Verantwortungsvolle Partnerschaft - Ghorfa
Verantwortungsvolle Partnerschaft - Ghorfa
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1/2011 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ www.ghorfa.de<br />
<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />
Bundespräsident reist nach Kuwait und Katar<br />
Gesundheit<br />
Privatwirtschaftliches Engagement ist in den GCC-Staaten gefragt<br />
Tourismus<br />
Luxusreisen auf dem Vormarsch<br />
Energie<br />
Der Plan Solaire macht Marokko fit für die Zukunft
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Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
die derzeitigen Umbrüche in<br />
einigen Ländern der arabischen<br />
Welt sind gravierend.<br />
In Ägypten und Tunesien<br />
haben sich die Bürger eine<br />
Chance auf einen politischen<br />
Neuanfang erkämpft und ein<br />
Zeichen in der arabischen<br />
Region gesetzt. Diesen Neuanfang<br />
wollen die Menschen<br />
in Libyen auch. Das Vorgehen<br />
des Regimes gegen sein<br />
Volk ist von der Weltgemeinschaft<br />
verurteilt wor- Dr. Thomas Bach<br />
den. Es geht bei den Protesten<br />
um den Wunsch der Menschen nach mehr Mitbestimmung, nach<br />
Menschenrechten, nach Teilhabe in politischer und wirtschaftlicher<br />
Hinsicht und nach einer gerechteren Verteilung der Güter. Das sind<br />
berechtigte Anliegen. Wie die Dinge einen halbwegs guten Verlauf<br />
nehmen können, zeigen derzeit die Entwicklungen in Ägypten und<br />
Tunesien. Es bleibt zu hoffen, dass es zu einem friedlichen, geordneten<br />
und konstruktiven Übergang kommen wird. Sowohl die politische<br />
als auch die wirtschaftliche Transformation werden jedoch viel<br />
Zeit und Energien beanspruchen und manches wird zäher verlaufen,<br />
als gewünscht.<br />
Dieser Transformationsprozess bietet auch für Deutschland und<br />
Europa eine Chance. Wir sollten dieser positiv gegenüberstehen.<br />
Damit wir den Wandel begleiten können, indem wir mit Hilfen bereitstehen,<br />
ohne belehrend zu wirken. Damit es friedlich gelingt,<br />
den Aufbau von Zivilgesellschaften zu gestalten. Die im Umbruch<br />
befindlichen Länder brauchen Unterstützung auf vielerlei Weise.<br />
Dazu gehört auch keine übertriebenen Erwartungen zu wecken. Es<br />
darf niemand glauben, dass durch eine Revolution und eine neue<br />
Verfassung wie von selbst breiter Wohlstand einkehren wird. Hier<br />
sind harte Arbeit der Regierung und Kooperationen mit der Zivilgesellschaft<br />
und dem Ausland gefragt. Unterstützung beim Aufbau<br />
demokratischer Strukturen und einer lebendigen Zivilgesellschaft<br />
sind der beste Weg in eine sichere Zukunft. Bei der Neu- und Umbildung<br />
von Staats- und Wirtschaftssystemen können deutsche<br />
Organisationen wichtige Hilfestellungen leisten. Dabei sollte das<br />
dort etablierte Geschäfts- und Tourismusumfeld bewahrt und weiter<br />
verbessert werden. Bildung und berufliche Ausbildung sollten<br />
SOUQ 1/2011<br />
EdiTOrial<br />
grundlegende Schwerpunkte<br />
der dortigen Sozialpolitik<br />
und der künftigen deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
und der EU-Mittelmeerpolitik<br />
sein. Dadurch können<br />
zukunftssichernde Arbeitsplätze<br />
für die Jugend, ein<br />
nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />
und Wohlstand<br />
geschaffen werden. Aus diesem<br />
Grund organisiert die<br />
<strong>Ghorfa</strong> beispielsweise seit<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
einigen Jahren das Deutsch-<br />
Arabische Bildungsforum in<br />
Zusammenarbeit mit deutschen und arabischen Kooperationspartnern.<br />
In Ägypten und Tunesien breitet sich Aufbruchstimmung aus. Aufgrund<br />
der hohen Qualität ihrer Produkte und Ingenieurleistungen<br />
sowie Zuverlässigkeit sind dort deutsche Unternehmen gefragte Wirtschaftspartner.<br />
Auch die Fortführung bereits begonnener Kooperationen<br />
ist entscheidend. In Nordafrika gibt es bereits in den Bereich<br />
Autozulieferindustrie, Textilverarbeitung und erneuerbare Energien<br />
gelungene Beispiele für ein sinnvolles Engagement. Zur Stützung der<br />
Region hat das Bundeswirtschaftsministerium Anfang Februar einen<br />
„Zehn-Punkte-Aktionsplan Nordafrika“ verabschiedet. Darin wurde<br />
unter anderem betont, dass wirtschaftliche Unternehmungen in der<br />
Region auch weiterhin von der Bundesregierung unterstützt werden.<br />
Dieser Ansatz ist sehr zu begrüßen. Wir hoffen auf praktische Umsetzung<br />
und dass konkrete Programme folgen. Hier bietet sich die <strong>Ghorfa</strong><br />
gemeinsam mit ihren Trägerorganisationen in der arabischen Welt als<br />
idealer Partner für die Umsetzung an. In Ägypten und Tunesien ist zu<br />
erwarten, dass von den Reformern Initiativen zur langfristigen Stabilisierung<br />
der Wirtschaft positiv aufgenommen werden. In den Regionen<br />
am Mittelmeer heißt Stabilisierung auch die Wiederbelebung<br />
des Tourismus und der Investitionstätigkeit, um auch Arbeitsplätze zu<br />
sicher und neu zu schaffen.<br />
Politische und wirtschaftliche Stabilität bedingen sich gegenseitig.<br />
Deutschland und die Arabische Welt liegen in vielerlei Hinsicht näher<br />
beieinander als vielfach wahrgenommen. Daher sind beide Seiten auf<br />
allen Gebieten zur Zusammenarbeit gefordert.<br />
Ihr<br />
Dr. Thomas Bach<br />
Präsident<br />
Ihr<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Generalsekretär<br />
3
Editorial<br />
Dr. Thomas Bach und Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />
Kommentar<br />
von Olaf Hoffmann 6<br />
Nachrichten<br />
Kurzinterview<br />
mit Robert Petrovic, General Manger im The Ritz Carlton 6<br />
Personalien 8<br />
Buchvorstellung 8<br />
Ankündigungen 9<br />
Titel<br />
<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />
von Dr. Alexander Tettenborn 10<br />
Thema<br />
Gesundheitswesen in den GCC-Staaten<br />
von Martin Kahlhöfer 12<br />
Gespräch mit dem Gesundheitsminister des Irak<br />
von Dr. Mahmoud Gaber 14<br />
interview<br />
mit Dr. Bernd Kordes, Vorstand der<br />
Geschäftsführung bei Lahmeyer International 16<br />
Expertensicht<br />
Die Trends in der Tourismusbranche<br />
von Prof. Dr. Djamal Benhacine<br />
Erneuerbare Energien in Marokko<br />
18<br />
von Jürgen Hogrefe 24<br />
länderreport<br />
Der Irak im Aufschwung<br />
von Jessica Bodmann 26<br />
Hintergrund<br />
Katar und die Fußball-WM<br />
von Julia Hähnel 28<br />
Arabische Investitionsfreude<br />
von Jürgen Friedrich 32<br />
Zukunftsforum in Doha 33<br />
Arabischer Gipfel<br />
diplomatie<br />
34<br />
Neue saudische Botschaft eröffnet 36<br />
aktuelles<br />
Die Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong> 38<br />
Warenverkehr<br />
40<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />
Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />
ghorfa@ghorfa.de<br />
www.ghorfa.de<br />
Präsident: Dr. Thomas Bach<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
redaktionelle Mitarbeit:<br />
Farhan Yabroudi, Julia Hähnel<br />
Jessica Bodmann, Rafaela Rahmig,<br />
Kariem El-Ali, Kathrin Lemke<br />
Titelbilder:<br />
Bundesregierung/Denzel,<br />
Peer Gatter, GIZ (im arabischen Teil)<br />
layout: Fadhl Al-Romaima<br />
druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />
Erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für<br />
die Richtigkeit der Angaben.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur<br />
mit Quellenangabe gestattet.
SOUQ 1/2011<br />
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5
KOMMENTar/iNTErViEW<br />
Die arabische Welt<br />
Großes Potenzial für die Bauwirtschaft<br />
von Olaf Hoffmann, CEO und Präsident der Dorsch Gruppe<br />
Zu Beginn unseres Jahrhunderts<br />
wurde die arabische<br />
Bauwirtschaft allgemein entweder<br />
als technisch rückständig<br />
oder bisweilen als schillernd<br />
wahrgenommen.<br />
Stellvertretend wurde Dubai als<br />
kurzzeitiges Feuerwerk ohne<br />
nachhaltigen Einfluss beschrieben.<br />
In der letzten Dekade hat sich die arabische Bauwirtschaft jedoch<br />
in einigen Ländern als stabiler Wachstumsmotor entwickelt. Gerade<br />
die letzten zwei Jahre der globalen Wirtschaftskrise zeigten die<br />
hohe Belastbarkeit der dortigen Bauwirtschaft, die ungeachtet der<br />
Turbulenzen ungebremst weiter wuchs. Trends wie das „Nachhaltige<br />
Bauen“ werden frühzeitig aufgegriffen und mit großem Engagement<br />
wie beispielsweise in Masdar City angegangen. Die Region entwickelt<br />
sich mit ihren oft technisch anspruchsvollen Einzelprojekten zu<br />
einem internationalen Labor im Baubereich.<br />
Der jüngste Erfolg bei der Bewerbung um die Austragung der<br />
Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar zeigt einmal mehr das große<br />
bauliche Potenzial der Region. In Zeiten einer anspruchsvollen<br />
weltwirtschaftlichen Dynamik bleibt die arabische Welt eine der<br />
großen Baustellen weltweit: Mit unzähligen Großprojekten in dem<br />
Emiraten, Saudi-Arabien, Katar und Kuwait befriedigt die Bauindustrie<br />
die stetig steigende Nachfrage einer stetig wachsenden Bevölkerung.<br />
Ausnahmslos werden auch die weniger dynamischen Länder<br />
in ihre Logistik, wie Straßen, Eisenbahn, Häfen und Flughäfen<br />
sowie in Energie, Kommunikation investieren. Unterstützt durch<br />
den Wunsch nach höheren „westlichen“ Standards betreffen die<br />
Investitionen nicht nur den infrastrukturellen Neubau sondern vor<br />
allem auch die Ertüchtigung und Sanierung veralteter Infrastruktur.<br />
Eine Sonderstellung wird der Irak einnehmen, da hier ein enormer<br />
Nachholbedarf mit großen finanziellen Mitteln gepaart ist. Trotz der<br />
momentanen prekären Sicherheitslage wird der Irak einer der wichtigsten<br />
arabischen Märkte werden. Die arabischen Länder bieten vor<br />
allem für die deutsche Bauwirtschaft enormes Potenzial. Während<br />
hierzulande große Infrastrukturprojekte aufgrund des ausgereiften<br />
Markts nur noch einzeln zu entwickeln sind, besteht in den arabischen<br />
Ländern erheblicher Nachholbedarf. Gefragt ist hier die deutsche<br />
Industrie mit ihren hervorragend ausgebildeten Ingenieuren,<br />
die über erstklassiges technisches Know-how verfügen und deren<br />
Qualitätsstandards weltweit Maßstäbe setzen.<br />
Für weitergehende Information und Fachgespräche mit Experten des<br />
arabischen Baumarktes bietet sich auch dieses Jahr das 14. Deutsch-<br />
Arabische Wirtschaftsforum vom 11. bis 13. Mai 2011 in Berlin an.<br />
Auf der diesjährigen Plattformveranstaltung für die internationale<br />
deutsche Bauindustrie wird auch das diesjährige Jahrbuch „Planen und<br />
Bauen in der Arabischen Welt 2011“ offiziell vorgestellt.<br />
„Berlin hat viel zu bieten“<br />
Über Arabische Touristen in Berlin<br />
mit Robert Petrovic, General Manager des The Ritz Carlton Berlin<br />
SOUQ: Herr Petrović, sie waren gerade auf Geschäftsreise in den arabischen<br />
Ländern, welche Eindrücke haben sie von dort mitgebracht?<br />
Petrović: Mein wichtigster Eindruck ist, dass die Menschen dort sehr<br />
interessiert sind an Deutschland. Es gibt dort ein enormes Potenzial<br />
für diesen Reisemarkt, auch was den Tourismus nach Berlin betrifft.<br />
Bislang ist Berlin in der arabischen Welt oft nur als Stadt der Politik<br />
bekannt. Dabei hat Berlin so viel mehr zu bieten. Man denke nur an<br />
die vielen kleineren wunderbaren Desingerläden oder an das große<br />
KaDeWe und die Friedrichstraße, das ist Glamour pur. Das müssen<br />
wir unseren arabischen Gästen bieten. Der Slogan Berlins „arm aber<br />
sexy“ ist für die arabischen Länder nicht attraktiv.<br />
SOUQ: Welche Bedeutung hat der Tourismus aus der arabischen<br />
Welt für das The Ritz-Carlton Berlin?<br />
Petrović: Der arabische Markt boomt. Das macht sich auch in der<br />
Tourismusbranche bemerkbar. The Ritz-Carlton hat im dortigen<br />
Markt derzeit die größten Zuwächse. Auch wir in Berlin spüren in<br />
der letzten Zeit enormen Zuwachs an Reisenden aus der arabischen<br />
Welt. Besonders der Ausbau der Direktflüge aus den arabischen<br />
Ländern nach Berlin hat deutliche Auswirkungen auf unsere Buchungszahlen.<br />
SOUQ: Stichwort interkulturelle Kompetenz: Gibt es Dinge, die sie<br />
bei Reisenden aus den arabischen Ländern anders machen?<br />
Petrović: Selbstverständlich gehen wir auf alle unsere Kunden individuell<br />
ein. Arabische Touristen geben sehr gern Geld aus, wenn<br />
Qualität und Service stimmen. Für unsere arabischen Gäste stellen<br />
wir daher beispielsweise einen Gebetsteppich und einen Koran bereit<br />
des Weiteren bieten wir frisches Obst und Trockenfrüchte aus deren<br />
Heimatländern als Willkommensgruß auf den Zimmern an.<br />
SOUQ: Was unterscheidet die arabischen Reisenden von anderen<br />
Touristen?<br />
Petrović: Im Unterschied zu Europäern reisen Araber gerne mit vielen<br />
Personen und bleiben auch deutlich länger. Die Aufenthalte können<br />
sich schon einmal auf ein halbes Jahr ausdehnen. Das ist für<br />
uns eine sehr angenehme Eigenschaft. Außerdem setzen sie sehr viel<br />
stärker auch im beruflichen Bereich auf eine langfristige persönliche<br />
Beziehung zu ihren Geschäftspartnern. Das hat viele Vorteile, denn<br />
sobald eine gute Beziehung besteht, ist sehr viel möglich.<br />
ROBERT PETROVIC (35) ist seit Mai 2009 General<br />
Manager im Berliner The Ritz Carlton am<br />
Potsdamer Platz. Der gebürtige Wiener blickt<br />
auf 20 Jahre Erfahrung in der Hotelindustrie<br />
zurück und arbeitete bereits auf vier Kontinenten.<br />
Zuletzt führte er als Hotel Manager das<br />
The Ritz-Carlton in Sanya auf der chinesischen<br />
Insel Hainan.<br />
6 SOUQ 1/2011
SOUQ 1/2011<br />
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7
PErSONaliEN/BUcHVOrSTEllUNG<br />
Personalien<br />
Dietmar Bock<br />
Dietmar Bock ist seit dem 4. Oktober 2010<br />
deutscher Botschafter in der Republik Dschibuti.<br />
Der 50-Jährige war zuvor drei Jahre<br />
lang als ständiger Vertreter im deutschen<br />
Generalkonsulat in Los Angeles tätig. Bock<br />
hatte nach dem Studium der Rechtswissenschaften<br />
in Regensburg und Tübingen und<br />
dem 1. juristischen Staatsexamen im Jahr<br />
1986 von 1987 bis 19989 den Vorbereitungsdienst für den höheren Auswärtigen<br />
Dienst absolviert. Danach war er in dendeutschen Botschaften<br />
in Guatemala-Stadt, Damaskus und Canberra, jeweils abwechselnd mit<br />
mehreren Stationen im Auswärtigen Amt in Deutschland tätig. In den<br />
Jahren von 2004 bis 2007 war Bock dann Referatsleiter Internationale<br />
Angelegenheiten in der Staatskanzlei in Erfurt.<br />
Dietmar Blaas<br />
Botschafter Dietmar Blaas ist seit August<br />
2010 neuer deutscher Botschafter in<br />
der Republik Mauretanien. Er trat 1979<br />
in den Auswärtigen Dienst ein. Im Ausland<br />
war er für das Auswärtige Amt in<br />
der arabischen Welt unter anderem in den<br />
Botschaften Algier und Abu Dhabi stationiert.<br />
Außerdem hatte Blaas berufliche<br />
Stationen in Lateinamerika, darunter in den deutschen Botschaften<br />
in Brasilia, Mexiko-Stadt und Asunción, Paraguay.<br />
Buchvorstellung<br />
Zukunftsmarkt Golfstaaten<br />
Dr. Bernd Kordes<br />
Dr. Bernd Kordes ist seit August 2010 in der<br />
Geschäftsführung von Lahmeyer International.<br />
Seit dem 1. Oktober hat er dort auch<br />
den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen.<br />
Der 57-Jährige kam vom finnischen<br />
Beratungs- und Ingenieurunternehmen<br />
für Verkehrsplanung und Telematik<br />
Pöyry. Dort war er seit 1996 in verschiedenen<br />
Funktionen tätig, zuletzt als verantwortliches Vorstandsmitglied<br />
für das Segment „Wasser und Umwelt“. Lahmeyer International ist<br />
ein weltweit tätiges Ingenieurunternehmen für technische und wirtschaftliche<br />
Planungs- und Beratungsleistungen mit dem Schwerpunkt<br />
komplexe Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie, Wasser und<br />
Wasserkraft sowie Transport-Infrastruktur.<br />
Selim J. Eddé<br />
Selim J. Eddé ist seit Anfang des Jahres<br />
2011 neuer Leiter der Einheit Government<br />
Relations beim Softwaredienstleister<br />
SAP für die Region Middle East and<br />
North Africa in Dubai. Eddé kommt von<br />
Cisco Systems international. Seine neuen<br />
Aufgaben bei SAP umfassen die Entwicklung<br />
und Ausführung von Länderstrategien<br />
zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes.<br />
High-Tech-Oasen in der Wüste bieten deutschen Firmen Chancen auf lukrative Aufträge<br />
Der Autor Michael Backfisch durchleuchtet in<br />
seinem neuen Buch „Die Scheich-AG“ systematisch<br />
die Wirtschaftssegmente, die deutschen<br />
Betrieben in den Golfstaaten hohe Chancen<br />
bieten: Solartechnik, die Herstellung von Computer-Chips<br />
und Flugzeugteilen, Aluminium-<br />
Veredelung und Spezialchemie. Ebenfalls hoch<br />
im Kurs stehen die Themen energieeffizientes<br />
Bauen, Wasserverteilung und Abwassermanagement,<br />
Medizintechnik und Gesundheitsversorgung<br />
sowie Ausbildungs-Programme.<br />
Backfisch zeigt auf, dass der hochtourige Modernisierungskurs<br />
der Golfstaaten einem einfachen<br />
Rechenexempel folgt. Aufgrund der industriellen<br />
Expansion und des rasanten Bevölkerungswachstums<br />
verdoppelte sich der Energieverbrauch<br />
innerhalb von zehn Jahren. Wollen die<br />
arabischen Länder ihr Öl nicht für den Binnenkonsum<br />
verbrennen, sondern auf dem Weltmarkt<br />
verkaufen, sind sie zur Diversifizierung<br />
gezwungen. Auch um Jobs für die nachrückende<br />
Generation zu schaffen. Die Unruhen in Ägyp-<br />
ten, Tunesien, Algerien, Jordanien und dem Jemen<br />
machen deutlich, dass sich Versäumnisse in<br />
der Wirtschafts- und Sozialpolitik später bitter<br />
rächen könnten. Das Buch ist aus der Perspektive<br />
deutscher Firmen geschrieben. Egal ob DAX-<br />
Konzern, Mittelständler oder Zwei-Mann-<br />
Bude: Die „Scheich-AG“ gibt nicht nur einen<br />
profunden Abriss über die Zukunftsbranchen<br />
am Golf, sondern auch wertvolle Tipps, wie sich<br />
deutsche Betriebe gegenüber Wettbewerbern<br />
aus China oder Südkorea behaupten können.<br />
Für das Buch führte Backfisch Interviews mit<br />
mehr als 100 Experten, darunter viele arabische<br />
Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer sowie<br />
deutsche Top-Unternehmer. Der Journalist und<br />
Nahost-Experte Michael Backfisch berichtete<br />
von 2008 bis 2010 für die Wirtschaftszeitung<br />
„Handelsblatt“ aus der Region.<br />
Michael Backfisch: Die Scheich-AG. Wie unsere<br />
Unternehmen vom Wirtschaftswunder am Golf profitieren.<br />
Frankfurt/New York: Campus-Verlag 2011.<br />
8 SOUQ 1/2011
Foto:s <strong>Ghorfa</strong>; Schumacher; Al-Romaima<br />
14. Deutsch-Arabisches Wirtschaftsforum<br />
Teilnehmer beim Wirtschaftsforum 2010<br />
Über 800 Teilnehmer aus der arabischen<br />
Welt, Deutschland und Europa<br />
werden zum 14. Deutsch-Arabischen<br />
Wirtschaftsforum erwartet.<br />
„Das Jahr 2011 ist ein idealer Zeitpunkt, strategische<br />
<strong>Partnerschaft</strong>en zu knüpfen, die den<br />
deutschen Unternehmen in der arabischen<br />
Welt einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil<br />
SOUQ 1/2011<br />
verschaffen. Gerade in diesen Zeiten ist ein<br />
intensiver Dialog mit arabischen Partnern essentiell.<br />
“, so Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär<br />
der <strong>Ghorfa</strong>, zum Wirtschaftsforum.<br />
Deutschland und die arabischen Länder haben<br />
im Gleichschritt die globale Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise überwunden. Die Bundesregierung<br />
rechnet für dieses Jahr mit einem beachtlichen<br />
Wirtschaftswachstum. Für die arabischen Staaten<br />
sagt der Internationale Währungsfonds<br />
Wachstumsraten von durchschnittlich fünf<br />
Prozent voraus. Auf beiden Seiten steigt die Investitions-<br />
und Kooperationsfreude. Die Veranstaltung<br />
bietet für deutsche Unternehmen<br />
eine einzigartige Plattform zur Anbahnung<br />
und zum Ausbau aussichtsreicher Geschäftsbeziehungen<br />
mit der arabischen Welt. Partnerland<br />
des 14. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums<br />
ist in diesem Jahr der Libanon. Den<br />
relevanten Branchen der deutsch-arabischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen wird jeweils ein eigener<br />
Themenblock gewidmet. Besondere Aufmerksamkeit<br />
wird den Branchen Infrastruktur<br />
und Bauwesen, Finanzdienstleistungen, Wasserwirtschaft,<br />
Logistik, Transport, Privatisierung<br />
und Investment sowie Energieeffizienz<br />
und Umwelttechnologie gewidmet.<br />
Jordanian-German Investment & Business Forum 2011<br />
Das Königreich Jordanien gilt als eines<br />
der liberalsten Länder der Region.<br />
Das freundliche Investitionsklima des<br />
Landes eröffnet ausländischen Unternehmern<br />
zahlreiche Chancen. Um deutsche<br />
Unternehmen über die Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten<br />
der jordanischen<br />
Wirtschaft zu informieren, organisiert die<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce<br />
and Industry in Kooperation mit dem<br />
Jordan Investment Board, der Botschaft des<br />
Haschemitischen Königreichs Jordanien in<br />
Deutschland, der Jordan Chamber of Commerce<br />
und der Jordan Chamber of Industry<br />
das Jordanian-German Investment & Business<br />
Forum. An dem Forum, das am 7. April<br />
im The Ritz-Carlton in Berlin stattfindet,<br />
wird eine hochrangige jordanische Delegation<br />
aus Politik und Wirtschaft teilnehmen.<br />
Auf dem eintägigen Forum sind spezielle<br />
Programmpunkte zu den Themenbereichen<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />
Gesundheits- und Medizinsektor,<br />
Energie, Wasser und Umwelt, sowie Landwirtschaft,<br />
Chemie und Kosmetik vorge-<br />
sehen. Die Teilnahme von Entscheidungsträgern<br />
aus Politik und Wirtschaft eröffnet<br />
ideale Voraussetzungen für eine direkte<br />
und erfolgreiche Kontaktanbahnung. Das<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi) unterstützt die Veranstaltung<br />
und wird durch Staatssekretär Dr.<br />
Bernd Pfaffenbach vertreten sein.<br />
aNKüNdiGUNGEN<br />
Abu Dhabi<br />
Economic Forum<br />
Die Vereinigten Arabischen Emirate<br />
gehören nach wie vor zu den dynamischsten<br />
Wirtschaftsstandorten der<br />
arabischen Welt.<br />
Das Emirat Abu Dhabi gewinnt dabei immer<br />
mehr an Einfluss und setzt zudem immer stärker<br />
auf eine wirtschaftliche Diversifizierung.<br />
Die Bandbreite der Infrastrukturprojekte –<br />
Straßen und Eisenbahnen, Flug- und Seehäfen,<br />
Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser<br />
und Bildungseinrichtungen – bietet vielfältige<br />
Beteiligungschancen. Das diesjährige Abu<br />
Dhabi Economic Forum findet im Rahmen der<br />
Global Business & Markets der Industriemesse<br />
Hannover am zweiten Messetag, den 5. April<br />
2011, zwischen 14 Uhr und 18 Uhr im Business<br />
Forum 1 in Halle 13 auf dem Messegelände<br />
statt. Das Forum wird von der <strong>Ghorfa</strong><br />
zusammen mit dem Abu Dhabi Department of<br />
Economic Development und der Botschaft der<br />
Vereinigten Arabischen Emirate in Deutschland<br />
veranstaltet. Die Niedersachsen Global<br />
GmbH (NGlobal) sowie die IHK Hannover unterstützen<br />
das Forum. Die Veranstaltung steht<br />
unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen<br />
Ministerpräsidenten David McAllister.<br />
Ziel des Forums ist es, deutsche Unternehmer<br />
durch hochrangige Vertreter des Emirats Abu<br />
Dhabi in verschiedenen Diskussionsrunden<br />
zu informieren und einen Überblick über die<br />
Potenziale in den relevanten Wirtschaftssektoren,<br />
die gegenwärtigen rechtlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen und die Voraussetzungen<br />
des Markteintritts zu geben.<br />
9
TiTEl<br />
<strong>Verantwortungsvolle</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />
Positive Bilanz der Reise des Bundespräsidenten nach Kuwait und Katar<br />
von Dr. Alexander Tettenborn, Regierungsdirektor im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
Am 27. und 28. Februar 2011 besuchte<br />
Bundespräsident Christian Wulff das<br />
Emirat Katar. Einen Tag davor hatte er<br />
schon Kuwait zu den dortigen Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
– 50 Jahre Unabhängigkeit,<br />
20 Jahre Befreiung und 5 Jahre<br />
Thronbesteigung des Emirs – besucht.<br />
Ein Wirtschaftsprogramm war für Kuwait<br />
nicht vorgesehen. Der Besuch in den beiden<br />
Ländern kam zum richtigen Zeitpunkt: Besonders<br />
in Kuwait wurde genau registriert wird,<br />
wie hochrangig die Feierlichkeiten zu den Jubiläen<br />
wahrgenommen wurden. Dies kann in<br />
Kuwait für die deutsche Wirtschaft positiv<br />
nachwirken. Für Katar hat die Reise insbesondere<br />
mit Blick auf die Weichenstellungen für<br />
die großen Zukunftsprojekte der FIFA-Fussball<br />
WM 2022 Bedeutung. Investitionsvorhaben<br />
von derzeit rund 142 Milliarden US-Dollar in<br />
den nächsten Jahren erfordern eine deutliche<br />
Vor-Ort-Präsenz der deutschen Wirtschaft.<br />
Höhepunkt des Wirtschaftsprogramms in<br />
Katar war eine feierliche Abendveranstaltung<br />
am 27. Februar mit Bundespräsident Christian<br />
Wulff auf Einladung des Premierministers<br />
von Katar, Sheikh Hamad Bin Jassim Bin Jabor<br />
Al Thani. Die Veranstaltung wurde von<br />
der Industrie- und Handelskammer von Katar<br />
in Kooperation mit der <strong>Ghorfa</strong> Arab-German<br />
Chamber of Commerce and Industry und der<br />
AHK-Repräsentanz in Doha (Büro der AHK<br />
VAE) ausgerichtet. Wichtige Vertreter der<br />
Wirtschaft Katars waren anwesend. Der Vorsitzende<br />
der katarischen Industrie und Handelskammer,<br />
Sheikh Khalifa Bin Jassim Al<br />
Thani begrüßte den Besuch des Bundespräsi-<br />
Treffen der Arbeitsgruppe „Bau, Infrastruktur und Transport“ in Doha.<br />
Bundespräsident Christian Wulff zu Besuch bei Sheikh Jaber Al-Sabah in Kuwait.<br />
denten als Zeichen der Wertschätzung der bilateralen<br />
Wirtschaftsbeziehungen. Bundespräsident<br />
Wulff würdigte in seiner Rede die gute<br />
und stets zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik<br />
Katars. Der Premierminister Katars hob<br />
ebenfalls die guten Wirtschaftsbeziehungen<br />
mit Deutschland hervor und betonte, dass beide<br />
Seiten die Chance für eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit nutzen sollten. Im Anschluss<br />
wurden die wichtigsten Großprojekte<br />
Katars präsentiert. Am 28. Februar tagte in<br />
Doha die <strong>Ghorfa</strong>-Arbeitsgruppe „Bau, Infrastruktur<br />
und Transport“ unter Leitung des<br />
Vorsitzenden der Dorsch-Gruppe, Olaf Hoffmann.<br />
Die Sitzung war gemeinsam mit der<br />
Katarischen Industrie- und Handelskammer<br />
und der AHK-Repräsentanz Doha organisiert<br />
worden. Der Staatssekretär im Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie, Dr.<br />
Bernd Pfaffenbach betonte in der Sitzung die<br />
zentrale Bedeutung der Bau- und Infrastrukturbranche<br />
im Rahmen der Wirtschaftsbeziehungen<br />
mit Katar. Er wies als Co-Vorsitzender<br />
der gemischten deutsch-katarischen Wirt-<br />
schaftskommission darauf hin, dass die nächste<br />
Kommissionssitzung noch für dieses Jahr<br />
in Deutschland geplant sei. Daher sei es auch<br />
wichtig, dass gute Vorhaben rechtzeitig auf<br />
den Weg gebracht werden. Die Arbeitsgruppe<br />
war unter anderem mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />
der Hochtief AG, Dr. Herbert Lütkestratkötter<br />
und dem Architekten Prof. Albert<br />
Speer hochrangig vertreten. Auf katarischer<br />
Seite waren der Vorsitzende der katarischen<br />
Industrie und Handelskammer Sheikh Khalifa<br />
Bin Jassim Al Thani, weitere Vorstandskollegen<br />
der katarischen Kammer sowie der Gründer<br />
des Qatar Green Building Council, Ahmad<br />
Al-Jolo anwesend.<br />
Auf der Sitzung wurde auch die gegenwärtige<br />
politische Lage in der Region und ihre<br />
Auswirkungen auf die Wirtschaft diskutiert.<br />
Die Lage in Katar und in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten wird allgemein als stabil<br />
bezeichnet. In Bahrain muss man die weitere<br />
Lage – insbesondere die Ergebnisse des politischen<br />
Dialogs abwarten. Auch Saudi-Arabien<br />
ist derzeit stabil. Der als reformorientiert<br />
geltende König von Saudi-Arabien versucht<br />
mit gezielten Maßnahmen, insbesondere mit<br />
massiven Geldzuwendungen, die Lage zu stabilisieren.<br />
Intensiv war auch die Diskussion zu<br />
steuerlichen Aspekten, insbesondere zu den<br />
Auswirkungen eines Doppelbesteuerungsabkommens<br />
mit Katar, das derzeit verhandelt<br />
wird. Es wurde mit Genugtuung aufgenommen,<br />
dass der Bundespräsident bei einem<br />
Frühstück in Doha gegenüber den Vertretern<br />
der Wirtschaftsdelegation am 27. Februar<br />
10 SOUQ 1/2011<br />
Foto: Bundesregierung/Denzel; Rahmig
Foto: Bundesregierung/Denzel<br />
ankündigte, sich des Themas beim nächsten<br />
Treffen mit dem Bundesfinanzminister anzunehmen.<br />
Prof. Albert Speer und Dr. Lütkestratkötter<br />
berichteten über den Stand der<br />
Bau- und Infrastrukturmaßnahmen in Katar.<br />
Beide zeigten sich zuversichtlich hinsichtlich<br />
der Chancen für die deutsche Industrie bei den<br />
wichtigen Bieterverfahren für die in Planung<br />
befindlichen Großprojekte. Es wurde aber<br />
auch deutlich, dass nur eine nachhaltige und<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Katar<br />
auch zum Erfolg führt – eine Strategie, die auf<br />
kurzfristige Abschlüsse zielt, ist weitgehend<br />
chancenlos. Als gutes Beispiel einer partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit nannte Dr. Lütkestratkötter<br />
das „ViCon-Projekt“ (virtual design<br />
and construction), bei dem junge Kataris<br />
verantwortungsvoll bei virtuellen Konstruktionsvorhaben<br />
eingebunden werden.<br />
Ebenfalls zur Sprache kam die DIN-Initiative<br />
der <strong>Ghorfa</strong> unter Leitung von Herrn<br />
Hoffmann. Einigkeit bestand auch darin, dass<br />
angesichts der Dominanz der angelsächsischen<br />
Standards verstärkt Anstrengungen unternommen<br />
werden müssen, DIN-Normen auch<br />
in Katar und der Golf-Region als Standard zu<br />
etablieren. Mit Interesse wurde der Vortrag<br />
17-19 October 2011<br />
Dhahran International Exhibition Center,<br />
Dammam, Kingdom of Saudi Arabia<br />
www.sauditranstec.com<br />
The 2nd International<br />
TRANSPORTATION<br />
MATERIALS HANDLING<br />
WAREHOUSING & LOGISTICS<br />
Exhibition & Conference<br />
SOUQ Exhibition 1/2011 & Conference<br />
Bundespräsident Christian Wulff zu Besuch bei Sheikh Khalifa Bin Jassim Al Thani in Katar.<br />
von Ahmad Al-Jolo, Gründer und Vorstandsmitglied<br />
des Qatar Green Building Councils<br />
(QGBC), aufgenommen. Gerade im Bereich<br />
des Green Building gibt es auf Grund der Technologieführerschaft<br />
Deutschlands in diesem<br />
Bereich gute Ansätze für eine Zusammenarbeit.<br />
Hinzu kommt, dass Al-Jolo auch für Fragen<br />
der Standardisierung in Katar zuständig<br />
ist. Es gilt jetzt, für Katar weiterzudenken. Am<br />
16. März 2011 wird das Bundeswirschaftsministerium<br />
und das Auswärtige Amt gemeinsam<br />
mit Verbänden und Kammern beraten,<br />
wie wir den Prozess bis zur WM 2022 begleiten<br />
können – mit einem „Katar-Aktionsplan<br />
Fussball-WM 2022“. Hierbei gilt es auch, zu<br />
beraten, wie wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit Katar vertiefen können und<br />
Einzelmaßahmen bündeln und koordinieren<br />
können. Aktion statt Aktionismus. Außerdem<br />
ist zu überlegen, inwieweit mit Drittländern,<br />
beispielsweise der Türkei, zur Stärkung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit bei Projekten kooperiert<br />
werden kann. Wenn die Wirtschaft zeigt, dass<br />
sie nachhaltig in die <strong>Partnerschaft</strong> mit Katar<br />
investieren will, wie beispielsweise durch Ausbildungselemente<br />
für Kataris, durch verstärkte<br />
Kooperationen mit der Qatar Foundation, das<br />
Eingehen von Joint Ventures oder durch kulturelles<br />
Engagement vor Ort, wird sie Katar für<br />
sich gewinnen – auch über 2022 hinaus.<br />
2011<br />
ORGANISERS<br />
TiTEl<br />
11
THEMa<br />
Privatwirtschaftliches Engagement gefordert<br />
Die Gesundheitsbranche in den GCC–Staaten<br />
von Martin Kalhöfer<br />
Das Gesundheitswesen in den Staaten<br />
des Golf-Kooperationsrats (GCC;<br />
Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-<br />
Arabien, Vereinigte Arabische Emirate)<br />
steht vor großen Herausforderungen.<br />
Für rapide steigende Ausgaben<br />
sorgen nicht nur das hohe Bevölkerungswachstum<br />
sondern auch die zunehmende<br />
Lebenserwartung.<br />
Der Wohlstand bringt vor allem auch neue<br />
Zivilisationskrankheiten mit sich. Nur mehr<br />
Privatwirtschaft, der Aufbau eines modernen<br />
Versicherungswesens sowie das in der Region<br />
noch wenig diskutierte Thema der Prävention<br />
können die gewaltigen und neuen Aufgaben<br />
des Sektors in den nächsten Jahrzehnten bewältigen.<br />
Dabei ist nicht nur Medizintechnik<br />
aus dem Ausland gefragt, auch Dienstleistern<br />
wie Krankenhausmanagern und Beratern bietet<br />
sich ein enormes Kooperations- und Geschäftspotenzial.<br />
Die arabischen Golfländer haben eine der<br />
am schnellsten wachsenden Bevölkerungen<br />
der Welt. Derzeit leben in der Region etwa<br />
44 Millionen Menschen, schon in 15 Jahren<br />
dürften es 60 Millionen sein. In den nächsten<br />
zwei Jahrzehnten wird die Nachfrage nach<br />
medizinischen Leistungen in den GCC-Staaten<br />
um das Zweieinhalbfache zunehmen. Die<br />
Zahl der benötigten Krankenhausbetten wird<br />
sich verdoppeln und die Gesundheitsbudgets<br />
Projekt<br />
Visualisierung des künftigen Gesundheitszentrums in Bahrain: das Dilmunia Health Island.<br />
verfünffachen, prognostiziert die Unternehmensberatung<br />
McKinsey. In den nächsten<br />
zwölf Jahren soll der Gesundheitsmarkt bei<br />
höherer Nachfrage und steigenden Kosten<br />
voraussichtlich um etwa neun Prozent jährlich<br />
wachsen. Bis 2025 könnte der Markt nach<br />
Prognosen der Weltbank ein Gesamtvolumen<br />
von 60 Milliarden US-Dollar erreichen. Die<br />
Investmentbank Alpen Capital untermauert<br />
diese Einschätzung in einer eigenen Studie.<br />
Der Sektor steht vor einem beispiellosen und<br />
beständigen Wachstum, seine Strukturen<br />
werden sich fundamental verändern.<br />
Schon jetzt haben die GCC-Staaten damit<br />
begonnen, ihre Gesundheitssektoren qualitativ<br />
Ausgewählte Krankenhausprojekte der GCC-Länder (in Mio. US$) 1)<br />
und quantitativ auszubauen. So entstehen bereits<br />
zahlreiche staatliche Groß- und Spezialkliniken,<br />
die international ausgeschrieben und schlüsselfertig<br />
geliefert wurden, neben privaten Konzepten<br />
wie die bekannte Freizone Dubai Health<br />
Care City. Bis 2015 wird in den GCC-Staaten die<br />
Fertigstellung von 200 neuen Krankenhausprojekten<br />
erwartet. Die US-Forschungsgesellschaft<br />
Acorn Research beziffert das Volumen für die<br />
gesamten Vorhaben in den nächsten Jahren<br />
auf 57 Milliarden US-Dollar. Nach Middle East<br />
Economic Digest (MEED), einem Project Tracker,<br />
der regelmäßig alle Projekte in der Region<br />
auflistet, belaufen sich die Gesamtinvestitionen<br />
aller geplanten und in Ausführung befindlichen<br />
Bauprojekte des Gesundheitssektors auf rund<br />
Entwicklungsgesellschaft/Auftraggeber Status Budget<br />
Bahrain – Dilmunia Health Island – Master plan,<br />
Al Muharraq Governorate<br />
Ithmaar Development Company (IDC) Planung 1.530<br />
Katar – Hama Medical City ENT Hospital, Doha Ashghal, Public Works Authority<br />
Im Bau<br />
1.100<br />
Kuwait – South Surra Jaber Ahmed al-Jabber<br />
al-Sabah Hospital, Surra<br />
Kuwait Ministry of Health<br />
Im Bau<br />
1.000<br />
Oman – New Sultan Qaboos Hospital, Salalah<br />
Oman Ministry of Health<br />
Entwicklung 340<br />
Saudi-Arabien – King Saud University for Health<br />
Sciences, Jeddah<br />
Saudi National Guard Health<br />
Im Bau<br />
1.600<br />
VAE – Cleveland Clinic, Abu Dhabi<br />
Mubadala<br />
Im Bau<br />
1.300<br />
1) Projekte in Durchführung, Entwicklung, Ausschreibung, Planung<br />
Quelle: Middle East Economic Digest (MEED), 1.2.2011; Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
12 SOUQ 1/2011<br />
Foto: Mott MacDonald
Fotos: GTAI; Sheihk Khalifa Medical City Abu Dhabi<br />
28 Milliarden US-Dollar. Die Projekte zielen auch darauf ab, eine eigene<br />
„Gesundheitskompetenz“ aufzubauen und in der Region ein konkurrenzfähiges<br />
Angebot zu schaffen. Die Kliniken sollen vermehrt auch<br />
Patienten aus den Nachbarländern anziehen. Dies bringt auch neue Herausforderungen<br />
für den etablierten Gesundheitstourismus nach Europa<br />
mit sich. Deutsche Kliniken sind hier gut im Geschäft und müssen<br />
sich den neuen Konkurrenten gegenüber positionieren. Den wachsenden<br />
Anforderungen arabischer Gesundheitstouristen werden deutsche<br />
Anbieter durch den Aufbau von Marken, stärkerer Spezialisierung, sowie<br />
dem Angebot von Paketlösungen begegnen müssen.<br />
Die gesamte Medizintechnik, Medikamente sowie Verbrauchsmaterial<br />
werden von den GCC-Staaten derzeit importiert. Für Deutschland<br />
ist die Region einer der wichtigsten Überseemärkte und wird dies auch<br />
auf absehbare Zeit bleiben. Nach den Erhebungen des Statistischen<br />
Bundesamts lieferte Deutschland 2009 für 279 Millionen Euro Medizintechnik<br />
in die GCC-Staaten, 11 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im<br />
Jahr 2010 könnte der Markt weiter auf ein Volumen von rund 300 Millionen<br />
Euro gewachsen sein. Die gesamten Importe der GCC-Staaten<br />
im Jahr 2009 schätzen Branchenexperten auf etwa 1 bis 1,2 Milliarden<br />
Land<br />
GCC-Staaten: Deutsche Medizintechnik-Exporte<br />
(in Mio. Euro) 1)<br />
Saudi-Arabien<br />
VAE<br />
Kuwait<br />
Katar<br />
Oman<br />
Bahrain<br />
Insgesamt<br />
SOUQ 1/2011<br />
2008 2009 2010 2)<br />
127,0<br />
75,2<br />
23,6<br />
10,5<br />
7,0<br />
4,9<br />
248,2<br />
155,8<br />
62,0<br />
24,6<br />
19,2<br />
10,8<br />
6,6<br />
279,0<br />
143,2<br />
66,1<br />
21,3<br />
24,0<br />
7,8<br />
5,0<br />
267,4<br />
1) medizinische Geräten und orthopädische Vorrichtungen, Warengruppe EWG 871;<br />
2) Januar bis November 2010<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Euro. Neue Krankenhäuser und Technologie alleine genügen jedoch<br />
nicht, um ein leistungsfähiges Gesundheitswesen zu etablieren. Ein<br />
hoher Bedarf besteht neben der Entwicklung und dem maßgeschneiderten<br />
Bau von Krankenhäusern vor allem bei deren Management und<br />
beim Betrieb. Darüber hinaus suchen die Kliniken dringend Fachkräfte<br />
wie Ärzte und Pflegepersonal. Nach Prognosen der in Bahrain ansässigen<br />
Firma Ithmar Capital werden in der GCC-Region bis 2050 mehr<br />
als 140.000 Ärzte und 227.000 Krankenschwestern zusätzlich benötigt.<br />
Mit Hochdruck werden überall medizinische Ausbildungszentren<br />
gebaut. Katar lässt sich zum Beispiel sein Sidra Medical & Research<br />
Die „Exportinitiative Gesundheitswirtschaft“ ist auf eine fokussierte<br />
Unterstützung der Exportanstrengungen des Wirtschaftssegments<br />
gerichtet. Sie wird vom GTAI für das BMWi<br />
umgesetzt und hat zunächst eine Laufzeit von zwei Jahren und<br />
ein Budget von 2,1 Millionen Euro. Die Initiative wird bereits<br />
bestehende Maßnahmen der Außenwirtschaftsförderung in der<br />
Gesundheitswirtschaft vernetzen. Dazu wird unter anderem<br />
eine Website geschaffen. Außerdem werden ergänzende Marketingmaßnahmen<br />
durchgeführt.<br />
Die Sheikh Khalifa Medical City in Abu Dhabi.<br />
THEMa<br />
Centre 2,3 Milliarden US-Dollar kosten. Aber auch auf den anderen<br />
Gebieten muss noch Aufbauarbeit geleistet werden. Dazu zählen<br />
neue Versicherungskonzepte für breitere Bevölkerungsschichten sowie<br />
das Zukunftsthema Prävention. Bisher stehen nicht alle Gruppen<br />
gleichermaßen im Fokus der staatlichen Gesundheitsversorgung. Die<br />
zunehmende Einführung von Krankenversicherungen für mittlere<br />
und untere Einkommensschichten kann sich in der Region zu einem<br />
wesentlichen Wachstumsfaktor für den Gesundheitsmarkt entwickeln.<br />
Die Kosten für die einheimische Bevölkerung werden in der Regel<br />
vom Staat übernommen. Gut verdienende ausländische Arbeitnehmer<br />
sind meist privat oder über ihren Arbeitgeber versichert. Ihnen<br />
steht ein relativ gutes Angebot an privaten Kliniken zur Verfügung.<br />
Die medizinische Versorgung gering verdienender ausländischer Arbeitskräfte<br />
ist meist nur rudimentär – mit einer Ausnahme. In Abu<br />
Dhabi besteht eine Krankenversicherung für ausländische Arbeitnehmer,<br />
Daman, mit Munich Health als strategischem Partner. Die Versicherung<br />
ist allen Ausländern zugänglich, die umgerechnet 1.000 Euro<br />
im Monat oder weniger verdienen. Der Beitrag wird vom Arbeitgeber<br />
bezahlt. Das Konzept könnte sich auch zum Vorbild für andere Länder<br />
der Region entwickeln.<br />
Zur Lösung vieler Gesundheitsprobleme in der Region fehlen jedoch<br />
vor allem noch zündende Konzepte zur Prävention. Die steigenden Kosten<br />
sind nicht zuletzt auch Folge verstärkt auftretender Wohlstandskrankheiten<br />
wie Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Die Verantwortlichen in den Gesundheitsministerien werden sich<br />
der Problematik zunehmend bewusst. Ein aktives, vorbeugendes Gesundheitsangebot<br />
für die einheimische Bevölkerung könnte sich zum<br />
Wachstumsmarkt entwickeln und so manche Krankheit verhindern.<br />
Wer sich im Gesundheitsmarkt am Golf engagieren will, benötigt gute<br />
Kontakte und muss vor Ort Flagge zeigen. Ein Messebesuch oder die<br />
Teilnahme an einer Delegationsreise sind dabei ein guter Einstieg. Zu<br />
den wichtigen Wettbewerbsfaktoren gehören die Themen Ausbildung<br />
sowie die Schulung von Mitarbeitern. Gefragt sind von den Partnern<br />
in der Region vor allem schlüsselfertige Lösungen, die Planung, Bau<br />
und Management von Kliniken umfassen. Dies kann nur gemeinsam<br />
und in Kooperation mit anderen Anbietern geleistet werden.<br />
MARTIN KALHÖFER ist Bereichsleiter Nahost/Afrika<br />
bei Germany Trade & Invest<br />
(GTAI) und stellvertretender Chefredakteur<br />
des Servicemagazins für Außenwirtschaft<br />
„markets“. Der diplomierte Ökonom Kalhöfer<br />
Wirtschaftswissenschaften studierte an der<br />
Universität Wuppertal sowie der Universität<br />
Paris-Sorbonne.<br />
13
THEMa<br />
Gute Aussichten für deutsche Partner<br />
Der Gesundheitssektor im Irak<br />
von Dr. Mahmoud Gaber<br />
Im Zuge seiner Irak-Reise Anfang<br />
Januar 2011 traf Dr. Mahmoud Gaber,<br />
Geschäftsführer bei German Medical<br />
Services (GMS) den irakischen<br />
Minister für Gesundheit Dr. Majied<br />
Amin in Bagdad in seinem Amtssitz.<br />
Die beiden sprachen über gemeinsame<br />
Anliegen bezüglich der irakischen<br />
Infrastruktur und der medizinischen<br />
Versorgung. Die <strong>Ghorfa</strong> freut sich,<br />
ihren Lesern Auszüge aus dem Gespräch<br />
präsentieren zu können.<br />
Der Minister zeigte sich erfreut über das<br />
Interesse deutscher Unternehmer an Kooperationen<br />
mit irakischen Partnern. Er sprach<br />
von zahlreichen Projekten im Gesundheitssektor,<br />
die bereits angestoßen sind oder noch<br />
anstehen. Des Weiteren betonte er, dass das<br />
Gesundheitsministerium ganz bewusst potenziellen<br />
deutschen Partnern künftige Projekte<br />
im Irak aufzuzeigen sucht. Vorrangige<br />
Aufgaben seien derzeit die Modernisierung<br />
bestehender Infrastruktur, der Neubau von<br />
Gesundheitseinrichtungen wie beispielsweise<br />
Krankenhäuser, Spezialkliniken und lokale<br />
medizinische Zentren. Dies sei wichtig, so<br />
Amin, um die bis heute fehlende Infrastruktur<br />
dem internationalen Standard möglichst<br />
rasch anzugleichen.<br />
Insbesondere betonte er Kooperationsmöglichkeiten<br />
bei der Errichtung, Modernisierung<br />
und Organisation medizinischer<br />
Einrichtungen. Die hoch entwickelten deut-<br />
Das geplante Lehrkrankenhaus in Najaf, Irak.<br />
schen Systeme seien<br />
hier besonders geeignet,<br />
die bislang<br />
noch lückenhafte<br />
irakische Gesundheitsinfrastruktur<br />
an internationale<br />
Standards anzupassen.<br />
Besonders seien<br />
Kooperationsmodelle<br />
zur Weiterbildung,<br />
zum Training und zur<br />
Ausbildung von Angestellten des Gesundheitswesens<br />
beispielsweise durch deutsche<br />
Universitäten und andere Lehrinstitutionen<br />
denkbar. Solche Kooperationen sollten gezielt<br />
der weiterführenden internationalen<br />
Qualifikation von Ärzten und medizinischem<br />
Personal dienen. Deutsche Firmen<br />
Das Budget des irakischen Gesundheitsministeriums<br />
für 2011 hat sich um 12,5<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr von<br />
4 auf 4,5 Milliarden US-Dollar erhöht.<br />
Das macht rund 5,5 Prozent des zentralen<br />
Gesamthaushalts der irakischen<br />
Regierung aus. Mit den Geldern soll der<br />
Gesundheitssektors ausgebaut beziehungsweise<br />
modernisiert werden, außerdem<br />
soll die medizinische Versorgung der<br />
irakischen Bevölkerung insgesamt verbessert<br />
werden. Daraus ergeben sich gute<br />
Aussichten für deutsche Partner Kooperationen<br />
auf diesem Sektor einzugehen.<br />
hätten heute schon einen sehr großen Anteil<br />
bei der Ausrüstung von Gesundheitseinrichtungen,<br />
medizinischem Equipment und auch<br />
in der Bereitstellung von pharmazeutischen<br />
Produkten, so Amin. Zwei 400-Betten-Lehrkrankenhäuser<br />
„Teaching Hospitals“ werden<br />
derzeit in Najaf und Mosul von GMS gebaut<br />
und ausgestattet. In diesen Lehrkrankenhäusern<br />
absolvieren Studenten den klinischen<br />
Teil des Medizinstudiums. Über den<br />
Bau weiterer sechs Krankenhäuser laufen<br />
bereits die Verhandlungen. Die grundsätzlichen<br />
Bedingungen für Kooperationen im<br />
Der irakische Minister für Gesundheit Dr. Majied Amin<br />
Irak – besonders unter dem Gesichtspunkt<br />
der politischen und wirtschaftlichen Stabilität<br />
– seien vor allem günstig für deutsche<br />
Investitionen. Der Irak sei sehr daran interessiert,<br />
eine langfristige und dauerhafte<br />
<strong>Partnerschaft</strong> speziell mit deutschen Firmen<br />
wieder aufzubauen, um gemeinsam die maßgeblichen<br />
Bereiche des Landes zu gestalten.<br />
Bereits im Jahr 2008 habe eine hochrangige<br />
Delegation Deutschland besucht, um deutsche<br />
Firmen für die Bewerbung um den Bau<br />
von zehn neuen Krankenhäusern im Irak zu<br />
gewinnen. Ein Jahr später, 2009, hatte sich<br />
der Irak an der Konferenz „1st Iraq Investment<br />
& Business Forum“ in Berlin beteiligt.<br />
Im selben Jahr war wiederum eine hochrangige<br />
irakische Delegation in Leipzig, um mit<br />
deutschen Firmen aus dem Gesundheitssektor<br />
zusammenzutreffen. Darunter waren<br />
unter anderem Siemens, Karl Storz, Erbe,<br />
B. Braun, Maquet, Martin, Roche, GMS und<br />
Fresenius. Damals wurde mit den Firmen der<br />
Bedarf für die Ausstattungen von medizinischen<br />
Einrichtungen diskutiert. Im Zuge von<br />
Folgegesprächen wurde die bis heute höchste<br />
Vergabe von Aufträgen in der Geschichte<br />
des Ministeriums überhaupt angebahnt.<br />
Auch weiterhin sei der Minister sehr daran<br />
interessiert, deutsch-irakische Kooperationen<br />
in seinem Geschäftsbereich nachhaltig<br />
zu unterstützen und zu<br />
erweitern.<br />
Das Gespräch führte<br />
Dr. Mahmoud Gaber, Geschäftsführer<br />
bei German<br />
Medical Services (GMS).<br />
14 SOUQ 1/2011<br />
Fotos: GMS; Ministry of Health, Iraq
Der Erfolg von internationalen Kooperationen ist im hohen Maße von dem<br />
Verständnis der Interessen, des Potenzials und des kulturellen Kontextes<br />
der jeweiligen Partner abhängig. Auch in der deutsch-arabischen Entwicklungszusammenarbeit<br />
haben sich in den letzten Jahren die Inhalte zunehmend<br />
von der fachlich-technischen Ebene hin zu übergreifenden wirtschaftlichen,<br />
sozialen und politischen Fragestellungen erweitert.<br />
Deshalb unterstützt der DAAD den Aufbau von bikulturellen Masterprogrammen<br />
mit arabischen Ländern. Deutsche und arabische Studierende<br />
erwerben hier nicht nur aktuelles Fachwissen, sondern auch regionales Wissen<br />
und interkulturelle Kommunikationsfähigkeit.<br />
Folgende bikulturelle Masterstudiengänge werden im Rahmen dieses Programms<br />
bisher gefördert:<br />
Hier wächst was.<br />
• “Integrated Water Resources Management (IWRM)” , an der FH Köln<br />
und der University of Jordan, Jordanien<br />
www.iwrm-master.info<br />
• “Economic Change in the Arab Region (ECAR)”, an der Universität<br />
Marburg und der Damascus University, Syrien<br />
www.uni-marburg.de/fb02/ecar<br />
• “Renewable Energy and Energy Efficiency for the MENA Region<br />
(REMENA)”, an der Universität Kassel und der Cairo University, Ägypten<br />
www.uni-kassel.de/remena<br />
• “International Education Management (INEMA)”, an der Pädagogischen<br />
Hochschule Ludwigsburg und der Helwan University, Ägypten<br />
www.inema-master.com
iNTErViEW<br />
„Die effiziente wirtschaftliche Nutzung des<br />
Rohstoffs Wasser ist von zentraler Bedeutung“<br />
Dr. Bernd Kordes ist seit dem 1. Oktober<br />
2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Lahmeyer International<br />
und Experte auf dem Gebiet der<br />
Wasserwirtschaft. Wir haben uns mit<br />
ihm über seine Pläne mit Lahmeyer<br />
International, die Fußball-WM in Katar<br />
und die Bedeutung von Wasser<br />
unterhalten, selbstverständlich mit besonderem<br />
Fokus auf die arabische Welt.<br />
SOUQ: Sehr geehrter Herr Dr. Kordes, Sie<br />
sind seit dem 1. August 2010 in der Geschäftsführung<br />
von Lahmeyer International<br />
und seit dem 1. Oktober 2010 auch deren<br />
Vorsitzender. Wie sind ihre ersten Eindrücke<br />
im neuen Unternehmen?<br />
Dr. Kordes: Selbstverständlich war mir Lahmeyer<br />
International bereits vorher als Unternehmen<br />
mit einem weltweit guten Ruf<br />
bekannt. Dennoch bin ich immer wieder sehr<br />
positiv überrascht, dass die Marktdurchdringung<br />
des Unternehmens noch weitaus weitgehender<br />
ist, als ich es geglaubt hätte. Das<br />
zweite, das mich positiv überrascht hat, ist<br />
der hervorragende fachliche Ruf, auch dieser<br />
ist noch weitaus besser als zuvor angenommen.<br />
Es ist eine durchweg positive Überraschung,<br />
wie das Unternehmen als starke<br />
Marke weltweit bekannt ist.<br />
SOUQ: Als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
des Unternehmens haben Sie<br />
sicher viele Ideen für Lahmeyer International.<br />
Wie sehen ihre Zukunftspläne mit dem<br />
Unternehmen aus?<br />
Dr. Kordes: Bislang sind wir im Vergleich<br />
zu unseren internationalen Wettbewerbern<br />
nicht sehr groß. Daher ist eine wichtige Zukunftsaufgabe,<br />
das Unternehmen auf Wachstumskurs<br />
zu bringen. Die zweite wichtige<br />
Aufgabe ist, den bereits eingeleiteten Wandel<br />
von einem nationalen Ingenieurunternehmen,<br />
das Ingenieurexport ins Ausland<br />
macht, zu einem internationalen Unternehmen,<br />
das vernetzt mit vielen Standorten<br />
Projekte in der ganzen Welt bearbeitet,<br />
weiter voran zu treiben. Dazu gehört unter<br />
Bernd Kordes ist seit dem 1. August bei Lahmeyer International.<br />
anderem der Aufbau weiterer ausländischer<br />
Tochtergesellschaften und Niederlassungen.<br />
SOUQ: Wie wird dieses Wachstum aussehen,<br />
werden Sie es organisch aus dem Unternehmen<br />
heraus betreiben oder bedeutet das auch<br />
Zukäufe?<br />
Dr. Kordes: Wir sind stark genug, sowohl organisch<br />
zu wachsen, als auch über Zukäufe.<br />
Derzeit sind wir beispielsweise dabei, den<br />
Kauf eines Unternehmens im Bereich Wasserkraft<br />
in der Türkei abzuschließen. Außerdem<br />
identifizieren wir gerade weitere potentielle<br />
Unternehmen als zukünftige M&A<br />
(mergers and aquisitions) Kandidaten.<br />
SOUQ: Wie sieht ihr Expansionsvorhaben<br />
speziell im arabischen Raum aus?<br />
Dr. Kordes: Wir betreiben dort bislang sehr<br />
erfolgreich organisches Wachstum, beispielsweise<br />
über unsere Niederlassungen in Katar,<br />
Abu Dhabi und Dubai. Wir planen aber noch<br />
mehr. So haben wir gerade mit Hilfe einer<br />
Marktstudie für ganz Afrika großes Potenzial<br />
im Maghreb festgestellt. Insbesondere<br />
Marokko, Tunesien und Algerien, bedingter<br />
auch Libyen, sind für uns hochinteressant.<br />
SOUQ: Lahmeyer International hat einen<br />
Bereich Erneuerbare Energien, die Maghreb-<br />
Länder haben mit Desertec Großes in diesem<br />
Sektor geplant. Was sind ihre Absichten?<br />
Dr. Kordes: Selbstverständlich werden die<br />
erneuerbaren Energien ein Schwerpunkt für<br />
uns in dieser Region sein. Wir sind ja bereits<br />
‚Associated Partner‘ der Desertec Industrial<br />
Initiative. Nordafrika ist für den Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien wie Wind und Solar<br />
prädestiniert. Da wir in diesem Sektor in der<br />
Region bereits ausgesprochen gut aufgestellt<br />
sind, bietet es sich an, dies weiter zu verstärken.<br />
SOUQ: Ihr Unternehmen ist auch im Wassersektor<br />
aktiv, der für die eher trockenen<br />
Regionen Arabiens eine besondere Rolle<br />
spielt …<br />
Dr. Kordes: Wir sind ja neben der Wasserkraft<br />
auch im Bereich Trinkwasserversorgung<br />
und Abwasserentsorgung tätig. Eine<br />
effiziente wirtschaftliche Nutzung des<br />
Rohstoffs Wasser ist für die Entwicklung<br />
sämtlicher arabischer Länder von zentraler<br />
Bedeutung. In diesem Bereich sehen wir<br />
großes Potenzial im sparsamen Umgang<br />
mit Trinkwasser, Abwasseraufbereitung,<br />
Wiederverwertung und der Schließung von<br />
Kreisläufen. Das sind die Themen, die auch<br />
für uns in Zukunft noch viele Möglichkeiten<br />
bieten werden.<br />
16 SOUQ 1/2011<br />
Fotos: Lahmeyer International
Fotos: Lahmeyer International<br />
Erhöhung des Damms an der Wasserkraftanlage am blauen Nil im Sudan.<br />
SOUQ: Wo liegt auf dem Gebiet Trink- und<br />
Abwasser sowie Bewässerung das größte Potenzial?<br />
Dr. Kordes: Zukunftsthema in diesem Bereich<br />
ist die effiziente Nutzung des Wasserkreislaufs,<br />
insbesondere bei der Bewässerungstechnik.<br />
Länder wie Ägypten oder der Sudan hängen<br />
in dieser Hinsicht fast ausschließlich vom<br />
Nil ab. Das Nilwasser ist jedoch begrenzt und<br />
die wachsende Bevölkerung in diesen Ländern<br />
kann nur dauerhaft und nachhaltig ernährt<br />
werden, wenn die Nutzung der Ressource<br />
Wasser immer besser wird. Das bedeutet, dass<br />
neue Techniken eingesetzt werden müssen.<br />
Auch die Frage, wie viel Wasser ganz konkret<br />
in der Nahrungsmittelproduktion steckt und<br />
mit welchen Nahrungsmitteln die Ressource<br />
Wasser am effizientesten genutzt werden<br />
kann, wird eine immer größere Rolle spielen.<br />
Das integrierte Solar-Kombikraftwerk Hassi R‘Mel in Algerien.<br />
SOUQ 1/2011<br />
SOUQ: Wie bewerten sie die deutsch-arabischen<br />
Geschäftsbeziehungen?<br />
Dr. Kordes: In unseren Gesprächen mit arabischen<br />
Auftraggebern, stellen wir immer<br />
wieder fest, dass dort ein hohes Maß an<br />
Wertschätzung gegenüber deutschen Unternehmen<br />
und deutscher Technologie herrscht.<br />
Ich glaube, die deutsch-arabischen Handelsbeziehungen<br />
sind traditionell sehr gut.<br />
SOUQ: Noch kurz zur Fußball-WM in Katar.<br />
Freuen Sie sich schon darauf?<br />
Dr. Kordes: Wir freuen uns sehr über diese<br />
bemerkenswerte Entwicklung. Und es wird<br />
mit Sicherheit einen Wachstumsschub auch<br />
in der gesamten Region auslösen. Da freut es<br />
uns natürlich besonders, dass wir bereits mit<br />
einem Büro in Katar vertreten sind.<br />
iNTErViEW<br />
SOUQ: Was bedeutet die katarische Fußball-<br />
WM für Lahmeyer International?<br />
Dr. Kordes: Wachstum bedeutet auch zum<br />
einen, dass mehr Energie benötigt wird, da<br />
können wir in jeder Form dabei sein, sei es<br />
Energie-Erzeugung oder auch Energieübertragung.<br />
Wachstum in Katar bedeutet aber<br />
auch, dass Verkehrssysteme neu geschaffen<br />
werden müssen – das ganze schienengebundene<br />
Transportsystem muss aufgebaut<br />
werden. Da hoffen wir auch in irgendeiner<br />
Form dabei zu sein. Letztendlich gilt auch:<br />
je mehr Menschen in einer Region sind,<br />
desto mehr Wasser wird benötigt. Da fallen<br />
mir die Stichworte Trinkwasserversorgung,<br />
Abwasserversorgung, eben die ganze urbane<br />
Infrastruktur ein. Da gibt es eine ganze<br />
Reihe von Aspekten, an denen wir unsere<br />
Kompetenzen ausspielen können. Wir gehen<br />
davon aus, dass die WM den Trend zu einer<br />
nachhaltigen Entwicklung in der Region<br />
langfristig anschieben wird. Als Lahmeyer<br />
International sind wir bereits seit 20 Jahren<br />
in der Region. Das kommt uns jetzt zugute.<br />
Daher gehen wir davon aus, auch in den<br />
nächsten 20 Jahren in der Region erfolgreich<br />
tätig zu sein.<br />
LAHMEyER INTERNATIONAL ist eine weltweit<br />
tätige Ingenieurgesellschaft für technische<br />
und wirtschaftliche Planungs- und Beratungsleistungen<br />
mit dem Schwerpunkt komplexe<br />
Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie,<br />
Wasser und Wasserkraft sowie Transport<br />
Infrastruktur. Projekte in der Arabischen Welt<br />
sind unter anderem das Kombi-Kraftwerk in<br />
Qurayyah, Saudi-Arabien, das integrierte Solar-Kombikraftwerk<br />
Hassi R‘Mel in Algerien<br />
oder das Staudamm-Projekt Merowe im Sudan.<br />
Die Unternehmensgruppe ist vor Ort mit Niederlassungen<br />
in Doha, Katar, Dubai und Abu<br />
Dhabi sowie Saudi-Arabien vertreten.<br />
17
ExPErTENBEiTraG<br />
Die Zeichen sind durchaus positiv<br />
Der Tourismus in der arabischen Welt<br />
von Prof. Dr. Djamal Benhacine<br />
Nach dem schwierigen Jahr 2009 mit<br />
der Weltwirtschaftskrise einerseits<br />
und der Schweinegrippe-Pandemie<br />
andererseits, scheint sich die Wirtschaft<br />
wieder erholt zu haben.<br />
Mit ihr ist die Lust am Reisen wieder da.<br />
Nach einem Rückgang um vier Prozent im<br />
Jahr 2009, bescherte das abgelaufene Jahr<br />
2010 mit 935 Millionen Touristenankünfte<br />
der Branche weltweit einen Zuwachs von<br />
sieben Prozent. 1)<br />
Auch der Nahe und Mittlere Osten verzeichneten<br />
ein deutliches Plus (14 Prozent).<br />
Er empfing 60 Millionen Besucher, was besonders<br />
auf die Belebung des Reisegeschäfts<br />
in Syrien und Jordanien zurück zu führen<br />
ist. Diese Länder ernten nun die Früchte<br />
ihrer gezielten Marketingmaßnahmen der<br />
vergangenen beiden Jahre. Nicht zuletzt<br />
wächst unaufhörlich der Markt in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten (VAE) und<br />
Katar. Auch die Destinationen Marokko,<br />
Tunesien und Ägypten zogen an.<br />
Gleich mehrere der 22 Mitgliedsländer<br />
der Arabischen Liga profitieren vom Tourismusgeschäft.<br />
Die längere Tradition haben<br />
bislang Ägypten, Tunesien und Marokko.<br />
Aber der Nahe und Mittlere Osten mischt<br />
seit einigen Jahren kräftig mit, insbesondere<br />
Syrien, Jordanien, der Oman, die VAE<br />
und Saudi Arabien (+28 Prozent). Ohne die<br />
anderen arabischen Länder ganz außer Acht<br />
zu lassen, zeigen wir am Beispiel der VAE<br />
für den Osten sowie Tunesien und Marokko<br />
für Nordafrika, welche Formen der Tourismus<br />
jeweils hat und welche Entscheidungen<br />
zum Erfolg auch in Krisenzeiten geführt<br />
haben.<br />
Luxustourismus in Dubai<br />
Ein Besucher der Emirate, egal ob er unvoreingenommen<br />
oder vorbereitet hinkommt,<br />
wird zugleich begeistert und verwirrt sein.<br />
Noch immer unterliegt er zunächst dem<br />
Eindruck, das Land sei eine riesige Baustelle.<br />
Schätzungen zufolge sollen 15 Pro-<br />
1) WTO: Pressemitteilung vom 17.01.2011<br />
Realer Luxustraum: Das Hotel Atlantis auf der Dubaier Insel Palm Jumeirah.<br />
zent aller Kräne der Welt dort im Einsatz<br />
gewesen sein. Bekanntlich haben Bauprojekte<br />
in den VAE auch ein anderes Ausmaß<br />
als anderswo auf der Welt und lösen<br />
beim Betrachter gewöhnlich erst einmal<br />
Kopfschütteln aus. Ein Großteil der Neubauten<br />
soll für touristische Zwecke eingesetzt<br />
werden. Ist Dubai damit die Destination<br />
des 21. Jahrhunderts schlechthin?<br />
Angesichts des bereits realisierten und<br />
der noch geplanten Vorhaben, muss diese<br />
Frage bejaht werden. Dafür zeugen auch<br />
die magischen Namen: Palm Jumeirah,<br />
„The World“ mit seinen 300 künstlichen<br />
Inseln, Dubailand als größter Freizeitpark<br />
der Welt, Ski Dubai mit 4.000 Besuchern<br />
täglich, das Atlantis Hotel mit 1.539 Zimmern<br />
oder der Burj al Arab, dessen Segelform<br />
ein Wahrzeichen des Emirats ist, um<br />
nur einige zu nennen. All diese Werke sind<br />
Zeugen architektonischer Innovation und<br />
Modernität. Sie sind außerdem eine technologische<br />
Herausforderung und vereinen<br />
arabische Tradition und Luxus. Doch hat<br />
auch diese Erfolgsgeschichte einen Haken.<br />
Die weltweite Krise ist nicht spurlos<br />
an Dubai vorüber gegangen. Der Bau des<br />
größten Hotels der Welt, das „Asia Asia“<br />
(6.000 Zimmer) im Bawadi-Projekt, wur-<br />
de gestoppt. Vorübergehend heißt es. Burj<br />
Khalifa, das höchste Gebäude der Welt,<br />
konnte nur durch eine Finanzspritze durch<br />
den Emir von Abu Dhabi fertig gestellt<br />
werden. Ziel Dubais ist es weiterhin, durch<br />
solche gigantischen Projekte das positive<br />
Image weltweit zu festigen und zugleich<br />
die Zukunft nach dem Erdöl zu gestalten.<br />
Nach dem Erdöl<br />
Aus der touristischen Entwicklung beabsichtigt<br />
das Emirat ähnliche Einnahmen<br />
wie beim vergänglichen Öl schöpfen zu<br />
können. Die Zeichen hierfür sind durchaus<br />
positiv: schon 2008 und 2009 verzeichnete<br />
Dubai weltweit die höchste Hotelauslastungsrate<br />
und den höchsten Erlös pro<br />
Zimmer noch vor Paris, New york und<br />
London. Dieses Ergebnis verdanken sie<br />
überwiegend den Geschäftsleuten sowie<br />
zahlungskräftigen Besuchern. Bereits 2009<br />
besuchten 200.000 deutsche Touristen das<br />
Märchenland, Tendenz steigend. Entgegen<br />
den allgemeinen Erwartungen wuchs der<br />
Tourismus 2009 um 14 Prozent und 2010<br />
wurden von insgesamt 60 Millionen Ankünften<br />
in den Mittleren Orient, 15 Millionen<br />
in den VAE erwartet. Doch nach der<br />
Krise scheinen die Emirate, einen neuen<br />
18 SOUQ 1/2011<br />
Foto: Hotel Atlantis
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Weg einzuschlagen. Nachdem das Bettenangebot<br />
höher liegt als die Nachfrage und<br />
die Preise zu hoch waren, mussten die Hotelbetreiber<br />
durch Preisnachlässe, Pauschalangebote<br />
sowie kostenlosen Flughafentransfers<br />
und Shuttles in die Stadt auf<br />
Kundenfang gehen. Die Adressaten solcher<br />
Werbekampagnen sind keine reichen<br />
Touristen, sondern normale Familien mit<br />
Kindern. Begünstigt wurden diese Maßnahmen<br />
auch durch günstigere Flugpreise<br />
aufgrund der Konkurrenz der Fluggesellschaften<br />
der Region, die um Marktanteile<br />
ringen. Die Stärke der Destination liegt in<br />
der Faszination des Orients durch Luxus,<br />
ausgefallene Architektur, Landschaft, Kultur<br />
und Tradition.<br />
Nordafrika<br />
In Nordafrika teilen sich seit den siebziger<br />
Jahren vor allem Ägypten, Tunesien und<br />
Marokko das Geschäft. Für die zwei letztgenannten<br />
Länder begann der Boom des Tourismus<br />
mit dem Massentourismus und der<br />
Einführung der Pauschalreisen mit Charterflügen.<br />
Sie bauten auf die unerschöpflichen<br />
„SMS-Ressourcen“ (Sonne, Meer, Sand)<br />
und zehrten hauptsächlich vom Badetourismus.<br />
90 Prozent der Hotelanlagen befinden<br />
sich an den Küsten. Obwohl mit identischen<br />
Voraussetzungen ausgestattet, schlugen die<br />
Länder unterschiedliche Wege ein. Während<br />
Tunesien private Investoren vom In- und<br />
Ausland agieren ließ, lenkte Marokko ab<br />
1965 seine Tourismusentwicklung staatlich<br />
Urlaub in orientalischer Pracht: Innenansicht eines marokkanischen Hotels.<br />
durch Drei- beziehungsweise Fünfjahrespläne.<br />
Der Staat selbst war an der Finanzierung<br />
des Hotelaufbaus beteiligt. Daraus<br />
ergibt sich ein beträchtlicher Preisunterschied<br />
bei gleicher Leistung: Tunesien gilt<br />
als billige und Marokko als teure Destination.<br />
Außerdem ist Tunesien nach Frankreich<br />
die zweite Destination weltweit für die<br />
Thalasso-Therapie. Auch für den Medizintourismus<br />
ist dieses Land ein Geheimtipp.<br />
Dadurch, dass der Tourismus in der Region<br />
bereits lang etabliert ist, sind die Hotel-<br />
einrichtungen jedoch oft in die Jahre gekommen<br />
und entsprechen nur noch stellenweise<br />
den Erwartungen der ausländischen Gäste.<br />
Inzwischen werden deswegen neue Maßnahmen<br />
ergriffen wie Modernisierung des<br />
Vorhandenen, Kapitalerhöhung für Investoren,<br />
Angebotsdiversifizierung und Neubau<br />
von Hotelanlagen und Flughäfen. In<br />
dieser Hinsicht wirkt Marokko offensiver.<br />
Mit dem bereits angelaufenen Plan „Vision<br />
2010“ wurden 160.000 Betten zusätzlich<br />
geschaffen, davon 130.000 an der Küste, um<br />
der starken Nachfrage nach gutem Standard
Foto: Gaetan Gauthier<br />
gerecht zu werden. Die Oasenstadt Marrakech<br />
profiliert sich derzeit als Luxusdestination<br />
– für Araber wie für Europäer – mit<br />
Fünf-Sterne-Hotels namhafter Marken wie<br />
Mandarin, Iberostar, Barcelo, Fram oder Accor.<br />
Der Plan „Vision 2020“ sieht unter anderem<br />
eine Verdoppelung der 9,4 Millionen<br />
Touristen auf 20 Millionen vor, die Bereitstellung<br />
von 200.000 neuen Betten. Außerdem<br />
sind eine Verdoppelung des Bruttoinlandsprodukts<br />
von 60 auf 150 Milliarden<br />
Dirham, die Verdoppelung der Arbeitsplätze<br />
auf eine Million und der Aufstieg unter<br />
die ersten 20 Destinationen (aktuell an 27.<br />
Stelle) geplant.<br />
SOUQ 1/2011<br />
Arabischer Tourismus<br />
Eine Besonderheit beider Länder ist der hohe<br />
Anteil des innerarabischen Tourismus. Die<br />
bei weitem größte Gruppe sind die ‚Rückkehrer‘,<br />
die überwiegend aus Frankreich<br />
anreisen, um den Urlaub in ihrer Heimat<br />
zu verbringen. Wohin reisen nun die Araber<br />
des Nahen und Mittleren Ostens? Abgesehen<br />
von den Reisen nach Asien (Indien, Iran,<br />
Malaysia) gehen 75 Prozent der arabischen<br />
Reisenden in die „Brüderländer“ Syrien,<br />
Jordanien, Ägypten, Tunesien und Marokko<br />
und nur neun Prozent nach Europa. Seit<br />
dem 11. September 2001 sind die USA für sie<br />
wegen der verschärften Einreisebestimmungen<br />
nicht mehr attraktiv. England bleibt mit<br />
London traditionell das erste Zielgebiet vor<br />
Deutschland und Frankreich.<br />
Blick aufs Meer über die malerische Altstadt im tunesischen Hammamet.<br />
2) DZT: Kurzinformation „Arabische Golfstaaten 2010“. 3) Ebenda S. 9<br />
In den letzten Jahren avancierte Deutschland<br />
zu einem der beliebtesten Zielmärkte<br />
der arabischen Besucher. 2009 wurden<br />
258.883 Ankünfte 2) aus den Golfstaaten<br />
gezählt, was 770.980 Übernachtungen entspricht.<br />
Die Geschäftsreisen machen 22<br />
Prozent aus, während 65 Prozent Urlauber<br />
sind und 13 Prozent sonstige Reisende<br />
beziehungsweise VFR-Reisende (Visiting<br />
Friends and Relatives) 3) . Das meist besuchte<br />
Bundesland ist bei weitem Bayern mit 40,9<br />
Prozent der Übernachtungen, insbesondere<br />
führt München mit 270.891 Übernachtungen<br />
die Liste der „Magic Cities“ an, vor<br />
Frankfurt, Berlin, Düsseldorf und Hamburg.<br />
Gesundheitstourismus nach<br />
Deutschland<br />
Zu 99 Prozent benutzen die Araber das<br />
Flugzeug zur Anreise und buchen im Voraus<br />
Rundreisen (63 Prozent). Die Kurzreisen<br />
– ein bis drei Nächte – fallen relativ<br />
gering aus (5 Prozent). Interessanterweise<br />
liegt die Aufenthaltsdauer mit 23,5 Tagen<br />
weit über dem Durchschnitt der anderen<br />
Touristen. Diese Tatsache beeinflusst die<br />
Wahl der Unterkunft: 57 Prozent buchen<br />
ein Hotel, davon 95 Prozent First-Class<br />
Hotels. Gereist wird vor allem im Zeitraum<br />
Mai bis August (75 Prozent); von<br />
September bis Dezember sind es immerhin<br />
noch 21 Prozent. Es reisen mehr Frauen als<br />
Männer, aber die Altersstruktur liegt mit<br />
45 Jahren höher als bei anderen Reisen-<br />
ExPErTENBEiTraG<br />
Dreisprachiges Hinweisschild in einem deutschen<br />
Krankenhaus.<br />
den. Meistens stammen sie aus den höheren<br />
Einkommens- und Bildungsschichten.<br />
Der arabische Markt unterliegt besonderer<br />
Merkmale. Durch den Islam sind besondere<br />
Verhaltensmuster vorgegeben und die Erwartung,<br />
diese zu respektieren, ist bei den<br />
Arabern groß.<br />
Der Gesundheits- beziehungsweise Medizintourismus<br />
spielt zunehmend eine große<br />
Rolle bei der Wahl der Destination und<br />
scheint eine ertragreiche Nische im internationalen<br />
Tourismus zu werden. Die oben<br />
genannten Zahlen enthalten auch eine<br />
Kategorie von Besuchern, die zunehmend<br />
Deutschland zugleich als Urlaubsland als<br />
auch für medizinische Behandlungen besuchen.<br />
Besonders wenn sie krank und in<br />
Behandlung sind, brauchen die Araber die<br />
Nähe der Familienmitglieder und der Freunde.<br />
Daher reisen sie in großen Gruppen und<br />
mieten ganze Etagen oder große Wohnungen.<br />
Sieben Prozent reisen ausschließlich<br />
aus gesundheitlichen Gründen an und nur<br />
ein Prozent integrieren in ihrem Urlaub eine<br />
gesundheitsfördernde Maßnahme (Wellness,<br />
21
ExPErTE<br />
Idylle in Deutschland: Ein Hotelkomplex in den Alpen<br />
Massage, chek-up, etc.). Obwohl das eigene<br />
Gesundheitssystem relativ gut und modern<br />
ist, bleibt die Nachfrage nach Healthcare<br />
Maßnahmen im Ausland groß. Zu den am<br />
meisten gefragten Behandlungen zählen die<br />
plastische Chirurgie und die Physiotherapie<br />
sowie Behandlungen der Herzkreislauferkrankungen,<br />
der Unfruchtbarkeit, des Diabetes,<br />
außerdem orthopädische Probleme<br />
(Rücken, Knie) und Transplantationen.<br />
Deutschland hat auf diesem Gebiet weltweit<br />
und besonders bei den Arabern einen<br />
hervorragenden Ruf für qualitativ hochwertige<br />
medizinische Behandlungen gepaart<br />
mit Spitzentechnologie und einem hohen<br />
Bildungsstand des Krankenhauspersonals.<br />
Mehr als 2.000 Akutkrankenhäuser, 1.000<br />
Reha-Kliniken und 300.000 namhafte Ärz-<br />
te tragen diesen Ruf in die Welt. Ein Vorteil<br />
gegenüber der ausländischen Konkurrenz<br />
ist das Preis-Leistungsverhältnis, das aus<br />
Deutschland die erste Adresse macht.<br />
Neben der Behandlung erwarten die Gäste<br />
eine touristische Infrastruktur für ihre mitgereisten<br />
Angehörigen in Form von Unterhaltung,<br />
Shoppingmöglichkeiten oder Ausflügen<br />
in eine schöne, bergige Landschaft.<br />
Attribute, die Bayern zur beliebtesten Destination,<br />
der sich in Behandlung befindenden<br />
Araber gemacht haben. Der Hotelsektor hat<br />
sich bereits auf diese geschätzte Kundschaft<br />
eingestellt und bietet ganze Pakete an mit<br />
arabisch sprechendem Personal, arabischen<br />
Fernsehprogrammen, Zeitungen, arabischen<br />
Speiseangeboten, Gebetszimmern und vielem<br />
mehr. Nur an der interkulturellen Kom-<br />
munikation muss noch gefeilt werden. Das<br />
Zauberwort am Schluss kann nur „Marhaba“<br />
heißen!<br />
PROF. DR. DJAMAL<br />
BENHACINE ist<br />
seit 1992 Professor<br />
an der Fakultät für<br />
Tourismus der Hochschule<br />
für angewandte<br />
Wissenschaften<br />
in München, sein<br />
wissenschaftlicher<br />
Schwerpunkt liegt im Bereich interkulturelle<br />
Kommunikation und Tourismus Management.<br />
Nach einem Studium der Germanistik<br />
und der Politologie an der Universität von<br />
Algier hatte Benhacine verschiedene Lehraufträge<br />
unter anderem an der Universität<br />
Sorbonne in Paris und der Universität Würzburg<br />
inne. 1986 promovierte er an der Universität<br />
Augsburg.<br />
22 SOUQ 1/2011
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ExPErTENBEiTraG<br />
Lichtvolle Entwicklung<br />
Marokko wird zum Vorzeigeland für Erneuerbare Energien<br />
von Jürgen Hogrefe<br />
Seit Jahrhunderten knallt die Sonne<br />
in Marokko besonders unbarmherzig<br />
auf den Planeten. Erst in jüngster<br />
Zeit wird sie zu einem nutzenbringenden<br />
Faktor für das Land. Der<br />
‚Plan Solair Maroccain’ und auch<br />
Desertec bedeuten eine neue Zukunft<br />
für das Land.<br />
Die Fremdenlegionäre wussten genau, warum<br />
sie im Frühjahr 1928 just an diesem Ort den<br />
Grundstein für eine Garnisonsstadt legten.<br />
Hier in Ouarzazate, hübsch zwischen dem<br />
Hohen Atlas und dem Antiatlas an einem<br />
Stausee gelegen, mussten sie für die französischen<br />
Kolonialherren die Macht absichern –<br />
vor allem gegen renitente Berberstämme, die<br />
von eindrucksvollen Lehmburgen aus, den legendären<br />
Kasbahs, seit Jahrhunderten die gesamte<br />
Gegend am Rande der Sahara in Schach<br />
gehalten hatten. Als sich die französischen<br />
Besatzer einige Jahrzehnte später schließlich<br />
aus dem Staub gemacht hatten, kannten die<br />
Einheimischen nur noch einen Feind: Die<br />
Sonne, die erbarmungslos in luzider Klarheit<br />
auf das Hochgebirgsplateau knallte. Die<br />
sengende Sonne machte die Menschen matt<br />
und Entwicklung schwer. In den 60er Jahren<br />
jedoch machten sich Einige daran, den vermeintlichen<br />
Fluch des Landstrichs in einen<br />
Segen zu verwandeln: Erste Hotels zogen<br />
bald sonnenhungrige Europäer an, die hier in<br />
Energie aus Wind hat Zukunftspotenzial: Ein Windpark in Tanger.<br />
knapp 1.200 Metern<br />
Höhe sommers<br />
wie winters<br />
ihre bleichen Gesichter<br />
bräunen<br />
ließen. Tourismus<br />
ist denn auch bis<br />
heute die Haupteinnahmequelle<br />
für die 38.000<br />
Einwohner von<br />
Ouarzazate. Ende<br />
der 60er Jahre entdeckte<br />
die Filmindustrie<br />
das einmalige<br />
Licht von<br />
Ouarzazate: „James Bond“-Filme wurden<br />
hier unter freiem Himmel gedreht und jede<br />
Menge Bibelfilme. Die Filmbosse hatten erkannt:<br />
Hier gab es Sonne satt und garantiert<br />
das ganze Jahr hindurch. Die nächste Generation<br />
der Sonnenhungrigen hat das Phänomen<br />
mittlerweile in nüchterne Zahlen gefasst:<br />
In Ouarzazate scheint die Sonne etwa 2.500<br />
Stunden pro Jahr, die direkte Sonneneinstrahlung<br />
beträgt dabei 2,77 KWh pro Quadratmeter<br />
und Tag. Ein sensationeller Wert.<br />
Zukunftsvision<br />
Strom aus Sonne: Kollektoren in der Wüste.<br />
Kein Wunder, dass heute noch ganz andere<br />
Sonnenfreunde nach Ouarzazate pilgern. Sie<br />
wollen die Kraft der sengenden Sonne endlich<br />
in einen dauerhaft<br />
nutzbaren<br />
Segen umwandeln<br />
– in Solarenergie.<br />
Am 2. November<br />
2009 erlebte das<br />
verträumte Provinznest<br />
den bisher<br />
größten Tag<br />
seiner Geschichte.<br />
Mohamed VI., König<br />
von Marokko,<br />
hatte geladen, und<br />
alle, alle kamen:<br />
Der Premierminister,<br />
fast alle Minister<br />
des Kabinetts,<br />
die Präsidenten der beiden Kammern des<br />
Parlamentes, sogar Thronfolger Prinz Moulay<br />
Rachid durfte dabei sein, als der König ein<br />
Jahrhundertprojekt verkündete; so groß, dass<br />
auch die amerikanische Außenministerin Hillary<br />
Clinton eigens einschwebte: Den „Plan<br />
Solaire Maroccain“. In einer bis dahin nicht<br />
gekannten Größenordnung proklamierte der<br />
Monarch im Versammlungszentrum von Ouarzazate<br />
einen Plan zur Nutzung der Sonnenenergie,<br />
der das nordafrikanische Schwellenland<br />
in eine lichte Zukunft führen soll.<br />
Ehrgeizige Pläne<br />
Bis 2020 sollen die Erneuerbaren in Marokko<br />
42 Prozent der installierten Kapazität von<br />
dann knapp 15.000 Megawatt ausmachen. Jeweils<br />
14 Prozent Sonnen-, Wind- und Wasserenergie<br />
sollen künftig zum Stromaufkommen<br />
beitragen. Allein das Solarprogramm mit<br />
installierten 2.000 Megawatt soll rund neun<br />
Milliarden US Dollar kosten. Noch nirgendwo<br />
in der arabischen Welt ist ein annähernd<br />
ehrgeiziger Plan zum Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien beschlossen worden. Der Grund<br />
für den erfreulichen Ehrgeiz liegt auf der<br />
Hand. Marokko hat weder Öl, noch Gas, noch<br />
Kohle. Heute muss das Königreich 97 Prozent<br />
seiner Energie importieren. Bis zu 20 Prozent<br />
seiner Elektrizität erhält Marokko sogar über<br />
ein Unterseekabel durch die Meerenge von<br />
Gibraltar aus Spanien. Für den Import von<br />
Energie gehen mit rund neun Milliarden Dol-<br />
24 SOUQ 1/2011
Foto: Lahmeyer International<br />
lar etwa 11 Prozent des Staatshaushalts drauf.<br />
Jede Nachricht über steigende Ölpreise lässt<br />
auch den Blutdruck des Finanzministers in<br />
Rabat bedrohlich ansteigen. Arm an fossilen<br />
Rohstoffen für Energie, ist Marokko jedoch<br />
reich an den Erneuerbaren: Neben der klaren<br />
Sonnenkraft hat Marokko mit durchschnittlich<br />
neun Meter pro Sekunde auch vorzügliche<br />
Windwerte. Bis zu sechs Milliarden Dollar<br />
will Marokko für Windenergie ausgeben.<br />
Und die 3.500 Kilometer Küste lassen die<br />
Marokkaner sogar von Wellenkraftwerken<br />
schwärmen.<br />
Der „Plan Solaire Maroccain“<br />
Dass der „Plan Solaire Maroccain“ nicht als<br />
Fata Morgana der Energiegeschichte endet,<br />
ist mittlerweile sicher. „Der politische Wille<br />
auf höchster Ebene ist da“, freute sich die<br />
marokkanische Energieministerin Amina<br />
Benkhadra Ende Januar in Berlin: „Der König<br />
ist mit im Boot.“ Und, als leidenschaftliche<br />
Befürworterin des kühnen Plans auch<br />
ihre Majestät die Königin – was mindestens<br />
ebenso hilfreich sein soll, wie aus Marokko zu<br />
hören ist. Doch selbst der Segen von höchster<br />
Stelle hätte vielleicht nicht geholfen, wenn<br />
nicht eine noch größere Vision dem marokkanischen<br />
Ehrgeiz Beine gemacht hätte.<br />
„Auf so etwas wie Desertec haben wir gewartet“,<br />
frohlockt Saïd Mouline, der Chef der<br />
Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz,<br />
der auch schon davon schwärmt,<br />
dass die Erneuerbaren für einen Aufschwung<br />
bei Beschäftigung und Industrienentwicklung<br />
im Lande sorgen werden. „Der Plan Solaire ist<br />
für uns ein großer Schritt. Doch es ist nur ein<br />
Element im Rahmen der großartigen Vision<br />
Desertec“, pflichtet auch Ministerin Benkhadra<br />
bei. Tatsächlich eröffnet das Wüstenstromprojekt<br />
Desertec dem Land eine glänzende Perspektive.<br />
Derzeit noch Stromimporteur kann<br />
es zum Energielieferanten für Europa werden.<br />
Die Neuen Energien lassen auch die Möglichkeit<br />
zu, dass Marokko zum Teilhaber an der<br />
Technologieentwicklung selbst wird. Viele der<br />
Komponenten, die für Sonnen-, Wind- und<br />
Wasserenergie gebraucht werden, wird Marokko<br />
künftig selbst herstellen können. „Das ist gut<br />
so, wir brauchen dringend Beschäftigung“, freut<br />
sich Mouline. Noch ist der kühne Plan nicht<br />
finanziert. „Die Finanzierung ist momentan<br />
die größte Herausforderung“, weiß Mustapha<br />
Bakkoury, Vorstandsvorsitzender der Marrokanischen<br />
Agentur für Solarenergie (MASEN).<br />
SOUQ 1/2011<br />
„Wind- und Solarenergie<br />
sind noch<br />
nicht wettbewerbsfähig“,<br />
gibt<br />
auch Ministerin<br />
Benkhadra zu bedenken.<br />
“Doch<br />
der erste Schritt<br />
muss vom Staat<br />
kommen. Wir sind<br />
bereit, mit gutem<br />
Beispiel voranzugehen“.<br />
Ohne öffentliche<br />
Mittel wird<br />
es anfangs nicht<br />
gehen. So war es<br />
in Deutschland, so<br />
wird es auch in Marokko sein. „Ein großer<br />
Vorreiter in der EU ist Deutschland“, konstatiert<br />
Desertec-Chef Paul van Son und „Ein<br />
großer Vorreiter in der MENA-Region ist<br />
Marokko“. MASEN-Chef Bakkoury berichtet:<br />
„Als ich angefangen habe, hat mich mein<br />
erster Besuch nach Deutschland geführt. Da<br />
gab es am meisten zu lernen.“ Da könnte etwas<br />
zusammenwachsen.<br />
Förderung notwendig<br />
Die Bundesregierung hat denn auch schon 80<br />
Millionen Euro als zinssubventioniertes Darlehen<br />
zugeschossen. Einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Finanzierung werden die Weltbank<br />
und andere internationale Finanzeinrichtungen<br />
liefern, die insgesamt sechs Milliarden<br />
Dollar für Solarenergie in der MENA-Region<br />
in Aussicht gestellt haben. Die Regierung in<br />
Rabat hat ein vorbildliches Verfahren zur<br />
Vorbereitung auf das Solarzeitalter aufgesetzt.<br />
Die Rahmengesetzgebung steht – daran<br />
haben die Deutschen erheblich mitgestrickt.<br />
Die Nationale Agentur für erneuerbare Energien<br />
(ADEREE), die Agentur für Solarenergie<br />
(MASEN) und eine Finanzierungsgesellschaft<br />
(SIE) liefern das stabile Gerüst, in dem jetzt<br />
das erste Ausschreibungsverfahren begonnen<br />
hat. Im sonnendurchfluteten Ouarzazate soll<br />
das erste solarthermische Kraftwerk Marokkos<br />
mit einer Leistung von 125 Megawatt<br />
entstehen. Knapp zweihundert Unternehmen<br />
hatten ihr Interesse an dem Bau bekundet. 19<br />
Konsortien hatten sich um die Präqualifizierung<br />
beworben, nur vier davon stehen auf der<br />
short-list, darunter nur ein Konsortium mit<br />
deutscher Beteiligung. Technologielieferant<br />
ExPErTENBEiTraG<br />
Durch ein Überseekabel soll auch Europa mit Strom aus der Wüste versorgt werden. Hier<br />
die Verlegung eines Kabels durch Lahmeyer International.<br />
hier ist die Erlanger Solar Millennium AG.<br />
„Das freut uns natürlich besonders“, so CEO<br />
Christoph Wolff. „Hier haben die marokkanischen<br />
Behörden wohl respektiert, dass wir<br />
in Spanien und in Ägypten beim Bau solarthermischer<br />
Kraftwerke bereits vorzügliche<br />
Arbeit abgeliefert haben“.<br />
Aufbruch in die Energiemoderne<br />
Am Ende des Jahres wird klar sein, ob das deutsche<br />
Konsortium, dem auch Evonik Steag aus<br />
Essen und das ägyptische Unternehmen Orascom<br />
angehören, den Zuschlag bekommen hat.<br />
Im sonnendurchfluteten Ouarzazate kann man<br />
den Baubeginn für das erste Solarkraftwerk<br />
derweil kaum erwarten. Die Flächen für das<br />
Baugrundstück sind ausgewiesen, der Fremdenführer<br />
weist bereits darauf hin: Neben den<br />
archaischen Kasbahs und den Filmstudios wird<br />
das Provinznest demnächst mit einer weiteren<br />
weltweiten Attraktion aufwarten können: Mit<br />
einem Parabolrinnenkraftwerk, das gleichsam<br />
das Symbol für den Aufbruch Marokkos in die<br />
Energiemoderne darstellt. Vielleicht kommt es<br />
aus Deutschland.<br />
JÜRGEN HOGREFE<br />
(61) ist Inhaber und<br />
Geschäftsführer der Unternehmensberatung<br />
h.c.<br />
hogrefe consult, die sich<br />
auf die Energiebranche<br />
und den arabischen Raum<br />
spezialisiert hat. Vor seiner<br />
Selbständigkeit war<br />
er von 2003 bis 2010 bei<br />
der EnBW Energie Baden-<br />
Württemberg tätig, zuletzt als Generalbevollmächtigter.<br />
Davor war Hogrefe Journalist beim<br />
Spiegel und für diesen unter anderem als Nahost-Korrespondent<br />
fünf Jahre in Jerusalem.<br />
25
läNdErrEPOrT<br />
Ein Land im Aufschwung<br />
Im Irak wird wieder geplant und gebaut<br />
von Jessica Bodmann<br />
Ende 2010 erreichten uns gleich zwei<br />
gute Nachrichten aus dem Irak: zum<br />
einen konnte neun Monate nach der<br />
Parlamentswahl vom 7. März 2010<br />
– bei der keine der angetretenen Parteien<br />
eine absolute Mehrheit erzielt<br />
hatte – eine neue, handlungsfähige<br />
Regierung unter Premierminister<br />
Nouri Al-Maliki ihre Arbeit aufnehmen.<br />
Zum anderen wurde Anfang Dezember das<br />
seit 2008 paraphierte deutsch-irakische Investitionsschutzabkommen<br />
unterzeichnet,<br />
wodurch die bilateralen Handelsbeziehungen<br />
auf eine neue solidere Basis gestellt<br />
werden. Mit der Aufnahme der Regierungsarbeit<br />
darf im Irak für das Jahr 2011 mit der<br />
Ratifizierung und Implementierung zahlreicher<br />
Gesetzesinitiativen und Regierungsvorhaben<br />
gerechnet werden. Besonders das<br />
lange erwartete neue Öl- und Gasgesetz,<br />
das den irakischen Kohlenwasserstoffsektor<br />
vollständig reformieren soll, wird noch in<br />
diesem Jahr erwartet.<br />
Investitionsschutz<br />
Auch aus deutscher Sicht verspricht das<br />
Jahr 2011 einen Neuanfang, denn mit der<br />
Unterzeichnung des Investitionsschutzabkommens<br />
über die Förderung und den<br />
gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen<br />
am 4. Dezember 2010 durch den deutschen<br />
Außenminister Dr. Guido Westerwelle und<br />
den damaligen irakischen Industrieminister<br />
Fawzi al-Hariri wurde die finanzielle und<br />
rechtliche Absicherung deutscher Unternehmen<br />
bei ihrem Engagement im Irak deutlich<br />
verbessert. Bislang war das Interesse eher<br />
zögerlich. Das deutsche Exportvolumen von<br />
810 Millionen Euro für den Zeitraum Januar<br />
bis November 2010 birgt noch viel Potenzial.<br />
Zwar zeigt dies einen steilen Anstieg von<br />
52,3 Prozent im Vergleich zu den 532 Millionen<br />
Euro des Vorjahreszeitraums an, doch<br />
vor dem Hintergrund, dass sich die deutschen<br />
Ausfuhren in den Irak zu Beginn der<br />
80er Jahre bereits auf umgerechnet knapp<br />
vier Milliarden Euro bezifferten, ist es immer<br />
Zukunftsprojekt im Bau: Die Basrah Sport City<br />
noch ein eher bescheidenes Volumen. Und<br />
so standen sowohl die politische als auch die<br />
wirtschaftliche Ausgestaltung der deutschirakischen<br />
Beziehungen im Mittelpunkt des<br />
deutschen Ministerbesuchs in Bagdad im<br />
vergangenen Dezember. Der Außenminister<br />
selbst beschrieb seinen Besuch in Begleitung<br />
einer großen deutschen Wirtschaftsdelegation<br />
als „ein Signal der Unterstützung für die<br />
Stabilisierung im Irak und die Fortsetzung<br />
des demokratischen Prozesses.“ Die Förderung<br />
der irakischen Wirtschaft sei hierfür<br />
eine Vorbedingung, so Minister Westerwelle<br />
weiter. „Bei allen Schwierigkeiten aufgrund<br />
der problematischen Sicherheitslage wollen<br />
wir unsere wirtschaftlichen Chancen im Irak<br />
nutzen und gleichzeitig den Irak selbst in<br />
seiner wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen,<br />
ohne die eine dauerhafte Stabilisierung<br />
nicht möglich ist.“<br />
Intensivere Beziehung<br />
Das bilaterale Abkommen diene deshalb<br />
nicht zuletzt dem Ausbau des bisherigen<br />
Engagements Deutschlands im Irak. Seit<br />
2003 leistet die Bundesrepublik umfassende<br />
humanitäre Hilfe und unterstützt den Irak<br />
seit Ende der offiziellen Kampfhandlungen<br />
bei Maßnahmen zum Wiederaufbau, beim<br />
politischen Übergangsprozess und bei den<br />
Bemühungen zur Wiederherstellung der<br />
Sicherheit im Land. Doch auch der deutsche<br />
Privatsektor ist im Irak in den letzten<br />
Jahren zunehmend aktiv geworden. Derzeit<br />
sind deutsche Unternehmen unter anderem<br />
bei der Wiederinbetriebnahme und Nachrüstung<br />
von Kraftwerken sowie der Durchführung<br />
weiterer Infrastrukturprojekte<br />
tätig, ebenso bei der Planung, Errichtung<br />
und Ausstattung von Krankenhäusern und<br />
Industrieanlagen oder in der Beratungsbranche.<br />
Zu den bekanntesten deutschen<br />
Unternehmen, die im Irak tätig sind, zählen<br />
Siemens und ThyssenKrupp. Aber auch<br />
mehrere mittelständische Unternehmen<br />
sind bereits aktiv am Wiederaufbau des<br />
Irak beteiligt. Das gesteigerte Interesse der<br />
deutschen Wirtschaft zeigt sich nicht zuletzt<br />
in den zahlreichen Besuchen deutscher<br />
Wirtschaftsdelegationen und Messeteilnehmer,<br />
die diesen neuen alten Markt für sich<br />
erkunden möchten.<br />
Erste Erfolge<br />
In Deutschland äußert sich die Wiederbelebung<br />
der deutsch-irakischen Beziehungen<br />
in einer Vielzahl von Veranstaltungen. Als<br />
besonderer Erfolg darf hier das ‚1st Iraq<br />
Business & Investment Forum’ gewertet<br />
werden, das die <strong>Ghorfa</strong> im November 2009<br />
26 SOUQ 1/2011<br />
Foto: MDC - Iraq Development Company
Foto: Dorsch Gruppe<br />
Aufbauarbeit: Ein Ingenieur der Dorsch Gruppe bei der Vermessung der Zugstrecke Hamaj-Sawa im Irak.<br />
unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident<br />
Nouri al-Maliki und dem deutschen<br />
Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Technologie, Rainer Brüderle, veranstaltete<br />
und an dem eine hochrangige irakische<br />
Delegation teilnahm. Bereits im Juli 2008<br />
organisierte die <strong>Ghorfa</strong> anlässlich des ersten<br />
Deutschlandbesuches des irakischen<br />
Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki ein<br />
Galadinner mit hochrangigen Vertretern<br />
der deutschen Wirtschaft und Politik. Dem<br />
vorangegangen war ein Besuch von Industrieminister<br />
Fawzi Hariri, der im Juni 2008<br />
am Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />
und an der deutsch-irakischen Wirtschaftskommission,<br />
die nach 21 Jahren erstmalig<br />
wieder stattfand, teilnahm.<br />
Gute Kontakte<br />
Die traditionell engen Wirtschaftskontakte<br />
zwischen Deutschland und Irak können<br />
dabei maßgeblich zum Wiederaufbau von<br />
Infrastruktur und wirtschaftlicher Grundversorgung<br />
beitragen – und haben insofern<br />
positive Auswirkungen auf die politische<br />
Stabilisierung des Landes. Darüber hinaus<br />
birgt der irakische Markt ein großes Potential<br />
für die deutsche Wirtschaft. Zwar hat<br />
sich die irakische Wirtschaft in den letzten<br />
Jahren sehr positiv entwickelt und der IWF<br />
rechnet für 2011 mit einer realen Wachstumsrate<br />
des Bruttoinlandsproduktes von<br />
11,5 Prozent, dennoch ist die einstige „Wiege<br />
der Zivilisation“ nach wie vor ein von<br />
den Folgen des Krieges gezeichnetes Land,<br />
SOUQ 1/2011<br />
das vor vielen Herausforderungen steht.<br />
Die irakische Führung ist sich dessen bewusst<br />
und plant deshalb im Rahmen eines<br />
nationalen Fünfjahresentwicklungsplans<br />
2010-2014 über 2.800 Investitionsprojekte<br />
mit einem Gesamtvolumen von 186 Milliarden<br />
US-Dollar, die sowohl den Wiederaufbau<br />
als auch die Diversifizierung der<br />
irakischen Wirtschaft vorantreiben sollen.<br />
Großes Potenzial<br />
Dabei fehlt es nicht nur an materiellen Gütern,<br />
sondern auch an qualifizierten Fachkräften,<br />
technologischem Know-how und<br />
Expertise für die Realisierung zahlreicher<br />
Projekte und Vorhaben. Aktuell plant das<br />
Auswärtige Amt deshalb unter anderem<br />
ein mehrjähriges Berufsbildungsprojekt<br />
zur arbeitsmarktorientierten Modernisierung<br />
der technischen Ausbildung im Irak,<br />
dessen Ziel die praxisnahe Reform der Ausbildungslehrpläne,<br />
die Weiterbildung von<br />
Ausbildern und letztlich die Netzwerkbildung<br />
mit der deutschen und irakischen Privatwirtschaft<br />
ist. Bis diese und andere Bemühungen<br />
Früchte tragen, bleibt das Land<br />
stark angewiesen auf ausländische Hilfe<br />
und ausländisches Expertenwissen.<br />
Für deutsche Unternehmen bestehen<br />
aufgrund der günstigen Investitionsbedingungen<br />
und dem großen Nachholbedarf an<br />
Infrastrukturleistungen, Investitionsgütern<br />
und Wiederaufbaumaßnahmen in nahezu<br />
allen Bereichen enormes Potenzial. Denn<br />
läNdErrEPOrT<br />
im Rahmen der strukturellen Reform des<br />
öffentlichen Sektors ist die irakische Regierung<br />
beim Wiederaufbau des Landes um<br />
eine stärkere Einbindung des Privatsektors<br />
in Form von öffentlich-privaten <strong>Partnerschaft</strong>en<br />
bemüht. Diese sollen nicht nur die<br />
notwendigen finanziellen Mittel, sondern<br />
vor allem neue Technologien, effiziente Managementkonzepte<br />
und innovative Ideen mit<br />
sich bringen, um den Irak beim Weg in die<br />
Marktwirtschaft zu unterstützen.<br />
Starke Förderung<br />
Neben der Förderung des Privatsektors gehören<br />
die verstärkte Liberalisierung des irakischen<br />
Marktes und die Schaffung weiterer<br />
Investitionsanreize zu den wichtigsten wirtschaftspolitischen<br />
Zielsetzungen der neuen<br />
Regierung. Ihr steht dabei allein für das Jahr<br />
2011 ein Staatshaushalt von 80 Milliarden<br />
US-Dollar zur Verfügung. In der Abkehr<br />
vom alten irakischen Zentralismus und entsprechend<br />
der Selbstdefinition als demokratischer,<br />
föderaler, parlamentarisch-republikanischer<br />
Staat in der neuen Verfassung von<br />
2005, erhalten auch die achtzehn irakischen<br />
Bezirke vom Finanzministerium in Bagdad<br />
eigene Jahresetats, die für regionale und<br />
kommunale Bau- und Investitionsvorhaben<br />
vorgesehen sind.<br />
Allein der im Süden gelegene Bezirk<br />
Basra erhielt für das Jahr 2011 von Bagdad<br />
neben einem Grundetat von 180 Millionen<br />
Euro weitere 140 Millionen Euro zur „Förderung<br />
irakischer Provinzen“ sowie Zuschüsse<br />
für Großprojekte mit nationalem<br />
Interesse. Hierzu zählt in der Hafenstadt<br />
Basra in erster Linie der Ausbau der für die<br />
Ölindustrie essentiellen logistischen Infrastruktur,<br />
da die Regierung es sich zum Ziel<br />
gesetzt hat, die derzeitige Ölfördermenge<br />
von 2,7 Millionen Barrel am Tag bis 2017<br />
auf 12 Millionen Barrel am Tag zu erhöhen.<br />
Nach neuen Erdölfunden im vergangenen<br />
Jahr verfügt der Irak nach eigenen Angaben<br />
mit 143,1 Milliarden Barrel über die drittgrößten<br />
Erdölreserven der Welt. Bedenkt<br />
man, dass die Öleinnahmen im Irak 95 Prozent<br />
der Staatseinnahmen und mehr als 90<br />
Prozent der Exportgewinne ausmachen, bedeutet<br />
dies bei steigenden Ölpreisen zumindest<br />
aus finanzieller Sicht einen gesicherten<br />
Start ins Jahr 2011.<br />
27
HiNTErGrUNd<br />
Deutsche Unternehmer am Zug<br />
Die WM 2022 in Katar<br />
von Julia Hähnel<br />
Als Fifa-Präsident Sepp Blatter am 2.<br />
Dezember 2010 verkündete, dass die<br />
Fußball-WM 2022 in Katar ausgetragen<br />
werden wird, dürfte sich auch so<br />
manches Unternehmen in Deutschland<br />
gefreut haben.<br />
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern<br />
werden seit Jahren immer besser und<br />
vielfältiger. Nicht nur, dass das Emirat als<br />
Großaktionär bei Volkswagen, Porsche und<br />
seit kurzem auch bei den deutschen Unternehmen<br />
Hochtief beteiligt ist. Auch mit der<br />
Deutschen Bahn verbindet Katar eine enge<br />
Geschäftsbeziehung. Für die Wirtschaftsbeziehung<br />
zwischen den Staaten dürfte diese<br />
Fußball-WM eine weitere Intensivierung<br />
bedeuten. Viele der bereits geplanten Infrastrukturprojekte<br />
im Königreich dürften sich<br />
beschleunigen und konkretisieren. „Wir<br />
gehen davon aus, dass die Fußball-WM als<br />
Katalysator für die vielen, bereits geplanten<br />
Infrastruktur-Projekte wirkt“, sagt auch<br />
Joachim Schares, Mitglied der Geschäftsleitung,<br />
sowie Partner und Gesellschafter bei<br />
Albert Speer & Partner. Deutsche Firmen<br />
haben gute Chancen auf Aufträge.<br />
Projekt: Zukunft<br />
So waren bereits an der Bewerbung deutsche<br />
Firmen intensiv beteiligt. Das Büro<br />
des Frankfurter Stararchitekten Albert<br />
Speer (AS&P – Albert Speer & Partner)<br />
hatte die Pläne für die 12 Fußballstadien<br />
entworfen, die für die Weltmeisterschaft<br />
neu- beziehungsweise umgebaut werden<br />
müssen. Bewerbungsbuch (Bid Book) und<br />
Online-Auftritt waren durch die bayerische<br />
Werbegruppe Serviceplan gestaltet worden<br />
und die Berliner Full-Service Agentur<br />
für Crossmedia Kommunikation Atkon AG<br />
begeisterte nicht nur die Kataris mit ihrer<br />
Multimedia-Präsentation zur katarischen<br />
Zukunftsvision der Fußball-WM. Für das<br />
Bewerbungskonzept und die Gesamtkoordination<br />
war schließlich das hessische Beratungsunternehmen<br />
ProProjekt zuständig.<br />
Bis 2022, dem Jahr der WM, will Katar seine<br />
gesamte Infrastruktur ausbauen und mo-<br />
Visualisierung des geplanten Doha Port Stadium in Katar.<br />
dernisieren. Um das Land fit für die WM<br />
und die Zukunft zu machen, wird Katar ein<br />
Gesamt-Budget von mehr als 60 Milliarden<br />
US-Dollar bereitstellen. Außerdem hat es<br />
sich hohe Ziele bei der Einhaltung von Umweltschutzstandards<br />
in Kombination mit<br />
Hochtechnologie gesetzt. Viele Sektoren der<br />
katarischen Wirtschaft werden von Investitionen<br />
betroffen sein. Darunter neben dem<br />
Bausektor auch die Bewirtungsbranche, das<br />
Finanz- und das Transportwesen. Für neue<br />
Straßen, einen Flughafen, Eisenbahnen, Metros,<br />
Busse und sogar einen Personenschiffsverkehr<br />
ist ein Infrastruktur-Budget von<br />
etwa 40 Milliarden US-Dollar vorgesehen.<br />
Außerdem werden zahlreiche neue Hotels,<br />
Restaurants und Dienstleistungsbetriebe benötigt,<br />
die vor allem von Privatinvestoren<br />
erbaut werden sollen. Mindestens 60.000<br />
Hotelzimmer muss ein Land nach den Anforderungen<br />
der Fifa zur Verfügung stellen<br />
können. Im ‚Bid Book‘ hatte Katar angegeben,<br />
bis 2022 84.000 Hotelzimmer bereitzustellen.<br />
Derzeit wird der Bestand auf etwa<br />
6.000 bis 15.000 Zimmer geschätzt. Die Pläne<br />
zu den sportlichen Einrichtungen sehen<br />
vor, die drei bestehenden Stadien Al Rayyan,<br />
Al Garafa and Khalifa auszubauen und zu<br />
modernisieren. Weitere neun Fußballarenen<br />
sollen für etwa vier Milliarden US-Dollar<br />
neu gebaut werden. Allerdings sollen diese<br />
so konstruiert sein, dass sie später wieder demontiert<br />
und an ärmere Länder verschenkt<br />
werden können.<br />
Am Zug: Deutsche Unternehmen<br />
Auch ohne den Schub durch den WM-Zuschlag<br />
war die Wirtschaft des Emirats bereits<br />
im Aufwind. So wird geschätzt, dass<br />
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2010<br />
mit etwa 125 Milliarden US-Dollar etwa 16<br />
Prozent höher lag als im Vorjahr. Für 2011<br />
schätzt der Internationale Währungsfond<br />
das Wachstum des BIP sogar auf 18 Prozent.<br />
Der Projekt-Tracker ProLeads schätzt<br />
die Budgets aller begonnenen und in den<br />
Jahren 2010 bis 2012 noch zu beginnenden<br />
katarischen Projekte und Projektabschnitte<br />
auf etwa 70 Milliarden US-Dollar. Die<br />
Handelsbeziehungen mit Deutschland sind<br />
bereits gut. Im Jahr 2010 hatte Deutschland<br />
Waren im Wert von etwa 1,55 Milliarden<br />
Euro nach Katar geliefert. Doch die<br />
28 SOUQ 1/2011<br />
Foto: AS&P
Erfolg kennt keine Grenzen!<br />
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HiNTErGrUNd<br />
Das künftige Al Garaffa Stadium im Katar. Teile davon sollen später an anderen Orten wiederverwendet werden.<br />
Beziehungen sind noch ausbaufähig. Die<br />
vielzitierte Beteiligung Katars an Hochtief<br />
dürfte für viele der Infrastrukturprojekte<br />
ihre Bedeutung erst noch entfalten. Am<br />
Bau der Freundschaftsbrücke nach Bahrain<br />
wird Hochtief beteiligt sein. Nachdem die<br />
Planungen schon einmal gestoppt waren,<br />
ist der Baubeginn nun noch für das Jahr<br />
2011 geplant. Mittlere und kleine deutsche<br />
Unternehmen könnten als Subunternehmer<br />
oder Lieferanten noch in viele Projek-<br />
Projektname<br />
Sports City Stadium<br />
Lusail Iconic Stadium<br />
Qatar University Stadium<br />
Education City Stadium<br />
Al Wakrah Stadium<br />
Umm Salal Stadium<br />
Al Khor Stadium<br />
Al Shamal Stadium<br />
Doha Port Stadium<br />
Al Gharafa Stadium Expansion<br />
Al Rayyan Stadium Expansion<br />
Khalifa International Stadium Expansion<br />
Summe 1<br />
te einsteigen. „Wir sind davon überzeugt,<br />
dass deutsche Gründlichkeit in Verbindung<br />
mit den Katarischen Visionen zu hervorragenden<br />
Ergebnissen führen werden“,<br />
so Joachim Schares. Der Emir von Katar,<br />
Scheich Hamad bin Khalifa Al-Thani, hält<br />
auf die deutsche Wirtschaft große Stücke.<br />
Zum Zuschlag der WM rief er ins Telefon:<br />
„I love my Germans!“ Anlässlich seines<br />
Staatsbesuchs Ende September in Berlin<br />
erklärte Scheich Al-Thani dann: „Mit Be-<br />
wunderung schaut die arabische Welt auf<br />
die Fortschritte Deutschlands“. Mit dem<br />
Auf- und Ausbau der katarischen Schieneninfrastruktur<br />
ist bereits seit November<br />
2009 die Deutsche Bahn beauftragt worden.<br />
Hier liegt die vorgesehene Investitionssumme<br />
bei 17 Milliarden Euro. Alle Spielstätten<br />
der Fußball-WM sollen über die Schiene<br />
erreichbar sein. Die neue Metro soll mit 98<br />
Stationen und einem Streckennetz mit einer<br />
Gesamtlänge von etwa 300 Kilometern<br />
eines der modernsten Bahnsysteme der<br />
Welt werden. „Es ist davon auszugehen, dass<br />
deutsche Firmen in den unterschiedlichsten<br />
Formen auch an weiteren Projekten im Zuge<br />
der zahlreichen Investitionen für die WM in<br />
Katar beteiligt sein werden“, ist sich auch<br />
Stefan Klos, Geschäftsführer bei ProProjekt<br />
sicher. Doch wer dabei sein, will muss langen<br />
Atem beweisen und frühzeitig Kontakte<br />
knüpfen. Bereits Anfang 2015 sollen die<br />
Aufträge für den Bau der Stadien vergeben<br />
werden. Es wird erwartet, dass ab der zweiten<br />
Jahreshälfte 2014 die Ausschreibungsbedingungen<br />
verkündet werden und dann noch<br />
im gleichen Jahr die Angebote abgegeben<br />
werden müssen. Die Stadien könnten damit<br />
bis Ende 2019 fertig gestellt werden. Bereits<br />
jetzt müssen sich die Firmen mit dem Thema<br />
und vor allem auch den katarischen Spielregeln<br />
beschäftigen, wollen sie am Stadionbau<br />
Budgets für den Bau und Ausbau der Stadien des FIFA WorldCup 2022<br />
Ort Architekten Sitzplätze Budget in Mio. US$<br />
Doha Aedas<br />
Al Dayen<br />
Doha<br />
Al Rayyan<br />
Al Wakrah<br />
Umm Salal<br />
Al Khor<br />
Al Shamal<br />
Doha<br />
Al Rayyan<br />
Al Rayyan<br />
Al Rayyans<br />
Popullous<br />
Langdon 1)<br />
AS&P 2)<br />
30 SOUQ 1/2011<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
AS&P<br />
1) Davis Langdon PKS, Foster + Partner, Hyder Consulting, Mace International; 2) Albert Speer & Partner<br />
Quelle: MEED Projects<br />
47.560<br />
86.250<br />
43.520<br />
45.350<br />
45.120<br />
45.120<br />
45.330<br />
45.120<br />
44.950<br />
44.740<br />
44.740<br />
68.030<br />
883<br />
662<br />
300<br />
287<br />
286<br />
251<br />
251<br />
251<br />
202<br />
135<br />
135<br />
71<br />
605.830 3.714<br />
Foto: AS&P
eteiligt sein. Wie auch in den anderen Golfstaaten<br />
ist intensives Networking und die<br />
nachhaltige Präsenz vor Ort ein ausschlaggebendes<br />
Kriterium für den Geschäftserfolg.<br />
Der Auftakt wurde bereits Anfang Februar<br />
2011 auf der Konferenz „Qatar Projects“ der<br />
MEED eingeläutet. Mehr als 600 Teilnehmer<br />
hatten sich dort präsentiert und sich über<br />
die neuesten Projekte in Katar informiert.<br />
Deutsche Teilnehmer waren jedoch nur<br />
wenige vertreten. Die <strong>Ghorfa</strong> reist vom 30.<br />
April bis zum 3. Mai mit einer Delegation<br />
nach Doha. Dort wird eine Kontaktbörse die<br />
Möglichkeit zu Kontakten mit ortsansässigen<br />
Unternehmern bieten. Zu den internationalen<br />
Bauunternehmen mit den besten<br />
Aussichten auf Aufträge beim Stadionbau<br />
zählt Germany Trade and Invest die Al Habtoor<br />
Leighton Group, die Arab Technical<br />
Construction Company (Arabtec), Drake &<br />
Scull, die NASS Corporation sowie die Orascom<br />
Construction Company. Eine wichtige<br />
Aufgabe rund um die Baumaßnahmen zur<br />
WM wird auch der von Mohammed bin<br />
Hamad bin Khalifa Al Thani geleitete Lenkungsausschuss<br />
spielen. Der Ausschuss soll<br />
insbesondere die Auftragsvergabe und den<br />
Bau der Stadien überwachen. Zunächst wird<br />
latzierung rechte Seite<br />
das Komitee Projektmanager für die einzelnen<br />
Stadien auswählen. Nach Informationen<br />
der MEED sind hier vor allem die Firmen<br />
CH2M Hill, Fluor, Hill International, KBR,<br />
Keo International Consultants, Parsons International<br />
und Parsons Brinckerhoff aussichtsreiche<br />
Kandidaten. Eigentümer von je<br />
einem Stadion sind die Qatar Foundation, die<br />
Universität, die Aspire Academy for Sports.<br />
Die übrigen neun Stadien gehören dem Qatar<br />
Olympic Committee.<br />
Faktor Nachhaltigkeit<br />
Doch die Maßnahmen, die jetzt durch den<br />
Zuschlag für die WM neuen Nachdruck<br />
erhalten, sind langfristig gedacht. „Das<br />
besondere an den Planungen für die Katarische<br />
Fußball-WM ist das starke Bekenntnis<br />
zur Nachhaltigkeit. Sowohl was den<br />
Bau und den Betrieb der Stadien betrifft<br />
als auch deren langfristige Nutzungsmöglichkeit“,<br />
sagt Stefan Klos, Geschäftsführer<br />
bei ProProjekt. So geht es bei den meisten<br />
Projekten darum, das Emirat auch über die<br />
WM hinaus zukunftsfähig zu machen und<br />
mit einer modernen Infrastruktur zu versehen.<br />
Aufgrund des zur Neige gehenden<br />
EIN STARKER PARTNER –<br />
FÜR GROSSE VISIONEN<br />
HiNTErGrUNd<br />
Erdöls ist die katarische Regierung sehr<br />
daran interessiert, die Wirtschaft zu diversifizieren.<br />
Zunächst wird daher auch viel in<br />
Produktion und Transport von Erdgas investiert.<br />
Die Erdgasvorräte des Landes sollen<br />
noch für etwa 100 Jahre reichen, so die<br />
Prognose. Aber auch andere Wirtschaftsbereiche<br />
sollen ausgebaut werden. So könnte<br />
die WM vor allem auch einen Startschuss<br />
für die Solarbranche im Land bedeuten. Die<br />
Stadien sollen über CO2-freundliche Solaranlagen<br />
temperiert werden, so sieht es der<br />
Plan der deutschen Architekten vor. Eine<br />
technologische Herausforderung. Ein Modellstadion<br />
mit 500 Sitzen, das über Photovoltaik-Kollektoren<br />
gekühlt wird, existiert<br />
bereits in Doha. Ein weiterer Hinweis auf<br />
das Aufblühen des Solarsektors in Katar<br />
ist die Gründung des Joint Ventures Qatar<br />
Solar Technologies. Im März 2010 hatten<br />
es die deutsche Solar-World AG und die<br />
Qatar Foundation gegründet. Das Gemeinschaftsunternehmen<br />
will in Katar mehr<br />
als 500 Millionen US-Dollar in eine neue<br />
Produktion von hochreinem Polysilizium<br />
investieren. Den Auftrag für den Bau der<br />
Siliziumfabrik erhielt eine deutsche Firma:<br />
die centrotherm photovoltaics AG.<br />
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Sie haben noch viel vor, bevor die Fußball WM 2022 in Katar<br />
angepfiffen wird? Wir unterstützen Sie bei ihren Projekten<br />
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HiNTErGrUNd<br />
Ein lohnendes Geschäft<br />
Arabische Investitionen in Deutschland<br />
von Jürgen Friedrich<br />
„Katar winkt mit Milliarden-Investitionen<br />
in Deutschland“ und „Bahrain<br />
schielt auf deutschen Mittelstand“.<br />
Das sind die Überschriften der Zeitungen<br />
Financial Times Deutschland und des Handelsblatts<br />
im Dezember und Oktober 2010.<br />
Die staatliche Qatar Holding sei derzeit<br />
einer der begehrtesten Investoren, so die<br />
Financial Times (FTD) weiter. Sie verfüge<br />
nach Schätzungen über rund 100 Milliarden<br />
Dollar Anlagekapital. Davon könnte die<br />
deutsche Wirtschaft nun enorm profitieren.<br />
Denn Katar fehlten in seinem Portfolio die<br />
in Deutschland starken Mittelständler. Das<br />
wolle man ändern, zitiert die FTD youssef<br />
Hussein Kamal, Wirtschafts- und Finanzminister<br />
Katars: „Bisher bedient die mittelständische<br />
Industrie vorwiegend den deutschen<br />
und europäischen Markt.“ Nun könnte sie<br />
ihren Kundenkreis erweitern. Das sind gute<br />
Nachrichten. Denn viele Mittelständler<br />
brauchen Geld und arabische Länder wollen<br />
ihr Geld sinnvoll investieren.<br />
Neuer Kundenkreis<br />
Zwischen Januar 2003 und August 2010<br />
registrierte die Online-Datenbank „fDi-<br />
Markets“ allein 11 Greenfield-Investitionen<br />
durch die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate (VAE). Beteiligungen an anderen<br />
Unternehmen werden dabei nicht berücksichtigt.<br />
Geht man von der Zahl der Projekte<br />
aus, stehen die VAE auf Platz eins der<br />
wichtigsten Geldgeber aus den arabischen<br />
Ländern, wenn es um Direktinvestitionen<br />
geht. Insgesamt stammt knapp ein Viertel<br />
der gesamten Investitionen aus dem arabischen<br />
Raum aus den VAE. Von dort stammen<br />
auch jene 220 Unternehmen, die 2009<br />
in Deutschland aktiv waren und hierzulande<br />
rund 5.100 Mitarbeiter beschäftigten.<br />
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Zahl<br />
im vergangenen Jahr weiter gewachsen.<br />
Die Attraktivität Deutschlands für arabische<br />
Investoren steigt in dem Maße, in dem<br />
die Länder versuchen, ihre Wirtschaft zu<br />
modernisieren und zu diversifizieren. Sie<br />
wollen sich vom Rohstoff-Lieferanten zu<br />
Von besonderem Interesse für arabische Investoren: die Petrochemiebranche.<br />
hochindustrialisierten Volkswirtschaften<br />
entwickeln. Dafür brauchen die arabischen<br />
Staaten allerdings das industrielle Knowhow.<br />
Der Gedanke dahinter ist leicht nachvollziehbar:<br />
wird der arabische Raum zu<br />
einem Industriestandort, entstehen auch<br />
zukunftssichere Jobs. Und bei einer rasant<br />
wachsenden Bevölkerung ist auch ein<br />
schnell wachsender Arbeitsmarkt vonnöten.<br />
Vor allem in Anbetracht der Ereignisse in<br />
Nordafrika dürften diese Pläne stärker forciert<br />
werden denn je zuvor. Auch ein Grund<br />
für die Pläne arabischer Staaten, Unternehmen<br />
bei sich anzusiedeln. Mit seiner<br />
Vison 2030 will beispielsweise Abu Dhabi<br />
die Schlüsselsektoren der Industrie wie<br />
Energie, Petrochemie, Luftfahrtindustrie,<br />
Gesundheitswesen und Logistik ausbauen.<br />
Austausch gefragt<br />
Der Trend ist eindeutig. Arabische Kapitalgeber<br />
wollen ihr Geld verstärkt in die Realwirtschaft<br />
investieren. Beteiligungen an<br />
Großkonzernen wie VW oder die Daimler<br />
AG haben ja bereits Tradition. Doch das Interesse<br />
an mittelständischen Unternehmen<br />
wächst. Diese sind innovativ, zukunftsfähig<br />
und letztendlich die Basis der deutschen<br />
Wirtschaft. Hier können die Investoren das<br />
dringend benötigte Know-how erwerben<br />
und werden wohl auch als Geldgeber mit<br />
offenen Armen empfangen. Vielen Mittelständlern<br />
fehlt das nötige Kapital und ein<br />
verlässlicher Partner, um weiter zu expandieren.<br />
Beide Parteien würden also voneinander<br />
profitieren. Entscheidend für eine gute<br />
Zusammenarbeit wird allerdings sein, dass<br />
die deutschen Unternehmen auch langfristig<br />
bereit sind, Werke im arabischen Raum<br />
aufzubauen. Das Interesse der arabischen<br />
Regierungen gilt nicht nur der Industrialisierung<br />
ihrer Länder, sondern auch der guten<br />
Ausbildung der Bevölkerung. Auch in<br />
diesem Punkt haben deutsche Unternehmen<br />
mit dem dualen Bildungssystem potentiellen<br />
Investoren viel zu bieten. Diese können in<br />
Deutschland von den Unternehmen lernen<br />
und die Unternehmen können die Ausbildung<br />
als ein weiteres Argument für den Einstieg<br />
in den arabischen Markt nutzen. Eine<br />
Win-win-Situation.<br />
JÜRGEN FRIEDRICH<br />
(52) ist seit Mai 2009<br />
Geschäftsführer von<br />
Germany Trade and<br />
Invest. Zuvor leitete<br />
er im Bundesministerium<br />
für Wirtschaft<br />
und Technologie in<br />
Berlin das Referat<br />
„Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten“.<br />
Friedrich hat an der TU Clausthal und der Universität<br />
Göttingen Bergbau und Betriebswirtschaftslehre<br />
studiert.<br />
32 SOUQ 1/2011<br />
Foto: Franz Pfluegl
Zukunftsforum<br />
Regionale und internationale Zusammenarbeit in den Bereichen<br />
Wirtschaft und Technologie sollen forciert werden<br />
Am 12. und 13. Januar 2011 fand das<br />
7. Zukunftsforum unter dem gemeinsamen<br />
Vorsitz von Katar und Kanada<br />
in Doha statt.<br />
Am diesjährigen Forum nahmen erneut zahlreiche<br />
Minister und weitere Vertreter aus den<br />
arabischen Ländern und weiteren Ländern<br />
des Nah- und Mittleren Ostens sowie aus den<br />
G8-Staaten teil. Zu den Teilnehmern gehörten<br />
auch Repräsentanten internationaler Organisationen,<br />
der Zivilgesellschaft und des privaten<br />
Wirtschaftsektors. Die <strong>Ghorfa</strong> war durch den<br />
Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi vertreten.<br />
Die Veranstaltung, gilt als eine Plattform<br />
für Dialog und Meinungsaustausch über politische,<br />
wirtschaftliche soziale und kulturelle<br />
Fragen, die vor allem die Region betreffen und<br />
von gemeinsamem Interesse sind. Sie ist gekennzeichnet<br />
durch ihren flexiblen und informellen<br />
Charakter. Der Souq veröffentlicht den<br />
Teil der Empfehlungen des Forums, der sich auf<br />
den Wirtschaftsbereich bezieht:<br />
Empfehlungen des 7.<br />
Doha-Zukunftsforums im<br />
Wirtschaftsbereich:<br />
Die Wirtschaftsvertreter unterstreichen die<br />
aktive partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit dem staatlichen Sektor und zwar durch<br />
Folgendes:<br />
1. Im Bereich Handelsaustausch<br />
und Investitionen:<br />
Der Privatsektor sieht es als dringend geboten<br />
an, die Beziehungen zwischen den Ländern der<br />
Region auf den Gebieten Handel, Dienstleistungen,<br />
Investitionen und Finanzen zu stärken<br />
und zwar durch:<br />
• schnelle Umsetzung der zwischen den<br />
Ländern der Region unterzeichneten Abkommen<br />
bezüglich der oben genannten<br />
Gebiete;<br />
• Beseitigung der tarifären und nichttarifären<br />
Hindernisse im intraregionalen<br />
Handel;<br />
• Ausarbeitung eines Abkommens zur Reiseerleichterung<br />
und Bewegungsfreiheit<br />
SOUQ 1/2011<br />
Podiumsdiskussion auf dem Zukunftsforum Treffen der Außenminister<br />
für Unternehmer und Investoren aus den<br />
Länder der Region innerhalb derselben;<br />
• Weiterentwicklung des Transportsektors<br />
in all seinen Formen: Land- See-<br />
und Lufttransport sowie die gemischten<br />
Transportformen, um für die Effizienz<br />
von Handel und Investitionen zu sorgen.<br />
2. Arbeitslosigkeit und Armut:<br />
Außerdem wird die Notwendigkeit unterstrichen,<br />
eine gemeinsame Politik und Programme<br />
aufzustellen, um die Arbeitslosigkeit und<br />
Armut zu bekämpfen beziehungsweise Arbeitsplätze<br />
zu schaffen und zwar durch:<br />
• Förderung von Investitionen in den arbeitsintensiven<br />
Branchen, zumal die Arbeitslosigkeitsrate<br />
in der Region rund 18<br />
Prozent beiträgt;<br />
• Initiierung von Förderprogramme für<br />
Unternehmens- und Existenzgründer<br />
vor allem für kleine und mittlere Unternehmen;<br />
• Erleichterung des Zuganges zu den Finanzierungsquellen<br />
für neue Gründungen;<br />
• Entwicklung entsprechender Ausbildungsprogramme,<br />
die auch das Bewusstsein<br />
für die soziale Verantwortung der<br />
Unternehmen schärft;<br />
• Schaffung von Gründerzentren in allen<br />
Wirtschaftsbereichen;<br />
• Festlegung eines bestimmten Anteils<br />
staatlicher Beschaffungsaufträge für die<br />
Förderung der Geschäftsentwicklung<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen.<br />
HiNTErGrUNd<br />
3. Bildung und Ausbildung:<br />
Auch hier wird die Notwendigkeit betont,<br />
die Bildungs- und Ausbildungssysteme<br />
entsprechend der Bedürfnisse der Arbeitsmärkte<br />
in der Region zu reformieren. Ferner<br />
soll ein gemeinsamer Mechanismus zur<br />
Förderung von Forschung und Entwicklung<br />
sowie von Investitionen im technologischen<br />
Bereich entwickelt werden.<br />
4. Zusammenarbeit mit der G8<br />
Wir möchten die von uns gestellten Forderungen<br />
an die G8-Länder Ausdruck<br />
verleihen, die wirtschaftliche, soziale und<br />
entwicklungsbezogene Zusammenarbeit<br />
zwischen den G8-Staate und den Ländern<br />
des Nahen Osten und Nordafrika in folgenden<br />
Basisbereichen zu entwickeln:<br />
• Förderung strategischer Jointventures<br />
zwischen Unternehmen und Investoren<br />
der jeweils anderen Seite;<br />
• Unterstützung beim Aufbau von Kapazitäten<br />
und bei der Übermittlung erfolgreicher<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet<br />
ökonomischer Integration durch<br />
die G8;<br />
• Transfer moderner Technologien und<br />
neuen Know-Hows sowie Finanzierung<br />
der Errichtung der Forschungs- und<br />
Entwicklungszentren in der Region;<br />
• Erfassung und Berücksichtigung der<br />
in der Region angewandten Entwicklungsmodelle<br />
als Basis für die Verwirklichung<br />
gemeinsamer Wirtschaftsinteresse.<br />
33
HiNTErGrUNd<br />
Arabischer Gipfel<br />
Zusammenarbeit soll verstärkt werden<br />
Auf dem 2. Arabischen Gipfel für<br />
Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung,<br />
der am 19. Januar 2011<br />
im ägyptischen Scharm El-Scheich<br />
stattfand, haben sich die arabischen<br />
Länder erneut verpflichtet, die auf<br />
dem Gipfel von Kuwait im Jahre<br />
2009 beschlossenen Entwicklungsstrategien<br />
weiterzuverfolgen und die<br />
innerarabische Zusammenarbeit zu<br />
forcieren.<br />
Die soziale, wirtschaftliche und technologische<br />
Entwicklung der arabischen Länder<br />
soll durch die Zusammenarbeit im Rahmen<br />
der arabischen Liga vorangetrieben werden.<br />
Die Staatschefs verabschiedeten zum Abschluss<br />
der Konferenz eine entsprechende<br />
Deklaration. Darin wurde die Notwendigkeit<br />
unterstrichen, die Realisierung regionaler<br />
Infrastrukturvorhaben voranzutreiben. Das<br />
gelte als vorrangiges Ziel der arabischen Zusammenarbeit<br />
und als wichtiger Beitrag zur<br />
Wirtschaftsintegration.<br />
Zu den Infrastrukturvorhaben zählen<br />
die landesübergreifenden innerarabischen<br />
Stromnetz- beziehungsweise Eisenbahnprojekte.<br />
Um den innerarabischen Handel zu<br />
Straßen und Verkehr in Dubai<br />
Amr Moussa, Generalsekretär der Arabischen Liga<br />
fördern sollen auch eine effektive Internet-<br />
und Seeverbindung zwischen den arabischen<br />
Ländern entwickelt werden. Die Entwicklung<br />
des innerarabischen Handels ist ein zentrales<br />
Thema der arabischen Wirtschaftskooperation<br />
und soll durch zolltechnische, tarifäre<br />
und nichttarifäre Maßnahmen angekurbelt<br />
werden. So wurde festgelegt, die Vereinheitlichung<br />
der arabischen Zolltarifnomenklaturen<br />
bis Ende 2012 abzuschließen, bevor die<br />
Zollunion im Jahre 2015 und der gemeinsame<br />
arabische Markt im Jahre 2020 eingeführt<br />
werden.<br />
Darüber hinaus wurden die ergriffenen<br />
Maßnahmen zur Durchführung gemeinsamer<br />
arabischer Investitionen und zur stärkeren<br />
Einbeziehung des privaten Wirtschaftssektors<br />
sowie der Zivilgesellschaft in den<br />
umfassenden Entwicklungsprozess erörtert.<br />
34 SOUQ 1/2011<br />
Fotos: Shenli Leong
Die Skyline von Abu Dhabi: Noch immer wird dort besonders in die Infrastruktur investiert.<br />
Um das Lebensniveau der arabischen Bürger<br />
zu heben und seine Zukunft zu sichern wurde<br />
darüber beraten, wie die Milleniums-Entwicklungsziele<br />
(MDG) bis zum Jahre 2015<br />
erreicht werden können. Die Beratungen<br />
umfassten die Entwicklung und Aktivierung<br />
menschlicher Potentiale, Förderung von Bildung,<br />
Forschung und Entwicklung, Stärkung<br />
der Rolle der Frau in der arabischen Gesellschaft,<br />
Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit<br />
sowie die Schaffung bestmöglicher<br />
Gesundheitsfürsorge.<br />
Die Entwicklung des innerarabischen<br />
Handels ist ein zentrales Thema der arabischen<br />
Wirtschaftskooperation und soll<br />
durch zolltechnische, tarifäre und nichttarifäre<br />
Maßnahmen angekurbelt werden.<br />
Die arabischen Länder wollen Bedingungen<br />
dafür schaffen, unter denen die arabische<br />
Jugend am aktiven gesellschaftlichen Aufbau<br />
teilnehmen kann. Dazu gehört unter<br />
anderem die Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />
In diesem Zusammenhang wurde die Initiative<br />
von S.H. Sheikh Sabah Al-Ahmad<br />
Al-Jaber Al-Sabah, Emir des Staates Kuwait<br />
begrüßt, einen gemeinsamen arabischen<br />
Fonds mit einem Kapital von zwei Milliarden<br />
US-Dollar zur Förderung kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen zu bilden. Der<br />
Fonds wird Unternehmern in arabischen<br />
Ländern langfristige Kredite gewähren,<br />
was unter anderem zur Schaffung neuer<br />
SOUQ 1/2011<br />
Arbeitsplätze und zur Armutsbekämpfung<br />
beitragen soll. Die arabischen Länder würden<br />
ihre Verpflichtungen hinsichtlich der<br />
Finanzierung des Fonds, der von nachgehen.<br />
Der Fonds wird vom „Arab Fund for<br />
Economic and Social Development” verwaltet,<br />
der in Kuwait ansässig ist.<br />
Erste Zugfahrt auf der Strecke von Mosul im Irak nach Aleppo in Syrien.<br />
HiNTErGrUNd<br />
Wie in der Deklaration erklärt, stehen in<br />
den nächsten Jahren die Themen Wasser-<br />
und Nahrungsmittelsicherheit, ganz oben<br />
auf der Agenda der arabischen Länder. Außerdem<br />
wurde in Scharm El-Scheich verkündet,<br />
künftig eine „Arabischen Strategie<br />
zur Eindämmung der negativen Folgen von<br />
Naturkatastrophen, 2020“ zu verfolgen. Ein<br />
Maßnahmenplan für den Umgang mit den<br />
Fragen des Klimawandels soll erarbeiten<br />
werden.<br />
Obwohl einige arabische Länder über<br />
enorme Energieressourcen, vor allem über<br />
Öl und Gas verfügen, wurde in der Deklaration<br />
die Notwendigkeit betont, erneuerbare<br />
Energiequellen wie Sonne und Wind, die in<br />
den arabischen Ländern reichlich vorhanden<br />
sind, auszunutzen. Außerdem sei eine<br />
friedliche Nutzung der Atomenergie anzustreben.<br />
All das biete die Chancen, moderne<br />
Technologien anzueignen, neue umweltfreundliche<br />
Arbeitsplätze zu schaffen und<br />
saubere Energie zu erzeugen, mit der auch<br />
das in der Region dringend benötigte Trinkwasser<br />
produziert werden kann. Die Konferenz<br />
befasste sich außerdem mit den Fragen<br />
der Intensivierung der innerarabischen<br />
und internationalen Zusammenarbeit. Der<br />
nächste Gipfel soll im Jahre 2013 in Riad, im<br />
Königreich Saudi-Arabien stattfinden.<br />
35
diPlOMaTiE<br />
Eröffnung der neuen saudischen Botschaft<br />
Deutschland und Saudi-Arabien verbindet eine lange Freundschaft<br />
In Berlin wurde am 9. Februar<br />
2011 das neue saudische<br />
Botschaftsgebäude<br />
offiziell von Seiner Königlichen<br />
Hoheit, Prinz Saud<br />
al-Faisal bin Abdulaziz Al<br />
Saud, Außenminister des<br />
Königreichs Saudi-Arabien<br />
und von Vizekanzler und<br />
Bundesaußenminister Dr.<br />
Guido Westerwelle eröffnet.<br />
Zur offiziellen Eröffnungsfeier<br />
hatte der Botschafter des Königreichs<br />
Saudi-Arabien, Seiner<br />
Exzellenz Prof. Dr. med Ossama<br />
Abdulmajed Ali Shobokshi, eingeladen.<br />
Altbundeskanzler Gerhard<br />
Schröder, Dr. Thomas Bach, Präsident<br />
des Deutschen Olympischen<br />
Sportbundes, Vizepräsident des<br />
Internationalen olympischen Komitees<br />
und Präsident der <strong>Ghorfa</strong><br />
Staatsminister im Auswärtigen<br />
Amt Dr. Werner Hoyer und zahlreiche<br />
arabische und ausländische<br />
Botschafter sowie hochrangige<br />
Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft waren der<br />
Einladung des Botschafters gefolgt.<br />
In seiner Rede begrüßte Botschafter Professor<br />
Shobokshi die zahlreich erschienen<br />
el-Sauaf M.<br />
hochkarätigen Gäste im neuen Botschafts- dition mit den Anforderungen der modernen fentlicht worden sind. Schätzungen zufolge<br />
Foto:<br />
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Zeit in beeindruckender Weise<br />
harmonisieren, sei es, dem Heimatland<br />
und dessen Bürgern zu<br />
dienen, so der Botschafter.<br />
Professor Shobokshi gab einen<br />
Überblick über die Entwicklung<br />
der tiefen deutsch-saudischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen, die seit<br />
1929 bestehen. Dabei unterstrich<br />
er die bedeutende politische und<br />
wirtschaftliche Rolle des Königreichs<br />
Saudi-Arabien und der<br />
Bundesrepublik Deutschland auf<br />
regionaler und internationaler<br />
Ebene. Seit 1976 wurden die gegenseitigen<br />
Besuche hochrangigster<br />
Vertreter beider Länder intensiviert.<br />
Das führte zur bessern<br />
gegenseitigen Verständigung und<br />
Förderung des bilateralen Handelsaustauschs.<br />
Der Botschafter führte aus,<br />
dass die deutschen Exporte in das<br />
Königreich vom Januar bis Oktober<br />
2011 einen Wert von 4,45<br />
Milliarden Euro erreichten. Im<br />
gleichen Zeitraum lagen die saudischen<br />
Exporte nach Deutschland<br />
bei 440 Millionen Euro. Er<br />
wies auf zunehmende saudische<br />
Investitionen in Deutschland hin, wobei die<br />
diesbezüglichen Daten nur zum Teil veröf
Foto: M. el-Sauaf<br />
Botschafter Professor Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi, Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder, Prinz Saud Al-Faisal, Außenminister Guido Westerwelle (v.l.n.r.)<br />
betragen die Investitionen arabischer Golfstaaten<br />
in Deutschland zwischen 50 und 60<br />
Milliarden Euro. Diese wurden unter anderem<br />
in deutsche Großunternehmen wie<br />
Daimler, Volkswagen und Porsche sowie in<br />
die Industrie- und Tourismusbranche sowie<br />
weitere Branchen getätigt. Auch die deutschsaudischen<br />
Kulturbeziehungen haben sich<br />
gut entwickelt. Die Zahl der saudischen Studenten<br />
und Doktoranden in Deutschland hat<br />
sich von 214 im Jahr 2006 auf 968 im Jahre<br />
2010 erhöht. Das Königreich Saudi-Arabien<br />
und die Bundesrepublik Deutschland nahmen<br />
diplomatische Beziehungen Mitte der fünfziger<br />
Jahre auf.<br />
Bundesaußenminister Westerwelle betonte<br />
bei der Eröffnungsfeier, dass Deutschland und<br />
Saudi-Arabien eine lange Freundschaft mit einem<br />
intensiven Gedankenaustausch, nicht nur<br />
zwischen den Politikern verbinde. „Wir konnten<br />
stets vertrauensvoll und offen über alle<br />
Fragen der Politik, der Wirtschaft, der Bildung<br />
und Kultur sowie der Gesellschaft miteinander<br />
reden“. Viele Veränderungen in Saudi-Arabi-<br />
SOUQ 1/2011<br />
en seien in Deutschland nicht ausreichend bekannt.<br />
So setze König Abdullah entschlossen<br />
auf eine Diversifizierung der Wirtschaft und<br />
einen entschlossenen Ausbau des Bildungssystems,<br />
auch für Frauen. Die King Abdullah<br />
University of Science and Technology beispielsweise<br />
ist ein eindrücklicher Beleg für<br />
den Willen der saudischen Führung, sich auch<br />
„die Kräfte der Moderne zu erschließen“, so<br />
Westerwelle. Mit der <strong>Partnerschaft</strong> von Hochschulen<br />
und dem Austausch von Dozenten und<br />
Studenten wolle man die Beziehungen zwischen<br />
den Ländern weiter intensivieren. Auch<br />
multilateral wolle man noch enger kooperieren:<br />
Der Golfkooperationsrat und die EU verhandeln<br />
seit längerem über ein Freihandelsabkommen.<br />
Diese Verhandlungen sollen bald zu<br />
einem Abschluss geführt werden.<br />
Seine Königliche Hoheit Prinz Saud Al-<br />
Faisal würdigte in seiner Rede die kontinuierliche<br />
Entwicklung der traditionell guten<br />
deutsch-saudischen Beziehungen auf politischem,<br />
wirtschaftlichem, kulturellem und<br />
technischem Gebiet. Er unterstrich das Inte-<br />
Dr. Thomas Bach im Gespräch mit Botschafter Professor Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi.<br />
diPlOMaTiE<br />
resse seines Landes, diese Beziehungen weiter<br />
zu vertiefen. Außerdem hob der saudische<br />
Außenminister die regen, gegenseitigen Besuche<br />
der Staatsführungen beider Länder und<br />
deren Beitrag zur Festigung der Fundamente<br />
der bilateralen Verbindungen zum Wohle beider<br />
befreundeter Völker hervor. Beispielhaft<br />
führte er den Besuch seiner Majestät König<br />
Abdallah bin Abdulaziz Al Saud Ende 2007<br />
in Deutschland und den Besuch der Bundeskanzlerin,<br />
Dr. Angela Merkel, im Königreich<br />
Saudi-Arabien Ende 2010 an.<br />
Prinz Saud Al-Faisal wies darüber hinaus<br />
darauf hin, dass Deutschland der drittgrößte<br />
Wirtschaftspartner des Königreichs darstelle.<br />
Ferner empfängt Deutschland jährlich zahlreiche<br />
saudische Touristen, Unternehmer<br />
und Patienten sowie Studenten. Anlässlich<br />
der Eröffnung trafen Bundesaußenminister<br />
Westerwelle mit dem saudischen Außenminister,<br />
Prinz Saud Al Faisal auch zu politischen<br />
Gesprächen zusammen. Sie behandelten<br />
neben den bilateralen Beziehungen auch<br />
regionale wie auch internationale Themen.<br />
37
aKTiViTäTEN<br />
Arabische Wirtschaftsräte und Kulturattaches besuchen Stuttgart<br />
Anlässlich der didacta – der größten<br />
internationalen Bildungsmesse<br />
– reisten die Wirtschaftsräte und<br />
Kulturattaches von elf arabischen<br />
Botschaften unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />
Abdulaziz Al-<br />
Mikhlafi nach Stuttgart.<br />
Ministerialdirektor Wolfgang Fröhlich, Ministerium<br />
für Kultus, Jugend und Sport begrüßte<br />
die arabischen Gäste herzlich bei einem<br />
„Get Together“ im Haus der Wirtschaft<br />
zu dem auch zahlreiche Vertreter von Bildungsinstitutionen<br />
und Bildungsunternehmen<br />
eingeladen waren. Auf dem Programm<br />
standen des Weiteren ein Besuch bei der Fes-<br />
Die Wirtschafts-Delegation der <strong>Ghorfa</strong> in Stuttgart.<br />
NEUE MITGLIEDER<br />
Unternehmen<br />
b2b-coaching<br />
CALIDRIS28 Deutschland GmbH<br />
Kling Consult Planungs- und Ingenieurgesellschaft<br />
für Bauwesen mbH<br />
Ultimate Seed AG<br />
NovaTec – Ingenieure für neue Informationstechnologien<br />
GmbH<br />
DANA Senioreneinrichtungen GmbH<br />
TECPLAN Engineering and Services GmbH<br />
schlaich bergermann und partner – sbp GmbH<br />
M. A. Qaiser Industrietechnik GmbH<br />
OBERMEYER Planen + Beraten GmbH<br />
PTV Planung Transport Verkehr AG<br />
Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH<br />
Von Roll BHU Umwelttechnik GmbH<br />
Grand Hotel Sonnenbichl<br />
Gut Springenheide GmbH<br />
Luthardt GmbH<br />
HDI-Gerling Industrie Versicherung AG<br />
Kedas GmbH<br />
3D-Präsentation bei der Festo AG.<br />
to AG, der M+W Group und der Landesakademie<br />
in Esslingen. Dabei konnten sich die<br />
Vertreter der arabischen Botschaften von der<br />
Innovationskraft<br />
der Region<br />
und den<br />
Vorzügen des<br />
Bildungsstandorts<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
ü b e r z e u g e n ,<br />
der vor allem<br />
im Bereich<br />
der praxisna-<br />
Ansprechpartner<br />
Herr Thomas Breitling<br />
Herr Frank Maier<br />
Herr Dipl.-Ing. Markus Daffner<br />
Herr Jakob Heierli/Herr Juri D. Tanfoglio<br />
Herr Albrecht Stäbler<br />
Herr Dr. Yazid Shammout<br />
Herr Gerhard Paul<br />
Herr Knut Göppert<br />
Herr M. A. Qaiser<br />
Herr Dipl.-Ing. Matthias Lohmann<br />
Herr Dr.-Ing. Uwe Reiter<br />
Herr Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach<br />
Herr Martin Stahl<br />
Herr Christoph Mathes<br />
Frau Barbara Tusky<br />
Herr Sven Luthardt<br />
Herr Michael Salzmann; Herr Jürgen Decker<br />
Herr Dr. Sadek Radwan<br />
hen beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />
von Fachkräften viel zu bieten hat. Auch<br />
Wirtschaftsminister Ernst Pfister ist davon<br />
überzeugt, dass „Baden-Württemberg ein<br />
wichtiger Partner für die arabischen Länder<br />
ist – sowohl als Gastland für arabische Studierende<br />
und Auszubildende als auch beim<br />
Ausbau des Aus- und Weiterbildungssystems<br />
in den Staaten der arabischen Welt“. Organisiert<br />
wurde die Reise in Kooperation mit dem<br />
baden-württembergischen Wirtschaftsministerium,<br />
dem Ministerium für Kultus, Jugend<br />
und Sport des Landes Baden-Württemberg<br />
und dem Didacta Verband.<br />
Webseite<br />
www.b2b-coaching.info<br />
www.calidris28.com<br />
www.klingconsult.de<br />
www.novatec-gmbh.de<br />
www.dana-gmbh.de<br />
www.tecplan-gmbh.de<br />
www.sbp.de<br />
www.maqbelting.de<br />
www.opb.de<br />
www.ptv.de<br />
www.katzenbach-ingenieure.de<br />
www.vonroll.com<br />
www.sonnenbichl.de<br />
www.luthardt-group.com<br />
www.hdi-gerling.de<br />
www.kedas-group.com<br />
38 SOUQ 1/2011
Foto: Kariem El-Ali<br />
SOUQ 1/2011<br />
aKTiViTäTEN<br />
Gemeinschaftsstand auf der Arab Health 2011 – Dubai<br />
24. bis 27. Januar 2011<br />
Auf der Arab Health, der bedeutendsten<br />
Gesundheitsmesse der Region<br />
in Dubai, VAE präsentierte sich die<br />
<strong>Ghorfa</strong> mit einem Gemeinschaftsstand.<br />
Dabei konnten zahlreiche Messebesucher<br />
und Aussteller über die Arbeit, die Aktivitäten<br />
und die Serviceleistungen der <strong>Ghorfa</strong><br />
informiert werden. Die Angebotspalette<br />
der Unterausstellerfirmen des <strong>Ghorfa</strong>-Gemeinschaftsstandes<br />
umfasste ein Gesundheitszentrum,<br />
Rechtsanwaltskanzleien für<br />
Medizinrecht sowie Rechts- und Steuerberatung.<br />
Die Unteraussteller konnten vor Ort<br />
eine Reihe an Kontakten knüpfen.<br />
Mehr als 2.700 Aussteller aus über 60 Ländern<br />
mit 30 Länderpavillons präsentierten<br />
Gemeinschaftsstand der <strong>Ghorfa</strong> auf der Arab Health in Dubai.<br />
sich aus allen Bereichen der Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie, Dentalmedizin, Dentaltechnik<br />
auf der Messe. Deutschland war mit über 300 Ausstellern innerhalb eines eigenen<br />
Länderpavillons auf 5.000 Quadratmetern vertreten. Damit hatte Deutschland die bedeutendste<br />
Präsenz auf der Messe.<br />
ARAB Trade Fairs Calender 2011<br />
Date City Name Profile<br />
14. – 16. April 2011<br />
10. – 13. April 2011<br />
26. – 28. April 2011<br />
02. – 5. Mai 2011<br />
03. – 5. Mai 2011<br />
12. – 16. Mai 2011<br />
15. – 17. Mai 2011<br />
29. Mai – 1. Juni 2011<br />
31. Mai – 3. Juni 2011<br />
1. – 6. Juni 2011<br />
6. – 8. Juni 2011<br />
13. – 16. Juni 2011<br />
12. – 14. September 2011<br />
Damascus, Syria<br />
Riyadh, KSA<br />
Manama, Bahrain<br />
Doha, Qatar<br />
Dubai, UAE<br />
Damascus, Syria<br />
Dammam, Saudi Arabia<br />
Jeddah, Saudi Arabia<br />
Beirut, Lebanon<br />
Algier,Algerien<br />
Damascus, Syria<br />
Amman, Jordan<br />
Dubai, UAE<br />
International Healthcare, Dental<br />
Care, Syrian Lab<br />
Saudi Medicare<br />
gulf BID & gulf INTERIORS<br />
Project Qatar<br />
GESS<br />
BUILDEX<br />
WEPower<br />
FOOD, HOTEL & PROPAC ARABIA<br />
Project Lebanon<br />
FIA Internationale Messe<br />
AGRITEX<br />
JIMEX<br />
DOMOTEX Middle East<br />
International Healthcare, Laboratory<br />
Technology and Equipment Exhibition<br />
International Healthcare, Hospital Supplies and<br />
Medical Equipment Show<br />
The Annual Gulf International Exhibitions for<br />
Construction, Interiors & Furniture<br />
The International Trade Exhibition for Construction<br />
Technology, Building Materials, Equipment<br />
Gulf Educational Supplies & Solutions<br />
International Exhibition for Construction Technology<br />
and Building Industry<br />
Water, Electricity & Power Generation Conference<br />
& Exhibition<br />
International Event for Food, Beverage, Hotel etc.<br />
International Exhibition for Construction Technology,<br />
Building Materials & Equipment and Environment<br />
for Lebanon and the Middle East<br />
General Trade Fairs for Capital and Consumer<br />
Goods<br />
International Agricultural Fair<br />
Jordanian International Machines & Electro-<br />
Mechanical Equipment Exhibition<br />
International Trade Fair for Carpets and Floor<br />
Coverings<br />
39
WarENVErKEHr<br />
Handelsaustausch expandiert<br />
Der deutsch-arabische Warenaustausch hat<br />
sich im Jahr 2010 sehr positiv entwickelt.<br />
Dabei nahm das gesamte Handelsvolumen<br />
um 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
auf 38,7 Milliarden Euro zu. Damit wird<br />
deutlich, dass die Folgen der globalen Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise bei den Handelsbeziehungen<br />
zwischen Deutschland<br />
und den arabischen Ländern überwunden<br />
worden sind. Dabei verzeichneten die deutschen<br />
Ausfuhren in die arabischen Länder<br />
einen beachtlichen Anstieg von 17 Prozent<br />
verglichen mit den Vorjahreswerten.<br />
Sie erreichten einen Umfang von über 29<br />
Milliarden Euro. Dabei fällt der Zuwachs<br />
Ägypten<br />
Algerien<br />
Bahrain<br />
Dschibuti<br />
Irak<br />
Jemen<br />
Jordanien<br />
Katar<br />
Komoren<br />
Kuwait<br />
Libanon<br />
Libyen<br />
Marokko<br />
Mauretanien<br />
Oman<br />
Palästina<br />
Saudi-Arabien<br />
Somalia<br />
Sudan<br />
Syrien<br />
Tunesien<br />
VAE<br />
Zusammen<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Stand: 18.02.2011<br />
der Exporte in den Irak um 54,2 Prozent<br />
auf 925,9 Millionen Euro besonders auf.<br />
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)<br />
sind der Hauptwirtschaftspartner in den<br />
arabischen Ländern. Die deutschen Ausfuhren<br />
in die VAE beliefen sich im vorigen<br />
Jahr auf 7,6 Milliarden und lagen damit um<br />
1,4 Milliarden beziehungsweise 23,1 Prozent<br />
höher als im Jahr 2009.<br />
Überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten<br />
erreichten insbesondere der Irak (54,2<br />
Prozent), Katar (43,9 Prozent), Tunesien<br />
(31,1 Prozent), Libanon (28,5 Prozent),<br />
Kuwait (23,2 Prozent), Bahrain (21,3 Pro-<br />
Deutsch-arabischer Warenaustausch 2010<br />
Einfuhr in Mio. Euro<br />
zent) Oman (21,2) und Saudi Arabien<br />
(17,7 Prozent). Die deutschen Einfuhren<br />
aus den arabischen Ländern stiegen im<br />
vergangenen Jahr um 13,7 Prozent auf<br />
9,6 Milliarden Euro an. Mit 3,1 Milliarden<br />
Euro bleibt Libyen wichtigster Lieferant<br />
Deutschlands aus den arabischen<br />
Ländern, gefolgt von Tunesien, Syrien,<br />
Ägypten, Algerien, Saudi Arabien, Marokko<br />
und den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten. Besonders erfreulich zeigt sich<br />
bei den Importen die Entwicklung im<br />
Irak: die Einfuhren stiegen im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 89,7 Prozent auf 159,7<br />
Milliarden Euro.<br />
Ausfuhr in Mio. Euro<br />
Jan.-Dez.2010 Jan.-Dez. 2009 +/- (%) Jan.-Dez.2010 Jan.-Dez.2009 +/- (%)<br />
954,8<br />
693,4<br />
57,0<br />
0,4<br />
159,7<br />
4,3<br />
25,6<br />
117,4<br />
1,6<br />
59,8<br />
29,6<br />
3.103,0<br />
598,4<br />
89,9<br />
18,2<br />
0,2<br />
638,2<br />
0,6<br />
16,9<br />
1.162,2<br />
1.381,8<br />
519,2<br />
9.632,3<br />
830,0<br />
653,8<br />
67,3<br />
0,2<br />
84,2<br />
50,4<br />
32,1<br />
72,4<br />
1,1<br />
88,9<br />
26,6<br />
2.819,0<br />
525,8<br />
71,0<br />
15,7<br />
0,4<br />
642,3<br />
0,2<br />
15,4<br />
813,8<br />
1.237,3<br />
471,7<br />
8.474,2<br />
15,0<br />
6,1<br />
-15,3<br />
166,7<br />
89,7<br />
-15,2<br />
-20,3<br />
62,1<br />
39,9<br />
-32,7<br />
11,6<br />
10,1<br />
13,8<br />
26,7<br />
15,7<br />
-36,9<br />
-0,6<br />
207,7<br />
10,1<br />
42,8<br />
11,7<br />
10,1<br />
13,7<br />
2.981,9<br />
1.425,7<br />
367,2<br />
6,9<br />
925,9<br />
183,8<br />
761,2<br />
1.549,3<br />
1,6<br />
1.196,4<br />
773,7<br />
996,5<br />
1.371,6<br />
57,9<br />
545,8<br />
32,2<br />
5.770,4<br />
4,5<br />
237,1<br />
656,8<br />
1.605,3<br />
7.582,7<br />
29.034,2<br />
2.685,0<br />
1.577,6<br />
302,7<br />
10,2<br />
600,6<br />
200,5<br />
693,8<br />
1.076,8<br />
0,6<br />
970,8<br />
602,0<br />
1.133,6<br />
1.296,6<br />
53,9<br />
450,4<br />
27,8<br />
4.894,6<br />
0,6<br />
202,9<br />
653,2<br />
1.224,2<br />
6.157,6<br />
24.815,8<br />
40 SOUQ 1/2011<br />
11,1<br />
-9,6<br />
21,3<br />
-32,9<br />
54,2<br />
-8,3<br />
9,7<br />
43,9<br />
169,2<br />
23,2<br />
28,5<br />
-12,1<br />
5,8<br />
7,5<br />
21,2<br />
16,0<br />
17,9<br />
651,7<br />
16,9<br />
0,6<br />
31,1<br />
23,1<br />
17,0
UCM: Medical care at a university level<br />
Subsidiary of the Hamburg University Medical Center exports its expertise in hospital planning and<br />
operation<br />
The aim of the “UKE Consult und<br />
Management GmbH” (UCM), a subsidiary<br />
of the University Medical<br />
Center Hamburg-Eppendorf (UKE), is<br />
to market German university medicine<br />
worldwide. Since the UKE does not<br />
consider global medical tourism alone<br />
to be a permanent solution, it simultaneously<br />
relies on the export of its<br />
medical expertise and hospital planning<br />
and operating competence. Re-<br />
Priv.-Doz. Dr. Mathias Goyen<br />
gional foci are, in particular, the Middle<br />
East, Eastern Europe, China and India, and services are provided<br />
to private clients as well as state institutions and investors. The<br />
most recent step in expanding the international operations of the<br />
UCM was the opening of an office in Moscow in September 2008.<br />
The company<br />
The UCM, founded in April 2006, is a cooperative effort between<br />
the Hamburg University Medical Center (1445 beds, 64 000 inpatients<br />
and 258 000 outpatients, 650 million euro turnover, approx.<br />
7000 employees) and “Hellmann Worldwide Logistics GmbH<br />
& Co. KG”, which is represented by 443 offices in 157 countries<br />
and owns 60 percent of the UCM shares. The services are provided<br />
in part by UKE employees, who are “loaned” to the UCM.<br />
Expertise<br />
In exporting services for the development and the management of<br />
health projects, the Hamburg company profits particularly from<br />
experience gained during the restructuring process of its own hospital,<br />
which has been in existence for more than a century. The time<br />
and cost schedules for building the central 730 bed clinic, which<br />
was completed in December 2008, were fully adhered to, for example.<br />
Twenty-four subsidiaries and sub-subsidiaries with majority<br />
and minority holdings were established. Sixty-one departments<br />
and divisions have been certified or accredited. In September 2009,<br />
the University Medical Center Hamburg-Eppendorf was the first<br />
German University Medical Center to be certified in its entirety.<br />
Services<br />
The Hamburg consultants examine the economic viability of<br />
planned or existing objects, develop and optimize business concepts<br />
and medical workflows, develop logistics solutions, take care<br />
of purchases, and/or lend support with regard to quality management.<br />
UCM employees provide advice for new buildings, enlargements<br />
and building alterations. Doctors, nursing staff and<br />
administrative employees train their foreign colleagues in Hamburg,<br />
temporarily work on site if necessary, and provide remote<br />
support by means of electronic data transfer. The UCM takes<br />
care of the medical or commercial management for new projects<br />
or for clinics that want to restructure, and helps with establishing<br />
and managing subsidiaries in the tertiary sector, such as<br />
transport, cleaning or catering. The experienced employees of the<br />
subsidiaries lend their support in the provision of all services.<br />
CEO<br />
Prof. Dr. Mathias Goyen<br />
UKE Consult und Management GmbH<br />
Martinistraße 52. 20251 Hamburg (Germany)<br />
Phone: +49 (0) 40 7410-56769<br />
E-Mail: goyen@uke.de<br />
Internet: www.u-c-m.de<br />
The expertise gained during the planning and development of the central clinic<br />
building of the Hamburg University Medical Center is a very valuable asset for<br />
the future work of the “UKE Consult and Management GmbH”.