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thethe22 January | Januar 2014 January | Januar 2014 23Ein geglücktes LebenNach der ersten uneingeschränkten Freude, über Armin zu schreiben,hemmt mich jetzt eine gewisse Verzagtheit. Wie werde ichArmin gerecht, wie kann ich das ausdrücken, was ich an ihm schätze,wie bringe ich es zustande, das Ausserordentliche zu fassen, ohneihn zu überhöhen und damit von mir, von uns allen zu entfernen?Vielleicht war es sein geglücktes Leben, das mich so fasziniert.Vielleicht ist Armin der geworden, der er ist auf dem Hasliberg indieser wundersamen Schule. Vielleicht war es die Verbindung mitNatalie, das ihn zu einem herausragenden Menschen und docheinem unter vielen hat <strong>werden</strong> lassen. Vielleicht war es sein Gefühlfür Balance, das mir so gefällt. Vielleicht war es sein Vermögen,mutig und doch gelassen, empört und doch versöhnlich zu sein.Natürlich ist es ein Gemisch von all dem und noch viel mehr dazu,das ihn ausgemacht hat.Was mir besonders gut gefallen hat, ist seine Vielseitigkeit, sein«Sowohl-als-Auch». Er war streng, deutlich im Aussprechen und dochwarmherzig. Ich erinnere mich an ein Gespräch, als unsere Tochtersich als Kameradin daneben benommen hatte. Ich sehe Armin,damals für mich Herr Lüthi, vor mir. Er spricht aus, was ich schonweiss. Er ist gross, imponierend, konfrontierend und ich spüre, wieRecht er hat. Es ist alles andere als angenehm, aber ich fühle michnicht entwertet, in die Pflicht genommen ja und ich bin es noch.Ich hatte als Vorstandsmitglied die Konferenz besucht. Es wirdüber ein schwieriges Kind gesprochen und die schwierigen Beispielereihen sich aneinander. Armin fragt plötzlich: «Weiss jemand etwasPositives über diesen Kameraden zu berichten»? Die Atmosphäreändert sich schlagartig. Die Balance ist wieder hergestellt.Meistens komme ich nach einem Besuch aus der <strong>Ecole</strong> gestärktund beglückt ins Unterland zurück. Ein Gefühl begleitet mich: Dortpassiert Wesentliches, dieser Ort ist gut, ich habe Vertrauen in dieErneuerungskraft der <strong>Ecole</strong>. Auch wenn es Probleme gegeben hatund die gab und gibt es zuhauf, spüre ich Kreativität, Offenheit,Authentisches und Lebendigkeit. Für mich ist die <strong>Ecole</strong> eine kleineWelt in der Welt und schon deshalb ein wunderbarer Ort zu leben,zu lehren und zu lernen. Daran hatte Armin einen grossen Anteil.Er hatte den Überblick, er hat die Schule «getragen» und ist demGanzen gerecht geworden. Nie habe ich ihn klagen hören, nichtswar ihm zu viel. Er und die Schule, seine Aufgabe und sein Leben,dies gehörte zusammen, bildete eine kraftvolle Einheit. Sicher hatihm dabei auch sein Humor geholfen. Wenn wir in Schwierigkeitensteckten, die uns einmalig zu sein schienen, konnte Armin in einerSitzung plötzlich eine alte, dramatische Geschichte erzählen, diedie Schule ja offensichtlich auch überlebt hatte, unsere Anspannungwich einem Schmunzeln und wir konnten alle aufamten undweiter planen.Armin konnte mit mir reden, mich auf eine Weise anblicken,dass ich körperlich erfahren habe, gemeint, wichtig und geschätzt zusein. Diese Intensität im Kontakt meine ich, wenn ich von Lebendigkeit,Echtheit und Offenheit rede. Ich bin überzeugt, dass viele dieseSchilderung verstehen, andere verbinden bestimmt unterschiedlicheErlebnisse mit der Erinnerung an Armin. Das macht den Reichtumund die Vielfältigkeit seiner Persönlichkeit aus.Als Vorstandsmitglied der Genossenschaft erlebte ich Arminzunächst als Schulleiter und danach als «einfaches» Vorstandsmitglied.Erund Natalie wurden nach Niederlegung ihrer Leitungsaufgabenahtlos in den Vorstand gewählt, wurden somit sozusagendie Aufseher über ihre Nachfolger. Jeder Berater würde die Armeverwerfen und von einer Todsünde sprechen. In der <strong>Ecole</strong> ist soetwas möglich. Möglich, weil Armin die neue Leitung nie belehrthat, sondern mit grosser Loyalität «nur» zugegen war, unterstützte,ermunterte und lobte. Oft hat er sich einfach zurückgehalten. Niehabe ich in seiner Haltung etwas Besserwisserisches oder gar Verachtendesgespürt. Seine schwungvollen Verrisse galten anderenDingen. Er konnte amüsant und unerbittlich über die neualtenerzieherischen Forderungen nach Drill und Strenge herziehen. Dakonnte ich erahnen, wie sich seine Gegner wappnen und fühlenmussten. Als Präsidentin des Vorstands versuchte ich meine Arbeitso gut wie möglich zu machen. Armin unterstützte und lobte michzuweilen. Trotzdem war und ist seine Gegenwart, sein immensesWissen um unsere Schule, sein Vorsprung nicht nur an Alter undKönnen, sondern an Charakterstärke und Standfestigkeit für micheine stete, hilfreiche Herausforderung und Richtschnur.Als letzte grosse Aufgabe hat Armin Natalie in ihrem Leidenund Sterben begleitet und schliesslich den eigenen Tod bestanden.Armin als Homöopath hat geschrieben: «Im Idealfall soll Homöopathienicht in erster Linie Krankheiten beheben, sondern die Gesundheiterhalten und so ein «gutes Sterben» ermöglichen: So wieeine Kerze allmählich erlischt, so soll auch das menschliche Lebenenden». In meinen Augen ist Armin dies gelungen. Sein Tod ist ein«gutes Sterben» geworden.Nun lebt Armin nicht mehr unter uns, die <strong>Ecole</strong> muss ohneseine körperliche Existenz zurechtkommen. Und doch bleibt erhoffentlich noch lange «anwesend», jedenfalls so lange, als wirNachgeborenen die Schule in seinem Sinn leiten und begleiten.Mit Armins Worten möchte ich uns auffordern, «eine gespannteAufmerksamkeit rundum, auf alles, was nicht gewohnter Alltag undRoutine ist: Woher droht Gefahr, wo ereignet sich Neues, Unerhörtes,Grossartiges, Beklemmendes?» aufzubringen. Es bleibt unsalles, was Armin geschaffen hat, nicht zuletzt im wörtlichen Sinn«sein» Archiv der Schule. Zudem gibt es vier Kinder von Armin undNatalie mit den acht Enkelinnen. Auch hier Reichtum und Vielfalt,eindrückliche Persönlichkeiten, die die Eigenschaften ihrer Elternweiter leben. Sie begegnen mir liebenswürdig, klar und offen, genauwie Armin und Natalie es getan haben. Ich freue mich, dass Chris nunim Vorstand mitarbeitet. Damit wird die Kontinuität in dieser Schulegewahrt, welche ein wertvolles Standbein ist und in allen Turbulenzen,Neuerungen und Fortschritten die Essenz garantieren hilft.Ich bin dankbar, Armin gekannt zu haben. Ich bin dankbar,dass er mir vieles vorgelebt hat, das ich nun in mir trage. Ich bindankbar, dass meine Tochter in dieser Schule nachhaltige Entwicklungsschrittemachen konnte. Ich bin dankbar, dass ich bis zuletztmit Armin Gespräche führen durfte, die in mir fortwirken. Ich bindankbar, dass die <strong>Ecole</strong> durch Armin gestärkt und bereichert in dieZukunft gehen kann.VERA GERWIG

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