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18<br />

kultur<br />

Text und Foto Thomas Linßner<br />

Kulturfaktor Theatergruppe vor dem Vergessen bewahrt<br />

erika Sickert (84) schreibt und layoutet<br />

mit dem Computer zahlreiche<br />

theaterprogramme ihrer Schüler, die<br />

einst mit Schreibmaschine geschrieben<br />

wurden, um sie vor dem Vergessen zu<br />

bewahren.<br />

Calbe. Als Erzieherin ab 1958<br />

und zeitweilig Leiterin des Calbenser<br />

und später Rosenburger<br />

Lehrlingswohnheims der Landwirtschaft,<br />

trat Erika Sickert im<br />

Herbst 1966 die freigewordene<br />

Erzieherstelle im hiesigen EOS-<br />

Internat an und begann sofort<br />

mit der Bildung einer Theatergruppe.<br />

„Mein Hauptziel war,<br />

die rund 50 neuen EOS-Schüler,<br />

aus der 8. Klasse entlassen und<br />

Das Calbenser Blatt 06/08<br />

Beginn: 17 Uhr<br />

Eintritt: 4,50 Euro<br />

An oder in der Hospitalkirche<br />

Calbe / Saale<br />

Verbindung: über Schwarz bzw. die Calbenser Saalefähre<br />

aus vielen kleinen Ortschaften<br />

kommend, von ihrem Heimweh<br />

abzulenken“, erinnert sich die<br />

84-Jährige.<br />

Gehörten in der ersten Zeit<br />

Schüler verschiedener Klassenstufen<br />

zu den Darstellern,<br />

wurden nach wenigen Jahren<br />

traditionell, auf Wunsch der<br />

Abiturienten, allein von den<br />

12. Klassen die Weihnachtsaufführungen<br />

gestaltet, die sich<br />

damit zum Schulabschluss ein<br />

Erlebnis von besonderem Erinnerungswert<br />

schufen. Die Einsatzfreudigkeit<br />

der EOS-Schüler<br />

beschränkte sich nicht nur auf<br />

das Märchenspielen, viele andere<br />

kulturelle Gedenktage<br />

und Höhepunkte wurden zum<br />

Anlass wertvoller Programmgestaltung<br />

erwählt, dazu gehörten<br />

auch Veteranenveranstaltungen,<br />

Feiern der Volkssolidarität,<br />

des Gesundheitswesens<br />

der Stadt sowie beider Calbenser<br />

Krankenhäuser; sogar die<br />

Konsum-Genossenschaft erbat<br />

sich von der Kulturgruppe eine<br />

Kabarett-Vorstellung mit musikalischen<br />

Einlagen.<br />

12.07.2008 HOLGER „JOSA“ SAUERBREY<br />

www.gottesgnaden.de<br />

Nach Beendigung ihrer Tätigkeit<br />

im Internat, der Erreichung<br />

des Rentenalters 1984, betreute<br />

Erika Sickert auf Bitte der POS<br />

„Friedrich Schiller“ bis Anfang<br />

1990 eine kleine Theatergruppe<br />

der Schillerschule.<br />

„Meine Tätigkeit, die mir, neben<br />

viel Einsatzbereitschaft und<br />

Arbeit auch Freude bereitete,<br />

endete nach der Wende, Anfang<br />

1990, auf überaus betrübliche<br />

Weise“, erinnert sich die<br />

Wahl-Calbenserin. Die kurz zuvor<br />

verbesserten Bedingungen<br />

(Proberaum, Unterbringung des<br />

Kostüm- und Requisitenfundus<br />

u.a.) durch die großzügige Unterstützung<br />

des damaligen Leiters<br />

der Station Junger Techniker<br />

erfuhren ein jähes Ende, weil der<br />

schöne, geräumige Proberaum<br />

an eine neu gegründete LDP-<br />

Parteigruppe abgetreten werden<br />

musste. Damit waren auch<br />

jegliche Unterbringungsmöglichkeiten<br />

für den Kostümfundus<br />

sowie alle Requisiten verloren.<br />

„Mein großer Wunsch wäre,<br />

wenn diese Schüler, die im Zeitraum<br />

von 1966 bis Februar 1990<br />

2.GOTTESGNADEN<br />

MUSIKFESTIVAL<br />

(Großkröbitz/Thüringen) folkblues / irische folklore<br />

BRENNAN & McBRIEN<br />

(Chicago/Irland) blues & bluegrass<br />

alljährlich in der Weihnachtszeit<br />

unzählige Kinder in Calbe mit<br />

ihren Märchenaufführungen erfreuten,<br />

ohne jemals einen Obolus<br />

dafür zu verlangen, heute<br />

noch einmal gewürdigt werden<br />

könnten“, sagt Erika Sickert. Alle<br />

Akteure, sowohl der ehemaligen<br />

EOS als auch der POS, waren<br />

schulisch genauso belastet, wie<br />

alle ihre Mitschüler, sie opferten<br />

unzählige Stunden ihrer freien<br />

Zeit zum Erlernen der Texte und<br />

zum Proben. Alle diese ehemaligen<br />

Laienspieler befinden sich<br />

heute inzwischen bereits im<br />

Großelternalter, sind vielfach als<br />

Lehrer tätig und durch ihre Berufe<br />

in der Öffentlichkeit bekannt.<br />

Um sie vor dem Vergessen zu bewahren,<br />

fertigt Erika Sickert von<br />

allen ehemaligen Programmen,<br />

die in Schreibmaschinenschrift<br />

ziemlich vollständig erhalten<br />

sind, Computer-Duplikate an,<br />

die sie den jetzt Nachfolgeschulen<br />

überreicht. „Mit meiner Dokumentation<br />

wollte ich auch mir<br />

selbst eine Erinnerung an die<br />

Zeit meiner langjährigen Erziehertätigkeit<br />

bewahren“, gesteht<br />

die 84-Jährige. n<br />

www.eckedesign.de

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