierbar. Der Fokus wird auf die arbeitsmarktrelevanten<strong>Kompetenz</strong>en gelegt, welche dem Kundenbzw. der Kundin sowie dem Kostenträger sichtbar gemachtwerden. Dabei wird auch die Situa tion und derBedarf in anderen (Lebens)-Bereichen er<strong>mit</strong>telt, um,einem ganzheitlichen Ansatz folgend, abschließendgemeinsam eine Berufswegeplanung zu erstellen: InAbsprache <strong>mit</strong> den zuständigen öffentlichen Stellensollte diese in eine <strong>Integration</strong>svereinbarung (bei denArbeitsgemeinschaften auch als Eingliederungsvereinbarungbezeichnet) münden.Das Ganze ist mehr als die Summeseiner TeileDieser individuelle Ansatz hilft, strukturelle Benachteiligungender Zielgruppe deutlich zu verringern undgezielte Angebote zur <strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarktzu erarbeiten. Durch die enge Verzahnung und denfachlichen Austausch ergibt sich für die Zielgruppe ein„Mehr“ an Unterstützungsleistungen und Perspektivenfür die soziale, gesellschaftliche und berufliche <strong>Integration</strong>sowie „Hilfen aus einer Hand“.Der enge Kontakt zwischen den MitarbeiterInnen deröffentlichen Institutionen und der durchführenden Trägerträgt zur beiderseitigen Professionalisierung undSensibilisierung der Fachkräfte bei. Für die durchführendenTräger ergeben sich hieraus Anforderungenan eine Vernetzung zu den lokalen Akteuren des Arbeitsmarktessowie zu Fach- und Beratungsdiensten.Gleichzeitig etablieren sich die Träger als kompetenteAnsprechpartnerInnen bei Fragen der Beratung, Begleitungund <strong>Integration</strong> von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt.Für die MitarbeiterInnen der öffentlichen Institutionenergeben sich zeitliche und fachliche Vorteile, dasie häufig nicht über die zeitlichen Ressourcen für einevertiefende <strong>Kompetenz</strong>erfassung und Begleitung sowieüber die erforderlichen Instrumente verfügen. DerLeistungsträger kann <strong>mit</strong>tels der Unterstützungsleistungdes durchführenden Trägers auf vertiefende Informationen,Empfehlungen und Ergebnisse zurückgreifen,die als Entscheidungsgrundlage für die notwendigen<strong>Integration</strong>sangebote dienen können.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 51


2.1 Zusammenwirken der HilfenMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund haben ein mehrals doppelt so hohes Risiko arbeitslos zu werden als diedeutsche Bevölkerung. Sie sind in Qualifizierungsmaßnahmenunterrepräsentiert und werden seltener vonbestehenden Angeboten der Arbeitsmarktberatung und-unterstützung erreicht. Gründe sind fehlende Zugänge,die Ursachen sind vielfältig.Vielen Ratsuchenden fehlen das Wissen und die Informationenüber bestehende Angebote zur Beratung oderWeiterbildung. Unsicherheiten in der Sprache und <strong>im</strong>Umgang <strong>mit</strong> den hiesigen Gepflogenheiten der Verwaltungerschweren den Zugang. Darüber hinaus fehlenden MigrantInnen oftmals die privaten und informellenNetzwerke, die entsprechende Unterstützung, Informationenund Kontakte bieten können. In der Konsequenzwerden viele KundInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund vonbestehenden Angeboten nicht erreicht. Aktivitäten zurberuflichen <strong>Integration</strong> von MigrantInnen bleiben unvollständigund sind von Zufällen abhängig. Erschwerendkommt hinzu, dass die Anbietenden untereinanderoft nur unsystematisch vernetzt sind, so dass auch beiden Akteuren Informations- und Kommunikationsstrukturennur unzureichend ausgebildet sind.Im Endeffekt kommen Hilfsangebote bei unserer Zielgruppeoft zufällig und unkoordiniert an, so dass sichkeine aufeinander aufbauende Struktur der Unterstützungsangeboteausbildet und so<strong>mit</strong> ein Fortschritt inder individuellen Situation der Ratsuchenden deutlicherschwert wird. Die zur Verfügung gestellten Mittel fürdie einzelnen Hilfsangebote können nicht die beabsichtigteWirkung entfalten und bleiben sowohl hinsichtlichihrer Effektivität als auch ihrer Effizienz hinterden Erwartungen zurück.Ansätze zur besseren Abst<strong>im</strong>mung der Hilfeangebotekönnen unterschiedlich aussehen. In der EntwicklungspartnerschaftInBeZ Rhein-Saar-Elbe wurden drei Formendes Zusammenwirkens näher betrachtet: In einemersten Schritt konnten sich Anbieter in Mainz auf eingemeinsames Informationsfaltblatt einigen (2.1.1).52


2.1.1 Kundeninformation>Kundenflyer <strong>mit</strong> den Angeboten Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellungund Coaching von InBeZ MainzBeratungs- und Unterstützungsangeboteklar und verständlich präsentiertZiele des Flyers sind die zielgruppengerechte Anspracheund Information von MigrantInnen über die trägerübergreifendenAngebote Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellungund Coaching von InBeZ Mainz.Der Flyer reagiert auf die besonderen Hürden bei derOrientierung und Informationsgewinnung über arbeitsmarktbezogeneBeratungs- und Unterstützungsangebote,die für die Zielgruppe aufgrund von teilweiseunzureichendem Systemwissen und eingeschränktenSprachkenntnissen bestehen.Zielgruppe sind arbeitsuchende Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundab Sprachniveau A1, dabei sowohl ALG-I/II-Leistungsbeziehende als auch Erwerbstätige, dievon Arbeitslosigkeit bedroht sind oder sich beruflichweiterentwickeln wollen.Die Innovation ist ziel- und kontextorientiert: die Ansprachewirkungwird durch Wiederholung des Titels„Beratung zur Arbeitsuche“ in fünf Fremdsprachen undFarben gesteigert, die gewählte Sprache <strong>im</strong> Flyer istklar und leicht verständlich, die drei inhaltlich und ineiner Ablaufkette zusammenhängenden Angebote vondrei verschiedenen Trägern werden gemeinsam präsentiert.Der Flyer vermarktet die Angebote dreier Träger aus einerHand, ist dadurch in der Konzeption und <strong>im</strong> Druckvergleichsweise kostengünstig, ermöglicht dem Kundenund der Kundin eine zielgenaue Selbstmeldung, der Arbeitsverwaltungeine passgenaue Zuweisung, den Arbeitsmarktakteureneine präzise Weiterleitung und vermeidetso eine weiter wachsende Unübersichtlichkeitdes lokalen Angebotsspektrums.Auch in den InBeZ-Projekten in Ludwigshafen habendie beiden Träger CJD Ludwigshafen und baff e.V. einengemeinsamen Flyer herausgegeben.Der FlyerDer Flyer liegt bei KooperationspartnerInnen undArbeitsmarktakteuren aus. KundInnen und Arbeitsmarktakteurekönnen eine informierte Empfehlung undEntscheidung für das Angebot treffen.Der Flyer ist in DIN A4 sechsspaltig vorder- und rückseitigin Farbe auf weißem Grund bedruckt, zwe<strong>im</strong>al vertikalgefaltet, <strong>mit</strong> einer Vorder- und Rückseite, drei Innenseiten<strong>mit</strong> drei Angebotsbeschreibungen, <strong>mit</strong> einerschematischen Anfahrts- und Wegbeschreibung, einerQuellenangabe für weiterführende Informationen zumProjekt sowie den Logos des Projektes und der Förderer.RahmenbedingungenDer Flyer wurde nach interner Konzeption und Layoutgestaltungextern in einer Druckerei gedruckt.Die Entwicklung eines trägerübergreifenden gemeinsamenKundenflyers erfordert Fachkompetenz, Zielgruppenkenntnis,die Moderation des gemeinsamenKonzeptionsprozesses, IT- und Layouterfahrung sowieeine moderne EDV-Ausstattung.TransferfähigkeitDas Produkt ist in Teilen übertragbar. Insbesondere dieträgerübergreifende gemeinsame Angebotsdarstellung,die klare deutsche Sprache und die mehrsprachigenElemente sind für die Gestaltung einer erfolgreichenAnsprache der Zielgruppe in der Breite anwendbar.54


MS10FT7GX3 User’s Manual5.1.14.3 Port StatisticsPort statistics show several statistics counters for all portsPort Statistics interfaceThe following table describes the labels in this screen.LabelDescriptionTypeShow port speed and media type.LinkShow port link status.StateShow ports enable or disable.TX GOOD Packet The number of good packets sent by this port.TX Bad Packet The number of bad packets sent by this port.RX GOOD Packet The number of good packets received by this port.RX Bad Packet The number of bad packets received by this port.TX Abort Packet The number of packets aborted by this port.Packet Collision The number of t<strong>im</strong>es a collision detected by this port.ClearClear all counters.HelpShow help file.5.1.14.4 Port MonitoringPort monitoring functions support TX (egress) only, RX (ingress) only, and data TX/RX. TX monitoring sends any data that egress out a monitored TX source ports to a selected TX destination port as well. RX monitoring sends any data that ingress in the monitored RX source ports out to a selected RX destination port. In addition, the data is sent to the port where it is normally directed. When disabling the port monitoring function completely, keep all source ports unchecked. Meridian Technologies, Inc., 700 Elmont Rd., Elmont, NY 11003Phone: +1 516-285-1000 · Fax: +1 516-285-6300Web: www.meridian-tech.com | E-mail: support@meridian-tech.comVersion 1.356


2.1.2 Schnittstellen-Management in einer Förderkette>Instrumente zur Gestaltung von Teilnehmer-Übergängenbei Beteiligung unterschiedlicher TrägerReibungslose und effektiveZusammenarbeit aller AkteureZiel ist es, anhand standardisierter Instrumente undMethoden die Übergänge arbeitsuchender Menschenzwischen den unterschiedlichen Arbeitsmarktakteuren– in einer sogenannten Förderkette (bspw. zwischenArbeitsagentur, ARGE und freien Trägern) – zu opt<strong>im</strong>ieren:zentrale Ergebnisse und individuelle Informationensollen nicht verloren gehen bzw. effektiv <strong>mit</strong>einanderverbunden werden können. Dem Hauptakteur(bspw. ein freier Träger, der von Arbeitsagentur oderARGE beauftragt wird) soll <strong>mit</strong> Hilfe dieser Instrumenteund Methoden eine reibungslose Zusammenarbeit<strong>mit</strong> allen am Prozess Beteiligten ermöglicht werden.Im Sinne des Kunden und der Kundin kann so eine einheitlicheund zielführende Förderplanung erfolgen.Darüber hinaus soll über den Gesamtprozess eine Erhebungzur bedarfs- bzw. zielgruppengerechten Maßnahmeplanungerfolgen, die nur durch eine entsprechendeDokumentation gewährleistet werden kann.Ausgangslage: Arbeitsuchende Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrunddurchlaufen bei der (Arbeitsmarkt)-<strong>Integration</strong> die unterschiedlichsten Stellen und Fachdienste(Arbeitsagentur oder ARGE, Beratungsstellenetc.). Gerade bei den Übergängen zwischen Bedarfsträgernund flankierenden Unterstützungs- und Förderangeboten(oder umgekehrt) geraten nicht sel ten ganzheitlicheAspekte aus dem Fokus der Betrach tung, dadie Beteiligten unterschiedliche <strong>Kompetenz</strong>-/Aufgabenbereiche<strong>mit</strong>bringen: oft werden nur „Ausschnitte“ fokussiert,Informationen doppelt erfragt oder unterschiedlicheEmpfehlungen erteilt. Eine „Dienst leistungaus einer Hand“, die zur Erhöhung der Integra tionschancenjedoch notwendig ist, erfolgt aus strukturellenoder ressourcenbedingten Gründen zumeist nicht.Zielgruppe der „Förderkette“ sind in erster Linie arbeitsuchendeMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundund/oder unzureichenden Sprachkenntnissen <strong>im</strong> ALGII-Bezug, die älter als 25 Jahre sind. Prinzipiell ist dasInstrument auch bei Arbeitsuchenden, von ArbeitslosigkeitBedrohten oder Erwerbstätigen einsetzbar, diesich beruflich (neu-) orientieren wollen.Durch eine Prozessbegleitung durch externe Moderation(z.B. bei der Etablierung eines neuen Maßnahmeangebots)werden für die Übergänge zwischen den beteiligtenAkteuren bei der „Förderkette“ entsprechendeInstrumente und Methoden zur Defi nierung, Klärungund Standardisierung der jeweiligen Schnittstellen eingesetzt.Standardisierung der SchnittstellenKonkret umfasst die Prozessbegleitung:••Klärung des gemeinsamen Ziels der BeteiligtenDefinition der Schnittstellen bzw. der jeweiligenÜbergängeFestlegung von Dokumentations- und AblaufstandardsBündelung von Ergebnissen (Datenbank) zur weiterenBedarfserhebung••Zum Einsatz kommen vorliegende Standardformulareund Muster zur Kundenverwaltung (verschiedene Formulareu. Datenbank) und zur inhaltlichen Arbeit <strong>mit</strong>KundInnen (Förderplanung, Ergebnisberichte, Fallbesprechungsprotokolleetc.).56


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ZUSAMMENWIRKEN DER HILFENRessourcenÜberschneidungen zwischen den unterschiedlichenAufgabenbereichen der PartnerInnen werden beleuchtetund bewusst zur <strong>Kompetenz</strong>erweiterung aller Beteiligten(<strong>im</strong> Rahmen standardisierter Fallbesprechungenzwischen den beteiligten PartnerInnen, gemeinsamerArbeitssitzungen und Förderplanungen) genutzt. DieProzessbegleitung schließt da<strong>mit</strong> Methoden zur trägerübergreifendenTeamentwicklung <strong>mit</strong> ein.Bei Bedarf kann eine Erweiterung <strong>im</strong> Sinne eines Abgleichs(z.B. <strong>mit</strong> dem regionalen Arbeitsmarkt oder Bedarfenvon Betrieben) durch Bündelung und Korrelationverschiedener erhobener Teilnehmerdaten aus der Datenbankerfolgen.Voraussetzungen: Kooperationsbereitschaft,Kommunikation und Planung derzeitlichen RessourcenEine Prozessbegleitung zur Klärung und Gestaltung derTeilnehmer-Übergänge kann nur dann zielführend sein,wenn alle beteiligten PartnerInnen zu einer engen Kooperationbereit sind. Es muss ein dauerhafter Kommunikationsflussund eine zuverlässige Weiterleitung vonInformationen gewährleistet sein. Dafür müssen vonBeginn an zeitliche Ressourcen für gemeinsame Abst<strong>im</strong>mungsgesprächeeingeplant und eine eindeutigeVerteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten geklärtsein, da<strong>mit</strong> der Prozess einer Förderkette <strong>mit</strong> unterschiedlichenAkteuren gelingen kann.• Zeitlich: Die Prozessbegleitung umfasst den Aufbauund die Stabilisierungsphase zu Projektbeginn – bedarfsabhängigauch während der gesamten Laufzeit.Zuvor gibt es ausführliche Absprachen über In halte<strong>mit</strong> den Verantwortlichen und den Operativen (mind.einmal pro Woche für eine Stunde).• Personell: ein Coach <strong>mit</strong> entsprechenden Erfahrungen<strong>im</strong> Bereich Arbeitsverwaltung, Team- und Organisationsentwicklung.KontaktCJD Ludwigshafen <strong>im</strong> christlichen JugenddorfwerkDeutschlands e.V.Teilprojekt: – <strong>Kompetenz</strong>en erkennenMarco FeindelLudwigstr. 4467059 LudwigshafenTelefon 0621/59 13 29 15>marco.feindel@cjd.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 57


2.1.3 Profildatenbank>Instrument zur Dokumentation und statistischen Erfassungder Ergebnisse aus Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellung und BeratungFachkräfte aus der Arbeits verwaltung undArbeitsuchende profitieren gleichermaßenZiel der EDV-gestützten Profildatenbank ist die Erfassungaller arbeitsmarktrelevanten Informationen undDaten der Teilnehmenden. Weiterhin werden die Ergebnisseaus dem Profiling, der <strong>Kompetenz</strong>feststellung(vgl. 2.2.8) und Beratung dokumentiert. Das Produktübern<strong>im</strong>mt darüber hinaus folgende Funktionen:• Erstellung eines Lebenslaufes,• Erstellung eines Berufswegeplans für die Teilnehmenden(Empfehlungen und Handlungsschritte),• Erstellung eines Ergebnis-Zwischenberichts für denAuftraggeber inkl. weiterer Empfehlungen,• Erstellung von Statistiken und Berichten über Leistungenund Empfehlungen.Die Datenbanksysteme der Arbeitsverwaltungen erfassenberufliche Erfahrungen, Kenntnisse und <strong>Kompetenz</strong>envon Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund nur unzureichend,vor allem, wenn diese <strong>im</strong> Herkunftslanderworben wurden. Die Profildatenbank greift diese Tatsacheauf und dokumentiert die entsprechenden Qualifikationender Teilnehmenden. Darüber hinaus ermöglichtdie Datenbank, die Ergebnisse aus den Beratungssettings,dem Profiling und der <strong>Kompetenz</strong>feststellungsystematisch zu bündeln. Werden die verschiedenenModule von unterschiedlichen Fachkräften durchgeführt,dient das Instrument zur Zusammenführung undgemeinsamen Dokumentation von Ergebnissen.Zielgruppen des Produkts sind in erster Linie Fachkräfte,die <strong>im</strong> Rahmen der berufsbezogenen Beratung, desProfilings und der <strong>Kompetenz</strong>feststellung für Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund tätig sind. ArbeitsuchendeMigrantInnen profitieren von den Produkten der Profil-datenbank (z.B. Lebenslauf, Berufswegeplan), die sie<strong>im</strong> Rahmen ihres beruflichen Eingliederungsprozessesnutzen können. Eine Ausweitung der Zielgruppe aufPersonen <strong>mit</strong> besonderen Ver<strong>mit</strong>tlungshemmnissenwie Sucht, Krankheit, oder Behinderung ist möglich.Das Produkt ist eine zielorientierte Innovation, da 1)berufliche Qualifi kationen und Erfahrungen aus demHerkunftsland der Teilnehmenden berücksichtigt undnutzbar gemacht werden und 2) eine systematische Zusammenführungund Dokumentation von Ergebnissenmöglich wird.Modulare Informationserfassungfür den ProfilbaukastenDie Profildatenbank unterstützt die Prozesse des Profilings,der <strong>Kompetenz</strong>feststellung und Beratung. Darüberhinaus bündelt sie die Ergebnisse aus den genanntenAktivitäten. Das System ist modular aufgebautund beinhaltet folgende Schwerpunkte:• Stammdaten und lebenslaufrelevante Informationen• Ver<strong>mit</strong>tlungsfaktoren (Ressourcen und Hemmnisse)• Ergebnisse aus der <strong>Kompetenz</strong>feststellung• Aktionsplan und Berufswegeplan (Empfehlungen,weiteres Vorgehen und Handlungsschritte)• Berichterstellung und StatistikZur Erfassung der Informationen stehen unterschiedlicheInstrumente zur Verfügung (leitfadengestützteInterviews, Fragebögen in Form von Selbsttests undFremdeinschätzungen in Papierform). Diese Komponentenbilden zusammen <strong>mit</strong> der Profildatenbank den58


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ZUSAMMENWIRKEN DER HILFENTransfer auch auf andereZielgruppen möglich„Profi lbaukasten“ (2.2.8). Das Baukastensystem istmodulartig aufgebaut und kann individuell auf die Teilnehmendenzugeschnitten werden. Es leistet Profiling,<strong>Kompetenz</strong>feststellung und Beratung „aus einer Hand“.D.h. die Fachkräfte des Informations- und Beratungszentrumsführen alle genannten Angebote <strong>mit</strong> den Teilnehmendendurch. Das Datenbanksystem bildet in diesemZusammenhang das Kernstück der Aktivitäten, dasie die Resultate systematisch zusammenfügt.Das Produkt kann allerdings auch einzeln, d.h. unabhängigvon den Komponenten des Profilbaukastens vonden Fachkräften aus Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellungund berufsbezogener Beratung als Instrument zur systematischenZusammenführung Dokumentation und Ergebnissicherungeingesetzt werden.Personelle und sachliche RessourcenFolgende Voraussetzungen sind zum Einsatz und zurHandhabung der Profildatenbank erforderlich:1.2.Technische Voraussetzungen: Die Nutzung einesPCs/Laptops <strong>mit</strong> entsprechen der Software zur Nutzungder Profildatenbank (Microsoft Access).Anforderungen an die Fachkräfte: EDV-Kentnisse,insbesondere in Bezug auf die Nutzung von Datenbanksystemen.Da<strong>mit</strong> das Instrument als systematische Datenbankeingesetzt werden kann, ist eine kontinuierliche Bedienungnotwendig. Dies gilt besonders, wenn unterschiedlicheFachkräfte <strong>im</strong> Beratungs-, Profi lings- und<strong>Kompetenz</strong>feststellungsprozess aktiv sind. Hier ist eingemeinsamer Zugriff auf die Datenbank wichtig, umsicherzustellen, dass „alle alle Informationen nutzen“können.Das Produkt wird <strong>im</strong> Rahmen der Orientierungsphase,Berufswegebegleitung, Ver<strong>mit</strong>tlung und Nachbetreuungeingesetzt. Darüber hinaus bündelt die Profildatenbankdie Empfehlungen in Bezug auf die berufliche Qualifizierungder Teilnehmenden (Sprachförderung, Qualifizierung,Anerkennung von Berufsabschlüssen etc.).Das Produkt ist so flexibel konzipiert, dass es in anderenKontexten und für andere Zielgruppen genutzt werdenkann. Für den Transfer steht ein Leitfaden für dieFachkräfte zur Verfügung, der den Einsatz der Profildatenbankausführlich erläutert. Das Informations- undBeratungszentrum Rhein-Hunsrück hat sehr gute Erfahrungen<strong>mit</strong> der Nutzung der Profi ldatenbank gemacht.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRhein-HunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3-555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82 - 447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 59


2.1.4 <strong>Integration</strong>smanagement>Dokumentation einer Europäischen Fachtagung zum Thema Vernetzungund Fallmanagement in der Arbeitsmarktintegration für MigrantInnenFallmanagement bei SGB IIund Zuwanderungsrecht– der aktuelle DiskussionsstandZiel der Dokumentation ist es, den aktuellen Diskussionsstandzum Fallmanagement sowohl aus der Sichtder Theorie als auch aus der Sicht der Praxis darzustellenund so für die Weiterentwicklung <strong>im</strong> Arbeitsfeld derArbeitsmarktintegration unserer Zielgruppe nutzbar zumachen.Sowohl <strong>im</strong> SGB II als auch <strong>im</strong> neuen Zuwanderungsrechtist das Fallmanagement als Methode gefordert. Inden ARGEn soll es dort eingesetzt werden, wo Ver<strong>mit</strong>tlungsaktivitätenallein nicht zur Arbeitsmarktintegrationführen. Im Rahmen der Migrationserstberatungkann es eingesetzt werden, um gemeinsam <strong>mit</strong> denZugewanderten die notwendigen Schritte zur gesellschaftlichen<strong>Integration</strong> zu planen und zu steuern. BeideAnsätze treffen sich be<strong>im</strong> Thema Arbeitsmarkt, ohnedass es Regelungen für das Zusammenwirken gibt.Durch die Kombination der Fachvorträge <strong>mit</strong> der umfangreichenDokumentation der Diskussionsbeiträge ausder Praxis von einer Vielzahl unterschiedlicher professionellerund institutioneller Perspektiven bietet derBericht eine sehr gute Grundlage, um sich die Argumentefür und wider ein Fallmanagement sowie die Erfahrungen<strong>mit</strong> den Vorzügen und Grenzen konzentriertvor Augen zu führen.Verbindung von wissenschaftlicherDiskussion und PraxiserfahrungenDer Bereich beinhaltet die Vorträge der Konferenz sowiedie Diskussionen in den Arbeitsgruppen wie folgt:Vorträge:• <strong>Integration</strong>, Arbeitsmarkt und Sozialarbeit – notwendigeFragen (Prof. Dr. Dieter Filsinger, Saarbrücken)• Fallmanagement als Königsweg der <strong>Integration</strong>?(Prof. Dr. Peter Löcherbach, Mainz)• <strong>Integration</strong> nach Plan? – Ein holländisches Modell(Dr. Ben Valkenburg, Utrecht)• Mission Locale – Ein Konzept der <strong>Integration</strong>sbegleitungvon Jugendlichen (Nasseur Oussedik, Marseille)Arbeitsgruppen:• <strong>Integration</strong>smanagement zwischen Einzelfallhilfeund Netzwerkarbeit• <strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt• Sozialraum und niederschwellige Zugänge• Sozial- und <strong>Integration</strong>sberatung• Fallmanagement in Ausbildung und Studium60


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ZUSAMMENWIRKEN DER HILFENAnstöße für notwendige FachdiskussionenVor Ort war die Fachkonferenz der Startpunkt für dieAkteure, sich intensiv <strong>mit</strong> der Thematik zu beschäftigenund Lösungsansätze für die Praxis zu entwickeln.Das Veranstaltungskonzept und -format kann daherauch dazu dienen, in anderen Regionen einen Anreizzur Fachdiskussion zu setzen und die notwendige Entwicklungsarbeitanzustoßen.Allgemeine Informationen••Das Arbeitspapier liegt in Form einer <strong>pdf</strong>-Datei vor.NutzerInnen: Akteure der Arbeitsmarktintegrationvon MigrantInnenKontaktFITT gGmbhSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAWolfgang VogtGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/971 3236>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 61


2.2 OrientierungsphaseIn der Bundesrepublik erfolgt der Zugang zum Arbeitsmarktin erster Line durch den Nachweis formaler beruflicherQualifikationen. Wer über diese nicht verfügt,hat <strong>mit</strong> größeren Problemen bei der <strong>Integration</strong> in denArbeitsmarkt zu rechnen. Gerade MigrantInnen sehensich in vielfacher Weise <strong>mit</strong> dieser Situation konfrontiert:Ein Teil verfügt über <strong>im</strong> Ausland erworbene Bildungs-und Berufsabschlüsse, die ihnen in Deutschlandjedoch nicht anerkannt werden. Andere besitzen keinezertifizierte (Berufs-) Ausbildung oder bringen Berufserfahrungen<strong>mit</strong>, die auf dem deutschen Arbeits marktkeine Nachfrage finden; andere versuchen z.B. nach derBetreuung von Angehörigen oder Kindern einen beruflichen(Neu-) Anfang. Gleichzeitig verfügen sie jedochüber beruflich relevante Fachlichkeit, <strong>Kompetenz</strong>enund Erfahrungen. Bei ihrem Versuch, auf dem deutschenArbeitsmarkt Fuß zu fassen, bedeutet dies fürviele MigrantInnen, sich <strong>mit</strong> einer beruflichen (Neu-)Orientierung auseinanderzusetzen. Für die <strong>Integration</strong>in den Arbeitsmarkt spielt diese Phase eine besondereRolle: Sie bildet die Grundlage für eine erfolgreicheberufliche <strong>Integration</strong> und erfordert individuelle Wegeder Unterstützung.Die Entwicklungspartnerschaft InBeZ hat sich in ganzunterschiedlichen Facetten <strong>mit</strong> der Phase der (Neu-)Orientierung auseinandergesetzt. Allen Instrumentengemeinsam ist das Ziel, arbeitsmarktrelevante undübertragbare Qualifikationen, <strong>Kompetenz</strong>en und Erfahrungengemeinsam <strong>mit</strong> den KundInnen herauszuarbeitensowie für die Teilnehmenden und die Auftraggeber(ARGE/Optkom, Arbeitsagentur) sichtbar und nutzbarzu machen. Die Instrumente richten sich an all jene,die sich <strong>mit</strong> den eigenen beruflichen Perspektiven auseinandersetzenund eine Ist-Analyse ihrer beruflichen<strong>Kompetenz</strong>en durchführen möchten. Die Projekterfahrunghat gezeigt, dass außerhalb staat licher Institutionen,in zeitlich intensiveren und unbürokratischerenBeratungssettings ein Vertrauens- und Arbeitsverhältnisaufgebaut werden kann, um persönliche und beruflicheErfahrungen, <strong>Kompetenz</strong>en, Wünsche undPerspektiven einer beruflichen und gesellschaftlichen62


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASE<strong>Integration</strong> zu erfassen. Zudem verfügen die MitarbeiterInnenöffentlicher Institutionen häufi g nicht überdie zeitliche Kapazität für eine intensive Berufsorientierung,-beratung und <strong>Kompetenz</strong>feststellung oderentsprechende dezidierte Instrumente. Die fachlichfundierten Ergebnisse und Empfehlungen können dieAuftraggeberInnen als Unterstützung in ihre Arbeitund weitere Entscheidung über erforderli che Eingliederungsschritteeinfließen lassen.Für die vielfältigen Bedarfe, Situationen und Ziele derKundInnen fi nden sich in den Teilprojekten der Entwicklungspartnerschaftebenso vielfältige Angeboteund Instrumente zur individuellen Unterstützung derZielgruppe. Ein bewusst niedrigschwellig gehaltenesAngebot bietet der lebenswelt- und sozialraumorientierteKurs zur beruflichen Orientierung von MigrantInnen(2.2.1), der aus den Strukturen der Gemeinwesenarbeitheraus entwickelt wurde. Erfolgreich erprobteInstrumente zur Beratung (2.2.2), zum Profiling undzur <strong>Kompetenz</strong>feststellung (2.2.5 - 2.2.8) – auch prak-tischen <strong>Kompetenz</strong>feststellung (2.2.9 -2.2.10) – dienender Erfassung formeller und informeller Qualifikationen<strong>mit</strong> dem Ziel einer individuellen Berufswegeplanungund -begleitung. Hierbei wurde ein Instrument explizitfür die Planung und Vorbereitung einer nachhaltigenExistenzgründung durch MigrantInnen erfolgreich erprobt(2.2.3-2.2.4). Der Beratungsgutschein (2.2.11)zielt auf die Kooperation arbeitsmarktrelevanter undintegrationspolitischer Akteure: er dient dazu, die Zusammenarbeitvon ARGE, Migrationsdiensten und demBundesamt für Migration und Flüchtlinge zu initiieren,systematisch auszugestalten und zu verbessern.Mit dieser erfolgreich erprobten Palette von Instrumentenund Angeboten ist es den Teilprojekten gelungen,einen großen Kreis der Zielgruppe auf ihrem individuellenWeg der beruflichen (Neu)Orientierung zu unterstützen,eine (Wieder)Annäherung an den Arbeitsmarktzu erreichen sowie berufliche Perspektiven zu erarbeitenund zu realisieren.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 63


2.2.1 Schulung/Curriculum>Lebenswelt- und sozialraumbezogener Kurszur beruflichen Orientierung von MigrantInnenDie Teilnehmenden können in vertrauter, wertschätzenderund diskr<strong>im</strong>inierungsarmer Umgebung für sichberufliche Handlungsalternativen finden, die auf ihreneigenen und den Ressourcen des Stadtteils aufbauen.Freiwillige, niederschwellige Zugänge<strong>mit</strong> StadtteilbezugDer Kurs wendet sich in erster Linie an erwerbslose erwachseneMigrantInnen bzw. Deutsche <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,die <strong>im</strong> Stadtteil leben. Die <strong>im</strong> BürgerInnenZentrumBrebach – einem Gemeinwesenprojekt inSaarbrücken – durchgeführten Kurse zur beruflichenOrientierung von MigrantInnen zeichnen sich durchfolgende Besonderheiten aus:• Niederschwellige Zugänge: der Bedarf nach den o.g.Kursen ergab sich aus Kontakten zu interessiertenPersonengruppen bzw. Schlüsselpersonen <strong>im</strong> Stadtteil(Bsp.: Frauen, Teilnehmende des <strong>Integration</strong>skurses).Demzufolge wurde das Kursangebot in ersterLinie unter den StadtteilbewohnerInnen selber kommuniziertund die Motivation zur Teilnahme knüpftedirekt am Eigeninteresse der jeweiligen Zielgruppean.• Stadtteil-/Sozialraumbezug: die Teilnehmenden lernenAngebote <strong>im</strong> Stadtteil kennen, sie werden sichihrer persönlichen Netzwerke (in Community undStadt teil) bewusst und ermutigt, diese gezielt zurbe ruflichen Orientierung und <strong>Integration</strong> zu nutzen.• Freiwilligkeit: die Teilnahme an dem Kurs erfolgtfreiwillig. Zur Teilnahme an dem Kurs bedarf es keinerErledigung von Formalien. Die Teilnahme ist kostenlos.Zielsetzung des Kurses ist es, die Teilnehmenden zu ermutigen,sich aktiv <strong>mit</strong> Fragen der beruflichen Orientierungauseinanderzusetzen. Im Verlauf des Kurseswird gemeinsam <strong>mit</strong> den Teilnehmenden herausgearbeitet,über welche verwertbaren und übertragbarenschulischen, beruflichen und sonstigen Qualifikationensie bereits verfügen und welche berufliche Tätigkeit sieanstreben. Die Teilnehmenden werden in die Lage versetzt,ihre jeweilige Situation besser einzuschätzen undrealistische Ziele für ihre berufliche Zukunft zu entwickeln.Dabei dient der Austausch <strong>mit</strong> Teilnehmenden inähnlicher Situation der gegenseitigen Unterstützung.Mit der Teilnahme am Kurs sollen nicht zuletzt die <strong>im</strong><strong>Integration</strong>skurs erworbenen Sprachkenntnisse Anwendungfinden und vertieft werden. Konkret geht es darum,die sprachlichen Grundlagen zum Verfassen einesLebenslaufes, von Bewerbungen und zum Verhalten beiVorstellungsgesprächen zu ver<strong>mit</strong>teln.Zielgruppen und MethodenIm BürgerInnenZentrum Brebach, Saarbrücken, fandder Kurs <strong>im</strong> Kontext der Gemeinwesenarbeit statt, d.h.die Akquise der Maßnahme wendete sich in erster Liniean MigrantInnen aus dem Stadtteil. Zugänge zu denTeilnehmenden bestanden über Öffentlichkeitsarbeit,vor allem aber über „Mund-zu-Mund-Propaganda“, Bewerbung<strong>im</strong> Gemeinwesen, über communities und dieARGE.Nach Akquise von interessierten TeilnehmerInnen absolvierendiese für den Zeitraum von acht bis zwölf Wocheneine Schulung. In verschiedenen Übungen wurdezu folgenden Themenbereichen gearbeitet: „Meine beruflichenZiele und die nächsten Schritte“, „Wie schreibeich einen Lebenslauf?“, „Wie suche ich einen Job?“,„Welche Berufe gibt es und welche kommen für mich64


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEDokumentation und Transferin Frage?“. Methodisch wird in den Sitzungen <strong>mit</strong> unterschiedlichenKonzepten, wie z.B. Gruppencoaching,<strong>Kompetenz</strong>feststellungen, SOLL-IST-Analysen, gearbeitet.Die Durchführung des Kurses kann an lokale Anforderungen,Interessen und Bedarfe der NutzerInnen bzw.Einsatzfelder flexibel angepasst werden. So richtetenwir uns <strong>im</strong> ersten Durchlauf des Kurses an Frauen ausdem Stadtteil, die bislang oder seit längerer Zeit nichtberufstätig waren. Der Kurs wendete sich dabei integrationsförderndgleichermaßen an Frauen deutscherund nichtdeutscher Herkunft. In diesem Kurs standenneben den oben genannten Themen insbesondere auchFragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf <strong>im</strong> Zentrumdes Interesses.In einem zweiten Durchlauf wendeten wir uns an MigrantInnenbzw. Deutsche <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,die aktuell an einem <strong>Integration</strong>skurs teilgenommenhatten und ihrerseits um Unterstützung bei der beruflichenOrientierung sowie Weiterentwicklung ihrer neuerworbenen sprachlichen <strong>Kompetenz</strong>en gebeten hatten.Organisatorische und personelleVoraussetzungenDer Kurs kann in alleiniger Verantwortung des Trägersdurchgeführt werden. Für die <strong>im</strong> Rahmen des Kursesvorgesehenen Gespräche und Projektbesuche (ARGE,Berufsinformationszentrum, VertreterInnen von Organisationen<strong>im</strong> Stadtteil, VertreterInnen von best<strong>im</strong>mtenBerufsgruppen u.a.) sind entsprechende Kooperationenerforderlich.Eine Beschreibung zur methodischen Durchführung desKurses <strong>mit</strong> systematischem Lebenswelt- und Sozialraumbezugliegt in schriftlicher Form vor. Das Konzeptdes Kurses ist sowohl in bestehender Form als auch inmodifizierter Form bedarfsgerecht übertragbar.Allgemeine Informationen• Die Kursbeschreibung liegt in digitaler Form und inPapierform vor (ca. acht Seiten zzgl. Anhang: Arbeitsblätter)• NutzerInnen: Gemeinwesenprojekte/Nachbarschaftszentren,Migrantenorganisationen, Einrichtungendes sozialen Bereichs etc. (adaptierbar auf andereBe reiche)• Erforderliche Ressourcen: mindestens eine entsprechendqualifizierte Person sowie Räume zur Durchführungdes Kurses.KontaktDiakonisches Werk an der Saar gGmbHAbteilung Offene Soziale ArbeitRembrandtstr. 17-1966540 NeunkirchenTel. 06821/956-204>osa@dwsaar.deDer Kurs sollte von <strong>im</strong> Bereich Berufsbildungsmaßnahmenund Sprachver<strong>mit</strong>tlung erfahrenen Mitarbeitendendurchgeführt werden. Darüber hinaus sollte dasPersonal ein Bewusstsein für die Migrationsthematik<strong>mit</strong>bringen bzw. über eigene Migrationserfahrung verfügen.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 65


2.2.2 Berufswegebegleitungund -beratung von Migrantinnen und Migranten>Prozessorientierung und Ganzheitlichkeitals Bestandteile der arbeitsmarktbezogenen BeratungKomplexe Ausgangslageerfordert individuellen und situations -angemesse nen ZugangDa es sich bei MigrantInnen um den durchschnittlichjüngeren Anteil der Gesamtbevölkerung handelt, istes in Anbetracht der demografischen Entwicklung vongenerellem und insbesondere wirtschaftlichem Interesse,eine nachhaltige Eingliederung dieser Personenin den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Die Ausgangslageder Personengruppe wird unter anderem best<strong>im</strong>mtvon der Migrationserfahrung und den Gründen, die zurMigration geführt haben, dem Bildungsstand bzw. denanerkannten Bildungs- und Berufsabschlüssen, denAngeboten des Spracherwerbs, möglicher kulturellerAus grenzung und Vereinnahmung, dem Fremdheitserleben,den Diskr<strong>im</strong>inierungs- und Dequalifi zierungserfahrungensowie psychischen und physischen Beeinträchtigungen.Der Lösungsansatz der Berufswegebegleitung und -beratungzur Unterstützung der beruflichen <strong>Integration</strong> derZielgruppe stellt eine individuell und situationsangemesseneBeratung dar, die darauf abzielt, die Stärkenund Potentiale der MigrantInnen herauszuarbeiten undfür die <strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt nutzbar zu machen.Spezifi schen <strong>Kompetenz</strong>er<strong>mit</strong>tlungen, zielgruppengerechterBeratung und diversen Arbeitsmarktin stru mentenzum Trotz bietet der aktuelle Arbeitsmarkt nichtfür alle erwerbslosen Personen einen Arbeitsplatz. Dennochkönnen <strong>mit</strong> einer ressourcenorientierten und umfassendenBeratung und Begleitung die Chancen füreinen Einstieg in die Arbeitswelt opt<strong>im</strong>iert werden.Mit diesem Instrument werden die KundInnen <strong>mit</strong> ih-ren formellen und informellen Ressourcen in den Mittelpunktgestellt – ihr soziales Umfeld und ihre individuelleBiographie bilden die Grundlage der Berufswegebegleitungund -beratung. Die Berufswegeplanungbeschränkt sich aus diesem Grund nicht auf das ausschließlicheZiel einer abhängigen Vollbeschäftigungauf dem ersten Arbeitsmarkt, sondern schließt auch dieSuche nach alternativen Beschäftigungsfor men ein –wie Arbeitsgelegenheiten, mehrere Beschäftigungsverhältnisse,ein Mix aus Selbständigkeit und abhängigerBeschäftigung, MiniJobs, Tagesstrukturierung und Beschäftigungin Projekten.Stufenmodell des Case ManagementDer Begleit- und Beratungsprozess orientiert sich amStufenmodell des Case Managements und enthält folgendeKernelemente:• ein Erstgespräch zur Feststellung, ob eine individuelleSozial- und <strong>Kompetenz</strong>analyse erforderlich ist,• ggf. die Erstellung einer individuellen Sozial- und<strong>Kompetenz</strong>analyse <strong>mit</strong> Hilfe eines standardisiertenVerfahrens <strong>mit</strong> erprobten Instrumenten,• die Erstellung eines Förderplans,• die Sicherstellung der Umsetzung des Förderplanssowie• der Abschluss und die Kontrolle einer <strong>Integration</strong>svereinbarung(fakultativ).66


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEDer Begleit- und Beratungsprozess entspricht anerkanntenund erprobten Qualitätskriterien in der1.2.Strukturqualität, wozu ein niedrigschwelliger Zugang,zeitnahe Beratung, eine unkomplizierte Erreichbarkeit,die Multidisziplinarität und Fachlichkeitsowie Interkulturalität und Geschlechtersensibilitätder MitarbeiterInnen, die Kooperationen undVernetzung des Trägers und der MitarbeiterInnen inder Region, eine externe Gremienarbeit und Öffentlichkeitsowie eine angemessene räumliche und materielleAusstattung gehören, sowie in derProzessqualität, die eine fachliche Unabhängigkeit,den Schutz des Vertrauensverhältnisses, eine strukturierteund nachvollziehbare Dokumentation derBeratung, Fallbesprechungen und Teamkooperation,regelmäßige Fortbildungen der MitarbeiterInnen sowieTeamsupervision umfasst.TransferfähigkeitDas ressourcenorientierte Begleit- und Beratungskonzeptist anwendbar für alle arbeitsmarktfernen Zielgruppen.DokumentationEs liegen Formblätter zur Dokumentation des Beratungsprozessesund ein Fortbildungskonzept für BeraterInnenvor.Kontaktbaff e.V.Chris Ludwig, GeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/623335, Fax 0621/523047>baff-ev@gmx.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 67


2.2.3 LEAS_ik© als Ausgangspunkteiner nachhaltigen Existenzgründung>Instrument zur Er<strong>mit</strong>tlung von Eignung und Ausgangssituation vonMigrantInnen für eine unternehmerische SelbstständigkeitAnalyse von Potentialen, Möglichkeitenund Hemmnissen des GründungsprozessesLEAS_ik© und mögliche Folgemaßmahmen<strong>im</strong> BeratungsprozessLEAS_ik© ist ein Instrument zur Er<strong>mit</strong>tlung der Eignungund Ausgangssituation von gründungswilligenMigrantInnen für eine unternehmerische Selbstständigkeit.Es dient der Selbsterkennung der Startvoraussetzungen,der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Anforderungenan die Existenzgründung und bildet die Grundlagefür eine begleitete und strukturierte Planung.Unwissenheit und Unstrukturiertheit von Gründungswilligengegenüber den eigenen Startvoraussetzungenund dem daraus abzuleitenden Bedarf an Begleitungwaren Anlass, um LEAS_ik© als Startbaustein zu entwickeln.Die individualisierten Anforderungen von Gründungsinteressiertenkönnen nur auf der Grundlage eineranalysierten Startsituation und durch ein integriertesund baukastenartiges Begleitsystem gedecktwerden.Hauptzielgruppe sind Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,die arbeitslos bzw. von Arbeitslosigkeit bedrohtsind und in Erwägung ziehen, sich selbstständig zu machen.Darüber hinaus ist LEAS_ik© einsetzbar für alleGründungswilligen, die bereits am „Beginn“ ihres Vorhabensstehen.Der besondere Nutzen liegt in der schrittweisen undstrukturierten Auseinandersetzung der Teilnehmenden<strong>mit</strong> dem eigenen Gründungsvorhaben vor dem Gründungsprozessund <strong>im</strong> Abwägen der Potentiale, Möglichkeitenund eventuellen Hemmnisse. Hierin liegen auchInnovation bzw. Mehrwert: Es geht nicht nur darum,die Ausgangsvoraussetzungen der Gründungswilligenkompakt festzustellen, sondern gleichzeitig darum, denGründungsprozess und die da<strong>mit</strong> verbundenen Aufgabenaufzuzeigen und zu verdeutlichen.LEAS_ik© bildet den Startpunkt eines Existenzgründungsunterstützungsprozesses.LEAS_ik© ist ein Fragebogen,der folgende Bereiche einschließt: <strong>Kompetenz</strong>en,Rahmenbedingungen, Gründungsvoraussetzungenund Absicherung. Er kann ergänzt werden durchthemenspezifische Zusatzbögen, mündet in ein Auswertungsinstrumentund bildet die Grundlage für weiterePlanungen und Planungsunterlagen.Auf diesen Startpunkt des Existenzgründungsunterstützungsprozesseskann ein Qualifizierungs- und Betreuungsmodellaufbauen, welches den opt<strong>im</strong>alen Vorbereitungsablaufeiner Existenzgründung abbildet (integrierteBeratung und Begleitung, Qualifizierungs- undWorkshopbausteine, Materialien wie Arbeitsblätter undPlanungsgrundlagen, Auswertungsinstrumente) – <strong>im</strong>merunter Beachtung des individuellen Unterstützungsansatzes.Die vorhandenen <strong>Kompetenz</strong>en werden alsSelbstbild und Startgrundlage durch die Gründungswilligenselbst erfasst. Danach obliegt es jeder/m Teilnehmendenselbst, darauf aufzubauen und diese weiterzu entwickeln. Die nötige Unterstützungsstruktur solltedafür bereitgestellt werden.Idealerweise wird das Instrument von einem Orientierungsgespräch<strong>mit</strong> den Gründungsinteressiertenflankiert, welches in die Beantwortung der Fragen inLEAS_ik© mündet (entweder allein oder in Moderation<strong>mit</strong> der Gründungsberaterin bzw. dem Gründungsberater).Es schließt sich ein Auswertungsgespräch an,in dem auf der Grundlage der Antworten die weiterenGründungsaktivitäten geplant werden. Das Ergebnisbietet zusätzlich Hinweise für eine mögliche finanzielleFörderung (z.B. als Grundlage für die Beantragungder Finanzierung durch die zuständige ARGE).68


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEAllgemeine InformationenZugang zu dieser Dienstleistung können die Teilnehmendendurch Zuweisung über z.B. ARGEn/Optionskommunenbzw. Arbeitsagenturen haben, insofern z.B.die Gründungsunterstützung darüber finanziert werdensoll.Einsatzmöglichkeiten und-voraussetzungen von LEAS_ik©Wesentlich für die Bereitstellung des Instrumentes isteine enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ARGEn/Optionskommunen,Arbeitsagenturen und weiteren Finanzierungsinstitutionen,die die personenbezogene Auswertung alsGrundlage für zielorientierte und individuelle Unterstützungsleistungeneinsetzen können.Das Produkt ist nicht losgelöst, sondern nur eingebundenin einem individuellen Orientierungs- und Beratungsprozessdurch erfahrene GründungsberaterInnenzu empfehlen. Die Gesprächspersonen sollten in diesemProzess nicht wechseln, sie sollten schnell und kompaktdie Ausgangssituation der Gründungsinteressierten erfassenund nach relativ kurzer Zeit eine grundlegendePlanung vornehmen können.TransferfähigkeitDie Leistung kann in jeder Region eingesetzt werden, inder eine Unterstützungsstruktur für Gründungswilligevorgehalten wird, die Finanzierung und das entsprechendeNetzwerk vorhanden sind und die GründungsexpertInnenfür den Einsatz von LEAS_ik entsprechendsensibilisiert und qualifiziert sind.Die Inhalte und Materialien des Produktes sind einsetzbarfür am Arbeitsmarkt benachteiligte Personengruppen.Format: Papierform, DIN A4 (digitale Form in Vorbereitung),modulartiger Aufbau (4 Bereiche), jedoch solltealle Module beantwortet werden, um ein Gesamtbildzu erhalten.Einsatz des Instrumentes <strong>im</strong> Orientierungs-/Beratungsprozess• als Grundlage für die weitere Planung des Gründungsprozessesfür die Gründungswilligen bzw. dieGründungsbegleitenden sowie• als Finanzierungsvorlage für die ARGEn, Agenturen,usw.Ressourcen:• personelle Ressourcen: siehe oben (eine Person jeGespräch, Person)• räumliche Ressourcen: Beratungsraum/Gesprächsraum• zeitliche Ressourcen: 2-3 Beratungsgespräche à0,5-1 Std. pro PersonKontaktDresdner Exis EUROPA e.V.InBeZ Sachsen – Existenzgründung vonMenschen <strong>mit</strong> MigrationshintergrundSandra ScheibeAmmonstr. 3501067 Dresden,Telefon 0351/437070-0>scheibe@exis.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 69


2.2.4 SEN_EX©„Existenzgründung – eine berufliche Alternative?“>Instrument zur Sensibilisierung fürExistenzgründung und unternehmerische SelbstständigkeitErwerbsalternative Existenzgründungkalkulierbar machenUnwissenheit und Fehlinformationen von am Arbeitsmarktbenachteiligten Zielgruppen über die Beschäftigungsalternativeder Existenzgründung und unternehmerischenSelbstständigkeit bilden die Grundlage fürdieses Instrument.Es wird dabei darauf abgezielt, die Teilnehmenden dazuzu bewegen, sich <strong>mit</strong> weiteren (insbes. Existenzgründung)als den bisher betrachteten Erwerbsmöglichkeitenauseinanderzusetzen, um diese ggf. in die weitereBerufswegeplanung <strong>mit</strong> einzubeziehen.Ziele dabei sind:1.das schrittweise Heranführen an berufliche Alternativendurch Darstellung der persönlichen Situation,Erarbeitung der eigenen Anforderungen an eine Arbeit,Herausarbeiten neuer Perspektiven durch eineunternehmerische Selbstständigkeit, Planen wei tererWege bei Interesse für eine Existenzgründung,2. die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Thema, auch wennletztlich eine Entscheidung gegen eine Gründung erfolgt– inkl. der Herausarbeitung von entwicklungsförderndenProzessen, Aktionsrahmen und Tendenzenspeziell für die Zielgruppe sowie von Ansatzpunktenfür weitere berufliche Perspektiven.Zielgruppen sind insbesondere am Arbeitsmarkt benachteiligteMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund sowieMultiplikatorInnen, die <strong>mit</strong> der Zielgruppe arbeitenund das Instrument in ihren Begleitprozess <strong>mit</strong> einsetzen.Der Nutzen gerade für die benachteiligte Zielgruppebesteht in der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> alternativen Be-schäftigungsmöglichkeiten und in der Anregung vonDenk-/Überlegungsprozessen unter dem Aspekt: „Gründungsinteressekann ich erst haben, wenn ich mich <strong>mit</strong>dieser Möglichkeit auseinandergesetzt habe“.Es handelt sich um eine prozessorientierte Innovation,d.h. es wird eine neue didaktische Methode eingesetzt.Als Mehrwert wird die höhere Effizienz bei der personenbezogenenErarbeitung des Spektrums von Erwerbsmöglichkeitengesehen – als Anleitungshilfe zur Selbsthilfe,ohne dass sofort eine umfassende Existenzgründungsberatung/-begleitungerforderlich wird.Schnittstellen zur BerufsberatungDas Instrument besteht aus einem 2-seitigen Fragebogenzum direkten Einsatz in Beratungs-/Orientierungsgesprächen<strong>mit</strong> Arbeitsuchenden oder auch alsVorbereitungsbogen für ein entsprechendes Gespräch.Außerdem kann ein weiterer 1-seitiger Fragebogen bearbeitetwerden, der als Übergabedokument an GründungsexpertInnenzur weiteren Begleitung genutztwerden kann.So<strong>mit</strong> kann das Produkt in dieser Form eine Schnittstellezwischen „Job-/Berufsberatung“ und „Gründungsberatung“bilden. Es kann Zielgruppen-<strong>Kompetenz</strong> <strong>mit</strong>Gründungs-<strong>Kompetenz</strong> verbinden und bietet eine Möglichkeit,zusätzliche Erwerbsalternativen aufzuzeigen.Das Instrument regt in der Bearbeitung des FragebogensÜberlegungsprozesse an und führt aber auch zudefi nitiven Entscheidungen für/gegen eine weitereAuseinandersetzung <strong>mit</strong> der Thematik „Existenzgründung“hin.70


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEInformations- undOrientierungsveranstaltungAllgemeine InformationenDas Instrument besteht in einer Ausbaustufe aus einerInformations- und Orientierungsveranstaltung <strong>mit</strong>dem integrierten Fragebogen zum Einsatz bei Bildungs-/Maßnahmeträgern oder Beratungseinrichtungen (insbesonderedurch GründungsexpertInnen).Hier können die GründungsexpertInnen zusätzlich dieGruppendynamik nutzen, um auf Chancen und Risikeneiner Existenzgründung sowie notwendige Vorbereitungsphasen/-aktivitätenaufmerksam zu machen undda<strong>mit</strong> unvorbereitete Gründungen vermeiden helfen.Für die einzelnen Teilnehmenden besteht die Möglichkeitin der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Fragen und denAnmerkungen der GründungsexpertInnen, sich die eigenen<strong>Kompetenz</strong>en überhaupt bzw. noch deutlicherbewusst zu machen.Hilfe für ArbeitsmarktakteureMit diesem Instrument wird gerade den Arbeitsmarktakteuren,die in der Ver<strong>mit</strong>tlung und Bildung von Arbeitsuchendentätig sind, eine externe Hilfe zur Verfügunggestellt, um kompetent auf weitere Erwerbsmöglichkeitenhinzuweisen.Externe Hilfe bedeutet hier die eigenständige Anwendungdes Instrumentes <strong>im</strong> Orientierungs-/Beratungs-/Betreuungsprozess oder aber die Einbindung von GründungsexpertInnenals integrierbarer Baustein bei Trägernentsprechender Aktivitäten.TransferfähigkeitDas Instrument kann wie oben beschrieben durch andereTräger und Personen in individuellen Gesprächeneingesetzt werden. Notwendig dafür ist jedoch eineentsprechende persönliche Einweisung über eine Handlungsempfehlungund die da<strong>mit</strong> verbundene Schaffungder Voraussetzungen zur Weiterver<strong>mit</strong>tlung potentiellerInteressierter an ein Gründungsnetzwerk.Das Instrument ist flexibel durchführbar und beschreibbar,so dass eine Nutzung in anderen Kontexten undauch für andere Zielgruppen ohne große Umständemöglich ist, z.B. generell für Menschen <strong>mit</strong> Benachteiligungenam Arbeitsmarkt.Format: Papierform, DIN A4Einsatz des Instrumentes:<strong>im</strong> Orientierungs-/Beratungs-/Betreuungsprozess:• MitarbeiterInnen von Bildungsträgern, BeratungsundVer<strong>mit</strong>tlungseinrichtungen, Vereinen und Verbänden,die sich <strong>mit</strong> der <strong>Integration</strong> von Arbeitslosenbeschäftigen, ARGEn, Arbeitsagenturen, OptierendenKommunen, <strong>Integration</strong>sämtern, Inte grationsfachdiensten, Migrantenorganisationen, Berufsgenossenschaften, Versicherungsträgern, u.a.• Bereiche: Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellung, BerufsundJoborientierung, Bewerbertraining, Ver<strong>mit</strong>tlungsunterstützung,Ausbildung, Umschulung, Fortbildung,Weiterbildungin Orientierungs- / Sensibilisierungsveranstaltungen:• GründungsexpertInnen, GründungsberaterInnen,Do zentInnen <strong>im</strong> Gründungsbereich durch externenEin satz in o.g. BereichenRessourcen:a. personelle Ressourcen: siehe oben / eine Person jeGespräch/Veranstaltungb. räumliche Ressourcen: Beratungs-/Gruppen-/Schulungsraum– je nach Gruppengröße, max. 16 TeilnehmerInnenc. zeitliche Ressourcen:• Veranstaltung: 2-4 Std., inklusive individuellerNachgesprä che• Beratungsgespräch: 0,5-1 Std. pro PersonKontaktDresdner Exis EUROPA e.V.InBeZ Sachsen – Existenzgründungvon Menschen <strong>mit</strong> MigrationshintergrundSandra ScheibeAmmonstr. 3501067 DresdenTelefon 0351/437070 -0>scheibe@exis.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 71


2.2.5 Profiling – <strong>Kompetenz</strong>feststellung>Feststellung der beruflichen Qualifikationen, der formellen und informellenFähigkeiten für eine erste BerufswegeplanungZiel des Instrumentes ist, gemeinsam <strong>mit</strong> dem Kundenoder der Kundin eine erste Berufswegeplanung zuerarbeiten und integrationsfördernde Empfehlungenfür weitere Angebote an den Kostenträger zu geben.Dabei werden der biographische und persönliche Hintergrund,die beruflichen Qualifikationen, Fertigkeitenund Kenntnisse, das soziale Umfeld, die persönlichenErfahrungen, die Sprachkenntnisse sowie persönlicheInteressen des Kunden und der Kundin <strong>mit</strong>einbezogen.Qualifi kationsprofi le von MigrantInnen zeichnen sichdadurch aus, dass die <strong>im</strong> Herkunftsland erworbenen Fähigkeitenund <strong>Kompetenz</strong>en häufi g bei Bewerbungennicht angegeben werden. Diese werden <strong>im</strong> Profi lingherausgefiltert und dem Kunden oder der Kundin sowiedem Auftraggeber sichtbar gemacht und beschrieben.Die Profiling-Instrumente sind daher ganzheitlich ausgerichtetund erfassen berufliche <strong>Kompetenz</strong>en, Schlüsselkompetenzenund individuelle Ressourcen der Personen.Im Beratungsprozess wird formell und informellerworbenes Wissen und Können gleichermaßen erhoben.Darüber hinaus dient das Profiling der Motivationund der Stärkung des Selbstwertgefühls der Kundinund des Kunden. Es werden neben der Fokussierungauf eine Arbeitsstelle soziale und persönliche Bereicheherausgearbeitet, die das Lebensgefühl positiv stärkenund das Beziehungs- und Kontaktnetz erweitern.Profiling und BerufswegeplanungIn der Entwicklungsphase erfolgte der Zugang über dieVer<strong>mit</strong>tlerInnen des JobCenter Mainz. Allerdings ist dasInstrument grundsätzlich auch für andere Zielgruppenoffen (s. unten) und macht so<strong>mit</strong> verschiedene Zugängedenkbar; bspw. über die Arbeitsagenturen oder Migrantenorganisationen.Das Profiling selbst dauert ca. 1,5 Stunden: Es wird einsystemisch-biografi sches, leitfadengestütztes Einzelinterview<strong>mit</strong> dem Ziel geführt, möglichst viele Fakten(hard skills: schulische und berufliche Qualifikationenin Form von Zertifizierungen) zu erfassen, die für eineberufliche und gesellschaftliche <strong>Integration</strong> bedeutsamsind. So wird beispielsweise bei nicht anerkannten Abschlüssennach den Inhalten der Ausbildung geschaut,die auf das deutsche System transferierbar sind.Aufbauend auf den Fähigkeiten, Kenntnissen und Abschlüssenwird gemeinsam <strong>mit</strong> den Personen eine individuelleBerufswegeplanung erarbeitet, die sich amArbeitsmarkt orientiert und deren Zielerreichung realistischist. Im Rahmen dieser Planung werden klar definierteTeilziele festgelegt, um die <strong>Integration</strong> in denArbeitsmarkt systematisch und planvoll anzugehen.Hierbei werden der Eigenbeitrag des Einzelnen herausgestelltund die erforderlichen Vorgehensweisen gemeinsamerarbeitet.Nach Abschluss des Profi ling erfolgt ein schriftlichesFeedback <strong>mit</strong>tels eines standardisierten Rückmeldebogensan den Kostenträger. Diese Rückmeldung wird<strong>im</strong> Beisein der Kundin oder des Kunden verfasst und inihr werden weitere Schritte empfohlen. Für diesen empfehlendenCharakter erscheint es uns notwendig, dassdie Neutralität der profilenden Stelle gewährleistet istund Mitnahmeeffekten vorgebeugt wird.Anforderung an die MitarbeiterInnenDie <strong>mit</strong> dem Profiling betrauten Fachkräfte müssen inder Durchführung von Profi ling- und <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenqualifiziert sein und insbesondereüber interkulturelle <strong>Kompetenz</strong> und Ambiguitätstoleranzverfügen. Vertrauens- und Motivationsbildung sowieEmpathie sind weitere wichtige Voraussetzungen.72


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEDes weiteren sind Grundkenntnisse des deutschen Bildungs-und Ausbildungswesens sowie Kenntnisse überBerufs- und Weiterbildungswege zentrale Prämissen –insbesondere dann, wenn das Profiling an eine Berufswegeberatunggekoppelt ist.Die Fachkräfte müssen sensibel sein gegenüber Lebensläufen,Lernkulturen und Lebenssituationen, die durchMigration geprägt sind. Sie müssen über den Nutzen,die Einsatzmöglichkeiten und Zielsetzungen von Verfahrenund Methoden informiert sein. Ihnen muss ebenfallsbewusst sein, welchen Institutionen die Ergebnissezur Verwertung gemeldet werden und welche För derundFordermöglichkeiten dort vorgehalten werden.Transferfähigkeit des InstrumentesEntwickelt wurde dieses Instrument (standardisierterFragebogen und leitfadengestütztes Einzelinterview)für Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund, die sich<strong>im</strong> ALG II-Bezug befinden. Darüber hinaus ist das Instrumentsowohl für ALG I-KundInnen (v.a. für BetreuungskundInnen)als auch für erwerbstätige Personeneinsetzbar, die sich <strong>mit</strong> den eigenen beruflichen Perspektivenauseinandersetzen und eine Ist-Analyse ihrerberuflichen <strong>Kompetenz</strong>en durchführen möchten. Dieswird in Zeiten, in denen Berufsbiographien nur nochselten linear verlaufen, <strong>im</strong>mer bedeutsamer. Der biographischeAnsatz gibt einen umfassenderen Einblickin die Fähigkeiten der einzelnen und ist <strong>mit</strong> der Auflistungvon Qualifikationen für einen potentiellen Arbeitgebernutzbringend.Das Instrument ist bundesweit transferierbar, da eskeine regionalspezifischen Anforderungen enthält undals ein Instrument der Berufswegeplanung entwickeltwurde. Es trägt den Anforderungen der bundesweitenIQ-Standards Rechnung, die einen ganzheitlichen Ansatzzu Grunde legen. Es dient der Ist-Analyse und ermöglichtdie Er<strong>mit</strong>tlung eines ersten WeiterbildungsoderNachqualifi zierungsbedarfs. Ein Transfer desIn strumentes erfordert die Schulung der MitarbeiterInnenzur Nutzung des Instrumentes.Allgemeine Informationen:• Format: Standardisierter Fragebogen <strong>mit</strong> einemleitfadengestütztem Interview; Dauer ca. 1,5 Stundensowie ein standardisierter Rückmeldebogen• Nutzer:• KundInnen, die an einer Ist-Analyse ihrer berufsrelevantenQualifikationen, Kenntnisse und Fähigkeiteninteressiert sind und• Job-Center sowie die Agentur für Arbeit zur Er<strong>mit</strong>tlungdes Kundenbedarfs• Ressourcen: 1,5 Personalstellen und 2 Beratungsräume<strong>mit</strong> PC und InternetanschlussKontaktAMA Mainz GbRSusanne WeidnerLeibnizstraße 2055118 MainzTelefon 06131/6278213>s.weidner@ama-mainz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 73


2.2.6 <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren> Einsatz <strong>im</strong> Kontext beruflicher Eignungsfeststellung von MigrantInnenZiel des <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrens ist die Erfassungder Stärken und Entwicklungsbedarfe, der beruflichenOrientierung und Eignung sowie der aktuellmöglichen Einsatzfelder der KundInnen. Hierbei werdenbewährte Instrumente anderer Verfahren kombiniert<strong>mit</strong> neu entwickelten, standardisierten Instrumenteneingesetzt. Die Auswahl der Instrumente erfolgt berufsorientiertund berücksichtigt Zeit- und Kosteneffizienz des Kostenträgers. Innerhalb einer Ablaufketteschließt sich das <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenan ein migrationssensibles Profiling an. Die durch die<strong>Kompetenz</strong>feststellung gewonnenen Erkenntnisse mündenin ein Beratungsgespräch und einen Abschlussberichtfür die KundInnen und den Kostenträger.Modularer Aufbau des VerfahrensDas <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren umfasst folgendeModule:Modul 1: Sprachtest für eine Einstufung in die Sprachniveaus0 bis B1 (Einstufungstest „Deutschfür Zugewanderte“ des Goetheinstituts –entspricht dem gemeinsamen europäischenReferenzrahmen – GER)Modul 2: Mobilität (standardisierter Fragebogen)Modul 3: Lerntypentest (Lesen, Hören, Abschreiben,Sehen (Bilder), Ertasten)Modul 4: Berufliche Orientierung und Eignung (Computertest)Modul 5: E-Profiling (Computertest)Modul 6: Arbeitstugenden (Beobachtung)Modul 7: Auswertung und BerichterstattungModul 8: Abschließendes Beratungsgespräch <strong>mit</strong> derKundin oder dem KundenModul 9: Optionales berufliches Praktikum, in demweitere <strong>Kompetenz</strong>en und evtl. bereits vorhandeneberufliche Kenntnisse (z.B. aus Tätigkeitenvon nicht anerkannten Berufsabschlüssen)festgestellt werden.Personelle und institutionelleVoraussetzungenDie Umsetzung der <strong>Kompetenz</strong>feststellung erfordert<strong>mit</strong> den Instrumenten vertraute und qualifizierte Fachkräfte,die über ein hohes Maß an interkultureller <strong>Kompetenz</strong>und Empathie verfügen. Neben Kenntnis senüber Entwicklungsmöglichkeiten/-maßnahmen von<strong>Kompetenz</strong>en sind auch Grundkenntnisse des deutschenBildungs- und Ausbildungswesens sowie der verschiedenenBerufsbereiche unabdingbar, um eine entsprechendeBeratung und angemessene Empfehlungzu gewährleisten. Darüber hinaus erfordert die Zusammenarbeitund der Austausch <strong>mit</strong> ProfilerInnen, beruflichenCoaches, den MitarbeiterInnen des Jobcenterssowie anderen Trägern Kooperations- und Netzwerkfähigkeiten.Infrastrukturelle Voraussetzungen für dieDurchführung des Verfahrens sind ein Seminarraum,ein Computerraum, die entsprechenden Unterlagenund die Software.Mehrwert der DienstleistungDer Mehrwert gegenüber bereits existierenden Verfahrenliegt insbesondere in der Berücksichtigung des Migrationshintergrundesund des Geschlechtes. Die standardisiertenInstrumente sind so angelegt, dass dieFeststellung vorhandener <strong>Kompetenz</strong>en so unabhängigwie möglich von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeitder KundInnen erfolgen kann und dass persönlicheErfahrungen und Erlebnisse beachtet werden. Der Mo-74


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASETransferfähigkeit durch modularen Aufbaudulcharakter ermöglicht eine separate Anwendung einzelnerTeile. Effi zient ist das Verfahren aufgrund derzeitlichen Beschränkung auf zwei Vor<strong>mit</strong>tage, an denen45 verschiedene <strong>Kompetenz</strong>en festgestellt werden könnensowie dem Einsatz nur einer Pädagogin bzw. einesPädagogen (abgesehen von der parallel zu den restlichenModulen laufenden Korrektur des Sprachtests,die für 3 Stunden eine zweite Person erfordert). Für dieComputertests sind Kenntnisse in der Fingerfertigkeit<strong>mit</strong> der Computer-Mouse erforderlich, die in einer vorgeschaltetenÜbungsstunde erworben werden können.Durch die für mögliche Einsatzfelder oder Bildungsmaßnahmenzugeschnittenen Empfehlungen könnendie Kosten für den Leistungsträger reduziert werden.Darüber hinaus erfolgt eine fortlaufende Opt<strong>im</strong>ierungbegleitend zur Evaluation des Verfahrens.Kooperationen und RahmenbedingungenDas <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren ist eingebettetin eine Reihe berufsorientierender und -qualifizierenderMaßnahmen, wobei der Zugang zu der Zielgruppezum überwiegenden Teil durch das Jobcenter Mainzerfolgte. Bevor die vom Jobcenter Mainz zugewiesenenMigrantInnen zur <strong>Kompetenz</strong>feststellung kamen,durchliefen sie zunächst ein Profiling (s. oben). Verfügensie mindestens über das Sprachniveau B1, erfolgtenach der <strong>Kompetenz</strong>feststellung und dem Feedback anden Kostenträger ggf. eine Weiterleitung des Kundenoder der Kundin ins berufliche Coaching. In Einzelfällenwar das Coaching auch bei Sprachkenntnissen vonA2 möglich. Waren nicht ausreichende Sprachkenntnissefür eine sinnvolle Arbeit <strong>im</strong> Coaching vorhanden, erhieltendie KundInnen eine entsprechende Empfehlungfür das Jobcenter Mainz und eine Unterstützung bei derSuche nach einem geeigneten Sprachkurs.Das <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren wurde <strong>mit</strong> Blickauf arbeitslose Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundüber 25 Jahre entwickelt. Es kann aber problemlos beianderen Zielgruppen, wie Nicht-Migranten (hier entfieleoptional das Modul 1), Erwerbspersonen oder auchder Zielgruppe unter 25 Jahren eingesetzt werden. Dabeiist das Instrument vollständig oder modular transferfähigund kann in anderen Kontexten durchgeführtwerden. Für die Umsetzung ist die nötige Infrastrukturund Software, die entsprechenden Lizenzen sowie eineSchulung der MitarbeiterInnen erforderlich. Nicht möglichist die inhaltliche Modifizierung einzelner Module,um die Standardisierung nicht zu gefährden.Allgemeine Informationen• Format: Abschlussbericht in Papierform bzw. alsWord-Datei (7-8 DIN A4 Seiten)• NutzerInnen des Verfahrens: arbeitslose Personen,Jobcenter, Agentur für Arbeit, Mitarbeitende andererTräger• Ressourcen: zwei PädagogInnen, ein Seminarraum,ein Computerraum, die Software, Fragebögen undSprachtest, Material Lerntypentest, Lizenzen• Zeitraum: für die zu beratenden Personen: zweiVor<strong>mit</strong>tage à 6 Stunden sowie 1,5 Stunden für dasAbschlussgespräch(sowie – wenn möglich – 4-6 Wochen Praktikum)KontaktCJD Mainz <strong>im</strong> christlichen JugenddorfwerkDeutschlands e.V.<strong>Kompetenz</strong>feststellung von MigrantInnenJutta CorneliusLeibnizstr. 2055118 MainzTelefon 06131/2 87 94 - 0>jutta.cornelius@cjd-mainz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 75


2.2.7 <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren zur Berufswegeplanung<strong>mit</strong> Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund>Modularisiertes Feststellungsverfahren zur bedarfsorientiertenberuflichen <strong>Integration</strong>splanungQualifikationsprofile sichtbar machenZiel des <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrens ist eine umfassendeBeschreibung und Einschätzung der persönlichenAusgangslage der KundInnen, d.h. eine Zusammenführungder individuellen Kenntnisse, Fähigkeiten,Qualifikationen, Erfahrungen, Ressourcen und Interessenals Grundlage für eine weitere <strong>Integration</strong>s- bzw.Berufswegeplanung und zur Stärkung der Eigenbemühungen.Oftmals werden Qualifikationsprofile – besonders vonMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund – durch bestehendeVerfahren nicht adäquat abgebildet, bspw. werden<strong>im</strong> Ausland erworbene Berufserfahrung oder informellErlerntes nicht entsprechend sichtbar gemacht. Dieshat nicht selten zur Folge, dass diese Ressourcen fürden Arbeitsmarkt nicht nutzbar gemacht werden undeine bedarfsgerechte <strong>Integration</strong>splanung <strong>mit</strong> den BedarfsträgerInnenerheblich erschwert bis verunmöglichtwird. Das Instrument zielt daher in erster Linieauf arbeitsuchende Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,älter als 25 Jahre und <strong>im</strong> ALG II-Bezug ab, istprinzipiell jedoch zur persönlichen Bestandsaufnahmeund beruflichen (Neu oder Um-)Orientierung für jedeZiel gruppe einsetzbar.Modularer Aufbau und MethodenvielfaltDas Instrument dient der Erstellung zielgruppenspezifischer/-angepassterQualifikationsprofile durch eineumfassende Analyse von Fertigkeiten und Fähigkeiten,durch eine Fokussierung auf lebensweltliche Bezüge,entsprechende Ressourcen und Schlüsselkompetenzen,die sich u.a. auch aufgrund des Migrationshintergrundsergeben können.Der modulare Aufbau und die Kombination unterschiedlichsterVerfahren <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Kompetenz</strong>feststellungführen zu einem vielschichtigen, differenziertenErgebnis, das zu ausgewählten Standards und konkreten Schlüsselqualifi kationen Bezug n<strong>im</strong>mt (bspw.Sprach niveau analog des Europäischen ReferenzrahmensGER, EDV-Kenntnisse). Evaluierte und jahrelangerprobte Verfahren wurden <strong>im</strong> Rahmen einzelner Modulez.T. sprachlich angepasst, so dass je nach Sprachniveaununmehr eine Umsetzbarkeit für unterschiedlicheZielgruppen gewährleistet ist. Die Methoden-Vielfalt(Selbst- und Fremdeinschätzung, Arbeitsaufträge,Einzelgespräche) erhöht die Partizipationsmöglichkeitender KundInnen sowie deren Motivation. Das Instrumentstellt eine Ergänzung bzw. Spezialisierung der bisdato zur Verfügung stehenden Instrumente dar und istso<strong>mit</strong> als integraler Bestandteil einer regionalen undsektoralen Förderkette (TeilnehmerInnen-Übergänge,wie z.B. bei arbeitsuchenden Menschen, die zwischenunterschiedlichen Arbeitsmarktakteuren stattfi nden)besonders für Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundnutzbar.Das vorliegende Instrument unterstützt, verbindet undaktiviert Prozesse und Aktivitäten auf individuellerEbene (Einschätzung und Erkennen persönlicher Fähigkeiten,Erhöhung der Motivation) und strukturellerEbene (Ergänzung arbeitsmarktpolitischer Instrumentebzw. der institutionellen Förderkette). Das <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenumfasst z.Z. acht Module,die je nach Bedarf einzeln oder aufeinander aufbauendgenutzt werden können:76


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEModul 0: Zwei Fremdeinschätzungs-, Beobachtungsbögenzur Einschätzung von Arbeitstugenden,Methoden-, Sach-, Fach, Sozial, Selbst- undSprachkompetenz (inkl. Definitionen zu denBeobachtungsstandards) je für einen kurzoderlangfristigen EinsatzModul 1: Leitfadengestütztes ProfilingModul 2: Deutsch-Sprachtest (des Goethe-Instituts)in Anlehnung an den Gemeinsamen EuropäischenReferenzrahmens (GER) (Arbeitsblätter)Modul 3: Skizzierung (beruflicher) Interessenlagendurch zwei EDV-gestützte Selbsteinschätzungstests(angelehnt an den AIST-R, angepasstan Sprachniveau unter bzw. über A2(GER)) und einen sprachunabhängigen TestF-I-T (Foto-Interessen-Test)Modul 4: Erfassung von EDV-Know How (Fragebogenund Arbeitsauftrag)Modul 5: Einschätzung der sozialen <strong>Kompetenz</strong>en jenach Sprachstufe durch sprachunabhängigenOnline-Test (E-Profiling,) oder EDV-gestützteSelbsteinschätzungsbögen (in zweifacherForm für unterschiedliche Sprachniveaus).Modul 6: Ergebnisprotokoll <strong>mit</strong> den Auswertungen dereinzelnen Module sowie abschließende Empfehlungenfür weitere HandlungsschritteModul 7: Beurteilungsbogen für fachpraktische Erprobung/Praktikum(Fach-, Methoden, Sozialkompetenz)(Fragebogen für Betriebe)Erforderlich sind feste Terminvereinbarungen des Kundenbzw. der Kundin <strong>mit</strong> der Assessorin bzw. dem Assessor,da das Instrument eine individuelle Betreuungund Durchführung für den Kunden bzw. die Kundin vorsiehtund eine umfassende Erläuterung und Klärung desGesamtablaufs erhält. Der Kunde bzw. die Kundin hatda<strong>mit</strong> die Möglichkeit, sich auf den Ablauf und die Anforderungeneinzustellen und kann sich authentischerverhalten. Abst<strong>im</strong>mungsbedarfe <strong>mit</strong> den AuftraggeberInnensind bei der Umsetzung nicht erforderlich, jedochsollten zu Beginn der Beauftragung die Erwartungenund Ziele (sowohl der KundInnen als auch derAuftraggeberInnen) klar definiert sein. Die Gestaltungdes Ablaufs kann an den jeweiligen Bedarfen bzw. Zielenausgerichtet werden (z.B. wenn gezielt nur einzelneBereiche wie Sprache und EDV erfasst werden sollen).Nach Beendigung des <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenserhalten die KundInnen ein vom Träger bescheinigtesErgebnisprotokoll sowie ein qualifiziertes Zeugnis,falls eine Überprüfung berufspraktischer Fähigkeitenan einem Arbeitsplatz daran anschließen soll.ZugängeDie Zugänge erfolgen durch Zuweisungen der ARGE (vorOrt: GfA Ludwigshafen), aus anderen Maßnahmen desTrägers oder von anderen Trägern (bspw. aus <strong>Integration</strong>skursen).Zudem ist ein offener Zugang, z.B. EmpfehlungenDritter durch KundInnen (Verwandte/Bekannte)möglich.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 77


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASE2.2.8 Profilbaukasten> Information, Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellung „aus einer Hand“Reibungslose ÜbergängeZiel des Profilbaukastens ist es, zur Unterstützung derberuflichen <strong>Integration</strong> der MigrantInnen ihre formellenund informellen <strong>Kompetenz</strong>en aufzudecken und zudokumentieren. Vor diesem Hintergrund werden Unterstützungsleistungenund Hilfestellungen bei der Berufsfindung und Berufswegeplanung angeboten. DerProfi lbaukasten setzt sich aus mehreren Modulen zusammen.Die Ergebnisse, die nach Abschluss aller Moduleerarbeitet werden, bilden die Grundlage, um gemeinsam<strong>mit</strong> den KundInnen berufliche Optionen herauszuarbeiten:Sie münden in einen Berufswegeplan,der die Planungs- und Handlungsschritte der Teilnehmendenabbildet, die zu einer nachhaltigen Eingliederungin den (lokalen) Arbeitsmarkt führen sollen. Beispielefür die Unterstützungsleistungen sind etwa:• Hilfestellungen bei der Arbeits- und/oder Ausbildungsplatzsuchesowie bei der Minijob- und Praktikumsakquise(Stellensuche und individuelles Bewerbungscoaching),• Empfehlungen für Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmensowie Arbeitsgelegenheiten andie AuftraggeberInnen,• Unterstützung bei der Zeugnisanerkennung und derBeschaffung von arbeitsmarktrelevanten Unterlagen(z.B. Arbeitszeugnisse).Die besondere Stärke des Profilbaukastens liegt darin,dass das InBeZ-Team Profiling, <strong>Kompetenz</strong>feststellungund Beratung „aus einer Hand“ anbietet. Jeder Beraterbzw. jede Beraterin führt Profiling und <strong>Kompetenz</strong>feststellungen<strong>mit</strong> den Teilnehmenden durch und berät dieAdressatInnen zu den verschiedensten Fragestellungenihrer beruflichen <strong>Integration</strong>. Die Ergebnisse aus demProfiling und der <strong>Kompetenz</strong>feststellung münden so<strong>mit</strong>direkt in die Beratung und zwar ohne Informationsverluste,da eine Fallübergabe nicht erforderlich ist.Für die Teilnehmenden steht für alle Module eine festeKontaktperson zur Verfügung. In der Konsequenz sparenalle Beteiligten Zeit und Wege, Informationsverlustean den Schnittstellen bleiben aus.Zielgruppen des Profi lbaukastens sind in erster LiniePersonen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund <strong>im</strong> ALG II-Bezug.Der Zugang erfolgt pr<strong>im</strong>är über individuelle Zuweisungendurch die persönlichen AnsprechpartnerInnender Arbeitsgemeinschaft/Optionskommune und darüberhinaus über sonstige Netzwerke wie z.B. die Netzwerkarbeit<strong>mit</strong> einer lokalen Kindertagesstätte undBildungsträgern, die die potentiellen TeilnehmerInnenüber das Beratungsangebot informieren. Eine Ausweitungdes Personenkreises ist möglich auf Personen <strong>mit</strong>be sonderen Ver<strong>mit</strong>tlungshemmnissen wie z.B. Sucht,Krankheit oder Behinderung. Ein großer Vorteil liegtebenso darin, dass alle Akteure, die persönlichen AnsprechpartnerInnender Arbeitsgemeinschaft/Optionskommuneoder der Arbeitsagentur, die BeraterInnendes Informations- und Beratungszentrums und die Teilnehmendenselbst, gleichermaßen die Ergebnisse desProfi lbaukastens für den beruflichen Eingliederungsprozessder KundInnen nutzen können.Das Produkt ist eine zielorientierte Innovation, bei dervor allem berufliche Qualifikationen und Erfahrungenaus dem Herkunftsland der Teilnehmenden berücksichtigtwerden, um eine ressourcenorientierte <strong>Integration</strong>in den (lokalen) Arbeitsmarkt zu ermöglichen.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 79


Modularer Aufbau und Auswertungsmöglichkeitendes ProfilbaukastensDer Profilbaukasten setzt sich aus insgesamt sechs Modulenzusammen, die auch einzeln durchgeführt werdenkönnen. Neben der Information und Beratung überZugänge zum lokalen Arbeitsmarkt umfasst das Produktfolgende Bausteine:Modul 1: Stammdaten, schulischer und beruflicherWer degang (leitfadengestütztes Interview,Dauer: ca. 1,5 Stunden)Modul 2: Ver<strong>mit</strong>tlungsfaktoren: Ressourcen und Hemmnisse(leitfadengestütztes Interview, Dauerca. 1,5-2 Stunden)Modul 3: Evaluation von Sprach-/<strong>Integration</strong>skursen,Qualifizierungsmaßnahmen und/oder Arbeitsgelegenheiten(Fragebögen, Dauer: ca. 1-2Stunden)Modul 4: Berufliche Orientierung und <strong>Kompetenz</strong>feststellung(Fragebögen, Dauer: ca. 2 Stunden)Modul 5: Feststellung der Sozialkompetenzen (Fragebögen,Dauer: ca. 2 Stunden)Modul 6: Profi lwerkstatt (praktische <strong>Kompetenz</strong>feststellungbei einem externen Träger, Dauerdes 1. Durchlaufs: 6 Monate, kürzere Laufzeitenmöglich).Die Module 3-6 können optional eingesetzt werden,wenn sie für die Zielgruppe geeignet erscheinen. DerProfilbaukasten ist eine Kombination aus unterschiedlichenInstrumenten, die die Selbstreflexion und Handlungsfähigkeitder Teilnehmenden aktivieren.Die Informationen und Ergebnisse aus den Modulenwerden in die Profi ldatenbank eingegeben und dortverwaltet. Die Profildatenbank generiert unterschiedlicheAuswertungsmöglichkeiten, in denen die Arbeitsergebnissefür die Teilnehmenden und den Auftraggeberzusammengefasst sind. Diese sind:• ein aussagekräftiger Lebenslauf• ein Berufswegeplan in Printform, der alle Handlungsschritteauf dem Weg zur beruflichen <strong>Integration</strong>beinhaltet• die Ergebnisse der beruflichen Orientierung undKom petenzfeststellung, der Feststellung der Sozialkompetenzenund der Profilwerkstatt in Printform• Zwischenberichte für die AuftraggeberInnen alsGrundlage für eine passgenaue Ver<strong>mit</strong>tlung.RahmenbedingungenInfrastruktur: Die Bereitstellung eines geeigneten Beratungsraumszur Durchführung der Module 1 - 5 <strong>mit</strong>Teilnehmenden. Unterrichtsräume, Lernmaterial, Werkstättenzur praktischen Erprobung <strong>im</strong> Rahmen des Moduls6.Technische Voraussetzungen: Die Nutzung eines PCs/Laptops und eines Druckers müssen gewährleistet sein.Der PC/Laptop muss über die entsprechende Softwarezur Nutzung der Profi ldatenbank verfügen (MicrosoftAccess).80


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEAnforderungen an die FachkräfteFachliche und methodische <strong>Kompetenz</strong>en: Kenntnisder Bildungs- und Berufssysteme der Herkunftsländerund der Bundesrepublik, Kenntnis über Wege undVerfahren der Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen,Rechtskenntnisse in der Sozialgesetzgebung,Wissen über regionale Angebote zur beruflichenQualifizierung und Weiterbildung, Kontaktaufbau und-pflege <strong>mit</strong> lokalen Unternehmen, didaktische Fähigkeitenzur Ver<strong>mit</strong>tlung von berufsbezogenem Deutschund theoretischen Inhalten, Fachkenntnisse der angebotenenBerufsfelder in der Profilwerkstatt.Soziale und persönliche <strong>Kompetenz</strong>en: Offenheit, Akzeptanz,Ambiguitätstoleranz, interkulturelle <strong>Kompetenz</strong>in Bezug auf die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der Lebensweltder Zielgruppe, Fähigkeit des vernetzten Denkens,Reflexionsfähigkeit.Praxisorientierung und TransferfähigkeitDas Produkt ist vielseitig einsetzbar sowohl <strong>im</strong> Rahmender Orientierungsphase und Berufswegebegleitung, alsauch zur Ver<strong>mit</strong>tlung und Nachbetreuung. In diesemZusammenhang liefern die Ergebnisse Anhaltspunkte,um die berufliche Qualifi zierung der Teilnehmendeneinzuleiten (Teilnahme an Sprachkursen, berufsbezogenenSprachkursen, Qualifizierungsmaßnahmen, FortundWeiterbildung, Anerkennung von Berufsabschlüssenetc.).Wichtig für den beruflichen Eingliederungsprozess derZielgruppe ist die Erfassung der gesamten persönlichenund berufsspezifischen Merkmale. Dabei sind nicht nurAspekte zu berücksichtigen, die sich seit dem Aufenthaltin Deutschland ergeben haben, sondern vor allemauch die Erfahrungen aus den Herkunftsländern. Dabeikönnen übertragbare Fähigkeiten erkannt und für dieberufliche Eingliederung genutzt werden.Das Instrument ist eingebettet in eine vor- und nachgeschalteteBeratung, die durch die Beschäftigten desInformations- und Beratungszentrums Rhein-Hunsrückgeleistet wird. Als Transfer kann die Weiterleitung desLebenslaufes sowie der Ergebnisse und weiterer Empfehlungenan die persönlichen AnsprechpartnerInnender Arbeitsverwaltung verstanden werden. Diese nutzendie Resultate für eine passgenaue Eingliederung inden Arbeitsmarkt.Das Produkt ist so flexibel konzipiert, dass es in anderenKontexten und für andere Zielgruppen genutzt werdenkann. Zur Durchführung der einzelnen Module liegenLeitfäden und Informationsblätter vor.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRhein-HunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3-555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82 - 447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 81


2.2.9 Profilwerkstatt>Produkt zur praktischen <strong>Kompetenz</strong>feststellung und anschließendenBerufswegeplanung in unterschiedlichen beruflichen BereichenPraktische Überprüfung an einemrealen ArbeitsplatzDie Profi lwerkstatt beschreibt den praxisorientiertenTeil des Profilbaukastens (2.2.8) und da<strong>mit</strong> einen Teilausschnittdes Gesamtkonzeptes. Mit der Teilnahme ander Profilwerkstatt• wissen die Teilnehmenden um ihre beruflichen <strong>Kompetenz</strong>enin den durchlaufenen (Werkstatt-) Bereichen,d.h. ihre Vorstellungen bezüglich des Arbeitsmarktesund der Bereiche, in denen sie ihre <strong>Kompetenz</strong>eneinsetzen können, sind um eine externerea listische Einschätzung erweitert worden;• bekommen die Teilnehmenden die entsprechendenfür sie wichtigen deutschen Fachbegriffe ver<strong>mit</strong>telt(„berufsbezogenes Deutsch“);• erwerben die Teilnehmenden Kenntnisse über denBewerbungsprozess (Bewerbungstraining);• haben die Teilnehmenden ein berufliches Praktikumabsolviert;• erhalten die Teilnehmenden ein berufliches Zertifikat(als Element der Bewerbungsunterlagen).Die Ergebnisse können von den AuftraggeberInnen, denBeraterInnen des InBeZ Informations- und Beratungszentrumsund den KundInnen zur weiteren beruflichenWegeplanung und Eingliederung genutzt werden.Im Herkunftsland erworbene Arbeits- und Berufserfahrungenwerden häufi g nicht anerkannt und da<strong>mit</strong>entwertet. Die Profilwerkstatt versucht dieser Dequalifizierungentgegen zu wirken, indem sie das beruflicheProfil der Teilnehmenden schärft und übertragbare Fähigkeitensichtbar macht.Zielgruppen des Moduls sind in erster Linie Personen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund <strong>im</strong> ALG II-Bezug, die geringeberufliche Qualifikationen vorweisen bzw. deren Qualifikationen aus den Herkunftsländern in Deutschlandnicht anerkannt sind. Eine Ausweitung der Zielgruppeist möglich. So eignet sich das Produkt z.B. auch fürJugendliche zur beruflichen Orientierung oder für Personen(über 50), die sich umorientieren möchten.Enge Abst<strong>im</strong>mung von Berufswünschenund PraxismodulenDie AbsolventInnen werden von den AuftraggeberInnenfür die Teilnahme an der Profilwerkstatt vorgeschlagen.Im Vorfeld findet eine Veranstaltung <strong>mit</strong> den Teilnehmenden,den AuftraggeberInnen und dem durchführendenTräger statt, um über den Ablauf der praktischen<strong>Kompetenz</strong>feststellung zu informieren.Die Profilwerkstatt wird in Modulform in verschiedenenberuflichen Bereichen (konzeptionell vorgesehen sind:Hotel- und Gaststätten, Einzelhandel, Lager, Hauswirtschaft,Elektrik, Metall, Holz, Büro) <strong>mit</strong> gezielterSprachförderung vorgehalten. Den Teilnehmenden werdendie theoretischen Grundlagen ihrer gewählten Berufsbereichever<strong>mit</strong>telt. Ergänzend dazu erhalten sieberufsbezogenen Deutschunterricht zur Ver<strong>mit</strong>tlungder Fachsprache. Darüber hinaus wird der beruflicheEingliederungsprozess <strong>mit</strong> einem Bewerbungstrainingunterstützt. Die Theorie wird durch ein Praktikum vervollständigt.Der durchführende Träger hilft bei derSuche nach einem geeigneten Betrieb. Im Rahmen derPraxisphase fi ndet die praktische <strong>Kompetenz</strong>feststellungin den jeweiligen Berufsbereichen durch die Anlei-82


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASETransferfähigkeitterInnen der Praktikumsbetriebe statt. Die festgestelltenFähigkeiten werden nach Abschluss der Profilwerkstattin einem Zertifikat erfasst.Die Profilwerkstatt wurde von 09/2006 - 02/2007 erstmalsdurchgeführt. Kürzere Laufzeiten sind denkbar.Das Modul ist Bestandteil des Profilbaukastens (2.2.8).Es kann einzeln durchgeführt oder in Verbindung <strong>mit</strong>weiteren Elementen des Profilbaukastens (Stamm daten,schulischer und beruflicher Werdegang, Evaluation vonArbeitsgelegenheiten, Sprach-/<strong>Integration</strong>skurse, beruflicheOrientierung, Feststellung der Sozialkompetenzen)eingesetzt werden.Technische und personelle RessourcenDas Produkt wird durch die Leistungen eines geeigneten(Bildungs-)Trägers angeboten, der durch den Auftraggeberfinanziert wird. Die Profilwerkstatt erfordert folgendeRahmenbedingungen:1.2.3.Infrastruktur: Unterrichtsräume, Lernmaterial,Werk stätten zur praktischen ErprobungTechnische Voraussetzungen: Die Nutzung einesPC/Laptops und eines Druckers für das Bewerbungstrainingmüssen gewährleistet seinAnforderungen an die Fachkräfte: Fachliche undme tho dische <strong>Kompetenz</strong>en: Kenntnis der BildungsundBerufssysteme der Herkunftsländer und derBun desrepublik, Kenntnis über Wege und Verfahrender Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen,Wissen über regionale Angebote zur beruflichenQualifizierung und Weiterbildung, Kontaktaufbauund -pflege <strong>mit</strong> lokalen Unternehmen, didaktischeFähigkeiten zur Ver<strong>mit</strong>tlung von berufsbezogenemDeutsch und theoretischen Inhalten, Fachkenntnissein den angebotenen Berufsfeldern (Nachweis z.B.durch Ausbildereignungsschein, Meisterbrief etc.)Das Produkt wird als Grundlage für die berufliche Orientierung,die berufsbezogene Beratung und das Coachingeingesetzt. Das Instrument fördert die Motivationder Teilnehmenden durch das Sichtbarmachen dereigenen <strong>Kompetenz</strong>en und Fähigkeiten und führt daherzur Stärkung des Selbstwertgefühls. Dadurch erhaltendie Arbeitsuchenden mehr Klarheit über die eigene Situationund gewinnen einen Überblick über ihre beruflichenEingliederungschancen. Im Rahmen der praktischen<strong>Kompetenz</strong>feststellung n<strong>im</strong>mt das Produkt Bezugauf <strong>im</strong> Herkunftsland erworbene Kenntnisse undFertigkeiten und st<strong>im</strong>mt diese <strong>mit</strong> dem (lokalen) Arbeitsmarktab.Das Instrument ist eingebettet in einen Beratungskontext,der durch die Beschäftigten des Informations- undBeratungszentrums Rhein-Hunsrück angeboten wird.Das Konzept ist so flexibel konzipiert, dass es in anderenKontexten und für andere Zielgruppen genutzt werdenkann. Je nach Kapazitäten des durchführenden Trägerskönnen auch weitere Berufsbereiche als die obengenannten angeboten werden bzw. es kann auch aufeinzelne Felder verzichtet werden.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRhein-HunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3-555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82 - 447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.de4.Soziale und persönliche <strong>Kompetenz</strong>en: Offenheit,Akzeptanz, Ambiguitätstoleranz, interkulturelle <strong>Kompetenz</strong>in Bezug auf die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> derLebenswelt der Zielgruppe, Fähigkeit zu vernetztemDenken, Reflexionsfähigkeit.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 83


2.2.10 Überprüfung BerufspraktischerFähigkeiten am Arbeitsplatz>Instrument zur berufspraktischen Erprobung in Betriebenals Teil eines <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrens<strong>Kompetenz</strong>feststellung <strong>im</strong> BetriebZiel der berufspraktischen Erprobung ist es, eine fachlicheBeurteilung von einem Betrieb zu vorhandenenKenntnissen und Fähigkeiten sowie Entwicklungsbedarfenvon Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund zu erhalten.Dies stellt eine wichtige Erweiterung zu den Ergebnissender <strong>Kompetenz</strong>feststellung dar, die sich inerster Linie auf die Selbsteinschätzung der KundInnenbeziehen. Es wird so eine Fremdeinschätzung für dieKundInnen gewonnen, die eine ausschlaggebende Referenzfür den beruflichen <strong>Integration</strong>sprozess bedeutenkann.Ausgangslage: Im Ausland erworbene Abschlüsse werdenin Deutschland häufig nicht oder nur teilweise anerkannt.Um die berufsrelevanten <strong>Kompetenz</strong>en undFähigkeiten von MigrantInnen dennoch zugänglichund sichtbar zu machen, besteht ein erheblicher Bedarf,diese fachpraktisch zu erproben und einen Nachweisüber bestehende Kenntnisse und Fähigkeiten auszustellen:Erst so können die Chancen auf einen (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt erhöht werden.Zielgruppe sind dabei in erster Linie arbeitsuchendeMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund, die über 25 Jahrealt sind und sich <strong>im</strong> ALG II-Bezug befinden. Prinzipiellist das Instrument bei Arbeitsuchenden, von ArbeitslosigkeitBedrohten oder Erwerbstätigen einsetzbar,die sich beruflich (neu-) orientieren wollen.Innovationen: Die berufspraktische Erprobung wird anvorhergehende Profiling- und <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrengekoppelt, so dass eine umfassende Einschätzungder individuellen Kenntnisse und Fertigkeiten inErgänzung zur Selbsteinschätzung der KundInnen erstelltwird. Durch die Betreuung und Begleitung sowohldes Kooperationsbetriebes als auch der Kundin und desKunden können gleichzeitig die Ver<strong>mit</strong>tlungschancenund eine Übernahme in den Betrieb forciert werden.Ist dies nicht möglich, entsteht abschließend ein umfassendesProfil, das der Kunde oder die Kundin für zukünftigeBewerbungen nutzen kann.Mehrwert: Die Personaleinstellungen von BewerberInnen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund sind in vielen Betriebenbegleitet von einer Unsicherheit und Skepsisgegenüber befürchteten Einflüssen der kulturellen Hintergründeund gegenüber den beruflichen <strong>Kompetenz</strong>enund Fähigkeiten. Beidem kann eine berufspraktische Erprobungder beruflichen Fähigkeiten entge genwirken.Die Betreuung des Betriebes durch die As sessorin/denAssessor bzw. die Beraterin/den Berater und kann dazubeitragen, Vorurteile und Unsicherheiten abzubauenund Missverständnisse zu vermeiden, da bei Bedarfzeitnah offene Fragen geklärt werden können. So werdenBetriebe für das Thema sensibilisiert und aufgeklärt,sowie die Chancen für MigrantInnen, einen Einstiegin den Arbeitsmarkt zu finden, vergrößert.Einzelschritte der Ver<strong>mit</strong>tlung in einPraktikum der KooperationsbetriebeDie Zugänge• erfolgen zum einen durch Zuweisungen durch AuftraggeberInnenund KooperationspartnerInnen,• erfolgen aus anderen Maßnahmen des Trägers (trägerinterneInformationen) oder von anderen Trägern(bspw. aus <strong>Integration</strong>skursen),• sind möglichst niederschwellig und offen angelegt,z.B. aufgrund von Empfehlungen durch Verwandte/Bekannte, durch Informationen der Presse, durch Informationsweitergabein (regionalen) Arbeitsgruppen/-kreisen.84


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASEDie praktische Erprobung erfolgt <strong>im</strong> Anschluss an einPro filing und an ein <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren,dessen Ergebnisse in Form eines Berichtes zusammengefasst und <strong>mit</strong> den KundInnen besprochen werden.Im Vorfeld der Ver<strong>mit</strong>tlung in die praktische Erprobungwerden bestehende Kontakte zu Betrieben genutzt oderneue Kooperationsbetriebe akquiriert, <strong>mit</strong> denen Ziel,Einsatz und Ablauf einer Erprobung ausführlich besprochenwerden.Kooperationen planenund erfolgreich durchführenBefinden sich KundInnen <strong>im</strong> ALG II-Bezug, ist wichtig,dass die As sessorin/der Assessor bzw. die Beraterin/der Berater in Kontakt zu den zuständigen FallmanagerInnensteht und <strong>mit</strong> diesen und den KundInnen zusammenalle Formalitäten regelt, die für ein Praktikumnotwendig sind.Zudem ist die Kontaktpflege und eine dauerhafte Begleitungund Beratung der Kooperationsbetriebe wichtig.Während der praktischen Erprobung werden Betriebund KundInnen begleitet. Bei verschiedenen Anfragenund Problematiken steht eine feste Ansprechpartnerinbzw. ein fester Ansprechpartner zur Verfügung. Der gesamteProzess wird durch die Begleiterin oder den Begleiterin einem Aktionsplan dokumentiert. Der Betrieberhält außerdem einen umfangreichen Beurteilungsbogen,dessen Inhalte <strong>im</strong> Vorfeld <strong>mit</strong> dem Betrieb besprochenwerden. Zum Abschluss der Erprobungsphaseerfolgt ein persönliches Gespräch <strong>mit</strong> der Kundin bzw.dem Kunden und dem Betrieb.In Absprache <strong>mit</strong> dem Betrieb wird ein Nachweis <strong>mit</strong>Angaben über vorhandene Kenntnisse und Fähigkeitenausgestellt und der Kundin bzw. dem Kunden ausgehändigt.Durch die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> verschiedenen Betriebenmuss die Beratung/Begleitung darauf achten, dassbest<strong>im</strong>mte Qualitätsanforderungen erfüllt sind. Diesbedeutet etwa, dass der Betrieb offen <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong>KundInnen und BeraterInnen ist und eine vertrauensvolleKooperation herrscht. Dies kann <strong>im</strong> Vorfeld dadurchgewährleistet werden, dass klare Absprachenüber das Arbeitsfeld und die Arbeitsprozesse, in derdie Erprobung durchgeführt werden sollen, stattfi n-den. Betrieb und Betreuerin bzw. Betreuer müssen sichüber Art und Umfang sowie das angestrebte Ergebniseinig sein.Ressourcen• Zeitlich: Die praktische Erprobung sollte mindestens4 Wochen dauern. Zuvor gibt es ausführlicheAbsprachen über Inhalte <strong>mit</strong> dem Betrieb, regelmäßigeKontaktaufnahmen (mind. einmal pro Woche)und eine ausführliche Nachbesprechung nach Abschlussdes Praktikums.• Personell: Eine Betreuerin/ein Betreuer bzw. eineAnsprechpartnerin/ein Asprechpartner die/der idealerweiseam <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfah ren beteiligtwar und den Kunden oder die Kundin kennt.KontaktCJD Ludwigshafen <strong>im</strong> christlichen JugenddorfwerkDeutschlands e.V.<strong>Kompetenz</strong>en erkennenMarco FeindelLudwigstr. 44, 67059 LudwigshafenTelefon 0621/59 13 29 15marco.feindel@cjd.deIn einem Abschlussgespräch werden <strong>mit</strong> der Kundinbzw. dem Kunden berufliche Perspektiven, Entwicklungsmöglichkeitenund Zukunftsperspektiven besprochen.Müssen besondere Voraussetzungen für das Angebotdes Produktes bzw. der Dienstleistung vorhanden sein?Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 85


2.2.11 Beratungsgutscheine> Beratungsgutschein als Instrument der ZusammenarbeitDer Beratungsgutschein ist ein Instrument, um die Zu -sammenarbeit von ARGE, Migrationsdiensten und demBundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu initiieren,systematisch auszugestalten und kontinuierlichzu verbessern.Schnittstelle in der Einzelfallberatungzwischen ARGE und MigrationsberatungDurch das Verfahren werden MigrantInnen Zugänge zurARGE, den Migrationdiensten und den Weiterbildungsangebotenerleichtert und wichtige Informationsflüssegesichert (qualitativ und an den Schnittstellen zwischenden Akteuren). Das Verfahren garantiert denMig rantInnen eine einzelfall orientierte, arbeitsmarktbezogeneBeratung und unterstützt die Übergänge inpassgenaue und bedarfsgerechte Fördermaßnahmen.Zielgruppe <strong>im</strong> Projektzeitraum sind Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundüber 25 Jahre, die Arbeitslosengeld IIbeziehen und für die a) bei der ARGE noch kein aussagekräftigesProfiling (auch Erstprofiling) vorliegt bzw. b)deren Profiling einer Aktualisierung bedarf und/oder c)ein erhöh ter Beratungsbedarf vorliegt, der <strong>mit</strong> den Ressourcender ARGE nicht gedeckt werden kann. In Zusammenarbeit<strong>mit</strong> geeigneten lokalen Kooperationspartner-Innen (Gemeinwesenprojekte, Beratungsstellen etc.)kann das In strument auf weitere Zielgruppen ausgeweitetwerden.Der Beratungsgutschein regelt konkret und verbindlichdie Zusammenarbeit der Migrationsberatung und derARGE. Er verknüpft da<strong>mit</strong> Förderansätze der Kommunal-,<strong>Land</strong>es- und Bundesebene, die auf jeweils unterschiedlichengesetzlichen Regelungen beruhen. In dieserForm und D<strong>im</strong>ension ist dies eine Prozessinnovationfür die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen der(Arbeitsmarkt) <strong>Integration</strong>.Einzelschritte <strong>im</strong> ProzessDen Beratungsgutschein, den die arbeitsuchendenMi g rantInnen von ihrem zuständigen Ansprech part nerbzw. ihrer zuständigen Ansprechpartnerin bei der ARGEerhalten, können sie bei den Mi gra tionsdiensten einlösen.Gemeinsam <strong>mit</strong> den Ratsuchenden erarbeiten dieMitarbeiterInnen der Migra tions dienste ein aussagekräftigesProfiling. Das Pro fi ling entspricht den Datenanforderungender ARGE, so dass die ARGE die Angabenin ihr Datensystem einspeisen kann. Über das Profilinghinaus arbeiten die Mitarbeitenden der Migrationsdienste<strong>mit</strong> den KundInnen an einer Berufswegeplanungund formulieren konkrete Em pfehlungen für weitereSchritte in Richtung Arbeitsmarktintegration (z.B.Sprach förderung, Qua lifi zierungs maßnahmen). In einem6-Augen-Gespräch werden die Empfehlungen gemeinsam<strong>mit</strong> der zuständigen Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerin bzw.Fallmanagerin besprochen. Die Vereinbarungen derweiteren Schritte werden in die Eingliederungsvereinbarungder ARGE <strong>mit</strong> aufgenommen.Die Teilnehmenden werden in erster Linie über die <strong>Integration</strong>skurse,die Migrationsdienste und die ARGEerreicht.1.2.Etwa 4 Wochen vor Kursende besucht eine Vertreterinbzw. ein Vertreter des BAMF, der ARGE und derMigrationsdienste die <strong>Integration</strong>skurse, stellt sichund ihr/sein Angebot vor und führt eine erste individuelleoder Gruppen beratung durch. Bedarf undVoraussetzung der TeilnehmerInnen an einem Beratungsgutscheinkönnen gleich vor Ort geklärt werden.So sichert das Instrument zeitnahe Aktivitätenin Richtung beruflicher <strong>Integration</strong> direkt nach demSprachkurs.Stellen die MitarbeiterInnen der Migrationsdienstebei ihren (Neu)KundInnen einen erhöhten Bedarf86


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | ORIENTIERUNGSPHASE3.an intensiver arbeitsmarktbezogener Beratung festund liegen die o.g. Voraussetzungen vor, können sie<strong>mit</strong> der ARGE absprechen, ob ein Beratungsgutscheinausgestellt wird.Auch die ARGE kann für ihre (neuen) KundInnen <strong>mit</strong>Migrationshintergrund einen Beratungsgutschein ausstellen,wenn entsprechender Bedarf (s.o.) vorliegt.Diese Zugänge haben sich als sehr erfolgreich erwiesen.Bei entsprechender Information über denBeratungsgutschein in den communities, anderenBeratungsdiensten etc. sind alternative Zugänge möglich.Da durch das Verfahren Zugänge zu den Migrationsdienstengeschaffen wurden, können die Ratsuchendendas Beratungsangebot zur weiteren Be -gleitung und Unterstützung nutzen.Transparenz und InformationsaustauschDie erfolgreiche Umsetzung des Instruments ist nurdurch die Zusammenarbeit und entsprechende Leistungender ARGE, der Migrationsdienste, des BAMFund der Weiterbildungsträger möglich. Für die Aufgaben,die <strong>im</strong> Zusammenhang des Beratungsgutscheinszu leisten sind, müssen die Mitarbeitenden der Migrationsdiensteüber Kenntnisse über die arbeitsmarktpolitischenRegelungen, Leistungen und Instrumenteverfügen. Um passgenaue Empfehlungen über weitereQualifizierungen oder Förderungen sonstiger Art zu geben,bedarf es Informationen über die regionalen Einrichtungenund Angebote (z.B. Bildungsträger und aktuelllaufende Weiterbildungsmaßnahmen).Dies setzt wiederum einen Informationsaustausch zwischenregional tätigen Bildungsträgern und Migrationsdienstenvoraus. Die Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerInnen undFallmanagerInnen der ARGE brauchen entsprechendeKenntnisse über die regional tätigen Migrationsdienste,um die Kund Innen <strong>im</strong> Zusammenhang der Beratungsgutscheineausreichend beraten (AnsprechpartnerInnen,Adressen etc.) zu können.Gleichzeitig muss ein ausreichendes Maß an Informationund Transparenz über Zuständigkeiten und Kontaktdatengewährleistet sein, da<strong>mit</strong> die Mitarbeitenden derMigrationsdienste und der ARGE zum Zweck von Absprachenund Klärungen direkten Kontakt auf kurzem Wegzueinander aufnehmen können. Idealerweise wird dasInstrument und die Zusammenarbeit von regelmäßigenArbeitstreffen zwischen ARGE, Migrationsdien sten undBAMF flankiert, um kontinuierlich auf Entwicklungen(z.B. Änderung des Bedarfs der Zielgruppe und/oderder NutzerInnen) reagieren und Opt<strong>im</strong>ierungen in dieWege leiten zu können.Opt<strong>im</strong>ierung der Arbeit durch dasInstrument BeratungsgutscheinDer Beratungsgutschein als Schnittstellenmanagementopt<strong>im</strong>iert den Prozess der Arbeitsmarktintegration vonMigrantInnen. Durch die Bündelung lokaler Ressourcenkann a) kostengünstig die Effi zienz der arbeitsmarktbezogenenBeratung erhöht, können b) Bedarfeder KooperationspartnerInnen und der MigrantInnengedeckt und c) zentrale Schnittstellen bedient werden.Das Instrument <strong>mit</strong> seinen Prozessen und Aktivitätenist in anderen Kontexten und Regionen einsetzbar sowieauf andere Zielgruppen übertragbar, solange dieentsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen undKooperationspartnerInnen gewonnen werden können.Eine ausführliche Beschreibung des Instruments <strong>mit</strong> allennotwendigen Aktivitäten und Rahmenbedingungenliegt vor.Allgemeine InformationenBeschreibung des Produkts in digitaler Form beziehbar.Mögliche NutzerInnen (pr<strong>im</strong>är): ARGEn, Optionskommunen,Agentur für ArbeitErforderliche Ressourcen: Eine für das Instrument verantwortlicheAnsprechperson bei der ARGEKontaktARGE SaarbrückenSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMANurettin BerberHafenstr. 1866111 SaarbrückenTelefon 0681/9443442>Nurettin.Berber@arge-sgb2.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 87


2.3 Berufswegebegleitung und Ver<strong>mit</strong>tlungEin Großteil der Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund inDeutschland fi ndet weder eine existenzsichernde Beschäftigungauf dem ersten Arbeitsmarkt noch wird erdurch die Regelangebote <strong>im</strong> Bereich der Berufswegebegleitungund Arbeitsver<strong>mit</strong>tlung erreicht. Die Regelangeboteentbehren häufig einer zielgruppenspezifischenKonzeption. Dadurch bleiben Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundstrukturell von den Angeboten der Regelinstitutionenausgeschlossen. Der fehlende Zugang zuqualifi zierter Berufswegebegleitung und Ver<strong>mit</strong>tlungin den Arbeitsmarkt befördert die Dequalifizierung inForm von Arbeitslosigkeit oder Beschäftigung unterQualifikationsniveau <strong>im</strong> Niedriglohnsektor.Maßnahmen zur Opt<strong>im</strong>ierung von unterstützendenAn geboten der Berufswegeplanung und Ver<strong>mit</strong>tlungkön nen nur erfolgreich sein, wenn individuelle undziel gruppenspezifische Bedarfe erarbeitet, konzeptionellberücksichtigt und so<strong>mit</strong> strukturelle Benachteiligungenvon MigrantInnen auf dem Arbeits-, Quali-fi zierungs- und Bewerbungsmarkt verringert werden.Solche Maßnahmen sind – obwohl <strong>im</strong> gesamtgesellschaftlichenInteresse – <strong>im</strong> Zuge der Reformen der Sozialgesetzgebungin der Praxis bislang nicht unternommenworden. Eine gelungene berufliche <strong>Integration</strong>leistet einen wichtigen Beitrag zur Reaktion aufden zunehmenden Fachkräftemangel und die demographischeEntwicklung.Lösungsansatz: <strong>Integration</strong>sansätze sind dann gelungen,wenn MigrantInnen sich aktiv und motiviert aufihrem beruflichen Weg einbringen, realistische Zielever folgen, sich selbstständig über ihre Möglichkei teninformieren, ihre <strong>Kompetenz</strong>en darstellen, auf Unternehmenund Arbeitsmarktakteure zugehen, ihre Fä higkeitenpraktisch unter Beweis stellen (Hospitation,Prak tikum, betriebliche <strong>Kompetenz</strong>feststellung), eineArbeit antreten und (Regel-) Angebote externer Fachberatungsstellen nutzen.88


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | BERUFSWEGEBEGLEITUNG UND VERMITTLUNGDie Entwicklung unserer Ansätze ging Hand in Hand<strong>mit</strong> der Eruierung zielgruppenspezifischer Bedarfe undAnspracheformen. Migrationssensible Faktoren, Methodenund Inhalte erfahren konzeptionell und über dengesamten Prozess hinweg in besonderer Weise Berücksichtigung.Unsere Angebote der Berufswegebegleitungunterstützen Erwachsene bei der Perspektiventwicklung,die Bildung, Qualifizierung, Arbeit, Beruf undExistenzgründung betreffen. Die Berufswegebegleitungerkennt fachliche, soziale und persönliche <strong>Kompetenz</strong>en,unterstützt Entscheidungsprozesse, fördertdie Zielentwicklung und Umsetzung von Handlungsschritten.Hierfür wird ein Coaching in Arbeit und Ausbildungangeboten (2.3.1). In Gruppen- oder Einzelsettingswerden die Menschen auf ihrem beruflichen Wegbegleitet, gestärkt und unterstützt. Ein anderes Angebotsetzt auf eine ganz individuelle Begleitung durchMentorInnen (2.3.2).Nutzen für Auftraggeber und Kunden/Kundin: Mit diesenerfolgreich erprobten Ansätzen der Berufswegebegleitungund Ver<strong>mit</strong>tlung konnte ein großer Teil derZielgruppe unterstützt werden, der zuvor von bestehendenRegelangeboten nicht erreicht werden konnte.Die migrationssensiblen Angebote eröffnen vergleichbarbessere Zugänge zu Arbeit, Qualifizierung und Fachberatungund steigern da<strong>mit</strong> die Chancen der <strong>Integration</strong>in den Arbeitsmarkt. Wir suchen nach den Potentialenund übertragbaren Fähigkeiten, machen diese inaussagekräftigen <strong>Kompetenz</strong>profilen sichtbar und opt<strong>im</strong>ierenso das matching <strong>mit</strong> Unternehmens- und Stellenprofilen.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 89


2.3.1 Coaching– Mainzer Brücke in Arbeit und Ausbildung> Arbeitsmarktbezogenes Coaching als Gruppen- und EinzelcoachingKombination von schulischen, beraterischenund betrieblichen AngebotenIm Coaching sollen gemeinsam <strong>mit</strong> den teilnehmendenMigrantInnen vielfältige Ziele erreicht werden: Sogilt es die Motivation, die Reflexionsfähigkeit und dieSelbstständigkeit der Teilnehmenden zu erhöhen. Siesollen darin bestärkt werden, realistische beruflicheZiele zu entwickeln, sich Informationen einzuholenund ihre <strong>Kompetenz</strong>en selbstbewusst in Bewerbungendarzustellen. Die Kontaktaufnahme und -pflege zu Unternehmen,Weiterbildungsträgern und Arbeitsmarktakteurenist ein weiteres Ziel des Coachings, ergänztdurch die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Hospitationen,qualifizierte Praktika oder ein Stellenantrittgehören ebenso zum Zielkatalog wie die Informationüber und Kontaktherstellung zu externen Fachberatungsstellen,wo<strong>mit</strong> der Zugang und die nachhaltigeInanspruchnahme dieser Angebote befördert werden.Das Angebot deckt individuelle Coachingbedarfe undversucht der strukturellen Benachteiligung von MigrantInnenauf dem Arbeits-, Qualifizierungs- und Bewerbermarktentgegenzuwirken.Zielgruppe sind arbeitsuchende Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundab Sprachniveau A2, dabei sowohl ALG-I/II-Leistungsbeziehende als auch Erwerbstätige, dievon Arbeitslosigkeit bedroht sind oder sich beruflichweiterentwickeln wollen.Die Innovation ist prozess- und kontextorientiert: ImGruppencoaching werden Sprachförder- und IT-Trainingsmodulenach dem Grundsatz „Fachunterricht istSprachunterricht“ integriert, zudem geht dem Einzelcoachingzeitlich ein Gruppencoaching voraus, um Bedarfezu eruieren, Grundlagenkenntnisse in verschiedenenBereichen zu entwickeln und eine gemeinsameArbeitsbasis zu schaffen. Schulische, beraterische undbetriebliche Angebote werden passgenau und zielführendkombiniert.Das Coaching in Arbeit und Ausbildung bietet ein Gruppencoaching<strong>mit</strong> Sprachförderanteilen und PC-Trainingin 5 Modulen sowie ein Einzelcoaching <strong>mit</strong> Arbeitsmarkt-,Berufs-, Qualifi zierungs- und Sozialberatungsowie Sensibilisierungsberatung zur Existenzgründung.Das Coaching ist ein praxisorientiertes, äußerst kompaktesund dadurch kostengünstiges Angebot, das a)die Eigenaktivierung der Teilnehmenden spürbar voranbringtund weit über Beratung hinaus geht, b) ressourcen-und zielorientiert Hindernisse überwindet, c)das Matching zwischen Bewerberprofil und Arbeitsplatzanforderungendurch berufliche <strong>Kompetenz</strong>einschätzungin der betrieblichen Erprobung opt<strong>im</strong>iert und d)in Arbeit und Ausbildung integriert. Es orientiert sichan in der Entwicklungspartnerschaft InBeZ und demIQ-Netzwerk entwickelten, erprobten und anerkanntenQualitätsstandards und gewährleistet da<strong>mit</strong> ein qualifiziertesKonzept und Angebot.Bausteine des CoachingprozessesDer Coachingprozess setzt sich aus folgenden Elementenzusammen: Erstgespräch/Auftragsklärung, Prozessdokumentation,Kooperation <strong>mit</strong> der Arbeitsverwaltung,Recherche einzelfallrelevanter Informationenund Institutionen, Akquisition von Unternehmen/Arbeitsstellen/Praktika,Bedarfs- und Verbleibsstatistik.Die Zugänge der Teilnehmenden gelingen durch die Zuweisungder lokalen Arbeitsverwaltung, durch die Weiterleitunglokaler Fachberatungsstellen und Bildungsträgersowie durch „SelbstmelderInnen“, die über dieTräger-Homepage und Kundenflyer über das Angeboterfahren haben.90


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | BERUFSWEGEBEGLEITUNG UND VERMITTLUNGVorhandene <strong>Kompetenz</strong>en und Bedarfe der Teilnehmenden(hard/soft skills) werden <strong>im</strong> Coaching durchArbeitsblätter, Bewerbungsunterlagen, einzelfallbezogeneBefragung, Beobachtung und betriebliche Beurteilungerfasst und durch die Erhebungen <strong>im</strong> vorangehendenProfiling und <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenergänzt.Mit dem Coaching werden durch den Einsatz verschiedenerMethoden neue <strong>Kompetenz</strong>en der Teilnehmendenentwickelt bzw. vorhandene gestärkt: Motivationdurch Empowerment; Reflektionskompetenz durch eine„Stand ortbest<strong>im</strong>mung“; Selbstständigkeit und Selbstverantwortungdurch aktive Beteiligung und Erfüllenvereinbarter Arbeitsaufträge; Präsentationskompetenzdurch praktische Übungen; inhaltliche, örtliche, zeitlicheFlexibilität durch Entwicklung beruflicher Alternativen,durch Führerscheinerwerb, Umzugsbereitschaftoder Ganztagsbetreuung für Kinder; Selbstinformations-und Recherchekompetenz in Print- und Onlinemedien;Kommunikationskompetenz mündlich/schriftlichdurch Bewerbungstraining und Erstellung einer Bewerbungsmappe;Selbststrukturierungs-, Planungs-, Organisations-,Netzwerk- und Selbstver<strong>mit</strong>tlungskompetenzdurch selbständige, <strong>mit</strong> dem Coach geplante undrückgekoppelte Handlungsschritte.Die Coachinginhalte werden in Form von trägerinternenBescheinigungen für KundInnen sowie in Zwischen- undErgebnisberichten für die Arbeitsverwaltung bestätigt.Schnittstellen der KooperationDas Produkt basiert auf einem vorangehenden Profilingund einem <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren. Die Kooperationerfordert die Klärung des Zugangs, des Ablaufs,der Weiterleitungen der KundInnen und der Ergebnisberichtezwischen den internen Stellen/Personenund gegenüber den AnsprechpartnerInnen des externenAuftraggebers/Leistungsträgers. Die Ergebnisseaus dem Profiling und der <strong>Kompetenz</strong>feststellung helfenden Teilnehmenden be<strong>im</strong> Erkennen und Benennenihrer Fähigkeiten. Außerdem geben sie den Coachingfachkräfteneine differenziertere Sicht auf die Teilnehmendenund verbessern die zielgerichtete Arbeit.Anforderungen an die Coachingfachkräfte und ihr professionellesNetzwerk: Eine einschlägige Hoch-/Fachhochschulbildung,fachbezogene Handlungskompetenzdurch Berufspraxis, Supervision, Fort- und Weiterbildungsind Grundlage für qualifi ziertes Coachinghandeln.Infrastrukturell sind ein Schulungsraum, einEDV-Schulungsraum <strong>mit</strong> internetfähigen Einzelarbeitsplätzen,ein Beratungsraum <strong>mit</strong> ansprechender Raumgestaltungund moderner Bürokommunikationsausstattungerforderlich.TransferfähigkeitDas Coaching ist für die Zielgruppe bundesweit anwendbar.Die Prozesse, Aktivitäten, Inhalte und Materialiendes Coachings sind so konzipiert, dass das Produkt inanderen Kontexten angeboten und genutzt werdenkann. Berufserfahrene Coaches/BeraterInnen/DozentInnenkönnen das Angebot anhand des Konzeptes undder Materialien in anderen Regionen direkt umsetzen.Für FachkollegInnen <strong>mit</strong> geringer Erfahrung empfehlenwir vorab eine Schulung. Das Produkt ist für Arbeits-,Ausbildungs- und Qualifizierungssuchende aller Altersstufen<strong>mit</strong> und ohne Migrationshintergrund geeignet.Allgemeine InformationenDas Konzept, die Module, Tabellen und Vorlagen desCoachings einschließlich Übersichten zu den Bedarfenund zum Verbleib der Teilnehmenden liegen digital undin Papierform DIN A 4 vor.NutzerInnen des Coachings sind arbeits- und ausbildungssuchendePersonen <strong>mit</strong>/ohne Migrationshintergrund,Coachingfachkräfte, DaZ-Lehrkräfte (Deutschals Zweitsprache), Beratungs- und Bildungsträger. ErforderlicheRessourcen sind 2 Vollzeitstellen, 1 Schulungsraum,1 Beratungsraum, EDV-/Büroausstattung.KontaktSPAZ gGmbHMaßnahmenopt<strong>im</strong>ierungHannelore Hradil und Boris GayerLeibnizstr. 2055118 MainzTelefon 06131/9716 -308 oder -312>>hannelore.hradil@spaz.deboris.gayer@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 91


2.3.2 Ehrenamtliches Mentoring> Mentorenbegleitete EinzelfallförderungMentoring als PLUS und ChanceDas Ziel ist die Akquisition und der Einsatz zivilgesellschaftlicherqualifizierter Mentorinnen und Mentoren,die Einzelpersonen bei ihrer beruflichen und sozialen<strong>Integration</strong> unterstützen.Zugewanderte verfügen in der Regel nicht in gleichemUmfang wie Einhe<strong>im</strong>ische über ausreichende persönlicheNetzwerke in Hinblick auf arbeitsmarktrelevanteKontakte und Informationen. Da heute gerade kleineund <strong>mit</strong>tlere Unternehmen ihr Personal weitgehendüber Betriebsangehörige durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“nach dem Prinzip „intern vor extern“ rekrutieren,haben MigrantInnen wegen der oftmals fehlendenBekannten- und Verwandtennetzwerke in der Aufnahmegesellschaftkaum Zugang zu dieser wichtigenEinstiegsmöglichkeit des nicht öffentlich zugänglichenStellenangebots. In der Erschließung dieser Zugängedurch ehrenamtliches Mentoring liegt eine der großenChancen: Es stellt ein Bindeglied zwischen der Nachfrageder Zugewanderten und dem Angebot zivilgesellschaftlicherRessourcen dar.Neben fehlenden arbeitsmarktrelevanten Zugängen besitztein Teil der Arbeitsuchenden keine Arbeitserfahrungin Deutschland. Die Arbeitskultur in einem hiesigenUnternehmen ist in den meisten Fällen fremd.Für das Training der deutschen Sprache <strong>im</strong> Alltag undam Arbeitsplatz gibt es oft zu wenige Kontakte und Gelegenheiten.Hier übernehmen ehrenamtliche MentorInnenwichtige Funktionen als „Brückenbauer“, als AnsprechpartnerInnenfür Firmen, als Rollen-Vorbilder <strong>im</strong>Arbeitsleben, als TrainingspartnerInnen für berufs- undalltagsbezogene Kommunikation.Bisher ist die Begleitung des Eingliederungsprozessesdurch ehrenamtliches Mentoring nur sehr schwach ausgebildet.Wir etablieren das ehrenamtliche Mentoringals ein Zugangs- und Unterstützungsinstrument für Einzelfälleund treten als Initiatoren der Mentoringpartnerschaftsowie Koordinierungs- und Begleitungsstelleauf. Nach der Akquise der interessierten und potentiellenMentorInnen werden „passende“ Mentees undMentorInnen zusammengebracht, der erste Kontakthergestellt und bei beiderseitigem Interesse eine Vereinbarung<strong>mit</strong> den MentorInnen geschlossen. Die Mentoringpartnerschaftwird durch den Träger begleitet,der als Ansprechparter zur Verfügung steht.Das Mentoring erweitert das Netzwerk der Zielpersonin die Arbeitswelt und in die Zivilgesellschaft hinein,indem der Mentor oder die Mentorin ihre Fachkompetenz,Netzwerke und Möglichkeiten <strong>im</strong> Interesse derZiel personen zur Verfügung stellt. Zugewanderte undZivil gesellschaft gehen einen Schritt aufeinander zu.Die Praxis hat gezeigt, dass das Engagement der ehrenamtlichenMentorInnen von den Zugewanderten in derRegel <strong>mit</strong> Wertschätzung aufgenommen wird, ihre beruflichenPerspektiven verbessert und ihr Bild von der Aufnahmegesellschaftpositiv beeinflusst. Mehr als jede reinberufliche Qualifizierung erhöht ehrenamtliches Mentoringdie Chance zur gesellschaftlichen <strong>Integration</strong>.Ziele und Erfolge des Ansatzes liegen in der Erweiterungder beruflichen Handlungskompetenz; in der individuellenund berufsbezogenen Sprachförderung durchdie MentorInnen; in Informationen über Branchen unddie Berufs- und Arbeitswelt; in der Erschließung vonZugängen zu beruflichen und privaten Netzwerken; inder Klärung beruflicher Optionen sowie darüber hinausin einer guten Beziehung zwischen Mentee und Mentor/Mentorin,die auch eine positive Sicht auf die Zivilgesellschaftverstärkt.Das Mentoring begleitet ein Praktikum bzw. eine Arbeitsaufnahmeoder ist einem Praktikum bzw. einer Arbeitsaufnahmevorgeschaltet. Ein Kurzkonzept zur Ein-92


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | BERUFSWEGEBEGLEITUNG UND VERMITTLUNGzelfallförderung umfasst die Vorstellung von weiterenFörderangeboten der SPAZ gGmbH sowie einen Fragebogenzur Erfassung des Sprachbedarfs am Praktikumsbzw.Arbeitsplatz. Dieser ist von den Teilnehmendenauszufüllen und bildet die Grundlage für die gemeinsameArbeit.MentorInnen und MenteesDie Kontaktaufnahme von Seiten des Teilprojekts zu denMentorInnen erfolgt in erster Linie über das MainzerFreiwilligen-Zentrum e.V., aber auch über eine Anzeigeauf der SPAZ-Homepage. Die SPAZ gGmbH schließt<strong>mit</strong> den MentorInnen eine schriftliche Vereinbarung,die die Modalitäten der Zusammenarbeit regelt undz.B. während der Mentorentätigkeit Unfallschutz undErstattung der Fahrtkosten gewährt.Im Coachinggespräch wird den Teilnehmenden die Beteiligungam Mentorenprogramm vorgeschlagen. Beipositiver Reaktion erfolgt zunächst telefonisch, dannauch persönlich, die Kontaktaufnahme <strong>mit</strong> den MentorInnen,deren Ressourcenprofil über das Mainzer Freiwilligen-Zentruman das Teilprojekt über<strong>mit</strong>telt wird.Die Information über das Profil der/des Teilnehmendenan die Mentorin oder den Mentor sowie die beiderseitigeInteressensbekundung zur Zusammenarbeit führenzum ersten Kontakt zwischen den Beteiligten. Wennnach einem persönlichen Kennenlernen die „Chemiest<strong>im</strong>mt“, nehmen MentorInnen und Mentees die zeitlicheund inhaltliche Planung selbst in die Hand. Da<strong>mit</strong>ist ein hohes Maß an Mitgestaltung für die Teilnehmendengewährleistet. MentorInnen und Mentees informierendie AnsprechpartnerInnen <strong>im</strong> Teilprojekt injeweils festgelegten Zeitschritten über die Aktivitäten.Die Dauer der Mentoringspartnerschaft hängt ab vonden individuellen Vorgaben und Bedarfen. Das Teilprojekthat die Aufgabe der Koordination und Begleitungund stellt auf Wunsch den Arbeitsraum und Arbeitsmaterialien.Auf Anfrage werden auch Schulungen für dieMentorInnen durchgeführt.Es entsteht be<strong>im</strong> Teilprojekt nach und nach eine Liste<strong>mit</strong> differenzierten MentorInnenprofilen, die das Matchingvon Teilnehmendenbedürfnissen <strong>mit</strong> MentorInnenressourcen<strong>im</strong> Interesse der Teilnehmenden ermöglichen.TransferfähigkeitDas Mentoringprogramm ist problemlos übertragbarund anwendbar als Instrument der Qualifizierung, derUnterstützung und der beruflichen und gesellschaftlichen<strong>Integration</strong> von Personen <strong>mit</strong> und ohne Migrationshintergrund.Falls es keine institutionelle Anlaufstellein Form eines Vereins von Ehrenamtlichen gibt,können Akquisitionswege über Kanäle der Öffentlichkeitsarbeitgehen.Allgemeine InformationenDie Vereinbarung, das Formblatt für die Dokumentationder Kontakte, die Vorlage für die MentorInnenprofilesowie das Kurzkonzept zur Einzelfallförderung liegendigital und in Papierform vor.NutzerInnen des Angebots sind Teilnehmende an Praktika,Qualifizierungsmaßnahmen <strong>mit</strong> und ohne Migrationshintergrundsowie die AnbieterInnen von ehrenamtlichemMentoring.Erforderliche Ressourcen sind neben der Bereitschaft zuehrenamtlichem Engagement Möglichkeiten der MentorInnenanspracheüber einen Verein, über die Medienoder Netzwerkkontakte sowie zeitliche und persönlicheRessourcen für die Herstellung, Pflege und Dokumentationder Kontakte – bei Nachfrage auch für Schulungund Bereitstellung von Arbeitsraum und Arbeitsmaterial.KontaktSPAZ gGmbHMaßnahmenopt<strong>im</strong>ierungHannelore Hradil & Boris GayerLeibnizstr. 2055118 MainzTelefon 06131/9716 -308 oder -312>>hannelore.hradil@spaz.de,boris.gayer@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 93


2.4 QualitätsentwicklungQualität bedeutet <strong>im</strong> Sinne der internationalen Normenreihezum Qualitätsmanagement (DIN EN ISO 9000ff.), dass inhärente Merkmale der erbrachten Leistungden Anforderungen der unterschiedlichen Kundenkreiseund weiterer „interessierter Parteien“ gerechtwerden.Im Bereich der Leistungen, die <strong>im</strong> Kapitel „IndividuelleUnterstützungsstruktur“ beschrieben werden, treffenAnforderungen der Geldgeber, solche der Leistungsanbieterund die der Ratsuchenden aufeinander. Alle dreiKundengruppen bewegen sich <strong>im</strong> Feld von <strong>Integration</strong>sundArbeitsmarktpolitik <strong>mit</strong> den zugehörigen weiterenAkteuren und Interessengruppen auf allen Ebenen. Dominantsind die Anforderungen des Geldgebers nachEffizienz und Ver<strong>mit</strong>tlungserfolgen sowie die Anforderungendes politischen Umfelds. Am schwächsten ausgeprägtist die Perspektive der Ratsuchenden.Wo die St<strong>im</strong>me der Ratsuchenden kein Gehör fi ndet,kommt es zu Fehlplanungen und Fehlzuweisungen beiden Unterstützungsmaßnahmen und in der Folge zuEnttäuschung und Frustration bei den Ratsuchenden.Dadurch verlängert sich der <strong>Integration</strong>sprozess fürden Einzelnen. Nach dem Angebotswechsel ist das Vertrauenin Angebote und die Motivation zur Teilnahmereduziert und muss erst wieder gestärkt oder neu aufgebautwerden. Für die Gesellschaft erhöhen sich dieAufwendungen und die Zeitdauer bis zur erfolgreichenEingliederung volkswirtschaftlich wertvoller Arbeitskraft.Qualitätsentwicklung bedeutet in einer solchen Situationdaher zunächst, den Ratsuchenden eine St<strong>im</strong>me zuverleihen und deren berechtigte Interessen als Qualitätsanforderungenan die Unterstützungsleistungen zuverdichten und zu artikulieren. Dies geschieht vor demHintergrund, dass wir es <strong>mit</strong> Menschen zu tun haben,die individuelle und strukturelle Diskr<strong>im</strong>inierung erfahrenund die auf Grund dieser Erfahrungen unterschiedlicheSchutzmechanismen entwickelt haben, um weiterenDiskr<strong>im</strong>inierungserfahrungen zu entgehen. Häufigführt das dazu, dass Interessen und Anforderungennicht öffentlich artikuliert werden. Da<strong>mit</strong> erhalten dieFachkräfte, die direkt <strong>mit</strong> den Ratsuchenden arbeiten,die Aufgabe, diesen Interessen und Anforderungen Gehörzu verschaffen. Dazu ist eine Vertrauensbasis notwendig,die es den Ratsuchenden ermöglicht, sich ohneFurcht vor Repressionen zu äußern.94


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | QUALITÄTSENTWICKLUNGUm die Fachkräfte in die Lage zu versetzen, Interessenund Anforderungen wahrzunehmen, zu bündelnund nach außen weiter zu geben, benötigen sie selbstgeschützte Räume zur vertraulichen Offenlegung undzur Weiterentwicklung der Professionalität <strong>im</strong> Fachkollegium.Themenbezogene Arbeitsgruppen verständigensich auf Konzepte und Methoden und veröffentlichenFachkommentare (exemplarisch 2.4.1) und Handlungsempfehlungen,<strong>mit</strong> denen die Perspektive der Ratsuchendensichtbar wird. Durch kollegiale Fallberatung,durch Fachaustausch und Netzwerkarbeit auf der lokalen,nationalen und transnationalen Ebene, durch FortundWeiterbildung (Job-Promotor, GenderTraining,netzwerkinterne Fachveranstaltungen) sowie durch Supervisionwird ein ständiger Reflexionsprozess in Ganggehalten, der es ermöglicht, den Prozess der Qualitätsentwicklungkontinuierlich fortzuführen.Der direkte Blick auf die Ratsuchenden (2.4.2 Zielgruppenmonitoring)und das Erfassen ihrer Erfahrungenund Erwartungen (2.4.3 Bedarfsanalyse) ergänzen dieSprachrohrfunktion der Fachkräfte und ermöglicheneine Qualitätsdebatte <strong>mit</strong> allen beteiligten Akteuren.Anbietende Organisationen und Fachkräfte evaluierenund opt<strong>im</strong>ieren ihre Dienstleistungen kontinuierlichund erschließen <strong>im</strong> Einzelfall zusätzliche Perspektivendurch Austausch <strong>mit</strong> FachkollegInnen und Institutionen<strong>im</strong> Netzwerk. Qualitätsentwicklung ist Teil vonPersonal- und Organisationsentwicklungsprozessen undbietet Vernetzungserträge für die Zielgruppe und allebeteiligten Akteure. Die intensive Arbeit in Netzwerkenals Form der Qualitätsentwicklung ist ein Alleinstellungsmerkmal.Qualitativ hochwertige Dienstleistungenverbessern die gesellschaftliche Legit<strong>im</strong>ationder Angebote und steigern die Chancen auf eine zügigeund passgenaue berufliche und gesellschaftliche <strong>Integration</strong>der MigrantInnen.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 95


2.4.1 Fachkommentar der EntwicklungspartnerschaftInBeZ als Empfehlung für eine arbeitsmarktbezogenemigrationssensible BeratungDer Fachkommentar gibt aus der Perspektive der strukturellenDiskr<strong>im</strong>inierung sowie aus der der individuellenBeratungs- und Qualifizierungsbedarfe von MigrantInnenEmpfehlungen für einen arbeitsmarktbezogenenmigrationssensiblen Beratungsansatz, dessenLeis tungen und die daraus resultierenden Anforderungenan Beratungsfachkräfte und ihr professionellesNetzwerk.Das Leistungsprofil von arbeitsmarktbezogenermigrationssensibler BeratungschärfenAnhand des Fachkommentars wird das von BeraterInnender Entwicklungspartnerschaft InBeZ gemeinsamentwickelte Beratungsangebot bei Fachkräften undKostenträgern transparent gemacht und präsentiert.Zugleich ist der Fachkommentar ein Beitrag zur Entwicklungund Durchführung migrationssensibler Beratung,zur Qualitätssicherung sowie eine Grundlage fürden fachbezogenen Diskurs <strong>mit</strong> externen Fachkräftenund Akteuren.Nachdem das Monopol beruflicher Beratung bei der Arbeitsverwaltung<strong>im</strong> Jahre 1998 aufgelöst wurde, habensich die Angebote und die Qualität beruflicher Beratungunterschiedlich entwickelt. In dem unübersichtlichgewordenen Markt beruflicher Beratung und <strong>im</strong>Fehlen eines zielgruppenspezifischen Beratungsangebotesschärft der Fachkommentar das Profi l arbeitsmarktbezogenermigrationssensibler Beratung.Der Fachkommentar beschäftigt sich <strong>mit</strong> der Zielgruppeder arbeitsuchenden Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,seine AdressatInnen sind Beratungsfachkräfteund VertreterInnen von Arbeitsmarktakteuren.Die Innovation ist ziel-, prozess- und kontextorientiert:Der Fachkommentar beschreibt das AngebotsundLeistungsprofil einer arbeitsmarktbezogenen migrationssensiblenBeratung und ist das Ergebnis einerVerständigung unter FachkollegInnen auf gemeinsameInhalte und Standards. Außerdem ermöglicht er denDialog <strong>mit</strong> externen Fachstellen und Netzwerken undbietet so Chancen zur Qualitätssicherung und zur fachlichenWeiterentwicklung des Beratungsangebotes undder Beratungsfachkräfte.Der Fachkommentar wurde aus der Beratungspraxis undder kontinuierlichen Evaluation der Angebote herausentwickelt. Vergleichbare Fachliteratur ist außerhalbdes IQ-Netzwerkes nach unserer Kenntnis bisher nichtvorhanden.Der Fachkommentar als Mittelder ProfessionalisierungDer kompakte Fachkommentar unterstützt Beratungsfachkräftebei ihrer zielgruppenspezifischen Einarbeitung,Angbebots(weiter-) entwicklung sowie Qualitätssicherungund leistet bei Fachverbänden einen Beitragzur Professionsentwicklung. Der Fachkommentarwird von BeraterInnen für die Präsentation des eigenen<strong>Kompetenz</strong>- und Leistungsprofils nach außen beiArbeitgeberInnen, Kostenträgern und FachkollegInneneingesetzt.Der Fachkommentar beschreibt die strukturelle Diskr<strong>im</strong>inierungsowie die individuellen Beratungs- undQualifizierungsbedarfe der MigrantInnen als Ausgangspunktseiner Überlegungen, den Beratungsansatz undseine <strong>im</strong>plizierten Leistungen sowie die Anforderungenan Beratungsfachkräfte und ihr professionelles Netzwerk.96


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | QUALITÄTSENTWICKLUNGEntwicklungsbedingungenund Konzeption des FachkommentarsNutzungsmöglichkeitenDie Entwicklung des Fachkommentars ist die Gemeinschaftsleistungeiner Arbeitsgruppe, die sich aus BeraterInnender EP InBeZ der Standorte Saarbrücken,Rhein-Hunsrück-Kreis, Ludwigshafen und Mainz undder nationalen Koordinatorin der EnwicklungspartnerschaftInBeZ zusammensetzt. BeraterInnen der EntwicklungspartnerschaftKUMULUS-PLUS haben der Arbeitsgruppein einem gemeinsamen Workshop Rückmeldungenzum Fachkommentar gegeben und habensich am Austausch beteiligt. Die Stadt Mainz hat Räumefür die Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt. Die Entwicklungdes Fachkommentars hat best<strong>im</strong>mte Anforderungenan die teilnehmenden BeraterInnen gestellt:Offenheit zum Fachaustausch, Bereitschaft zur Darstellungdes eigenen Beratungskonzeptes und der eigenenBeratungspraxis <strong>im</strong> Fachkreis, Verständigung auf gemeinsameZiele, Inhalte und Standards für den Fachkommentar,aktive Mitarbeit an der Entwicklung einesgemeinsamen Fachdokumentes, Moderationskompetenzfür die Leitung der Arbeitsgruppe und ein neutraler Sitzungsraumfür die Arbeitstreffen.Der Fachkommentar kann die Grundlage für die Entwicklungneuer oder die Weiterentwicklung bestehenderAngebote zur arbeitsmarktbezogenen migrationssensiblenBeratung darstellen. Für die Auseinandersetzung<strong>mit</strong>, Weiterentwicklung und Implemtentierungder Standards müssen be<strong>im</strong> interessierten Träger undden beteiligten Beratungsfachkräften Gelegenheitenund Ressourcen bereitgestellt werden. Es ist wichtig,kontinuierlich Räume zum Austausch, zur Reflexion undkonzeptionellen Entwicklung zu ermöglichen, um einenachhaltige Qualitätsentwicklung sicherzustellen.Die Prozesse, Aktivitäten, Inhalte und Materialien desFachkommentars sind so angelegt, dass er in anderenKontexten genutzt und eingesetzt werden kann. Er istfür Beratungsfachkräfte geeignet, die Arbeits-, Ausbildungs-und Qualifizierungssuchende aller Altersstufen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund beraten.Allgemeine InformationenDer Fachkommentar liegt digital und in Papierform DINA 4 vor.NutzerInnen des Produktes sind Beratungsfachkräfteund VertreterInnen von Beratungs- und Bildungsträgern,die Arbeitsverwaltung und alle <strong>mit</strong> der Zielgruppebefassten Arbeitsmarktakteure.Erforderliche Ressourcen sind die Zeit zur Reflexiondes Beratungskonzeptes und der Beratungspraxis sowieRessourcen für die Qualitätssicherung und die fachlicheWeiterentwicklung.Kontaktism – Institut für SozialpädagogischeForschung Mainz e.V.Arbeitsgruppe Beratungder Entwicklungspartnerschaft InBeZNadine FörsterAugustinerstr. 64 - 66, 55116 MainzTelefon 06131 / 3 84 88>nadine.foerster@ism-mainz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 97


2.4.2 Zielgruppenmonitoring>Analyseinstrument für zentrale Merkmale und Probleme von arbeitsuchendgemeldeten AkademikerInnen <strong>mit</strong> MigrationshintergrundSystematisierte Analyse und detaillierteInformationsgewinnungMonitoring und HandlungsempfehlungenBei dem Zielgruppenmonitoring handelt es sich um einAnalyseinstrument zur Identifi zierung zentraler Problemebzw. Hemmnisse der bei der ARGE als arbeitslosgemeldeten „AkademikerInnen“ <strong>mit</strong> Migrationshintergrund.Zielgruppe sind Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundzwischen 26 und 58 Jahren, die ArbeitslosengeldII beziehen und über einen Hochschulabschluss verfügen(<strong>im</strong> Herkunftsland oder in Deutschland erworben).Mit dem Instrument wird es möglich, die Zielgruppenach festgelegten Merkmalen zu systematisierenund Einsicht in charakteristische Problemlagen derZielgruppe zu gewinnen.Eine bedarfsgerechte und zielgruppenspezifi sche Arbeitsmarktberatungund -förderung setzt ein systematischesWissen über die unterschiedlichen Zielgruppenund deren Förderbedarf voraus. In der Vergangenheitwurden Arbeitsmarktinstrumente wenig auf die verschiedenenPersonengruppen der MigrantInnen abgest<strong>im</strong>mt,da kein systematisches Wissen darüber vorliegt.In der Konsequenz haben nicht alle Förderaktivitätenden gewünschten Erfolg gezeigt. Detaillierte Informationenüber unterschiedliche Zielgruppen ermöglichenjedoch, auf die Zielgruppe zugeschnittene Aktivitätenund Maßnahmen zu entwickeln sowie Beratungs- undVer<strong>mit</strong>tlungsprozesse darauf abzust<strong>im</strong>men.Mit geringen Modifikationen kann das Instrument auchzur Analyse anderer Zielgruppen angewandt werden.In einem ersten Schritt wird unter allen arbeitsuchendgemeldeten Personen nach vorher definierten Kriteriendie Zielgruppe der AkademikerInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundidentifi ziert. Die Akten und Angaben dieserPersonengruppe werden in einem nächsten Schritt gesichtetund nach objektiven Kriterien und charakteristischenProblematiken systematisiert. Eine exemplarischeGruppe wird nach der Aktenanalyse zu intensivenEinzelgesprächen eingeladen, um die Analyse zu erweiternund zu vertiefen. Hierfür steht ein Gesprächsleitfadenzur Verfügung.Die Ergebnisse des Monitoring werd en verdichtet undzusammengefasst. Handlungsempfehlungen und Verbesserungsvorschlägekönnen – auch gemeinsam <strong>mit</strong>Mitarbeitenden der Arbeitsverwaltung, VertreterInnender Zielgruppe, Bildungsträgern und anderen Akteuren– als Schlussfolgerung herausgearbeitet werden.Kooperationspartner ARGEDie Durchführung des Monitoring ist auf Zugänge zuden Angaben und Akten der ARGE-KundInnen angewiesenund braucht die Bereitstellung entsprechenderzeitlicher und personeller Ressourcen. Darüber hinausmuss eine Akzeptanz und Beachtung sowohl der Ergebnisseals auch der Schlussfolgerungen durch die ARGEgegeben sein.98


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | UNTERKAPITELTransferfähigkeitKontaktDas Monitoringinstrument ermöglicht, die Zielgruppeder arbeitsuchenden MigrantInnen genauer zu spezifizierenund auf Grundlage eines systematischen WissensFörder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln,die auf regionale Besonderheiten und Bedarfeder Zielgruppe abgest<strong>im</strong>mt sind. Das Instrument ist inandere Regionen übertragbar und kann (gegebenenfalls<strong>mit</strong> geringen Modifikationen) auch auf andere Zielgruppenübertragen werden.Allgemeine InformationenDiakonisches Werk an der Saar gGmbHSaarbrücker Initiative Migrationund Arbeitswelt – SIMASigrun Krackc/o BürgerInnenzentrum BrebachSaarbrücker Str. 6266130 SaarbrückenTel.: 0681 / 9508326>skrack@s<strong>im</strong>a-inbez.de• Das Instrument und die Ergebnisse der Erprobung inSaarbrücken liegen in schriftlicher Form vor undsind beziehbar.• Pr<strong>im</strong>äre Nutzer: ARGEn• Zeitliche und personelle Ressourcen <strong>mit</strong> entsprechendenFachkompetenzen; Zugang zu Akten undAngaben der KundInnenEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 99


2.4.3 Bedarfsanalyseund NutzerInnenbefragung>Nutzung und Bewertung bestehender Hilfeleistungen <strong>im</strong> Prozessder ArbeitsmarktintegrationHinweise zur Opt<strong>im</strong>ierung vonarbeitsmarktbezogenen Unterstützungsstrukturener<strong>mit</strong>telnDie Befragung verfolgt zwei Perspektiven und Ziele.1.NutzerInnenbefragung: Es soll herausgefunden werden,wel che Einrichtungen und entsprechenden Angebote die MigrantInnen bisher wahrgenommen habenund wie sie diese Unterstützung bewerten.Bei dem Befragungsinstrument und der ersten Befragungsrundehandelt es sich um die Entwicklung einesneuen Instruments und einer erstmaligen Durchführungin der Region Saarbrücken.Methodische HerangehensweiseDer Fragebogen lässt sich gut <strong>im</strong> Rahmen von persönlichgeführten Interviews einsetzen. In Saarbrückenwurde er <strong>im</strong> Rahmen einer Veranstaltung getestet undmethodisch verbessert.Zur Bewertung der Ergebnisse ist es empfehlenswert,auch Personen ohne Migrationhintergrund zu befragen,um Vergleichswerte zu erhalten. Als statistisches Auswertungstoolfür den Fragebogen liegt eine Excel-Dateivor.2. Bedarfsanalyse: Gleichzeitig soll ein Überblick überdie unterschiedlichen Bedarfe <strong>im</strong> Prozess der Arbeitsmarktintegrationgewonnen werden. Wie wichtig istden MigrantInnen eine Unterstützungsleistung inden verschiedenen Fragestellungen, Anliegen undThemen während des Prozesses der Arbeitsmarktintegrationund konnten diese Bedarfe durch die bestehendenAngebote bisher gedeckt werden? Wo sehensich die Befragten selbst in der Pflicht, wo ihreFamilie und ihre Community?Die Bewertung der Befragungsergebnisse erfolgt in Gesprächsrunden<strong>mit</strong> ausgewählten VertreterInnen derbefragten Zielgruppe(n) sowie der entsprechenden regionalenAkteure. Ziel der Gesprächsrunden ist es, gemeinsamVerbesserungsvorschläge herauszuarbeitenund konkrete Maßnahmen zu vereinbaren.In Abständen von drei bis fünf Jahren wiederholt eingesetztkann die Bedarfsanalyse auch eine systematischeBerichterstattung sinnvoll ergänzen.100


INDIVIDUELLE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR | QUALITÄTSENTWICKLUNGKooperationspartner und AuswertungWird das Instrument zu einer repräsentativen schriftlichenBefragung genutzt, muss das jeweilige Einwohnermeldeamtder Region <strong>mit</strong> einbezogen werden. Idealerweisefi ndet eine Kooperation/Abst<strong>im</strong>mung <strong>mit</strong>dem regionalen Statistikamt statt, um die Defi nitionder Zielgruppe und Stichprobe <strong>mit</strong> bestehendem Datenmaterialabzust<strong>im</strong>men, um so Vergleichszahlen zunutzen.Um die Akzeptanz sowohl bei der Zielgruppe als auchbei den Akteuren vor Ort zu erhöhen, werden diese inden Prozess und die Auswertung <strong>mit</strong>einbezogen. Dazuwird empfohlen auch MigrantInnenorganisationen vorOrt als KooperationspartnerInnen zu gewinnen, diedann als Ansprechpartner zur Hilfe für die Befragtenzur Verfügung stehen.Die Auswertung des Datenmaterials müssen entsprechendqualifi zierte Personen übernehmen; außerdemwird bei größeren Stichproben ein entsprechendes statistischesAuswertungsprogramm benötigt.TransferfähigkeitGrundsätzlich kann die Befragung bei entsprechendstatistisch und methodisch geschultem Personal in jederRegion eingesetzt werden. Je nach Akteuren undAngebotslandschaft vor Ort sowie je nach Zielgruppeist eine Anpassung einzelner Fragen möglich. Die Ergebnisseder ersten Befragung in Saarbrücken könnenals Hinweispapier bzw. Empfehlungen vor Ort eingesetztwerden.Allgemeine InformationenDer Fragebogen, die Excel-Datei und das Ergebnispapierliegen in digitaler Form vor.NutzerInnen: Kommunen, <strong>Land</strong>esebene, Initiativen(z.B. Zusammenschluss verschiedener Einrichtungenund Akteure)Erforderliche Ressourcen: etwa 6-12 Monate zur Planung,Durchführung, Auswertung und Verwendung desMaterials; entsprechend geschultes PersonalKontaktFITT gGmbHSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAWolfgang VogtGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/58676602>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 101


3. QualifizierungEin großer Teil der Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,die in Deutschland leben, hat ihren Platz inder Gesellschaft und <strong>im</strong> Arbeitsleben gefunden und istda<strong>mit</strong> integriert. Bei einer nicht vernachlässigbarenTeilgruppe ging diese <strong>Integration</strong> allerdings <strong>mit</strong> einemdeutlich niedrigeren beruflichen Status (bezogen aufdie vorhandenen beruflichen Qualifikationen und den<strong>im</strong> Herkunftsland erreichten Stand) einher. Andere,zu kämpfen und konkurrieren um Tätigkeiten für UnundAngelernte in häufig prekären Beschäftigungsverhältnissen.Den Menschen, die aus humanitären Gründen(Familiennachzug, Flucht, Asyl) zugewandert sind,erschweren die mangelnde Anerkennung von <strong>im</strong> Herkunftslanderworbenen Abschlüssen und für den deutschenArbeitsmarkt nur eingeschränkt verwertbare Berufskompetenzendie <strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt.Viele MigrantInnen verfügen über wertvolle Potentialewie Mehrsprachigkeit, interkulturelle <strong>Kompetenz</strong> undMobilitätserfahrungen, die oft nur unzureichend beachtetund genutzt werden. Das mangelhafte Erkennenvorhandener Qualifikationen und die strukturellen Zugangsbarrierenzu Angeboten der beruflichen Fort- undWeiterbildung führen dazu, dass zahlreiche Betroffenein Bereichen arbeiten, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen.Wertvolle Ressourcen gehen der Wirtschaftverloren, bei den Menschen entstehen Resignation undPassivität gegenüber dem System.Absolventinnen und Absolventen des Sprach<strong>mit</strong>tlerlehrgangs (vgl. 3.1.8)ins besondere aus der Gruppe der angeworbenen sogenanntenGastarbeiter und deren Nachkommen, habenbis heute <strong>mit</strong> mangelnden Deutschkenntnissen sowiefehlenden oder niedrigen Schul- und BerufsabschlüssenZugewanderte erfahren und erleben die geschildertenBenachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt als strukturelleDiskr<strong>im</strong>inierung. Sprachliche kombiniert <strong>mit</strong> beruflicherQualifizierung bildet ein Instrument, um dieseBenachteiligungen und die da<strong>mit</strong> einhergehende Diskr<strong>im</strong>inierungund ihre Folgen zu mildern und für Chancengleichheiteinzutreten. Gute Deutschkenntnisse geltenunbestritten als Voraussetzung für die <strong>Integration</strong>in den Arbeitsmarkt – Deutschkenntnisse, „die bei der102


QUALIFIZIERUNGArbeitsuche helfen und den beruflichen Aufstieg oderEinstieg in ansonsten verschlossene Tätigkeitsfeldererleichtern“ (vgl. Deeke, Axel in: IAB Kurzbericht 3,31.1.2007). Laut OECD-Bericht 2005 gilt als <strong>Integration</strong>in den Arbeitsmarkt, wenn ZuwandererInnen ähnlicheArbeitsmarktergebnisse erzielen wie ArbeitnehmerInnender Aufnahmegesellschaft.Die hohe Arbeitslosenquote von MigrantInnen in denvergangenen Jahren zeigt, dass bisherige Qualifi zierungennur eingeschränkt zum Erfolg geführt haben.Darüber hinaus sind MigrantInnen in Maßnahmen zurberuflichen Qualifizierung bis heute deutlich unterrepräsentiert.Alle sechs Facharbeitskreise des Netz werks „IQ – <strong>Integration</strong>durch Qualifizierung“ (siehe Verzeichnis Seite143) haben sich auf Bundesebene <strong>mit</strong> zentralen Fragestellungenrund um die berufliche Qualifizierung, ihreBegleitung und den Zugang zum Arbeitsmarkt beschäftigt.Der Facharbeitskreis „Berufsbezogenes Deutsch“hat konzeptionelle und methodische Standards entwickelt,die in den <strong>im</strong> Folgenden dargestellten Konzeptenberücksichtigt und umgesetzt wurden. Ebenfalls berücksichtigtwurden die Handlungsempfehlungen desFacharbeitskreises „Qualifi zierung“ zur Verbesserungder Gestaltung öffentlich geförderter Qualifi zierung<strong>im</strong> Rahmen von SGB II und SGB III, die auch Empfehlungenzur Verbesserung des gesetzlichen Rahmens undder Umsetzung der Vorgaben <strong>im</strong> Rahmen der Geschäftspolitikbeinhalten.Die Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbelegte den Schwerpunkt <strong>im</strong> Bereich der Qualifizierung zunächstauf die Entwicklung von Konzepten, die auf denBedarf von unterschiedlichen spezifischen Teilgruppenunter den arbeitsuchenden MigrantInnen zugeschnittensind. Im Kapitel 3.1 fi nden sich Qualifi zierungskonzepte,die effektivere und effizientere Formen desSprachlernens aufzeigen und deutlich machen, dassdie enge Verzahnung <strong>mit</strong> konkreten beruflichen Zusammenhängenunvermeidlich ist. Die Aufgabe der geschlechtssensiblenQualifizierung wird neu und überraschendangegangen und ein Zertifikatslehrgang schafftVoraussetzungen, um Mehrsprachigkeit und interkulturelle<strong>Kompetenz</strong> <strong>im</strong> beruflichen Umfeld erkennbar undbesser verwertbar zu machen.Ein zweiter Fokus galt der Qualitätssicherung. Das Kapitel3.3 enthält eine praxistaugliche Sammlung von Qualitätsstandardssowie Instrumenten zur systematischenBeobachtung, Evaluation und Qualitätsentwicklung vonQualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen.Einen besonderen Arbeitsschwerpunkt bildete die Qualifizierungvon Fachkräften der Akteure vor Ort. Die inKapitel 3.2 beschriebenen Herangehensweisen, Konzepteund Maßnahmen machen deutlich, dass <strong>im</strong> fachlichenAustausch und der fachlichen Verständigungenorme Potentiale für die Verbesserung der <strong>Integration</strong>sprozessevor Ort liegen.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 103


3.1 Sprache PLUS> Ganzheitliches Lernen und Zweisprachigkeit contra Fixierung auf SprachdefiziteNie wurden deutsche Sprachkenntnisse von MigrantInnenin Deutschland dringender eingefordert als inder aktuellen politischen Diskussion. Deutsche Sprachkenntnisseerscheinen zunehmend als der Schlüssel zur<strong>Integration</strong> überhaupt. Die Situation ist dabei differenzierter,als die Diskussion Glauben macht.Zunächst gehören MigrantInnen aufgrund ihrer individuellenZuwanderungsgeschichte bezüglich der Sprachkenntnissein Deutsch sehr unterschiedlichen Gruppenan. Während die einen Deutsch inzwischen problemlos<strong>im</strong> Niveau einer Herkunftssprache sprechen, sind anderenach wie vor in einem Zustand sprachlicher Orientierungslosigkeit,die sich in mangelnden Sprachkenntnissenin der Familiensprache und in Deutsch ausdrückt undbis hin zum Analphabetismus reicht. Statt einer indivi-duellen Sprachstandsfeststellung werden Migrant Innenaber häufig generell <strong>mit</strong> schlechten Deutschkenntnissenetikettiert und entsprechend häufig in Sprachkursen untergebracht.Das Deutschlernen wiederum geschieht in aller Regelabgekoppelt von der Arbeitswelt in verschulten Veranstaltungen.Dies hat zur Folge, dass das Gelernte ferndessen ist, was als Sprachkompetenz am Arbeitsplatzbenötigt wird. Darüber hinaus vielleicht noch gravierenderist die Tatsache, dass während des Sprachlernensnicht gearbeitet werden kann, so dass vorhandeneberufliche Kenntnisse abgebaut werden. Regelungen<strong>im</strong> SGB III (§§ 77 ff.), die eine Kombination von Sprachenlernenund beruflicher Qualifi zierung ausschließen,verschärfen diese Situation noch.104


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSGanz aus dem Blickfeld verschwinden bei der Fokussierungauf mangelnde Deutschkenntnisse die vorhandenen<strong>Kompetenz</strong>en und Möglichkeiten, die sich aus einerZweisprachigkeit ergeben.Die hier vorgestellten Lösungsansätze spiegeln dieseBandbreite wider: Zunächst werden zwei Konzepte fürBasisangebote (3.1.1 und 3.1.2) dargestellt, die ersteSchritte auf den Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. BreitenRaum nehmen Kurskonzepte ein, die den Erwerbvon beruflichem Know-how und Sprache kombinieren(3.1.3 - 3.1.5). Neu und von den Förderbedingungenher noch schwierig zu <strong>im</strong>plementieren sind Lernmodule,die vorhandene Angebote um den Sprachlernaspektergänzen (3.1.6 und 3.1.7). Einen neuen Weg beschreitetauch der Zertifikatslehrgang „Sprach<strong>mit</strong>tlerInnen(IHK)“ (3.1.8), der Zweisprachigkeit als berufliche<strong>Kompetenz</strong> abbildet und durch ein Zertifikat (an-) erkennbarmacht.Alle folgenden Konzepte sind praxiserprobt und daherumsetzungsfähig. Sind dienen darüber hinaus alsIdeenquelle für die Entwicklung migrations- und geschlechtersensiblerQualifi zierungsangebote. Sie sindauch gute Beispiele dafür, wie die in 3.4 dargestelltenQualitätsanforderungen umgesetzt werden können.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 105


3.1.1 Schulung„Türkischer Alphabetisierungskurs“>Lesen und Schreiben in der Herkunftssprache als erste Schrittein Richtung ArbeitsweltIm Verlauf des Kurses werden den Teilnehmenden ausreichendeLese- und Schreibkenntnisse in der Herkunftssprache(hier: Türkisch) ver<strong>mit</strong>telt, um da<strong>mit</strong> dieVoraussetzungen sowohl für eine nachfolgende Alphabetisierungin deutscher Sprache als auch für den Erwerbdeutscher Sprachkenntnisse zu schaffen.Türkischkurse in enger Abst<strong>im</strong>mungauf die Bedarfslage der AkteureDer Kurs wendet sich an türkische MigrantInnen, vorallem Frauen, die als ArbeitsmigrantInnen oder <strong>im</strong> Familiennachzugnach Deutschland kamen, hier seit vielenJahren leben, aber nie richtig lesen und schreibengelernt haben. Vor allem ältere Frauen haben in derTürkei oft nur eine oder zwei Grundschulklassen besuchtund hatten bisher in Deutschland keine Gelegenheit,eine Alphabetisierung nachzuholen.Neben der Ver<strong>mit</strong>tlung von Lese- und Schreibkenntnissenin der Herkunftssprache zielt der Kurs darauf ab,den Teilnehmenden positive Lernerfahrungen zu ver<strong>mit</strong>teln.Zu erleben, dass sie <strong>mit</strong> messbaren ErfolgenLesen und Schreiben lernen, stärkt das Selbstvertrauender oftmals gänzlich oder seit langer Zeit lernunerfahrenenTeilnehmenden ungemein und wirkt u.U. motivierend,weitere Schritte in Richtung Erwerbsarbeitzu wagen.Darüber hinaus zeichnet sich der <strong>im</strong> BürgerInnenZentrumBrebach – einem Gemeinwesenprojekt in Saarbrücken– durchgeführte türkische Alphabetisierungskursdurch weitere Besonderheiten aus:• Kooperation <strong>mit</strong> dem türkischen Generalkonsulat:der Kurs wird von einer türkischen Lehrerin <strong>im</strong> Auftragdes türkischen Generalkonsulats durchgeführt.• Niedrigschwellige Zugänge: der Bedarf nach demo.g. Kurs ergab sich aus Kontakten zu Migrantenorganisationenund migrantischen Schlüsselpersonen<strong>im</strong> Stadtteil. Demzufolge wurde das Kursangebot unterden türkischen StadtteilbewohnerInnen selberkommuniziert. Da sowohl die Kursleiterin als auchdie Räumlichkeiten des BürgerInnenZentrums dentürkischen BewohnerInnen durch vielfältige Aktivitätenin Schule und Stadtteil bekannt sind, ergabensich keine Zugangshemmnisse.• Freiwilligkeit: die Teilnahme an dem Kurs erfolgt freiwillig.Es bedarf zur Teilnahme an dem Kurs keinerformalen Kriterien und die Teilnahme ist kostenlos.• Dauer und Häufigkeit: die Gruppe trifft sich zwe<strong>im</strong>alpro Woche vor<strong>mit</strong>tags für je zwei Stunden. Es gibtkeine festgelegte Kursdauer. Jede Teilnehmendeentscheidet für sich (in Absprache <strong>mit</strong> der Kursleiterin),ob sie genug gelernt hat.<strong>Integration</strong> in GemeinwesenarbeitIm BürgerInnenZentrum Brebach, Saarbrücken, fandder Kurs <strong>im</strong> Kontext der Gemeinwesenarbeit statt, d.h.die Akquise der Maßnahme wendete sich in erster Liniean MigrantInnen aus dem Stadtteil und die Durchführungder Maßnahme war bewusst niedrigschwelligangelegt. Zugänge zu den Teilnehmenden bestandenüber Öffentlichkeitsarbeit, vor allem aber über „Mundzu-Mund-Propaganda“,Bewerbung <strong>im</strong> Gemeinwesen,über communities und der ARGE. Diese Maßnahmenzur TeilnehmerInnenakquise haben sich <strong>im</strong> Fall des o.g.Kurses als erfolgreich erwiesen.Die Durchführung des Kurses kann an lokale Anforderungenund Interessen und Bedarfe der NutzerInnenbzw. Einsatzfelder flexibel angepasst werden. Über die106


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSTeilnahme an dem Kurs gibt es kein anerkanntes Zertifikat.Für das Selbstvertrauen der Teilnehmenden istes jedoch sehr förderlich, wenn sie vor Beendigung desKurses ein „Diplom“ vom Türkischen Konsulat erhalten,das den erfolgreichen Besuch des Kurses bescheinigt.Personelle und räumliche RessourcenZur Durchführung des Kurses sind Kontakte zu folgendenKooperationspartnern und folgende Voraussetzungenerforderlich:• Migrantenorganisationen, Moscheevereine oderSchlüs selpersonen, die einen entsprechenden Bedarfformulieren;• Türkisches Konsulat: Herausfinden, ob das für dieRegion zuständige Konsulat das Problem der fehlendenAlphabetisierung Erwachsener erkannt hat undob türkische LehrerInnen an Grundschulen eingesetztwerden;• Bereitschaft der türkischen Lehrkraft, zusätzlich zuihrem Unterricht an Schulen – ggf. durch Honorierung<strong>mit</strong> einer Aufwandsentschädigung – Alphabetisierungskursefür Erwachsene durchzuführen;• Räumlichkeiten, die für die Zielgruppe gut erreichbarsind und möglichst aus anderen Zusammenhängenbekannt und vertraut sind. Ansonsten stelltdie Durchführung des Kurses aufgrund des bewusstnie drigschwellig gehaltenen Arbeitsansatzes keineformalen Anforderungen an die Ausstattung derRäumlichkeiten.TransferfähigkeitEine Beschreibung zur methodischen Durchführung desKurses liegt in schriftlicher Form vor. Das Konzept desKurses ist sowohl in bestehender Form als auch in modifizierterForm bedarfsgerecht übertragbar.Allgemeine InformationenDie Kursbeschreibung liegt in digitaler Form und in Papierformvor (ca. 2 Seiten)NutzerInnen:Gemeinwesenprojekte/Stadtteilbüros/Nachbarschaftszentren,Migrantenorganisatio nenErforderliche Ressourcen:Eine entsprechend qualifizierte Person sowie Räume zurDurchführung der Kurse.KontaktDiakonisches Werk an der Saar gGmbHAbteilung Offene Soziale ArbeitRembrandtstr. 17-1966540 NeunkirchenTel. 06821/956-204>osa@dwsaar.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 107


3.1.2 Frauen – Sprache – Arbeitswelt>Konzept und Qualitätskriterien für eine arbeitsweltbezogene Sprachver<strong>mit</strong>tlungfür Frauen (vorzugsweise aus dem musl<strong>im</strong>ischen Kulturkreis)Besondere <strong>Integration</strong>sanforderungender Zielgruppe (musl<strong>im</strong>ische) FrauenIndividualisierte Förderung – orientiertan Praxis und AusgangsbedingungenBei den ARGEn und den optierenden Kommunen sindüberproportional viele Frauen zwischen 25 und 55 Jahrenohne Berufsausbildung als arbeitsuchend gemeldet.Als Erfahrungswert weisen etwa die Hälfte dieserFrauen den Bedarf und die Voraussetzungen für dieseMaßnahme auf. Diese Frauen haben z.T. wenig bis keineKenntnisse der deutschen Sprache, Schwächen be<strong>im</strong>Lesen und Schreiben – auch in der Muttersprache – undkeine oder geringe Arbeitserfahrungen <strong>im</strong> Herkunftslandoder in Deutschland. Falls sie Schulabschlüsse haben,gibt es teilweise keine Unterlagen oder diese sindnicht übersetzt beziehungsweise nicht in Deutschlandanerkannt. Wenn diese Zielgruppe in der Vergangenheitan <strong>Integration</strong>skursen oder anderen Deutschkursenteilgenommen hat, sind daraus mehrheitlich kaum verwertbareKenntnisse vorhanden. Die Teilnehmerinnenbenutzen weder die deutsche Sprache, noch stellen sieVerständnisfragen, da sie es nicht gewohnt sind in (gemischtgeschlechtlichen)Gruppen zu sprechen oder siesich nicht zutrauen, sich öffentlich <strong>mit</strong> dem vorhandenenWortschatz zu Wort zu melden.Weiterhin zeichnet ein großer Teil der Zielgruppe eintraditionelles Frauen- und Familienbild aus, welchesbisher zu einem starken Rückzug in die Familie und Familiengründunggeführt hat. Dies hat zur Folge, dassdie Frauen wenig oder keine Kenntnisse über die SystemeArbeit, Ausbildung, Sozialversicherung oder Gesundheitin Deutschland haben. Dadurch sind sie nichtin der Lage, realistische Möglichkeiten einer beruflichen<strong>Integration</strong> anzustreben. Der Wunsch, nach derfrühen Familienphase ein eigenes Einkommen zu habenund sich Freiräume zu schaffen, ist jedoch vorhanden.Hier setzt das Konzept an.Maßnahmeziel ist die Verbesserung der Rahmenbedingungender Teilnehmerinnen für einen Eintritt in Arbeitund Beruf.Diese ersten Schritte der Teilnehmerinnen zu einer Orientierungam Arbeitsmarkt erfordern eine indivi du a-lisierte Förderung, die sich an der Ausgangslage orientiert.Dies wird erreicht durch ein Angebot zur Erhöhungder Sprachkompetenz, Kinderbetreuung, sozialpädagogischeEinzel- und Gruppenberatung, arbeitsweltbezogenenUnterricht <strong>mit</strong> Bewerbungstraining undEDV-gestütztem Unterricht, Exkursionen <strong>mit</strong> Betriebsbesichtigungenund dem Aufsuchen von Schlüsselinstitutionen.Weiterhin werden während der Maßnahme praktischeAnwendungsmöglichkeiten für die Sprache und die übrigenLerninhalte angeboten. Die aktivierende Mitarbeitist ein Kernelement der Maßnahme, da dies dieFrauen motiviert, sich auf eine veränderte Lebenssituation<strong>mit</strong> einer Berufstätigkeit einzulassen.In der Vorlaufphase findet die Akquise der Teilnehmerinnen,Aufnahmegespräche und eine Sprachstandstestungstatt. Danach finden Sprachunterricht und Unterstützungder Fertigkeiten in Lesen und Schreiben statt.In weiteren Unterrichtseinheiten erhalten die TeilnehmerinnenEinblick in unterschiedliche Berufsfelder undArbeitsabläufe.Die sozialpädagogische Begleitung bearbeitet <strong>mit</strong> denTeilnehmerinnen Wünsche und Befürchtungen bezüglicheiner Arbeitsaufnahme unter Einbezug eventuellvorhandener Kenntnisse und Fertigkeiten und er<strong>mit</strong>telteinen Abgleich in der Selbst- und Fremdeinschätzungder Chancen einer beruflichen <strong>Integration</strong>.108


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSAllgemeine InformationenDas Angebot der Kinderbetreuung in der Maßnahmedient einer ersten Entlastung der Teilnehmerinnen. Bestandteilder Maßnahme ist jedoch die eigene Organisationder Kinderbetreuung <strong>im</strong> Hinblick auf eine möglicheBerufstätigkeit.Lernerfahrungen <strong>im</strong> geschützten RaumDas Projekt ist nur für Frauen konzipiert. Zu Beginnkann es von Bedeutung sein, dass sich die Ehemännerdavon überzeugen können, dass es geschützte Räumesind, in denen ihre Frauen lernen können. Dennohne die Unterstützung der Männer ist es für die Frauenschwierig, ihre Lernziele zu erreichen.Die Erfahrung, lernen zu können, akzeptiert zu werdenund den eigenen Aktionsradius in einem geschütztenRahmen erweitern zu können, ist für die Zielgruppeein wichtiger Schritt hin zu einer Erwerbstätigkeit undwirkt sich auch insgesamt positiv auf die <strong>Integration</strong>der Familie aus.ProjektvoraussetzungenDas Konzept liegt in Papierform vor, wird jedoch nur<strong>im</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> einer Beratungsleistung für dieDurchführung einer geschlechterbezogenen Bildungsmaßnahmeangeboten. Der anbietende Träger verfügtüber langjährige Erfahrung in der Ausgestaltung undDurchführung geschlechterbezogener und interkulturellerBildungsmaßnahmen.Nutzer des Konzeptes können kommunale und freieBildungsträger sein, insbesondere Träger von arbeitsmarktpolitischenMaßnahmen.Kontaktbaff e.V.Chris Ludwig, GeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/623335, Fax 0621/523047>baff-ev@gmx.de1. Die Projektdauer sollte auf mindestens sechs Monateangelegt sein2. Bei der Auswahl der Teilnehmerinnen ist auf ein einheitlichesSprachniveau (z.B. A2) zu achten3. Sicherstellung der Kinderbetreuung4. Kultursensible Dozentinnen5. Besondere Angebote für Analphabetinnen bereithalten6. Rechtzeitige Feststellung von <strong>Kompetenz</strong>en undQua lifikationen für die weitere berufliche PlanungEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 109


3.1.3 Bewerbungstraining <strong>mit</strong> themenbezogenerDeutschförderung <strong>im</strong> Gruppencoaching>Arbeitslos – Was tun?Strategien und Kommunikations training zur StellensucheSprach- und Handlungsfähigkeitin der Gruppe herstellenModularer Lernprozess:Bewerbungsunterlagen erstellenDas Gruppencoaching, konzipiert als Deutschförderungund Einstieg in ein Einzelcoaching 1 , zielt auf die Förderungder Kommunikationsfähigkeit <strong>im</strong> Prozess der Stellensucheund Bewerbung. Die Reflexion auf eigene beruflicheund außerberufliche Fähigkeiten, die Erarbeitungvon bewerbungsbezogenem Fachwissen, Erprobungund Training von bewerbungsbezogenen Such- und Kommunikationsstrategienführen zur Ermutigung und zuHandlungsfähigkeit bei Stellensuche und Bewerbung.Die Teilnehmenden verlieren die „Schwellenangst“ vorder Schriftlichkeit in diesem Prozess sowie vor der Nutzungdes PC und des Selbstinformationsangebots <strong>im</strong>Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit.Fehlende Arbeitserfahrung in Deutschland, geringe Informationenüber den regelbest<strong>im</strong>mten KommunikationsprozessBewerbung, kaum Informationen über dasBerufssystem und den Arbeitsmarkt – diese Hindernissehilft das Gruppencoaching zu überwinden.Alleinstellungsmerkmal dieses Angebots ist die Verzahnungvon bewerbungsbezogener Qualifi zierung <strong>mit</strong>Sprachförderung. Trainiert werden die Kommunikationsfähigkeitin den vier Fertigkeitsbereichen Sprechen,Verstehen, Lesen und Schreiben, bezogen auf das ThemaStellensuche und Bewerbung.Das Gruppencoaching ist modular, (fünf Module, davonein Modul PC-Training) und lernzielorientiert aufgebaut:• Wer bin ich? Unterschiedliche Vorstellungsszenarienkennen und die jeweils nötigen Verhaltensweisenund sprachlichen Mittel kennen und anwenden• Was kann ich? Berufliche und außerberufliche <strong>Kompetenz</strong>en erkennen und benennen, berufliche Zielefinden• Wo will ich hin? Suchstrategien kennen und anwenden• Ich mache Werbung für mich. Kommunikationsstrategienfür die schriftliche und mündliche Bewerbungkennen und anwendenDie Bearbeitung der Themen liefert Bausteine für dieErstellung der individuellen Bewerbungsunterlagenund für die persönliche Vorstellung am Telefon und <strong>im</strong>Vorstellungsgespräch. Die Bewerbungsunterlagen werdenin einem PC-Training von den Teilnehmenden selbstgeschrieben und bei Bedarf <strong>im</strong> Einzelcoaching ergänzt.Am Ende des Trainings verfügen die Teilnehmendenüber individuelle Disketten <strong>mit</strong> Lebenslauf, Kurzprofilund mindestens einem Anschreiben. Sie erhalten vomTräger eine Bescheinigung <strong>mit</strong> der Angabe der Kursinhalte.Kooperationen und Rahmen bedingungen1 Vgl. dazu auch Coaching – Mainzer Brücke in Arbeit und Ausbildung– unter Kapitel 2.3.1Dem Bewerbungstraining ist ein Profiling und ein <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenvorgeschaltet. Dies bedarfder Klärung des Zugangs, des Ablaufs, der Weiterleitungender KundInnen und der Ergebnisberichte110


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSzwischen den internen Stellen/Personen und gegenüberden AnsprechpartnerInnen des externen Auftraggebers/Leistungsträgers.Die Ergebnisse aus demProfi ling und der <strong>Kompetenz</strong>feststellung helfen denTeil nehmenden be<strong>im</strong> Erkennen und Benennen ihrerF ähigkeiten. Außerdem geben sie der Lehrkraft fürDeutsch als Zweitsprache (i.f. DaZ-Lehrkraft) eine differenziertereSicht auf die Teilnehmenden und verbesserndie zielgerichtete Arbeit.Anforderungen an die DaZ-Lehrkräfte <strong>im</strong> Gruppencoachingund ihr professionelles Netzwerk: Eine einschlägigeHoch-/Fachhochschulbildung, fachbezogeneHandlungskompetenz durch Berufspraxis, Supervision,Fort- und Weiterbildung sind Grundlage für qualifiziertesLehr- und Coachinghandeln. Infrastrukturell sindein Schulungsraum, ein EDV-Schulungsraum <strong>mit</strong> internetfähigenEinzelarbeitsplätzen, ein Beratungsraum<strong>mit</strong> ansprechender Raumgestaltung und moderner Bürokommunikationsausstattungerforderlich.Die methodisch versierte DaZ-Lehrkraft erstellt Unterrichtsmaterial,da zu dieser Thematik keine passge nauen,umfassenden und kompakten Lehrwerke auf demMarkt sind. Sie arbeitet <strong>mit</strong> heterogenen Gruppen, besitztFachwissen über den Bewerbungsprozess und seineRegeln sowie über arbeits- und berufsbezoge ne Inhaltewie z.B. Berufsbilder und den lokalen Arbeitsmarkt.Bewerbungstraining istBaustein der BerufsvorbereitungDas Bewerbungstraining ist gut integrierbar in berufsorientierendeund -vorbereitende Maßnahmen und kannauch für Teilnehmende ohne Migrationshintergrund<strong>mit</strong> besonderem Förderbedarf eingesetzt werden, umdie Kommunikationsfähigkeit und weitere, themenbe-zogene sprachliche Fertigkeitsbereiche zu trainieren.Sollte das Gruppencoaching als alleinstehende Qualifizierungseinheitgenutzt werden, muss die Trainingszeitverlängert werden, um das entfallende Einzelcoachingzu kompensieren. Die sinnvolle Ergänzung ist jedochdas in Qualifizierung und/oder in den Arbeitsmarkt führendeEinzelcoaching (vgl. Kap.2.3 Coaching – MainzerBrücke in Arbeit und Ausbildung).Allgemeine InformationenDas Produkt liegt als Modulübersicht, Curriculum und<strong>mit</strong> Arbeitsmaterial zu den Modulen digital und in Papierformvor.Nutzerinnen und Nutzer des Produkts sind arbeitsuchendePersonen <strong>mit</strong> und ohne Migrationshintergrund sowieCoaches.Erforderliche Ressourcen sind eine erfahrene methodischversierte DaZ-Lehrkraft, passgenau erstelltes Unterrichtsmaterial,Ergebnisse aus Profiling und <strong>Kompetenz</strong>feststellung,Möglichkeiten zur Weiterführung inein Einzelcoaching, ein Schulungsraum <strong>mit</strong> EDV-Trainingsmöglichkeit,EDV-/Büroausstattung.KontaktSPAZ gGmHMaßnahmenopt<strong>im</strong>ierungHannelore HradilLeibnizstr.2055118 MainzTelefon 06131/9716-312>hannelore.hradil@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 111


3.1.4 Arbeitsweltbezogene Sprachkursefür Migranten und Migrantinnen>Ein migrationsspezifisches Angebot zur Förderungder <strong>Integration</strong> von Migrantinnen und Migranten in den ArbeitsmarktKombination von Sprachkurs, Berufsorientierungund individueller BetreuungZiel des Angebotes ist die Erfassung und Verbesserungder Rahmenbedingungen für Migranten und Migrantinnenzur <strong>Integration</strong> in den deutschen Arbeitsmarkt.Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund haben häufig zweiHürden, um zum Arbeitsmarkt Zugang zu finden: Zumeinen stellen nicht ausreichende Sprachkenntnisse einVer<strong>mit</strong>tlungshemmnis dar, zum anderen fehlt es oft anden nötigen Informationen und der Unterstützung beider Anerkennung von Berufsabschlüssen und der Erstellungvon Bewerbungsunterlagen. Zielgruppe desAngebots sind in erster Linie arbeitsuchende Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund und <strong>mit</strong> unzureichendenSprachkenntnissen. Das Angebot ist zugeschnitten aufdie Zielgruppe Migrantinnen und Migranten und bestehtaus einem arbeitsweltbezogenen Sprachkurs, ergänztdurch Berufsorientierung und individuelle sozialpädagogischeBetreuung. Im Gegensatz zu vielenbestehenden Angeboten ist dieses Angebot auch fürPersonen <strong>mit</strong> niedrigem Sprachniveau geeignet.MethodenintegrationArbeitsweltbezogener Sprachunterricht:• Sprachstandstestung zu Beginn und zum Ende derMaßnahme <strong>mit</strong> der Zielgruppe angepassten Tests(BAMF-Vorgaben/Goethetest).Arbeitsweltbezogene Berufsorientierung• niederschwelliges Angebot für Analphabeten undAn alphabetinnen und Teilnehmende <strong>mit</strong> einem geringenSprachniveau. Einstieg und langsames Heranführenan das Thema Arbeitsmarkt und Berufsperspektivensowie den Um gang <strong>mit</strong> dem PC•EDV-Unterricht kombiniert <strong>mit</strong> dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen(Sprachniveau-bezogene Ver<strong>mit</strong>tlung von EDV-Grundlagen, besonders in MS Wordund Internet)Entwicklung von Arbeits- und Berufsperspektiven,Analyse der Stärken und Schwächen und Prüfungder individuellen Situation <strong>im</strong> Hinblick auf Ver<strong>mit</strong>tlungschancenund -hemmnisseBewerbungstraining und Erstellung von BewerbungsunterlagenStellenrecherche und Analyse von AnzeigenGesprächsführung (am Telefon und <strong>im</strong> Vorstellungsgespräch)••••In Ergänzung zum Unterricht: Exkursionen zu Schlüsselinstitutionen• Erweiterung des Lebensraums durch Aufsuchen vonBehörden, Beratungsstellen, durch einen Besuchdes Berufsinformationszentrums der Agentur für Arbeitoder regionaler kultureller Veranstaltungen.Sozialpädagogische Begleitung kontinuierlich undparallel zum Kursangebot.• Einzel- und Kleingruppengespräche zur beruflichenOrientierung• Klärung der individuellen LebenssituationenNiedrigschwelliger und offener ZugangDurch das Angebot werden organisatorische und Sprachkompetenzenwie Informationsbeschaffung gefördert.Es soll die Teilnehmenden besser in die La ge versetzen,sich auf Anforderungen des Arbeits marktes einzustellenund selbstbewusster an Ar beitgeber heranzutreten.112


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSDie Teilnehmenden werden zum einen durch Zuweisungendurch den Auftraggeber und Kooperationspartner,zum anderen aus Maßnahmen des eigenen Trägers(trägerinterne Informationen) oder von anderenTrägern (bspw. aus <strong>Integration</strong>skursen) erreicht. Darüberhinaus erreichen viele das Angebot durch Empfehlungenvon Verwandten und Bekannten, durch Informationenin der Presse oder über die Informationsweitergabein verschiedenen Arbeitsgruppen, waseinen niedrigschwelligen und offenen Zugang gewährleistet.Zur Erfassung von <strong>Kompetenz</strong>en kann <strong>im</strong> Rahmen desKurses ein <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahren zur Berufswegeplanungeingesetzt werden.Kooperationen u<strong>mit</strong> ARGEn und BetriebenSinnvoll ist eine Kooperation <strong>mit</strong> Institutionen vor Ort,die bspw. Sprachkurse anbieten, sowie eine Kooperation<strong>mit</strong> ARGEn, wenn es sich bei den KundInnen umPersonen <strong>im</strong> ALG II-Bezug handelt. Dabei können vonSeiten der Lehrkräfte auch weiterführende Empfehlungenzur Verbesserung der <strong>Integration</strong> gegeben werden.Idealerweise fi ndet eine Kooperation <strong>mit</strong> Betriebenstatt, um die Ver<strong>mit</strong>tlung in Betriebspraktika oder inArbeit zu befördern.Voraussetzungen und TransferEntsprechend der Erfahrungen verschiedener Projektelassen sich für migrationsspezifische Projekte und Maßnahmenu. a. folgende Empfehlungen ableiten: Die Projektdauersollte auf mind. 6 Monate angelegt sein; eineGruppe sollte 10-12 Teilnehmende nicht überschreiten.Außerdem sollten die Teilnehmenden nach unterschiedlichenSprachniveaus eingeteilt werden. Das Personalmuss für die Arbeit <strong>mit</strong> der Zielgruppe qualifiziertund sensibilisiert sein. Aufgrund der oftmals multiplenProblemlagen besteht ein erhöhter Bedarf an sozialpädagogischerBetreuung, für die entsprechendes Personalbereitgestellt werden sollte.Bezogen auf Unterrichtsinhalte und Gestaltung empfiehltsich der abwechslungsreiche Einsatz von Unterrichtsmethodenund Medien, ein lebensweltbezogenesKommunikationstraining, Informationen über dendeutschen Arbeitsmarkt und Berufsorientierung sowieein grundsätzlich kleinschrittiges Unterrichtsvorgehen<strong>mit</strong> kontinuierlichen Stoffwiederholungen. Als äußerstwichtig hat sich die Unterstützung in der Anerkennungvon Abschlüssen erwiesen. Sehr zielorientiert und erfolgreichist die Bildungs- und Maßnahmenplanung gemeinsam<strong>mit</strong> den Teilnehmenden, orientiert an derenBedarf und Qualifikationen.Das Angebot ist in andere Regionen übertragbar undein setzbar.Ressourcen••Zeitlich: Mindestlaufzeit 4 Monate, VollzeitRäumlich: ein Unterrichtsraum, Zugang zu PC-Arbeitsplätzen,ein Ausweichraum für Einzelgespräche(auch Nutzbar für Kleingruppenarbeit), Overhead/BeamerPersonell: pro Kurs <strong>mit</strong> max. 12 Teilnehmenden einSozialpädagoge oder eine Sozialpädagogin und entsprechendausgebildete DozentInnen für den Sprachunterrichtund die allgemeinen Inhalte – idealerweise<strong>mit</strong> Erfahrung <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> der Zielgruppe•KontaktCJD Ludwigshafen <strong>im</strong> christlichen JugenddorfwerkDeutschlands e.V.<strong>Kompetenz</strong>en erkennenMarco FeindelLudwigstr. 44, 67059 LudwigshafenTelefon 0621/59 13 29 15>marco.feindel@cjd.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 113


3.1.5 Kursprogramm„Gründungsspezifisches Deutsch – Türen zur eigenenExistenz in der Bundesrepublik Deutschland“Türen zur eigenen Existenzin der Bundesrepublik DeutschlandDas Kursprogramm wurde entwickelt, um Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund in Deutschland eine opt<strong>im</strong>alesprachliche und fachliche Vorbereitung für eineExistenzgründung (sberatung) zu ermöglichen und umgleichzeitig für das Thema Selbstständigkeit als einemögliche berufliche Perspektive zu sensibilisieren. Indiesem Sinne sollen „Türen zur eigenen Existenz in derBundesrepublik Deutschland“ geöffnet werden, die Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund aufgrund ihrer Situation<strong>im</strong> fremdsprachigen Umfeld ohne gezielte Unterstützunghäufig verschlossen bleiben. Bei der Konzipierungdes Programms wurde Wert darauf gelegt, dass dieerworbenen sprachlichen und fachlichen Kenntnisseund Fähigkeiten auch für jene anwendbar sind, die eineberufliche Perspektive außerhalb einer Selbstständigkeitanstreben.Zielstellung des Kursprogramms sind1. die Ver<strong>mit</strong>tlung fremdsprachiger Handlungskompetenz,2. die Information über Grund- bzw. Allgemeinwissenzum deutschen Rechts- und Wirtschaftssystem undzu weiteren Rahmenbedingungen einer Existenzgründungin Deutsch land und3. die erste Sensibilisierung für „Interkulturelle <strong>Kompetenz</strong><strong>im</strong> Berufs- bzw. Geschäftsleben“.Hauptzielgruppe sind Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund,die sich selbstständig machen wollen, aberderen Sprachkompetenz zur Wahrnehmung von Existenzgründungsberatungbzw. -kursen in deutscher Sprachenoch nicht ausreichend ist, um diese zielorientiertzur Gründung(-svorbereitung) einsetzen zu können.Die zielorientierte Innovation besteht darin, Menschen<strong>mit</strong> Migrationshintergrund insoweit vorzubereiten, dasssie auch „klassische“ Unterstützungsstrukturen wahrnehmenkönnen. Unzureichende Sprachkenntnisse führenin der Regel dazu, dass MigrantInnen von bestehendenAngeboten, die meist keine spezifischen Bedarfeund Voraussetzungen verschiedener Zielgruppen berücksichtigen,nicht erreicht werden bzw. dass diesenicht den gewünschten Erfolg zeigen.Das Kursprogramm „Gründungsspezifi sches Deutsch“wird als Vorbereitung eingesetzt, um den Weg hin zurExistenzgründungsberatung und möglicherweise einerSelbstständigkeit zu erleichtern. Die je nach Herkunftslandsehr unterschiedliche schulische und beruflicheBildung, die erlernte Muttersprache und die tatsächliche<strong>Kompetenz</strong> Deutsch zu sprechen best<strong>im</strong>men dieAusgestaltung des Kursprogramms.Fachliche und sprachliche GrundlagenIn Bezug auf eine angestrebte Selbstständigkeit ist einEinsatz des Kursprogramms „Gründungsspezifi schesDeutsch“ vor Inanspruchnahme einer Existenzgründungsberatungsinnvoll, ersetzt diese jedoch nicht. DerKurs ver<strong>mit</strong>telt Grundlagen für deren Verständnis sowohlin sprachlicher als auch in fachlicher Hinsicht.Das Kursprogramm besteht aus vier Modulen und umfasstinsgesamt 140 Stunden:1. Arbeiten als Selbstständige in Deutschland2. Vereinbarungen und Ver handlungen <strong>mit</strong> Kundinnenund Kunden3. Rechtliches bzw. betriebswirtschaftliches Grundlagenwissenfür Selbstständige in Deutschland4. Präsentation der Teilnehmenden (berufliches Vorhaben,nächste Schritte)114


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSUm den unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungenund Zielen der Kursteilnehmerinnen und KursteilnehmerRechnung tragen zu können, liegen zwei untereinanderflexibel kombinierbare Bestandteile vor:Band I: Ein Curriculum als Grundlagenprogramm <strong>mit</strong>gründungsspezifischen Texten und Übungen (gestaltetals kopierfähige Arbeitsblätter) zum Einsatz <strong>im</strong> Sprachunterrichtsowie einer ergänzenden Zusammenstellungweiterführender Literaturhinweise und Links <strong>im</strong> Internetfür jedes Modul zur differenzierten Nutzung.Band II: Eine Handreichung „Wissenswertes rund umdie eigene Existenz zum weiterführenden Studium“zur ergänzenden und schwierigkeitsdifferenzierendenAnwendung <strong>im</strong> Sprachunterricht und zur weiterführenden(Selbst-)Information für Kursteilnehmerinnen undKursteilnehmer.Zugangsvoraussetzung für alle Teilnehmenden zum Kursprogrammist mindestens die Beherrschung der deutschenSprache auf Niveaustufe B1 (Europäischer Referenzrahmen).Kooperationen unterstützen DynamikDas Produkt kann nur sinnvoll für die Teilnehmendeneingesetzt werden, wenn <strong>im</strong> Anschluss an den Kurs weiterführendeWege verfolgt werden, d.h. die Kenntnisseanschlussfähig genutzt werden. Dies ist insbesonderenotwendig, um erstens die erfolgte Auseinandersetzung<strong>mit</strong> der Thematik „Existenzgründung“ nahtlosfortsetzen zu können, zweitens ggf. auch alternativeWege gehen zu können und um drittens die entstandeneMotivation und Dynamik bei den Teilnehmendenzu erhalten. Für den endgültigen Erfolg der Arbeit istalso eine Kooperation <strong>mit</strong> Gründungsinitiativen sowieden fi nanzgebenden und unterstützenden Institutionennotwendig.Der Einsatz dieses Produktes ist konzipiert für Lehrendein Deutsch als Zweitsprache. Dabei wurde bei der Konzipierungdes Kurses darauf geachtet, dass auf Grunddes interdisziplinären Charakters des Berufs des Unternehmersin relativ kurzer Zeit sehr viel (Sprach-) Wissenaus verschiedenen Fach gebieten (wie z.B. Recht,Marketing, Buchhaltung, Steu er u.a.) ver<strong>mit</strong>telt werdenmuss. Dafür stehen bisher keine gründungsspezifischenLehrbücher zur Verfügung und die Fachkräfte fürDeutsch als Zweitsprache sind kaum <strong>mit</strong> der Gründungsspezifikvertraut.TransferfähigkeitDas Produkt kann auch in anderen Regionen umgesetztwerden. Grundlage dafür ist eine entsprechende Einweisungund Qualifi zierung. Das Kursprogramm kannz.B. <strong>mit</strong> fachspezifischen Inhalten (z.B. betriebswirtschaftlichesTraining) kombiniert werden. Im Sinne einereffektiven und flexiblen Anwendbarkeit des Programmsbauen die Module zwar aufeinander auf, siesind jedoch unabhängig voneinander konzipiert. Insofernkann es sowohl als eigenständiger und geschlossenerKurs, modulhaft <strong>im</strong> Rahmen anderer Ausbildungsprogrammeoder begleitend parallel zu einer Existenzgründungsvorbereitungbzw. Unternehmensführungeingesetzt werden.Allgemeine InformationenFormat: Papierform, DIN A4, modulartiger Aufbau inverschiedenen BändenNutzerInnen des Instrumentes: Fachkräfte für Deutschals Zweitsprache oder Lehrende <strong>mit</strong> ähnlichem Leistungsprofil,Sprachinstitute, Sprachkursträger, Bildungsträger<strong>mit</strong> Bildungsprojekten, die u.a. die teilnehmendenMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund zu einer Existenzgründungführen.Ressourcen:••personelle Ressourcen: siehe obenräumliche Ressourcen: Schulungs-/Gruppenraum fürbis zu 16 Personenzeitliche Ressourcen: 140 UE, wobei eine zeitlicheAufteilung in Teilzeit oder Vollzeit sowie modulartigerfolgen kann•KontaktDresdner Exis EUROPA e.V.InBeZ Sachsen – Existenzgründung vonMenschen <strong>mit</strong> MigrationshintergrundAmmonstr. 3501067 DresdenKontakt: Sandra ScheibeTelefon 0351/437070-0>scheibe@exis.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 115


3.1.6 Maßnahmebegleitendesberufsorientiertes Sprachtraining (Deutsch)>Qualifizierungsmodul zur Vorbereitungauf einen IHK-Ausbildungsabschluss <strong>im</strong> MetallbereichBerufsfeldspezifischer Sprachkursals ergänzende QualifizierungZiel des Qualifi zierungsmoduls ist es, MigrantInnenden Zugang zu berufsspezifischen Qualifizierungsmaßnahmenauch bei noch nicht ausreichendem Sprachvermögenerstens überhaupt und zweitens wesentlichschneller als bislang zu ermöglichen.Qualifi zierungsmaßnahmen, die die besondere Situationvon MigrantInnen berücksichtigen, sind nach unserenErfahrungen häufig <strong>im</strong> Bereich der Berufsorientierungund der allgemeinen Sprachver<strong>mit</strong>tlung anzutreffen,kaum jedoch <strong>im</strong> berufs(feld)spezifischen Be reich.Häufiges Argument: Jemand muss erst einmal die Sprachelernen, bevor er oder sie an einer fachspezifischenQualifi zierungsmaßnahme teilnehmen kann. Der Effekt:Lange Warteschleifen ohne Berufstätigkeit, in denendie Nähe zum Beruf verloren geht und der berufsnotwendigeSpracherwerb kaum gelingt. Dies verstärktdie ohnehin strukturell vorhandene Dequalifi zierung,demotiviert die Menschen und führt sie in minderqualifizierteTätigkeiten.Das Modul ist als Ergänzung von Qualifizierungsmaßnahmenentwickelt worden, die sich an KundInnen derAgenturen für Arbeit und der ARGEn/OptKoms richtenund soll dazu beitragen, dass Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrunddie vorhandenen Angebote nutzen können.Das Konzept lässt sich auch auf berufsbegleitendeinner- und überbetriebliche Lehrgänge anpassen.Strukturinnovation: Mit diesem Modul werden bislang(streng) getrennte Lernangebote integriert, was fördertechnisch(§ 77 ff. SGB III, Verbot allgemeinbildender Inhaltbei beruflicher Qualifi zierung) nach wie vor aufSchwierigkeiten stößt.Der konsequente Einsatz des Moduls ermöglicht es,MigrantInnen in wesentlich kürzerer Zeit für den hiesigenArbeitsmarkt zu qualifizieren. Sie lernen ihre vorhandenenberuflichen <strong>Kompetenz</strong>en zu benennen, lernenschneller die für die Berufsausübung notwendigenSprachkenntnisse und werden nicht durch lange Qualifizierungsschleifendemotiviert. Die raschere Ver<strong>mit</strong>tlungsmöglichkeitin den ersten Arbeitsmarkt verringertauch die Zeit, in der sie auf Transferleistungen angewiesensind. Die Modulentwicklung orientiert sich an denStandards für Berufsbezogenes Deutsch, wie sie vomFacharbeitskreis <strong>im</strong> IQ-Netzwerk (vgl. Verzeichnis Seite143) formuliert wurden.Produktkonzeption für MetallberufeDas Modul beschreibt die grundsätzliche Herangehensweise,die organisatorischen, personellen und fi nanziellenVoraussetzungen und konkretisiert für den Bereichder Metallberufe die fachspezifischen Lerninhalteund das methodisch-didaktische Vorgehen. Es ist ausgelegtauf die Ergänzung eines neunmonatigen Vollzeitlehrgangs,der zur Externenprüfung führt.RahmenbedingungenGrundsätzlich kann das Modul an jede Form beruflicherQualifi zierung angepasst werden und ist von einemQualifizierungsträger durchzuführen, soweit die spezifischen fachlichen und personellen Voraussetzungengegeben sind. Agenturen und ARGEn/OptKoms müssenden Bedarf deklarieren und entsprechende Angeboteeinfordern. Die regionalen Einkaufszentren der Arbeitsverwaltungmüssen dies in den Ausschreibungen berücksichtigenund bereit sein, vor dem Hintergrund deszu erwartenden schnelleren Arbeitsmarktzugangs unddes sich da<strong>mit</strong> verkürzenden Leistungsbezug den Mehraufwandaufzubringen.116


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSIm laufenden Lehrgang sollen Fachanleitung undDeutsch lehrkraft eng <strong>mit</strong>einander zusammenarbeitenund bereit sein, sich methodisch abzust<strong>im</strong>men und sich<strong>mit</strong> den Lerninhalten gegenseitig vertraut zu machen.Beide brauchen große fachliche <strong>Kompetenz</strong> und Lehrerfahrung.Es ist Zeit dafür vorzusehen, dass <strong>im</strong> laufendenLehrgang Unterrichts- und Unterweisungsmaterialienangepasst und auch neu entwickelt werden, umder heterogenen Lerngruppe gerecht zu werden.Erweiterungsmodul für vorhandeneberufsspezifische QualifizierungangeboteMit dem Modul kann erreicht werden, dass vorhande neberufsspezifische Qualifizierungsangebote für die Zielgruppeder MigrantInnen geöffnet werden. Das Modulist so konzipiert, dass es an den unterschiedlichen Bedürfnissenausgerichtet werden und letztlich für alleQualifi zierungsmaßnahmen angepasst werden kann.Teilweise kann vorliegendes Unterrichtsmaterial direktverwendet werden. Ansonsten stehen sowohl die genanntenAnsprechpersonen als auch die Mitglieder desFacharbeitskreises Qualifizierung (vgl. Verzeichnis Seite143) für den fachlichen Austausch zur Verfügung.Allgemeine Informationen• Das Modulkonzept liegt in Form eines Satzes von <strong>pdf</strong>-Dateien vor.• NutzerInnen: Anbieter beruflicher Qualifizierung,Arbeitsagenturen und ARGEN/OptKoms• Ressourcen: Erfahrung in beruflicher Qualifizierungund Deutsch als ZweitspracheKontaktFITT gGmbHSaarbrücker Initiative Migrationund Arbeitswelt – SIMAWolfgang VogtGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/971 3236>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deSPAZ gGmbHHannelore HradilMainzer Gesellschaft für berufsbezogeneBildung und Beschäftigung gGmbHLeibnizstrasse 2055118 MainzTelefon 06131/9 71 63 08>hannelore.hradil@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 117


3.1.7 Konzept„Deutsch lernen <strong>im</strong> Museum“> Interkultureller Dialog und landeskundliches Wissen <strong>im</strong> Lernort MuseumSprachlernen und kulturelle <strong>Integration</strong>Bisherige Ansätze der Sprachver<strong>mit</strong>tlung sind inhaltlichund methodisch meist sehr eng gefasst, finden in klassischenLernorten wie dem Klassenz<strong>im</strong>mer statt undverfolgen ein sehr begrenztes Verständnis von <strong>Integration</strong>.(Neu) Zugewanderte Menschen finden nur seltenden Zugang zu Museen sowie kulturellen und künstlerischenZeugnissen ihres neuen Lebensortes. Ziel diesesKonzeptes ist, MigrantInnen <strong>mit</strong> einem neuen Ansatzder Ver<strong>mit</strong>tlung von Deutsch als Fremdsprache Sprachkenntnissezu ver<strong>mit</strong>teln, ihren Wortschatz zu erweitern,das Sprach- und Hörverständnis sowie ihr ästhetischesVerständnis zu schulen und Zugänge zu Kunstund Kultur der neuen Gesellschaft zu schaffen. Es handeltsich bei diesem Konzept um die Entwicklung einesneuen Ansatzes (in Anlehnung an erfolgreich praktizierteAnsätze in anderen Städten und Ländern).Kunstmuseen und Historische Museen präsentieren diemateriellen Zeugnisse einer Kultur und sind in besonderemMaße dazu geeignet, MigrantInnen Kenntnissezu ver<strong>mit</strong>teln, die für das Verständnis der neuen Kulturund Sprache eine Schlüsselrolle besitzen. Da Kunstobjekteein un<strong>mit</strong>telbares, nonverbales (erstes) Verstehenermöglichen, motivieren sie die BetrachterInnenin besonderem Maße dazu, die in den Werken enthaltenenkulturellen Botschaften zu lesen, zu verarbeitenund die eigenen Gedanken in Worte zu fassen. EinMuseum bietet gegenüber der herkömmlichen Lernsituation<strong>im</strong> Klassenraum den Vorteil, dass die persönlichenBeobachtungen, Erfahrungen und Gedanken jederlernenden Person eine Bereicherung für die ganzeGruppe darstellen können, eine perfekte Ausdrucksweisetritt dahinter zurück. Dieser soziale Prozess erweistsich für die Motivation der Lernenden als förderlich.Museen bieten eine einzigartige Möglichkeit der reflexivenAuseinandersetzung <strong>mit</strong> der eigenen, der neu-en und der gemeinsamen Kultur. Der Lernort Museumwird zu einem Ort der Auseinandersetzung über kulturelleTraditionen, Werte und Sinnstiftungen in unsererkulturell heterogenen Gesellschaft. In der Ver<strong>mit</strong>tlungdes landeskundlichen Wissens und der Auseinandersetzung<strong>mit</strong> der Kultur des neuen Lebens<strong>mit</strong>telpunkteskann für die MigrantInnen die Verbundenheit zu ihrerneuen Kultur gestärkt werden.Zielgruppe sind (neu) Zugewanderte <strong>im</strong> Alter von 17-70Jahren, wobei das Konzept auch <strong>mit</strong> Jugendlichendurchgeführt werden kann. In den Durchläufen in Saarbrückenrichtete sich das Konzept an Teilnehmende von<strong>Integration</strong>skursen. Die <strong>Integration</strong>skursträger habendie Veranstaltungspakete als Ergänzung zum Kursunterrichtin Anspruch genommen. Ein Einsatz des Konzeptesist auch in anderen Zusammenhängen (Gemeinwesenprojekten,Jugendgruppen etc.) möglich.Erfolgreiche Erprobungsphase<strong>mit</strong> methodisch begleiteten LernpaketenIn der Durchführungsphase in Saarbrücken wurde den<strong>Integration</strong>skursträgern jeweils ein Paket à 4 Veranstaltungen(Dauer je 1,5 Std.) angeboten, so dass jedeLerngruppe 4 aufeinanderfolgende Museumsbesucheabsolvieren kann. Auf diese Weise können langfristigeLerneffekte erzielt werden. Die Veranstaltungen fandenin verschiedenen regionalen Museen und Galerienstatt. Zur Finanzierung der Durchführung der Paketewurde von den <strong>Integration</strong>skursträgern eine Eigenleistungerbracht, wobei ihnen hierbei frei stand, die KursteilnehmerInnen<strong>mit</strong> einem kleinen Eigenanteil daranzu beteiligen.118


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSDie KursleiterInnen und TeilnehmerInnen können auseiner Reihe von Themen frei wählen:•••••••Mahlzeit! Speisen und Getränke in der KunstSaarbrücken Anno 1770. Eine Zeitreise in diebarocke Residenzstadt<strong>Land</strong>schaften – Aneignungen der WirklichkeitJung und alt. Die Lebensalter in der KunstJenseitsvorstellungenVon Kopf bis Fuß. Bilder vom MenschenBeziehungskisten – Bilder von Männern und FrauenMethodisch werden die Veranstaltungen <strong>mit</strong> Kommunikations-und Interaktionsspielen, Kleingruppenarbeit,Gruppendiskussionen, Rollenspiel, Schreibübungen oderpraktischer Werkstattarbeit gestaltet.Den Teilnehmenden werden in den Lernpaketen deutscheSprachkenntnisse ver<strong>mit</strong>telt, Wortschatz, Hör- und Sprachverständniswerden erweitert. Die Beschäftigung <strong>mit</strong>den Kunst- und Kulturgegenständen regt zur Auseinandersetzung<strong>mit</strong> der eigenen und neuen Kultur an undstärkt das Verständnis der neuen Kultur und Sprache.RahmenbedingungenDie Durchführung des Konzeptes braucht eine Person,die über didaktische und methodische <strong>Kompetenz</strong>en sowohl<strong>im</strong> Bereich der Sprachver<strong>mit</strong>tlung als auch <strong>im</strong> Bereichvon Kunst/Kultur verfügt. Darüber hinaus müssenZugänge zu regionalen Museen, Galerien etc. bestehen,die sich als Lernort zur Verfügung stellen.Ganzheitlicher Ansatzund TransferfähigkeitDas Konzept „Deutsch lernen <strong>im</strong> Museum“ repräsentierteinen ganzheitlichen Ansatz und Blick auf die sozialeund berufliche <strong>Integration</strong> der MigrantInnen. In diesem<strong>Integration</strong>sprozess besitzt die kulturelle D<strong>im</strong>ensioneine hohe Bedeutung: landeskundliches Wissen, Sprachver<strong>mit</strong>tlung,der Zugang zu kulturellen Gütern der Gesellschaftund Arrangements der Begegnung leisten einenwichtigen Beitrag zur erfolgreichen <strong>Integration</strong> derMigrantInnen. Das Konzept stellt einen neuen und innovativenAnsatz der Sprachver<strong>mit</strong>tlung, Ver<strong>mit</strong>tlung kulturellenWissens und des interkulturellen Dialogs dar.Das Konzept ist in andere Regionen und Zusammenhängeübertragbar und einsetzbar. Für den Einsatz desKonzepts wird eine Lizenzgebühr erhoben.Allgemeine InformationenDas Konzept wird in einer Broschüre beschrieben, inder die Themen aufgeführt und vorgestellt werden. Aussieben Themen kann modulartig ein eigener „Museumskurs“zusammengestellt werden. (DIN A4, ca. 12 Seiten)Nutzer: pr<strong>im</strong>är <strong>Integration</strong>skursträger, aber auch andereKontexte (Gemeinwesenprojekte, Jugendgruppenetc.)Erforderliche Ressourcen: Zugang zu Museen/Galerien;eine fachlich, methodisch und didaktisch qualifiziertePerson zur Durchführung der LerneinheitenKontakt<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenZuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüroVeronika KabisGroßherzog-Friedrich-Str. 166104 SaarbrückenTelefon 0681/9 05 15 59>vkabis@s<strong>im</strong>a-inbez.deFITT gGmbHWolfgang VogtGoebenstr. 40, 66117 SaarbrückenTelefon 0681/58 67 66 02>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deKarin Maaß M.A.Unterer Hagen 766117 SaarbrückenTelefon 0681/58 28 74>ka.maass@web.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 119


3.1.8 Zertifikatslehrgang„Sprach<strong>mit</strong>tler/innen (IHK)“>Professionalisierung und Aufbau kommunaler Dolmetscherdienste(„Community Interpreting“) <strong>im</strong> Bereich der <strong>Integration</strong>sarbeitInformelle ÜbersetzungsleistungenprofessionalisierenIn Anlehnung an erfolgreich praktizierte Modelle des„Community Interpreting“ in klassischen Einwanderungsländernwie Australien und Kanada geht es beidieser Qualifizierung darum, das Dolmetschen vorwiegendin Sprachen, für die es keine Dolmetscherausbildungin Deutschland gibt, zu professionalisieren. DieSprach<strong>mit</strong>tlerInnen sollen die notwendigen <strong>Kompetenz</strong>enerwerben, um in unterschiedlichen interkulturellenKontaktsituationen zum Einsatz zu kommen (Elterngespräche,Beratungssituationen, Behördenkontakteetc.):1.2.Im Kontakt zwischen MigrantInnen und Institutionenkann es aufgrund mangelnder Sprachkenntnisseund fehlendem Institutionenwissen zu Verständigungsproblemenund Missverständnissen kommen.Diese Situationen machen professionelle Übersetzungsleistungennotwendig. Doch nur für wenigeMigrantengruppen in Deutschland gibt es eine Dolmetscherausbildung.Werden Übersetzungsleistungen in Kontaktsituationennotwendig, werden MigrantInnen meist ehrenamtlichund informell um Hilfe gebeten. Notwendige<strong>Kompetenz</strong>en und Professionalität werdenden übersetzenden Personen durch ihre Herkunftunterstellt. An beiden Punkten setzt der Zertifikatslehrgang„Spach<strong>mit</strong>tler/in“ (IHK) an, <strong>mit</strong> dem Zieleiner Schulung und Professionalisierung notwendigerDolmetscherleistungen sowie einer direkten(Sprach)<strong>Kompetenz</strong>zertifizierung. Den qualifiziertenSprach<strong>mit</strong>tlerInnen wird <strong>mit</strong> der zertifiziertenSchulung eine neue Beschäftigungsmöglichkeit –zumindest in Form einer Teilzeit-Selbstständigkeit– eröffnet.Zielgruppe sind in erster Linie Personen, die aufgrundihres Migrationshintergrundes mehrsprachig sind, oderggfs. auch Personen, die über erworbene Kenntnisse ineiner Herkunftssprache von Migrantencommunities inDeutschland verfügen. Die hervorragende Beherrschungder deutschen Sprache in Wort und Schrift wird vorausgesetzt(orientiert am Sprachniveau C1). Die Teilnehmendensollten über eine sehr gute Allgemeinbildungverfügen, idealerweise nachgewiesen durch <strong>im</strong> In- oderAusland erworbene Schul- und Studienabschlüsse. Hierbeiist jedoch die individuelle Zuwanderungsgeschichtezu berücksichtigen, in der es nachvollziehbare Gründefür das Fehlen eines solchen Abschlusses geben kann.In diesem Fall sollten einschlägige Erfahrungen <strong>im</strong> Dolmetschenund Übersetzen nachgewiesen werden.Schulungskonzepte ähnlicher Art sind in geringemUmfang bundesweit zu finden. Diese verfolgen jedochmeist andere Schwerpunktsetzungen, wo<strong>mit</strong> dieserLehrgang eine neue Entwicklung darstellt. Der Mehrwertdieser Schulung liegta.b.c.d.in der direkten Zertifizierung einer <strong>Kompetenz</strong> undda<strong>mit</strong>einer grundsätzlichen Aufwertung und Wertschätzungder <strong>Kompetenz</strong> Mehrsprachigkeit. Da<strong>mit</strong> einhergehteine Sensibilisierung/Bewusstseinsänderung derEinrichtungen und Ämter, wenn bei Bedarf Übersetzungsdienstleistungenin das Angebot aufgenommen,offiziell angefordert und honoriert werden.Außerdem werden soneue Zugänge zu bestehenden Angeboten geschaffen,da für die Zielgruppe bei Bedarf Übersetzungsleistungengewährleistet werden können. Das Curriculumentspricht den Standards und Kriterien derIHK.120


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSSchulungsinhalte und -schwerpunkteNach einer konzentrierten TeilnehmerInnenakquiseer folgt eine Schulung <strong>mit</strong> einem feststehenden Curriculum<strong>mit</strong> den Themen bzw. <strong>Kompetenz</strong>feldern Dolmetsch-und Übersetzungstechniken, methodischeGrundlagen der interkulturellen Kommunikation, Institutionenwissen, berufsethisches Wissen, CommunityInterpretation, Institutionenwissen, Erfahrungenvon Migration – <strong>Integration</strong> – Diskr<strong>im</strong>inierung, persönliche<strong>Kompetenz</strong>en, Dolmetsch- und Übersetzungstechnikenetc. Die Schulung sollte weiterhin um dieThemen Selbstständigkeit und Existenzgründung ergänztwerden. Idealerweise wird die Schulung von einer„Vermarktungsstrategie“ zur Sensibilisierung vonEinrichtungen und Behörden und der Markterschließungflankiert. Grundsätzlich kann das Curriculum beiEinhaltung best<strong>im</strong>mter Standards an Anforderungender Region und der NutzerInnen bzw. Einsatzfelder angepasstwerden.Zugänge zu den Teilnehmenden bestehen über Öffentlichkeitsarbeit,„Mund-zu-Mund-Propaganda“, Bewerbungin communities, verschiedenen Einrichtungenbzw. Beratungsstellen und der ARGE. Diese Maßnahmenzur TeilnehmerInnenakquise haben sich als sehrerfolgreich erwiesen. Nach bestandener Prüfung schließtdie Schulung <strong>mit</strong> einem bundesweit anerkannten IHK-Zertifikat.Kooperationen und RessourcenDie Durchführung der Schulung setzt die Zusammenarbeitdes regionalen Dolmetscher-Hochschulinstituts(oder ähnliche Einrichtung), der IHK, des durchführendenTrägers und unterschiedlicher Institutionen (Institutionenbesuche:AOK, Polizei, Gericht, Ämter etc.) voraus,die Wissen authentisch ver<strong>mit</strong>teln. Die Schulungmuss von <strong>im</strong> Bereich Dolmetschen/Übersetzen qualifiziertemPersonal durchgeführt werden. Darüber hinaussollte das Personal ein Bewusstsein für die Migrationsthematik<strong>mit</strong>bringen und für das Dolmetschen in einembreiten Einsatzfeld sensibilisiert sein (Gericht, Frauenberatungsstellen,Kindergärten etc.). Vor der Schulungin ausgewählten Sprachen muss der regionale Bedarfgeprüft werden (regional vertretende Migrantengruppen,Markt ausgebildeter DolmetscherInnen etc.).Transfer des CurriculumsDas Schulungskonzept ist sowohl in bestehender Formals auch in modifi zierter und bedarfsgerechter Formübertragbar. Kommunen können da<strong>mit</strong> beispielsweisefür ihren Eigenbedarf schulen, Krankenhäuser könnenauf dieser Grundlage ein Curriculum für die Schulungeigener MitarbeiterInnen entwickeln.Allgemeine InformationenDas Curriculum und die Beschreibung von Voraussetzungen,die Rahmenbedingungen und die Vermarktungsstrategieetc. liegen in schriftlicher Form vor undsind beziehbar (ca. 45 Seiten).Nutzer: Kommunen, Behörden, Einrichtungen des sozialenBereichs oder des Gesundheitswesens, Kindertageseinrichtungen,Schulen etc.Erforderliche Ressourcen: eine Koordinations- undKontaktstelle, mindestens eine qualifizierte Person sowieRäume zur Durchführung der Schulung, evtl. in einzelnenModulen externe ReferentInnen für best<strong>im</strong>mteThemen, Kooperationsbereitschaft von Institutionen.Kontakt<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenZuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüroVeronika KabisGroßherzog-Friedr.-Str. 1, 66111 SaarbrückenTelefon 0681/9 05-15 59, Fax 0681/9 05-15 96>veronika.kabis@saarbruecken.deFITT gGmbHWolfgang VogtGoebenstr. 40, 66117 SaarbrückenTelefon 0681/58 67 66 02>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 121


3.1.9 Männer, Migration und Arbeit in Deutschland>Geschlechtersensible Basisqualifizierung zur Förderungder Arbeitsmarktintegration für Männer <strong>mit</strong> ZuwanderungsbiografieDequalifizierung als Schlüsselerfahrungund Ursache von ResignationNeuorientierung undsozialpädagogische BegleitungFür nach Deutschland zugewanderte Männer <strong>mit</strong>tlerenAlters, die langzeitarbeitslos sind und keine oder einein Deutschland nicht anerkannte Berufsausbildung haben,gibt es wenig Gelegenheit, ihr Selbstwertgefühlzu stabilisieren und realistische Perspektiven für eineberufliche Zukunft aufzubauen.Es fehlt ihnen an Reflexionspartnern und positivenmännlichen Vorbildern, die sie bei einem Lernprozessbegleiten können.Sie haben z.T. nach ihren Maßstäben entwürdigendeberufliche Erfahrungen, z.B. <strong>im</strong> Reinigungsgewerbeoder <strong>mit</strong> Beschäftigungen, die nicht ihren vorhandenenQualifikationen entsprechen, gemacht. Dieses Erlebnisund Erfahrungen der Arbeitslosigkeit führen oftmalszu Resignation und Ohmacht. Häufig findet danneine Rückbesinnung auf und Flucht in tradierte Männerbilderund -rollen statt, die sich in gemischtgeschlechtlichenLernsettings als nachteilig sowohl fürdie Männer als auch für mögliche teilnehmende Frauenund Lehrende weiblichen Geschlechts auswirken.Eine Arbeitsaufnahme wird für die Männer erschwertund kann den Arbeitsalltag <strong>mit</strong> weiblichen Vorgesetztenund Kolleginnen behindern.Den Männern fehlen meist Zugänge zu und Wissen überInformationsquellen, über das Bildungswesen und denArbeitsmarkt sowie deren Regeln, Werte und Normen.Die Basisqualifizierung zielt auf eine Erweiterung derHandlungsoptionen zur Überwindung der Ausgangslageam Arbeitsmarkt und kann sich sowohl auf den gesellschaftlichen<strong>Integration</strong>sprozess als auch auf diefamiliäre Situation positiv auswirken.Im Rahmen einer modularisierten Basisqualifi zierung<strong>mit</strong> sozialpädagogischer Begleitung und individuellemCoaching werden die Deutschkenntnisse verbessert undden Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst sowieeine allgemeine Um- und Neuorientierung gefördert.Die erlebte Migration und die da<strong>mit</strong> verbundenensozialisierten und erlernten Werte- und Regelsystemesowie Erfahrungen und <strong>Kompetenz</strong>en werden auf denEinsatz und die Kompatibilität für die hiesige <strong>Integration</strong>in Arbeitsmarkt und Gesellschaft beleuchtet, Ressourcenherausgearbeitet und Neuorientierungen unterstützt.Die Entwicklung angepasster Verhaltenskonzepte fürdas Bewerbungsverfahren und den Umgang <strong>mit</strong> KollegInnenund Vorgesetzten ist Bestandteil des Konzeptes.Die Lernmodule setzen an der Ausgangslageund den vorhandenen Kenntnissen der Teilnehmendenan und beinhalten:a.b.c.Deutsch für den Beruf <strong>mit</strong> Wortschatzerweiterung,Ver<strong>mit</strong>tlung von Lern- und ArbeitsmethodenIT-Basisqualifizierung <strong>mit</strong> Textverarbeitung und Internetrecherche,Einübung von Bewerbungsverfahren (schriftliche,mündliche und telefonische Bewerbung) und Vorstellungstraining.Die sozialpädagogische Beratung und Begleitung arbeitet<strong>mit</strong> einem ganzheitlichen Ansatz, d.h. der Wahrnehmungder Persönlichkeit, der <strong>Integration</strong> der kulturellenIdentität und der Anerkennung von Fähigkeitenund Ressourcen. Es wird eine prozessorientierte Unterstützungund individuelle Beratung während der Teilnahmean den Lernmodulen angeboten.122


QUALIFIZIERUNG | SPRACHE PLUSChancen für eine Neu best<strong>im</strong>mungmännlicher LebensentwürfeAllgemeine InformationenDas Konzept einer geschlechter- und migrationssensiblenMaßnahme, die an den Bedürfnissen männlicherTeilnehmer ausgerichtet ist, bietet für diese die Möglichkeit,sich in einem geschützten Rahmen auf neueErfahrungen einzulassen.Es fördert die soziale und personale <strong>Kompetenz</strong>, schärftdas Bewusstsein des eigenen Potentials, unterstütztdie Entscheidungsfi ndung in Konfliktsituationen und<strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Zweifeln und Unsicherheiten und verknüpftdie Lebens- und Lernerfahrungen <strong>im</strong> Herkunftslandund in der gegenwärtigen bikulturellen Lebenssituation.Diese Erfahrungen und Handlungsoptionen sind aufandere Lebensbereiche übertragbar, da auch in geeigneterArt männliche Lebensentwürfe und die Sicht aufdie Rolle in Familie und Gesellschaft thematisiert werden.Qualifi ziertes männliches/muttersprachliches Beratungs-und Lehrpersonal kann die Zugänge erleichtern,als Vorbild fungieren und kann auf die erfahrungsgemäßauftretenden Spannungen und Konflikte in der geschlechtshomogenenGruppe eingehen.Das Konzept liegt in Papierform vor, wird jedoch nur<strong>im</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> einer Beratungsleistung für dieDurchführung einer geschlechterbezogenen Bildungsmaßnahmeangeboten. Der anbietende Träger verfügtüber langjährige Erfahrung in der Ausgestaltung undDurchführung geschlechterbezogener und interkulturellerBildungsmaßnahmen.Nutzer können kommunale und freie Bildungsträgersein, insbesondere Träger von arbeitsmarktpolitischenMaß nahmen.Durchführende sollten über geeignetes männliches Personalverfügen und Erfahrung in der Durchführung geschlechtersensiblerBildungsmaßnahmen haben. Dauermindestens 6 Monate.Kontaktebaff e.V.Chris Ludwig, GeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/623335, Fax 0621/523047>baff-ev@gmx.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 123


3.2 Weiterbildung fürAkteure <strong>im</strong> lokalen NetzwerkZunächst stellt Qualifi zierung <strong>im</strong> Sinne beruflicherFort- und Weiterbildung sowie Sprachtraining für unsereZielgruppen einen wesentlichen Zugangsweg zumArbeitsmarkt dar. Qualifizierung ist darüber hinaus aberauch ein wichtiges Instrument zur Verbesserung des <strong>Integration</strong>sprozessesin den Arbeitsmarkt, wenn es umdie Akteure der Arbeitsmarktintegration und deren Zusammenarbeitgeht.Aus der Erfahrung vor Ort lässt sich die aktuelle Bedeutungder Qualifizierung bei den Fachkräften der Akteure(auf allen Ebenen der Organisationen) auf zweiHaupt ursachen zurückführen: Das ist zum einen die Zusammenlegungder Sozialhilfe und der Arbeitsmarktpolitikauf kommunaler Ebene <strong>im</strong> Rahmen der sogenanntenHartz-IV-Reformen, zum anderen die weitreichendeNeugestaltung der Migrationserstberatung undder <strong>Integration</strong>skurse <strong>im</strong> Rahmen des neuen Zuwanderungsrechts.In beiden Fällen haben sich die Aufga-benzuschnitte und die Anforderungen an die pr<strong>im</strong>är zuständigenOrganisationen und deren Beschäftigte starkgeändert. In beiden Fällen hat dies ebenfalls erheblicheAuswirkungen auf alle Institutionen, die <strong>mit</strong> ihnenzusammenarbeiten.Im Falle der ARGEn und der Optierenden Kommunensind beinahe über Nacht völlig neue Organisationseinheiten<strong>mit</strong> einem komplizierten Personalgefüge undohne vorgegebene Struktur entstanden, die sofort einsatzbereitsein mussten. Für die Ausübung der gesetzlichenAufgabe – a)ehemalige Fürsorgeleistungen derkommunalen Sozialpolitik <strong>mit</strong> Versicherungsleistungender Arbeitsmarktpolitik in Bundeszuständigkeit in demneuen Arbeitslosengeld II zusammenzuführen und b)den neu gebildeten Bedarfsgemeinschaften sowie Ratsuchendengerecht zu werden – gab es keinerlei Vorerfahrungen.Für die Migrationsberatung hat das Zuwanderungsrechteinen neuen Rahmen geschaffen, der124


QUALIFIZIERUNG | WEITERBILDUNG FÜR AKTEURE IM LOKALEN NETZWERKdirekte Schnittstellen <strong>mit</strong> der Arbeitsmarktintegrationgeschaffen hat. Der Sektor der Deutschsprachkurseschließlich wurde durch die eingeführten verbindli chen<strong>Integration</strong>skurse ebenfalls neu geordnet.Da diese Neustrukturierungen zeitlich relativ nah beieinandererfolgten, haben sie eine komplette Neuorganisationdes gesamten Arbeitsfeldes notwendig gemacht,die noch keineswegs abgeschlossen ist. Dieseröffnet auch Chancen für neue, vernetzte Arbeitsbeziehungen.In dieser Situation fi elen die Angebotefür fachlichen Austausch und Fortbildung auf fruchtbarenBoden. Die Veranstaltungsreihe „SIMA Forum“(3.2.1) ist ein Beispiel dafür, wie durch Qualifi zierungsangebotezu aktuellen Themen (Sprache, Profi -ling, Case Management, Aufenthaltsrecht, …), die fürmehrere Akteure von Bedeutung sind, Netzwerkstrukturenherausgebildet werden konnten. Für viele Beratungsfachkräfteaus unterschiedlichen Bereichen hatsich das Thema Arbeitswelt und Arbeitsmarkt neu in ihrBlickfeld geschoben und da<strong>mit</strong> einen konkreten Qualifizierungsbedarferzeugt, für den in Ludwigshafen einerfolgreiches Qualifizierungsangebot entstand (3.2.2).Die gestiegene Aufmerksamkeit für Sprachkenntnisseerfordert <strong>Kompetenz</strong>en in der Beurteilung des Sprachstandsund in der Entwicklung mündlicher Sprachkompetenzen,wofür in Mainz ein Konzept entwickelt underfolgreich getestet wurde (3.3.3).Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 125


3.2.1 VeranstaltungsreiheSIMA Forum> Vernetzung durch QualifizierungVeranstaltungsreihe als Basis für einlokales <strong>Kompetenz</strong>netzwerkStrukturelemente von Planungund UmsetzungSIMA Forum richtet sich an alle Akteure <strong>im</strong> HandlungsfeldMigration und Arbeitswelt wie Wohlfahrtsverbände,Arbeitsverwaltungen, kommunale Akteure, BAMF, Bildungsträger,Gemeinwesenprojekte, Migrationsdienste,<strong>Integration</strong>skursträger und Migrantenorganisationen.SIMA Forum besteht aus einer kontinuierlichen Reihevon aktuellen Fortbildungsveranstaltun gen, deren Themenaus dem Bedarf der AdressatInnen oder durch neueEntwicklungen in den Themenfeldern Migration, <strong>Integration</strong>und Arbeitsmarkt entstehen. Wesentliche Effektder Reihe ist es, durch die gezielte Ansprache und Teilnahmeunterschiedlichster Akteure deren Begegnungund personenbezogene Vernetzung zu fördern.Für eine Reihe der Akteure ist das Thema Arbeitsmarktneu, so dass sich ein Bedarf an Fortbildung, Informationund Qualifizierung in auftut. Gleichzeitig ist festzustellen,dass der Grad systematischer Vernetzungbislang eher den gewachsenen Zuständigkeiten undVerbindungen auf Trägerebene folgt. Eine erfolgreicheArbeitsmarktintegration braucht jedoch die Verbesserungvon Schnittstellen, gemeinsame Aktivitäten undAbst<strong>im</strong>mungen der Zusammenarbeit, die nur durch Vernetzungzu erreichen ist. Mit der Veranstaltungsreihegelingt es, den kollegialen Austausch sowie die Zusammenarbeitder Personen und Einrichtungen zu fördern.Darüber hinaus dient SIMA Forum der Verständigungüber gemeinsame fachliche Standards und kann sichzu einer Plattform für ein lokales <strong>Kompetenz</strong>netzwerkentwickeln.Die Planung und Umsetzung der verschiedenen Veranstaltungenbraucht1.2.3.einen Überblick über die regionalen Einrichtungenund Akteure,die Übersicht über bestehende Fortbildungsbedarfeder Akteure und über aktuelle Entwicklungen <strong>im</strong>Thema Migration und Arbeitsmarkt sowieklassische Aspekte der Veranstaltungsorganisation(ReferentInnen, Räumlichkeiten etc.). Idealerweiseist die Veranstaltungsreihe ein Teilaspekt eines umfassendenNetzwerkmanagements, wodurch initiierteund wachsende Netzwerke begleitet und organisiertwerden können.Kooperationen und RahmenbedingungenDie Durchführung der Veranstaltungen braucht zeitlicheund personelle Ressourcen zur Vorbereitung, geeigneteRäume und entsprechende finanzielle Mittel zur Finanzierungvon Honoraren, Technik etc. Grundsätzlichsind Kontakte und Zugänge zu regionalen Institutionenund Akteuren von Vorteil, auch um zu einzelnenThemen aus diesem Kreis Fachleute als ReferentInnenzu gewinnen (z.B. Ausländerrecht/Ausländerbehörde;SGB II und III/Arbeitsverwaltung). Durch die Beteiligungder regionalen Akteure wird der Netzwerkgedankevorangetrieben und Kontakte der Akteure vor Ortgestärkt.126


QUALIFIZIERUNG | WEITERBILDUNG FÜR AKTEURE IM LOKALEN NETZWERKTransferfähigkeitin 15 Veranstaltungen erprobtSIMA Forum kann als Veranstaltungsreihe auch in anderenRegionen umgesetzt werden. Transferfähig sindsowohl das Konzept als Ganzes als auch einzelne Veranstaltungskonzepte(Thema, Hintergrund, AdressatInnenetc.). In der Zeit vom 1.12.2005 bis 30.06.2007konnten in rund 15 Veranstaltungen 550 Teilnehmendeund MultiplikatorInnen u. a. <strong>mit</strong> folgenden Themen erreichtwerden:Schlüsselkompetenz Sprache – Prozesse des Spracherwerbsund Instrumente zum Erkennen von Sprachkompetenzen in der BeratungWorkshop Job PromotorSIMA Forum spezial – Infowoche für Migrationsdiensteüber Bildungsträger in SaarbrückenAustausch: Aufgaben der Arbeitsver<strong>mit</strong>tlung und derMigrationsdiensteEuropäische Fachkonferenz <strong>Integration</strong>smanagementVielfalt fördern – Diskr<strong>im</strong>inierung vermeiden: Einführungin das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz(AGG)Einführung in das arbeitsmarktbezogene Fallmanagementam Beispiel der Zielgruppe MigrantInnen“„Praxisorientierte Berufskunde“„Grenzenlos gründen: Existenzgründungsförderungfür Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund“•••••••••Allgemeine InformationenDas Produkt liegt in Papierform und digital vor.KontaktFITT gGmbHSaarbrücker InitiativeMigration und Arbeitswelt – SIMAWolfgang VogtGoebenstr. 4066117 SaarbrückenTelefon 0681/58676 60>wvogt@s<strong>im</strong>a-inbez.deNutzer: Wohlfahrtsverbände, Migrantenor ganisationen,Kommune/<strong>Land</strong>, ARGE/Agentur, Bildungsträger, BAMFetc..Erforderliche Ressourcen: Personal und zeitliche Kapazitätenzur Veranstaltungsplanung, Räumlichkeiten, finanzielleMittel zur VeranstaltungsdurchführungEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 127


3.2.2 Erweiterung der Beratungskompetenz>Arbeitsweltbezogene Fortbildung für Beratende<strong>im</strong> (psycho)sozialen HilfesystemArbeitsmarktbezogene <strong>Kompetenz</strong>erweiterungfür (Sozial-) BeratungsstellenHäufi g sind MigrantInnen <strong>im</strong> AlG-II-Bezug multiplenProblemlagen und einem verstärkten Druck zur Arbeitsaufnahmeausgesetzt. In der Regel suchen sie nicht fürverschiedene Themenfelder verschiedene Beratungsstellenauf, sondern erwarten bzw. hoffen, bei einer(Sozial-) Beratungsstelle alle notwendigen Informationenzur Verbesserung ihrer Situation zu erhalten.integration erlangt. Weiterhin ist ein vernetztes Arbeiten<strong>mit</strong> Arbeitsmarktakteuren häufi g noch einzelfallbezogenund nicht strukturiert.Die Fortbildung ist insbesondere geeignet für Fachkräfte,die schon seit mindestens 5 Jahren in der (MigrantInnen-)Beratung tätig sind. Sie steht allen BeraterInnenoffen, die arbeitslose KundInnen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundhaben.Die BeraterInnen werden <strong>mit</strong> den Grundlagen des inder ARGE angewandten Case Managements vertraut gemachtund erhalten Handlungsoptionen zur kooperativenZusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Fallmanagement der Arbeitsverwaltung.Sie lernen an Hand eines strukturiertenberufsbezogenen Beratungsprozesses und dessenDokumentationsanforderungen die Besonderheiten einesmigrationssensiblen Beratungskonzeptes kennenund üben dieses für ihr eigenes berufliches Tätigkeitsfeld.Ziel der Fortbildung ist der Erwerb von Beratungskompetenzbei MitarbeiterInnen von (Sozial-) Beratungsstel len.Auch wenn eine Beratungsstelle wegen aufenthaltsrechtlicherFragen oder (psycho-) sozialer Notlagen aufgesuchtwird, bildet oft die Arbeitslosigkeit den Handlungshintergrundder (familiären) Situation. Die BeraterInnenhaben mehrheitlich in ihrer Ausbildung keineKenntnisse über Fragen und Themen der Arbeitsmarkt-Die Praxisbezogenheit und die Zielgruppenorientiertheitdes Fortbildungskonzeptes ermöglicht den Teilnehmendeneine rasche Anwendung in ihrem Arbeitsbereich.Die eigene Praxis, die in die Fortbildung einfließt,best<strong>im</strong>mt die Qualität der Transfermöglichkeiten.Anschauliches, gut strukturiertes Informationsmaterialzum Beratungsprozess sichert die Nachhaltigkeit deserworbenen Wissens.128


QUALIFIZIERUNG | WEITERBILDUNG FÜR AKTEURE IM LOKALEN NETZWERKFortbildungsstruktur und -inhalteDie Fortbildung ist wahlweise auf ein oder zwei Tageangelegt, wobei bei dem zweitägigen Angebot die vertiefendenTransferanteile erweitert sind.Gearbeitet wird <strong>mit</strong> einem Methodenmix von:• Impulseinheiten zu Fach-/Sachkompetenz, Sachwis -sen zu Methoden der geschlechter- und kultursensiblenBeratung• Schulung der Methodenkompetenz <strong>mit</strong> praxisnahenund kultursensiblen Trainingseinheiten• Unterstützung der personalen <strong>Kompetenz</strong> <strong>mit</strong> reflexivenEinheiten• Förderung teamorientierter StrategienDie Teilnehmenden werden über Ausschreibungen bzw.Einladungen erreicht. Hierbei kann die Initiative offenvom durchführenden Bildungsträgers ausgehen oder vonSeiten eines Auftraggebers, dem die Trägerschaft einerBeratungsstelle obliegt.Die TeilnehmerInnen werden angeregt, ihre eigene Arbeitspraxisin die Fortbildung einzubringen und unterkollegialer Beratung fortzuentwickeln. Weiterhin wirdihre Kooperationsfähigkeit durch die Erarbeitung voneigenen regionalen Handlungsoptionen gestärkt.Die TeilnehmerInnen erhalten ein trägereigenes Zertifikat.TransferfähigkeitDas Produkt ist in seinem kultursensiblen Arbeits an -satz modifi kationsfähig für weitere Bereiche <strong>im</strong> (psycho-)sozialen Hilfesystem wie z.B. Elternberatung, BeratungJugendlicher <strong>im</strong> Übergang Schule – Beruf,Suchtberatung, Suchtnachsorge (hier wurde das Konzeptbereits erfolgreich erprobt).Allgemeine InformationenFür die Fortbildung gibt es ein Handout <strong>mit</strong> allen füreinen Beratungsprozess zur beruflichen Orientierungnotwendigen Formblättern.Die Fortbildung sollte extern stattfinden, um den TeilnehmerInnenAbstand zur Alltragsroutine zu ermöglichen.Kontaktbaff e.V.Chris Ludwig, GeschäftsführerinMaxstraße 61a67059 LudwigshafenTelefon 0621/623335, Fax 0621/523047>baff-ev@gmx.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 129


3.2.3 Fortbildungfür Beratende zur Sprachniveaueinschätzung>Workshop zur Einschätzung der mündlichen <strong>Kompetenz</strong>en(Sprechen und Hörverstehen) <strong>im</strong> BeratungsgesprächMehrd<strong>im</strong>ensionalität vonSpracherwerb und TestverfahrenVielfältige Methodenfür den SprachunterrichtDer Workshop wendet sich an Beratende ohne Unterrichtserfahrungund fachspezifisches Wissen in Deutschals Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache. Er zieltdarauf ab,1. die Defizitorientierung be<strong>im</strong> Einschätzen mündlicherSprachkompetenzen zugunsten einer Wahrnehmungkommunikativer <strong>Kompetenz</strong>en zu überwindenund2. subjektive Beurteilungen bzw. Beurteilungsmaßstäbedurch objektive Beurteilungsverfahren zu ersetzen.So werden während des Workshops das Instrument desGemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) sowiedie Prüfungsanforderungen und Bewertungskriteriender Prüfung „Zertifi kat Deutsch“ vorgestellt, umdie realen Erwartungen an die kommunikativen undsprachlichen <strong>Kompetenz</strong>en der MigrantInnen nach ihremAbschluss eines <strong>Integration</strong>skurses (Grundstufe)kennen zu lernen. Darüber hinaus führt das Bewusstmachenvon unterschiedlichen Arten des Spracherwerbs– gelenkter Erwerb/ungelenkter Erwerb – zueiner sensibilisierten und problematisierenden Sichtauf vorhandene Testverfahren für die Sprachstandsfeststellung(Testverfahren, die durchweg nur für dengelenkten Spracherwerb entwickelt wurden).Mit dem Workshop werden die teilnehmenden BeraterInnen<strong>mit</strong> dem GER zu einer objektiven Sprachstandsfeststellung/Beurteilunggeschult, sie lernendas „Zertifikat Deutsch“ als Abschlussprüfung von <strong>Integration</strong>skursenkennen und werden für fehlende zielgruppengerechteVerfahren zur Sprachstandserhebungsensibilisiert.Mit vielfältigen Inhalten und Methoden werden <strong>im</strong> Workshopganz unterschiedliche Ziele erreicht.Die Vorstellung der Kannbeschreibungen in der Globalskalades GER hilft eine erste Einschätzung der mündlichenSprachkompetenz während des Beratungsgesprächsvorzunehmen. Die Orientierung am Instrumentder Globalskala dient dazu, die rein subjektive Einschätzung(„ … macht aber viele Grammatikfehler“, „… hatdoch jetzt den Deutschkurs absolviert und kann <strong>im</strong>mernoch kein richtiges Deutsch.“) zu überwinden und objektiveVerfahren anzuwenden.In einer aktiven Übung lernen die Teilnehmenden Methodendes handlungsorientierten Sprachunterrichtskennen: Sie werden dazu aufgefordert, bunt gemischteKärtchen, die die Deskriptionen der verschiedenenSprachniveaus enthalten, in die Reihenfolge der Globalskalazu bringen. Die Einordnung wird anhand vonHörbeispielen kontrolliert, wobei durch die Hörbeispielezugleich die Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeitder Teilnehmenden trainiert wird.Ein Überblick über die Prüfung „Zertifikat Deutsch“ <strong>mit</strong>ihren unterschiedlichen Anforderungen, Prüfungsteilenund Bewertungskriterien auf den verschiedenen SprachniveausA 1 bis C 2 ermöglicht eine Einordnung innerhalbdes Gesamtspektrums der <strong>im</strong> GER vorgegebenenSprachniveaus, hilft realitätsnahe Erwartungsrahmenabzustecken und überzogene Erwartungen zu relativieren.Gleichzeitig findet da<strong>mit</strong> eine Sensibilisierung fürdas Hauptkriterium der mündlichen Sprachkompetenzstatt: Die Fähigkeit, ein Gespräch aufrecht zu erhaltenund sich in ganz best<strong>im</strong>mten Themenkreisen verständlichzu machen (sprechen und verstehen).130


QUALIFIZIERUNG | WEITERBILDUNG FÜR AKTEURE IM LOKALEN NETZWERKEin Video <strong>mit</strong> Beispielen zu den unterschiedlichen Niveausaus der mündlichen Zertifikatsprüfung trainiertdie Unterscheidungsfähigkeit der teilnehmenden BeraterInnen.Ebenso findet während des Workshops eine kurze Einführungin die unterschiedlichen Arten des Spracherwerbsstatt – Deutsch als Fremdsprache (DaF, gelenkterSpracherwerb) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ, ungelenkterSpracherwerb). Dieser Fachinput sensibilisiertanschaulich für die Problematik des Einsatzesvon vorhandenen Tests für AnwenderInnen von DaZ, diedoch einen großen Teil der Zielgruppe darstellen, diedie deutsche Sprache lernen.RahmenbedingungenFür die Durchführung hat sich eine Teilnehmendenzahlvon etwa 15 Personen als günstig erwiesen; zu großeTeil nehmendengruppen in zu großen Räumlichkeiten(Hörsaalcharakter) stehen dem angestrebten Workshopcharakterentgegen.Anwendungserfahrung und TransferMit dem Workshop gelingt es, BeraterInnen für die kommunikativenLeistungen zu sensibilisieren, subjektiveBeurteilungsmaßstäbe und die Defi zitorientierung inder Sprachstandsfeststellung zu verlassen. Die Fortbildungwurde zwei Mal erfolgreich durchgeführt und erprobt:Einmal für MitarbeiterInnen der EntwicklungspartnschaftInBeZ Rhein-Saar-Elbe, zum anderen fürAkteure in Saarbrücken <strong>im</strong> Rahmen einer Veranstaltungder Saarbrücker Initiative Migration und Arbeitswelt.Die Durchführung bedarf einer erfahrenen DaZ-Lehrkraft.Eine Checkliste für die BeraterInnen, die sich ander Globalskala des GER zu den Anforderungen Sprechenund Hörverstehen orientiert, hilft <strong>im</strong> Beratungsgespräch,ein erstes <strong>Kompetenz</strong>profil zu erstellen.Allgemeine InformationenZu dem Produkt gehören ein Foliensatz und Arbeitsblätter(digital und in Papierform vorliegend), Hörbeispieleauf CD aus M. Glabionat u.a.: Profile Deutsch, das PrüfungsvideoZertifikat Deutsch Modelltest 1 (wbt).NutzerInnen des Produkts sind Beratende ohne Grundwissenzu DaF/DaZ.Erforderliche Ressourcen sind Fachkompetenz des/derDurchführenden, ein Unterrichtsraum, Tageslichtprojektoroder Laptop und Beamer, Abspielmöglichkeitenfür CD und Video.KontaktSPAZ gGmbHMaßnahmenopt<strong>im</strong>ierung /SPAZ gGmbHHannelore HradilLeibnizstr. 20, 55118 MainzTelefon 06131/97 16 -312>hannelore.hradil@spaz.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 131


3.3 QualitätssicherungAnalysen haben gezeigt, dass bisherige Qualifi zierungsmaßnahmenoftmals nicht auf die Zielgruppe(Herkunft, Alter, Geschlecht, Beruf etc.) und derenkonkreten Bedarf eingehen und regionale Verhältnisse(Personengruppe, Berufsfel der etc.) nicht berücksichtigen.Darüber hinaus werden Qualifizierungsmaßnahmen speziellfür MigrantInnen seltener berufsspezifisch kon zipiert.Es existieren keine allgemeinverbindlichen Qualitätsstandards,die eine erfolgreiche Qualifizierung undArbeitsmarktintegration von MigrantInnen sichern.Eine berufs- und arbeitsmarktbezogene Sprachförderungfindet in den meisten Sprachangeboten kaum Berücksichtigung.Systematische Aktivitäten und Prozesse der Qualitätssicherungermöglichen es, (auch regionale) Bedarfe derZielgruppe und der Unternehmen zu erfassen, entsprechendeQualifizierungsangebote zu planen, Erfolge zuprüfen und so<strong>mit</strong> langfristig die Qualität und den <strong>Integration</strong>serfolgvon Maßnahmen der beruflichen undsprachlichen Qualifizierung zu erhöhen.Die Entwicklungspartnerschaft InBeZ konnte währendihrer Projektlaufzeit aufgrund ihrer aktiven Teilnahmein entsprechenden Expertennetzwerken, der Arbeit <strong>mit</strong>den regionalen Akteuren in diesem Handlungsfeld undthemenspezifi scher Analysen sowohl Instrumente zurEvaluation und Qualitätssicherung als auch Qualitätsstandardsfür Maßnahmen der beruflichen Qualifi zierungentwickeln.132


QUALIFIZIERUNG | QUALITÄTSSICHERUNGAus dem Rhein-Hunsrück-Kreis liegt ein Instrumentzur Evaluation von Maßnahmen der Arbeitsmarktintegration(3.3.1) vor, das über einen weiten Bereich vonMaßnahmetypen eingesetzt werden kann. Für Qualifizierungsmaßnahmender ARGE geeignet sind die Qualitätsanforderungund das daraus entwickelte Monitoringinstrument(3.3.2) aus Saarbrücken. Im Rhein-Hunsrück-Kreis wurde ein Instrument zur Opt<strong>im</strong>ierungvon Arbeitsgelegenheiten entwickelt (3.3.3).Beispiele für Maßnahmen, die sich an den hier dargestelltenQualitätsanforderungen ausrichten, finden sichin den vorausgegangenen Kapiteln 3.1 und 3.2.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 133


3.3.1 Evaluation von Maßnahmender Arbeitsmarktintegration> Auswertung für eine migrationsspezifische WeiterentwicklungVerbesserung vorhandener AngeboteErfahrungen zeigen, dass Maßnahmen zur Qualifi zierungoft nicht auf die Bedürfnisse von arbeitsuchendenMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund ausgerich tetsind. Das Instrument bietet die Möglichkeit, bestehendeAngebote zu opt<strong>im</strong>ieren und diese auf die Bedarfeder Zielgruppe anzupassen. Ziel ist die Auswertunglaufender oder abgeschlossener Sprach-/<strong>Integration</strong>skurse,Qualifi zierungsmaßnahmen und/oder Arbeitsgelegenheitenaus TeilnehmerInnen- und DozentInnensicht,um Rückmeldungen in Form von Empfehlungenan die jeweiligen Träger zu erteilen. Als Produkt ergebensich konkrete Rückmeldungen in Bezug auf dieOpt<strong>im</strong>ierung und konzeptionelle Weiterentwicklung derAngebote. So<strong>mit</strong> kann eine Passgenauigkeit für künftigeSprach-/<strong>Integration</strong>skurse, Qualifi zierungsmaßnahmenund/oder Arbeitsgelegenheiten erreicht werden.Zielgruppen des Moduls sind in erster Linie die Arbeitsverwaltung,Bildungsträger und Träger von Arbeitsgelegenheiten.Für DozentInnen bietet die Evaluation eineMöglichkeit, den eigenen Unterricht zu reflektieren. Diebisher durchgeführten Auswertungen haben Verbesserungsbedarfebestehender Angebote aus der Sicht derarbeitsuchenden Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrundin den Blick genommen. Eine Ausweitung des Personenkreisesist möglich (Personen <strong>mit</strong> besonderen Ver<strong>mit</strong>tlungshemmnissenwie z.B. Sucht, Krankheit oderBehinderung).Bewertung durch BetroffeneDie Erfassung der relevanten Daten und Informationenzur Auswertung von Sprach-/<strong>Integration</strong>skursen, Qualifizierungsangebotenund Arbeitsgelegenheiten kannin zwei unterschiedlichen Formen erfolgen:• In Kombination <strong>mit</strong> weiteren Modulen des „Profilbaukastens“(Kap. 2.2.8): Stellt sich bei der Durchführungder Module 1 (Stammdaten und Lebenslauf)und 2 (Ressourcen und Hemmnisse) heraus, dassder Kunde bzw. die Kundin Sprach-/<strong>Integration</strong>skurse,Qualifizierungsmaßnahmen und/oder Arbeitsgelegenheitenabsolviert hat, können diese gesondert<strong>im</strong> Rahmen eines Einzelinterviews (Fragebogen inPapierform, DIN A 4) ausgewertet werden. Die Befragungwird von den BeraterInnen des Informations-und Beratungszentrums <strong>mit</strong> den Teilnehmendendurchgeführt bzw. die KundInnen können dieFragebögen bei ausreichendem Sprachniveau selbstausfüllen (Dauer: ca. 1 - 2 Stunden). Die Befragungund Auswertung erfolgt anonym. Die Ergebnisse derEinzelinterviews werden in regelmäßigen Zeitabständenzusammengefasst und ausgewertet. DieRückmeldung an die Auftraggeber <strong>mit</strong> Empfehlungenund Veränderungsbedarfen erfolgt in einerPower-Point-Präsentation (Kurzfassung) und einemWorddokument (Langfassung).• Datenerhebung <strong>im</strong> Rahmen von Gruppenveranstaltungen:Hier erteilen die Auftraggeber dem Informations-und Beratungszentrum den Auftrag, laufendeAngebote auszuwerten. Die BeraterInnen führenin diesem Fall vor Ort Gruppenveranstaltungen<strong>mit</strong> den Kursteilnehmenden durch (Dauer ca. 2,5 - 3Stunden). Im Rahmen der Veranstaltung werden dieTeilnehmenden über die Zielsetzungen und den Ablaufder Evaluation informiert. Alle erhalten einen134


QUALIFIZIERUNG | QUALITÄTSSICHERUNGFragebogen, den sie alleine ausfüllen. Die BeraterInnendes Informations- und Beratungszentrumssind während dieser Phase anwesend, um für Rückfragenund Erläuterungen zur Verfügung zu stehen.Ergänzt werden die Einschätzungen der Teilnehmendendurch die Sicht der Dozent Innen, die <strong>im</strong> Rahmenvon Einzelinterviews durch die BeraterInnenbefragt werden (Dauer: jeweils ca. 30 Minuten). DieErfassung der Daten erfolgt anonym. Nach der Datenerhebungwerden die Fragebögen aus gewertetund die Ergebnisse in Form einer Power-Point-Präsentation(Kurzfassung) und einem Word dokument(Langfassung) an die Auftraggeber rückgemeldet(Dauer des Auswertungsprozesses: max. 3- 4 Wochen).Die Fragebögen des Moduls beschäftigen sich <strong>mit</strong> derOrganisation der jeweiligen Maßnahme, <strong>mit</strong> der Bewertungdes Erfolgs, den Lernfortschritten, den Sprachverbesserungenund Veränderungsvorschlägen aus Teilnehmenden-und Dozentensicht. Bei der Teilnahme anQualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheitenwird auch die Berücksichtigung beruflicher Vorerfahrungenabgefragt, um Hinweise für eine Passgenauigkeitzu erhalten.Technische und personelleVoraussetzungenDie Umsetzung des Produkts erfordert folgende Rahmenbedingungen:• Infrastruktur: Die Bereitstellung eines geeignetenBeratungsraums zur Durchführung der Interviews<strong>mit</strong> den Teilnehmenden (bei der Anwendung des Moduls<strong>im</strong> Rahmen von Einzelgesprächen bzw. in Kombination<strong>mit</strong> dem „Profilbaukasten“ 2.2.8) und einesUnterrichtsraums (bei der Anwendung <strong>im</strong> Rahmenvon Gruppenveranstaltungen).• Technische Voraussetzungen: Die Nutzung einesPCs/Laptops und eines Druckers zur Analyse und Auswertungder Daten und Informationen.• Anforderungen an die Fachkraft:Methodische <strong>Kompetenz</strong>en: Fähigkeit, <strong>mit</strong> Gruppenzu arbeiten, Gesprächsführungskompetenz in Bezugauf Einzelinterviews, analytische Fähigkei tenzur Aus wertung der Ergebnisse.Soziale und persönliche <strong>Kompetenz</strong>en: Offenheit,Reflexionsfähigkeit, interkulturelle <strong>Kompetenz</strong> inBe zug auf die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der Lebensweltder Zielgruppe, Fähigkeit zum vernetz ten Denken.Interessant für Sie?Das Modul n<strong>im</strong>mt insbesondere die Erfahrungen vonMenschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund <strong>mit</strong> Sprach-/<strong>Integration</strong>skursen,Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheitenin das Blickfeld. Aus der Teilnehmenden-und DozentInnenperspektive erhalten dieAuf traggeber konkrete Hinweise zur Opt<strong>im</strong>ierung undkonzeptionellen Verbesserung ihrer Angebote. Das Modulmacht darauf aufmerksam, dass bei der Auswahlvon TeilnehmerInnen für Maßnahmen und sonstigeAngebote gerade die Bedürfnisse besonderer Zielgruppenberücksichtigt und konzeptionell umgesetzt werdenmüssen, um einen positiven Lerneffekt zu erzielen.Letztendlich leisten die Ergebnisse einen Beitragzur Qualitätssicherung von bestehenden Angeboten, dadie Empfehlungen darauf ausgerichtet sind, Konzepteund Strategien zur beruflichen Qualifizierung und Eingliederungzu opt<strong>im</strong>ieren.Das Produkt ist so universell und flexibel konzipiert,dass es in anderen Kontexten und für andere Zielgruppengenutzt werden kann.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRhein-HunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3 – 555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82-447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 135


3.3.2 Maßnahmenmonitoring>Berichterstattung und Qualitätsstandards <strong>im</strong> Handlungsfeld„Qualifizierungsangebote für MigrantInnen“Weiterbildung auf dem neuesten StandIn der Verbesserung der Arbeitsmarktintegration vonarbeitsuchenden MigrantInnen spielt der Bereich derWeiterbildung und Qualifi zierung eine zentrale Rolle.Die Bereitstellung eines arbeitsmarktnahen und bedarfsgerechtenQualifi zierungsangebots für MigrantInnensetzt kontinuierliche Bestandsanalysen (Angebote,Rahmenbedingungen, regionale Entwicklungenetc.), regelmäßige Bedarfserfassungen (des Arbeitsmarktes,der Zielgruppe etc.) und die Einhaltung vonder Zielgruppe gerecht werdenden Qualitätskriterienvoraus. Mit dem Monitoringinstrument können dieseElemente beleuchtet und bearbeitet werden.Das Maßnahmenmonitoring bietet 1) Qualitätsstandardsfür Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote,die sich speziell an MigrantInnen richten und sowohlden ARGEn als auch Bildungsträgern als Orientierungin der Konzipierung und Einschätzung von Maßnahmendienen sollen. Es ermöglicht weiter 2) in Anlehnungan die Qualitätsstandards nach definierten Fragestellungenund Kriterien einen systematischen Überblicküber bestehende Qualifizierungsangebote zu erhalten.Mit der Verdichtung der Qualitätsstandards, der Fragestellungenund Analysekriterien liegt so 3) ein Monitoringinstrumentvor, das zur regelmäßigen Berichterstattungeingesetzt werden kann. Das Maßnahmenmonitoringkann von ARGEn und Bildungsträgern genutztwerden sowie von weiteren Dritten, die <strong>mit</strong> der Aufgabeder Berichterstattung betraut sind.Bei dem Monitoring handelt es sich um die Entwicklungeines neuen Produktes, nämlich eines Monitoringinstrumentsinklusive Qualitätsstandards. Es ermöglichteine kontinuierliche und standardisierte Berichterstattungüber den IST-Stand und den eruiertenBedarf der Zielgruppe sowie der in diesem Arbeitsbereichprofessionell Tätigen. Hieraus werden eindeutigeHinweise für eine bedarfsgerechte Maßnahmenplanungund -durch führung gewonnen.Qualität begleitend verbessernDas Dokumentationspaket zum Maßnahmenmonitoringsetzt sich aus mehreren Elementen zusammen.1. Katalog von Qualitätskriterien2.3.Bericht zur Basiserhebung <strong>mit</strong> methodischem Instrumentarium,Vorgehen und Ergebnissen über 2.1)Systematische Dokumentenanalyse von Informationsmaterialsowie 2.2) Interviews <strong>mit</strong> Maßnahmenverantwortlichenund TeilnehmerInnen ausgewählterMaßnahmenErgebnisse und Schlussfolgerungen: Zusammenführungund Bewertung der Erkenntnisse auf der Grundlagevon Diskussionen <strong>mit</strong> den beteiligten Bildungsträgerund der ARGE Saarbrücken4. Entwurf für ein Monitoringinstrument5.Kooperationen und Ressourcen (personell und räumlich)136


QUALIFIZIERUNG | QUALITÄTSSICHERUNGAllgemeine InformationenDas Monitoringinstrument braucht Zugänge zu den Bildungsträgern(Angebote, Mitarbeitende und Teilnehmende)und deren Bereitschaft zur Mitarbeit sowie entsprechendezeitliche, personelle und fachliche Ressourcen,um das Monitoring durchzuführen. Darüber hinausmuss eine Akzeptanz und Beachtung sowohl der Ergebnisseund Schlussfolgerungen gerade durch die ARGEals auch der Qualitätsstandards durch die Bildungsträgerund die ARGE gegeben sein.TransferfähigkeitDas Maßnahmenmonitoring ist <strong>mit</strong> allen Schritten undElementen (Qualitätsstandards, Interviewleitfaden,Analysekriterien etc.) in schriftlicher Form beziehbar,so dass eine Nutzung in anderen Regionen und Kontextenmöglich ist. In die Zukunft projiziert könnte einfunktionierendes Maßnahmemonitoring auch auf weitereMaßnahmetypen ausgeweitet werden und eineweiterreichende Informationsquelle für die Qualitätsentwicklungwerden. Möglicherweise könnte da<strong>mit</strong>auch die nach AZWV (Verbindliche Qualitätsanforderungenan Qualifizierungsmaßnahmen und -träger aufder Basis des SGB III) durchzuführende regionale Arbeitsmarktkonferenzals Werkzeug der Qualitätsentwicklunginhaltlich geschärft werden.Das Produkt liegt in digitaler Form vor.NutzerInnen: ARGEn, BildungsträgerFachliche, personelle und zeitliche RessourcenKontaktDiakonisches Werk an der Saar gGmbHAbteilung Offene Soziale ArbeitRembrandtstr. 17-1966540 NeunkirchenTel. 06821/956-204>osa@dwsaar.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 137


3.3.3 Qualitätsstandards und Checkliste zu Arbeitsgelegenheitenfür Migrantinnen und Migranten>Instrument zur passgenauen Ver<strong>mit</strong>tlung und Begleitung vonMigrantinnen und Migranten in ArbeitsgelegenheitenDie ZielrichtungArbeitsgelegenheiten sind oft nicht auf die Bedürfnisse von arbeitsuchenden Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund ausgerichtet. Das Instrument bietet dieMöglichkeit bestehende Angebote zu opt<strong>im</strong>ieren unddie se auf die Bedarfe der Zielgruppe anzupassen. Zielder Qualitätsstandards ist die Verbesserung der Passgenauigkeit,Durchführung und Effizienz von Arbeitsgelegenheitenfür MigrantInnen. Die Standards werdenergänzt um eine Checkliste, die dazu dient, die Qualitätskriterienvor, während und nach der Arbeitsgelegenheitzu überprüfen.Zielgruppen des Produkts sind in erster Linie die persönlichenAnsprechpartnerInnen/Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerInnenbzw. FallmanagerInnen der ARGE. Diese stehenin direktem Kontakt <strong>mit</strong> den Trägern der Arbeitsgelegenheitenund <strong>mit</strong> den TeilnehmerInnen, über die siedurch das Instrument wichtige Informationen für dieweitere Arbeitsmarktintegration erhalten. Die Checklisteentspricht den Ansprüchen einer nutzerfreundlichenHandhabung, weil sie leicht in den Arbeitsalltagder Fachkräfte der ARGE zu integrieren ist. Der Checkist durch die Einteilung in Intervalle – vor der Arbeitsgelegenheit,während der Arbeitsgelegenheit, nachder Arbeitsgelegenheit – zeitlich strukturiert. Für dasControlling kann die zuständige persönliche Ansprechpartnerin/Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerinbzw. Fallmanagerin <strong>mit</strong>der Erfüllung der Qualitätsstandards die ordnungsgemäßeDurchführung und Effizienz der Arbeitsgelegenheitnachprüfen. Darüber hinaus bietet das Instrumentauch den Trägern der Arbeitsgelegenheiten wichtige Informationenfür die weitere Planung und Opt<strong>im</strong>ierungihrer Maßnahmen.Der bisher in der ARGE Rhein-Hunsrück erprobte Einsatzder Qualitätsstandards und der Checkliste wurdevon den Mitarbeitenden der ARGE Rhein-Hunsrück <strong>im</strong>Rahmen einer Befragung durch ein externes Evaluationsinstitutpositiv bewertet.Elemente der ChecklisteDie Qualitätsstandards wurden aus den Rückmeldungender Teilnehmenden innerhalb der Beratungsarbeit desInformations- und Beratungszentrums entwickelt. DieseKriterien beziehen sich vornehmlich auf die Zielgruppeder Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund. Denkbarist allerdings auch eine Erweiterung der Zielgruppen,die eine Arbeitsgelegenheit absolvieren.Die Checkliste für die persönlichen AnsprechpartnerInnen/Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerInnenbzw. FallmanagerInnenbezieht sich auf die Überprüfung von Prozessen undAktivitäten, die durch ARGE, Träger der Arbeitsgelegenheit,Einsatzstelle, die Teilnehmenden selbst und weitereTrägern (z.B. Informations- und Beratungszentrum)<strong>im</strong> Rahmen einer Arbeitsgelegenheit eingeleitet werden.Als Qualitätsstandards können in Kurzfassung folgendeAspekte genannt werden:• Vor der Arbeitsgelegenheit:• Theoretische und praktische <strong>Kompetenz</strong>feststellung(Selbst- und Fremdeinschätzung in Bezug aufberufliche und soziale <strong>Kompetenz</strong>en sowie Teilnahmean der Profilwerkstatt 2.2.9)• Festlegung der fachlichen/beruflichen Einsatzgebieteund Zielsetzungen <strong>im</strong> Rahmen der Arbeitsgelegenheit<strong>mit</strong> den Teilnehmenden138


QUALIFIZIERUNG | QUALITÄTSSICHERUNGBeitrag zur Qualitätssicherungund Transferfähigkeit• Während der Arbeitsgelegenheit:• Festlegung der fachlichen/beruflichen Schwerpunkteder Teilnehmenden• Fortlaufende Überprüfung der Zielsetzungen• Deutschver<strong>mit</strong>tlung und Festigung der deutschenSprache <strong>mit</strong> Hilfe von Trägerkooperationen• Bewerbertraining durch den Träger• Dokumentation der Arbeitsinhalte durch die Einsatzstellein Abst<strong>im</strong>mung <strong>mit</strong> dem Träger und durchdie Teilnehmenden (Berichtsheft)• Tätigkeits- oder einsatzfeldbezogene Qualifizierung(z.B. Gedächtnis- und Motoriktraining in der Altenhilfe)• Nach der Arbeitsgelegenheit:• Schlussbilanzgespräch zur Reflexion der Arbeitsgelegenheit<strong>mit</strong> den Teilnehmenden, den Fachkräften der Einsatzstelle und des Trägers. Der/dieper sönliche Ansprechpartner bzw. Ansprechpartnerin/Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerbzw. Arbeitsver<strong>mit</strong>tlerin/Fallmanager bzw. Fallmanagerin erhält ein Protokollder Schluss bilanz <strong>mit</strong> weiteren Empfehlungenzur Arbeits markt integration.• Zeugnis für die Bewerbungsunterlagen der Teilnehmenden• Evaluation durch die Teilnehmenden• Ver<strong>mit</strong>tlung in eine Qualifizierungsmaßnahme bzw.Durchführung eines Bewerbungsverfahrens.Die Überprüfung der Aktivitäten und Prozesse <strong>im</strong> Rahmender Checkliste kann die Leistungen des Informations-und Beratungszentrums Rhein-Hunsrück beinhalten(z.B. Profi ling, <strong>Kompetenz</strong>feststellung undBe ratung in Verbindung <strong>mit</strong> dem „Profi l baukasten“2.2.8).Das Produkt n<strong>im</strong>mt insbesondere die Erfahrungen vonMigrantInnen <strong>mit</strong> Arbeitsgelegenheiten in das Blickfeldund konkretisiert davon ausgehend Qualitätsstandardsund eine Checkliste zur Überprüfung der Aktivitätenund Prozesse <strong>im</strong> Rahmen des Einsatzes in einerArbeitsgelegenheit. Das Produkt macht darauf aufmerksam,dass bei der Auswahl von TeilnehmerInnen für Arbeitsgelegenheitenauch die Bedürfnisse besondererZielgruppen berücksichtigt und konzeptionell umgesetztwerden müssen, um einen positiven Lerneffektzu erzielen. Letztendlich leisten die Ergebnisse einenBeitrag zur Qualitätssicherung von bestehenden Angeboten,da die Qualitätsstandards darauf ausgerichtetsind, die Effizienz und Passgenauigkeit von Arbeitsgelegenheitenzu steigern.Das Produkt ist so universell konzipiert, dass es in anderenKontexten und für andere Zielgruppen genutztwerden kann. Zum Transfer liegen Qualitätsstandardsund Checkliste in Papierversion und als Worddatei vor.KontaktKreisverwaltung Rhein-HunsrückInformations- und BeratungszentrumRhein-HunsrückUlrike Weikusat, SozialplanungLudwigstraße 3 - 555469 S<strong>im</strong>mernTelefon 06761/82-447>ulrike.weikusat@rheinhunsrueck.deDie Qualitätsstandards und die Checkliste können unabhängigvon den weiteren Produkten des Informations-und Beratungszentrums Rhein-Hunsrück angewandtwerden.Entwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 139


Mitgliederverzeichnis der EQUAL-EntwicklungspartnerschaftInBeZ Rhein-Saar-ElbeRegionüberregionalMainzInstitutionism – Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.Augustinerstraße 64-6655116 MainzAGARP – Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Rheinland-PfalzFrauenlobstrasse 15-1955118 MainzSPAZ – Mainzer Gesellschaft für berufsbezogene Bildung und Beschäftigung gGmbHWilhelm-Quetsch-Str. 155128 MainzAMA – ArbeitsMarktAgentur Mainz GbRLeibnizstrasse 2055118 MainzCJD Mainz <strong>im</strong> Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.Leibnizstrasse 2055118 MainzLudwigshafenbaff e.V. Verein für Bildung, Ausbildung, Förderung und FrauenprojekteMaxstrasse 61a67059 LudwigshafenCJD Ludwigshafen <strong>im</strong> Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.Ludwigsstrasse 4467059 LudwigshafenSaarbrückenFITT gGmbH – Institut der Hochschulefür Technik und Wirtschaft des SaarlandesGoebenstrasse 40, 66117 SaarbrückenDiakonisches Werk an der Saar gGmbHBürgerInnenZentrum BrebachSaarbrücker Strasse 62, 66130 SaarbrückenTeam ARGE, Hafenstr. 18, 66111 Saarbrücken<strong>Land</strong>eshauptstadt SaarbrückenZuwanderungs- und <strong>Integration</strong>sbüro (ZIB)Großherzog-Friedrich-Strasse 1, 66111 SaarbrückenAmt für soziale Angelegenheiten, 66104 SaarbrückenRhein-HunsrückSachsenKreisverwaltung Rhein-HunsrückLudwigstrasse 3-555469 S<strong>im</strong>mernDresdner Exis Europa e.V.Ammonstrasse 35, 01067 DresdenStandort Zwickau: Heinrich-Heine-Strasse 1, 08058 ZwickauStandort Leipzig: Melscher Str. 1, 04299 Leipzig140


ANHANGFacharbeitskreise <strong>im</strong> Netzwerk IQ– <strong>Integration</strong> durch QualifizierungInBeZ Rhein-Saar-Elbe ist eine von sechs Entwicklungspartnerschaften <strong>im</strong> Netzwerk„<strong>Integration</strong> durch Qualifizierung“ – kurz IQ. Es entwickelt deutschlandweit neueStrategien zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation von MigrantInnen, AussiedlerInnenund anerkannten Flüchtlingen.Das Koordinierungsprojekt „<strong>Integration</strong> durch Qualifizierung“ (KP IQ) bei der Zentralstellefür die Weiterbildung <strong>im</strong> Handwerk (ZWH) bündelt die Arbeit der einzelnenEntwicklungspartnerschaften und koordiniert gemeinsam <strong>mit</strong> den entsprechend verantwortlichenEPen die folgenden sechs Facharbeitskreise:“Facharbeitskreise<strong>im</strong> IQ-NetzwerkFacharbeitskreis Existenzgründungvon Migrantinnen und MigrantenFacharbeitskreis berufliche BeratungFacharbeitskreis <strong>Kompetenz</strong>feststellungsverfahrenund ProfilingFacharbeitskreis Fort- und Weiterbildung;NachqualifizierungFacharbeitskreis Interkulturelle ÖffnungFacharbeitskreis berufsbezogenes DeutschVeranwortliche Entwicklungspartnerschaft<strong>im</strong> Netzwerk IQInBeZ-Rhein-Saar Elbe – www.inbez.deKumulus Plus – www.kumulus-plus.deMigraNet – www.migranet.orgIntegraNet – www.integra-net.orgPro Qualifizierung – www.pro-qualifizierung.deNOBI – www.ep-nobi.deVerantwortlich <strong>im</strong> Koordinierungsprojekt(KP IQ)Adele Morreale,KP IQ, Düsseldorfamorreale@zwh.deAndreas Städter,KP IQ, Düsseldorfastaedter@zwh.de> Weitere Informationen auch unter www.intqua.deEntwicklungspartnerschaft InBeZ Rhein-Saar-Elbe | www.inbez.de 141


InBeZ wird koordiniert vom ism – Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.InBeZ ist aktiver Partner <strong>im</strong> bundesweiten Netzwerk IQ – <strong>Integration</strong> durch Qualifizierung: www.intqua.deInBeZ wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!