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dvd-check<br />
DVDs<br />
DVD-Tipps von Christian Lukas<br />
Man kann es nicht anders sagen, aber die Franzosen<br />
haben zurzeit einfach einen Lauf. Eigentlich alles,<br />
was sich zur Zeit Thriller nennt und seinen Weg<br />
nach Deutschland findet, darf man nicht nur empfehlen<br />
– man muss es! Gilles Lellouche ist Samuel,<br />
ein harmloser Krankenpfleger, der eines Nachts beobachtet,<br />
wie ein Mann in einem Arztkittel einem<br />
Unfallopfer die Sauerstoffversorgung abdreht. Samuel<br />
kann den unbekannten Patienten retten. Doch<br />
der Preis ist hoch: Am nächsten Tag wird seine<br />
schwangere Freundin entführt. Der Deal: Er<br />
schleust den Unbekannten aus dem Krankenhaus,<br />
dafür bekommt er seine Freundin zurück. Samuel<br />
bleibt nichts anderes übrig, als den inzwischen als<br />
Gewaltverbrecher identifizierten Mann zu befreien,<br />
auf den es offenbar ein Feind abgesehen hat, gegen<br />
den nicht anzukommen ist... Schnell, gemein, sauspannend,<br />
so gut kann Genrekino sein!<br />
Highschoollehrer Will (Nicolas Cage) ist eigentlich<br />
ein netter Kerl. Vor allem liebt er seinen Beruf. Seine<br />
Welt bricht zusammen, als seine Frau Laura (January<br />
Jones) vergewaltigt wird. Im Krankenhaus<br />
spricht ihn ein seltsamer Mann (Guy Pearce) an. Er<br />
erklärt ihm, dass ein Wort von Will ausreiche, um<br />
den Vergewaltiger zu bestrafen. Als Gegenleistung<br />
erwarte man nur, dass er eines Tages der Organisation,<br />
für die er tätig ist, einen Gefallen tue. In seiner<br />
Wut geht Will auf das Angebot ein – und der Vergewaltiger<br />
stirb einen gewaltsamen Tod. Einige Monate<br />
später erhält Will einen Anruf. „Pakt der Rache“<br />
von Roger Donaldson ist routiniertes Thrillerkino<br />
aus den USA. Sauber inszeniert, gut gespielt, aber<br />
14 | Nr. 13 | Juni | Juli ‘12<br />
POINT BLANK – AUS KURZER<br />
DISTANZ<br />
Koch Media,<br />
FSK ab 16, ca. 15 €<br />
PAKT DER RACHE<br />
Universum Film,<br />
FSK ab 16, ca. 14 €<br />
letztlich fehlt der letzte Kick, um sich aus der Masse<br />
abzuheben.<br />
NAPOLEON<br />
Arthaus,<br />
FSK ab 12, ca. 18 € (Napoleon)<br />
ca. 10 € (Austerlitz)<br />
Abel Gance war über Jahrzehnte hinweg ein vergessener<br />
Filmpionier, bis sein Mammutwerk über den<br />
französischen Kaiser aus dem Jahre 1927 1981 restauriert<br />
wurde. 5 ½ Stunden dauerte sein Mammutwerk,<br />
das teilweise mit drei Projektoren aufgeführt<br />
werden musste, da Gance mit Splitscreeneffekten<br />
arbeitete, bevor der Begriff überhaupt erfunden<br />
war. In Sachen Kameraführung, Überblendungen,<br />
Schnitt war sein Werk seiner Zeit um Jahrzehnte<br />
voraus, allein: Das Publikum wollte ihm nicht folgen.<br />
Kein Wunder, denn ein Film ohne Dialoge, 5 ½<br />
Stunden... Man kann dem Publikum, das sich<br />
unterhalten wollte, keinen Vorwurf machen, den<br />
Film seinerzeit boykottiert zu haben. So toll die Bilder<br />
sein mögen, sie waren in ihrer Bildsprache halt<br />
(leider) auch ihrer Zeit voraus, das Publikum des<br />
Jahres 1927 fand einfach keinen Zugang zu dem<br />
Großwerk, das daraufhin in der Versenkung verschwand<br />
und dem das Schicksal vieler Mammutwerke<br />
der Zeit widerfuhr: Um zumindest noch ein<br />
paar France zu verdienen, zerschnippelten die Produzenten<br />
das Werk nach Belieben, jeder Verleiher<br />
durfte sich seine Fassung schneiden, bis irgendwann<br />
nur noch ein Torso übrig blieb. Die nun auf DVD<br />
erschienene Fassung basiert auf der noch einmal ergänzten<br />
Version aus dem Jahr 2000 mit etwa 222<br />
Minuten Spielzeit. Ebenfalls auf DVD ist Gances<br />
1960 gedrehte Quasi-Fortsetzung „Austerlitz“ erhältlich.<br />
Wie er dafür Geld zusammen bekam, ist eines<br />
der großen Mysterien, denn auch „Austerlitz“<br />
ist keine B-Produktion – und auch ihr blieb der<br />
große Erfolg an den Kinokassen verwehrt...