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Test Piega Coax 120.2

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LAUTSPRECHER176 FIDELITY-MAGAZIN.DE


Nein – einfachunglaublich gut!So manches große Lautsprecher-Projekt geht schief. Oder es mündetin mittelmäßigkeit. Zwei Schweizerjedoch schaffen tatsächlich großesPIEGA COAx <strong>120.2</strong> • 26 000 EUROTExT & BILDER: INGO.SCHULZ@FIDELITY-MAGAZIN.DEOkay, machen wir es diesmal ganzkurz und schmerzlos. Die Frage, obdie <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> „etwas taugt“,kann ohne Umschweife und ruhigenGewissens mit Ja beantwortet werden.Die taugt – und wie! Kaufempfehlung?Unbedingt! Vorausgesetztnatürlich, entsprechende inanzielleMittel sind verfügbar … Damit wären wir also durch.So einfach kann das sein, wenn die Hausaufgaben gemachtwerden. Nur, was waren eigentlich die Hausaufgaben?Dem Ergebnis nach zu urteilen nichts weiter,als einen Flagship-Lautsprecher zu entwickeln, der dieGrenzen der aktuellen Lautsprechertechnik im Bereichpassiver Schallwandler auslotet. Ankündigungen undAussagen dieser und ähnlicher Art haben wir natürlichschon ot gehört. Trotzdem gibt es immer wieder schiermagische Produkte, die solchen Marketing-(An-)Sprüchentatsächlich auch gerecht werden.FIDELITY NR. 8 4/2013 177


Die <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> ist in vielerlei Hinsichtein ungewöhnlicher Schallwandler. Damit meineich nicht seine Herkunt – wir haben schonviele wunderbare Produkte erleben dürfen,die aus der Schweiz kamen. Es ist vielmehrdie ungewohnt kompromisslose Umsetzungdes technischen Konzepts, die ins Auge stichtoder besser: ins Ohr geht. Man könnte es auch„schmerzfrei“ nennen, was <strong>Piega</strong>s Masterminds,die Herren Greiner und Scheuch, hierrealisiert haben: schmerzfrei im Hinblick aufwirtschatliche Zwänge, schmerzfrei im Hinblickauf den technischen Aufwand, schmerzfreibeim stringenten Durchhalten bis zu einemguten Ende. Sicher, „mutig“ wäre aucheine durchaus passende Charakterisierung.Doch Mut allein reicht nicht; es muss schoneine gewisse Portion Verrücktheit dabei sein,wenn man ein solches Projekt realisieren will.Und verrückt im positiven Sinn sind die zweisympathischen Schweizer schon, von denender eine immer die schönsten und der andereimmer die besten Lautsprecher bauen wollte.Gut, dass sie sich zusammengetan haben.Die <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> ist tatsächlich ein Ganzmetall-Lautsprecher: Sowohl das Gehäuse als auchFrontplatte und Gehäusedeckel oben und untenbestehen aus massivem Aluminium. Das machtdas Gehäuse im Vergleich zu anderen Materialienextrem steif und stabil. Dem Nachteil ausgeprägterMaterialresonanzen im oberen Frequenzbereichsetzt <strong>Piega</strong> strategisch platzierteAuskleidungen mit Bitumen entgegen. Damitwerden die Resonanzen kontrolliert, ohne dieVorteile des Metallgehäuses zu schmälern. Diegroße Stabilität dieses aufwendigen Kabinettsist aber noch aus einem anderen Grund vonBedeutung: Bei gleichen Außenabmessungenweisen Lautsprecher aus Metall in der Regel eingrößeres Innenvolumen auf, da ihre Wandstärkenim Vergleich etwa zu einem Holzgehäusedeutlich geringer ausfallen können. Und sodarf sich der Lautsprecherdesigner bei dieserBauweise über mehr konstruktives Volumen178 FIDELITY-MAGAZIN.DE


LAUTSPRECHERfür den Bass und der Hörer über einen ausgedehntenFrequenzbereich freuen.Wer nun glaubt, dass sich Leo Greiner und KurtScheuch gleich nach der Konzeption dieser ungewöhnlichaufwendigen Gehäusekonstruktion befriedigtzurückgelehnt hätten, der irrt. Denn das Gehäuseist nur die logische Verpackung dessen, was im Innerender <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> zu inden ist. Und das ist vor allemeins: sehr, sehr raffiniert.Jeder Lautsprecherentwickler steht am Anfang einesneuen Projektes vor einem Berg von Problemen. Sollund Haben sind schwer ins Gleichgewicht zu bekommen,denn Lautsprecherbau ist immer die Suche nachdem bestmöglichen Kompromiss im Rahmen eines angestrebtenKonzeptes. Viele, teils sich widersprechendeoder sich gegenseitig sogar ausschließende Punktemüssen unter einen Hut gebracht werden. So geht einlinealgerader Frequenzgang meist zu Lasten des Wirkungsgrades,ebenso ein unkritischer, ot „bereinigter“Impedanzverlauf. Des Weiteren hängen Ein- undAusschwingvorgänge unmittelbar zusammen: Ein imSinne der Transientenwiedergabe angestrebtes schnellesEinschwingen bedeutet nicht automatisch auch eingünstiges Ausschwingverhalten, von möglichen Überschwingernganz zu schweigen. Außerdem: Schalldruckund Grobdynamik sind leicht mit großen Membranlächenzu realisieren, leider bleibt dabei aber diefür die Musik so wichtige Feindynamik auf der Strecke.Nicht zuletzt geht es auch um das Abstrahlverhalten:Ein direkt strahlender Schallwandler sollte einen deiniertenIsobarenverlauf auf allen Achsen haben. Ersollte also mit einem gleichmäßigen Öfnungswinkelin den Raum einstrahlen, um Raumreflexionen möglichstgleichmäßig im Spektrum anzuregen und keinefrequenzabhängigen Anomalien zu erzeugen. Und dasalles ist bitteschön in wohnraumfreundlichen Abmessungenunterbringen – und so weiter und so fort …Spätestens jetzt fragt man sich, was Lautsprecherentwicklereigentlich antreibt. Warum sie sich das antun.Scheitern ist eigentlich vorprogrammiert, und trotzdemsind Selbstüberschätzung und große Egos an der Tagesordnung.Glücklicherweise gibt es da auch noch „dieSehenden“. Diejenigen, die es wirklich drauhaben. Diekeine Monster-Marketingwelle vor sich herschieben und


LAUTSPRECHERSo klingtes besser!Die sehr einfachenserienmäßigenKabelbrückenin der Lage sind, krat ihres Know-hows reife Produktezu entwickeln. Zu ihnen zählt zweifelsfrei auch derLautsprecherhersteller <strong>Piega</strong> mit seinen zwei HauptakteurenLeo Greiner und Kurt Scheuch.Eine Spezialität von <strong>Piega</strong> war schon immer derselbst entwickelte und im Hause gefertigte Bändchenhochtöner.Bändchenhochtöner sind für ihreunnachahmliche Art der Hochtonwiedergabe bekanntund geschätzt. Sie sind in der Lage, feine undfeinste Details zu reproduzieren. Ein Bändchenleuchtet die Musik auf magische Weise tiefer aus, alses die meisten Kalotten können. Das hängt mit dreiDingen zusammen: 1.) dem überaus geringen Gewichtder bewegten Masse, 2.) dem über die gesamteFläche gleichmäßigen Antrieb der Membrane, derPartialschwingungen konzeptbedingt weitestgehendausschließt, und 3.) einer im Hochtonbereich durchaussinnvollen Bündelung des Schalls.Aber wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Ein Bändchenhochtönerist ein schwieriger, ja fast schon unfairerPartner für einen normalen dynamischen Treiber,denn ein Bändchen ist erst bei vergleichsweisehohen Frequenzen (ab etwa zwei bis drei Kilohertz)sinnvoll einsetzbar. Das verlangt dem dynamischenTreiber des darunterliegenden Frequenzbereichs sehrviel, um nicht zu sagen alles ab. Sogar dann, wenn die<strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>3-Wege-Standlautsprecher, BassreflexWirkungsgrad (1 W/1 m): 92 dBNennimpedanz: 4 ΩFrequenzgang: 22 Hz–50 kHzBestückung: 2 x 22-cm-Tieftöner, 1 x Koaxial-BändchenAusführungen: Gehäuse Pianolack schwarz,Schallwand und Top Aluminium silber, Lochgittersilber; optional Gehäuse Aluminium silber oderSchwarz eloxiertMaße (B/H/T): 113/28/38 cmGewicht: 78 kgGarantiezeit: 6 JahrePaarpreis: 26 000 €IDC KlaassenAm Brambusch 2444536 LünenTelefon 0231 9860-285www.idc-klaassen.comÜbertragung von drei Kilohertz für den dynamischenTreiber kein Problem darstellt, er dabei nichtschon in Partialschwingungen aufbricht und seineBündelungsefekte bei dieser hohen Frequenz halbwegszum Bändchen aufschließen, ist ein solches„Teamwork“ ein eigentlich sinnloses Unterfangen.Denn das Ein- und Ausschwingverhalten der beidenChassis wird nicht zueinander passen. Unddas kann man sehr deutlich hören. Wohl jeder vonuns kennt Lautsprecher, die inhomogen klingen,die „untenrum“ deutlich langsamer arbeiten undbei denen die Tietonwiedergabe nicht sauber andie Hochtonreproduktion anschließt – oder umgekehrt.Was also tun, um dieser Zwickmühle zuentkommen?Die konsequente Lösung wäre, dem Bändchen tiefeTöne „beizubringen“. Und genau das ist <strong>Piega</strong>gelungen. Heraus kam eine koaxiale Zweiwege-Bändchenkonstruktion, 15 mal 15 Zentimeter groß,mit einer nutzbaren unteren Grenzfrequenz vonrund 400 Hertz. Mit diesem einzigartigen Koaxialtreiberschlägt <strong>Piega</strong> gleich mehrere Fliegen mit


Das „Herz“ der <strong>Piega</strong>: koaxiales 2-Wege-Bändchen mit sehr niedriger Grenzfrequenzeiner Klappe: Die Ankopplung zwischen Mittel- undHochton ist nun kein Problem mehr. Der Mitteltonbereichwird, wie der Hochton auch, von einer extremleichten Folie wiedergegeben. Die Folge: ungewohnterDetailreichtum und eine Leichtigkeit, diean das Aulösungsvermögen eines guten Kophörerserinnert. Auch die Ankopplung an die dynamischenBasschassis gelingt nun bruchfrei. Zudem führt diegeschickte Anordnung der Bändchen zu einem koaxialenAbstrahlverhalten, bei dem das ganze zu übertragendeSpektrum einer einzigen virtuellen Quellezu entspringen scheint. Und es kommt noch besser:Die unterschiedlichen Schallquellen des koaxialenTreibers liegen räumlich in einer Ebene. Dieser konstruktiveKnif führt geradewegs zu einer zeitrichtigenWiedergabe, die sonst nur mit einem aufwendigen aktivenKonzept machbar wäre.Den Bassbereich decken zwei 22-Zentimeter-Treiberin Reflextechnik ab. Das hört sich zunächst nach einerStandardlösung an, etwa nach dem Motto „Zweikleine Membranen haben die gleiche Fläche wie einegroße, lassen sich aber besser kontrollieren und weisenein besseres Verhalten zu hohen Frequenzen hinauf “. Alles sattsam bekannt. Doch <strong>Piega</strong> wäre nicht<strong>Piega</strong>, wenn nicht mehr dahinterstecken würde. Undgenauso ist es. Die Reflexabstimmung ist nämlich extremtief gewählt. Dadurch zeigt der Lautsprecher einVerhalten im Tiefbass, das eher an einen geschlossenenLautsprecher als an einen Bassrelexlautsprechererinnert. Das Ergebnis ist ein sant und sehr sacht abfallenderFrequenzgang.Natürlich könnte sich nun die Frage aufdrängen:„Warum bauen die nicht gleich einen geschlossenenLautsprecher? Ist doch ohnehin einfacher.“ Dasstimmt – aber der geschlossene Lautsprecher würdeim Tietonbereich mehr Verzerrungen produzieren.<strong>Piega</strong> setzt also das Bassrelexprinzip ganz gezielt ein,um Verzerrungen im Bass clever zu minimieren, undeben nicht, um den Tietonfrequenzgang nach untenhin auszudehnen oder gar einen „Mörderbass dankRelextunnel“ zu erzielen. Das haben die verwendetenChassis nämlich gar nicht nötig.Hört man das auch? Und ob! Wenn es um perfekteBass-Performance geht, stellen Titel wie „Roxanne“FIDELITY NR. 8 4/2013 181


LAUTSPRECHERvon DubXannes Album Police In Dub, „Flesh for Fantasy“von Billy Idol (in der Live-Version aus der ReiheVH-1 Storytellers) oder auch „Aero Dynamik“ vondem Kratwerk-Album Tour de France richtig harteNüsse dar. Doch das ist alles kein Problem für die<strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>. Überhaupt scheint rein gar nichts für die<strong>Piega</strong>s irgendein Problem zu sein …Die Vorurteilsfreiheit, mit der sie an jede Art vonMusik herangeht, legt mitunter den Verdacht nahe,sie sei einer Waldorfschule entsprungen und könnesogar ihren Namen tanzen! Aber Spaß beiseite: Diegroße <strong>Piega</strong> zählt ohne jede Frage zu den herausragendstenVertretern ihrer Zunt. Sie entpuppt sich alsrelativ aufstellungsunkritisch, und selbst akustischungünstige Räume können der Schweizerin dank ihresguten Richtstrahlverhaltens nicht viel anhaben.Insbesondere die koaxiale Mittelhochton-Einheitist ein Juwel der Lautsprechertechnik und stellt eineKlasse für sich dar. Dieser aufwendige Treiber erzeugtein Schallfeld, das selbst in mehreren Metern Entfernungdie Präzision, Durchhörbarkeit und Lutigkeiteines exzellenten Kophörers besitzt. Und dafürsind erstaunlicherweise nicht einmal Riesenverstärkernötig, denn dank des Wirkungsgrads von knapp90 Dezibel harmonieren sogar kleinere Röhrenverstärkermit der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>, wie wir gleich mehrfachfeststellen durten. Jazzliebhaber werden an ihr dieunverfälschte, direkte Live-Atmosphäre schätzen,Rock- und Pop-Freunde ihre Fähigkeit lieben, defacto unkomprimierte Pegel produzieren zu können.Klassikfans wiederum genießen einen schier unbegrenztendynamischen Reichtum und den Klangfarbenreichtumsinfonischer Werke. Für den Autordieser Zeilen verliert sogar „Die Tänzerin“ von UllaMeineckes Album Wenn schon nicht für immer, dannwenigstens für ewig endlich seinen Schrecken.Auf einen Punkt müssen wir aber dennoch eingehen:Die mitgelieferten Kabelbrücken für das Bi-WiringundBi-Amping-taugliche Doppelterminal sind –vorsichtig ausgedrückt – wenig standesgemäß. Siesind vielmehr bestens geeignet, den Humor des womöglichverwunderten Käufers auf den Prüfstand zustellen: einfache Litzendrähtchen, ohne Kabelschuhe,ohne Stecker, von der Rolle geschnitten, abisoliertund angeklemmt. Das ist für ein solches Lautsprecher-Kunstwerk,wie es die große <strong>Piega</strong> darstellt, natürlichvöllig unangemessen. Wir haben stattdessenordentliche Kabelbrücken eingesetzt, und siehe da, estat sich etwas. Zwei interessante Efekte ielen dabeisofort auf: Nicht nur ist der klangliche Unterschiedzwischen einer Vier- und einer Sechs-Quadratmillimeter-Kabelbrückewahrnehmbar, sondern auch, obdas Lautsprecherkabel am Mittelhochton-Terminaloder am Bass-Terminal angeschlossen wird. Das allesspricht Bände über die enormen Fähigkeiten der<strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>. Also hier bitte nicht unnötig Klangpotenzialverschenken. Übrigens bevorzugten wir dieVariante mit Vier-Quadratmillimeter-Kabelbrückeund Anschluss des Lautsprecherkabels am Mittelhochton-Terminal.Die <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> ist ein Schallwandler mit ausgeprägterSouveränität und großer Raffinesse, ein wirklichreifes Produkt, meisterlich gefertigt und sowohlmesstechnisch als auch klanglich über jeden Zweifelerhaben. Mit seinem Koax-Mittelhochtöner ist <strong>Piega</strong>dabei einen höchst aufwendigen und sicherlich streckenweiseauch steinigen Weg gegangen. Doch dashörbare Ergebnis gibt Leo Greiner und Kurt Scheuchrecht und ist so überzeugend, dass die Mehrzahlherkömmlich bestückter Lautsprecher im Vergleichdazu ziemlich alt aussieht. Insbesondere in SachenFeindynamik katapultiert sich die <strong>Piega</strong> hier weitnach vorne.Warum man diesem Traumlautsprecher nicht häuigerbegegnet, dürte in seinem Preis begründet sein.Denn am Klang kann es wirklich nicht liegen. Würdees sich bei der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> beispielsweise um einUS-Produkt mit großem Namen handeln, dann wäresie womöglich – nein, sie wäre ganz sicher der Klassenstandard.Daher zum Schluss mein klarer Appell:Wenn sich dieser Lautsprecher im Rahmen Ihrer i-nanziellen Möglichkeiten beindet, dann sollten Sieihn unbedingt einmal in Ruhe anhören. Die Chancenstehen gut, dass die hier aufgerufene stolze Summedurch das zu erlebende klangliche Vergnügen starkrelativiert wird!182 FIDELITY-MAGAZIN.DE


Lautsprecher-Messungen<strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>„Besonders herausragend sind die durchgängig niedrigen Verzerrungswerte“TExT UND MESSUNGEN: ANSELM.GOERTZ@FIDELITY-MAGAZIN.DE • FOTOS UND GRAFIKEN: AGAlle unsere Messungen werden mit demPC-basierten Messsystem „MonkeyForest“ mit einer Auflösung von 1 Hzoder kleiner bei einer Abtastrate von96 kHz durchgeführt. Als Messmikrofonwird eine B&K-Kondensatorkapseldes Typs 4939 mit 1/4 Zoll Durchmessereingesetzt sowie ein Impedanzwandler desTyps 2670. Zusammen mit einer Kompensationsdateierlaubt diese Kombination präzise Messungen bis40 kHz. Die Signale des Messmikrofons werden miteinem B&K-Messverstärker des Typs 2610 verstärkt,bevor sie von einem hochpräzisen 24 bit/96 kHz-Messfrontend für die Messsotware zugänglich gemachtwerden. Auf der Ausgangsseite stehen bei derStandardmessung für passive Lautsprecher zwei kleine20-Watt-Messverstärker zur Verfügung. Wenn es einmalernst wird und Bedarf nach viel Leistung bestehensollte, kommen eine Crown Reference I oder eineCrown I-T12000 HD zum Einsatz. Aktive Lautsprecherwerden direkt aus dem Messfrontend mit einem Line-Pegel-Signal analog symmetrisch angesteuert.Der Messraum ist als reflexionsarmer Halbraum mit einemabsolut schallharten Granitboden aufgebaut undermöglicht Freifeldbedingungen ab ca. 100 Hz aufwärts.Das Messmikrofon wird immer auf dem Bodenplatziert, sodass es für das Mikrofon keine sichtbarenReflexionen von der Bodenfläche gibt. Messungen fürden Frequenzbereich unterhalb von 100 Hz werdenals Nahfeldmessungen direkt vor den Quellen durchgeführtund später in der Sotware mit der Fernfeldmessungautomatisch kombiniert. Die Messentfernungsollte einer typischen Hördistanz entsprechen undkann maximal 8 m betragen. Kleine Lautsprecher werdenmeist in 2 m Entfernung, größere in 4 m oder 8 mEntfernung gemessen.Bevor man sich einer Box oder einem Gerät von dermesstechnischen Seite aus nähert, schaut man sichmeist die technischen Besonderheiten und Konstruktionsmerkmalean, die dann bereits gewisse Erwartungenwecken. Die <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> kommt als 113 cmhohe Skulptur mit dem Querschnitt eines Halbovalesdaher. Das Gehäuse besteht aus einer Aluminiumschale;Boden, Deckel und Frontplatte sind ebenfalls ausAluminium. Die Wandstärke liegt bei beachtlichen7 mm, womit sich auch direkt das nicht unerheblicheGewicht von 78 kg erklärt. Im Innern ist das Gehäusezusätzlich noch mit einem MDF-Rahmen stabilisiert.Höherfrequente Resonanzen, die sich im Aluminiumkorpusausbilden könnten, werden durch mit Bitumengetränkten Schwerschaum gezügelt. Bestückt istdie <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> mit zwei 22-cm-Tietönern und demhauseigenen koaxialen Bändchentreiber C1, der zweifelsohnedas Highlight bei <strong>Piega</strong> ist. Der Bändchentreiber,auch als Folien-Magnetostat bezeichnet, arbeitetmit einer Folie als Membran, auf der Leiterbahnenmöglichst dicht aufgebracht sind, die von einem Magnetfelddurchsetzt werden und so entsprechend demStromfluss die Antriebskrat für die Membran erzeu-184 FIDELITY-MAGAZIN.DE


MESSTECHNIKgen. Die Membran ist sehr leicht und wird ganzflächigangetrieben, woraus ein homogenes Schwingungsverhaltenresultiert. Das Magnetfeld kann entwederdurch vor und hinter der Membran oder durch ausschließlichhinter der Membran liegende Magneteerzeugt werden. Letzteres hat den Vorzug, dass keinevor der Membran liegenden Magnetstege die Schallabstrahlungstören. Bei nur geringfügigen Auslenkungenwird jedoch die Antriebskrat bereits nichtlinear. DieAbstrahlung hoher Frequenzen erfordert nur geringeAuslenkungen und ist gleichzeitig besonders anfälligfür Störungen bei der Schallabstrahlung, sodass sichdie einseitige Magnetanordnung für Hochtöner anbietet.Möchte man sich nicht auf den reinen Hochtonbereichbeschränken, wird eine größere Fläche und mehrAuslenkung erforderlich, womit man zwangsläuig beider beidseitigen Magnetanordnung ankommt. Diesebeiden Konstruktionsprinzipien des Magnetostatenhat man bei <strong>Piega</strong> zu einem koaxialen System kombiniert,bei dem ein kleiner Hochtonmagnetostat mittigin einem großflächigen Mitteltöner angeordnet wird.Der Hochtöner strahlt den Schall frei ab, der Mitteltönerhat feine Stege vor der Membran.Elektrische ImpedanzDie drei Wege der <strong>Coax</strong>-<strong>120.2</strong> werden passiv mit Filtern4. Ordnung getrennt, wobei der Tietonweg einschließlichseines Filters über ein Bi-Wiring-Terminalgetrennt angeschlossen werden kann.Abbildung 1 zeigt dazu die Impedanzkurven des Tieftönersund der Mittelhochtoneinheit. Die Abstimmfrequenzdes Bassreflexgehäuses der Tietöner liegtmit 21 Hz so tief, dass der zweite tiefere Höcker derImpedanzkurve schon aus der Graik fällt. Oberhalbder Trennfrequenz von 400 Hz steigt dann die Impedanzkurvedurch die Weichenfunktion steil an. Korrespondierenddazu verhält sich der Impedanzverlauf derMittelhochtoneinheit, der unterhalb von 400 Hz zügigansteigt. Beide Wege zusammen ergeben die grün dargestellteSummenkurve. Das Impedanzminimum liegthier bei 2,8 Ω, die <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> kann also nur mit einemzugedrückten Auge noch als nominelles 4-Ω-Systemdurchgehen. Streng nach Norm (DIN 60268-5) darf die1Elektrische Impedanz der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> für den Tieftöner(rot), die Mittelhochtoneinheit (blau) und fürdie komplette Box (grün). Das Impedanzminimumder nominellen 4-Ω-Box liegt bei 14,5 kHz und beträgt2,8 Ω. Die Abstimmfrequenz des Bassreflexgehäusesliegt sehr tief bei 21,6 HzNennimpedanz um nicht mehr als 20 % unterschrittenwerden, was für ein 4-Ω-System 3,2 Ω bedeutet.Bi-Wiring, Bi-Amping?Im Messlabor ist ein Bi-Wiring-Terminal meist gerngesehen, da es auf einfache Weise separate Messungender Wege zulässt. Nun stellt sich aber die Frage,was hat der Anwender davon bzw. macht es Sinn, dasBi-Wiring zu nutzen und getrennte Kabel bis zu denEndstufenklemmen zu legen? Die Antwort ist ganzklar ja, da nur die Endstufe mit ihrem sehr kleinenInnenwiderstand in der Lage ist, vagabundierendenStrömen aus einem Weichenzweig den Weg in dieanderen Zweige zu versperren. Entscheidend dafürist der möglichst direkte Zugrif der Endstufe auf denÜbergabepunkt zwischen den Eingängen der passivenFilterzweige. Beindet sich ein einfaches Kabelmit einem Innenwiderstand zwischen Endstufe undWeiche, dann wird die Kontrolle durch die Endstufe –FIDELITY NR. 8 4/2013 185


23 malphasigeFrequenzgang mit Angabe der Sensitivity (oberegrüne Kurve), bezogen auf 1 W/1 m (= 2 V/1 m). Diemittlere Sensitivity liegt bei 86,2 dB. Der darauf bezogeneFrequenzgang (– 6 dB) reicht von 37 Hz bis30 kHz. In Rot Darstellung des Tieftöners, in Blau derMittelhochtoneinheitPhasengang mit 360° Phasendrehung durchdas Bassreflexgehäuse (Hochpass 4. Ordnung)und die Übergänge 4.Ordnung. In Blau der mini-Verlaufanschaulich gesprochen – „aufgeweicht“. Verhindernlässt sich das trotz des Leitungswiderstandes im Kabel,indem man jeden Weg einzeln bis zur Endstufe verkabeltund damit den Übergabepunkt von der Weicheweg direkt an die Ausgangsklemmen der Endstufe verlagert,wo die Endstufe dann wieder die volle Kontrollehat. Das funktioniert umso besser, je geringer der Innenwiderstandder Endstufe respektive je größer derDämpfungsfaktor ist. Möchte man sich vom Innenwiderstandder Endstufe unter diesem Aspekt unabhängigmachen, dann hilt ein weitergehender Schrittzum Bi-Amping. Hier stellt sich allerdings die Frage,ob man in Anbetracht des Aufwands nicht direkt aufeinen vollaktiven Betrieb umsteigt oder eben eine solidekonstruierte Endstufe mit entsprechend hohemDämpfungsfaktor verwendet.Frequenz- und PhasengangWenn wir nun bei der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> zu den Frequenzgangmessungenkommen, lässt sich auch hier dasBi-Wiring-Terminal nutzen, um den Tietöner unddie Mittelhochtoneinheit separat zu betrachten. Abbildung2 zeigt die Ergebnisse der Einzelmessungensowie die Gesamtfunktion. Die mittlere Sensitivityzwischen 100 Hz und 10 kHz liegt bei 86,2 dB. Ausdiesem Wert lässt sich bereits in etwa eine „empfohlene“Verstärkerleistung ableiten. Möchte man in 4 mEntfernung, die für eine Box dieser Größe realistischist, einen Abhörpegel von 85 dB als Mittelungspegelerzielen, dann entspricht das einem Pegel von 97 dBin 1 m Entfernung, für den eine efektive Leistung vonca. 10 W erforderlich ist. Würde man daraus schließen,dass ein 10-W-Verstärker bereits ausreichend ist,dann wäre das jedoch ein Trugschluss, da ein Efektivwertder Leistung von 10 W bei Musiksignalen miteinem Crestfaktor (Verhältnis vom Spitzenwert zumEfektivwert) von 12 dB oder mehr eine Verstärkerleistungin der Größenordnung von 100 W erfordert.Geht man davon aus, dass sich die Leistungsangabeneines Verstärkers auf Sinussignale beziehen, die einenCrestfaktor von 3 dB (= 1,414) haben, dann ist für einMusiksignal mit 12 dB Crestfaktor für den gleichenefektiven Leistungswert eine 8-fach (+ 9 dB) höhereLeistung erforderlich, die zumindest kurzzeitig zur186 FIDELITY-MAGAZIN.DE


MESSTECHNIKVerfügung stehen sollte. Ist das nicht der Fall, werdendie Signalspitzen verzerrt. Generell gilt daher für Verstärker,dass vor allem die kurzzeitig verfügbare Leistungso hoch wie möglich sein sollte. Der sonst gernepropagierte Wert der echten Dauerleistung für Sinussignaledarf dabei deutlich niedriger liegen. Sinnvollkonstruierte Geräte liefern hier bei kurzen Signalspitzenin einer Größenordnung von 1 s ein Vielfachesder Leistung, die sie über längere Zeiträume zu erbringenin der Lage sind.Zurück zur <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>. Ihr Frequenzgang fälltim Ganzen recht gleichmäßig aus. Etwas ungewöhnlichist vielleicht die kleine Überhöhung bei 90 Hzum ca. 2 dB, die man bei vielen Lautsprechern dieserArt indet. Die Schwankungsbreite der ungeglättetenKurve liegt zwischen 100 Hz und 10 kHz bei ca. 6 dB,die sich mit Terzglättung auf 4,6 dB reduzieren. DieEckfrequenzen (– 6 dB) liegen bei 37 Hz und 30 kHz,womit man nahezu allen Ansprüchen gerecht werdendürte. Falls nicht – was eventuell bei Heimkino-Fansder Fall sein könnte –, gibt es im Portfolio von <strong>Piega</strong>natürlich auch die passenden Subwoofer.Der zugehörige Phasengang in Abbildung 3 birgt keineÜberraschungen. Mit dem Wissen um eine Trennungzwischen den Wegen mit 24 dB/Oct. Flankensteilheiterkennt man hier die jeweils 360° Phasendrehung anden Übergängen bei ca. 500 Hz und 5 kHz. Am unterenEnde der Kurve gibt es, bedingt durch das Hochpassverhaltendes Bassrelexgehäuses, nochmals 360° Phasendrehung,die hier aber schon teilweise aus dem Diagrammfallen, sodass nur die ersten 180° sichtbar sind.Für noch tiefere Frequenzen nähert sich die Kurvewieder der 0°-Achse. Der Phasengang der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>entspricht somit weitgehend dem sogenannten minimalphasigenVerlauf. Das sind die Phasendrehungen,die mit bestimmten Filtertypen zwingend einhergehen.Größere Abweichungen vom minimalphasigen Verlaufdeuten auf einen möglichen Laufzeitversatz zwischenden Wegen hin. Probleme dieser Art gibt es bei der<strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> jedoch nicht, wie Abbildung 3 im Vergleichmit der rechnerisch ermittelten blauen minimalphasigenKurve zeigt. Dank der Anordnung von Mittel- undHochtöner exakt in einer Ebene bietet das koaxialeMittelhochtonsystem hier ideale Voraussetzungen.45Sprungantwort der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong>, der Startpunktist auf 5 ms skaliertSpektrogramm der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> mit einigen ganzschwach auszumachenden Nachschwingern bei300 und 500 HzSprungantwortDie zugehörige Sprungantwort zeigt die Energieschwerpunkteder drei Wege. Bei 5 ms auf der Zeitachsekommt der erste Impuls des Hochtöners, gefolgtFIDELITY NR. 8 4/2013 187


6 genüber7 denHorizontale Isobarenkurven, bezogen auf dieMittelachse. Der Übergang von Gelb auf Hellgrünstellt die Grenze für 6 dB Pegelabfall geder0°-Achse darVertikale Isobarenkurven, bezogen auf dieMittelachse. Aufgrund der koaxialen Anordnungdes Mittel- und Hochtöners gibt es keine stören-Interferenzeffektevom Mitteltöner nach 0,125 ms und vom Tietönernach 1,3 ms. Ein solches Verhalten ist für einen Dreiwege-Lautsprechertypisch. Das Zerfallen des Sprungsin mehrere Anteile ist durch den Phasengang derFilter bedingt und nicht zu vermeiden. Als Auswegbieten sich Breitbänder oder Mehrwegesysteme mitlinearphasigen Filtern an, die sich digital als FIR-Filterrealisieren lassen.SpektrogrammIm Spektrogramm wird das Ausschwingverhalten desLautsprechers dargestellt, wo sich mögliche Resonanzendurch ein Nachschwingen im betrofenen Frequenzbereichzu erkennen geben.Solche Resonanzen können ihre Ursache in Partialschwingungender Membran, Eigenfrequenzen desGehäusevolumens oder auch in Resonanzen des Bassrelextunnelshaben, wenn dieser sehr lang ist. Vonall dem ist bei der <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> zum Glück nur wenigoder auch gar nichts zu erkennen. Die Mittelhochtoneinheitarbeitet weitgehend perfekt. Lediglich bei 300und 500 Hz sind leichte Ansätze von Resonanzen zuerkennen, die auch im Frequenzgang andeutungsweiseauszumachen sind. Die Ursache sind vermutlichGehäusemoden, die sich bei einem Bassrelexsystemmeist nur schwer völlig unterdrücken lassen, ohne dasGehäuse zu überdämpfen.IsobarenDas Abstrahlverhalten betrefend sind bei der <strong>Coax</strong><strong>120.2</strong> im Vergleich zu herkömmlichen Lautsprecherneinige Besonderheiten zu erwarten, da Mittel- undHochtöner für ihren jeweiligen Frequenzbereich imVergleich zur Wellenlänge relativ groß sind, womiteine verstärkte Bündelung einhergeht. WinkelabhängigeInterferenzefekte zwischen dem Mittel- und demHochtonweg sind nicht zu befürchten, da es durchdie perfekte Anordnung auf einer Mittelachse und ineiner Ebene zu keinen winkelabhängigen Laufzeitunterscheidenkommt, die im Übergangsbereich fürUnruhe sorgen könnten. Die zugehörigen Isobarenfür die horizontale und die vertikale Ebene in Abbildung6 und 7 zeigen dann auch genau den erwartetenVerlauf. Der Lautsprecher bündelt in beiden Ebenenrelativ stark, aber nicht übertrieben. Ein solchesVerhalten ist ideal für Räume mit einer schwierigenRaumakustik und zu viel Nachhall, da dank der Bündelungder Raum und somit der Nachhall in Relationzum Direktschall weniger stark angeregt wird. Der188 FIDELITY-MAGAZIN.DE


MESSTECHNIKHaron Desinbalance auio coponentsbuet unerstateent prouctsanufacture in Seen8 vonPaarabweichung zwischen den beiden zum <strong>Test</strong>gestellten Lautsprechern. Die maximale Abweichungmit ⅓ Oct. Glättung liegt, über den Frequenzbereich20 Hz bis 20 kHz betrachtet, bei 0,8 dBHöreindruck wird damit zeitlich (Impulstreue) und räumlich(Quellenortung) präziser. Das bedeutet aber auch, dass ein solcherLautsprecher nur einen eher kleinen räumlichen Bereichum den Sweet Spot zulässt, wo der Höreindruck wirklich optimalist. Für hallige Räume dürte das aber auf jeden Fall der bessereKompromiss sein. Ein interessanter Efekt ist noch bei denhorizontalen Isobaren zu entdecken: Bei ca. 6 kHz treten für± 60° Nebenmaxima auf, die in ihrer Intensität der Abstrahlungauf der Mittelachse gleichkommen. In der Vertikalen ist diesesPhänomen nicht zu beobachten. Die Ursache dürte daher inden Streben vor der Mitteltonmembran liegen, die für den vomHochtöner bei 6 kHz abgestrahlten Schall ein Beugungsmustererzeugen, das die seitlichen Nebenmaxima verursacht. Bei derAufstellung der Lautsprecher sollte man daher darauf achten,dass sich unter diesem Winkel 60° außerhalb der Mittelachsemöglichst keine hart relektierenden Gegenstände beinden. Dader betrofene Frequenzbereich recht hoch liegt, lässt sich einewomöglich hart relektierende Fläche mit einfachen Mitteln absorbierendoder difus streuend umgestalten.PaarabweichungBei hochwertigen Produkten erwartet man auch eine hohe Serienkonstanz.Für Lautsprecher bedeutet das, die Paarabweichungsollte so gering wie möglich sein. Die Eigenschaten der exaktenMittenabbildung und Quellenortung hängen eng mit der applie acousticsfine hih en sstes FIDELITY NR. 7 3/2013 69


9 MessungMaximaler Pegel bei höchstens 3 % Verzerrungen(in Rot), bei höchstens 10 % Verzerrungen (in Blau)und bei höchstens 250 W Leistung an 4 Ω. Dieerfolgt mit 185 ms langen SinusburstsPaargleichheit der Lautsprecher zusammen, was sichauch schon daran erkennen lässt, dass für Studiomonitorebesonders hohe Anforderungen an die Paargleichheitgestellt werden. Abbildung 8 zeigt für diebeiden zum <strong>Test</strong> gestellten Exemplare die Abweichungenim Frequenzgang auf Achse. Betrachtet man hierden Frequenzbereich bis 20 kHz, liegt die maximaleAbweichung von 0,8 dB bei 950 Hz. Ganz ofensichtlichhandelte es sich bei den <strong>Test</strong>exemplaren nicht umein ausgesuchtes Pärchen, sondern um zwei beliebige<strong>Test</strong>muster, die schon durch diverse Hörprobengereicht wurden, was die ohnehin schon recht guten0,8 dB in der Wertschätzung sogar noch etwas steigert.Maximalpegel und VerzerrungenFür die Verzerrungsmessungen wurden die beidenüblichen Messverfahren mit Sinusbursts und einemMultisinussignal angewandt.Wir betrachten dazu zunächst eine Messreihe ausAbbildung 9, bei der Verzerrungsgrenzwerte von 3 %und 10 % vorgegeben waren und dann ermittelt wurde,welchen maximalen Schalldruck der Lautsprecherdabei bezogen auf 1 m Entfernung unter Freifeldbedingungenerreicht. Zusätzlich gibt es in diesem Messalgorithmusnoch eine Leistungsbegrenzung, umwenig verzerrende Lautsprecher nicht irgendwanndurch eine Überlastung zu zerstören. Die Messung erfolgtmit 185 ms langen Sinusburst-Signalen. Für die<strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> betrug die maximal zugeführte Leistungentsprechend der Angabe aus dem Datenblatt für diehöchste empfohlene Verstärkerleistung 250 Watt. Dasheißt, dort, wo beide Kurven zusammenfallen, wurdedie Messung durch den Leistungswert begrenzt undnicht durch die Verzerrungen. Genau das passiertoberhalb von 300 Hz durchgängig. Konkret bedeutetdas, hier spielt die <strong>Piega</strong> immer mit Verzerrungen unterhalbvon 3 %, was für einen Lautsprecher bei diesenPegelwerten ein exzellenter Wert ist.Die zusätzlich noch in das Diagramm von Abbildung9 eingezeichneten grünen Kurven zeigen denrechnerisch möglichen Wert, der sich aus der Sensitivityvon 1 W/1 m und der maximalen Leistung von250 W (+ 24 dB) ergibt. Die berechnete obere grüneKurve fällt hier auch fast durchgängig mit der blauenbzw. roten Messkurve zusammen. Der Lautsprechersetzt daher die 250 W nahezu ohne Powercompressionin den rechnerisch möglichen Schalldruck um.Die zweite Messreihe zum nichtlinearen Verhalten desLautsprechers beschätigt sich mit den Intermodulationsverzerrungen.Der Lautsprecher wird dazu miteinem Multisinussignal belastet, das aus 60 Sinussignalenin 1/6 Oktave Abstand besteht. Die spektraleZusammensetzung dieses Signals entspricht einemmittleren Musikspektrum nach EIA-426B, der Crestfaktorliegt bei praxisgerechten 12 dB. Ausgewertetwird bei dieser Art Messung, welche nicht zum Anregungssignalgehörenden Komponenten, also Verzerrungender Lautsprecher für dieses Signal erzeugt hat.Erfasst werden dabei die harmonischen Verzerrungender Sinussignale und alle Intermodulationsprodukte.Die Messung wurde für einen Mittelungspegel Leqvon 85 dBA in einer typischen Hörentfernung von 4 mdurchgeführt. Umgerechnet entspricht das einem Pegelvon 97 dBA in 1 m. Der dabei gemessene PeakwertLZpk lag bei 103 dB.Summiert man alle Verzerrungskomponenten auf, dienicht im Anregungssignal enthalten waren, dann liegtder Pegel 25 dB unter dem des Gesamtsignals, was einemVerzerrungsanteil von 3,2 % entspricht und auchin dieser Disziplin das gute Verzerrungsverhaltender <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> bestätigt. Über der Frequenzachse190 FIDELITY-MAGAZIN.DE


MESSTECHNIKaufgetragen zeigt sich zudem eine gleichmäßige Verteilung derVerzerrungskomponenten ohne punktuelle Schwachstellen.Fazit MesswerteDie <strong>Piega</strong> <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> hat mit ihrem stilvoll gestalteten Alugehäuseund dem koaxialen Magnetostaten gleich zwei besondereHighlights zu bieten. Während Ersteres natürlich vor allem unteroptischem Aspekt zählt, liefert der koaxiale Mittelhochtöner ganzklare akustische Pfunde. Die gelungene Kombination der beidenFlächenstrahler agiert hier bereits ab 500 Hz aufwärts und liefertexzellente Werte in allen Disziplinen. Besonders herausragendsind die durchgängig niedrigen Verzerrungswerte, die auch gehobeneLautstärken mit nur minimalen Verzerrungen erlauben. Diebeiden Tietöner stehen dem in nichts nach und bilden eine sehrschön passende Ergänzung für den unteren Frequenzbereich. ImAbstrahlverhalten bündeln die <strong>Coax</strong> <strong>120.2</strong> etwas krätiger als klassischeDreiwege-Kombinationen, was ihnen vor allem in akustischeneher schwierigen Räumen mit moderner Architektur zumVorteil gereicht. Bei der Auswahl des Verstärkers sollte man daraufachten, dass partiell niedrige Impedanzwerte (2,8 Ω) nicht zumProblem werden und generell hinreichend Leistung in der Größenordnungvon 200 W an 4 Ω zur Verfügung steht. Es empiehltsich, soweit möglich Bi-Wiring zu nutzen. Bi-Amping erscheintdagegen bei der Auswahl eines solide konstruierten Verstärkersmit hohem Dämpfungsfaktor nicht unbedingt notwendig.1012Intermodulationsverzerrungen bei 85 dBA Pegelin 4 m Entfernung unter Freifeldbedingungen.Anregungssignal (blau): Multisinus mit der spektralenVerteilung eines mittleren Musiksignals unddB Crestfaktor

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