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Land Aktiv 01/04 - KLB Deutschland

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TITEL 6<br />

<strong>KLB</strong> 16<br />

LEBEN 22<br />

INTERNATIONAL 26<br />

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LAND aktiv – <strong>KLB</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Drachenfelsstr. 23<br />

536<strong>04</strong> Rhöndorf<br />

TEL 0 22 24 - 7 10 31<br />

FAX 0 2224-78971<br />

e-mail: klbundild@aol.com<br />

Kosten: 6 Ausgaben für 8,70 Euro pro Jahr<br />

Inhalt<br />

MAGAZIN 4<br />

TITEL 6<br />

6 Engagiert und innovativ!<br />

8 Bildung im Jahr der Bibel<br />

9 Waldspielplätze<br />

10 Persönlichkeitsbildung. Was ist das?<br />

12 Lernen auf dem Schulbauernhof<br />

14 Lebenslanges Lernen<br />

<strong>KLB</strong> 16<br />

18 <strong>Land</strong>pastorale in Planckstetten<br />

20 Wallfahrtsleiterschulung<br />

21 Zum „Wirklichen Leben“<br />

GESELLSCHAFT 20<br />

20 Konsum macht nicht glücklich<br />

LEBEN 22<br />

16 Impulse<br />

24 7 Wochen regional<br />

25 RÄTSEL<br />

INTERNATIONAL 26<br />

26 Afrika: Zeichen der Hoffnung<br />

28 Internationale Bildungsarbeit<br />

GEISTLICHES WORT 30<br />

30 Zeichen am Weg<br />

FORUM (Grüne Seiten)<br />

Engagement für die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

<strong>KLB</strong> zu Fragen der Bildung und Familie?<br />

Impressum<br />

LAND aktiv, Zeitschrift des Kath. <strong>Land</strong>volks. Herausgeber: Bundesvorstand<br />

der Katholischen <strong>Land</strong>volkbewegung <strong>Deutschland</strong>s.<br />

Verantwortlich für LAND aktiv.:<br />

<strong>KLB</strong> Geschäftsführung, Drachenfelsstr. 23, 536<strong>04</strong> Rhöndorf, Tel.:<br />

02224/71031, Fax: 0 22 24 / 7 89 71, E-Mail: Bundesstelle@landvolk.de.<br />

Redaktion: Katharina Knierim (verantwortlich), Lothar Kleipaß (Internationales),<br />

Drachenfelsstr. 23, 536<strong>04</strong> Rhöndorf, Tel.: 0 22 24 / 7 10 31-32.<br />

Bildnachweis: Titelbild, Carsten Liersch; Eschemann: S.12; Globus: S.4; Lothar Kleipass:<br />

S.26, 27,; <strong>KLB</strong> Augsburg: S. 9, 20; <strong>KLB</strong> Bundesstelle: S. 5,17, 18, 19, 22,<br />

30; <strong>KLB</strong> Freiburg: S.24; <strong>KLB</strong> Paderborn/Hardehausen: S.8, 14, 28; <strong>KLB</strong> Oesede:<br />

S. 10, 11; Luise Kött, Zülpich, Künstlerin: S. 16; Irmgard Neuss: S. 15; Erich Pawlu:<br />

S. 21; P. S. Soczynski SDS: S.6;<br />

Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge entsprechen nicht immer der Meinung<br />

der Redaktion. Jahresbezugspeis für 6 Ausgaben im Jahr ab <strong>01</strong>/20<strong>04</strong>:<br />

8,70 Euro (einschließlich Postgebühren). Im Betrag sind 7% Mehrwertsteuer<br />

enthalten. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Beiträgen kann mit Genehmigung<br />

der Redaktion erfolgen. Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Bonn.<br />

Bestellungen können bei LAND aktiv, Drachenfelsstr. 23, 536<strong>04</strong> Rhöndorf<br />

aufgegeben werden. Tel.: 0 22 24/71031, Fax: 0 22 24/78971,<br />

E-Mail: Bundesstelle@landvolk.de oder klbundild@aol.com


Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Bildung und Erziehung – das Thema, das die <strong>KLB</strong><br />

über das ganze Jahr 20<strong>04</strong> begleitet. Es soll in<br />

verschiedenen Veranstaltungen und Arbeitskreisen<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und<br />

diskutiert werden.<br />

Ist der Teilnehmer bei der Fernseh-Quizshow besonders<br />

gebildet oder die Zehnjährige, die Fakten<br />

über Mozart abspulen kann? Nein, es ist nicht die Anhäufung<br />

und das Sammeln von Fakten, was zählt,<br />

sondern die Beurteilung und das Einordnen von Informationen;<br />

also der „alte Unterschied zwischen Wissen<br />

und Weisheit oder Lebensklugheit.“<br />

Bildung ermöglicht jedem von uns, die tagtäglichen<br />

Alltagssituationen, Probleme und Fragen im Netzwerk<br />

ihres komplexen Umfelds wahrzunehmen, sich zu<br />

orientieren, in das eigene Wertesystem einzuordnen<br />

und Entscheidungen treffen zu können. Das heißt, es<br />

geht also nicht nur um das Vermitteln von Wissen,<br />

sondern auch um die Vermittlung und die Auseinandersetzung<br />

mit Wertvorstellungen.<br />

Also nicht nur ein Thema für Mütter und Väter. Denn<br />

eine ganzheitliche Bildung, die außer Wissen und<br />

Können auch z.B. soziale, ethische und religiöse Fragen<br />

und Fertigkeiten mit einbezieht, fördert die Entfaltung<br />

des ganzen Menschen und eines sinnerfüllten<br />

Lebens für sich selbst und seine Umwelt.: ein Wunsch,<br />

eine Sehnsucht, die wir alle unser Leben lang hegen<br />

und zu erfüllen suchen.<br />

Mit solch spannenden Fragen und Projekten im Blick,<br />

wünsche ich uns allen ein erfülltes und glückendes<br />

Jahr 20<strong>04</strong>,<br />

Ihre<br />

Katharina Knierim / Redaktion<br />

LAND<br />

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<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

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4<br />

Im Einklang<br />

Junge Familien tun sich schwer mit der Entscheidung, ob und wann sie Kinder bekommen möchten. Auch ob ein zweites<br />

oder drittes geplant wird, ist nicht selbstverständlich. Zurzeit liegt die Geburtenrate in <strong>Deutschland</strong> bei 1,29 Kindern je<br />

Frau. Das sind weniger Kinder als in den Jahren zuvor. Und es sind weniger Geburten als in den europäischen Nachbarländern.<br />

In einem Gutachten für das Familienministerium wiesen Wissenschaftler nun auf eine wichtige Voraussetzung<br />

für mehr Kinder hin. Gute Betreuung in Einrichtungen oder durch Tagesmütter ermöglicht Frauen eine möglichst kurze<br />

Unterbrechung ihrer Berufstätigkeit. In den Ländern, in denen ein großer Teil der unter Dreijährigen professionell betreut<br />

wird, ist die Geburtenrate hoch. Das gilt für Dänemark und Schweden, aber auch für Irland und Großbritannien.<br />

In Ländern mit besonders niedriger Betreuungsquote (Italien, Spanien, Österreich) ist auch die Geburtenrate sehr niedrig.<br />

Eine Ausnahme bilden die Niederlande mit niedriger Betreuungsquote und hoher Geburtenrate. Dort allerdings gibt es<br />

viele Teilzeitarbeitsplätze, die den Eltern erlauben, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. globus<br />

Die meisten Altenpfleger würden nicht ins Heim gehen<br />

Bonn. Die Mehrheit der Altenpfleger in <strong>Deutschland</strong> gibt ihren Arbeitsstätten schlechte Noten. Mehr als 60 Prozent<br />

würden sich im Alter nicht freiwillig in ein Pflegeheim begeben, wie aus einer Studie der Bonner Universität hervorgeht.<br />

Sie wollten lieber zu Hause von Angehörigen versorgt werden. Hauptkritikpunkt der Beschäftigten war, dass<br />

aus Arbeitsüberlastung kaum Zeit bliebe, auf individuelle Wünsche einzugehen oder ein Schwätzchen mit den Bewohnern<br />

zu halten. Die psycho-soziale Komponente bliebe auf der Strecke, die Pflege verkomme zur Fließbandarbeit.<br />

Weiterer Grund, warum die meisten Befragten für sich das Altersheim ablehnten, sei die „deprimierende Ghetto-<br />

Atmosphäre“. Die Senioren blieben unter sich, es fehle die Lebendigkeit junger Leute. Dennoch stehen 75 Prozent<br />

der Befragten ihrem Beruf größtenteils positiv gegenüber. Als Grund nannten sie „das befriedigende Gefühl, eine<br />

sinnvolle Tätigkeit auszuüben“. In den höheren Positionen sei die Quote noch höher. Nur jeder zehnte sei mit<br />

der Arbeit unzufrieden. Die Forscher befragten erstmals hundert Pfleger und leitende Heimangestellte über ihre<br />

Vorstellungen vom eigenen Leben im Alter.<br />

KNA<br />

Weitere Informationen unter „Aktuelles“ und „Presseinformationen“ auf der Seite www.uni-bonn.de<br />

LAND<br />

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<strong>01</strong>/20<strong>04</strong>


Nach dem Erwerb des Führerscheins<br />

zum Segen in die Kirche<br />

Nach dem Erwerb des Führerscheins, anlässlich eines<br />

runden Geburtstags, beim Antritt einer neuen Arbeitsstelle<br />

oder zur Verabschiedung in den Ruhestand<br />

soll künftig der kirchliche Segen nicht fehlen.<br />

Riten und Symbole christlicher Lebenskultur könnten<br />

weitaus mehr als bisher in großer Gestaltungsvielfalt<br />

neu belebt oder auch in bisher ungewohnten Formen<br />

neu entwickelt werden. Dieses Fazit zogen der Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der<br />

Universität München, Professor Ludwig Mödl, und<br />

der <strong>Land</strong>volkpfarrer der Erzdiözese München und<br />

Freising, Josef Mayer, vor Seelsorgern und Laienmitarbeitern<br />

aus verschiedenen Pfarrgemeinden, die<br />

über neue gottesdienstliche Formen und Möglichkeiten<br />

für die Praxis in den Pfarreien nachdachten.<br />

Vor allem jungen Menschen könne so der große,<br />

allerdings oft verschlossene und verschüttete Reichtum<br />

von Ritualen und Segnungen der Kirche neu<br />

erschlossen und auf ihre Lebenssituation abgestimmt<br />

werden, sagte Mayer. Der Wunsch nach religiösen<br />

Ritualen und das Verlangen nach Segen sei<br />

auch in der säkularen Gesellschaft unübersehbar.<br />

<strong>Land</strong>volkpfarrer Mayer kann sich beispielsweise<br />

vorstellen, dass eine Pfarrei jedes Jahr die Führerscheinneulinge<br />

eigens einlädt. Bei den jungen Menschen<br />

gebe es ein großes Interesse, den Führerschein<br />

zu erwerben. Die Unfallstatistiken zeigten allerdings,<br />

dass sie gerade in der Anfangsphase besonders gefährdet<br />

seien. Es sei darum wichtig, für diese jungen<br />

Menschen um den Segen Gottes zu bitten. Ihnen<br />

könne zum Führerschein eine Plakette mit dem<br />

Bildnis des Heiligen Christophorus übergeben werden,<br />

dem Patron der Kraftfahrzeugführer und Reisenden.<br />

Vor allem könne den jungen Leuten Verantwortungsbewusstsein<br />

vermittelt werden.<br />

Magazin<br />

Internetseite soll Kinder für den<br />

Kölner Dom begeistern<br />

Köln. Mit einer neuen Internetseite will das Erzbistum<br />

Köln Kinder für den Kölner Dom begeistern. Das<br />

bundesweit erste Programm dieser Art soll Sechs- bis<br />

Zehnjährigen die Kathedrale nicht nur als Museum,<br />

sondern auch als Haus des Gebetes näher bringen,<br />

wie der Pressesprecher des Erzbistums mitteilte. Die<br />

Seite findet sich unter www.dom-fuer-kinder.de<br />

KNA<br />

www.kraeuter-almanach.de<br />

Der Kräuter-Almanach im Internet bietet eine Vielfalt an Informationen. So gibt es ein Kräuter-Lexikon,<br />

den Online-Shop „Kräuter-Reich“, Kräuterrezepte, Literaturhinweise, ein Forum und aktuelle Informationen.<br />

Die Adresse lautet: www.kraeuter-almanach.de<br />

LAND<br />

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6<br />

Engagiert und innovativ<br />

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart setzt<br />

neue pädagogische Konzepte um.<br />

Katholisches Aufbaugymnasium Obermarchtal<br />

Aufbaugymnasium Obermarchtal. Eine Schule wie jede<br />

andere? Durchaus nicht. Zum einen ist es eine katholische<br />

Schule im alten Prämonstratenserkloster, zum anderen<br />

eine Ganztagsschule. Und vor allem eine Schule, die<br />

den sogenannten „Marchtaler Plan“ mitentwickelt hat<br />

und seit dem Schuljahr 20<strong>01</strong>/2002 konsequent umsetzt.<br />

Pater Konrad Werder, SDS, besuchte das Gymnasium<br />

und schildert seine Eindrücke:<br />

Der Eingangsbereich ist noch Baustelle, da liegen<br />

Zementsäcke, eine Kreissäge wartet auf ihren<br />

Einsatz. Im ersten Stock aber glänzt das alte Kloster,<br />

neu herausgeputzt. Der Boden des langen Gangs<br />

spiegelt durch das Licht, das aus den tiefen Fensternischen<br />

hereinflutet. In jeder dieser Nischen steht<br />

ein Tischchen für das Einzelstudium am Nachmittag.<br />

Im Moment gibt es hier nur die 11. Klasse mit 25<br />

Mädchen und fünf Jungs, so viele Mädchen, weil<br />

viele aus der Realschule kommen, die im gleichen<br />

Haus geführt wird. Einen sehr familiären Schulbetrieb,<br />

von Eltern, Lehrern und Schülern als großes<br />

Plus empfunden, wird es aber auch noch geben,<br />

wenn die Schule einmal 130 – 150 Schülerinnen und<br />

Schüler haben wird.<br />

Pädagogische Grundsätze<br />

Dennoch, die Grundsätze des Marchtaler Plans<br />

werden schon jetzt in der Anfangsphase der Schule<br />

konsequent umgesetzt. Und sie kommen an, das<br />

zeigt die Reaktion von Schülerinnen.<br />

Beispielsweise der vernetzte Unterricht. Am Dienstagnachmittag<br />

gibt es drei Stunden im Block mit den<br />

LAND<br />

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<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

Fächern Geschichte, Deutsch und Musik. „Es ist einfach<br />

interessant von der Geschichte der Pest zu hören<br />

und daran anschließend, wie sich die Erfahrungen<br />

der Menschen dieser Zeit in der Literatur niedergeschlagen<br />

haben oder von der Aufklärung und der<br />

Musik dieser Zeit, der Klassik“, so schildert Christine<br />

Müller ihre Zustimmung zu dieser Form von Unterricht,<br />

und: „Man sieht einfach die Zusammenhänge<br />

besser und so werden einem die Dinge viel klarer“.<br />

Zu Beginn des Nachmittagsunterrichts sitzt eine<br />

Gruppe von Schülern auf dem Gang am runden<br />

Tisch und arbeitet an einem mathematischen Problem:<br />

Selbstorganisiertes Lernen. „Am Anfang war das<br />

ziemlich kompliziert, da hätte ich mir gewünscht,<br />

dass der Lehrer mehr vorne steht, aber inzwischen<br />

wissen wir, wie man das anpackt“, erzählt Silke<br />

Geiss. In Gemeinschaftskunde könne es schon sein,<br />

dass man sich zwei Stunden die Köpfe heiß rede, da<br />

speichere man dann mehr als beim Frontalunterricht.<br />

„Und dann geht es darum, das Erarbeitete vor<br />

der Klasse vorzutragen, da lernen wir auch das Reden<br />

und Auftreten und man muss dann gedanklich<br />

voll da sein“, lobt Silke diese Arbeitsform.<br />

Aber auch die Philosophie und der Morgenkreis stehen<br />

hoch im Kurs. Die Philosophie ist mit einer<br />

Stunde in der Woche fest im Stundenplan vertreten.<br />

Da geht es um den Sinn des Lebens, um das Leben<br />

nach dem Tod, aber natürlich auch um griechische<br />

Göttersagen, um Sokrates oder auch um ganz ausgefallene<br />

Fragen. Sarah Schumann schildert ihre Erfahrungen<br />

so: „Es ist etwas ganz anderes als der<br />

normale Unterricht. Da geht es nicht nur um die<br />

Aneignung eines Stoffes, da bin ich auch selbst mit


Der „Marchtaler Plan“ – das Konzept<br />

Er greift u.a. Prinzipien der Pädagogik Maria<br />

Montessoris auf und ergänzt den herkömmlichen<br />

Fachunterricht durch alternative Formen.<br />

Morgenkreis eröffnet die Schulwoche und<br />

kennzeichnet den Wochenanfang als eine neu geschenkte<br />

Gabe und Aufgabe.<br />

Freie Stillarbeit stellt die Individualität des<br />

jungen Menschen und seine Berufung zur Freiheit<br />

in die Mitte des pädagogischen Bemühens.<br />

Vernetzter Unterricht vermittelt bisher separat<br />

und oft zeitlich versetzt in den einzelnen Fächern<br />

behandelte Aspekte eines Themas in einer Unterrichtseinheit<br />

und macht so in mehrperspektivischer<br />

Sicht Querverbindungen und Sinnzusammenhänge<br />

fächerübergreifend deutlich.<br />

Ziele sind, die Befähigung der jungen Menschen<br />

zu einem heute mehr denn je erforderlichen ganzheitlichen<br />

Denken und zur Orientierung in einer<br />

mehrdimensionalen Welt.<br />

meinen eigenen Gedanken gefordert. Einmal sind<br />

wir von der Frage ausgegangen: Was ist ein Punkt?<br />

Es ist unglaublich, wohin einen solche Überlegungen<br />

führen können“. Im Unterschied zum Religionsunterricht<br />

sei Philosophie eben mehr weltlich<br />

ohne das Geistliche, ergänzt Silke Geiss.<br />

Der Morgenkreis ist eine eher meditative Stunde am<br />

Montagvormittag. Das sei dann ein sanfter Einstieg<br />

in eine harte Woche, meint Sarah Schumann. Eine Bildbetrachtung<br />

etwa sei auch eine Chance, in sich selbst<br />

hineinzuschauen, weiß Silke Geiss und Christine Müller<br />

ist sich bewusst, „dass hier mehr ist als Schule, dass<br />

nicht einfach der Unterricht durchgezogen wird, dass<br />

man an dieser Schule vielmehr auch Zeit hat für Besinnung,<br />

dass das nicht als Nichtstun angesehen wird,<br />

sondern dass es in den Unterricht eingebunden ist.“<br />

Das Grundanliegen der Schule<br />

Dr. Böckerstette, der Schulleiter, einer der Väter des<br />

Marchtaler Plans, schildert seine Beweggründe:<br />

„Schon im Studium war es für mich eine Kernfrage:<br />

Kann ich, ohne intellektuell zu verarmen, in der modernen<br />

Welt noch glauben? Da hat mich Kant gelehrt,<br />

dass Wirklichkeit mehr ist, als was man in der Moderne<br />

wissenschaftlich fassen kann. Das war für mich<br />

eine Befreiung, ein Weg ins Weite.“ Seine Motivation<br />

sei im Glauben verankert, ein Leben ohne eine solche<br />

Vertiefung könne er sich nicht vorstellen. „Ich empfand<br />

es als eine besondere Chance, an der Entwick-<br />

Titel<br />

lung eines pädagogischen Konzepts mitzuarbeiten,<br />

das aus unserem christlichen Glauben Antwort auf<br />

die Moderne gibt. Und da spielt die Vernetzung eine<br />

wichtige Rolle, sie eröffnet Wege, dass wir uns in<br />

den Kontext des Lebens und der Welt stellen. Und<br />

dann entdecken wir in der Moderne nicht nur Schlechtes,<br />

sondern auch die große Emanzipationsbewegung<br />

und die Würde des Menschen. An diese Strömungen<br />

können und müssen wir uns ankoppeln.<br />

Was wir hier tun, das verstehe ich im Letzten als Verkündigen,<br />

aber nicht indem wir etwas an die Leute<br />

heranbringen, sondern indem wir sie begleiten und<br />

die Fragen intellektuell durcharbeiten. Und dann muss<br />

jede und jeder Einzelne selbst die Entscheidung treffen.<br />

Die Verkündigung ist so etwas Kostbares. Dieses<br />

Gottes- und Menschenbild – es gibt nichts Kostbareres<br />

in der ganzen Welt. Das ist für mich ein tiefes Anliegen.“<br />

Was Schülerinnen schätzen<br />

Es ist erstaunlich, wie die Schülerinnen spüren, was<br />

das Ziel der Schule ist, über die Wissensvermittlung<br />

hinaus. Christine Müller formuliert es perfekt: „Ich<br />

habe das Gefühl, dass es das Anliegen der Schule ist,<br />

uns zu verantwortungsbewussten und eigenständigen<br />

Menschen zu erziehen“. Es werde viel Selbstverantwortung<br />

eingefordert, nicht nur im Schulleben allgemein,<br />

sondern auch bei der Erarbeitung der Stoffe, aber<br />

man wisse immer, dass die Lehrer hinter einem stehen,<br />

dass man sich jederzeit an sie wenden könne, meint Silke<br />

Geiss. Überhaupt bekommen die Lehrer ein dickes<br />

Lob. Sarah Schumann: „Wir haben hier viel Glück mit<br />

unseren Lehrern, sie sind Lehrer aus Leidenschaft.<br />

Alle sind auch außerhalb der Stunde für uns da, so<br />

dass wir uns an sie wenden können, wenn das nötig<br />

ist. Die Lehrer begegnen uns nicht von oben herab,<br />

sondern im Grunde als Partner.“<br />

Die Schülerinnen schätzen auch den Nachmittag<br />

sehr, also die Einrichtung der Schule als Ganztagsschule.<br />

„Wir machen die Hausaufgaben zusammen<br />

und haben unseren Spaß miteinander, das verbindet.<br />

Das ist einfach anders, als wenn ich um 12 Uhr nach<br />

Hause gehe und dann dort mit meinen Freunden<br />

zusammen bin“, erklärt Christine Müller.<br />

Artikel aus „Der Wegbereiter“, 4/2002<br />

P. Konrad Werder, SDS<br />

LAND<br />

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Die Bibel – ein Buch, das fast in jedem Haushalt<br />

steht und in dem doch selten gelesen<br />

wird. Da stellt sich die Frage: Wie können<br />

wir Menschen bewegen, die Bibel zur Hand zu nehmen,<br />

darin zu lesen und... das Wichtigste!... daraus<br />

Kraft für ihr Leben zu schöpfen?<br />

Eine wichtige Entdeckung in den vielen Veranstaltungen<br />

war, dass die Bibel wirklich zu jedem Lebensalter<br />

und zu jeder Lebenssituation passt, also<br />

tatsächlich ein Buch für alle ist.<br />

So ging es bei den Seminaren für Großeltern und Enkelkinder<br />

in diesem Jahr natürlich um dieses bedeutendste<br />

Buch der Christenheit. Ob Bibelparcours,<br />

Basteln von Instrumenten, Ausflug zu Bildern und<br />

Tieren der Bibel oder auch bei Vorträgen über die<br />

Bibel und das Heilige <strong>Land</strong>, immer waren Große<br />

und Kleine begeistert darüber, was die Bibel alles zu<br />

bieten hat. Positiv erstaunt waren die Großeltern,<br />

wie viele Bibelgeschichten die Kinder kannten.<br />

Die „Arche Noah“ bildete das Motto der beiden<br />

Mutter-und Kind-Freizeiten. Zum Motto „Arche“<br />

spielten, bastelten, inszenierten die Kinder 9 Tage<br />

lang – angeleitet von ideenreichen Betreuern.<br />

Auch die Mütter begaben sich auf die „Arche“: Als<br />

mutige Menschen nutzten sie die Ferien, um innezu<br />

halten, um gerade in stürmischen Zeiten die Orientierung<br />

nicht zu verlieren. In unterschiedlichen Gesprächsrunden<br />

überdachten sie, wohin ihr „Lebensschiff“<br />

gesteuert werden soll. Dabei standen u.a. Erziehungsfragen,<br />

die politische wie auch die landwirtschaftliche<br />

Situation der EU, Lebensperspektiven<br />

von Frauen in anderen Kulturen, Ernährungsfragen,<br />

biblische Vorbilder und vieles mehr im<br />

Mittelpunkt der Diskussion.<br />

LAND<br />

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Bildung im<br />

Jahr der Bibel<br />

Katholische <strong>Land</strong>volkshochschule Hardehausen<br />

Insgesamt wurde die „uralte“ Geschichte von der<br />

Arche, dem „Rettungsschiff“, Sinnbild und Orientierungspunkt<br />

für schwierige Lebenssituationen.<br />

Bei den Seniorenfreizeiten hatten wir als Jahresthema<br />

den Psalmvers „Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit<br />

gehen“ gewählt.<br />

Wie mehr Gerechtigkeit erreicht werden kann, wurde<br />

von unterschiedlichen Seiten beleuchtet: Als Basis und<br />

Orientierung wurde die Bibel als Buch der Liebesgeschichte<br />

Gottes mit den Menschen näher betrachtet;<br />

die politische Dimension wurde deutlich in der Auseinandersetzung<br />

mit den globalen Entwicklungen und<br />

der Bevölkerungssituation in unserem <strong>Land</strong>, die Gerechtigkeit<br />

zwischen Frauen und Männern stand ebenso<br />

auf dem Programm wie die Suche nach einem<br />

positiven Lebenskonzept, das Voraussetzung dafür<br />

ist, auch das Wohl des anderen im Blick zu behalten.<br />

Bei allen unterschiedlichen Themen dienten biblische<br />

Grundaussagen, Geschichten und Persönlichkeiten<br />

als Maßstab für eine aktuelle Auseinandersetzung<br />

damit, wie heute Zusammenleben in Gerechtigkeit<br />

möglich werden kann.<br />

Ob Lichtbilder aus dem Heiligen <strong>Land</strong>, Informationen<br />

zur jüdischen Kultur oder auch konkrete Bibelarbeit,<br />

z.B. zu Frauen in der Bibel, oftmals gab es<br />

große und kleine Aha-Erlebnisse und die Bemerkung:<br />

„Das muss ich noch mal in Ruhe nachlesen.“ Aber<br />

auch Kommentare wie „Wir durften früher nicht im<br />

Alten Testament lesen..." lassen nachdenklich werden.<br />

Insgesamt bleibt zu hoffen, dass das Jahr der Bibel<br />

keine Eintagsfliege bleibt, sondern jedes Jahr zu einem<br />

Jahr der Begegnung mit Gottes Wort wird.<br />

Monika Porrmann und Dagmar Feldmann<br />

KLVHS Hardehausen


Titel<br />

Ein Wald zum Lernen und Spielen<br />

Neue Attraktion für Kinder<br />

im Bergbauernmuseum Diepolz<br />

In der Kulturgeschichte der Allgäuer Bergbauern<br />

spielt der Wald eine große Rolle. Nach wie vor<br />

stellt der Holzverkauf eine wichtige Einnahmequelle<br />

der Bauern des oberen Allgäus dar.<br />

Der Wald ist aber auch ein Hort der Geschichten<br />

und Sagen, die in der heimatlichen Volksüberlieferung<br />

Bedeutung haben. Auch heute noch ist der<br />

Glaube an eine Wesensgleichheit von Mensch und<br />

Baum weit verbreitet. Dies kommt wohl am schönsten<br />

durch das Pflanzen eines jungen Bäumchens<br />

für Neugeborene zum Ausdruck.<br />

Kurzum, der Wald fasziniert uns in vielfacher<br />

Weise, sei es umweltpolitisch in der aktuellen Bergwaldproblematik<br />

oder in dem Bestreben, das Allgäuer<br />

Bergbauernmuseum um eine weitere kleine<br />

Attraktion zu bereichern.<br />

Mit wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln hat<br />

das Bergbauernmuseum nun ein „Spielwäldle“ eingerichtet.<br />

Auf dem Weg zur Museumsalpe bot sich<br />

ein kleines Waldstück mit Schlucht in hängigem Gelände<br />

an, um den Kindern zusätzlich Kurzweil und<br />

Lernerfahrungen zu ermöglichen. Eine überdimensionale<br />

Stimmgabel aus einem Baum mit Klangspiel,<br />

verschiedene, aus Baumstämmen gefertigte Schlitztrommeln<br />

und Xylophone, allerlei Klettergerüste<br />

und eine kleine Holzhütte laden zum Verweilen<br />

und Toben ein, ermöglichen Klangerfahrungen und<br />

Balanceakte für Eltern und Kinder. Infotafeln klären<br />

über die Holzproduktion und Bedeutung des<br />

Waldes auf und regen zum Telefonieren mit einem<br />

Baumstamm an.<br />

Das Spielwäldle, aus kleinsten Anfängen entstanden,<br />

ist ein Gemeinschaftswerk des Museums mit<br />

den beiden staatlichen Forstämtern des Oberallgäus,<br />

des Stadtforstes Immenstadt sowie des pfiffigen<br />

Spielgerätebauers Cucumaz und der kreativen<br />

Klangwerkstatt in Sonthofen-Altstätten.<br />

Die vier aufrechten Baumstämme davor sollen nach<br />

und nach künstlerisch gestaltet werden. Der bekannte<br />

Bildhauer Max Schmelcher aus Scheidegg,<br />

im Jahr 2000 Kunstpreisträger der Stadt Kempten,<br />

hat bereits einen Anfang gemacht: Zwei seiner Baumskulpturen<br />

stehen am Eingang des Spielwäldles.<br />

Baum-Telefon<br />

Habt Ihr schon einmal mit einem Baumstamm<br />

telefoniert? Probiert es einmal aus: Wenn jemand<br />

am unteren Ende des Stammes kratzt,<br />

hört Ihr dieses Geräusch bis in die Baumspitze.<br />

Denn Holz ist ein ausgezeichneter Schallleiter!<br />

Das hat schon manchem Eichhörnchen oder<br />

Vogel das Leben gerettet. Der gefräßige<br />

Baummarder, der den Stamm hinaufklettert,<br />

verrät sich schon früh durch die Geräusche<br />

seiner Krallen.<br />

Sollte es mit dem Telefonieren nicht so gut<br />

funktionieren, könnt Ihr den Baumstamm<br />

auch zum Balancieren benutzen.<br />

LAND<br />

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10<br />

LEBEN UND LERNEN MIT<br />

JUNGEN ERWACHSENEN<br />

Persönlichkeitsbildung im Winterkurs in der LVHS Oesede<br />

LVHS Oesede. Schon im Gründungsjahr 1929 begann<br />

Johannes Schlömann mit dem ersten langfristigen<br />

Kurs für junge Bauern, damals im Jugendheim<br />

in Haste. Ziel war es, den jungen Menschen Rüstzeug<br />

für ihr persönliches, berufliches und öffentliches<br />

Leben mitzugeben. Diese Grundgedanken sind<br />

auch heute im Winterkurs tragendes Element der<br />

Bildungsarbeit. Auch wenn in den vergangenen<br />

Jahrzehnten sich das Leben der jungen Leute und<br />

vor allem der Gesamtgesellschaft sehr verändert hat,<br />

so gehen wir nach wie vor von der jeweiligen Lebenssituation<br />

der jungen Menschen aus, d.h. sie<br />

werden dort abgeholt, wo sie sind. Ihre familiäre<br />

und berufliche, aber auch ihre gesellschaftliche Stellung,<br />

ihre Lebensperspektive wird in die Bildungsarbeit<br />

einbezogen. Es geht darum, Unsicherheiten,<br />

Sorgen und Ängste zu überwinden, aber auch Stärken<br />

zu fördern und zu entwickeln. Das Arbeiten an<br />

der eigenen Persönlichkeit und die Stärkung des<br />

Selbstwertgefühls sind wichtige Elemente der Bildungsarbeit,<br />

früher und heute, um so das Leben<br />

besser gestalten zu können.<br />

Wandel in der Agrarkultur<br />

Was den Bereich <strong>Land</strong>wirtschaft und Agrarpolitik<br />

angeht, immer auch Schwerpunkt im Winterkurs, so<br />

hat sich hier in den vergangenen Jahrzehnten ein rasanter<br />

Wandel vollzogen. Von der Unterversorgung<br />

und damit Streben nach Ernährungssicherheit zu einer<br />

Situation der Überversorgung und Produktionsdrosselung,<br />

sind wir heute bei Akzeptanzproblemen<br />

der Gesellschaft mit den Forderungen nach Nachhal-<br />

LAND<br />

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Was sagen die<br />

Teilnehmer?<br />

Ulrich Kruse, 21 Jahre, aus Werlte: „Nach der<br />

Schule war ich auf zwei Lehrbetrieben, bewusst<br />

weit weg, um Abstand zu haben und auch wirklich<br />

das eigenständige Arbeiten zu lernen. Dann hörte<br />

ich vom Winterkurs und ich dachte: „Das ist es! Eine<br />

viermonatige Auszeit, in der es nicht nur um<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft, sondern auch um andere Themen<br />

wie Kommunikations- und Konflikttraining geht.“<br />

Ich wollte mal etwas für mich persönlich tun, mal<br />

andere Meinungen hören, Zugang zu anderen<br />

Denk- und Verhaltensweisen bekommen.“<br />

Auch Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen<br />

Bauernverbandes, ist ehemaliger „Grundkursler“:<br />

„Von zentraler Bedeutung sind für mich die Stärkung<br />

der Persönlichkeit, des Selbstvertrauens und<br />

des Selbstbewusstseins. Sich den Veränderungen<br />

im betrieblichen und sozialen Umfeld zu stellen<br />

und die Möglichkeiten von Partnerschaft und Zusammenarbeit<br />

in der Familie und Nachbarschaft zu<br />

sehen, darauf kommt es an.“<br />

Magdalene Blaimscheid, 22, Österreich: „Ich war<br />

auf der Suche nach Neuorientierung, hatte den Bezug<br />

zur eigentlichen <strong>Land</strong>wirtschaft etwas verloren.<br />

Ich habe die Zeit in Oesede genutzt, noch mal<br />

auf Distanz die eigenen Perspektiven für den Hof<br />

zu überprüfen. Der Grundkurs hat mir rundum gut<br />

getan; so eine Chance bekommt man nie wieder!“


tigkeit und umweltpolitischen Auflagen angelangt.<br />

Daneben gibt es weitere große Herausforderungen<br />

wie die EU-Erweiterung, zunehmenden Wettbewerb,<br />

Kosten und Preisdruck, psychosoziale Problemlagen,<br />

vor allem durch Arbeitsüberlastung, um<br />

nur einige zu nennen. Um an Lösungswegen und betrieblichen<br />

Möglichkeiten zu arbeiten, dazu treffen<br />

wir uns mit den Teilnehmenden im Winterkurs. Wir<br />

wollen mithelfen, landwirtschaftliche Betriebe mit<br />

unternehmerischem Geschick durch schwierige Anpassungsphasen<br />

zu bringen und damit Familienunternehmen<br />

zu erhalten. Dazu ist es notwendig,<br />

sich von starrer Prinzipientreue zu trennen, hin zu<br />

alternativen Denkansätzen, zu neuen Wegen zu kommen.<br />

Unternehmerisches Denken und Handeln können<br />

Garant zu erfolgreichem Betriebsmanagement<br />

und zur Unternehmensentwicklung sein. Ein landwirtschaftliches<br />

Unternehmen mit gutem Betriebsmanagement<br />

muss nicht im Widerspruch zu den Forderungen<br />

der Gesellschaft stehen, sondern kann im<br />

Gegenteil durch Beachtung der Prinzipien eines<br />

nachhaltigen Wirtschaftens zu mehr Akzeptanz führen.<br />

Daneben gilt es bei aktuellen Ereignissen entsprechend<br />

zu reagieren, ich erinnere nur an die<br />

Schweinepest oder die BSE-Krise.<br />

Nach dem Winterkurs nimmt jeder etwas mit nach<br />

Hause. Veränderungen in der eigenen Persönlichkeit<br />

brauchen manchmal noch etwas Zeit, bis sie zur Wirkung<br />

kommen. Ebenso brauchen Ideen und Visionen<br />

etwas Zeit, da man für die Umsetzung andere Menschen,<br />

die Familie begeistern muss.<br />

Was jeder annimmt, sind neue Freundschaften, die<br />

dann lange Jahre halten, Freundschaften die weit aus<br />

der heimatlichen Region hinausreichen. Parallel zum<br />

Winterkurs haben wir seit 1961 ausländische Gäste<br />

Titel<br />

im Haus, die aus Dankbarkeit über die herzliche<br />

Aufnahme die neuen Freunde in ihre Heimatländer<br />

zu Besuchen einladen.<br />

Ist man dann zwei/drei Jahre wieder in Arbeit auf<br />

dem elterlichen Betrieb, rührt sich bei vielen Winterkurslern<br />

so etwas wie Sehnsucht nach der Stätte, wo<br />

man vier Monate im Winterkurs zusammen gelebt<br />

und gelernt hat. Meist ergreift der Kurssprecher die<br />

Initiative und sorgt dafür, dass man sich zu einem<br />

Ehemaligenwochenende in der <strong>Land</strong>volkshochschule<br />

trifft. Eine aktive Ehemaligengemeinschaft und oft<br />

lebenslange Freundschaften zeugen deshalb von gelungener<br />

Arbeit im Winterkurs.<br />

Peter Purschke, Referent KLVHS Oesede<br />

Grundkurse werden bundesweit angeboten. Zum<br />

einen seit vielen Jahren über die <strong>Land</strong>volkshochschulen:<br />

Verband der ländlichen Heimvolkshochschulen<br />

<strong>Deutschland</strong>s, LVHS Hardehausen,<br />

Abt-Overgaer-Str. 1, 34414 Warburg,<br />

aber auch die Andreas Hermes Akademie des Dt.<br />

Bauernverbands bietet aufeinander aufbauende<br />

Kursmodule an, die Persönlichkeits- und Unternehmensentwicklung<br />

verknüpfen, die sogenannten<br />

BUS-Seminare.<br />

Andreas Hermes Akademie e.V.<br />

In der Wehrhecke 1<br />

53125 Bonn-Röttgen<br />

0228 / 919290 TEL / 9192955 FAX<br />

www.andreas-hermes-akademie.de<br />

LAND<br />

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12<br />

Lernen auf dem Bauernhof<br />

Lernen auf dem Bauernhof“ heißt eine bundesweite<br />

Initiative, bei der es darum geht, Kindern<br />

„die faszinierende Welt der <strong>Land</strong>wirtschaft live<br />

und vor Ort“ nahe zu bringen.<br />

Gleichzeitig bietet dieses fachkundige Engagement<br />

auch den Betrieben die Möglichkeit eines zusätzlichen<br />

Standbeins und Einkomens.<br />

Vier Gesichtspunkte sind dabei wichtig:<br />

• Schule und Bauernhof sollen eine ideale Partnerschaft<br />

bilden<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft soll lebendig vermittelt werden<br />

• Erfahrungen aus der Aktion sollen gebündelt werden<br />

und in einen Leitfaden einfließen<br />

• Informationslücken bei den Beteiligten sollen geschlossen<br />

werden.<br />

Mit allen Sinnen kann <strong>Land</strong>wirtschaft erfahren werden.<br />

Die Angebotspalette reicht von 3-stündigen Hofführungen<br />

bis zu mehrtägigen und sogar jahresbegleitenden<br />

Angeboten. Die Schwerpunkte und Möglichkeiten<br />

sind von Hof zu Hof verschieden. Allen<br />

gemeinsam ist das handlungs- und erlebnisorientierte<br />

Lernen und Erfahren.<br />

Einer der Höfe, die sich beteiligen werden, ist der Biolandhof<br />

„Im Grunde“, den die Familie Eschemann in<br />

Marenbach im Westerwald ökologisch bewirtschaftet.<br />

Der Hof hat eine landwirtschaftliche Nutzfläche von<br />

219 Hektar, teils Ackerland, teils Grünland. 80 Holstein<br />

– frisische Milchkühe mit Braunvieheinkreuzung liefern<br />

täglich Milch, die teilweise zusammen mit Ackerfrüchten<br />

und Obst von der Streuobstwiese der Direkt-<br />

LAND<br />

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vermarktung dient. Im Verkauf sind Schnittkäse, Sahne,<br />

Butter, Quark, Joghurt, Frischkäse und Dinkelvollkornbrot.<br />

Mittwoch und Freitag sind bevorzugte<br />

Tage, an denen Gruppen den Hof besuchen können.<br />

Die Familie Eschemann hat bereits viele jahre Erfahrungen<br />

mit ähnlichen Aktionen wie „Lernen auf dem<br />

Bauernhof“. Hans-Peter Ollig fragte Dietmar Eschemann:<br />

Wer kommt denn hauptsächlich zu<br />

Ihnen?<br />

D. E.: Neben Gruppen aus den Kindergärten der<br />

Umgebung sind es die Schülerinnen und Schüler,<br />

Lehrerinnen und Lehrer der Bürgermeister – Raiffeisen<br />

Grundschule in Weyerbusch. Sie ist ökologisch<br />

ausgerichtet, so dass man dort besonders daran<br />

interessiert ist, dass die Kinder Anteil am natürlichen<br />

Jahresablauf haben. So können sie bei uns<br />

beispielsweise den Weg des Korns von der Aussaat<br />

bis zum gebackenen Brot erleben.<br />

Ein anderes Beispiel: In der freien Waldorfschule<br />

Gummersbach absolvieren die Schülerinnen und<br />

Schüler in den letzten sechs Jahren ihres Schulbesuches<br />

jedes Jahr ein Praktikum, darunter eines in<br />

ökologischer <strong>Land</strong>wirtschaft. Unser Hof gehört zu<br />

denen, die das ermöglichen. So hatten wir im letzten<br />

Jahr eine Schülerin von dort bei uns und werden<br />

auch künftig für ähnliche Maßnahmen offen sein.<br />

An der neuen bundesweiten Aktion „Lernen auf<br />

dem Bauernhof“ werden wir uns beteiligen, sobald


sich die Gelegenheit dazu ergibt, denn die guten Erfahrungen,<br />

die wir bisher mit Kindergärten, Schulklassen<br />

und anderen Gruppen von jungen Leuten<br />

gesammelt haben, motivieren uns, hier mitzutun.<br />

Gibt es etwas, das bei den<br />

Besuchen besonders auffällt?<br />

D. E.: Hauptsächlich sind es die Aha-Erlebnisse der<br />

Kinder, Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrer, die<br />

beispielsweise gelegentlich feststellen müssen, dass sie<br />

die Getreidearten nicht unterscheiden können. Darüber<br />

hinaus ist es für uns interessant zu sehen, mit<br />

welchen Vorstellungen von der <strong>Land</strong>wirtschaft Menschen<br />

unterwegs sind, die bis dahin nur wenig damit<br />

zu tun hatten. Während die einen eine Idylle erwarten,<br />

die es nicht gibt, pflegen andere ein Bild von naturferner<br />

moderner <strong>Land</strong>wirtschaft, was geauso falsch ist<br />

und nicht selten auf Klischees zurückgeht wie sie<br />

moderne Medien vermitteln. Zwar ist es nicht idyllisch<br />

bei uns, aber naturfern sind wir auf keinen Fall. Sowohl<br />

der tägliche Umgang mit Tieren als auch die Arbeit<br />

auf dem Acker im Rhythmus der Jahreszeiten sind<br />

grundlegend für unsere Wirtschaftsweise, zu der auch<br />

moderne Technik im notwendigen Maß gehört.<br />

In der Tierhaltung gilt Ähnliches. Dort sind wir oft<br />

mit Vorstellungen konfrontiert, die nicht umsetzbar<br />

sind, weil der Arbeitsaufwand dafür viel zu hoch<br />

wäre. Ein Beispiel: Auf den Biolandhöfen ist Einstreu<br />

für Tiere unverzichtbar, und manch einer erwartet,<br />

dass die Tiere an jedem Ort im Stall bis zum<br />

Bauch im Stroh stehen. In Wirklichkeit ist es anders,<br />

und teilweise sind sogar Freiflächen erforderlich.<br />

Man muss dann erklären, warum das so richtig ist.<br />

Ähnliches gilt für den Auslauf im Winter und andere<br />

Vorgänge im Umgang mit Tieren.<br />

Worauf kommt es besonders an?<br />

D. E.: Die jungen Gäste erleben die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

wie sie ist. Da ist die Kuh nicht lila, sondern so gefärbt<br />

wie die Natur es will. Sie sehen, woher unsere<br />

Lebensmittel kommen. Anders als im Supermarkt<br />

wird zum Beispiel der Weg der Milch vom Euter bis<br />

zum fertigen Käse sichtbar. Ähnlich ist es beim Saat-<br />

Titel<br />

gut, das bei uns nicht gebeizt wird und ungiftig ist.<br />

Man könnte es also gefahrlos essen. Wie das Korn<br />

nach der Saat wächst, reift, sich vermehrt und geerntet<br />

wird, lässt sich nirgendwo so gut beobachten wie<br />

in einem landwirtschaftlichen Betrieb.<br />

Ist der Aufwand für einen Betrieb<br />

vertretbar, in dem sowieso täglich<br />

viel Arbeit anfällt?<br />

D. E.: Schon allein wegen des positiven Werbeeffekts<br />

und der Möglichkeit, die <strong>Land</strong>wirtschaft aus unserer<br />

Sicht richtig darzustellen, ist der relativ geringe Aufwand<br />

zu rechtfertigen. Man braucht nur etwas Zeit für<br />

die Vorbereitung auf die jeweilige Gruppe aus dem Kindergarten<br />

oder der Schule und auch am Tag der Begegnung<br />

selbst, denn es ist gut, ohne Zeitdruck die einzelnen<br />

Vorgänge gründlich und verständlich zu erklären.<br />

Meist finden die Besuche im Sommer statt. Dann wollen<br />

sich die jungen Gäste nach Möglichkeit draußen<br />

umschauen. Für die Gesprächsrunden genügen ein paar<br />

Strohballen und kleine Tische in der Mitte, die im<br />

schlechten Wetter auch in einer Tenne oder in einem<br />

anderen freien Raum aufgebaut sein können. Natürlich<br />

werden auch kritische Fragen gestellt. Darauf muss<br />

man sich einstellen. Manchmal sind sie recht nützlich,<br />

denn sie zeigen, dass man Verbesserungsfähiges im<br />

Alltagsbetrieb nicht immer sieht. So gewinnen beide<br />

Seiten, die <strong>Land</strong>wirtschaft und die jungen lernbegierigen<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher. der Zukunft.<br />

Interview: Hans-Peter Ollig<br />

Sie wollen sich als <strong>Land</strong>wirt beteiligen, oder Sie suchen<br />

einen Bauernhof für Ihre Kindergruppe? Mehr über<br />

„Lernen auf dem Bauernhof“ können Sie erfahren, beim<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Rochusstraße 1 , 53123 Bonn,<br />

Tel. 0228/529-3817<br />

Dr. Silke Boger, mail: silke.boger@bmvel.bund.de<br />

www.lernenaufdembauernhof.de<br />

LAND<br />

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13


Bibelmuseum im koptisch-orthodoxen Kloster in<br />

Brenkhausen<br />

Wir brauchen Bildungsangebote für die älteren<br />

Menschen im ländlichen Raum“ –<br />

das war eine Feststellung des <strong>KLB</strong>-Vorstands<br />

im Jahre 1974 und ich bekam den Auftrag,<br />

Wege aufzuzeigen, wie dies zu verwirklichen sei.<br />

Die Altentage mit einem sehr aufwendigen und äußerst<br />

unterhaltsamen Programm kannte man ja<br />

überall. Wir wollten mehr, wir wollten mit den älteren<br />

Menschen über „Gott und die Welt“ ins Gespräch<br />

kommen, Neues und Interessantes vorstellen, von<br />

ihren Lebenserfahrungen lernen und, wenn möglich,<br />

Antworten auf wichtige Lebensfragen geben.<br />

14 LAND<br />

Freue Dich auf den Himmel<br />

Ich machte mich auf die Suche nach Literatur und<br />

Arbeitshilfen, um Anregungen für meinen Auftrag<br />

zu erhalten. Das einzige, was ich damals fand, hatte<br />

(kurzgefasst) zum Inhalt: Nimm dein Alter an,<br />

schau’ dankbar zurück und freue dich auf den Himmel.<br />

Dann gab es noch Anleitungen zur spielerischen<br />

Beschäftigung in froher Gemeinschaft. Erste<br />

zaghafte Anfänge von Seniorentanz brachten etwas<br />

„Farbe“ und <strong>Aktiv</strong>ität in die Altenarbeit.<br />

Mit der Hilfe eines neu gegründeten Arbeitskreises<br />

„Ältere Generation“ wagten wir es, einen „Seniorentag“<br />

in das Programm der <strong>Land</strong>volkhochschule aufzunehmen,<br />

zu dem jeden zweiten Monat zu einem bestimmten<br />

Thema eingeladen wurde. Wir waren erstaunt,<br />

wie bildungshungrig und diskussionsfreudig die<br />

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Lebenslanges<br />

Lernen<br />

– auch im Alter ?!<br />

Menschen (über 60) waren und immer noch sind, denn<br />

den Seniorentag gibt es heute noch.<br />

Eine Äußerung machte uns im Arbeitskreis nach einigen<br />

Jahren unserer Arbeit sehr stolz. Sie lautete: „Mit<br />

denen, die immer zu euch kommen, kann man ganz<br />

anders reden. Sie sind aufgeschlossen und haben stets<br />

eine positive Lebenseinstellung“.<br />

Warum ich das alles erzähle? Wenn ich heute die überaus<br />

große Zahl von Untersuchungen, Leitlinien und<br />

Arbeitshilfen zum Thema „Alter“ und „Altern“ sehe,<br />

bin ich erfreut über diese Entwicklung. Man hat das<br />

Alter entdeckt und bringt vieles zu Papier: wie man<br />

Gehirn und Körper trainiert, die Lebensqualität im Alter<br />

steigert, schwere Zeiten wie Krankheit, Sterben und<br />

Trauer bewältigt, sich ehrenamtlich engagiert u.v.m....<br />

Vor fast 30 Jahren haben wir mit den älteren Menschen<br />

begonnen, Bildung für sie anzubieten. Ich bin fest davon<br />

überzeugt: Wir haben es damals richtig gemacht.<br />

In den 30 Jahren hat sich das Altern sehr verändert. Die<br />

Menschen im „Dritten Alter“ sind mobiler, aktiver und<br />

erreichen, statistisch gesehen, ein höheres Alter. Wie<br />

wird es weitergehen mit der „Bildung im Alter?, mit<br />

dem lebenslangem Lernen?“<br />

Wir müssen uns in das Lebensgefühl der Menschen<br />

hineindenken. Nach den Berufs- und Familienpflichten<br />

gibt es heute größere Freiräume, das Leben nach eigenen<br />

Wünschen zu gestalten. Kultur- und Freizeitangebote<br />

von Presse, Rundfunk und Fernsehen und vielen<br />

anderen Anbietern häufen sich derart, dass es sehr


schwierig geworden ist, sich für die eine oder andere<br />

Veranstaltung aus unseren traditionellen Programmen<br />

zu entscheiden. Entfernungen spielen im Gegensatz zu<br />

früher dank der Führerscheine für alle und der vorhandenen<br />

Autos keine Rolle mehr.<br />

Regioaktivkreis<br />

Oder müssen wir umdenken? Ich persönlich hatte immer<br />

den Wunsch, nach meinem Berufsleben in einer<br />

Gruppe verschiedenste Veranstaltungen zu besuchen.<br />

Weil ich nicht fündig wurde, kam mir die Idee, einen<br />

„Regioaktivkreis für interessierte Menschen über 55“<br />

einzurichten. Es war zunächst eine kleine Schar, die ich<br />

begeistern konnte, mit mir zu einer Ausstellung, einer<br />

Lesung zu gehen oder ein historisches Denkmal zu besichtigen.<br />

Jetzt schließen sich immer mehr Interessierte<br />

an und lassen sich auch spontan einladen, wenn etwas<br />

Aktuelles auf dem Programm steht; so waren wir vor<br />

kurzem die erste Besuchergruppe in den neuen Ausgrabungen<br />

im Bereich des Trierer Domes.<br />

Die Menschen im „Dritten Lebensalter“, also nach der<br />

Berufs- und Familienphase, möchten sich auch gerne freiwillig/ehrenamtlich<br />

engagieren, um ihrem Leben Sinn und<br />

Anerkennung zu geben. Hier Hilfestellungen und gute<br />

Informationen sowie Hinführungen zu geben, ist eine Aufgabe<br />

der „Bildung im Dritten Alter“. Die Bereitschaft,<br />

sich für andere einzusetzen, denen es nicht so gut geht,<br />

ermöglicht in vielen Fällen die „Bildung im vierten Alter“.<br />

Im November fand in Bonn eine Tagung zum<br />

Thema „Das 4te Lebensalter“ statt<br />

Titel<br />

Recht auf Bildung erlischt nicht<br />

Tatsächlich hat hier die Katholische Erwachsenenbildung<br />

Neuland betreten mit der Forderung, auch hochaltrigen<br />

Menschen mit Einschränkungen und sozialen<br />

Defiziten Bildung zu ermöglichen, denn das Recht auf<br />

Bildung hört nicht auf. Die Inhalte verändern sich und<br />

sind oft die Hilfe, das eigene Leben zu bestehen.<br />

Erstmalig fand Anfang Dezember 2003 eine Fachtagung<br />

zu dem Thema „Bildung im vierten Alter“ statt.<br />

Dabei wurde sehr deutlich, dass dieser hohe Anspruch<br />

oft nur mit den Menschen im „Dritten Alter“ bewältigt<br />

werden kann. Unter anderem wurden Ausbildungswege<br />

zu Seniorenbegleiterinnen und Seniorenbegleitern<br />

vorgestellt sowie Inhalte zu „Lernpartnerschaften mit<br />

Menschen im 4. Alter“ aufgezeigt. Die Empfehlung,<br />

dass sich auch ältere Menschen mit neuen Medien vertraut<br />

machen, kann für sie im hohen Alter eine nicht zu<br />

unterschätzende Hilfe bedeuten, den Kontakt zu Familienmitgliedern<br />

und dem Freundeskreis aufrecht zu<br />

erhalten. Der Themenbereich „Viertes Alter“ bleibt<br />

durch die Zunahme der Hochaltrigkeit hochaktuell.<br />

Wenn ich mich heute auf Suche nach einer Arbeitshilfe<br />

für die „Bildung im Alter“ mache, finde ich mich<br />

durch die Fülle der Angebote kaum hindurch. Das Alter<br />

und das Altern ist erfreulicherweise intensiv in den<br />

Blick unserer Gesellschaft geraten. Der gute Rat, den<br />

wir immer wieder in der Schule zu hören bekamen,<br />

können wir erst jetzt richtig verstehen: „Nicht für die<br />

Schule, für das Leben lernen wir!“<br />

Mathilde Reichertz, <strong>KLB</strong> Trier, vertritt die <strong>KLB</strong> im<br />

Referat Altenbildung bei der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Erwachsenenbildung KBE<br />

LAND<br />

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Auf vielfachen Wunsch erhält LAND aktiv für alle sechs<br />

Ausgaben im Jahr 20<strong>04</strong> zusätzlich zur Abschlussbetrachtung<br />

„Auf ein Wort“ eine Doppelseite, die sich<br />

mit Spiritualität, Lebenssinn, Lebensfragen beschäftigt.<br />

Wir wollen auch den Aspekt ‘LAND aktiv als Verbandszeitschrift’<br />

und ‘Umsetzung eines konkreten,<br />

praxisnahen Bezugs’ und ‘Arbeitshilfe für unsere Leserinnen<br />

und Leser’ umsetzen.<br />

Die Doppelseite ist deswegen immer so gestaltet, dass<br />

sie neben der persönlichen Ansprache und Bereicherung<br />

auch als Idee und Arbeitshilfe zur Gestaltung von Eröffnungs-<br />

oder Schlussimpulsen oder z.B. schöpferischen<br />

Pausen für Gruppentreffen, Tagungen, Seminare oder<br />

Sitzungen dienen kann.<br />

Was uns vorschwebt: Impulse, die den Beteiligten ‘Zeit zum<br />

Ankommen’ geben; oder Gedanken und Anstöße „zum<br />

Mit-nach-Hause-nehmen“ anbieten. Vielleicht wird<br />

durch einen gelungenen Einstieg die Atmophäre gefördert,<br />

dem Anderen zuzuhören oder sich dem Anderen<br />

zu öffnen. „Wie können wir uns besser auf die bevorstehende<br />

Arbeit einlassen?, wie steigern wir unsere<br />

Konzentration?“, sind Fragen, die uns alle interessieren.<br />

Es gibt vielerei Wege der Gestaltung:<br />

Meditative Texte und Musik, gemeinsames Singen, ein Spiel,<br />

Darstellung von Sorgen und Problemen durch Figuren,<br />

die Verwendung von Symbolen, Einbeziehen der Sinne durch<br />

Düfte, Ertasten von Dingen, Bewegungsübungen, etc.<br />

Und damit sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, als Experten<br />

vor Ort angefragt. Alle von Ihnen sind aktiv am<br />

gesellschaftlichen Leben beteiligt als Teilnehmer oder<br />

LAND<br />

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<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

IMPULSE<br />

Veranstalter von Arbeitsgruppen, Tagungen u.ä. Sie<br />

erinnern sich an eine besonders gelungene Veranstaltung,<br />

Sie haben selbst eine schöne Einführungsphase<br />

gestaltet? Dann melden Sie sich, schriftlich oder telefonisch,<br />

um es in die Doppelseite der nächsten Ausgaben<br />

von LAND aktiv einfließen zu lassen.<br />

Den Anfang macht Fridolin Löffler, Abt.Gemeindepastoral<br />

in der Erzdiözese Köln. Während der Veranstaltung<br />

„<strong>Land</strong>pastorales Symposium – neu-LAND-Kirche“ in<br />

Planckstetten im November 2003 begleitete er die<br />

Diskussion um die Zukunft der Kirche auf dem <strong>Land</strong>.<br />

Er malte das Bild „Wir sind die Saat, die aufgeht und<br />

erblüht“ mit Hilfe der folgenden Elemente:<br />

So geht hinaus<br />

auf's <strong>Land</strong><br />

die Orte und die Dörfer<br />

mit des Senfkorns<br />

Mut<br />

und seiner ganzen<br />

Kraft.<br />

So geht hinaus<br />

und sät<br />

das kleine Korn<br />

voll Gottes Macht<br />

damit<br />

euch blüht<br />

das Gottesreich.


So geht hinaus<br />

und wisset wohl<br />

dass viele<br />

dem Geheimnis<br />

traun<br />

und<br />

Gottes kleinen Aufbruch<br />

wagen.<br />

Er selbst<br />

geht mit Euch mit<br />

er führt die Hand<br />

zur Saat<br />

er selber<br />

baut seine Kirche<br />

wohl<br />

und sieh'<br />

da keimt<br />

das Senfkorn schon<br />

und Gottes Reich<br />

ist mitten<br />

unter uns.<br />

Als kreativen und sinnlichen Anreiz verteilte Fridolin<br />

Löffler an jeden Teilnehmer ein Päckchen Senfkörner<br />

mit folgender Aufschrift:<br />

Ein anderes Gleichnis gab er ihnen, indem er sagte: Mit<br />

dem Königtum der Himmel ist es gleich wie mit einem<br />

Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker<br />

säte. Das ist zwar kleiner als alle Samen; ist es aber ausgewachsen,<br />

so ist es größer als alle Kräuter und wird<br />

ein Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und<br />

nisten in seinem Gezweig.<br />

(Mt 13,31–32, Übersetzung nach Fridolin Stier)<br />

Das Motto „Auch große Werke haben mit kleinen<br />

Taten angefangen“ passt nicht nur zum Jahres- bzw.<br />

Frühlingsanfang, sondern zu allen Vorhaben, großen<br />

wie kleinen, die tagtäglich angefangen und umgesetzt<br />

werden müssen.<br />

Als Abschluss und zur aktiven Einbeziehung der<br />

Teilnehmer, hier noch das Lied „Kleines Senfkorn<br />

Hoffnung“ ( Text: Alois Albrecht; Melodie: Ludger<br />

Edelkötter; Impulse-Musikverlag)<br />

LEBEN<br />

1. Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt:<br />

werde ich dich pflanzen, dass du hier wächst, daß<br />

du wirst zum Baume, der uns Schatten wirft, Früchte<br />

trägt für alle, alle, die in Ängsten sind.<br />

2. Kleiner Funke Hoffnung, mir umsonst geschenkt:<br />

werde ich dich nähren, dass du überspringst, dass du<br />

wirst zur Flamme, die uns leuchten kann. Feuer<br />

schlägt in allen, allen, die im Finstern sind.<br />

3. Kleine Münze Hoffnung, mir umsonst geschenkt:<br />

werde ich dich teilen, dass du Zinsen trägst, dass du<br />

wirst zur Gabe, die uns leben lässt, Reichtum für alle,<br />

alle, die in Armut sind.<br />

4. Kleine Träne Hoffnung, mir umsonst geschenkt:<br />

werde ich dich weinen, dass dich jeder sieht, dass du<br />

wirst zur Trauer, die uns handeln macht, leidenlässt<br />

mit allen, allen, die in Nöten sind.<br />

5. Kleines Sandkorn Hoffnung, mir unsonst geschenkt:<br />

werde ich dich streuen, dass du manchmal<br />

bremst, dassdu wirst zum Grunde, der uns halten<br />

lässt. neues wird mit allen, allen, die in Zwängen sind<br />

Fridolin Löffler, Erzdiözese Köln<br />

Das <strong>KLB</strong>-Werkblatt 6/2000<br />

„Einstiege, Anstösse, Zugänge“ befasst sich<br />

auch mit der Gestaltung von Impulsen für<br />

Arbeitsgruppen und Konferenzen.<br />

Es kann über die Bundesstelle bestellt werden.<br />

LAND<br />

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17


Abt Gregor begrüßt seine Gäste<br />

18 LAND<br />

Kirchenvisionen gesucht<br />

Planckstetten.„Ohne Dorfstruktur und ländliche<br />

Entwicklung gibt es auch keine Kirchenstruktur“,<br />

mit diesen Worten begrüßte Abt Gregor vom Kloster<br />

Planckstetten die rund achzig Teilnehmer, die aus<br />

dem ganzen Bundesgebiet angereist waren.<br />

Das erste bundesweite <strong>Land</strong>pastorale Symposium<br />

wurde von der Katholischen <strong>Land</strong>volkbewegung<br />

<strong>KLB</strong> und der Katholischen <strong>Land</strong>jugend KLJB veranstaltet<br />

und vom Bereich Pastoral im Sekretariat<br />

der Deutschen Bischofskonferenz unterstützt.<br />

Das Forum hatte zum Ziel, mit unterschiedlichen<br />

„Vor-Ort-Expertengruppen“ die Zukunft der Kirche<br />

auf dem <strong>Land</strong>, die aktive Gestaltung des ‘Umbruchs’<br />

und des ‘Wandels’ der Kirche ins Auge zu<br />

fassen. Die Teilnehmer bewerteten das erste bundesweite<br />

Forum dabei als sehr positiv, weil durch die<br />

Vernetzung und Bündelung der in der <strong>Land</strong>pastorale<br />

‘<strong>Aktiv</strong>en’ der verschiedenen Ebenen eine sehr<br />

breite Begegungsplattform geschaffen wurde und<br />

das Thema „Kirche auf dem <strong>Land</strong>“ an die breite Öffentlichkeit<br />

getragen wird.<br />

So sagte Pfarrer Christfried Boelter, ökumenischer<br />

Beauftragter des ADL (Ausschuss der kirchlichen<br />

Dienste auf dem <strong>Land</strong> in der EKD): „Alle die in<br />

Plankstetten nicht dabei waren, haben etwas versäumt.<br />

Ich habe staunend miterlebt, wie sich Priester und<br />

Laien, Männer und Frauen, Junge und Ältere, Men-<br />

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schen aus der Wissenschaft und der Praxis und viele<br />

Verantwortliche aus den Pfarrgemeinden des ländlichen<br />

Raums in Arbeitsgruppen und Plenumsrunden<br />

für eine neu-LAND-kirche stark machten.“<br />

Praxis motiviert<br />

„Wie ist die aktuelle Situation vor Ort?“, „Was sind<br />

meine persönlichen Erfahrungen mit Kirche auf<br />

dem <strong>Land</strong>?“ sollte in einem ersten Schritt diskutiert<br />

werden, um sich dann Fragen wie „Wie soll meine<br />

Kirche in zehn Jahren aussehen?“, „Was erwarte ich<br />

von Kirche?“ und „Welche Wege führen uns dahin?“<br />

zuzuwenden.<br />

Dass bereits interessante Entwicklungen, konkrete<br />

und praxiserprobte Initiativen auf dem <strong>Land</strong> entstanden<br />

und umgesetzt wurden, zeigte die kurzweilige<br />

Präsentation verschiedener Projekte am Abend.<br />

Zunächst erfolgte eine Auseinandersetzung mit Kunst<br />

und Künstlern auf dem <strong>Land</strong>. Interpretationen von<br />

Kunstwerken für Liturgie oder kirchliche Arbeit wurden<br />

vorgestellt. Die „<strong>Land</strong>gänge“ in Freiburg begeisterten<br />

gleich mit zwei Projekten. Unter dem Motto<br />

„Frauen interviewen Frauen“ wurden persönliche<br />

Lebensgeschichten und Erfahrungen von <strong>Land</strong>frauen,<br />

die in die Biografieforschung eingehen, gesammelt.<br />

Das Projekt „Lebensqualität durch Nähe“, das die<br />

Nachbarschaftshilfe auf offizielle Füße stellt, fand<br />

großen Beifall.<br />

Das Programm „<strong>Land</strong> in Sicht“ in der Diözese Würzburg<br />

möchte mit einer Dorfanalyse die Bedürfnisse<br />

und Probleme in Gemeinden erforschen. Die Diözese<br />

Bamberg führt bereits mit großem Erfolg den<br />

zweiten Ausbildungsgang für „Ehrenamtliche AnsprechpartnerInnen<br />

für Pfarrgemeinden im ländlichen<br />

Raum“ durch.<br />

Deutlich wurde beim abendlichen Gespräch vor allem<br />

die Vielfalt des Engagements im ländlichen<br />

Raum. Wie wichtig das Zustandekommen eines Erfahrungsaustausches,<br />

eines Ideenforums für die<br />

Weiterentwicklung des ländlichen Raums ist, ging<br />

immer wieder aus den begeisterten Kommentaren<br />

der Besucher hervor. „Wir können Erfahrungen<br />

vergleichen, voneinander lernen und uns gegenseitig<br />

motivieren weiterzumachen. Das ist für mich persönlich<br />

enorm wichtig,“ meinte eine Teilnehmerin.


Mit Spannung wird die Darstellung der<br />

praxiserprobten Projekte verfolgt<br />

Das <strong>Land</strong> ist<br />

machtlos?<br />

Zwei packende Referate überzeugten das Publikum<br />

am Freitagmorgen. Prof. Dr. Nolten von der Universität<br />

Bonn, Agrarsoziologe, wandte sich zunächst<br />

der Frage zu: „Was ist überhaupt <strong>Land</strong>?“<br />

Über verschiedene Parameter zeichnete er ein Bild<br />

von den augenblicklichen sozialen Strukturen auf<br />

dem <strong>Land</strong> und den sozialen Mustern und Verhaltensweisen,<br />

die beobachtet werden. Dabei warnte er davor,<br />

die weit verbreiteten „Stadt-<strong>Land</strong>-Klischees“<br />

und Gegensätze kritiklos zu übernehmen. Heute<br />

schreitet die Individualisierung der Lebensformen<br />

auch auf dem <strong>Land</strong> unaufhörlich fort. Das größte<br />

Potenzial des <strong>Land</strong>es läge in der Vielzahl der Köpfe,<br />

der verschiedenen Stile und Wertemuster. Um eine<br />

möglichst starke Wirkung der einzelnen Initiativen<br />

zu erreichen, wäre es durchaus sinnvoll, dass sich<br />

Kirche und ihre Akteure schon vorhandenen Regionalentwicklungsgruppen<br />

anschließen.<br />

Prof. Dr. Bucher, Pastoraltheologe, Universität Graz,<br />

provozierte seine Zuhörer, indem er die Behauptung<br />

aufstellte: „Die Eliten sitzen in der Stadt. Entwikklung,<br />

neue Konzepte, Entscheidungen werden in<br />

der Stadt getroffen. Die Kirche steht in den Ruinen<br />

ihrer Machtstruktur. Sie muss sich neu erfinden.“<br />

Als konkrete Empfehlung für die Kirche und die in<br />

der Kirche <strong>Aktiv</strong>en: „Zukunft gewinnt nur, wer der<br />

Gegenwart ehrlich ins Auge schaut. Ein unehrliches<br />

Verhältnis zu sich selbst, ist tödlich für die pastorale<br />

Spiritualität. Offenheit, Zugänglichkeit und Menschennähe<br />

der Volkskirche müssen gewahrt bleiben,<br />

denn alle sind zum Volke Gottes berufen.“<br />

<strong>KLB</strong><br />

Die neue Pastorale müsse sich aus der kreativen<br />

Konfrontation von Evangelium und Existenz, dem<br />

Leben heute entwickeln. Kirche müsse, wie auch<br />

Frau Dr. Hoyer anführt, eine herausragende Rolle<br />

im Prozess der nachhaltigen Entwicklung spielen.<br />

Als Mahnung beschrieb er die schlechteste aller<br />

Entwicklungsmöglichkeiten mit „dem Verharren<br />

der Kirche in Selbstherrlichkeit und dem Verstummen<br />

der Botschaft“.<br />

Alois Glück, Präsident des Bayerischen <strong>Land</strong>tages,<br />

eröffnete mit einem Grußwort das Podiumsgespräch<br />

am Nachmittag. Er wies auf die dringliche<br />

Aufgabe für die Kirche hin, die neue Vielfalt und<br />

die Umbruchsituation auf dem <strong>Land</strong> anzuerkennen<br />

und aktiv zu gestalten. Er forderte die Kirchenleitung<br />

dazu auf, das Engagement von Laien zu fördern<br />

und Experimentierräume zuzulassen.<br />

Die These aus dem Publikum „Kirchenvisionen<br />

statt Kirchenpragmatismus“ zu verbreiten, sowie<br />

die Aufforderung von Dr. Hoyer, Verantwortung<br />

zu übernehmen und nicht zu vergessen, dass „im<br />

Mittelpunkt die Menschen auf dem <strong>Land</strong> stehen,<br />

ihr sprichwörtlicher Eigensinn und ihre Eigeninitiative“<br />

spiegelte die Auffassung vieler Anwesenden<br />

wieder. Die Veranstaltung in Planckstetten war ein<br />

vielversprechender Anfang. Fortsetzung erwünscht.<br />

KKN<br />

Auch die Unterhaltung kam nicht zu kurz<br />

LAND<br />

akti✓<br />

akti<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

19


20<br />

<strong>KLB</strong> Augsburg gründet Stiftung<br />

Eine „Stiftung Solidarisches <strong>Land</strong>volk“ hat die Diözese<br />

Augsburg am 21. März 2003 durch Bischof Dr. V. J.<br />

Dammertz OSB errichtet. Der Stiftungszweck umfasst<br />

die Förderung der Bildungs- und Aktionsarbeit<br />

der <strong>KLB</strong>, die Verehrung des <strong>Land</strong>volkpatrons „Niklaus<br />

von Flüe“ und seiner Frau Dorothea, der Dienste<br />

der Katholischen Dorfhelferinnen und Betriebshelfer<br />

und der Bäuerlichen Familienberatung sowie die<br />

Förderung von Entwicklungshilfeprojekten und die<br />

Nothilfe in der Welt. Der aus fünf Mitgliedern bestehende<br />

Stiftungsrat hat den Betriebswirt Marcus<br />

Öfele (2. v. rechts) zum Vorsitzenden gewählt. Dem<br />

Stiftungsrat gehören weiter an (v. links): Josefine<br />

Spix, Rainer Remmele, Elisabeth Konrad und Ordinariatsrätin<br />

Maria Anna Immerz.<br />

„LEBENSWEG –<br />

WALLFAHRTSWEG“<br />

Wallfahrtsleiterschulung / 15. – 18. März 20<strong>04</strong><br />

Liebe Verantwortliche und Interessierte der <strong>KLB</strong> in<br />

den deutschen Diözesen,<br />

ist die Kirche im Zerfall oder im Aufbruch? Ist die<br />

Zukunft im Dunkel oder im hellen Licht? Viele Menschen<br />

resignieren – Wallfahrer brechen auf ins<br />

Licht; denn Wallfahren heisst: dem eigenen Lebensweg<br />

nachgehen – lebendige Glaubensgemeinschaft<br />

erfahren – mit den Füssen beten – Orte und Menschen<br />

finden, die uns Gott erlebbar machen und<br />

Wegweiser in unser Leben stellen.<br />

Oft ist es nicht leicht, eine Wallfahrt zu gestalten,<br />

die anregt, auf Fragen eingeht, aufmuntert, begeistert<br />

und zum Erlebnis wird.<br />

Genau das vermittelt die Wallfahrtsleiter-Schulung.<br />

Die bisherigen Schulungen waren so ermutigend,<br />

dass wir Sie wieder einladen.<br />

Wir freuen uns, wenn wir wieder eine Schar unternehmerischer<br />

Frauen und Männer in Flüeli willkommen<br />

heißen dürfen.<br />

LAND<br />

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akti<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

Information und Anmeldung bis 1. März 20<strong>04</strong> an<br />

P. Josef Banz, Postfach 126, CH -6072 Sachseln<br />

Tel 0<strong>04</strong>1 41 660 12 65 / Fax 0<strong>04</strong>1 41 660 44 45<br />

E-Mail: seelsorge@bruderklaus.com<br />

WOHIN?<br />

• GRÜNE WOCHE 20<strong>04</strong>/Erlebnisbauernhof<br />

Samstag, 16.<strong>01</strong>.<strong>04</strong>, 15 Uhr<br />

<strong>Land</strong>kirchentag mit Podiumsdiskussion:<br />

„Hunger und die Subventionen“<br />

• Sonntag, 11.<strong>01</strong>.<strong>04</strong>,<br />

11 Uhr 30: Ökumenische Andacht<br />

• 14 Uhr: <strong>KLB</strong>/ADL-Fachtagung „Hofnachfolge“ im<br />

ICC Gebäude.<br />

Treffpunkt für alle <strong>KLB</strong>ler: am Podium des<br />

Erlebnisbauernhofs oder Stand der KLJB<br />

• 12. und 13. Februar 20<strong>04</strong><br />

Frühjahrstagung der <strong>KLB</strong> in Münsterschwarzach<br />

Wir laden alle <strong>KLB</strong>ler – Hauptamtliche,<br />

Ehrenamtliche, Ehemalige und an der<br />

<strong>KLB</strong> Interessierte zu diesen Veranstaltungen ein!<br />

Rückfragen und Anmeldung:<br />

<strong>KLB</strong> Bundesstelle in Rhöndorf:<br />

TEL 02224-71031/ FAX 02224-78971<br />

Unsere neue Internetseite!<br />

www.klb-deutschland.de<br />

Erntekrone an Präsident Rau<br />

Ausgerechnet die Beteiligung der <strong>Land</strong>frauen an<br />

diesem Tag fiel in unserer Nachricht in der letzten<br />

LAND aktiv unter den Tisch. Dabei waren Altar<br />

und Kirche wirklich wunderschön geschmückt, die<br />

Erntekrone sehr gelungen und der heimische Bauernhof<br />

vor der Kirche ausgesprochen einladend!


Komponistin, Texterin und Musikerin Kathi Stimmer-Salzeder<br />

(links) bei der Uraufführung des Singspiels „Wirklich“<br />

Von der Schickeria-Oberflächlichkeit<br />

zum „wirklichen Leben“<br />

Uraufführung Singspiel in Diözese Augsburg<br />

Das Singspiel „Wirklich“ des Aschauer Stimm-<br />

Kreises unter der Leitung von Kathi Stimmer-Salzeder<br />

hätte keinen geeigneteren Ort für die Uraufführung<br />

finden können. Denn diese metaphorisch-musikalische<br />

„Begegnung mit Franziskus“ war auch eine Laudatio<br />

auf die franziskanisch geprägte Geschichte und GegenwartDillingens.<br />

Mit gutem Grund waren der Einladung<br />

der Dillinger <strong>KLB</strong> viele Schwestern der 1241 gegründeten<br />

Kongregation der Franziskanerinnen gefolgt.<br />

Auch das Bühnenspiel verknüpfte Geschichte und<br />

Gegenwart, indem es Stationen aus dem Leben des<br />

Franz von Assisi aufgriff und seine Botschaft als<br />

durchaus modernes Lebensprogramm deutete. Der<br />

Heilige, 1181 oder 1182 als Sohn eines reichen Kaufmanns<br />

geboren, wurde Offizier. Als Gefangener im<br />

Städtekrieg zwischen Assisi und Perugia verabschiedete<br />

er sich von seiner bisherigen Schickeria-Oberflächlichkeit.<br />

In Armut und Nächstenliebe fand er<br />

den Sinn für ein „wirkliches“ Leben.<br />

Dass solche Entscheidungen in unserer Zeit der triumphierenden<br />

Oberflächlichkeiten mit Verständnis<br />

rechnen dürfen, bewies der anhaltende Schlussbeifall<br />

des Publikums. Die „Wirklich“-Inszenierung stellt<br />

der Franziskus-Gestalt eine moderne Frau gegenüber<br />

und zur Seite, die – angeregt vom Beispiel des Heiligen<br />

– schließlich alles das ablegt „was nicht wirklich<br />

ist“. Kathi Stimmer-Salzeder, die schon mit „erdreich –<br />

himmelreich“ einen Erfolg erzielte, schrieb die Liedtexte<br />

und Melodien auch zu ihrem neuen Stück. Die<br />

zusätzlichen Sprechertexte von Helmut Faßl übernahmen<br />

die Funktion von zeitkritischen Kommentaren<br />

und inneren Monologen.<br />

<strong>KLB</strong><br />

Die perfekte Umsetzung des Gesamtkonzepts durch<br />

ein engagiertes Instrumental- und Chorensemble<br />

schuf ein symbolhaftes Spiel, das auf die im Musical<br />

üblichen Show-Effekte verzichtete und gerade deshalb<br />

starke Wirkung erzielte. Hier wurde gesagt,<br />

was viele empfinden: Dass die zunehmend virtuelle<br />

Welt unserer Zeit die wirklich existenziellen Fragen<br />

nur verdeckt. Mit Pantomime und Tanz verdeutlichten<br />

Birgit Luthede-Pollitsch und Franz Jäger die<br />

Wegsuche des mittelalterlichen Heiligen und der Johanna<br />

des 21. Jahrhunderts. Auch Sprache und Melodien<br />

verbanden Tradition und Moderne: Im Rückgriff<br />

auf die Liedstruktur der Minnesangzeit gestaltet<br />

Kathi Stimmer-Salzeder ihre rhythmisierten, oftmals<br />

gereimten Texte nach den Versmustern von<br />

Aufgesang und Abgesang. Die Melodienführung<br />

mehrerer Nummern lehnt sich stark an die Tongebung<br />

früher Musik an. Im Kontrast dazu stehen Losungen<br />

unserer Epoche wie die materialistische Definition<br />

von Menschenwürde „Hast du was, dann<br />

bist du was“ oder der Kollektivitätsappell „Mach<br />

doch wieder mit!“. Das Faszinierende dieser Inszenierung<br />

besteht aber in den kunstvollen Arrangements.<br />

Die Instrumentalisierung verleiht den zumeist<br />

einfachen Tonfolgen orchestrale Polyphonie,<br />

wobei die oftmals kühne kontrapunktische Selbstständigkeit<br />

von Stimmen und Gegenstimmen eine<br />

besondere Herausforderung an die Musikalität vor<br />

allem der Sänger darstellt.<br />

Die Instrumentalisten und Chormitglieder des Aschauer<br />

Stimm-Kreises bewältigten alle diese Schwierigkeiten<br />

mit Bravour. „Der Stoff, aus dem das Leben<br />

wirklich ist“, wurde bühnenwirksam propagiert. Der<br />

Wechsel vom Prunkgewand zur Mönchskutte, der<br />

Stein, den Franziskus „ins Rollen“ bringt, die Blume<br />

als Beleg für die Entdeckung der Schöpfung Gottes<br />

wurden, unterstützt von der Licht-Dunkel-Symbolik<br />

der Beleuchtung, zu Sinnbildern. So war es Kathi<br />

Stimmer-Salzeder wieder gelungen, was Legenden<br />

und Ansprachen nicht vermögen: Franz von Assisi<br />

und seine Botschaft ins Hier und Heute zu holen.<br />

LAND<br />

akti<br />

Erich Pawlu<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

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22<br />

Geht den Dingen auf den Grund ...<br />

Von Konrad Adenauer ist uns die Weisheit überliefert:<br />

„Geht den Dingen auf den Grund, dann werden sie<br />

einfach.“<br />

Derzeit geht ein wildes Gezerre über den Zustand<br />

der Wirtschaft im <strong>Land</strong>e um. Weltuntergangsstimmung,<br />

Demonstrationen, steigende Arbeitslosigkeit,<br />

weitgehend konzeptionsloses Herumirren. Vorschläge<br />

hier, Ratschläge da. Entrüstete Ablehnung<br />

hier, Beifall da. Medienwirksame Kommissionen als<br />

neue Hoffnungsträger für neue Strategien. Sparvorschläge<br />

dürfen natürlich alle anderen betreffen, nur<br />

nicht einen selbst bzw. die eigene Klientel.<br />

Es ist wie bei einem Mobile: Zieht man an einer<br />

Stelle, löst dies Kettenreaktionen an anderen Stellen<br />

aus. Wo ist der Durchblick? Gibt es zentrale Punkte,<br />

Schwachstellen, Lösungsmöglichkeiten? Geht<br />

den Dingen auf den Grund...<br />

Wir sind ein schrumpfendes, vergreisendes und gesättigtes<br />

Volk.<br />

Bei all den verschiedenen Betrachtungen kommen<br />

offensichtlich folgende grundlegenden entscheidenden<br />

Fakten zu kurz:<br />

1. Wir schrumpfen<br />

Die demografische Entwicklung in <strong>Deutschland</strong> ist<br />

aufgrund der derzeitig gegebenen Altersstruktur<br />

und des generativen Verhaltens vorgezeichnet: Bis<br />

Mitte des Jahrhunderts werden wir erstmals seit<br />

dem Dreißigjährigen Krieg auf die Bevölkerungszahl<br />

von Frankreich zurückfallen (ca. 55 Mio.), bis<br />

Ende des Jahrhunderts gar auf gerade mal 23 Mio. –<br />

so viel wie etwa das künftige EU-<strong>Land</strong> Rumänien.<br />

Dabei ist die Frage der Zuwanderung natürlich ausgeklammert.<br />

LAND<br />

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akti<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

KONSUM<br />

MACHT<br />

NICHT<br />

GLÜCKLICH<br />

Dass diese Entwicklung Auswirkungen auf Entbindungsstationen,<br />

Windelhersteller, Baby-, Kinder-,<br />

Jugend- und Erwachsenenbekleidungshersteller und<br />

–Vertreiber, auf die Menge der verbrauchten Nahrungsmittel,<br />

auf die Zahl der Autos, Fernseher und<br />

auf die Auslastung der Kindergärten, Schulen und<br />

Universitäten hat, liegt auf der Hand.<br />

2. Wir vergreisen<br />

In naher Zukunft wird die deutsche Bevölkerung eine<br />

der ältesten der Welt sein. Über die sich auftürmende<br />

Rentenproblematik hinaus liegt es aber auch in der<br />

Natur der Sache, dass ältere Menschen nicht mehr<br />

dynamisch in den Aufbau einer Existenz investieren,<br />

risikobereit Kapital in die Hand nehmen, neue<br />

Unternehmen gründen und bereit sind zum Aufbruch.<br />

Dies ist ganz gemäß den Gesetzen der Natur,<br />

wonach nach schnellem Wachstum sich dieses verlangsamt<br />

und in Ausreife und Ernte übergeht.<br />

3. Wir sind gesättigt<br />

Mehr als ein Schnitzel am Tag vertragen wenige<br />

Menschen. Was die Nahrungsmittelversorgung angeht,<br />

so rechnet man an Gesundheitsschäden durch<br />

Fehl-, Falsch- und vor allem zu viel Ernährung in<br />

Höhe von über 100 Mrd. Euro jährlich (statt als Minus<br />

geht diese Summe fälschlicherweise als Plus in<br />

die veraltetete Bruttosozialproduktrechnung ein).<br />

Was für Nahrungsmittel gilt, ist auch für viele andere<br />

Bereiche gültig: Eine Steigerung von 55 Mio.<br />

Handys ist kaum möglich, also sucht man den Ausweg,<br />

in immer kürzeren Abständen Neues auf den<br />

Markt zu werfen und somit in die Wegwerfwirtschaft<br />

mit all dem Material- und Energieverschleiß<br />

zu investieren.


Eine fünfköpfige Familie mit bereits fünf Autos<br />

wird schwerlich ein sechstes anschaffen; wer ein<br />

Haus und vielleicht noch eine Zweitwohnung besitzt,<br />

hat wenig Grund, sich für eine weitere Immobilie<br />

anzustrengen.<br />

Wohlstand und Wohlfahrt sind<br />

zwei Paar Stiefel<br />

Noch herrscht von Wirtschaftsforschungsinstituten<br />

über die politischen Parteien bis hin zu Wirtschaftsverbänden<br />

und Gewerkschaften die Tabu-Philosphie<br />

des unbegrenzten Wirtschaftswachstums. Die<br />

Gründe liegen sowohl auf der Erfahrung der letzten<br />

50 Jahre als auch auf dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz<br />

von 1967 sowie auf den darauf aufbauenden<br />

volkswirtschaftlichen Lehrmeinungen.<br />

Objektive Tatsache ist, dass wir in <strong>Deutschland</strong>, gemessen<br />

an den herrschenden Kriterien zur Ermittlung<br />

des Bruttosozialprodukts (BSP – also der Wirtschaftsleistung<br />

einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres)<br />

auch 2002 wiederum die höchste Wirtschaftsleistung<br />

in der Geschichte hatten: nämlich 0,4 %<br />

mehr als im vorhergehenden Jahr, das auch schon<br />

die höchste Wirtschaftsleistung aller Zeiten erreichte.<br />

Im Vergleich zu 1970 haben wir heute ein etwa dreimal<br />

so hohes BSP. Geht es uns deshalb dreimal so<br />

gut? Sind wir deshalb dreimal so glücklich? Haben<br />

wir deshalb dreimal weniger Probleme als damals?<br />

Was ist für Sie das<br />

Wichtigste im Leben?<br />

Gesundheit 54%<br />

Liebe 54%<br />

Freundschaft 45%<br />

Familie 43%<br />

Gerechtigkeit 25%<br />

Geld 22%<br />

Spaß 16%<br />

Freizeit 12%<br />

Sex 10%<br />

Karriere 9%<br />

Spiegel-Jugendumfrage 1994<br />

Gesellschaft<br />

Diese Spiegel-Umfrage zeigt um das Jahr 1970 herum<br />

eine merkwürdige Auseinanderentwicklung.<br />

Während es bis dahin etwa einen Gleichklang von<br />

wirtschaftlichem Fortschritt und der eigenen persönlichen<br />

Zufriedenheit gab , sank trotz weiteren<br />

stetigen Wachstums die Zufriedenheit. Andere als<br />

materielle Werte wurden immer wichtiger.<br />

Grenzenloses Wachstum ist<br />

lebensfeindlich<br />

Wenn also materieller Wohlstand und Zufriedenheit<br />

nicht identisch sind:<br />

• Hat es deshalb noch einen Sinn mit allen Mitteln<br />

die materiellen Güter und Dienstleistungen zu<br />

steigern? Führen noch mehr Einkommen, Urlaub,<br />

Freizeit, Reisen, Autos, teure Kleidung, Luxus,<br />

etc. zu mehr Zufriedenheit?<br />

• Tut der Staat gut daran zur künstlichen Steigerung<br />

des BSP technologisch, ökologisch und ökonomisch<br />

überflüssige Luxusinvestitionen zu fördern,<br />

wie z. B. Stadionneubau, Transrapid/Metrorapid,<br />

Luxusmuseen? Nebenbei bemerkt: All diese Investitionen<br />

im Ballungsraum München gehen zu<br />

Lasten des ländlichen Raumes.<br />

„Die Natur kennt kein grenzenloses Wachstum –<br />

mit einer Ausnahme: das Karzinom, die Krebsgeschwulst;<br />

und das endet bekanntlich auch, nachdem<br />

der gesamte Organismus zerstört ist. Deshalb<br />

ist eine Wirtschaftsideologie, die auf unbegrenztes<br />

Wachstum setzt, eine lebensgefährdende Modellvorstellung.<br />

Damit zerstreuen wir unsere Lebensbasis,<br />

weil wir die in 4 Mrd. Jahren entstandenen<br />

zwingenden Spielregeln von Fließgleichgewichten<br />

der Biosphäre nicht beachten“ (Den Garten Europa<br />

bebauen, Morsakverlag Grafenau 1989).<br />

Wäre es nicht an der Zeit, an runden Tischen fragwürdige<br />

Leitbilder von gestern zu hinterfragen<br />

und ein neues Leitbild als dynamisches Gleichgewichtsmodell<br />

zu erarbeiten, das auf den unumstößlichen<br />

Gesetzen der Natur aufgebaut ist?<br />

Josef Rottenaicher, <strong>KLB</strong> Passau,<br />

Umweltbeauftragter der Diözese Passau<br />

LAND akti<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

akti✓23


24<br />

Anfang März 20<strong>01</strong> wurde in Freiburg die Aktion<br />

„7 Wochen regional“ gestartet. Diese Aktion wurde<br />

von der Katholischen <strong>Land</strong>volkbewegung (<strong>KLB</strong>)<br />

Freiburg zusammen mit 15 katholischen Bildungshäusern<br />

der Erzdiözese Freiburg drchgeführt. Die<br />

Küchenleitungen der Häuser haben sich verpflichtet,<br />

in den sieben Wochen bis Ostern Lebensmittel<br />

wie Gemüse, Obst, Fleisch, Salat, Getreide- und<br />

Milchprodukte ausschließlich aus der Region zu beziehen.<br />

Der Grundgedanke war, wenn es in der<br />

Fastenzeit klappt die Aktion umzusetzen, wenn die<br />

Auswahl an frischem und regionalem Gemüse und<br />

Obst am schwierigsten und am knappsten ist, dann<br />

klappt es immer.<br />

Bei „sogenannten „Kulturgütern“ wie Kaffee, Tee, Reis<br />

und Gewürzen werden die Häuser auf ökologische<br />

Produktionsmethoden und fairen Handel achten.<br />

Was gibt’s bei uns<br />

frisch im Winter?<br />

Die 26 Wintergemüse:<br />

Steckrüben, Pastinaken, Kohlrüben,<br />

Topinambur, Weißkohl, Grünkohl, Rosenkohl,<br />

Rotkohl, Butterkohl, Wirsing, Mangold,<br />

Sellerie, Lauch, Möhren, Spinat, Rote Beete,<br />

Fenchel, Zwiebeln, Knoblauch, Meerrettich,<br />

Kohlrabi, Pilze, Schwarzwurzeln,<br />

Petersilienwurzeln, Kartoffeln<br />

Die 10 Salate:<br />

Feldsalat, Chicoree, Chinakohl, Endivie,<br />

Zuckerhut, Radiccio, Portulak, Rettich,<br />

Sprossen, Kresse<br />

LAND<br />

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akti<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

7 WOCHEN<br />

REGIONAL<br />

Wenn es in der<br />

Fastenzeit<br />

klappt,<br />

dann klappt es<br />

immer!<br />

Wirsingbällchen mit<br />

Weißkraut-Karotten-Salat und<br />

Pflaumencocktail<br />

eine kreative Rezeptidee aus dem Bildungshaus<br />

St. Luzen in Hechingen: für 6 Personen:<br />

1 kg Wirsingkohl (dicke Blattrippe entfernen, in<br />

Salzwasser 3-5 Minuten blanchieren)<br />

- 125 g Grünkernschrot und 1/4 l Gemüsebrühe<br />

(dicken Brei kochen und abkühlen lassen)<br />

- 1/2 Zwiebel, fein würfeln; 1/2 Bund Petersilie,<br />

feinhacken; in einem Eßlöffel Öl andünsten,<br />

- 1 Ei unterschlagen; 100 g Butterlauch würfeln,<br />

Pfeffer, Salz , Paprika zum Würzen<br />

Zwiebel/Petersiliemischung, Ei, Lauch zum Grünkernbrei<br />

geben, gut durchkneten und abschmecken.<br />

Wirsingblätter füllen, Bällchen in gefettete Auflaufform<br />

setzen.<br />

1/4 l Sauerrahm, 1/8 l Weißwein verrühren und aufkochen.<br />

Mit Knoblauch und Kräuter der Provence ,<br />

Salz und Pfeffer würzen. Über die Bällchen gießen.<br />

Bei 180 Grad circa 30 Minuten überbacken.<br />

Weißkraut-Karotten-Salat<br />

700 g Weißkraut / 2 Karotten<br />

Weißkraut fein hobeln, Karotten in Stifte hobeln.<br />

Beides mit etwas Salz kneten. Abschmecken mit etwas<br />

Pfeffer, Zucker und Essig. Zum Schluss 2 EL<br />

Rapsöl untermischen<br />

Pflaumencocktail<br />

450 g Pflaumen und 50 g Puderzucker pürieren.<br />

125 g Joghurt, etwas Zimt, Saft und Schale einer<br />

halben Zitrone, etwas Rum vermischen und unterheben.<br />

In Gläser füllen und gut kaltstellen.


volkstümlich;<br />

bekannt<br />

Abk.:<br />

Teilzahlung<br />

Weltmeer<br />

Zeichen<br />

für<br />

Barium<br />

aus gebranntem<br />

Ton<br />

griech.<br />

Göttin<br />

d. Ackerbaus<br />

Abgekochtes<br />

körperl.seel.Belastung<br />

Bücherfreund<br />

Wacholderbranntwein<br />

häufiger<br />

Flussname<br />

in<br />

Bayern<br />

s1717.16-2<br />

Volksfest<br />

in<br />

München<br />

Farbton<br />

7<br />

italienischesHefegebäck<br />

darreichen<br />

unfreundlichantworten<br />

blutstillendes<br />

Mittel<br />

Abk.:<br />

unseres<br />

Wissens<br />

exotische<br />

Frucht 1<br />

Flüchtlingszug<br />

Südstaat<br />

der USA<br />

Ausruf<br />

baltischer<br />

Staat<br />

2<br />

Arznei-,<br />

Gewürzpflanze<br />

Ölpflanze<br />

Platz,<br />

Ort<br />

nicht<br />

diese<br />

Morgenrock<br />

Klatsch Prophet<br />

Orientteppich<br />

Seeräuber<br />

unverdünnt<br />

Bericht,<br />

Sachvortrag<br />

6<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

8<br />

9<br />

span.<br />

Anrede:<br />

Frau<br />

Kruste,<br />

Borke<br />

Gartengerät,<br />

Harke<br />

Schulterumhang<br />

Staat<br />

in Südamerika<br />

Konfekt<br />

Leben<br />

Passionsspielort<br />

in Tirol<br />

Rückspiel<br />

moderner<br />

Baustoff<br />

Blutvergiftung<br />

Inselstaat<br />

der Antillen<br />

4<br />

Gerät zur<br />

Bräunung<br />

Untier<br />

herbeibringen<br />

Niederwild<br />

emsiges<br />

Streben<br />

5<br />

glasartiger<br />

Überzug<br />

Prahlerei<br />

Gliederheizkörper<br />

Abk.:<br />

Vereinsgesetz<br />

lange,<br />

schmale<br />

Vertiefung<br />

Bekenntnis,Überzeugung<br />

bereits,<br />

früher<br />

als erwartet<br />

kurz<br />

für: Los<br />

Angeles<br />

veralt.:<br />

Flugzeug<br />

ein<br />

Zahlwort<br />

Hoheitsgebiet<br />

Wort<br />

der Ablehnung<br />

Abk.:<br />

Internat.<br />

Automobilausstell.<br />

ital.<br />

Kartoffelklößchen<br />

bestimmter<br />

Artikel<br />

hohe<br />

Spielkarte<br />

Gattin<br />

InitialenHemingways<br />

vorderasiat.<br />

Staat<br />

Skatausdruck<br />

Durchsichtsbild/<br />

Kurzw.<br />

LAND<br />

akti<br />

3<br />

Gewerbebau<br />

Lebensgemeinschaft<br />

franz.belg.Waldgebirge<br />

schriftl.<br />

Botschaft<br />

per<br />

Handy<br />

<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

akti✓25<br />

®<br />

s1717.16-2<br />

Schicken Sie das richtige Lösungswort bis zum 7. Februar 20<strong>04</strong> an die Redaktion:<br />

LAND aktiv, Drachenfelsstr. 23, 536<strong>04</strong> Rhöndorf und der durch Los ermittelte Gewinner erhält als Preis das Buch „Lebenskunst<br />

und Lebensfreude – ein kleines ABC“ von Ulrich Beer.<br />

Die Lösung des letzten Rätsels heißt „Fensterbank“. Die Gewinner erhalten im Frühjahr die vier neuen Werkblätter 20<strong>04</strong>.<br />

Viel Spaß wünscht Ihre Redaktion!<br />

(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)


26<br />

Zwischen Hoffnung und Leid –<br />

Zukunftschancen<br />

In Afrika sind rasante<br />

soziale Entwicklungen in Gang<br />

„Warum willst du unbedingt nach Afrika zurück?<br />

Das ist doch da gefährlich!“ Das hören Missionare<br />

immer wieder. Die meisten Deutschen sehen beim<br />

Wort Afrika Bürgerkriege und Naturkatastrophen,<br />

Hunger und Aids, politisches Chaos und wirtschaftlichen<br />

Zerfall. Während die Medien fasziniert<br />

sind von der düsteren Seite des Kontinents, präzisieren<br />

Touristik-Prospekte ein zwar sonniges, aber<br />

ebenso einseitiges Bild. Afrika wird identifiziert mit<br />

Zebra-Herden in der Serengeti, Sonnenuntergang<br />

über Palmenstränden und der Schneekappe des Kilimandscharos.<br />

Afrika als exotische Schönheit, Afrika<br />

versinkend im Sumpf von Krieg und Korruption<br />

– beides sind Klischees. Die Wirklichkeit ist eine<br />

Mischung von unvorstellbarem Leid und vielen Zeichen<br />

der Hoffnung.<br />

Zeichen der Hoffnung<br />

Kriege gibt es in Afrika zur Genüge; ein gutes Dutzend<br />

im Augenblick. Man kennt die Bilder von<br />

Kindersoldaten mit Kalaschnikows im Kongo. Aber<br />

wer weiß von den Fortschritten bei Friedensverhandlungen?<br />

Langjährige Bürgerkriege haben ein<br />

LAND<br />

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akti<br />

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Ende gefunden: Mosambik und Äthiopien, kürzlich<br />

Angola, Sierra Leone und Liberia. Kriegsparteien<br />

im Sudan und Burundi sitzen am Verhandlungstisch.<br />

Selbst im Kongo mit seinen fast vier Millionen<br />

Kriegstoten gibt es einen Hoffnungsschimmer am<br />

Horizont. Den Annexions-Gelüsten des Nachbarn<br />

Ruanda und allen pessimistischen Prognosen zum<br />

Trotz haben die Kongolesen ihre Einheit bewahrt<br />

und eine nationale Regierung gebildet. Oder man<br />

denke an das Wunder, wie aus dem Apartheid-Staat<br />

am Kap ohne Blutbad ein neues Südafrika erstand.<br />

Unbemerkt von den Schlagzeilen ist in Afrika eine<br />

tief greifende soziale Revolution im Gange. „130<br />

Dörfer haben sich entschlossen, die Frauenbeschneidung<br />

abzuschaffen“, so lautet eine Nachricht aus<br />

dem Senegal. Bei den Parlamentswahlen in Ruanda<br />

wählten Frauen unter sich ein Drittel der Abgeordneten.<br />

Die Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft<br />

ändert sich rapide. Nicht nur die modernen<br />

Medien verändern Denk- und Verhaltensweisen.<br />

Die kirchliche Pastoralpolitik der kleinen christlichen<br />

Gemeinden war eine Revolution. Entgegen<br />

aller Tradition lernten Frauen, Männer und Jugendliche,<br />

gemeinsam und gleichberechtigt über das


Wort Gottes zu sprechen. 1.000 Jahre alte Traditionen,<br />

gute wie schlechte, werden hinterfragt.<br />

Afrika ist mit weniger als einem Prozent am Welthandel<br />

beteiligt, und eine Kombination aus Korruption,<br />

Klimakatastrophen und den Strukturanpassungsprogrammen<br />

des Internationalen Währungsfonds<br />

haben das Massenelend noch verschlimmert.<br />

Aber Afrikas wirtschaftliche Bedeutung wächst.<br />

US-Wirtschaftsplaner haben seit langem ein Auge<br />

auf das Schwarze Gold des Schwarzen Kontinents<br />

geworfen, um die Abhängigkeit vom arabischen Öl<br />

zu brechen. Europa ist ebenfalls am ehemaligen kolonialen<br />

Hinterhof interessiert und zielt auf regionale<br />

Abkommen mit den so genannten AKP-Staaten.<br />

Wichtiger noch: Das afrikanische Entwikklungsprogramm<br />

NEPAD und das Auftreten des<br />

Südens bei der Cancun-Konferenz bezeugen ein<br />

neues Selbstbewusstsein.<br />

Das tief verwurzelte Stammesdenken unter Afrikanern<br />

ist Grundlage gelebter Solidarität, aber auch<br />

Ursache von Krieg und Korruption. Doch auch ein<br />

übergreifendes Denken wächst hier. Ohne viel<br />

Staub aufzuwirbeln, haben sich in den vergangenen<br />

Jahren regionale Bündnisse geformt. Manche werden<br />

aktionsfähig, wie die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft<br />

ECOWAS, die im Bürgerkrieg<br />

in Liberia eingriff. Solche regionalen Verbände sind<br />

zukunftsträchtig. Durch alle Kriege und Katastrophen<br />

haben sich die Völker Afrikas Qualitäten bewahrt,<br />

die ihnen nicht ein Überleben, sondern auch<br />

Zukunftschancen geben. Während Deutsche endlos<br />

über Einkommensverluste jammern können, sind<br />

Afrikaner fähig, mitten in Elend und Krieg Feste zu<br />

feiern. Während in <strong>Deutschland</strong> immer mehr lernunfähige<br />

Kinder ihren Lehrern das Leben schwer<br />

machen, weiß eine lernbegierige Jugend Afrikas,<br />

dass Bildung der Schlüssel für Erfolg ist. Während<br />

bei uns Kinder ein Armutsfaktor und ein Berufsrisiko<br />

sind, ist dort Kinderreichtum Ehre und Freude<br />

zugleich. Wem wird wohl die Zukunft gehören?<br />

Wolfgang Schonecke, KNA<br />

Hinweis: Der Autor ist Mitglied der Ordensgemeinschaft<br />

der Afrikamissionare (Weiße Väter)<br />

International<br />

Annan fordert<br />

Ende der Gewalt<br />

gegen Frauen<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat stärkere Anstrengungen<br />

zur Beendigung von Gewalt gegen<br />

Frauen gefordert. Dazu müssten die Männer weltweit<br />

ihre Einstellung und ihr Verhalten gegenüber<br />

Frauen grundlegend verändern, sagte Annan in<br />

New York zum vierten Internationalen Tag zur Beendigung<br />

der Gewalt gegen Frauen, der am 25. November<br />

begangen wurde. Die Plage der Gewalt gegen<br />

Frauen habe zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />

neue Dimensionen angenommen. Eine der beunruhigendsten<br />

Trends sei der Handel mit Frauen und<br />

Mädchen, eine der am schnellsten wachsenden Formen<br />

des organisierten Verbrechens weltweit.<br />

700.000 Menschen würden jedes Jahr aus sexuellen<br />

Gründen über Ländergrenzen verschoben, so Annan.<br />

Zudem würden Vergewaltigung und andere<br />

Formen sexueller Gewalt als Waffen gegen Frauen<br />

eingesetzt. Nach Angaben des UN-Frauenfonds<br />

UNIFEM hat jede dritte Frau weltweit Erfahrung<br />

mit Gewalt oder wird sie künftig noch haben. Dieses<br />

Phänomen sei zu einer Epidemie wie Aids oder<br />

Malaria geworden, sagte UNIFEM-Direktorin<br />

Noeleen Heyzer vor Journalisten in New York. Öffentlichkeit<br />

und Politik spielten das Problem jedoch<br />

weiterhin herunter. Die nötigen Programme und<br />

Gelder würden nicht bereitgestellt. KNA<br />

LAND<br />

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28<br />

Ein Beitrag zur<br />

VÖLKERVERSTÄNDIGUNG<br />

Internationale Bildungsarbeit in der<br />

<strong>Land</strong>volkshochschule Hardehausen<br />

Mit gemischten Gefühlen reagieren die meisten jungen<br />

<strong>Land</strong>wirte, wenn sie feststellen, dass am Grundkurs<br />

für angehende landwirtschaftliche Betriebsleiterinnen<br />

und Betriebsleiter auch Agrarstudenten aus<br />

Osteuropa teilnehmen. Meistens besteht die Sorge,<br />

ob eine sprachliche Verständigung möglich ist und<br />

gleiche Interessen bestehen. Aber zum Abschluss<br />

des Sechs-Wochen-Lehrgangs melden beide Seiten<br />

zurück, dass gerade das gemeinsame Lernen und Leben<br />

von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen<br />

das Seminar bereichern und die Chance bieten, Vorurteile<br />

abzubauen und einen Beitrag zur Völkerverständigung<br />

zu leisten.<br />

Motivierte Preisträger<br />

Die Teilnahme der osteuropäischen Jugendlichen ist<br />

seit vielen Jahren zu einem festen Bestandteil des Konzeptes<br />

des Kurses geworden. Aus Russland, Weißrussland<br />

und der Ukraine stammen 19- bis 25-jährige<br />

Teilnehmer, sie befinden sich in der Regel im letzten<br />

Studienjahr an landwirtschaftlichen Akademien.<br />

Die Kontakte zu den Studenten erfolgen über den<br />

gemeinnützigen Verein "APOLLO", der sich für<br />

die Förderung von Projekten im Bereich Ökologie,<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft und <strong>Land</strong>esentwicklung in Osteuropa<br />

einsetzt. Die jungen Osteuropäer bewerben sich<br />

zunächst für einen viermonatigen Praktikumaufenthalt<br />

in einem landwirtschaftlichen Betrieb in<br />

LAND<br />

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<strong>Deutschland</strong>. Zum Ende dieser Zeit absolvieren sie<br />

eine Prüfung. Die acht besten Teilnehmer erhalten<br />

als Preis einen Grundkurs in einer <strong>Land</strong>volkshochschule<br />

in <strong>Deutschland</strong>. Gute Deutschkenntnisse und<br />

hohes Interesse an <strong>Land</strong>, Leuten und <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

zeichnet die Preisträger aus.<br />

Am Anfang jedes Kurses ist angespannte Stimmung<br />

zu verspüren. Osteuropäer und Deutsche verhalten<br />

sich zunächst zurückhaltend. Das gemeinsame Arbeiten<br />

an einem Projekt sowie spielerische und<br />

sportliche Impulse stehen aus diesem Grund in der<br />

Anfangszeit im Vordergrund. Der Aufbau einer lockeren<br />

Atmosphäre nimmt Angst und erleichtert die<br />

ersten Gespräche.<br />

„Multi-Kulti“ bereichert<br />

Nach kurzer Zeit fühlen die Teilnehmer sich durch<br />

die Multikulturalität bereichert.<br />

Die offene Auseinandersetzung mit bisherigen Lebenswegen,<br />

den eigenen Stärken und Schwächen sowie<br />

Lebenszielen und Träumen lassen das Verständnis<br />

für einander wachsen<br />

Besonders die unterschiedlichen Wertvorstellungen<br />

führen zu intensiven Diskussionen zwischen allen<br />

Teilnehmern . Die osteuropäischen Teilnehmer äußern<br />

sich meist überrascht über die inhaltliche sowie<br />

methodische Seminargestaltung. Für sie wirkt die


praktische Mitgestaltung in Form von Gruppenarbeiten,<br />

Rollenspielen zunächst eher ungewohnt. Die<br />

jungen Russen berichten, dass die Informationsvermittlung<br />

in ihren Heimatländern ausschließlich<br />

durch Vortragsveranstaltungen erfolgt. Die Auseinandersetzung<br />

mit den eigenen Stärken und Schwächen<br />

ist für sie befremdlich. In ihrer Heimat würde<br />

keiner auf die Idee kommen, die eigenen Schwächen<br />

herauszuarbeiten. Eigene Schwächen würde jeder<br />

möglichst gut zu verdecken versuchen, um Mitmenschen<br />

keine Angriffsfläche zu bieten. „Aus diesem<br />

Grund ist es hier zunächst auch schwer gefallen,<br />

darüber zu sprechen.“ Er betonte aber, dass ihn diese<br />

Auseinandersetzung weitergebracht hat.<br />

Wert „Freiheit“ neu in den Blick<br />

Auffällig ist ebenfalls die hohe Bedeutung, die der<br />

Wert der Freiheit für russische Jugendliche hat. Die<br />

Freiheit, selber sein Leben in die Hand zu nehmen<br />

und entscheiden zu dürfen, ist weithin ungewohnt<br />

und nicht eingeübt. Für deutsche <strong>Land</strong>jugendliche<br />

ist dieser Wert selbstverständlich geworden; die Bedeutung<br />

dieses Gutes kommt in der Begegnung mit<br />

Osteuropa neu in den Blick.<br />

Ebenfalls werden durch diese gemeinsamen Gespräche<br />

Programmpunkte wie Rhetorik und Kommunikation<br />

von den Osteuropäern als besonders wichtig<br />

erachtet. Sprachliche Weiterentwicklung und eigenes<br />

Auftreten werden dadurch gefördert. In Russland<br />

ist ein derartiges Training nur zu sehr hohen<br />

Seminargebühren zu erhalten.<br />

Die jungen Erwachsenen entwickeln im Laufe der<br />

Zeit ihre Vorstellungen über ein gemeinsames Europa<br />

weiter. Im Vordergrund stehen hierbei die landwirtschaftlichen<br />

Organisationen und Verbände sowie<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten. Die Teilnehmer nutzen<br />

die Chance, sich mit unterschiedlichen Systemen<br />

vertraut zu machen. In den Gruppenarbeiten<br />

werden intensiv Erfahrungen ausgetauscht und es<br />

wird gemeinsam über Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit<br />

für die <strong>Land</strong>wirtschaft nachgedacht.<br />

Durch Besuche in den Familien der Teilnehmer<br />

wird Einblick in das Familienleben in <strong>Deutschland</strong><br />

und auf den Höfen gewährt.<br />

International<br />

An einem Abend stellen die osteuropäischen Teilnehmer<br />

ihre Heimatländer vor und berichten über politische, kulturelle<br />

und landwirtschaftliche Besonderheiten. Russisches<br />

Essen, Musik, Gedichte und Theater lassen die Teilnehmer<br />

in andere Länder eintauchen.<br />

Für die eigene berufliche Fortbildung wird die Teilnahme<br />

an einem sechswöchigen Grundlehrgang für künftige Betriebsinhaberinnen<br />

und Betriebsinhaber als äußerst förderlich<br />

bewertet. So arbeitet ein ehemaliger ukrainischer<br />

Teilnehmer inzwischen bei dem deutsch-ukrainischen<br />

Agrar- und Investistionsprojekt. Regelmäßig hält er Kontakt<br />

zu unserer <strong>Land</strong>volkshochschule und berichtet in<br />

den unterschiedlichsten Lehrgängen von seinen Erfahrungen.<br />

Für das nächste Jahr ist ein Besuch in Russland geplant,<br />

um die Heimat der ehemaligen Teilnehmer kennenzulernen<br />

und geknüpfte internationale Freundschaften zu vertiefen,<br />

die auch über Jahre schon gepflegt worden sind.<br />

Barbara Leufgen, Referentin an der KLVHS Hardehausen<br />

Kirchliche Beiträge zu einer nachhaltigen<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft in Praxis,<br />

Gesellschaft und Politik<br />

Eine Tagung zu diesem Thema findet für alle<br />

Interessierte statt<br />

am 25. und 26. März 20<strong>04</strong><br />

in der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt<br />

in Osnabrück, (ZUK)<br />

Veranstalter sind: Clearingstelle Kirche und Umwelt,<br />

<strong>KLB</strong>, KLJB, ADL, Ev. Bauernwerk, BAG ejl, AGU d.<br />

EKD, AGU der dt. Diözesen, ZdK und DBU.<br />

Informationen bei der <strong>KLB</strong> Bundesstelle<br />

oder unter Email: clear.k-u@t-online.de<br />

LAND<br />

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<strong>01</strong>/20<strong>04</strong><br />

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30<br />

Auf ein Wort<br />

Zeichen am Wege<br />

„Das soll euch als Zeichen dienen.“ Diese Worte des<br />

Engels an die Hirten auf dem Felde zu Bethlehem<br />

können wir aus der Weihnachtszeit, dem alten Jahr,<br />

herübernehmen in das neue. Sie können uns hellhörig<br />

machen im Blick auf das vor uns liegende Jahr.<br />

Zeichen begleiten die Wege des Herrn. Auf Zeichen,<br />

welche auf Gottes Wirken hinweisen, macht Jesus<br />

seine Zuhörer immer wieder aufmerksam. Er ermahnt<br />

sie, diese als Zeichen für das Reich Gottes<br />

und für seine Sendung zu deuten. Dabei muss Jesus<br />

erfahren, dass seine Mahnung nicht immer angenommen<br />

wird. So hält er den Leuten einmal vor, die<br />

Zeichen in der Natur deuten zu können, nicht aber<br />

die Zeichen dieser Zeit ( Lk 12,54 – 57 ).<br />

Machen wir uns nichts vor: Auch wir können uns<br />

den Zeichen der Zeit im Sinne Jesu verschließen<br />

oder sie in fahrlässiger Weise übersehen, da sie unseren<br />

alltäglichen Rhythmus stören oder uns unbequem<br />

sein könnten. Die häufige Mahnung Jesu zur<br />

Wachsamkeit muss uns aufhorchen lassen.<br />

Gottes Wirken in dieser Zeit geht weiter und unser<br />

Leben ist eine offene Geschichte mit Gott.<br />

Gott zeigt sich uns immer wieder neu. So kann es im<br />

Laufe dieses kommenden Jahres wieder verschiedene<br />

Zeichen geben, welche auf Gottes geheimnisvolle<br />

Gegenwart hinweisen.<br />

Es müssen nicht immer außergewöhnliche Ereignisse<br />

sein. Alltägliche Dinge können ebenso als Zeichen<br />

Gottes dienen. Gerade das heutige Evangelium<br />

macht dies deutlich. Ob es nun außergewöhnliche<br />

Ereignisse sind oder alltägliche, es kommt letztlich<br />

auf deren Deutung an. Entscheidend ist die Deu-<br />

LAND<br />

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tung, welche wir von Gott erhalten. Denn nur in seinem<br />

Licht schauen wir das Licht, wie uns Psalm 36<br />

sagt. Nur auf diese Weise vermögen wir Vorkommnisse<br />

als seine Zeichen zu erkennen. Durch Gottes<br />

Eingebung, welche im Glauben an seine Vorsehung<br />

aufgenommen wird und aus dem Innern unseres<br />

Herzens aufsteigt, werden irdische Ereignisse göttlich<br />

interpretiert. Ohne diese Erleuchtung erscheinen<br />

sie als natürliche Geschehnisse.<br />

Freilich können die Zeichen Gottes nicht einfach<br />

nach menschlichem Gutdünken abgerufen werden.<br />

Schon Jesus wirkte keine Zeichen und Wunder, wenn<br />

diese als Spektakel verstanden wurden und der Sensationslust<br />

dienen sollten. So sind auch wir angewiesen<br />

auf die Zeichen, die uns Gott gibt. Wir können<br />

nicht darüber verfügen. Wir können jedoch gläubig<br />

auf sie warten, parat sein und offen für die Spuren<br />

Gottes in unserem Leben auch in diesem Jahr.<br />

Wir wissen aus der Heiligen Schrift und aus eigener<br />

Erfahrung, dass solche Zeichen bruchstückhaft sind<br />

und nicht den Glauben ersetzen wollen. Es sind Zeichen,<br />

welche nur im Glauben aufgenommen und<br />

verstanden werden können. So soll uns das neue<br />

Jahr ermuntern, auf mögliche Zeichen zu achten, die<br />

Spuren Gottes in unserem Leben zu entdecken und<br />

zu erkennen, dass unser Leben in Gott geheimnisvoll<br />

verborgen ist.<br />

Pfarrer Libert Hirt<br />

<strong>Land</strong>seelsorger Stuttgart-Rottenburg


AUS DER PRAXIS –<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Werkmaterialien der <strong>KLB</strong><br />

Zur Gestaltung der Fastenzeit in Gemeinde, Verband, Gruppe<br />

und Familie bieten wir Ihnen an:<br />

Neuerscheinung im Januar:<br />

1/<strong>04</strong> „Da berühren sich Himmel und Erde“ – Eine Kreuzandacht, die die Bedeutung<br />

des Kreuzes für uns Christen wieder neu aufschließt und bewusst macht.<br />

1/03 Frauen am Kreuzweg – Gedanken, Lieder und Gebete zu sieben Stickbildern<br />

von Carola Strasser<br />

Verbunden mit Liedern von Kathi Stimmer-Salzeder können die Bilder und Texte<br />

in unterschiedlicher Weise zum Gebet verwendet werden: als persönliche Betrachtung,<br />

als Grundlage für sieben eigenständige Kreuzwegmeditationen, als<br />

Kreuzwegandacht in der Gemeinde. Neben diesem Werkblatt bieten wir Ihnen<br />

die Bilder der Künstlerin als Farbfolien (21 Euro) und die ausgewählten Lieder<br />

von K.Stimmer-Salzeder als eigene CD mit Liederheft an.(10 Euro)<br />

Kreuzwege, die sich in der Praxis bereits bewährt haben:<br />

3/99 Kreuzweg Jesu – Unsere Last<br />

6/98 Die Allmacht der Liebe<br />

7/98 Kreuzwege für Kinder<br />

1/02 Gib uns ein fühlend Herz<br />

1/00 Mit Jesus wollen wir gehen<br />

1/99 Kreuzweg für Kinder<br />

Wenn Sie Impulse und Anregungen für die Gestaltung der<br />

Fastenzeit in der Familie suchen:<br />

4/02 Begleiten – Helfen – Stärken. Rituale durch das Jahr:<br />

Fasching – Fastenzeit – Ostern – Pfingsten<br />

Jedes Werkblatt kostet -,80 Euro; Mindestbestellwert ist 5,60 Euro zzgl. Porto<br />

Staffelpreise ab 20 Stück<br />

Bestellungen und Informationen<br />

Bundesstelle <strong>KLB</strong>,<br />

Drachenfelsstr. 23, 536<strong>04</strong> Rhöndorf,<br />

Tel.: 0 22 24 / 7 10 31, Fax: 0 22 24 / 7 89 71,<br />

E-Mail: bundesstelle@landvolk.de

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