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Verantwortungsvolle Partnerschaft - Ghorfa

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1/2011 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ www.ghorfa.de<br />

<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />

Bundespräsident reist nach Kuwait und Katar<br />

Gesundheit<br />

Privatwirtschaftliches Engagement ist in den GCC-Staaten gefragt<br />

Tourismus<br />

Luxusreisen auf dem Vormarsch<br />

Energie<br />

Der Plan Solaire macht Marokko fit für die Zukunft


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Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

die derzeitigen Umbrüche in<br />

einigen Ländern der arabischen<br />

Welt sind gravierend.<br />

In Ägypten und Tunesien<br />

haben sich die Bürger eine<br />

Chance auf einen politischen<br />

Neuanfang erkämpft und ein<br />

Zeichen in der arabischen<br />

Region gesetzt. Diesen Neuanfang<br />

wollen die Menschen<br />

in Libyen auch. Das Vorgehen<br />

des Regimes gegen sein<br />

Volk ist von der Weltgemeinschaft<br />

verurteilt wor- Dr. Thomas Bach<br />

den. Es geht bei den Protesten<br />

um den Wunsch der Menschen nach mehr Mitbestimmung, nach<br />

Menschenrechten, nach Teilhabe in politischer und wirtschaftlicher<br />

Hinsicht und nach einer gerechteren Verteilung der Güter. Das sind<br />

berechtigte Anliegen. Wie die Dinge einen halbwegs guten Verlauf<br />

nehmen können, zeigen derzeit die Entwicklungen in Ägypten und<br />

Tunesien. Es bleibt zu hoffen, dass es zu einem friedlichen, geordneten<br />

und konstruktiven Übergang kommen wird. Sowohl die politische<br />

als auch die wirtschaftliche Transformation werden jedoch viel<br />

Zeit und Energien beanspruchen und manches wird zäher verlaufen,<br />

als gewünscht.<br />

Dieser Transformationsprozess bietet auch für Deutschland und<br />

Europa eine Chance. Wir sollten dieser positiv gegenüberstehen.<br />

Damit wir den Wandel begleiten können, indem wir mit Hilfen bereitstehen,<br />

ohne belehrend zu wirken. Damit es friedlich gelingt,<br />

den Aufbau von Zivilgesellschaften zu gestalten. Die im Umbruch<br />

befindlichen Länder brauchen Unterstützung auf vielerlei Weise.<br />

Dazu gehört auch keine übertriebenen Erwartungen zu wecken. Es<br />

darf niemand glauben, dass durch eine Revolution und eine neue<br />

Verfassung wie von selbst breiter Wohlstand einkehren wird. Hier<br />

sind harte Arbeit der Regierung und Kooperationen mit der Zivilgesellschaft<br />

und dem Ausland gefragt. Unterstützung beim Aufbau<br />

demokratischer Strukturen und einer lebendigen Zivilgesellschaft<br />

sind der beste Weg in eine sichere Zukunft. Bei der Neu- und Umbildung<br />

von Staats- und Wirtschaftssystemen können deutsche<br />

Organisationen wichtige Hilfestellungen leisten. Dabei sollte das<br />

dort etablierte Geschäfts- und Tourismusumfeld bewahrt und weiter<br />

verbessert werden. Bildung und berufliche Ausbildung sollten<br />

SOUQ 1/2011<br />

EdiTOrial<br />

grundlegende Schwerpunkte<br />

der dortigen Sozialpolitik<br />

und der künftigen deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

und der EU-Mittelmeerpolitik<br />

sein. Dadurch können<br />

zukunftssichernde Arbeitsplätze<br />

für die Jugend, ein<br />

nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />

und Wohlstand<br />

geschaffen werden. Aus diesem<br />

Grund organisiert die<br />

<strong>Ghorfa</strong> beispielsweise seit<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

einigen Jahren das Deutsch-<br />

Arabische Bildungsforum in<br />

Zusammenarbeit mit deutschen und arabischen Kooperationspartnern.<br />

In Ägypten und Tunesien breitet sich Aufbruchstimmung aus. Aufgrund<br />

der hohen Qualität ihrer Produkte und Ingenieurleistungen<br />

sowie Zuverlässigkeit sind dort deutsche Unternehmen gefragte Wirtschaftspartner.<br />

Auch die Fortführung bereits begonnener Kooperationen<br />

ist entscheidend. In Nordafrika gibt es bereits in den Bereich<br />

Autozulieferindustrie, Textilverarbeitung und erneuerbare Energien<br />

gelungene Beispiele für ein sinnvolles Engagement. Zur Stützung der<br />

Region hat das Bundeswirtschaftsministerium Anfang Februar einen<br />

„Zehn-Punkte-Aktionsplan Nordafrika“ verabschiedet. Darin wurde<br />

unter anderem betont, dass wirtschaftliche Unternehmungen in der<br />

Region auch weiterhin von der Bundesregierung unterstützt werden.<br />

Dieser Ansatz ist sehr zu begrüßen. Wir hoffen auf praktische Umsetzung<br />

und dass konkrete Programme folgen. Hier bietet sich die <strong>Ghorfa</strong><br />

gemeinsam mit ihren Trägerorganisationen in der arabischen Welt als<br />

idealer Partner für die Umsetzung an. In Ägypten und Tunesien ist zu<br />

erwarten, dass von den Reformern Initiativen zur langfristigen Stabilisierung<br />

der Wirtschaft positiv aufgenommen werden. In den Regionen<br />

am Mittelmeer heißt Stabilisierung auch die Wiederbelebung<br />

des Tourismus und der Investitionstätigkeit, um auch Arbeitsplätze zu<br />

sicher und neu zu schaffen.<br />

Politische und wirtschaftliche Stabilität bedingen sich gegenseitig.<br />

Deutschland und die Arabische Welt liegen in vielerlei Hinsicht näher<br />

beieinander als vielfach wahrgenommen. Daher sind beide Seiten auf<br />

allen Gebieten zur Zusammenarbeit gefordert.<br />

Ihr<br />

Dr. Thomas Bach<br />

Präsident<br />

Ihr<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Generalsekretär<br />

3


Editorial<br />

Dr. Thomas Bach und Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />

Kommentar<br />

von Olaf Hoffmann 6<br />

Nachrichten<br />

Kurzinterview<br />

mit Robert Petrovic, General Manger im The Ritz Carlton 6<br />

Personalien 8<br />

Buchvorstellung 8<br />

Ankündigungen 9<br />

Titel<br />

<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />

von Dr. Alexander Tettenborn 10<br />

Thema<br />

Gesundheitswesen in den GCC-Staaten<br />

von Martin Kahlhöfer 12<br />

Gespräch mit dem Gesundheitsminister des Irak<br />

von Dr. Mahmoud Gaber 14<br />

interview<br />

mit Dr. Bernd Kordes, Vorstand der<br />

Geschäftsführung bei Lahmeyer International 16<br />

Expertensicht<br />

Die Trends in der Tourismusbranche<br />

von Prof. Dr. Djamal Benhacine<br />

Erneuerbare Energien in Marokko<br />

18<br />

von Jürgen Hogrefe 24<br />

länderreport<br />

Der Irak im Aufschwung<br />

von Jessica Bodmann 26<br />

Hintergrund<br />

Katar und die Fußball-WM<br />

von Julia Hähnel 28<br />

Arabische Investitionsfreude<br />

von Jürgen Friedrich 32<br />

Zukunftsforum in Doha 33<br />

Arabischer Gipfel<br />

diplomatie<br />

34<br />

Neue saudische Botschaft eröffnet 36<br />

aktuelles<br />

Die Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong> 38<br />

Warenverkehr<br />

40<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />

Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />

ghorfa@ghorfa.de<br />

www.ghorfa.de<br />

Präsident: Dr. Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

redaktionelle Mitarbeit:<br />

Farhan Yabroudi, Julia Hähnel<br />

Jessica Bodmann, Rafaela Rahmig,<br />

Kariem El-Ali, Kathrin Lemke<br />

Titelbilder:<br />

Bundesregierung/Denzel,<br />

Peer Gatter, GIZ (im arabischen Teil)<br />

layout: Fadhl Al-Romaima<br />

druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />

Erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für<br />

die Richtigkeit der Angaben.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur<br />

mit Quellenangabe gestattet.


SOUQ 1/2011<br />

Was hat die Natur in Zukunft<br />

vom Autofahren? Wasser!<br />

Mehr als hundert Pkw und Nutzfahrzeuge unserer Marke „Mercedes-Benz“ fahren<br />

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5


KOMMENTar/iNTErViEW<br />

Die arabische Welt<br />

Großes Potenzial für die Bauwirtschaft<br />

von Olaf Hoffmann, CEO und Präsident der Dorsch Gruppe<br />

Zu Beginn unseres Jahrhunderts<br />

wurde die arabische<br />

Bauwirtschaft allgemein entweder<br />

als technisch rückständig<br />

oder bisweilen als schillernd<br />

wahrgenommen.<br />

Stellvertretend wurde Dubai als<br />

kurzzeitiges Feuerwerk ohne<br />

nachhaltigen Einfluss beschrieben.<br />

In der letzten Dekade hat sich die arabische Bauwirtschaft jedoch<br />

in einigen Ländern als stabiler Wachstumsmotor entwickelt. Gerade<br />

die letzten zwei Jahre der globalen Wirtschaftskrise zeigten die<br />

hohe Belastbarkeit der dortigen Bauwirtschaft, die ungeachtet der<br />

Turbulenzen ungebremst weiter wuchs. Trends wie das „Nachhaltige<br />

Bauen“ werden frühzeitig aufgegriffen und mit großem Engagement<br />

wie beispielsweise in Masdar City angegangen. Die Region entwickelt<br />

sich mit ihren oft technisch anspruchsvollen Einzelprojekten zu<br />

einem internationalen Labor im Baubereich.<br />

Der jüngste Erfolg bei der Bewerbung um die Austragung der<br />

Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar zeigt einmal mehr das große<br />

bauliche Potenzial der Region. In Zeiten einer anspruchsvollen<br />

weltwirtschaftlichen Dynamik bleibt die arabische Welt eine der<br />

großen Baustellen weltweit: Mit unzähligen Großprojekten in dem<br />

Emiraten, Saudi-Arabien, Katar und Kuwait befriedigt die Bauindustrie<br />

die stetig steigende Nachfrage einer stetig wachsenden Bevölkerung.<br />

Ausnahmslos werden auch die weniger dynamischen Länder<br />

in ihre Logistik, wie Straßen, Eisenbahn, Häfen und Flughäfen<br />

sowie in Energie, Kommunikation investieren. Unterstützt durch<br />

den Wunsch nach höheren „westlichen“ Standards betreffen die<br />

Investitionen nicht nur den infrastrukturellen Neubau sondern vor<br />

allem auch die Ertüchtigung und Sanierung veralteter Infrastruktur.<br />

Eine Sonderstellung wird der Irak einnehmen, da hier ein enormer<br />

Nachholbedarf mit großen finanziellen Mitteln gepaart ist. Trotz der<br />

momentanen prekären Sicherheitslage wird der Irak einer der wichtigsten<br />

arabischen Märkte werden. Die arabischen Länder bieten vor<br />

allem für die deutsche Bauwirtschaft enormes Potenzial. Während<br />

hierzulande große Infrastrukturprojekte aufgrund des ausgereiften<br />

Markts nur noch einzeln zu entwickeln sind, besteht in den arabischen<br />

Ländern erheblicher Nachholbedarf. Gefragt ist hier die deutsche<br />

Industrie mit ihren hervorragend ausgebildeten Ingenieuren,<br />

die über erstklassiges technisches Know-how verfügen und deren<br />

Qualitätsstandards weltweit Maßstäbe setzen.<br />

Für weitergehende Information und Fachgespräche mit Experten des<br />

arabischen Baumarktes bietet sich auch dieses Jahr das 14. Deutsch-<br />

Arabische Wirtschaftsforum vom 11. bis 13. Mai 2011 in Berlin an.<br />

Auf der diesjährigen Plattformveranstaltung für die internationale<br />

deutsche Bauindustrie wird auch das diesjährige Jahrbuch „Planen und<br />

Bauen in der Arabischen Welt 2011“ offiziell vorgestellt.<br />

„Berlin hat viel zu bieten“<br />

Über Arabische Touristen in Berlin<br />

mit Robert Petrovic, General Manager des The Ritz Carlton Berlin<br />

SOUQ: Herr Petrović, sie waren gerade auf Geschäftsreise in den arabischen<br />

Ländern, welche Eindrücke haben sie von dort mitgebracht?<br />

Petrović: Mein wichtigster Eindruck ist, dass die Menschen dort sehr<br />

interessiert sind an Deutschland. Es gibt dort ein enormes Potenzial<br />

für diesen Reisemarkt, auch was den Tourismus nach Berlin betrifft.<br />

Bislang ist Berlin in der arabischen Welt oft nur als Stadt der Politik<br />

bekannt. Dabei hat Berlin so viel mehr zu bieten. Man denke nur an<br />

die vielen kleineren wunderbaren Desingerläden oder an das große<br />

KaDeWe und die Friedrichstraße, das ist Glamour pur. Das müssen<br />

wir unseren arabischen Gästen bieten. Der Slogan Berlins „arm aber<br />

sexy“ ist für die arabischen Länder nicht attraktiv.<br />

SOUQ: Welche Bedeutung hat der Tourismus aus der arabischen<br />

Welt für das The Ritz-Carlton Berlin?<br />

Petrović: Der arabische Markt boomt. Das macht sich auch in der<br />

Tourismusbranche bemerkbar. The Ritz-Carlton hat im dortigen<br />

Markt derzeit die größten Zuwächse. Auch wir in Berlin spüren in<br />

der letzten Zeit enormen Zuwachs an Reisenden aus der arabischen<br />

Welt. Besonders der Ausbau der Direktflüge aus den arabischen<br />

Ländern nach Berlin hat deutliche Auswirkungen auf unsere Buchungszahlen.<br />

SOUQ: Stichwort interkulturelle Kompetenz: Gibt es Dinge, die sie<br />

bei Reisenden aus den arabischen Ländern anders machen?<br />

Petrović: Selbstverständlich gehen wir auf alle unsere Kunden individuell<br />

ein. Arabische Touristen geben sehr gern Geld aus, wenn<br />

Qualität und Service stimmen. Für unsere arabischen Gäste stellen<br />

wir daher beispielsweise einen Gebetsteppich und einen Koran bereit<br />

des Weiteren bieten wir frisches Obst und Trockenfrüchte aus deren<br />

Heimatländern als Willkommensgruß auf den Zimmern an.<br />

SOUQ: Was unterscheidet die arabischen Reisenden von anderen<br />

Touristen?<br />

Petrović: Im Unterschied zu Europäern reisen Araber gerne mit vielen<br />

Personen und bleiben auch deutlich länger. Die Aufenthalte können<br />

sich schon einmal auf ein halbes Jahr ausdehnen. Das ist für<br />

uns eine sehr angenehme Eigenschaft. Außerdem setzen sie sehr viel<br />

stärker auch im beruflichen Bereich auf eine langfristige persönliche<br />

Beziehung zu ihren Geschäftspartnern. Das hat viele Vorteile, denn<br />

sobald eine gute Beziehung besteht, ist sehr viel möglich.<br />

ROBERT PETROVIC (35) ist seit Mai 2009 General<br />

Manager im Berliner The Ritz Carlton am<br />

Potsdamer Platz. Der gebürtige Wiener blickt<br />

auf 20 Jahre Erfahrung in der Hotelindustrie<br />

zurück und arbeitete bereits auf vier Kontinenten.<br />

Zuletzt führte er als Hotel Manager das<br />

The Ritz-Carlton in Sanya auf der chinesischen<br />

Insel Hainan.<br />

6 SOUQ 1/2011


SOUQ 1/2011<br />

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7


PErSONaliEN/BUcHVOrSTEllUNG<br />

Personalien<br />

Dietmar Bock<br />

Dietmar Bock ist seit dem 4. Oktober 2010<br />

deutscher Botschafter in der Republik Dschibuti.<br />

Der 50-Jährige war zuvor drei Jahre<br />

lang als ständiger Vertreter im deutschen<br />

Generalkonsulat in Los Angeles tätig. Bock<br />

hatte nach dem Studium der Rechtswissenschaften<br />

in Regensburg und Tübingen und<br />

dem 1. juristischen Staatsexamen im Jahr<br />

1986 von 1987 bis 19989 den Vorbereitungsdienst für den höheren Auswärtigen<br />

Dienst absolviert. Danach war er in dendeutschen Botschaften<br />

in Guatemala-Stadt, Damaskus und Canberra, jeweils abwechselnd mit<br />

mehreren Stationen im Auswärtigen Amt in Deutschland tätig. In den<br />

Jahren von 2004 bis 2007 war Bock dann Referatsleiter Internationale<br />

Angelegenheiten in der Staatskanzlei in Erfurt.<br />

Dietmar Blaas<br />

Botschafter Dietmar Blaas ist seit August<br />

2010 neuer deutscher Botschafter in<br />

der Republik Mauretanien. Er trat 1979<br />

in den Auswärtigen Dienst ein. Im Ausland<br />

war er für das Auswärtige Amt in<br />

der arabischen Welt unter anderem in den<br />

Botschaften Algier und Abu Dhabi stationiert.<br />

Außerdem hatte Blaas berufliche<br />

Stationen in Lateinamerika, darunter in den deutschen Botschaften<br />

in Brasilia, Mexiko-Stadt und Asunción, Paraguay.<br />

Buchvorstellung<br />

Zukunftsmarkt Golfstaaten<br />

Dr. Bernd Kordes<br />

Dr. Bernd Kordes ist seit August 2010 in der<br />

Geschäftsführung von Lahmeyer International.<br />

Seit dem 1. Oktober hat er dort auch<br />

den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen.<br />

Der 57-Jährige kam vom finnischen<br />

Beratungs- und Ingenieurunternehmen<br />

für Verkehrsplanung und Telematik<br />

Pöyry. Dort war er seit 1996 in verschiedenen<br />

Funktionen tätig, zuletzt als verantwortliches Vorstandsmitglied<br />

für das Segment „Wasser und Umwelt“. Lahmeyer International ist<br />

ein weltweit tätiges Ingenieurunternehmen für technische und wirtschaftliche<br />

Planungs- und Beratungsleistungen mit dem Schwerpunkt<br />

komplexe Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie, Wasser und<br />

Wasserkraft sowie Transport-Infrastruktur.<br />

Selim J. Eddé<br />

Selim J. Eddé ist seit Anfang des Jahres<br />

2011 neuer Leiter der Einheit Government<br />

Relations beim Softwaredienstleister<br />

SAP für die Region Middle East and<br />

North Africa in Dubai. Eddé kommt von<br />

Cisco Systems international. Seine neuen<br />

Aufgaben bei SAP umfassen die Entwicklung<br />

und Ausführung von Länderstrategien<br />

zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes.<br />

High-Tech-Oasen in der Wüste bieten deutschen Firmen Chancen auf lukrative Aufträge<br />

Der Autor Michael Backfisch durchleuchtet in<br />

seinem neuen Buch „Die Scheich-AG“ systematisch<br />

die Wirtschaftssegmente, die deutschen<br />

Betrieben in den Golfstaaten hohe Chancen<br />

bieten: Solartechnik, die Herstellung von Computer-Chips<br />

und Flugzeugteilen, Aluminium-<br />

Veredelung und Spezialchemie. Ebenfalls hoch<br />

im Kurs stehen die Themen energieeffizientes<br />

Bauen, Wasserverteilung und Abwassermanagement,<br />

Medizintechnik und Gesundheitsversorgung<br />

sowie Ausbildungs-Programme.<br />

Backfisch zeigt auf, dass der hochtourige Modernisierungskurs<br />

der Golfstaaten einem einfachen<br />

Rechenexempel folgt. Aufgrund der industriellen<br />

Expansion und des rasanten Bevölkerungswachstums<br />

verdoppelte sich der Energieverbrauch<br />

innerhalb von zehn Jahren. Wollen die<br />

arabischen Länder ihr Öl nicht für den Binnenkonsum<br />

verbrennen, sondern auf dem Weltmarkt<br />

verkaufen, sind sie zur Diversifizierung<br />

gezwungen. Auch um Jobs für die nachrückende<br />

Generation zu schaffen. Die Unruhen in Ägyp-<br />

ten, Tunesien, Algerien, Jordanien und dem Jemen<br />

machen deutlich, dass sich Versäumnisse in<br />

der Wirtschafts- und Sozialpolitik später bitter<br />

rächen könnten. Das Buch ist aus der Perspektive<br />

deutscher Firmen geschrieben. Egal ob DAX-<br />

Konzern, Mittelständler oder Zwei-Mann-<br />

Bude: Die „Scheich-AG“ gibt nicht nur einen<br />

profunden Abriss über die Zukunftsbranchen<br />

am Golf, sondern auch wertvolle Tipps, wie sich<br />

deutsche Betriebe gegenüber Wettbewerbern<br />

aus China oder Südkorea behaupten können.<br />

Für das Buch führte Backfisch Interviews mit<br />

mehr als 100 Experten, darunter viele arabische<br />

Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer sowie<br />

deutsche Top-Unternehmer. Der Journalist und<br />

Nahost-Experte Michael Backfisch berichtete<br />

von 2008 bis 2010 für die Wirtschaftszeitung<br />

„Handelsblatt“ aus der Region.<br />

Michael Backfisch: Die Scheich-AG. Wie unsere<br />

Unternehmen vom Wirtschaftswunder am Golf profitieren.<br />

Frankfurt/New York: Campus-Verlag 2011.<br />

8 SOUQ 1/2011


Foto:s <strong>Ghorfa</strong>; Schumacher; Al-Romaima<br />

14. Deutsch-Arabisches Wirtschaftsforum<br />

Teilnehmer beim Wirtschaftsforum 2010<br />

Über 800 Teilnehmer aus der arabischen<br />

Welt, Deutschland und Europa<br />

werden zum 14. Deutsch-Arabischen<br />

Wirtschaftsforum erwartet.<br />

„Das Jahr 2011 ist ein idealer Zeitpunkt, strategische<br />

<strong>Partnerschaft</strong>en zu knüpfen, die den<br />

deutschen Unternehmen in der arabischen<br />

Welt einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil<br />

SOUQ 1/2011<br />

verschaffen. Gerade in diesen Zeiten ist ein<br />

intensiver Dialog mit arabischen Partnern essentiell.<br />

“, so Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär<br />

der <strong>Ghorfa</strong>, zum Wirtschaftsforum.<br />

Deutschland und die arabischen Länder haben<br />

im Gleichschritt die globale Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise überwunden. Die Bundesregierung<br />

rechnet für dieses Jahr mit einem beachtlichen<br />

Wirtschaftswachstum. Für die arabischen Staaten<br />

sagt der Internationale Währungsfonds<br />

Wachstumsraten von durchschnittlich fünf<br />

Prozent voraus. Auf beiden Seiten steigt die Investitions-<br />

und Kooperationsfreude. Die Veranstaltung<br />

bietet für deutsche Unternehmen<br />

eine einzigartige Plattform zur Anbahnung<br />

und zum Ausbau aussichtsreicher Geschäftsbeziehungen<br />

mit der arabischen Welt. Partnerland<br />

des 14. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums<br />

ist in diesem Jahr der Libanon. Den<br />

relevanten Branchen der deutsch-arabischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen wird jeweils ein eigener<br />

Themenblock gewidmet. Besondere Aufmerksamkeit<br />

wird den Branchen Infrastruktur<br />

und Bauwesen, Finanzdienstleistungen, Wasserwirtschaft,<br />

Logistik, Transport, Privatisierung<br />

und Investment sowie Energieeffizienz<br />

und Umwelttechnologie gewidmet.<br />

Jordanian-German Investment & Business Forum 2011<br />

Das Königreich Jordanien gilt als eines<br />

der liberalsten Länder der Region.<br />

Das freundliche Investitionsklima des<br />

Landes eröffnet ausländischen Unternehmern<br />

zahlreiche Chancen. Um deutsche<br />

Unternehmen über die Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten<br />

der jordanischen<br />

Wirtschaft zu informieren, organisiert die<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce<br />

and Industry in Kooperation mit dem<br />

Jordan Investment Board, der Botschaft des<br />

Haschemitischen Königreichs Jordanien in<br />

Deutschland, der Jordan Chamber of Commerce<br />

und der Jordan Chamber of Industry<br />

das Jordanian-German Investment & Business<br />

Forum. An dem Forum, das am 7. April<br />

im The Ritz-Carlton in Berlin stattfindet,<br />

wird eine hochrangige jordanische Delegation<br />

aus Politik und Wirtschaft teilnehmen.<br />

Auf dem eintägigen Forum sind spezielle<br />

Programmpunkte zu den Themenbereichen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

Gesundheits- und Medizinsektor,<br />

Energie, Wasser und Umwelt, sowie Landwirtschaft,<br />

Chemie und Kosmetik vorge-<br />

sehen. Die Teilnahme von Entscheidungsträgern<br />

aus Politik und Wirtschaft eröffnet<br />

ideale Voraussetzungen für eine direkte<br />

und erfolgreiche Kontaktanbahnung. Das<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie (BMWi) unterstützt die Veranstaltung<br />

und wird durch Staatssekretär Dr.<br />

Bernd Pfaffenbach vertreten sein.<br />

aNKüNdiGUNGEN<br />

Abu Dhabi<br />

Economic Forum<br />

Die Vereinigten Arabischen Emirate<br />

gehören nach wie vor zu den dynamischsten<br />

Wirtschaftsstandorten der<br />

arabischen Welt.<br />

Das Emirat Abu Dhabi gewinnt dabei immer<br />

mehr an Einfluss und setzt zudem immer stärker<br />

auf eine wirtschaftliche Diversifizierung.<br />

Die Bandbreite der Infrastrukturprojekte –<br />

Straßen und Eisenbahnen, Flug- und Seehäfen,<br />

Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser<br />

und Bildungseinrichtungen – bietet vielfältige<br />

Beteiligungschancen. Das diesjährige Abu<br />

Dhabi Economic Forum findet im Rahmen der<br />

Global Business & Markets der Industriemesse<br />

Hannover am zweiten Messetag, den 5. April<br />

2011, zwischen 14 Uhr und 18 Uhr im Business<br />

Forum 1 in Halle 13 auf dem Messegelände<br />

statt. Das Forum wird von der <strong>Ghorfa</strong><br />

zusammen mit dem Abu Dhabi Department of<br />

Economic Development und der Botschaft der<br />

Vereinigten Arabischen Emirate in Deutschland<br />

veranstaltet. Die Niedersachsen Global<br />

GmbH (NGlobal) sowie die IHK Hannover unterstützen<br />

das Forum. Die Veranstaltung steht<br />

unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen<br />

Ministerpräsidenten David McAllister.<br />

Ziel des Forums ist es, deutsche Unternehmer<br />

durch hochrangige Vertreter des Emirats Abu<br />

Dhabi in verschiedenen Diskussionsrunden<br />

zu informieren und einen Überblick über die<br />

Potenziale in den relevanten Wirtschaftssektoren,<br />

die gegenwärtigen rechtlichen und politischen<br />

Rahmenbedingungen und die Voraussetzungen<br />

des Markteintritts zu geben.<br />

9


TiTEl<br />

<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />

Positive Bilanz der Reise des Bundespräsidenten nach Kuwait und Katar<br />

von Dr. Alexander Tettenborn, Regierungsdirektor im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

Am 27. und 28. Februar 2011 besuchte<br />

Bundespräsident Christian Wulff das<br />

Emirat Katar. Einen Tag davor hatte er<br />

schon Kuwait zu den dortigen Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

– 50 Jahre Unabhängigkeit,<br />

20 Jahre Befreiung und 5 Jahre<br />

Thronbesteigung des Emirs – besucht.<br />

Ein Wirtschaftsprogramm war für Kuwait<br />

nicht vorgesehen. Der Besuch in den beiden<br />

Ländern kam zum richtigen Zeitpunkt: Besonders<br />

in Kuwait wurde genau registriert wird,<br />

wie hochrangig die Feierlichkeiten zu den Jubiläen<br />

wahrgenommen wurden. Dies kann in<br />

Kuwait für die deutsche Wirtschaft positiv<br />

nachwirken. Für Katar hat die Reise insbesondere<br />

mit Blick auf die Weichenstellungen für<br />

die großen Zukunftsprojekte der FIFA-Fussball<br />

WM 2022 Bedeutung. Investitionsvorhaben<br />

von derzeit rund 142 Milliarden US-Dollar in<br />

den nächsten Jahren erfordern eine deutliche<br />

Vor-Ort-Präsenz der deutschen Wirtschaft.<br />

Höhepunkt des Wirtschaftsprogramms in<br />

Katar war eine feierliche Abendveranstaltung<br />

am 27. Februar mit Bundespräsident Christian<br />

Wulff auf Einladung des Premierministers<br />

von Katar, Sheikh Hamad Bin Jassim Bin Jabor<br />

Al Thani. Die Veranstaltung wurde von<br />

der Industrie- und Handelskammer von Katar<br />

in Kooperation mit der <strong>Ghorfa</strong> Arab-German<br />

Chamber of Commerce and Industry und der<br />

AHK-Repräsentanz in Doha (Büro der AHK<br />

VAE) ausgerichtet. Wichtige Vertreter der<br />

Wirtschaft Katars waren anwesend. Der Vorsitzende<br />

der katarischen Industrie und Handelskammer,<br />

Sheikh Khalifa Bin Jassim Al<br />

Thani begrüßte den Besuch des Bundespräsi-<br />

Treffen der Arbeitsgruppe „Bau, Infrastruktur und Transport“ in Doha.<br />

Bundespräsident Christian Wulff zu Besuch bei Sheikh Jaber Al-Sabah in Kuwait.<br />

denten als Zeichen der Wertschätzung der bilateralen<br />

Wirtschaftsbeziehungen. Bundespräsident<br />

Wulff würdigte in seiner Rede die gute<br />

und stets zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik<br />

Katars. Der Premierminister Katars hob<br />

ebenfalls die guten Wirtschaftsbeziehungen<br />

mit Deutschland hervor und betonte, dass beide<br />

Seiten die Chance für eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit nutzen sollten. Im Anschluss<br />

wurden die wichtigsten Großprojekte<br />

Katars präsentiert. Am 28. Februar tagte in<br />

Doha die <strong>Ghorfa</strong>-Arbeitsgruppe „Bau, Infrastruktur<br />

und Transport“ unter Leitung des<br />

Vorsitzenden der Dorsch-Gruppe, Olaf Hoffmann.<br />

Die Sitzung war gemeinsam mit der<br />

Katarischen Industrie- und Handelskammer<br />

und der AHK-Repräsentanz Doha organisiert<br />

worden. Der Staatssekretär im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie, Dr.<br />

Bernd Pfaffenbach betonte in der Sitzung die<br />

zentrale Bedeutung der Bau- und Infrastrukturbranche<br />

im Rahmen der Wirtschaftsbeziehungen<br />

mit Katar. Er wies als Co-Vorsitzender<br />

der gemischten deutsch-katarischen Wirt-<br />

schaftskommission darauf hin, dass die nächste<br />

Kommissionssitzung noch für dieses Jahr<br />

in Deutschland geplant sei. Daher sei es auch<br />

wichtig, dass gute Vorhaben rechtzeitig auf<br />

den Weg gebracht werden. Die Arbeitsgruppe<br />

war unter anderem mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

der Hochtief AG, Dr. Herbert Lütkestratkötter<br />

und dem Architekten Prof. Albert<br />

Speer hochrangig vertreten. Auf katarischer<br />

Seite waren der Vorsitzende der katarischen<br />

Industrie und Handelskammer Sheikh Khalifa<br />

Bin Jassim Al Thani, weitere Vorstandskollegen<br />

der katarischen Kammer sowie der Gründer<br />

des Qatar Green Building Council, Ahmad<br />

Al-Jolo anwesend.<br />

Auf der Sitzung wurde auch die gegenwärtige<br />

politische Lage in der Region und ihre<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaft diskutiert.<br />

Die Lage in Katar und in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten wird allgemein als stabil<br />

bezeichnet. In Bahrain muss man die weitere<br />

Lage – insbesondere die Ergebnisse des politischen<br />

Dialogs abwarten. Auch Saudi-Arabien<br />

ist derzeit stabil. Der als reformorientiert<br />

geltende König von Saudi-Arabien versucht<br />

mit gezielten Maßnahmen, insbesondere mit<br />

massiven Geldzuwendungen, die Lage zu stabilisieren.<br />

Intensiv war auch die Diskussion zu<br />

steuerlichen Aspekten, insbesondere zu den<br />

Auswirkungen eines Doppelbesteuerungsabkommens<br />

mit Katar, das derzeit verhandelt<br />

wird. Es wurde mit Genugtuung aufgenommen,<br />

dass der Bundespräsident bei einem<br />

Frühstück in Doha gegenüber den Vertretern<br />

der Wirtschaftsdelegation am 27. Februar<br />

10 SOUQ 1/2011<br />

Foto: Bundesregierung/Denzel; Rahmig


Foto: Bundesregierung/Denzel<br />

ankündigte, sich des Themas beim nächsten<br />

Treffen mit dem Bundesfinanzminister anzunehmen.<br />

Prof. Albert Speer und Dr. Lütkestratkötter<br />

berichteten über den Stand der<br />

Bau- und Infrastrukturmaßnahmen in Katar.<br />

Beide zeigten sich zuversichtlich hinsichtlich<br />

der Chancen für die deutsche Industrie bei den<br />

wichtigen Bieterverfahren für die in Planung<br />

befindlichen Großprojekte. Es wurde aber<br />

auch deutlich, dass nur eine nachhaltige und<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Katar<br />

auch zum Erfolg führt – eine Strategie, die auf<br />

kurzfristige Abschlüsse zielt, ist weitgehend<br />

chancenlos. Als gutes Beispiel einer partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit nannte Dr. Lütkestratkötter<br />

das „ViCon-Projekt“ (virtual design<br />

and construction), bei dem junge Kataris<br />

verantwortungsvoll bei virtuellen Konstruktionsvorhaben<br />

eingebunden werden.<br />

Ebenfalls zur Sprache kam die DIN-Initiative<br />

der <strong>Ghorfa</strong> unter Leitung von Herrn<br />

Hoffmann. Einigkeit bestand auch darin, dass<br />

angesichts der Dominanz der angelsächsischen<br />

Standards verstärkt Anstrengungen unternommen<br />

werden müssen, DIN-Normen auch<br />

in Katar und der Golf-Region als Standard zu<br />

etablieren. Mit Interesse wurde der Vortrag<br />

17-19 October 2011<br />

Dhahran International Exhibition Center,<br />

Dammam, Kingdom of Saudi Arabia<br />

www.sauditranstec.com<br />

The 2nd International<br />

TRANSPORTATION<br />

MATERIALS HANDLING<br />

WAREHOUSING & LOGISTICS<br />

Exhibition & Conference<br />

SOUQ Exhibition 1/2011 & Conference<br />

Bundespräsident Christian Wulff zu Besuch bei Sheikh Khalifa Bin Jassim Al Thani in Katar.<br />

von Ahmad Al-Jolo, Gründer und Vorstandsmitglied<br />

des Qatar Green Building Councils<br />

(QGBC), aufgenommen. Gerade im Bereich<br />

des Green Building gibt es auf Grund der Technologieführerschaft<br />

Deutschlands in diesem<br />

Bereich gute Ansätze für eine Zusammenarbeit.<br />

Hinzu kommt, dass Al-Jolo auch für Fragen<br />

der Standardisierung in Katar zuständig<br />

ist. Es gilt jetzt, für Katar weiterzudenken. Am<br />

16. März 2011 wird das Bundeswirschaftsministerium<br />

und das Auswärtige Amt gemeinsam<br />

mit Verbänden und Kammern beraten,<br />

wie wir den Prozess bis zur WM 2022 begleiten<br />

können – mit einem „Katar-Aktionsplan<br />

Fussball-WM 2022“. Hierbei gilt es auch, zu<br />

beraten, wie wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit Katar vertiefen können und<br />

Einzelmaßahmen bündeln und koordinieren<br />

können. Aktion statt Aktionismus. Außerdem<br />

ist zu überlegen, inwieweit mit Drittländern,<br />

beispielsweise der Türkei, zur Stärkung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit bei Projekten kooperiert<br />

werden kann. Wenn die Wirtschaft zeigt, dass<br />

sie nachhaltig in die <strong>Partnerschaft</strong> mit Katar<br />

investieren will, wie beispielsweise durch Ausbildungselemente<br />

für Kataris, durch verstärkte<br />

Kooperationen mit der Qatar Foundation, das<br />

Eingehen von Joint Ventures oder durch kulturelles<br />

Engagement vor Ort, wird sie Katar für<br />

sich gewinnen – auch über 2022 hinaus.<br />

2011<br />

ORGANISERS<br />

TiTEl<br />

11


THEMa<br />

Privatwirtschaftliches Engagement gefordert<br />

Die Gesundheitsbranche in den GCC–Staaten<br />

von Martin Kalhöfer<br />

Das Gesundheitswesen in den Staaten<br />

des Golf-Kooperationsrats (GCC;<br />

Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-<br />

Arabien, Vereinigte Arabische Emirate)<br />

steht vor großen Herausforderungen.<br />

Für rapide steigende Ausgaben<br />

sorgen nicht nur das hohe Bevölkerungswachstum<br />

sondern auch die zunehmende<br />

Lebenserwartung.<br />

Der Wohlstand bringt vor allem auch neue<br />

Zivilisationskrankheiten mit sich. Nur mehr<br />

Privatwirtschaft, der Aufbau eines modernen<br />

Versicherungswesens sowie das in der Region<br />

noch wenig diskutierte Thema der Prävention<br />

können die gewaltigen und neuen Aufgaben<br />

des Sektors in den nächsten Jahrzehnten bewältigen.<br />

Dabei ist nicht nur Medizintechnik<br />

aus dem Ausland gefragt, auch Dienstleistern<br />

wie Krankenhausmanagern und Beratern bietet<br />

sich ein enormes Kooperations- und Geschäftspotenzial.<br />

Die arabischen Golfländer haben eine der<br />

am schnellsten wachsenden Bevölkerungen<br />

der Welt. Derzeit leben in der Region etwa<br />

44 Millionen Menschen, schon in 15 Jahren<br />

dürften es 60 Millionen sein. In den nächsten<br />

zwei Jahrzehnten wird die Nachfrage nach<br />

medizinischen Leistungen in den GCC-Staaten<br />

um das Zweieinhalbfache zunehmen. Die<br />

Zahl der benötigten Krankenhausbetten wird<br />

sich verdoppeln und die Gesundheitsbudgets<br />

Projekt<br />

Visualisierung des künftigen Gesundheitszentrums in Bahrain: das Dilmunia Health Island.<br />

verfünffachen, prognostiziert die Unternehmensberatung<br />

McKinsey. In den nächsten<br />

zwölf Jahren soll der Gesundheitsmarkt bei<br />

höherer Nachfrage und steigenden Kosten<br />

voraussichtlich um etwa neun Prozent jährlich<br />

wachsen. Bis 2025 könnte der Markt nach<br />

Prognosen der Weltbank ein Gesamtvolumen<br />

von 60 Milliarden US-Dollar erreichen. Die<br />

Investmentbank Alpen Capital untermauert<br />

diese Einschätzung in einer eigenen Studie.<br />

Der Sektor steht vor einem beispiellosen und<br />

beständigen Wachstum, seine Strukturen<br />

werden sich fundamental verändern.<br />

Schon jetzt haben die GCC-Staaten damit<br />

begonnen, ihre Gesundheitssektoren qualitativ<br />

Ausgewählte Krankenhausprojekte der GCC-Länder (in Mio. US$) 1)<br />

und quantitativ auszubauen. So entstehen bereits<br />

zahlreiche staatliche Groß- und Spezialkliniken,<br />

die international ausgeschrieben und schlüsselfertig<br />

geliefert wurden, neben privaten Konzepten<br />

wie die bekannte Freizone Dubai Health<br />

Care City. Bis 2015 wird in den GCC-Staaten die<br />

Fertigstellung von 200 neuen Krankenhausprojekten<br />

erwartet. Die US-Forschungsgesellschaft<br />

Acorn Research beziffert das Volumen für die<br />

gesamten Vorhaben in den nächsten Jahren<br />

auf 57 Milliarden US-Dollar. Nach Middle East<br />

Economic Digest (MEED), einem Project Tracker,<br />

der regelmäßig alle Projekte in der Region<br />

auflistet, belaufen sich die Gesamtinvestitionen<br />

aller geplanten und in Ausführung befindlichen<br />

Bauprojekte des Gesundheitssektors auf rund<br />

Entwicklungsgesellschaft/Auftraggeber Status Budget<br />

Bahrain – Dilmunia Health Island – Master plan,<br />

Al Muharraq Governorate<br />

Ithmaar Development Company (IDC) Planung 1.530<br />

Katar – Hama Medical City ENT Hospital, Doha Ashghal, Public Works Authority<br />

Im Bau<br />

1.100<br />

Kuwait – South Surra Jaber Ahmed al-Jabber<br />

al-Sabah Hospital, Surra<br />

Kuwait Ministry of Health<br />

Im Bau<br />

1.000<br />

Oman – New Sultan Qaboos Hospital, Salalah<br />

Oman Ministry of Health<br />

Entwicklung 340<br />

Saudi-Arabien – King Saud University for Health<br />

Sciences, Jeddah<br />

Saudi National Guard Health<br />

Im Bau<br />

1.600<br />

VAE – Cleveland Clinic, Abu Dhabi<br />

Mubadala<br />

Im Bau<br />

1.300<br />

1) Projekte in Durchführung, Entwicklung, Ausschreibung, Planung<br />

Quelle: Middle East Economic Digest (MEED), 1.2.2011; Recherchen von Germany Trade & Invest<br />

12 SOUQ 1/2011<br />

Foto: Mott MacDonald


Fotos: GTAI; Sheihk Khalifa Medical City Abu Dhabi<br />

28 Milliarden US-Dollar. Die Projekte zielen auch darauf ab, eine eigene<br />

„Gesundheitskompetenz“ aufzubauen und in der Region ein konkurrenzfähiges<br />

Angebot zu schaffen. Die Kliniken sollen vermehrt auch<br />

Patienten aus den Nachbarländern anziehen. Dies bringt auch neue Herausforderungen<br />

für den etablierten Gesundheitstourismus nach Europa<br />

mit sich. Deutsche Kliniken sind hier gut im Geschäft und müssen<br />

sich den neuen Konkurrenten gegenüber positionieren. Den wachsenden<br />

Anforderungen arabischer Gesundheitstouristen werden deutsche<br />

Anbieter durch den Aufbau von Marken, stärkerer Spezialisierung, sowie<br />

dem Angebot von Paketlösungen begegnen müssen.<br />

Die gesamte Medizintechnik, Medikamente sowie Verbrauchsmaterial<br />

werden von den GCC-Staaten derzeit importiert. Für Deutschland<br />

ist die Region einer der wichtigsten Überseemärkte und wird dies auch<br />

auf absehbare Zeit bleiben. Nach den Erhebungen des Statistischen<br />

Bundesamts lieferte Deutschland 2009 für 279 Millionen Euro Medizintechnik<br />

in die GCC-Staaten, 11 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im<br />

Jahr 2010 könnte der Markt weiter auf ein Volumen von rund 300 Millionen<br />

Euro gewachsen sein. Die gesamten Importe der GCC-Staaten<br />

im Jahr 2009 schätzen Branchenexperten auf etwa 1 bis 1,2 Milliarden<br />

Land<br />

GCC-Staaten: Deutsche Medizintechnik-Exporte<br />

(in Mio. Euro) 1)<br />

Saudi-Arabien<br />

VAE<br />

Kuwait<br />

Katar<br />

Oman<br />

Bahrain<br />

Insgesamt<br />

SOUQ 1/2011<br />

2008 2009 2010 2)<br />

127,0<br />

75,2<br />

23,6<br />

10,5<br />

7,0<br />

4,9<br />

248,2<br />

155,8<br />

62,0<br />

24,6<br />

19,2<br />

10,8<br />

6,6<br />

279,0<br />

143,2<br />

66,1<br />

21,3<br />

24,0<br />

7,8<br />

5,0<br />

267,4<br />

1) medizinische Geräten und orthopädische Vorrichtungen, Warengruppe EWG 871;<br />

2) Januar bis November 2010<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Euro. Neue Krankenhäuser und Technologie alleine genügen jedoch<br />

nicht, um ein leistungsfähiges Gesundheitswesen zu etablieren. Ein<br />

hoher Bedarf besteht neben der Entwicklung und dem maßgeschneiderten<br />

Bau von Krankenhäusern vor allem bei deren Management und<br />

beim Betrieb. Darüber hinaus suchen die Kliniken dringend Fachkräfte<br />

wie Ärzte und Pflegepersonal. Nach Prognosen der in Bahrain ansässigen<br />

Firma Ithmar Capital werden in der GCC-Region bis 2050 mehr<br />

als 140.000 Ärzte und 227.000 Krankenschwestern zusätzlich benötigt.<br />

Mit Hochdruck werden überall medizinische Ausbildungszentren<br />

gebaut. Katar lässt sich zum Beispiel sein Sidra Medical & Research<br />

Die „Exportinitiative Gesundheitswirtschaft“ ist auf eine fokussierte<br />

Unterstützung der Exportanstrengungen des Wirtschaftssegments<br />

gerichtet. Sie wird vom GTAI für das BMWi<br />

umgesetzt und hat zunächst eine Laufzeit von zwei Jahren und<br />

ein Budget von 2,1 Millionen Euro. Die Initiative wird bereits<br />

bestehende Maßnahmen der Außenwirtschaftsförderung in der<br />

Gesundheitswirtschaft vernetzen. Dazu wird unter anderem<br />

eine Website geschaffen. Außerdem werden ergänzende Marketingmaßnahmen<br />

durchgeführt.<br />

Die Sheikh Khalifa Medical City in Abu Dhabi.<br />

THEMa<br />

Centre 2,3 Milliarden US-Dollar kosten. Aber auch auf den anderen<br />

Gebieten muss noch Aufbauarbeit geleistet werden. Dazu zählen<br />

neue Versicherungskonzepte für breitere Bevölkerungsschichten sowie<br />

das Zukunftsthema Prävention. Bisher stehen nicht alle Gruppen<br />

gleichermaßen im Fokus der staatlichen Gesundheitsversorgung. Die<br />

zunehmende Einführung von Krankenversicherungen für mittlere<br />

und untere Einkommensschichten kann sich in der Region zu einem<br />

wesentlichen Wachstumsfaktor für den Gesundheitsmarkt entwickeln.<br />

Die Kosten für die einheimische Bevölkerung werden in der Regel<br />

vom Staat übernommen. Gut verdienende ausländische Arbeitnehmer<br />

sind meist privat oder über ihren Arbeitgeber versichert. Ihnen<br />

steht ein relativ gutes Angebot an privaten Kliniken zur Verfügung.<br />

Die medizinische Versorgung gering verdienender ausländischer Arbeitskräfte<br />

ist meist nur rudimentär – mit einer Ausnahme. In Abu<br />

Dhabi besteht eine Krankenversicherung für ausländische Arbeitnehmer,<br />

Daman, mit Munich Health als strategischem Partner. Die Versicherung<br />

ist allen Ausländern zugänglich, die umgerechnet 1.000 Euro<br />

im Monat oder weniger verdienen. Der Beitrag wird vom Arbeitgeber<br />

bezahlt. Das Konzept könnte sich auch zum Vorbild für andere Länder<br />

der Region entwickeln.<br />

Zur Lösung vieler Gesundheitsprobleme in der Region fehlen jedoch<br />

vor allem noch zündende Konzepte zur Prävention. Die steigenden Kosten<br />

sind nicht zuletzt auch Folge verstärkt auftretender Wohlstandskrankheiten<br />

wie Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Die Verantwortlichen in den Gesundheitsministerien werden sich<br />

der Problematik zunehmend bewusst. Ein aktives, vorbeugendes Gesundheitsangebot<br />

für die einheimische Bevölkerung könnte sich zum<br />

Wachstumsmarkt entwickeln und so manche Krankheit verhindern.<br />

Wer sich im Gesundheitsmarkt am Golf engagieren will, benötigt gute<br />

Kontakte und muss vor Ort Flagge zeigen. Ein Messebesuch oder die<br />

Teilnahme an einer Delegationsreise sind dabei ein guter Einstieg. Zu<br />

den wichtigen Wettbewerbsfaktoren gehören die Themen Ausbildung<br />

sowie die Schulung von Mitarbeitern. Gefragt sind von den Partnern<br />

in der Region vor allem schlüsselfertige Lösungen, die Planung, Bau<br />

und Management von Kliniken umfassen. Dies kann nur gemeinsam<br />

und in Kooperation mit anderen Anbietern geleistet werden.<br />

MARTIN KALHÖFER ist Bereichsleiter Nahost/Afrika<br />

bei Germany Trade & Invest<br />

(GTAI) und stellvertretender Chefredakteur<br />

des Servicemagazins für Außenwirtschaft<br />

„markets“. Der diplomierte Ökonom Kalhöfer<br />

Wirtschaftswissenschaften studierte an der<br />

Universität Wuppertal sowie der Universität<br />

Paris-Sorbonne.<br />

13


THEMa<br />

Gute Aussichten für deutsche Partner<br />

Der Gesundheitssektor im Irak<br />

von Dr. Mahmoud Gaber<br />

Im Zuge seiner Irak-Reise Anfang<br />

Januar 2011 traf Dr. Mahmoud Gaber,<br />

Geschäftsführer bei German Medical<br />

Services (GMS) den irakischen<br />

Minister für Gesundheit Dr. Majied<br />

Amin in Bagdad in seinem Amtssitz.<br />

Die beiden sprachen über gemeinsame<br />

Anliegen bezüglich der irakischen<br />

Infrastruktur und der medizinischen<br />

Versorgung. Die <strong>Ghorfa</strong> freut sich,<br />

ihren Lesern Auszüge aus dem Gespräch<br />

präsentieren zu können.<br />

Der Minister zeigte sich erfreut über das<br />

Interesse deutscher Unternehmer an Kooperationen<br />

mit irakischen Partnern. Er sprach<br />

von zahlreichen Projekten im Gesundheitssektor,<br />

die bereits angestoßen sind oder noch<br />

anstehen. Des Weiteren betonte er, dass das<br />

Gesundheitsministerium ganz bewusst potenziellen<br />

deutschen Partnern künftige Projekte<br />

im Irak aufzuzeigen sucht. Vorrangige<br />

Aufgaben seien derzeit die Modernisierung<br />

bestehender Infrastruktur, der Neubau von<br />

Gesundheitseinrichtungen wie beispielsweise<br />

Krankenhäuser, Spezialkliniken und lokale<br />

medizinische Zentren. Dies sei wichtig, so<br />

Amin, um die bis heute fehlende Infrastruktur<br />

dem internationalen Standard möglichst<br />

rasch anzugleichen.<br />

Insbesondere betonte er Kooperationsmöglichkeiten<br />

bei der Errichtung, Modernisierung<br />

und Organisation medizinischer<br />

Einrichtungen. Die hoch entwickelten deut-<br />

Das geplante Lehrkrankenhaus in Najaf, Irak.<br />

schen Systeme seien<br />

hier besonders geeignet,<br />

die bislang<br />

noch lückenhafte<br />

irakische Gesundheitsinfrastruktur<br />

an internationale<br />

Standards anzupassen.<br />

Besonders seien<br />

Kooperationsmodelle<br />

zur Weiterbildung,<br />

zum Training und zur<br />

Ausbildung von Angestellten des Gesundheitswesens<br />

beispielsweise durch deutsche<br />

Universitäten und andere Lehrinstitutionen<br />

denkbar. Solche Kooperationen sollten gezielt<br />

der weiterführenden internationalen<br />

Qualifikation von Ärzten und medizinischem<br />

Personal dienen. Deutsche Firmen<br />

Das Budget des irakischen Gesundheitsministeriums<br />

für 2011 hat sich um 12,5<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr von<br />

4 auf 4,5 Milliarden US-Dollar erhöht.<br />

Das macht rund 5,5 Prozent des zentralen<br />

Gesamthaushalts der irakischen<br />

Regierung aus. Mit den Geldern soll der<br />

Gesundheitssektors ausgebaut beziehungsweise<br />

modernisiert werden, außerdem<br />

soll die medizinische Versorgung der<br />

irakischen Bevölkerung insgesamt verbessert<br />

werden. Daraus ergeben sich gute<br />

Aussichten für deutsche Partner Kooperationen<br />

auf diesem Sektor einzugehen.<br />

hätten heute schon einen sehr großen Anteil<br />

bei der Ausrüstung von Gesundheitseinrichtungen,<br />

medizinischem Equipment und auch<br />

in der Bereitstellung von pharmazeutischen<br />

Produkten, so Amin. Zwei 400-Betten-Lehrkrankenhäuser<br />

„Teaching Hospitals“ werden<br />

derzeit in Najaf und Mosul von GMS gebaut<br />

und ausgestattet. In diesen Lehrkrankenhäusern<br />

absolvieren Studenten den klinischen<br />

Teil des Medizinstudiums. Über den<br />

Bau weiterer sechs Krankenhäuser laufen<br />

bereits die Verhandlungen. Die grundsätzlichen<br />

Bedingungen für Kooperationen im<br />

Der irakische Minister für Gesundheit Dr. Majied Amin<br />

Irak – besonders unter dem Gesichtspunkt<br />

der politischen und wirtschaftlichen Stabilität<br />

– seien vor allem günstig für deutsche<br />

Investitionen. Der Irak sei sehr daran interessiert,<br />

eine langfristige und dauerhafte<br />

<strong>Partnerschaft</strong> speziell mit deutschen Firmen<br />

wieder aufzubauen, um gemeinsam die maßgeblichen<br />

Bereiche des Landes zu gestalten.<br />

Bereits im Jahr 2008 habe eine hochrangige<br />

Delegation Deutschland besucht, um deutsche<br />

Firmen für die Bewerbung um den Bau<br />

von zehn neuen Krankenhäusern im Irak zu<br />

gewinnen. Ein Jahr später, 2009, hatte sich<br />

der Irak an der Konferenz „1st Iraq Investment<br />

& Business Forum“ in Berlin beteiligt.<br />

Im selben Jahr war wiederum eine hochrangige<br />

irakische Delegation in Leipzig, um mit<br />

deutschen Firmen aus dem Gesundheitssektor<br />

zusammenzutreffen. Darunter waren<br />

unter anderem Siemens, Karl Storz, Erbe,<br />

B. Braun, Maquet, Martin, Roche, GMS und<br />

Fresenius. Damals wurde mit den Firmen der<br />

Bedarf für die Ausstattungen von medizinischen<br />

Einrichtungen diskutiert. Im Zuge von<br />

Folgegesprächen wurde die bis heute höchste<br />

Vergabe von Aufträgen in der Geschichte<br />

des Ministeriums überhaupt angebahnt.<br />

Auch weiterhin sei der Minister sehr daran<br />

interessiert, deutsch-irakische Kooperationen<br />

in seinem Geschäftsbereich nachhaltig<br />

zu unterstützen und zu<br />

erweitern.<br />

Das Gespräch führte<br />

Dr. Mahmoud Gaber, Geschäftsführer<br />

bei German<br />

Medical Services (GMS).<br />

14 SOUQ 1/2011<br />

Fotos: GMS; Ministry of Health, Iraq


Der Erfolg von internationalen Kooperationen ist im hohen Maße von dem<br />

Verständnis der Interessen, des Potenzials und des kulturellen Kontextes<br />

der jeweiligen Partner abhängig. Auch in der deutsch-arabischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

haben sich in den letzten Jahren die Inhalte zunehmend<br />

von der fachlich-technischen Ebene hin zu übergreifenden wirtschaftlichen,<br />

sozialen und politischen Fragestellungen erweitert.<br />

Deshalb unterstützt der DAAD den Aufbau von bikulturellen Masterprogrammen<br />

mit arabischen Ländern. Deutsche und arabische Studierende<br />

erwerben hier nicht nur aktuelles Fachwissen, sondern auch regionales Wissen<br />

und interkulturelle Kommunikationsfähigkeit.<br />

Folgende bikulturelle Masterstudiengänge werden im Rahmen dieses Programms<br />

bisher gefördert:<br />

Hier wächst was.<br />

• “Integrated Water Resources Management (IWRM)” , an der FH Köln<br />

und der University of Jordan, Jordanien<br />

www.iwrm-master.info<br />

• “Economic Change in the Arab Region (ECAR)”, an der Universität<br />

Marburg und der Damascus University, Syrien<br />

www.uni-marburg.de/fb02/ecar<br />

• “Renewable Energy and Energy Efficiency for the MENA Region<br />

(REMENA)”, an der Universität Kassel und der Cairo University, Ägypten<br />

www.uni-kassel.de/remena<br />

• “International Education Management (INEMA)”, an der Pädagogischen<br />

Hochschule Ludwigsburg und der Helwan University, Ägypten<br />

www.inema-master.com


iNTErViEW<br />

„Die effiziente wirtschaftliche Nutzung des<br />

Rohstoffs Wasser ist von zentraler Bedeutung“<br />

Dr. Bernd Kordes ist seit dem 1. Oktober<br />

2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von Lahmeyer International<br />

und Experte auf dem Gebiet der<br />

Wasserwirtschaft. Wir haben uns mit<br />

ihm über seine Pläne mit Lahmeyer<br />

International, die Fußball-WM in Katar<br />

und die Bedeutung von Wasser<br />

unterhalten, selbstverständlich mit besonderem<br />

Fokus auf die arabische Welt.<br />

SOUQ: Sehr geehrter Herr Dr. Kordes, Sie<br />

sind seit dem 1. August 2010 in der Geschäftsführung<br />

von Lahmeyer International<br />

und seit dem 1. Oktober 2010 auch deren<br />

Vorsitzender. Wie sind ihre ersten Eindrücke<br />

im neuen Unternehmen?<br />

Dr. Kordes: Selbstverständlich war mir Lahmeyer<br />

International bereits vorher als Unternehmen<br />

mit einem weltweit guten Ruf<br />

bekannt. Dennoch bin ich immer wieder sehr<br />

positiv überrascht, dass die Marktdurchdringung<br />

des Unternehmens noch weitaus weitgehender<br />

ist, als ich es geglaubt hätte. Das<br />

zweite, das mich positiv überrascht hat, ist<br />

der hervorragende fachliche Ruf, auch dieser<br />

ist noch weitaus besser als zuvor angenommen.<br />

Es ist eine durchweg positive Überraschung,<br />

wie das Unternehmen als starke<br />

Marke weltweit bekannt ist.<br />

SOUQ: Als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

des Unternehmens haben Sie<br />

sicher viele Ideen für Lahmeyer International.<br />

Wie sehen ihre Zukunftspläne mit dem<br />

Unternehmen aus?<br />

Dr. Kordes: Bislang sind wir im Vergleich<br />

zu unseren internationalen Wettbewerbern<br />

nicht sehr groß. Daher ist eine wichtige Zukunftsaufgabe,<br />

das Unternehmen auf Wachstumskurs<br />

zu bringen. Die zweite wichtige<br />

Aufgabe ist, den bereits eingeleiteten Wandel<br />

von einem nationalen Ingenieurunternehmen,<br />

das Ingenieurexport ins Ausland<br />

macht, zu einem internationalen Unternehmen,<br />

das vernetzt mit vielen Standorten<br />

Projekte in der ganzen Welt bearbeitet,<br />

weiter voran zu treiben. Dazu gehört unter<br />

Bernd Kordes ist seit dem 1. August bei Lahmeyer International.<br />

anderem der Aufbau weiterer ausländischer<br />

Tochtergesellschaften und Niederlassungen.<br />

SOUQ: Wie wird dieses Wachstum aussehen,<br />

werden Sie es organisch aus dem Unternehmen<br />

heraus betreiben oder bedeutet das auch<br />

Zukäufe?<br />

Dr. Kordes: Wir sind stark genug, sowohl organisch<br />

zu wachsen, als auch über Zukäufe.<br />

Derzeit sind wir beispielsweise dabei, den<br />

Kauf eines Unternehmens im Bereich Wasserkraft<br />

in der Türkei abzuschließen. Außerdem<br />

identifizieren wir gerade weitere potentielle<br />

Unternehmen als zukünftige M&A<br />

(mergers and aquisitions) Kandidaten.<br />

SOUQ: Wie sieht ihr Expansionsvorhaben<br />

speziell im arabischen Raum aus?<br />

Dr. Kordes: Wir betreiben dort bislang sehr<br />

erfolgreich organisches Wachstum, beispielsweise<br />

über unsere Niederlassungen in Katar,<br />

Abu Dhabi und Dubai. Wir planen aber noch<br />

mehr. So haben wir gerade mit Hilfe einer<br />

Marktstudie für ganz Afrika großes Potenzial<br />

im Maghreb festgestellt. Insbesondere<br />

Marokko, Tunesien und Algerien, bedingter<br />

auch Libyen, sind für uns hochinteressant.<br />

SOUQ: Lahmeyer International hat einen<br />

Bereich Erneuerbare Energien, die Maghreb-<br />

Länder haben mit Desertec Großes in diesem<br />

Sektor geplant. Was sind ihre Absichten?<br />

Dr. Kordes: Selbstverständlich werden die<br />

erneuerbaren Energien ein Schwerpunkt für<br />

uns in dieser Region sein. Wir sind ja bereits<br />

‚Associated Partner‘ der Desertec Industrial<br />

Initiative. Nordafrika ist für den Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien wie Wind und Solar<br />

prädestiniert. Da wir in diesem Sektor in der<br />

Region bereits ausgesprochen gut aufgestellt<br />

sind, bietet es sich an, dies weiter zu verstärken.<br />

SOUQ: Ihr Unternehmen ist auch im Wassersektor<br />

aktiv, der für die eher trockenen<br />

Regionen Arabiens eine besondere Rolle<br />

spielt …<br />

Dr. Kordes: Wir sind ja neben der Wasserkraft<br />

auch im Bereich Trinkwasserversorgung<br />

und Abwasserentsorgung tätig. Eine<br />

effiziente wirtschaftliche Nutzung des<br />

Rohstoffs Wasser ist für die Entwicklung<br />

sämtlicher arabischer Länder von zentraler<br />

Bedeutung. In diesem Bereich sehen wir<br />

großes Potenzial im sparsamen Umgang<br />

mit Trinkwasser, Abwasseraufbereitung,<br />

Wiederverwertung und der Schließung von<br />

Kreisläufen. Das sind die Themen, die auch<br />

für uns in Zukunft noch viele Möglichkeiten<br />

bieten werden.<br />

16 SOUQ 1/2011<br />

Fotos: Lahmeyer International


Fotos: Lahmeyer International<br />

Erhöhung des Damms an der Wasserkraftanlage am blauen Nil im Sudan.<br />

SOUQ: Wo liegt auf dem Gebiet Trink- und<br />

Abwasser sowie Bewässerung das größte Potenzial?<br />

Dr. Kordes: Zukunftsthema in diesem Bereich<br />

ist die effiziente Nutzung des Wasserkreislaufs,<br />

insbesondere bei der Bewässerungstechnik.<br />

Länder wie Ägypten oder der Sudan hängen<br />

in dieser Hinsicht fast ausschließlich vom<br />

Nil ab. Das Nilwasser ist jedoch begrenzt und<br />

die wachsende Bevölkerung in diesen Ländern<br />

kann nur dauerhaft und nachhaltig ernährt<br />

werden, wenn die Nutzung der Ressource<br />

Wasser immer besser wird. Das bedeutet, dass<br />

neue Techniken eingesetzt werden müssen.<br />

Auch die Frage, wie viel Wasser ganz konkret<br />

in der Nahrungsmittelproduktion steckt und<br />

mit welchen Nahrungsmitteln die Ressource<br />

Wasser am effizientesten genutzt werden<br />

kann, wird eine immer größere Rolle spielen.<br />

Das integrierte Solar-Kombikraftwerk Hassi R‘Mel in Algerien.<br />

SOUQ 1/2011<br />

SOUQ: Wie bewerten sie die deutsch-arabischen<br />

Geschäftsbeziehungen?<br />

Dr. Kordes: In unseren Gesprächen mit arabischen<br />

Auftraggebern, stellen wir immer<br />

wieder fest, dass dort ein hohes Maß an<br />

Wertschätzung gegenüber deutschen Unternehmen<br />

und deutscher Technologie herrscht.<br />

Ich glaube, die deutsch-arabischen Handelsbeziehungen<br />

sind traditionell sehr gut.<br />

SOUQ: Noch kurz zur Fußball-WM in Katar.<br />

Freuen Sie sich schon darauf?<br />

Dr. Kordes: Wir freuen uns sehr über diese<br />

bemerkenswerte Entwicklung. Und es wird<br />

mit Sicherheit einen Wachstumsschub auch<br />

in der gesamten Region auslösen. Da freut es<br />

uns natürlich besonders, dass wir bereits mit<br />

einem Büro in Katar vertreten sind.<br />

iNTErViEW<br />

SOUQ: Was bedeutet die katarische Fußball-<br />

WM für Lahmeyer International?<br />

Dr. Kordes: Wachstum bedeutet auch zum<br />

einen, dass mehr Energie benötigt wird, da<br />

können wir in jeder Form dabei sein, sei es<br />

Energie-Erzeugung oder auch Energieübertragung.<br />

Wachstum in Katar bedeutet aber<br />

auch, dass Verkehrssysteme neu geschaffen<br />

werden müssen – das ganze schienengebundene<br />

Transportsystem muss aufgebaut<br />

werden. Da hoffen wir auch in irgendeiner<br />

Form dabei zu sein. Letztendlich gilt auch:<br />

je mehr Menschen in einer Region sind,<br />

desto mehr Wasser wird benötigt. Da fallen<br />

mir die Stichworte Trinkwasserversorgung,<br />

Abwasserversorgung, eben die ganze urbane<br />

Infrastruktur ein. Da gibt es eine ganze<br />

Reihe von Aspekten, an denen wir unsere<br />

Kompetenzen ausspielen können. Wir gehen<br />

davon aus, dass die WM den Trend zu einer<br />

nachhaltigen Entwicklung in der Region<br />

langfristig anschieben wird. Als Lahmeyer<br />

International sind wir bereits seit 20 Jahren<br />

in der Region. Das kommt uns jetzt zugute.<br />

Daher gehen wir davon aus, auch in den<br />

nächsten 20 Jahren in der Region erfolgreich<br />

tätig zu sein.<br />

LAHMEyER INTERNATIONAL ist eine weltweit<br />

tätige Ingenieurgesellschaft für technische<br />

und wirtschaftliche Planungs- und Beratungsleistungen<br />

mit dem Schwerpunkt komplexe<br />

Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie,<br />

Wasser und Wasserkraft sowie Transport<br />

Infrastruktur. Projekte in der Arabischen Welt<br />

sind unter anderem das Kombi-Kraftwerk in<br />

Qurayyah, Saudi-Arabien, das integrierte Solar-Kombikraftwerk<br />

Hassi R‘Mel in Algerien<br />

oder das Staudamm-Projekt Merowe im Sudan.<br />

Die Unternehmensgruppe ist vor Ort mit Niederlassungen<br />

in Doha, Katar, Dubai und Abu<br />

Dhabi sowie Saudi-Arabien vertreten.<br />

17


ExPErTENBEiTraG<br />

Die Zeichen sind durchaus positiv<br />

Der Tourismus in der arabischen Welt<br />

von Prof. Dr. Djamal Benhacine<br />

Nach dem schwierigen Jahr 2009 mit<br />

der Weltwirtschaftskrise einerseits<br />

und der Schweinegrippe-Pandemie<br />

andererseits, scheint sich die Wirtschaft<br />

wieder erholt zu haben.<br />

Mit ihr ist die Lust am Reisen wieder da.<br />

Nach einem Rückgang um vier Prozent im<br />

Jahr 2009, bescherte das abgelaufene Jahr<br />

2010 mit 935 Millionen Touristenankünfte<br />

der Branche weltweit einen Zuwachs von<br />

sieben Prozent. 1)<br />

Auch der Nahe und Mittlere Osten verzeichneten<br />

ein deutliches Plus (14 Prozent).<br />

Er empfing 60 Millionen Besucher, was besonders<br />

auf die Belebung des Reisegeschäfts<br />

in Syrien und Jordanien zurück zu führen<br />

ist. Diese Länder ernten nun die Früchte<br />

ihrer gezielten Marketingmaßnahmen der<br />

vergangenen beiden Jahre. Nicht zuletzt<br />

wächst unaufhörlich der Markt in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten (VAE) und<br />

Katar. Auch die Destinationen Marokko,<br />

Tunesien und Ägypten zogen an.<br />

Gleich mehrere der 22 Mitgliedsländer<br />

der Arabischen Liga profitieren vom Tourismusgeschäft.<br />

Die längere Tradition haben<br />

bislang Ägypten, Tunesien und Marokko.<br />

Aber der Nahe und Mittlere Osten mischt<br />

seit einigen Jahren kräftig mit, insbesondere<br />

Syrien, Jordanien, der Oman, die VAE<br />

und Saudi Arabien (+28 Prozent). Ohne die<br />

anderen arabischen Länder ganz außer Acht<br />

zu lassen, zeigen wir am Beispiel der VAE<br />

für den Osten sowie Tunesien und Marokko<br />

für Nordafrika, welche Formen der Tourismus<br />

jeweils hat und welche Entscheidungen<br />

zum Erfolg auch in Krisenzeiten geführt<br />

haben.<br />

Luxustourismus in Dubai<br />

Ein Besucher der Emirate, egal ob er unvoreingenommen<br />

oder vorbereitet hinkommt,<br />

wird zugleich begeistert und verwirrt sein.<br />

Noch immer unterliegt er zunächst dem<br />

Eindruck, das Land sei eine riesige Baustelle.<br />

Schätzungen zufolge sollen 15 Pro-<br />

1) WTO: Pressemitteilung vom 17.01.2011<br />

Realer Luxustraum: Das Hotel Atlantis auf der Dubaier Insel Palm Jumeirah.<br />

zent aller Kräne der Welt dort im Einsatz<br />

gewesen sein. Bekanntlich haben Bauprojekte<br />

in den VAE auch ein anderes Ausmaß<br />

als anderswo auf der Welt und lösen<br />

beim Betrachter gewöhnlich erst einmal<br />

Kopfschütteln aus. Ein Großteil der Neubauten<br />

soll für touristische Zwecke eingesetzt<br />

werden. Ist Dubai damit die Destination<br />

des 21. Jahrhunderts schlechthin?<br />

Angesichts des bereits realisierten und<br />

der noch geplanten Vorhaben, muss diese<br />

Frage bejaht werden. Dafür zeugen auch<br />

die magischen Namen: Palm Jumeirah,<br />

„The World“ mit seinen 300 künstlichen<br />

Inseln, Dubailand als größter Freizeitpark<br />

der Welt, Ski Dubai mit 4.000 Besuchern<br />

täglich, das Atlantis Hotel mit 1.539 Zimmern<br />

oder der Burj al Arab, dessen Segelform<br />

ein Wahrzeichen des Emirats ist, um<br />

nur einige zu nennen. All diese Werke sind<br />

Zeugen architektonischer Innovation und<br />

Modernität. Sie sind außerdem eine technologische<br />

Herausforderung und vereinen<br />

arabische Tradition und Luxus. Doch hat<br />

auch diese Erfolgsgeschichte einen Haken.<br />

Die weltweite Krise ist nicht spurlos<br />

an Dubai vorüber gegangen. Der Bau des<br />

größten Hotels der Welt, das „Asia Asia“<br />

(6.000 Zimmer) im Bawadi-Projekt, wur-<br />

de gestoppt. Vorübergehend heißt es. Burj<br />

Khalifa, das höchste Gebäude der Welt,<br />

konnte nur durch eine Finanzspritze durch<br />

den Emir von Abu Dhabi fertig gestellt<br />

werden. Ziel Dubais ist es weiterhin, durch<br />

solche gigantischen Projekte das positive<br />

Image weltweit zu festigen und zugleich<br />

die Zukunft nach dem Erdöl zu gestalten.<br />

Nach dem Erdöl<br />

Aus der touristischen Entwicklung beabsichtigt<br />

das Emirat ähnliche Einnahmen<br />

wie beim vergänglichen Öl schöpfen zu<br />

können. Die Zeichen hierfür sind durchaus<br />

positiv: schon 2008 und 2009 verzeichnete<br />

Dubai weltweit die höchste Hotelauslastungsrate<br />

und den höchsten Erlös pro<br />

Zimmer noch vor Paris, New york und<br />

London. Dieses Ergebnis verdanken sie<br />

überwiegend den Geschäftsleuten sowie<br />

zahlungskräftigen Besuchern. Bereits 2009<br />

besuchten 200.000 deutsche Touristen das<br />

Märchenland, Tendenz steigend. Entgegen<br />

den allgemeinen Erwartungen wuchs der<br />

Tourismus 2009 um 14 Prozent und 2010<br />

wurden von insgesamt 60 Millionen Ankünften<br />

in den Mittleren Orient, 15 Millionen<br />

in den VAE erwartet. Doch nach der<br />

Krise scheinen die Emirate, einen neuen<br />

18 SOUQ 1/2011<br />

Foto: Hotel Atlantis


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ExPErTENBEiTraG<br />

Weg einzuschlagen. Nachdem das Bettenangebot<br />

höher liegt als die Nachfrage und<br />

die Preise zu hoch waren, mussten die Hotelbetreiber<br />

durch Preisnachlässe, Pauschalangebote<br />

sowie kostenlosen Flughafentransfers<br />

und Shuttles in die Stadt auf<br />

Kundenfang gehen. Die Adressaten solcher<br />

Werbekampagnen sind keine reichen<br />

Touristen, sondern normale Familien mit<br />

Kindern. Begünstigt wurden diese Maßnahmen<br />

auch durch günstigere Flugpreise<br />

aufgrund der Konkurrenz der Fluggesellschaften<br />

der Region, die um Marktanteile<br />

ringen. Die Stärke der Destination liegt in<br />

der Faszination des Orients durch Luxus,<br />

ausgefallene Architektur, Landschaft, Kultur<br />

und Tradition.<br />

Nordafrika<br />

In Nordafrika teilen sich seit den siebziger<br />

Jahren vor allem Ägypten, Tunesien und<br />

Marokko das Geschäft. Für die zwei letztgenannten<br />

Länder begann der Boom des Tourismus<br />

mit dem Massentourismus und der<br />

Einführung der Pauschalreisen mit Charterflügen.<br />

Sie bauten auf die unerschöpflichen<br />

„SMS-Ressourcen“ (Sonne, Meer, Sand)<br />

und zehrten hauptsächlich vom Badetourismus.<br />

90 Prozent der Hotelanlagen befinden<br />

sich an den Küsten. Obwohl mit identischen<br />

Voraussetzungen ausgestattet, schlugen die<br />

Länder unterschiedliche Wege ein. Während<br />

Tunesien private Investoren vom In- und<br />

Ausland agieren ließ, lenkte Marokko ab<br />

1965 seine Tourismusentwicklung staatlich<br />

Urlaub in orientalischer Pracht: Innenansicht eines marokkanischen Hotels.<br />

durch Drei- beziehungsweise Fünfjahrespläne.<br />

Der Staat selbst war an der Finanzierung<br />

des Hotelaufbaus beteiligt. Daraus<br />

ergibt sich ein beträchtlicher Preisunterschied<br />

bei gleicher Leistung: Tunesien gilt<br />

als billige und Marokko als teure Destination.<br />

Außerdem ist Tunesien nach Frankreich<br />

die zweite Destination weltweit für die<br />

Thalasso-Therapie. Auch für den Medizintourismus<br />

ist dieses Land ein Geheimtipp.<br />

Dadurch, dass der Tourismus in der Region<br />

bereits lang etabliert ist, sind die Hotel-<br />

einrichtungen jedoch oft in die Jahre gekommen<br />

und entsprechen nur noch stellenweise<br />

den Erwartungen der ausländischen Gäste.<br />

Inzwischen werden deswegen neue Maßnahmen<br />

ergriffen wie Modernisierung des<br />

Vorhandenen, Kapitalerhöhung für Investoren,<br />

Angebotsdiversifizierung und Neubau<br />

von Hotelanlagen und Flughäfen. In<br />

dieser Hinsicht wirkt Marokko offensiver.<br />

Mit dem bereits angelaufenen Plan „Vision<br />

2010“ wurden 160.000 Betten zusätzlich<br />

geschaffen, davon 130.000 an der Küste, um<br />

der starken Nachfrage nach gutem Standard


Foto: Gaetan Gauthier<br />

gerecht zu werden. Die Oasenstadt Marrakech<br />

profiliert sich derzeit als Luxusdestination<br />

– für Araber wie für Europäer – mit<br />

Fünf-Sterne-Hotels namhafter Marken wie<br />

Mandarin, Iberostar, Barcelo, Fram oder Accor.<br />

Der Plan „Vision 2020“ sieht unter anderem<br />

eine Verdoppelung der 9,4 Millionen<br />

Touristen auf 20 Millionen vor, die Bereitstellung<br />

von 200.000 neuen Betten. Außerdem<br />

sind eine Verdoppelung des Bruttoinlandsprodukts<br />

von 60 auf 150 Milliarden<br />

Dirham, die Verdoppelung der Arbeitsplätze<br />

auf eine Million und der Aufstieg unter<br />

die ersten 20 Destinationen (aktuell an 27.<br />

Stelle) geplant.<br />

SOUQ 1/2011<br />

Arabischer Tourismus<br />

Eine Besonderheit beider Länder ist der hohe<br />

Anteil des innerarabischen Tourismus. Die<br />

bei weitem größte Gruppe sind die ‚Rückkehrer‘,<br />

die überwiegend aus Frankreich<br />

anreisen, um den Urlaub in ihrer Heimat<br />

zu verbringen. Wohin reisen nun die Araber<br />

des Nahen und Mittleren Ostens? Abgesehen<br />

von den Reisen nach Asien (Indien, Iran,<br />

Malaysia) gehen 75 Prozent der arabischen<br />

Reisenden in die „Brüderländer“ Syrien,<br />

Jordanien, Ägypten, Tunesien und Marokko<br />

und nur neun Prozent nach Europa. Seit<br />

dem 11. September 2001 sind die USA für sie<br />

wegen der verschärften Einreisebestimmungen<br />

nicht mehr attraktiv. England bleibt mit<br />

London traditionell das erste Zielgebiet vor<br />

Deutschland und Frankreich.<br />

Blick aufs Meer über die malerische Altstadt im tunesischen Hammamet.<br />

2) DZT: Kurzinformation „Arabische Golfstaaten 2010“. 3) Ebenda S. 9<br />

In den letzten Jahren avancierte Deutschland<br />

zu einem der beliebtesten Zielmärkte<br />

der arabischen Besucher. 2009 wurden<br />

258.883 Ankünfte 2) aus den Golfstaaten<br />

gezählt, was 770.980 Übernachtungen entspricht.<br />

Die Geschäftsreisen machen 22<br />

Prozent aus, während 65 Prozent Urlauber<br />

sind und 13 Prozent sonstige Reisende<br />

beziehungsweise VFR-Reisende (Visiting<br />

Friends and Relatives) 3) . Das meist besuchte<br />

Bundesland ist bei weitem Bayern mit 40,9<br />

Prozent der Übernachtungen, insbesondere<br />

führt München mit 270.891 Übernachtungen<br />

die Liste der „Magic Cities“ an, vor<br />

Frankfurt, Berlin, Düsseldorf und Hamburg.<br />

Gesundheitstourismus nach<br />

Deutschland<br />

Zu 99 Prozent benutzen die Araber das<br />

Flugzeug zur Anreise und buchen im Voraus<br />

Rundreisen (63 Prozent). Die Kurzreisen<br />

– ein bis drei Nächte – fallen relativ<br />

gering aus (5 Prozent). Interessanterweise<br />

liegt die Aufenthaltsdauer mit 23,5 Tagen<br />

weit über dem Durchschnitt der anderen<br />

Touristen. Diese Tatsache beeinflusst die<br />

Wahl der Unterkunft: 57 Prozent buchen<br />

ein Hotel, davon 95 Prozent First-Class<br />

Hotels. Gereist wird vor allem im Zeitraum<br />

Mai bis August (75 Prozent); von<br />

September bis Dezember sind es immerhin<br />

noch 21 Prozent. Es reisen mehr Frauen als<br />

Männer, aber die Altersstruktur liegt mit<br />

45 Jahren höher als bei anderen Reisen-<br />

ExPErTENBEiTraG<br />

Dreisprachiges Hinweisschild in einem deutschen<br />

Krankenhaus.<br />

den. Meistens stammen sie aus den höheren<br />

Einkommens- und Bildungsschichten.<br />

Der arabische Markt unterliegt besonderer<br />

Merkmale. Durch den Islam sind besondere<br />

Verhaltensmuster vorgegeben und die Erwartung,<br />

diese zu respektieren, ist bei den<br />

Arabern groß.<br />

Der Gesundheits- beziehungsweise Medizintourismus<br />

spielt zunehmend eine große<br />

Rolle bei der Wahl der Destination und<br />

scheint eine ertragreiche Nische im internationalen<br />

Tourismus zu werden. Die oben<br />

genannten Zahlen enthalten auch eine<br />

Kategorie von Besuchern, die zunehmend<br />

Deutschland zugleich als Urlaubsland als<br />

auch für medizinische Behandlungen besuchen.<br />

Besonders wenn sie krank und in<br />

Behandlung sind, brauchen die Araber die<br />

Nähe der Familienmitglieder und der Freunde.<br />

Daher reisen sie in großen Gruppen und<br />

mieten ganze Etagen oder große Wohnungen.<br />

Sieben Prozent reisen ausschließlich<br />

aus gesundheitlichen Gründen an und nur<br />

ein Prozent integrieren in ihrem Urlaub eine<br />

gesundheitsfördernde Maßnahme (Wellness,<br />

21


ExPErTE<br />

Idylle in Deutschland: Ein Hotelkomplex in den Alpen<br />

Massage, chek-up, etc.). Obwohl das eigene<br />

Gesundheitssystem relativ gut und modern<br />

ist, bleibt die Nachfrage nach Healthcare<br />

Maßnahmen im Ausland groß. Zu den am<br />

meisten gefragten Behandlungen zählen die<br />

plastische Chirurgie und die Physiotherapie<br />

sowie Behandlungen der Herzkreislauferkrankungen,<br />

der Unfruchtbarkeit, des Diabetes,<br />

außerdem orthopädische Probleme<br />

(Rücken, Knie) und Transplantationen.<br />

Deutschland hat auf diesem Gebiet weltweit<br />

und besonders bei den Arabern einen<br />

hervorragenden Ruf für qualitativ hochwertige<br />

medizinische Behandlungen gepaart<br />

mit Spitzentechnologie und einem hohen<br />

Bildungsstand des Krankenhauspersonals.<br />

Mehr als 2.000 Akutkrankenhäuser, 1.000<br />

Reha-Kliniken und 300.000 namhafte Ärz-<br />

te tragen diesen Ruf in die Welt. Ein Vorteil<br />

gegenüber der ausländischen Konkurrenz<br />

ist das Preis-Leistungsverhältnis, das aus<br />

Deutschland die erste Adresse macht.<br />

Neben der Behandlung erwarten die Gäste<br />

eine touristische Infrastruktur für ihre mitgereisten<br />

Angehörigen in Form von Unterhaltung,<br />

Shoppingmöglichkeiten oder Ausflügen<br />

in eine schöne, bergige Landschaft.<br />

Attribute, die Bayern zur beliebtesten Destination,<br />

der sich in Behandlung befindenden<br />

Araber gemacht haben. Der Hotelsektor hat<br />

sich bereits auf diese geschätzte Kundschaft<br />

eingestellt und bietet ganze Pakete an mit<br />

arabisch sprechendem Personal, arabischen<br />

Fernsehprogrammen, Zeitungen, arabischen<br />

Speiseangeboten, Gebetszimmern und vielem<br />

mehr. Nur an der interkulturellen Kom-<br />

munikation muss noch gefeilt werden. Das<br />

Zauberwort am Schluss kann nur „Marhaba“<br />

heißen!<br />

PROF. DR. DJAMAL<br />

BENHACINE ist<br />

seit 1992 Professor<br />

an der Fakultät für<br />

Tourismus der Hochschule<br />

für angewandte<br />

Wissenschaften<br />

in München, sein<br />

wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt liegt im Bereich interkulturelle<br />

Kommunikation und Tourismus Management.<br />

Nach einem Studium der Germanistik<br />

und der Politologie an der Universität von<br />

Algier hatte Benhacine verschiedene Lehraufträge<br />

unter anderem an der Universität<br />

Sorbonne in Paris und der Universität Würzburg<br />

inne. 1986 promovierte er an der Universität<br />

Augsburg.<br />

22 SOUQ 1/2011


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ExPErTENBEiTraG<br />

Lichtvolle Entwicklung<br />

Marokko wird zum Vorzeigeland für Erneuerbare Energien<br />

von Jürgen Hogrefe<br />

Seit Jahrhunderten knallt die Sonne<br />

in Marokko besonders unbarmherzig<br />

auf den Planeten. Erst in jüngster<br />

Zeit wird sie zu einem nutzenbringenden<br />

Faktor für das Land. Der<br />

‚Plan Solair Maroccain’ und auch<br />

Desertec bedeuten eine neue Zukunft<br />

für das Land.<br />

Die Fremdenlegionäre wussten genau, warum<br />

sie im Frühjahr 1928 just an diesem Ort den<br />

Grundstein für eine Garnisonsstadt legten.<br />

Hier in Ouarzazate, hübsch zwischen dem<br />

Hohen Atlas und dem Antiatlas an einem<br />

Stausee gelegen, mussten sie für die französischen<br />

Kolonialherren die Macht absichern –<br />

vor allem gegen renitente Berberstämme, die<br />

von eindrucksvollen Lehmburgen aus, den legendären<br />

Kasbahs, seit Jahrhunderten die gesamte<br />

Gegend am Rande der Sahara in Schach<br />

gehalten hatten. Als sich die französischen<br />

Besatzer einige Jahrzehnte später schließlich<br />

aus dem Staub gemacht hatten, kannten die<br />

Einheimischen nur noch einen Feind: Die<br />

Sonne, die erbarmungslos in luzider Klarheit<br />

auf das Hochgebirgsplateau knallte. Die<br />

sengende Sonne machte die Menschen matt<br />

und Entwicklung schwer. In den 60er Jahren<br />

jedoch machten sich Einige daran, den vermeintlichen<br />

Fluch des Landstrichs in einen<br />

Segen zu verwandeln: Erste Hotels zogen<br />

bald sonnenhungrige Europäer an, die hier in<br />

Energie aus Wind hat Zukunftspotenzial: Ein Windpark in Tanger.<br />

knapp 1.200 Metern<br />

Höhe sommers<br />

wie winters<br />

ihre bleichen Gesichter<br />

bräunen<br />

ließen. Tourismus<br />

ist denn auch bis<br />

heute die Haupteinnahmequelle<br />

für die 38.000<br />

Einwohner von<br />

Ouarzazate. Ende<br />

der 60er Jahre entdeckte<br />

die Filmindustrie<br />

das einmalige<br />

Licht von<br />

Ouarzazate: „James Bond“-Filme wurden<br />

hier unter freiem Himmel gedreht und jede<br />

Menge Bibelfilme. Die Filmbosse hatten erkannt:<br />

Hier gab es Sonne satt und garantiert<br />

das ganze Jahr hindurch. Die nächste Generation<br />

der Sonnenhungrigen hat das Phänomen<br />

mittlerweile in nüchterne Zahlen gefasst:<br />

In Ouarzazate scheint die Sonne etwa 2.500<br />

Stunden pro Jahr, die direkte Sonneneinstrahlung<br />

beträgt dabei 2,77 KWh pro Quadratmeter<br />

und Tag. Ein sensationeller Wert.<br />

Zukunftsvision<br />

Strom aus Sonne: Kollektoren in der Wüste.<br />

Kein Wunder, dass heute noch ganz andere<br />

Sonnenfreunde nach Ouarzazate pilgern. Sie<br />

wollen die Kraft der sengenden Sonne endlich<br />

in einen dauerhaft<br />

nutzbaren<br />

Segen umwandeln<br />

– in Solarenergie.<br />

Am 2. November<br />

2009 erlebte das<br />

verträumte Provinznest<br />

den bisher<br />

größten Tag<br />

seiner Geschichte.<br />

Mohamed VI., König<br />

von Marokko,<br />

hatte geladen, und<br />

alle, alle kamen:<br />

Der Premierminister,<br />

fast alle Minister<br />

des Kabinetts,<br />

die Präsidenten der beiden Kammern des<br />

Parlamentes, sogar Thronfolger Prinz Moulay<br />

Rachid durfte dabei sein, als der König ein<br />

Jahrhundertprojekt verkündete; so groß, dass<br />

auch die amerikanische Außenministerin Hillary<br />

Clinton eigens einschwebte: Den „Plan<br />

Solaire Maroccain“. In einer bis dahin nicht<br />

gekannten Größenordnung proklamierte der<br />

Monarch im Versammlungszentrum von Ouarzazate<br />

einen Plan zur Nutzung der Sonnenenergie,<br />

der das nordafrikanische Schwellenland<br />

in eine lichte Zukunft führen soll.<br />

Ehrgeizige Pläne<br />

Bis 2020 sollen die Erneuerbaren in Marokko<br />

42 Prozent der installierten Kapazität von<br />

dann knapp 15.000 Megawatt ausmachen. Jeweils<br />

14 Prozent Sonnen-, Wind- und Wasserenergie<br />

sollen künftig zum Stromaufkommen<br />

beitragen. Allein das Solarprogramm mit<br />

installierten 2.000 Megawatt soll rund neun<br />

Milliarden US Dollar kosten. Noch nirgendwo<br />

in der arabischen Welt ist ein annähernd<br />

ehrgeiziger Plan zum Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien beschlossen worden. Der Grund<br />

für den erfreulichen Ehrgeiz liegt auf der<br />

Hand. Marokko hat weder Öl, noch Gas, noch<br />

Kohle. Heute muss das Königreich 97 Prozent<br />

seiner Energie importieren. Bis zu 20 Prozent<br />

seiner Elektrizität erhält Marokko sogar über<br />

ein Unterseekabel durch die Meerenge von<br />

Gibraltar aus Spanien. Für den Import von<br />

Energie gehen mit rund neun Milliarden Dol-<br />

24 SOUQ 1/2011


Foto: Lahmeyer International<br />

lar etwa 11 Prozent des Staatshaushalts drauf.<br />

Jede Nachricht über steigende Ölpreise lässt<br />

auch den Blutdruck des Finanzministers in<br />

Rabat bedrohlich ansteigen. Arm an fossilen<br />

Rohstoffen für Energie, ist Marokko jedoch<br />

reich an den Erneuerbaren: Neben der klaren<br />

Sonnenkraft hat Marokko mit durchschnittlich<br />

neun Meter pro Sekunde auch vorzügliche<br />

Windwerte. Bis zu sechs Milliarden Dollar<br />

will Marokko für Windenergie ausgeben.<br />

Und die 3.500 Kilometer Küste lassen die<br />

Marokkaner sogar von Wellenkraftwerken<br />

schwärmen.<br />

Der „Plan Solaire Maroccain“<br />

Dass der „Plan Solaire Maroccain“ nicht als<br />

Fata Morgana der Energiegeschichte endet,<br />

ist mittlerweile sicher. „Der politische Wille<br />

auf höchster Ebene ist da“, freute sich die<br />

marokkanische Energieministerin Amina<br />

Benkhadra Ende Januar in Berlin: „Der König<br />

ist mit im Boot.“ Und, als leidenschaftliche<br />

Befürworterin des kühnen Plans auch<br />

ihre Majestät die Königin – was mindestens<br />

ebenso hilfreich sein soll, wie aus Marokko zu<br />

hören ist. Doch selbst der Segen von höchster<br />

Stelle hätte vielleicht nicht geholfen, wenn<br />

nicht eine noch größere Vision dem marokkanischen<br />

Ehrgeiz Beine gemacht hätte.<br />

„Auf so etwas wie Desertec haben wir gewartet“,<br />

frohlockt Saïd Mouline, der Chef der<br />

Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz,<br />

der auch schon davon schwärmt,<br />

dass die Erneuerbaren für einen Aufschwung<br />

bei Beschäftigung und Industrienentwicklung<br />

im Lande sorgen werden. „Der Plan Solaire ist<br />

für uns ein großer Schritt. Doch es ist nur ein<br />

Element im Rahmen der großartigen Vision<br />

Desertec“, pflichtet auch Ministerin Benkhadra<br />

bei. Tatsächlich eröffnet das Wüstenstromprojekt<br />

Desertec dem Land eine glänzende Perspektive.<br />

Derzeit noch Stromimporteur kann<br />

es zum Energielieferanten für Europa werden.<br />

Die Neuen Energien lassen auch die Möglichkeit<br />

zu, dass Marokko zum Teilhaber an der<br />

Technologieentwicklung selbst wird. Viele der<br />

Komponenten, die für Sonnen-, Wind- und<br />

Wasserenergie gebraucht werden, wird Marokko<br />

künftig selbst herstellen können. „Das ist gut<br />

so, wir brauchen dringend Beschäftigung“, freut<br />

sich Mouline. Noch ist der kühne Plan nicht<br />

finanziert. „Die Finanzierung ist momentan<br />

die größte Herausforderung“, weiß Mustapha<br />

Bakkoury, Vorstandsvorsitzender der Marrokanischen<br />

Agentur für Solarenergie (MASEN).<br />

SOUQ 1/2011<br />

„Wind- und Solarenergie<br />

sind noch<br />

nicht wettbewerbsfähig“,<br />

gibt<br />

auch Ministerin<br />

Benkhadra zu bedenken.<br />

“Doch<br />

der erste Schritt<br />

muss vom Staat<br />

kommen. Wir sind<br />

bereit, mit gutem<br />

Beispiel voranzugehen“.<br />

Ohne öffentliche<br />

Mittel wird<br />

es anfangs nicht<br />

gehen. So war es<br />

in Deutschland, so<br />

wird es auch in Marokko sein. „Ein großer<br />

Vorreiter in der EU ist Deutschland“, konstatiert<br />

Desertec-Chef Paul van Son und „Ein<br />

großer Vorreiter in der MENA-Region ist<br />

Marokko“. MASEN-Chef Bakkoury berichtet:<br />

„Als ich angefangen habe, hat mich mein<br />

erster Besuch nach Deutschland geführt. Da<br />

gab es am meisten zu lernen.“ Da könnte etwas<br />

zusammenwachsen.<br />

Förderung notwendig<br />

Die Bundesregierung hat denn auch schon 80<br />

Millionen Euro als zinssubventioniertes Darlehen<br />

zugeschossen. Einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Finanzierung werden die Weltbank<br />

und andere internationale Finanzeinrichtungen<br />

liefern, die insgesamt sechs Milliarden<br />

Dollar für Solarenergie in der MENA-Region<br />

in Aussicht gestellt haben. Die Regierung in<br />

Rabat hat ein vorbildliches Verfahren zur<br />

Vorbereitung auf das Solarzeitalter aufgesetzt.<br />

Die Rahmengesetzgebung steht – daran<br />

haben die Deutschen erheblich mitgestrickt.<br />

Die Nationale Agentur für erneuerbare Energien<br />

(ADEREE), die Agentur für Solarenergie<br />

(MASEN) und eine Finanzierungsgesellschaft<br />

(SIE) liefern das stabile Gerüst, in dem jetzt<br />

das erste Ausschreibungsverfahren begonnen<br />

hat. Im sonnendurchfluteten Ouarzazate soll<br />

das erste solarthermische Kraftwerk Marokkos<br />

mit einer Leistung von 125 Megawatt<br />

entstehen. Knapp zweihundert Unternehmen<br />

hatten ihr Interesse an dem Bau bekundet. 19<br />

Konsortien hatten sich um die Präqualifizierung<br />

beworben, nur vier davon stehen auf der<br />

short-list, darunter nur ein Konsortium mit<br />

deutscher Beteiligung. Technologielieferant<br />

ExPErTENBEiTraG<br />

Durch ein Überseekabel soll auch Europa mit Strom aus der Wüste versorgt werden. Hier<br />

die Verlegung eines Kabels durch Lahmeyer International.<br />

hier ist die Erlanger Solar Millennium AG.<br />

„Das freut uns natürlich besonders“, so CEO<br />

Christoph Wolff. „Hier haben die marokkanischen<br />

Behörden wohl respektiert, dass wir<br />

in Spanien und in Ägypten beim Bau solarthermischer<br />

Kraftwerke bereits vorzügliche<br />

Arbeit abgeliefert haben“.<br />

Aufbruch in die Energiemoderne<br />

Am Ende des Jahres wird klar sein, ob das deutsche<br />

Konsortium, dem auch Evonik Steag aus<br />

Essen und das ägyptische Unternehmen Orascom<br />

angehören, den Zuschlag bekommen hat.<br />

Im sonnendurchfluteten Ouarzazate kann man<br />

den Baubeginn für das erste Solarkraftwerk<br />

derweil kaum erwarten. Die Flächen für das<br />

Baugrundstück sind ausgewiesen, der Fremdenführer<br />

weist bereits darauf hin: Neben den<br />

archaischen Kasbahs und den Filmstudios wird<br />

das Provinznest demnächst mit einer weiteren<br />

weltweiten Attraktion aufwarten können: Mit<br />

einem Parabolrinnenkraftwerk, das gleichsam<br />

das Symbol für den Aufbruch Marokkos in die<br />

Energiemoderne darstellt. Vielleicht kommt es<br />

aus Deutschland.<br />

JÜRGEN HOGREFE<br />

(61) ist Inhaber und<br />

Geschäftsführer der Unternehmensberatung<br />

h.c.<br />

hogrefe consult, die sich<br />

auf die Energiebranche<br />

und den arabischen Raum<br />

spezialisiert hat. Vor seiner<br />

Selbständigkeit war<br />

er von 2003 bis 2010 bei<br />

der EnBW Energie Baden-<br />

Württemberg tätig, zuletzt als Generalbevollmächtigter.<br />

Davor war Hogrefe Journalist beim<br />

Spiegel und für diesen unter anderem als Nahost-Korrespondent<br />

fünf Jahre in Jerusalem.<br />

25


läNdErrEPOrT<br />

Ein Land im Aufschwung<br />

Im Irak wird wieder geplant und gebaut<br />

von Jessica Bodmann<br />

Ende 2010 erreichten uns gleich zwei<br />

gute Nachrichten aus dem Irak: zum<br />

einen konnte neun Monate nach der<br />

Parlamentswahl vom 7. März 2010<br />

– bei der keine der angetretenen Parteien<br />

eine absolute Mehrheit erzielt<br />

hatte – eine neue, handlungsfähige<br />

Regierung unter Premierminister<br />

Nouri Al-Maliki ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Zum anderen wurde Anfang Dezember das<br />

seit 2008 paraphierte deutsch-irakische Investitionsschutzabkommen<br />

unterzeichnet,<br />

wodurch die bilateralen Handelsbeziehungen<br />

auf eine neue solidere Basis gestellt<br />

werden. Mit der Aufnahme der Regierungsarbeit<br />

darf im Irak für das Jahr 2011 mit der<br />

Ratifizierung und Implementierung zahlreicher<br />

Gesetzesinitiativen und Regierungsvorhaben<br />

gerechnet werden. Besonders das<br />

lange erwartete neue Öl- und Gasgesetz,<br />

das den irakischen Kohlenwasserstoffsektor<br />

vollständig reformieren soll, wird noch in<br />

diesem Jahr erwartet.<br />

Investitionsschutz<br />

Auch aus deutscher Sicht verspricht das<br />

Jahr 2011 einen Neuanfang, denn mit der<br />

Unterzeichnung des Investitionsschutzabkommens<br />

über die Förderung und den<br />

gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen<br />

am 4. Dezember 2010 durch den deutschen<br />

Außenminister Dr. Guido Westerwelle und<br />

den damaligen irakischen Industrieminister<br />

Fawzi al-Hariri wurde die finanzielle und<br />

rechtliche Absicherung deutscher Unternehmen<br />

bei ihrem Engagement im Irak deutlich<br />

verbessert. Bislang war das Interesse eher<br />

zögerlich. Das deutsche Exportvolumen von<br />

810 Millionen Euro für den Zeitraum Januar<br />

bis November 2010 birgt noch viel Potenzial.<br />

Zwar zeigt dies einen steilen Anstieg von<br />

52,3 Prozent im Vergleich zu den 532 Millionen<br />

Euro des Vorjahreszeitraums an, doch<br />

vor dem Hintergrund, dass sich die deutschen<br />

Ausfuhren in den Irak zu Beginn der<br />

80er Jahre bereits auf umgerechnet knapp<br />

vier Milliarden Euro bezifferten, ist es immer<br />

Zukunftsprojekt im Bau: Die Basrah Sport City<br />

noch ein eher bescheidenes Volumen. Und<br />

so standen sowohl die politische als auch die<br />

wirtschaftliche Ausgestaltung der deutschirakischen<br />

Beziehungen im Mittelpunkt des<br />

deutschen Ministerbesuchs in Bagdad im<br />

vergangenen Dezember. Der Außenminister<br />

selbst beschrieb seinen Besuch in Begleitung<br />

einer großen deutschen Wirtschaftsdelegation<br />

als „ein Signal der Unterstützung für die<br />

Stabilisierung im Irak und die Fortsetzung<br />

des demokratischen Prozesses.“ Die Förderung<br />

der irakischen Wirtschaft sei hierfür<br />

eine Vorbedingung, so Minister Westerwelle<br />

weiter. „Bei allen Schwierigkeiten aufgrund<br />

der problematischen Sicherheitslage wollen<br />

wir unsere wirtschaftlichen Chancen im Irak<br />

nutzen und gleichzeitig den Irak selbst in<br />

seiner wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen,<br />

ohne die eine dauerhafte Stabilisierung<br />

nicht möglich ist.“<br />

Intensivere Beziehung<br />

Das bilaterale Abkommen diene deshalb<br />

nicht zuletzt dem Ausbau des bisherigen<br />

Engagements Deutschlands im Irak. Seit<br />

2003 leistet die Bundesrepublik umfassende<br />

humanitäre Hilfe und unterstützt den Irak<br />

seit Ende der offiziellen Kampfhandlungen<br />

bei Maßnahmen zum Wiederaufbau, beim<br />

politischen Übergangsprozess und bei den<br />

Bemühungen zur Wiederherstellung der<br />

Sicherheit im Land. Doch auch der deutsche<br />

Privatsektor ist im Irak in den letzten<br />

Jahren zunehmend aktiv geworden. Derzeit<br />

sind deutsche Unternehmen unter anderem<br />

bei der Wiederinbetriebnahme und Nachrüstung<br />

von Kraftwerken sowie der Durchführung<br />

weiterer Infrastrukturprojekte<br />

tätig, ebenso bei der Planung, Errichtung<br />

und Ausstattung von Krankenhäusern und<br />

Industrieanlagen oder in der Beratungsbranche.<br />

Zu den bekanntesten deutschen<br />

Unternehmen, die im Irak tätig sind, zählen<br />

Siemens und ThyssenKrupp. Aber auch<br />

mehrere mittelständische Unternehmen<br />

sind bereits aktiv am Wiederaufbau des<br />

Irak beteiligt. Das gesteigerte Interesse der<br />

deutschen Wirtschaft zeigt sich nicht zuletzt<br />

in den zahlreichen Besuchen deutscher<br />

Wirtschaftsdelegationen und Messeteilnehmer,<br />

die diesen neuen alten Markt für sich<br />

erkunden möchten.<br />

Erste Erfolge<br />

In Deutschland äußert sich die Wiederbelebung<br />

der deutsch-irakischen Beziehungen<br />

in einer Vielzahl von Veranstaltungen. Als<br />

besonderer Erfolg darf hier das ‚1st Iraq<br />

Business & Investment Forum’ gewertet<br />

werden, das die <strong>Ghorfa</strong> im November 2009<br />

26 SOUQ 1/2011<br />

Foto: MDC - Iraq Development Company


Foto: Dorsch Gruppe<br />

Aufbauarbeit: Ein Ingenieur der Dorsch Gruppe bei der Vermessung der Zugstrecke Hamaj-Sawa im Irak.<br />

unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident<br />

Nouri al-Maliki und dem deutschen<br />

Bundesminister für Wirtschaft und<br />

Technologie, Rainer Brüderle, veranstaltete<br />

und an dem eine hochrangige irakische<br />

Delegation teilnahm. Bereits im Juli 2008<br />

organisierte die <strong>Ghorfa</strong> anlässlich des ersten<br />

Deutschlandbesuches des irakischen<br />

Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki ein<br />

Galadinner mit hochrangigen Vertretern<br />

der deutschen Wirtschaft und Politik. Dem<br />

vorangegangen war ein Besuch von Industrieminister<br />

Fawzi Hariri, der im Juni 2008<br />

am Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />

und an der deutsch-irakischen Wirtschaftskommission,<br />

die nach 21 Jahren erstmalig<br />

wieder stattfand, teilnahm.<br />

Gute Kontakte<br />

Die traditionell engen Wirtschaftskontakte<br />

zwischen Deutschland und Irak können<br />

dabei maßgeblich zum Wiederaufbau von<br />

Infrastruktur und wirtschaftlicher Grundversorgung<br />

beitragen – und haben insofern<br />

positive Auswirkungen auf die politische<br />

Stabilisierung des Landes. Darüber hinaus<br />

birgt der irakische Markt ein großes Potential<br />

für die deutsche Wirtschaft. Zwar hat<br />

sich die irakische Wirtschaft in den letzten<br />

Jahren sehr positiv entwickelt und der IWF<br />

rechnet für 2011 mit einer realen Wachstumsrate<br />

des Bruttoinlandsproduktes von<br />

11,5 Prozent, dennoch ist die einstige „Wiege<br />

der Zivilisation“ nach wie vor ein von<br />

den Folgen des Krieges gezeichnetes Land,<br />

SOUQ 1/2011<br />

das vor vielen Herausforderungen steht.<br />

Die irakische Führung ist sich dessen bewusst<br />

und plant deshalb im Rahmen eines<br />

nationalen Fünfjahresentwicklungsplans<br />

2010-2014 über 2.800 Investitionsprojekte<br />

mit einem Gesamtvolumen von 186 Milliarden<br />

US-Dollar, die sowohl den Wiederaufbau<br />

als auch die Diversifizierung der<br />

irakischen Wirtschaft vorantreiben sollen.<br />

Großes Potenzial<br />

Dabei fehlt es nicht nur an materiellen Gütern,<br />

sondern auch an qualifizierten Fachkräften,<br />

technologischem Know-how und<br />

Expertise für die Realisierung zahlreicher<br />

Projekte und Vorhaben. Aktuell plant das<br />

Auswärtige Amt deshalb unter anderem<br />

ein mehrjähriges Berufsbildungsprojekt<br />

zur arbeitsmarktorientierten Modernisierung<br />

der technischen Ausbildung im Irak,<br />

dessen Ziel die praxisnahe Reform der Ausbildungslehrpläne,<br />

die Weiterbildung von<br />

Ausbildern und letztlich die Netzwerkbildung<br />

mit der deutschen und irakischen Privatwirtschaft<br />

ist. Bis diese und andere Bemühungen<br />

Früchte tragen, bleibt das Land<br />

stark angewiesen auf ausländische Hilfe<br />

und ausländisches Expertenwissen.<br />

Für deutsche Unternehmen bestehen<br />

aufgrund der günstigen Investitionsbedingungen<br />

und dem großen Nachholbedarf an<br />

Infrastrukturleistungen, Investitionsgütern<br />

und Wiederaufbaumaßnahmen in nahezu<br />

allen Bereichen enormes Potenzial. Denn<br />

läNdErrEPOrT<br />

im Rahmen der strukturellen Reform des<br />

öffentlichen Sektors ist die irakische Regierung<br />

beim Wiederaufbau des Landes um<br />

eine stärkere Einbindung des Privatsektors<br />

in Form von öffentlich-privaten <strong>Partnerschaft</strong>en<br />

bemüht. Diese sollen nicht nur die<br />

notwendigen finanziellen Mittel, sondern<br />

vor allem neue Technologien, effiziente Managementkonzepte<br />

und innovative Ideen mit<br />

sich bringen, um den Irak beim Weg in die<br />

Marktwirtschaft zu unterstützen.<br />

Starke Förderung<br />

Neben der Förderung des Privatsektors gehören<br />

die verstärkte Liberalisierung des irakischen<br />

Marktes und die Schaffung weiterer<br />

Investitionsanreize zu den wichtigsten wirtschaftspolitischen<br />

Zielsetzungen der neuen<br />

Regierung. Ihr steht dabei allein für das Jahr<br />

2011 ein Staatshaushalt von 80 Milliarden<br />

US-Dollar zur Verfügung. In der Abkehr<br />

vom alten irakischen Zentralismus und entsprechend<br />

der Selbstdefinition als demokratischer,<br />

föderaler, parlamentarisch-republikanischer<br />

Staat in der neuen Verfassung von<br />

2005, erhalten auch die achtzehn irakischen<br />

Bezirke vom Finanzministerium in Bagdad<br />

eigene Jahresetats, die für regionale und<br />

kommunale Bau- und Investitionsvorhaben<br />

vorgesehen sind.<br />

Allein der im Süden gelegene Bezirk<br />

Basra erhielt für das Jahr 2011 von Bagdad<br />

neben einem Grundetat von 180 Millionen<br />

Euro weitere 140 Millionen Euro zur „Förderung<br />

irakischer Provinzen“ sowie Zuschüsse<br />

für Großprojekte mit nationalem<br />

Interesse. Hierzu zählt in der Hafenstadt<br />

Basra in erster Linie der Ausbau der für die<br />

Ölindustrie essentiellen logistischen Infrastruktur,<br />

da die Regierung es sich zum Ziel<br />

gesetzt hat, die derzeitige Ölfördermenge<br />

von 2,7 Millionen Barrel am Tag bis 2017<br />

auf 12 Millionen Barrel am Tag zu erhöhen.<br />

Nach neuen Erdölfunden im vergangenen<br />

Jahr verfügt der Irak nach eigenen Angaben<br />

mit 143,1 Milliarden Barrel über die drittgrößten<br />

Erdölreserven der Welt. Bedenkt<br />

man, dass die Öleinnahmen im Irak 95 Prozent<br />

der Staatseinnahmen und mehr als 90<br />

Prozent der Exportgewinne ausmachen, bedeutet<br />

dies bei steigenden Ölpreisen zumindest<br />

aus finanzieller Sicht einen gesicherten<br />

Start ins Jahr 2011.<br />

27


HiNTErGrUNd<br />

Deutsche Unternehmer am Zug<br />

Die WM 2022 in Katar<br />

von Julia Hähnel<br />

Als Fifa-Präsident Sepp Blatter am 2.<br />

Dezember 2010 verkündete, dass die<br />

Fußball-WM 2022 in Katar ausgetragen<br />

werden wird, dürfte sich auch so<br />

manches Unternehmen in Deutschland<br />

gefreut haben.<br />

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern<br />

werden seit Jahren immer besser und<br />

vielfältiger. Nicht nur, dass das Emirat als<br />

Großaktionär bei Volkswagen, Porsche und<br />

seit kurzem auch bei den deutschen Unternehmen<br />

Hochtief beteiligt ist. Auch mit der<br />

Deutschen Bahn verbindet Katar eine enge<br />

Geschäftsbeziehung. Für die Wirtschaftsbeziehung<br />

zwischen den Staaten dürfte diese<br />

Fußball-WM eine weitere Intensivierung<br />

bedeuten. Viele der bereits geplanten Infrastrukturprojekte<br />

im Königreich dürften sich<br />

beschleunigen und konkretisieren. „Wir<br />

gehen davon aus, dass die Fußball-WM als<br />

Katalysator für die vielen, bereits geplanten<br />

Infrastruktur-Projekte wirkt“, sagt auch<br />

Joachim Schares, Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

sowie Partner und Gesellschafter bei<br />

Albert Speer & Partner. Deutsche Firmen<br />

haben gute Chancen auf Aufträge.<br />

Projekt: Zukunft<br />

So waren bereits an der Bewerbung deutsche<br />

Firmen intensiv beteiligt. Das Büro<br />

des Frankfurter Stararchitekten Albert<br />

Speer (AS&P – Albert Speer & Partner)<br />

hatte die Pläne für die 12 Fußballstadien<br />

entworfen, die für die Weltmeisterschaft<br />

neu- beziehungsweise umgebaut werden<br />

müssen. Bewerbungsbuch (Bid Book) und<br />

Online-Auftritt waren durch die bayerische<br />

Werbegruppe Serviceplan gestaltet worden<br />

und die Berliner Full-Service Agentur<br />

für Crossmedia Kommunikation Atkon AG<br />

begeisterte nicht nur die Kataris mit ihrer<br />

Multimedia-Präsentation zur katarischen<br />

Zukunftsvision der Fußball-WM. Für das<br />

Bewerbungskonzept und die Gesamtkoordination<br />

war schließlich das hessische Beratungsunternehmen<br />

ProProjekt zuständig.<br />

Bis 2022, dem Jahr der WM, will Katar seine<br />

gesamte Infrastruktur ausbauen und mo-<br />

Visualisierung des geplanten Doha Port Stadium in Katar.<br />

dernisieren. Um das Land fit für die WM<br />

und die Zukunft zu machen, wird Katar ein<br />

Gesamt-Budget von mehr als 60 Milliarden<br />

US-Dollar bereitstellen. Außerdem hat es<br />

sich hohe Ziele bei der Einhaltung von Umweltschutzstandards<br />

in Kombination mit<br />

Hochtechnologie gesetzt. Viele Sektoren der<br />

katarischen Wirtschaft werden von Investitionen<br />

betroffen sein. Darunter neben dem<br />

Bausektor auch die Bewirtungsbranche, das<br />

Finanz- und das Transportwesen. Für neue<br />

Straßen, einen Flughafen, Eisenbahnen, Metros,<br />

Busse und sogar einen Personenschiffsverkehr<br />

ist ein Infrastruktur-Budget von<br />

etwa 40 Milliarden US-Dollar vorgesehen.<br />

Außerdem werden zahlreiche neue Hotels,<br />

Restaurants und Dienstleistungsbetriebe benötigt,<br />

die vor allem von Privatinvestoren<br />

erbaut werden sollen. Mindestens 60.000<br />

Hotelzimmer muss ein Land nach den Anforderungen<br />

der Fifa zur Verfügung stellen<br />

können. Im ‚Bid Book‘ hatte Katar angegeben,<br />

bis 2022 84.000 Hotelzimmer bereitzustellen.<br />

Derzeit wird der Bestand auf etwa<br />

6.000 bis 15.000 Zimmer geschätzt. Die Pläne<br />

zu den sportlichen Einrichtungen sehen<br />

vor, die drei bestehenden Stadien Al Rayyan,<br />

Al Garafa and Khalifa auszubauen und zu<br />

modernisieren. Weitere neun Fußballarenen<br />

sollen für etwa vier Milliarden US-Dollar<br />

neu gebaut werden. Allerdings sollen diese<br />

so konstruiert sein, dass sie später wieder demontiert<br />

und an ärmere Länder verschenkt<br />

werden können.<br />

Am Zug: Deutsche Unternehmen<br />

Auch ohne den Schub durch den WM-Zuschlag<br />

war die Wirtschaft des Emirats bereits<br />

im Aufwind. So wird geschätzt, dass<br />

das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2010<br />

mit etwa 125 Milliarden US-Dollar etwa 16<br />

Prozent höher lag als im Vorjahr. Für 2011<br />

schätzt der Internationale Währungsfond<br />

das Wachstum des BIP sogar auf 18 Prozent.<br />

Der Projekt-Tracker ProLeads schätzt<br />

die Budgets aller begonnenen und in den<br />

Jahren 2010 bis 2012 noch zu beginnenden<br />

katarischen Projekte und Projektabschnitte<br />

auf etwa 70 Milliarden US-Dollar. Die<br />

Handelsbeziehungen mit Deutschland sind<br />

bereits gut. Im Jahr 2010 hatte Deutschland<br />

Waren im Wert von etwa 1,55 Milliarden<br />

Euro nach Katar geliefert. Doch die<br />

28 SOUQ 1/2011<br />

Foto: AS&P


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HiNTErGrUNd<br />

Das künftige Al Garaffa Stadium im Katar. Teile davon sollen später an anderen Orten wiederverwendet werden.<br />

Beziehungen sind noch ausbaufähig. Die<br />

vielzitierte Beteiligung Katars an Hochtief<br />

dürfte für viele der Infrastrukturprojekte<br />

ihre Bedeutung erst noch entfalten. Am<br />

Bau der Freundschaftsbrücke nach Bahrain<br />

wird Hochtief beteiligt sein. Nachdem die<br />

Planungen schon einmal gestoppt waren,<br />

ist der Baubeginn nun noch für das Jahr<br />

2011 geplant. Mittlere und kleine deutsche<br />

Unternehmen könnten als Subunternehmer<br />

oder Lieferanten noch in viele Projek-<br />

Projektname<br />

Sports City Stadium<br />

Lusail Iconic Stadium<br />

Qatar University Stadium<br />

Education City Stadium<br />

Al Wakrah Stadium<br />

Umm Salal Stadium<br />

Al Khor Stadium<br />

Al Shamal Stadium<br />

Doha Port Stadium<br />

Al Gharafa Stadium Expansion<br />

Al Rayyan Stadium Expansion<br />

Khalifa International Stadium Expansion<br />

Summe 1<br />

te einsteigen. „Wir sind davon überzeugt,<br />

dass deutsche Gründlichkeit in Verbindung<br />

mit den Katarischen Visionen zu hervorragenden<br />

Ergebnissen führen werden“,<br />

so Joachim Schares. Der Emir von Katar,<br />

Scheich Hamad bin Khalifa Al-Thani, hält<br />

auf die deutsche Wirtschaft große Stücke.<br />

Zum Zuschlag der WM rief er ins Telefon:<br />

„I love my Germans!“ Anlässlich seines<br />

Staatsbesuchs Ende September in Berlin<br />

erklärte Scheich Al-Thani dann: „Mit Be-<br />

wunderung schaut die arabische Welt auf<br />

die Fortschritte Deutschlands“. Mit dem<br />

Auf- und Ausbau der katarischen Schieneninfrastruktur<br />

ist bereits seit November<br />

2009 die Deutsche Bahn beauftragt worden.<br />

Hier liegt die vorgesehene Investitionssumme<br />

bei 17 Milliarden Euro. Alle Spielstätten<br />

der Fußball-WM sollen über die Schiene<br />

erreichbar sein. Die neue Metro soll mit 98<br />

Stationen und einem Streckennetz mit einer<br />

Gesamtlänge von etwa 300 Kilometern<br />

eines der modernsten Bahnsysteme der<br />

Welt werden. „Es ist davon auszugehen, dass<br />

deutsche Firmen in den unterschiedlichsten<br />

Formen auch an weiteren Projekten im Zuge<br />

der zahlreichen Investitionen für die WM in<br />

Katar beteiligt sein werden“, ist sich auch<br />

Stefan Klos, Geschäftsführer bei ProProjekt<br />

sicher. Doch wer dabei sein, will muss langen<br />

Atem beweisen und frühzeitig Kontakte<br />

knüpfen. Bereits Anfang 2015 sollen die<br />

Aufträge für den Bau der Stadien vergeben<br />

werden. Es wird erwartet, dass ab der zweiten<br />

Jahreshälfte 2014 die Ausschreibungsbedingungen<br />

verkündet werden und dann noch<br />

im gleichen Jahr die Angebote abgegeben<br />

werden müssen. Die Stadien könnten damit<br />

bis Ende 2019 fertig gestellt werden. Bereits<br />

jetzt müssen sich die Firmen mit dem Thema<br />

und vor allem auch den katarischen Spielregeln<br />

beschäftigen, wollen sie am Stadionbau<br />

Budgets für den Bau und Ausbau der Stadien des FIFA WorldCup 2022<br />

Ort Architekten Sitzplätze Budget in Mio. US$<br />

Doha Aedas<br />

Al Dayen<br />

Doha<br />

Al Rayyan<br />

Al Wakrah<br />

Umm Salal<br />

Al Khor<br />

Al Shamal<br />

Doha<br />

Al Rayyan<br />

Al Rayyan<br />

Al Rayyans<br />

Popullous<br />

Langdon 1)<br />

AS&P 2)<br />

30 SOUQ 1/2011<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

AS&P<br />

1) Davis Langdon PKS, Foster + Partner, Hyder Consulting, Mace International; 2) Albert Speer & Partner<br />

Quelle: MEED Projects<br />

47.560<br />

86.250<br />

43.520<br />

45.350<br />

45.120<br />

45.120<br />

45.330<br />

45.120<br />

44.950<br />

44.740<br />

44.740<br />

68.030<br />

883<br />

662<br />

300<br />

287<br />

286<br />

251<br />

251<br />

251<br />

202<br />

135<br />

135<br />

71<br />

605.830 3.714<br />

Foto: AS&P


eteiligt sein. Wie auch in den anderen Golfstaaten<br />

ist intensives Networking und die<br />

nachhaltige Präsenz vor Ort ein ausschlaggebendes<br />

Kriterium für den Geschäftserfolg.<br />

Der Auftakt wurde bereits Anfang Februar<br />

2011 auf der Konferenz „Qatar Projects“ der<br />

MEED eingeläutet. Mehr als 600 Teilnehmer<br />

hatten sich dort präsentiert und sich über<br />

die neuesten Projekte in Katar informiert.<br />

Deutsche Teilnehmer waren jedoch nur<br />

wenige vertreten. Die <strong>Ghorfa</strong> reist vom 30.<br />

April bis zum 3. Mai mit einer Delegation<br />

nach Doha. Dort wird eine Kontaktbörse die<br />

Möglichkeit zu Kontakten mit ortsansässigen<br />

Unternehmern bieten. Zu den internationalen<br />

Bauunternehmen mit den besten<br />

Aussichten auf Aufträge beim Stadionbau<br />

zählt Germany Trade and Invest die Al Habtoor<br />

Leighton Group, die Arab Technical<br />

Construction Company (Arabtec), Drake &<br />

Scull, die NASS Corporation sowie die Orascom<br />

Construction Company. Eine wichtige<br />

Aufgabe rund um die Baumaßnahmen zur<br />

WM wird auch der von Mohammed bin<br />

Hamad bin Khalifa Al Thani geleitete Lenkungsausschuss<br />

spielen. Der Ausschuss soll<br />

insbesondere die Auftragsvergabe und den<br />

Bau der Stadien überwachen. Zunächst wird<br />

latzierung rechte Seite<br />

das Komitee Projektmanager für die einzelnen<br />

Stadien auswählen. Nach Informationen<br />

der MEED sind hier vor allem die Firmen<br />

CH2M Hill, Fluor, Hill International, KBR,<br />

Keo International Consultants, Parsons International<br />

und Parsons Brinckerhoff aussichtsreiche<br />

Kandidaten. Eigentümer von je<br />

einem Stadion sind die Qatar Foundation, die<br />

Universität, die Aspire Academy for Sports.<br />

Die übrigen neun Stadien gehören dem Qatar<br />

Olympic Committee.<br />

Faktor Nachhaltigkeit<br />

Doch die Maßnahmen, die jetzt durch den<br />

Zuschlag für die WM neuen Nachdruck<br />

erhalten, sind langfristig gedacht. „Das<br />

besondere an den Planungen für die Katarische<br />

Fußball-WM ist das starke Bekenntnis<br />

zur Nachhaltigkeit. Sowohl was den<br />

Bau und den Betrieb der Stadien betrifft<br />

als auch deren langfristige Nutzungsmöglichkeit“,<br />

sagt Stefan Klos, Geschäftsführer<br />

bei ProProjekt. So geht es bei den meisten<br />

Projekten darum, das Emirat auch über die<br />

WM hinaus zukunftsfähig zu machen und<br />

mit einer modernen Infrastruktur zu versehen.<br />

Aufgrund des zur Neige gehenden<br />

EIN STARKER PARTNER –<br />

FÜR GROSSE VISIONEN<br />

HiNTErGrUNd<br />

Erdöls ist die katarische Regierung sehr<br />

daran interessiert, die Wirtschaft zu diversifizieren.<br />

Zunächst wird daher auch viel in<br />

Produktion und Transport von Erdgas investiert.<br />

Die Erdgasvorräte des Landes sollen<br />

noch für etwa 100 Jahre reichen, so die<br />

Prognose. Aber auch andere Wirtschaftsbereiche<br />

sollen ausgebaut werden. So könnte<br />

die WM vor allem auch einen Startschuss<br />

für die Solarbranche im Land bedeuten. Die<br />

Stadien sollen über CO2-freundliche Solaranlagen<br />

temperiert werden, so sieht es der<br />

Plan der deutschen Architekten vor. Eine<br />

technologische Herausforderung. Ein Modellstadion<br />

mit 500 Sitzen, das über Photovoltaik-Kollektoren<br />

gekühlt wird, existiert<br />

bereits in Doha. Ein weiterer Hinweis auf<br />

das Aufblühen des Solarsektors in Katar<br />

ist die Gründung des Joint Ventures Qatar<br />

Solar Technologies. Im März 2010 hatten<br />

es die deutsche Solar-World AG und die<br />

Qatar Foundation gegründet. Das Gemeinschaftsunternehmen<br />

will in Katar mehr<br />

als 500 Millionen US-Dollar in eine neue<br />

Produktion von hochreinem Polysilizium<br />

investieren. Den Auftrag für den Bau der<br />

Siliziumfabrik erhielt eine deutsche Firma:<br />

die centrotherm photovoltaics AG.<br />

CMS_LawTax_CMYK_<br />

Sie haben noch viel vor, bevor die Fußball WM 2022 in Katar<br />

angepfiffen wird? Wir unterstützen Sie bei ihren Projekten<br />

im nahen Osten.<br />

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von internationalen Projekten im hoch-, tief- und anlagenbau sowie der<br />

Verkehrsinfrastruktur. Wir sind seit Jahren bei der umsetzung komplexer<br />

Bauvorhaben für namhafte unternehmen der Bauindustrie wie auch für<br />

architekten- und inge nieurbüros, für staat liche einrichtungen sowie für<br />

renommierte investoren und Projektentwickler tätig.<br />

im cMS-Verbund beraten wir Sie an 53 Standorten in 28 ländern zu allen<br />

Stadien eines Bauvorhabens von der Planung über die Vertragsverhandlung<br />

bis zur realisierung sowie in gerichts- und Schiedsverfahren.<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Dr. Nicolai Ritter, E nicolai.ritter@cms-hs.com<br />

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HiNTErGrUNd<br />

Ein lohnendes Geschäft<br />

Arabische Investitionen in Deutschland<br />

von Jürgen Friedrich<br />

„Katar winkt mit Milliarden-Investitionen<br />

in Deutschland“ und „Bahrain<br />

schielt auf deutschen Mittelstand“.<br />

Das sind die Überschriften der Zeitungen<br />

Financial Times Deutschland und des Handelsblatts<br />

im Dezember und Oktober 2010.<br />

Die staatliche Qatar Holding sei derzeit<br />

einer der begehrtesten Investoren, so die<br />

Financial Times (FTD) weiter. Sie verfüge<br />

nach Schätzungen über rund 100 Milliarden<br />

Dollar Anlagekapital. Davon könnte die<br />

deutsche Wirtschaft nun enorm profitieren.<br />

Denn Katar fehlten in seinem Portfolio die<br />

in Deutschland starken Mittelständler. Das<br />

wolle man ändern, zitiert die FTD youssef<br />

Hussein Kamal, Wirtschafts- und Finanzminister<br />

Katars: „Bisher bedient die mittelständische<br />

Industrie vorwiegend den deutschen<br />

und europäischen Markt.“ Nun könnte sie<br />

ihren Kundenkreis erweitern. Das sind gute<br />

Nachrichten. Denn viele Mittelständler<br />

brauchen Geld und arabische Länder wollen<br />

ihr Geld sinnvoll investieren.<br />

Neuer Kundenkreis<br />

Zwischen Januar 2003 und August 2010<br />

registrierte die Online-Datenbank „fDi-<br />

Markets“ allein 11 Greenfield-Investitionen<br />

durch die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate (VAE). Beteiligungen an anderen<br />

Unternehmen werden dabei nicht berücksichtigt.<br />

Geht man von der Zahl der Projekte<br />

aus, stehen die VAE auf Platz eins der<br />

wichtigsten Geldgeber aus den arabischen<br />

Ländern, wenn es um Direktinvestitionen<br />

geht. Insgesamt stammt knapp ein Viertel<br />

der gesamten Investitionen aus dem arabischen<br />

Raum aus den VAE. Von dort stammen<br />

auch jene 220 Unternehmen, die 2009<br />

in Deutschland aktiv waren und hierzulande<br />

rund 5.100 Mitarbeiter beschäftigten.<br />

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Zahl<br />

im vergangenen Jahr weiter gewachsen.<br />

Die Attraktivität Deutschlands für arabische<br />

Investoren steigt in dem Maße, in dem<br />

die Länder versuchen, ihre Wirtschaft zu<br />

modernisieren und zu diversifizieren. Sie<br />

wollen sich vom Rohstoff-Lieferanten zu<br />

Von besonderem Interesse für arabische Investoren: die Petrochemiebranche.<br />

hochindustrialisierten Volkswirtschaften<br />

entwickeln. Dafür brauchen die arabischen<br />

Staaten allerdings das industrielle Knowhow.<br />

Der Gedanke dahinter ist leicht nachvollziehbar:<br />

wird der arabische Raum zu<br />

einem Industriestandort, entstehen auch<br />

zukunftssichere Jobs. Und bei einer rasant<br />

wachsenden Bevölkerung ist auch ein<br />

schnell wachsender Arbeitsmarkt vonnöten.<br />

Vor allem in Anbetracht der Ereignisse in<br />

Nordafrika dürften diese Pläne stärker forciert<br />

werden denn je zuvor. Auch ein Grund<br />

für die Pläne arabischer Staaten, Unternehmen<br />

bei sich anzusiedeln. Mit seiner<br />

Vison 2030 will beispielsweise Abu Dhabi<br />

die Schlüsselsektoren der Industrie wie<br />

Energie, Petrochemie, Luftfahrtindustrie,<br />

Gesundheitswesen und Logistik ausbauen.<br />

Austausch gefragt<br />

Der Trend ist eindeutig. Arabische Kapitalgeber<br />

wollen ihr Geld verstärkt in die Realwirtschaft<br />

investieren. Beteiligungen an<br />

Großkonzernen wie VW oder die Daimler<br />

AG haben ja bereits Tradition. Doch das Interesse<br />

an mittelständischen Unternehmen<br />

wächst. Diese sind innovativ, zukunftsfähig<br />

und letztendlich die Basis der deutschen<br />

Wirtschaft. Hier können die Investoren das<br />

dringend benötigte Know-how erwerben<br />

und werden wohl auch als Geldgeber mit<br />

offenen Armen empfangen. Vielen Mittelständlern<br />

fehlt das nötige Kapital und ein<br />

verlässlicher Partner, um weiter zu expandieren.<br />

Beide Parteien würden also voneinander<br />

profitieren. Entscheidend für eine gute<br />

Zusammenarbeit wird allerdings sein, dass<br />

die deutschen Unternehmen auch langfristig<br />

bereit sind, Werke im arabischen Raum<br />

aufzubauen. Das Interesse der arabischen<br />

Regierungen gilt nicht nur der Industrialisierung<br />

ihrer Länder, sondern auch der guten<br />

Ausbildung der Bevölkerung. Auch in<br />

diesem Punkt haben deutsche Unternehmen<br />

mit dem dualen Bildungssystem potentiellen<br />

Investoren viel zu bieten. Diese können in<br />

Deutschland von den Unternehmen lernen<br />

und die Unternehmen können die Ausbildung<br />

als ein weiteres Argument für den Einstieg<br />

in den arabischen Markt nutzen. Eine<br />

Win-win-Situation.<br />

JÜRGEN FRIEDRICH<br />

(52) ist seit Mai 2009<br />

Geschäftsführer von<br />

Germany Trade and<br />

Invest. Zuvor leitete<br />

er im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft<br />

und Technologie in<br />

Berlin das Referat<br />

„Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten“.<br />

Friedrich hat an der TU Clausthal und der Universität<br />

Göttingen Bergbau und Betriebswirtschaftslehre<br />

studiert.<br />

32 SOUQ 1/2011<br />

Foto: Franz Pfluegl


Zukunftsforum<br />

Regionale und internationale Zusammenarbeit in den Bereichen<br />

Wirtschaft und Technologie sollen forciert werden<br />

Am 12. und 13. Januar 2011 fand das<br />

7. Zukunftsforum unter dem gemeinsamen<br />

Vorsitz von Katar und Kanada<br />

in Doha statt.<br />

Am diesjährigen Forum nahmen erneut zahlreiche<br />

Minister und weitere Vertreter aus den<br />

arabischen Ländern und weiteren Ländern<br />

des Nah- und Mittleren Ostens sowie aus den<br />

G8-Staaten teil. Zu den Teilnehmern gehörten<br />

auch Repräsentanten internationaler Organisationen,<br />

der Zivilgesellschaft und des privaten<br />

Wirtschaftsektors. Die <strong>Ghorfa</strong> war durch den<br />

Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi vertreten.<br />

Die Veranstaltung, gilt als eine Plattform<br />

für Dialog und Meinungsaustausch über politische,<br />

wirtschaftliche soziale und kulturelle<br />

Fragen, die vor allem die Region betreffen und<br />

von gemeinsamem Interesse sind. Sie ist gekennzeichnet<br />

durch ihren flexiblen und informellen<br />

Charakter. Der Souq veröffentlicht den<br />

Teil der Empfehlungen des Forums, der sich auf<br />

den Wirtschaftsbereich bezieht:<br />

Empfehlungen des 7.<br />

Doha-Zukunftsforums im<br />

Wirtschaftsbereich:<br />

Die Wirtschaftsvertreter unterstreichen die<br />

aktive partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit dem staatlichen Sektor und zwar durch<br />

Folgendes:<br />

1. Im Bereich Handelsaustausch<br />

und Investitionen:<br />

Der Privatsektor sieht es als dringend geboten<br />

an, die Beziehungen zwischen den Ländern der<br />

Region auf den Gebieten Handel, Dienstleistungen,<br />

Investitionen und Finanzen zu stärken<br />

und zwar durch:<br />

• schnelle Umsetzung der zwischen den<br />

Ländern der Region unterzeichneten Abkommen<br />

bezüglich der oben genannten<br />

Gebiete;<br />

• Beseitigung der tarifären und nichttarifären<br />

Hindernisse im intraregionalen<br />

Handel;<br />

• Ausarbeitung eines Abkommens zur Reiseerleichterung<br />

und Bewegungsfreiheit<br />

SOUQ 1/2011<br />

Podiumsdiskussion auf dem Zukunftsforum Treffen der Außenminister<br />

für Unternehmer und Investoren aus den<br />

Länder der Region innerhalb derselben;<br />

• Weiterentwicklung des Transportsektors<br />

in all seinen Formen: Land- See-<br />

und Lufttransport sowie die gemischten<br />

Transportformen, um für die Effizienz<br />

von Handel und Investitionen zu sorgen.<br />

2. Arbeitslosigkeit und Armut:<br />

Außerdem wird die Notwendigkeit unterstrichen,<br />

eine gemeinsame Politik und Programme<br />

aufzustellen, um die Arbeitslosigkeit und<br />

Armut zu bekämpfen beziehungsweise Arbeitsplätze<br />

zu schaffen und zwar durch:<br />

• Förderung von Investitionen in den arbeitsintensiven<br />

Branchen, zumal die Arbeitslosigkeitsrate<br />

in der Region rund 18<br />

Prozent beiträgt;<br />

• Initiierung von Förderprogramme für<br />

Unternehmens- und Existenzgründer<br />

vor allem für kleine und mittlere Unternehmen;<br />

• Erleichterung des Zuganges zu den Finanzierungsquellen<br />

für neue Gründungen;<br />

• Entwicklung entsprechender Ausbildungsprogramme,<br />

die auch das Bewusstsein<br />

für die soziale Verantwortung der<br />

Unternehmen schärft;<br />

• Schaffung von Gründerzentren in allen<br />

Wirtschaftsbereichen;<br />

• Festlegung eines bestimmten Anteils<br />

staatlicher Beschaffungsaufträge für die<br />

Förderung der Geschäftsentwicklung<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen.<br />

HiNTErGrUNd<br />

3. Bildung und Ausbildung:<br />

Auch hier wird die Notwendigkeit betont,<br />

die Bildungs- und Ausbildungssysteme<br />

entsprechend der Bedürfnisse der Arbeitsmärkte<br />

in der Region zu reformieren. Ferner<br />

soll ein gemeinsamer Mechanismus zur<br />

Förderung von Forschung und Entwicklung<br />

sowie von Investitionen im technologischen<br />

Bereich entwickelt werden.<br />

4. Zusammenarbeit mit der G8<br />

Wir möchten die von uns gestellten Forderungen<br />

an die G8-Länder Ausdruck<br />

verleihen, die wirtschaftliche, soziale und<br />

entwicklungsbezogene Zusammenarbeit<br />

zwischen den G8-Staate und den Ländern<br />

des Nahen Osten und Nordafrika in folgenden<br />

Basisbereichen zu entwickeln:<br />

• Förderung strategischer Jointventures<br />

zwischen Unternehmen und Investoren<br />

der jeweils anderen Seite;<br />

• Unterstützung beim Aufbau von Kapazitäten<br />

und bei der Übermittlung erfolgreicher<br />

Erfahrungen auf dem Gebiet<br />

ökonomischer Integration durch<br />

die G8;<br />

• Transfer moderner Technologien und<br />

neuen Know-Hows sowie Finanzierung<br />

der Errichtung der Forschungs- und<br />

Entwicklungszentren in der Region;<br />

• Erfassung und Berücksichtigung der<br />

in der Region angewandten Entwicklungsmodelle<br />

als Basis für die Verwirklichung<br />

gemeinsamer Wirtschaftsinteresse.<br />

33


HiNTErGrUNd<br />

Arabischer Gipfel<br />

Zusammenarbeit soll verstärkt werden<br />

Auf dem 2. Arabischen Gipfel für<br />

Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung,<br />

der am 19. Januar 2011<br />

im ägyptischen Scharm El-Scheich<br />

stattfand, haben sich die arabischen<br />

Länder erneut verpflichtet, die auf<br />

dem Gipfel von Kuwait im Jahre<br />

2009 beschlossenen Entwicklungsstrategien<br />

weiterzuverfolgen und die<br />

innerarabische Zusammenarbeit zu<br />

forcieren.<br />

Die soziale, wirtschaftliche und technologische<br />

Entwicklung der arabischen Länder<br />

soll durch die Zusammenarbeit im Rahmen<br />

der arabischen Liga vorangetrieben werden.<br />

Die Staatschefs verabschiedeten zum Abschluss<br />

der Konferenz eine entsprechende<br />

Deklaration. Darin wurde die Notwendigkeit<br />

unterstrichen, die Realisierung regionaler<br />

Infrastrukturvorhaben voranzutreiben. Das<br />

gelte als vorrangiges Ziel der arabischen Zusammenarbeit<br />

und als wichtiger Beitrag zur<br />

Wirtschaftsintegration.<br />

Zu den Infrastrukturvorhaben zählen<br />

die landesübergreifenden innerarabischen<br />

Stromnetz- beziehungsweise Eisenbahnprojekte.<br />

Um den innerarabischen Handel zu<br />

Straßen und Verkehr in Dubai<br />

Amr Moussa, Generalsekretär der Arabischen Liga<br />

fördern sollen auch eine effektive Internet-<br />

und Seeverbindung zwischen den arabischen<br />

Ländern entwickelt werden. Die Entwicklung<br />

des innerarabischen Handels ist ein zentrales<br />

Thema der arabischen Wirtschaftskooperation<br />

und soll durch zolltechnische, tarifäre<br />

und nichttarifäre Maßnahmen angekurbelt<br />

werden. So wurde festgelegt, die Vereinheitlichung<br />

der arabischen Zolltarifnomenklaturen<br />

bis Ende 2012 abzuschließen, bevor die<br />

Zollunion im Jahre 2015 und der gemeinsame<br />

arabische Markt im Jahre 2020 eingeführt<br />

werden.<br />

Darüber hinaus wurden die ergriffenen<br />

Maßnahmen zur Durchführung gemeinsamer<br />

arabischer Investitionen und zur stärkeren<br />

Einbeziehung des privaten Wirtschaftssektors<br />

sowie der Zivilgesellschaft in den<br />

umfassenden Entwicklungsprozess erörtert.<br />

34 SOUQ 1/2011<br />

Fotos: Shenli Leong


Die Skyline von Abu Dhabi: Noch immer wird dort besonders in die Infrastruktur investiert.<br />

Um das Lebensniveau der arabischen Bürger<br />

zu heben und seine Zukunft zu sichern wurde<br />

darüber beraten, wie die Milleniums-Entwicklungsziele<br />

(MDG) bis zum Jahre 2015<br />

erreicht werden können. Die Beratungen<br />

umfassten die Entwicklung und Aktivierung<br />

menschlicher Potentiale, Förderung von Bildung,<br />

Forschung und Entwicklung, Stärkung<br />

der Rolle der Frau in der arabischen Gesellschaft,<br />

Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit<br />

sowie die Schaffung bestmöglicher<br />

Gesundheitsfürsorge.<br />

Die Entwicklung des innerarabischen<br />

Handels ist ein zentrales Thema der arabischen<br />

Wirtschaftskooperation und soll<br />

durch zolltechnische, tarifäre und nichttarifäre<br />

Maßnahmen angekurbelt werden.<br />

Die arabischen Länder wollen Bedingungen<br />

dafür schaffen, unter denen die arabische<br />

Jugend am aktiven gesellschaftlichen Aufbau<br />

teilnehmen kann. Dazu gehört unter<br />

anderem die Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />

In diesem Zusammenhang wurde die Initiative<br />

von S.H. Sheikh Sabah Al-Ahmad<br />

Al-Jaber Al-Sabah, Emir des Staates Kuwait<br />

begrüßt, einen gemeinsamen arabischen<br />

Fonds mit einem Kapital von zwei Milliarden<br />

US-Dollar zur Förderung kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen zu bilden. Der<br />

Fonds wird Unternehmern in arabischen<br />

Ländern langfristige Kredite gewähren,<br />

was unter anderem zur Schaffung neuer<br />

SOUQ 1/2011<br />

Arbeitsplätze und zur Armutsbekämpfung<br />

beitragen soll. Die arabischen Länder würden<br />

ihre Verpflichtungen hinsichtlich der<br />

Finanzierung des Fonds, der von nachgehen.<br />

Der Fonds wird vom „Arab Fund for<br />

Economic and Social Development” verwaltet,<br />

der in Kuwait ansässig ist.<br />

Erste Zugfahrt auf der Strecke von Mosul im Irak nach Aleppo in Syrien.<br />

HiNTErGrUNd<br />

Wie in der Deklaration erklärt, stehen in<br />

den nächsten Jahren die Themen Wasser-<br />

und Nahrungsmittelsicherheit, ganz oben<br />

auf der Agenda der arabischen Länder. Außerdem<br />

wurde in Scharm El-Scheich verkündet,<br />

künftig eine „Arabischen Strategie<br />

zur Eindämmung der negativen Folgen von<br />

Naturkatastrophen, 2020“ zu verfolgen. Ein<br />

Maßnahmenplan für den Umgang mit den<br />

Fragen des Klimawandels soll erarbeiten<br />

werden.<br />

Obwohl einige arabische Länder über<br />

enorme Energieressourcen, vor allem über<br />

Öl und Gas verfügen, wurde in der Deklaration<br />

die Notwendigkeit betont, erneuerbare<br />

Energiequellen wie Sonne und Wind, die in<br />

den arabischen Ländern reichlich vorhanden<br />

sind, auszunutzen. Außerdem sei eine<br />

friedliche Nutzung der Atomenergie anzustreben.<br />

All das biete die Chancen, moderne<br />

Technologien anzueignen, neue umweltfreundliche<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und<br />

saubere Energie zu erzeugen, mit der auch<br />

das in der Region dringend benötigte Trinkwasser<br />

produziert werden kann. Die Konferenz<br />

befasste sich außerdem mit den Fragen<br />

der Intensivierung der innerarabischen<br />

und internationalen Zusammenarbeit. Der<br />

nächste Gipfel soll im Jahre 2013 in Riad, im<br />

Königreich Saudi-Arabien stattfinden.<br />

35


diPlOMaTiE<br />

Eröffnung der neuen saudischen Botschaft<br />

Deutschland und Saudi-Arabien verbindet eine lange Freundschaft<br />

In Berlin wurde am 9. Februar<br />

2011 das neue saudische<br />

Botschaftsgebäude<br />

offiziell von Seiner Königlichen<br />

Hoheit, Prinz Saud<br />

al-Faisal bin Abdulaziz Al<br />

Saud, Außenminister des<br />

Königreichs Saudi-Arabien<br />

und von Vizekanzler und<br />

Bundesaußenminister Dr.<br />

Guido Westerwelle eröffnet.<br />

Zur offiziellen Eröffnungsfeier<br />

hatte der Botschafter des Königreichs<br />

Saudi-Arabien, Seiner<br />

Exzellenz Prof. Dr. med Ossama<br />

Abdulmajed Ali Shobokshi, eingeladen.<br />

Altbundeskanzler Gerhard<br />

Schröder, Dr. Thomas Bach, Präsident<br />

des Deutschen Olympischen<br />

Sportbundes, Vizepräsident des<br />

Internationalen olympischen Komitees<br />

und Präsident der <strong>Ghorfa</strong><br />

Staatsminister im Auswärtigen<br />

Amt Dr. Werner Hoyer und zahlreiche<br />

arabische und ausländische<br />

Botschafter sowie hochrangige<br />

Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft waren der<br />

Einladung des Botschafters gefolgt.<br />

In seiner Rede begrüßte Botschafter Professor<br />

Shobokshi die zahlreich erschienen<br />

el-Sauaf M.<br />

hochkarätigen Gäste im neuen Botschafts- dition mit den Anforderungen der modernen fentlicht worden sind. Schätzungen zufolge<br />

Foto:<br />

Your one stop partner in the Kingdom of Saudi Arabia<br />

Al Osais, founded in 1970 is a leading Saudi Investment<br />

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Tel: +966 3 8196000 Fax: +966 3 8113334<br />

E-mail: osais@osais.com Web: www.alosais.com<br />

Zeit in beeindruckender Weise<br />

harmonisieren, sei es, dem Heimatland<br />

und dessen Bürgern zu<br />

dienen, so der Botschafter.<br />

Professor Shobokshi gab einen<br />

Überblick über die Entwicklung<br />

der tiefen deutsch-saudischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen, die seit<br />

1929 bestehen. Dabei unterstrich<br />

er die bedeutende politische und<br />

wirtschaftliche Rolle des Königreichs<br />

Saudi-Arabien und der<br />

Bundesrepublik Deutschland auf<br />

regionaler und internationaler<br />

Ebene. Seit 1976 wurden die gegenseitigen<br />

Besuche hochrangigster<br />

Vertreter beider Länder intensiviert.<br />

Das führte zur bessern<br />

gegenseitigen Verständigung und<br />

Förderung des bilateralen Handelsaustauschs.<br />

Der Botschafter führte aus,<br />

dass die deutschen Exporte in das<br />

Königreich vom Januar bis Oktober<br />

2011 einen Wert von 4,45<br />

Milliarden Euro erreichten. Im<br />

gleichen Zeitraum lagen die saudischen<br />

Exporte nach Deutschland<br />

bei 440 Millionen Euro. Er<br />

wies auf zunehmende saudische<br />

Investitionen in Deutschland hin, wobei die<br />

diesbezüglichen Daten nur zum Teil veröf


Foto: M. el-Sauaf<br />

Botschafter Professor Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi, Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder, Prinz Saud Al-Faisal, Außenminister Guido Westerwelle (v.l.n.r.)<br />

betragen die Investitionen arabischer Golfstaaten<br />

in Deutschland zwischen 50 und 60<br />

Milliarden Euro. Diese wurden unter anderem<br />

in deutsche Großunternehmen wie<br />

Daimler, Volkswagen und Porsche sowie in<br />

die Industrie- und Tourismusbranche sowie<br />

weitere Branchen getätigt. Auch die deutschsaudischen<br />

Kulturbeziehungen haben sich<br />

gut entwickelt. Die Zahl der saudischen Studenten<br />

und Doktoranden in Deutschland hat<br />

sich von 214 im Jahr 2006 auf 968 im Jahre<br />

2010 erhöht. Das Königreich Saudi-Arabien<br />

und die Bundesrepublik Deutschland nahmen<br />

diplomatische Beziehungen Mitte der fünfziger<br />

Jahre auf.<br />

Bundesaußenminister Westerwelle betonte<br />

bei der Eröffnungsfeier, dass Deutschland und<br />

Saudi-Arabien eine lange Freundschaft mit einem<br />

intensiven Gedankenaustausch, nicht nur<br />

zwischen den Politikern verbinde. „Wir konnten<br />

stets vertrauensvoll und offen über alle<br />

Fragen der Politik, der Wirtschaft, der Bildung<br />

und Kultur sowie der Gesellschaft miteinander<br />

reden“. Viele Veränderungen in Saudi-Arabi-<br />

SOUQ 1/2011<br />

en seien in Deutschland nicht ausreichend bekannt.<br />

So setze König Abdullah entschlossen<br />

auf eine Diversifizierung der Wirtschaft und<br />

einen entschlossenen Ausbau des Bildungssystems,<br />

auch für Frauen. Die King Abdullah<br />

University of Science and Technology beispielsweise<br />

ist ein eindrücklicher Beleg für<br />

den Willen der saudischen Führung, sich auch<br />

„die Kräfte der Moderne zu erschließen“, so<br />

Westerwelle. Mit der <strong>Partnerschaft</strong> von Hochschulen<br />

und dem Austausch von Dozenten und<br />

Studenten wolle man die Beziehungen zwischen<br />

den Ländern weiter intensivieren. Auch<br />

multilateral wolle man noch enger kooperieren:<br />

Der Golfkooperationsrat und die EU verhandeln<br />

seit längerem über ein Freihandelsabkommen.<br />

Diese Verhandlungen sollen bald zu<br />

einem Abschluss geführt werden.<br />

Seine Königliche Hoheit Prinz Saud Al-<br />

Faisal würdigte in seiner Rede die kontinuierliche<br />

Entwicklung der traditionell guten<br />

deutsch-saudischen Beziehungen auf politischem,<br />

wirtschaftlichem, kulturellem und<br />

technischem Gebiet. Er unterstrich das Inte-<br />

Dr. Thomas Bach im Gespräch mit Botschafter Professor Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi.<br />

diPlOMaTiE<br />

resse seines Landes, diese Beziehungen weiter<br />

zu vertiefen. Außerdem hob der saudische<br />

Außenminister die regen, gegenseitigen Besuche<br />

der Staatsführungen beider Länder und<br />

deren Beitrag zur Festigung der Fundamente<br />

der bilateralen Verbindungen zum Wohle beider<br />

befreundeter Völker hervor. Beispielhaft<br />

führte er den Besuch seiner Majestät König<br />

Abdallah bin Abdulaziz Al Saud Ende 2007<br />

in Deutschland und den Besuch der Bundeskanzlerin,<br />

Dr. Angela Merkel, im Königreich<br />

Saudi-Arabien Ende 2010 an.<br />

Prinz Saud Al-Faisal wies darüber hinaus<br />

darauf hin, dass Deutschland der drittgrößte<br />

Wirtschaftspartner des Königreichs darstelle.<br />

Ferner empfängt Deutschland jährlich zahlreiche<br />

saudische Touristen, Unternehmer<br />

und Patienten sowie Studenten. Anlässlich<br />

der Eröffnung trafen Bundesaußenminister<br />

Westerwelle mit dem saudischen Außenminister,<br />

Prinz Saud Al Faisal auch zu politischen<br />

Gesprächen zusammen. Sie behandelten<br />

neben den bilateralen Beziehungen auch<br />

regionale wie auch internationale Themen.<br />

37


aKTiViTäTEN<br />

Arabische Wirtschaftsräte und Kulturattaches besuchen Stuttgart<br />

Anlässlich der didacta – der größten<br />

internationalen Bildungsmesse<br />

– reisten die Wirtschaftsräte und<br />

Kulturattaches von elf arabischen<br />

Botschaften unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />

Abdulaziz Al-<br />

Mikhlafi nach Stuttgart.<br />

Ministerialdirektor Wolfgang Fröhlich, Ministerium<br />

für Kultus, Jugend und Sport begrüßte<br />

die arabischen Gäste herzlich bei einem<br />

„Get Together“ im Haus der Wirtschaft<br />

zu dem auch zahlreiche Vertreter von Bildungsinstitutionen<br />

und Bildungsunternehmen<br />

eingeladen waren. Auf dem Programm<br />

standen des Weiteren ein Besuch bei der Fes-<br />

Die Wirtschafts-Delegation der <strong>Ghorfa</strong> in Stuttgart.<br />

NEUE MITGLIEDER<br />

Unternehmen<br />

b2b-coaching<br />

CALIDRIS28 Deutschland GmbH<br />

Kling Consult Planungs- und Ingenieurgesellschaft<br />

für Bauwesen mbH<br />

Ultimate Seed AG<br />

NovaTec – Ingenieure für neue Informationstechnologien<br />

GmbH<br />

DANA Senioreneinrichtungen GmbH<br />

TECPLAN Engineering and Services GmbH<br />

schlaich bergermann und partner – sbp GmbH<br />

M. A. Qaiser Industrietechnik GmbH<br />

OBERMEYER Planen + Beraten GmbH<br />

PTV Planung Transport Verkehr AG<br />

Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH<br />

Von Roll BHU Umwelttechnik GmbH<br />

Grand Hotel Sonnenbichl<br />

Gut Springenheide GmbH<br />

Luthardt GmbH<br />

HDI-Gerling Industrie Versicherung AG<br />

Kedas GmbH<br />

3D-Präsentation bei der Festo AG.<br />

to AG, der M+W Group und der Landesakademie<br />

in Esslingen. Dabei konnten sich die<br />

Vertreter der arabischen Botschaften von der<br />

Innovationskraft<br />

der Region<br />

und den<br />

Vorzügen des<br />

Bildungsstandorts<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

ü b e r z e u g e n ,<br />

der vor allem<br />

im Bereich<br />

der praxisna-<br />

Ansprechpartner<br />

Herr Thomas Breitling<br />

Herr Frank Maier<br />

Herr Dipl.-Ing. Markus Daffner<br />

Herr Jakob Heierli/Herr Juri D. Tanfoglio<br />

Herr Albrecht Stäbler<br />

Herr Dr. Yazid Shammout<br />

Herr Gerhard Paul<br />

Herr Knut Göppert<br />

Herr M. A. Qaiser<br />

Herr Dipl.-Ing. Matthias Lohmann<br />

Herr Dr.-Ing. Uwe Reiter<br />

Herr Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach<br />

Herr Martin Stahl<br />

Herr Christoph Mathes<br />

Frau Barbara Tusky<br />

Herr Sven Luthardt<br />

Herr Michael Salzmann; Herr Jürgen Decker<br />

Herr Dr. Sadek Radwan<br />

hen beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

von Fachkräften viel zu bieten hat. Auch<br />

Wirtschaftsminister Ernst Pfister ist davon<br />

überzeugt, dass „Baden-Württemberg ein<br />

wichtiger Partner für die arabischen Länder<br />

ist – sowohl als Gastland für arabische Studierende<br />

und Auszubildende als auch beim<br />

Ausbau des Aus- und Weiterbildungssystems<br />

in den Staaten der arabischen Welt“. Organisiert<br />

wurde die Reise in Kooperation mit dem<br />

baden-württembergischen Wirtschaftsministerium,<br />

dem Ministerium für Kultus, Jugend<br />

und Sport des Landes Baden-Württemberg<br />

und dem Didacta Verband.<br />

Webseite<br />

www.b2b-coaching.info<br />

www.calidris28.com<br />

www.klingconsult.de<br />

www.novatec-gmbh.de<br />

www.dana-gmbh.de<br />

www.tecplan-gmbh.de<br />

www.sbp.de<br />

www.maqbelting.de<br />

www.opb.de<br />

www.ptv.de<br />

www.katzenbach-ingenieure.de<br />

www.vonroll.com<br />

www.sonnenbichl.de<br />

www.luthardt-group.com<br />

www.hdi-gerling.de<br />

www.kedas-group.com<br />

38 SOUQ 1/2011


Foto: Kariem El-Ali<br />

SOUQ 1/2011<br />

aKTiViTäTEN<br />

Gemeinschaftsstand auf der Arab Health 2011 – Dubai<br />

24. bis 27. Januar 2011<br />

Auf der Arab Health, der bedeutendsten<br />

Gesundheitsmesse der Region<br />

in Dubai, VAE präsentierte sich die<br />

<strong>Ghorfa</strong> mit einem Gemeinschaftsstand.<br />

Dabei konnten zahlreiche Messebesucher<br />

und Aussteller über die Arbeit, die Aktivitäten<br />

und die Serviceleistungen der <strong>Ghorfa</strong><br />

informiert werden. Die Angebotspalette<br />

der Unterausstellerfirmen des <strong>Ghorfa</strong>-Gemeinschaftsstandes<br />

umfasste ein Gesundheitszentrum,<br />

Rechtsanwaltskanzleien für<br />

Medizinrecht sowie Rechts- und Steuerberatung.<br />

Die Unteraussteller konnten vor Ort<br />

eine Reihe an Kontakten knüpfen.<br />

Mehr als 2.700 Aussteller aus über 60 Ländern<br />

mit 30 Länderpavillons präsentierten<br />

Gemeinschaftsstand der <strong>Ghorfa</strong> auf der Arab Health in Dubai.<br />

sich aus allen Bereichen der Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie, Dentalmedizin, Dentaltechnik<br />

auf der Messe. Deutschland war mit über 300 Ausstellern innerhalb eines eigenen<br />

Länderpavillons auf 5.000 Quadratmetern vertreten. Damit hatte Deutschland die bedeutendste<br />

Präsenz auf der Messe.<br />

ARAB Trade Fairs Calender 2011<br />

Date City Name Profile<br />

14. – 16. April 2011<br />

10. – 13. April 2011<br />

26. – 28. April 2011<br />

02. – 5. Mai 2011<br />

03. – 5. Mai 2011<br />

12. – 16. Mai 2011<br />

15. – 17. Mai 2011<br />

29. Mai – 1. Juni 2011<br />

31. Mai – 3. Juni 2011<br />

1. – 6. Juni 2011<br />

6. – 8. Juni 2011<br />

13. – 16. Juni 2011<br />

12. – 14. September 2011<br />

Damascus, Syria<br />

Riyadh, KSA<br />

Manama, Bahrain<br />

Doha, Qatar<br />

Dubai, UAE<br />

Damascus, Syria<br />

Dammam, Saudi Arabia<br />

Jeddah, Saudi Arabia<br />

Beirut, Lebanon<br />

Algier,Algerien<br />

Damascus, Syria<br />

Amman, Jordan<br />

Dubai, UAE<br />

International Healthcare, Dental<br />

Care, Syrian Lab<br />

Saudi Medicare<br />

gulf BID & gulf INTERIORS<br />

Project Qatar<br />

GESS<br />

BUILDEX<br />

WEPower<br />

FOOD, HOTEL & PROPAC ARABIA<br />

Project Lebanon<br />

FIA Internationale Messe<br />

AGRITEX<br />

JIMEX<br />

DOMOTEX Middle East<br />

International Healthcare, Laboratory<br />

Technology and Equipment Exhibition<br />

International Healthcare, Hospital Supplies and<br />

Medical Equipment Show<br />

The Annual Gulf International Exhibitions for<br />

Construction, Interiors & Furniture<br />

The International Trade Exhibition for Construction<br />

Technology, Building Materials, Equipment<br />

Gulf Educational Supplies & Solutions<br />

International Exhibition for Construction Technology<br />

and Building Industry<br />

Water, Electricity & Power Generation Conference<br />

& Exhibition<br />

International Event for Food, Beverage, Hotel etc.<br />

International Exhibition for Construction Technology,<br />

Building Materials & Equipment and Environment<br />

for Lebanon and the Middle East<br />

General Trade Fairs for Capital and Consumer<br />

Goods<br />

International Agricultural Fair<br />

Jordanian International Machines & Electro-<br />

Mechanical Equipment Exhibition<br />

International Trade Fair for Carpets and Floor<br />

Coverings<br />

39


WarENVErKEHr<br />

Handelsaustausch expandiert<br />

Der deutsch-arabische Warenaustausch hat<br />

sich im Jahr 2010 sehr positiv entwickelt.<br />

Dabei nahm das gesamte Handelsvolumen<br />

um 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />

auf 38,7 Milliarden Euro zu. Damit wird<br />

deutlich, dass die Folgen der globalen Finanz-<br />

und Wirtschaftskrise bei den Handelsbeziehungen<br />

zwischen Deutschland<br />

und den arabischen Ländern überwunden<br />

worden sind. Dabei verzeichneten die deutschen<br />

Ausfuhren in die arabischen Länder<br />

einen beachtlichen Anstieg von 17 Prozent<br />

verglichen mit den Vorjahreswerten.<br />

Sie erreichten einen Umfang von über 29<br />

Milliarden Euro. Dabei fällt der Zuwachs<br />

Ägypten<br />

Algerien<br />

Bahrain<br />

Dschibuti<br />

Irak<br />

Jemen<br />

Jordanien<br />

Katar<br />

Komoren<br />

Kuwait<br />

Libanon<br />

Libyen<br />

Marokko<br />

Mauretanien<br />

Oman<br />

Palästina<br />

Saudi-Arabien<br />

Somalia<br />

Sudan<br />

Syrien<br />

Tunesien<br />

VAE<br />

Zusammen<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Stand: 18.02.2011<br />

der Exporte in den Irak um 54,2 Prozent<br />

auf 925,9 Millionen Euro besonders auf.<br />

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)<br />

sind der Hauptwirtschaftspartner in den<br />

arabischen Ländern. Die deutschen Ausfuhren<br />

in die VAE beliefen sich im vorigen<br />

Jahr auf 7,6 Milliarden und lagen damit um<br />

1,4 Milliarden beziehungsweise 23,1 Prozent<br />

höher als im Jahr 2009.<br />

Überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten<br />

erreichten insbesondere der Irak (54,2<br />

Prozent), Katar (43,9 Prozent), Tunesien<br />

(31,1 Prozent), Libanon (28,5 Prozent),<br />

Kuwait (23,2 Prozent), Bahrain (21,3 Pro-<br />

Deutsch-arabischer Warenaustausch 2010<br />

Einfuhr in Mio. Euro<br />

zent) Oman (21,2) und Saudi Arabien<br />

(17,7 Prozent). Die deutschen Einfuhren<br />

aus den arabischen Ländern stiegen im<br />

vergangenen Jahr um 13,7 Prozent auf<br />

9,6 Milliarden Euro an. Mit 3,1 Milliarden<br />

Euro bleibt Libyen wichtigster Lieferant<br />

Deutschlands aus den arabischen<br />

Ländern, gefolgt von Tunesien, Syrien,<br />

Ägypten, Algerien, Saudi Arabien, Marokko<br />

und den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten. Besonders erfreulich zeigt sich<br />

bei den Importen die Entwicklung im<br />

Irak: die Einfuhren stiegen im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 89,7 Prozent auf 159,7<br />

Milliarden Euro.<br />

Ausfuhr in Mio. Euro<br />

Jan.-Dez.2010 Jan.-Dez. 2009 +/- (%) Jan.-Dez.2010 Jan.-Dez.2009 +/- (%)<br />

954,8<br />

693,4<br />

57,0<br />

0,4<br />

159,7<br />

4,3<br />

25,6<br />

117,4<br />

1,6<br />

59,8<br />

29,6<br />

3.103,0<br />

598,4<br />

89,9<br />

18,2<br />

0,2<br />

638,2<br />

0,6<br />

16,9<br />

1.162,2<br />

1.381,8<br />

519,2<br />

9.632,3<br />

830,0<br />

653,8<br />

67,3<br />

0,2<br />

84,2<br />

50,4<br />

32,1<br />

72,4<br />

1,1<br />

88,9<br />

26,6<br />

2.819,0<br />

525,8<br />

71,0<br />

15,7<br />

0,4<br />

642,3<br />

0,2<br />

15,4<br />

813,8<br />

1.237,3<br />

471,7<br />

8.474,2<br />

15,0<br />

6,1<br />

-15,3<br />

166,7<br />

89,7<br />

-15,2<br />

-20,3<br />

62,1<br />

39,9<br />

-32,7<br />

11,6<br />

10,1<br />

13,8<br />

26,7<br />

15,7<br />

-36,9<br />

-0,6<br />

207,7<br />

10,1<br />

42,8<br />

11,7<br />

10,1<br />

13,7<br />

2.981,9<br />

1.425,7<br />

367,2<br />

6,9<br />

925,9<br />

183,8<br />

761,2<br />

1.549,3<br />

1,6<br />

1.196,4<br />

773,7<br />

996,5<br />

1.371,6<br />

57,9<br />

545,8<br />

32,2<br />

5.770,4<br />

4,5<br />

237,1<br />

656,8<br />

1.605,3<br />

7.582,7<br />

29.034,2<br />

2.685,0<br />

1.577,6<br />

302,7<br />

10,2<br />

600,6<br />

200,5<br />

693,8<br />

1.076,8<br />

0,6<br />

970,8<br />

602,0<br />

1.133,6<br />

1.296,6<br />

53,9<br />

450,4<br />

27,8<br />

4.894,6<br />

0,6<br />

202,9<br />

653,2<br />

1.224,2<br />

6.157,6<br />

24.815,8<br />

40 SOUQ 1/2011<br />

11,1<br />

-9,6<br />

21,3<br />

-32,9<br />

54,2<br />

-8,3<br />

9,7<br />

43,9<br />

169,2<br />

23,2<br />

28,5<br />

-12,1<br />

5,8<br />

7,5<br />

21,2<br />

16,0<br />

17,9<br />

651,7<br />

16,9<br />

0,6<br />

31,1<br />

23,1<br />

17,0


UCM: Medical care at a university level<br />

Subsidiary of the Hamburg University Medical Center exports its expertise in hospital planning and<br />

operation<br />

The aim of the “UKE Consult und<br />

Management GmbH” (UCM), a subsidiary<br />

of the University Medical<br />

Center Hamburg-Eppendorf (UKE), is<br />

to market German university medicine<br />

worldwide. Since the UKE does not<br />

consider global medical tourism alone<br />

to be a permanent solution, it simultaneously<br />

relies on the export of its<br />

medical expertise and hospital planning<br />

and operating competence. Re-<br />

Priv.-Doz. Dr. Mathias Goyen<br />

gional foci are, in particular, the Middle<br />

East, Eastern Europe, China and India, and services are provided<br />

to private clients as well as state institutions and investors. The<br />

most recent step in expanding the international operations of the<br />

UCM was the opening of an office in Moscow in September 2008.<br />

The company<br />

The UCM, founded in April 2006, is a cooperative effort between<br />

the Hamburg University Medical Center (1445 beds, 64 000 inpatients<br />

and 258 000 outpatients, 650 million euro turnover, approx.<br />

7000 employees) and “Hellmann Worldwide Logistics GmbH<br />

& Co. KG”, which is represented by 443 offices in 157 countries<br />

and owns 60 percent of the UCM shares. The services are provided<br />

in part by UKE employees, who are “loaned” to the UCM.<br />

Expertise<br />

In exporting services for the development and the management of<br />

health projects, the Hamburg company profits particularly from<br />

experience gained during the restructuring process of its own hospital,<br />

which has been in existence for more than a century. The time<br />

and cost schedules for building the central 730 bed clinic, which<br />

was completed in December 2008, were fully adhered to, for example.<br />

Twenty-four subsidiaries and sub-subsidiaries with majority<br />

and minority holdings were established. Sixty-one departments<br />

and divisions have been certified or accredited. In September 2009,<br />

the University Medical Center Hamburg-Eppendorf was the first<br />

German University Medical Center to be certified in its entirety.<br />

Services<br />

The Hamburg consultants examine the economic viability of<br />

planned or existing objects, develop and optimize business concepts<br />

and medical workflows, develop logistics solutions, take care<br />

of purchases, and/or lend support with regard to quality management.<br />

UCM employees provide advice for new buildings, enlargements<br />

and building alterations. Doctors, nursing staff and<br />

administrative employees train their foreign colleagues in Hamburg,<br />

temporarily work on site if necessary, and provide remote<br />

support by means of electronic data transfer. The UCM takes<br />

care of the medical or commercial management for new projects<br />

or for clinics that want to restructure, and helps with establishing<br />

and managing subsidiaries in the tertiary sector, such as<br />

transport, cleaning or catering. The experienced employees of the<br />

subsidiaries lend their support in the provision of all services.<br />

CEO<br />

Prof. Dr. Mathias Goyen<br />

UKE Consult und Management GmbH<br />

Martinistraße 52. 20251 Hamburg (Germany)<br />

Phone: +49 (0) 40 7410-56769<br />

E-Mail: goyen@uke.de<br />

Internet: www.u-c-m.de<br />

The expertise gained during the planning and development of the central clinic<br />

building of the Hamburg University Medical Center is a very valuable asset for<br />

the future work of the “UKE Consult and Management GmbH”.

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