Klaus Wowereit <strong>Berlin</strong> <strong>–</strong> <strong>Kopenhagen</strong> Im Herbst schaut <strong>Berlin</strong> nach Norden. Rund 20 junge <strong>Berlin</strong>er Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Arbeiten in <strong>Kopenhagen</strong> und Malmö. Im Gegenzug gastiert die junge Kunstszene der beiden Øresund-Metropolen an der Spree. Dieses künstlerische Austauschprogramm ist Teil einer Vereinbarung zwischen den Bürgermeistern von <strong>Kopenhagen</strong>, Malmö und <strong>Berlin</strong>. Kunst baut Brücken, Kunst schafft Räume für gemeinsame Erfahrungen, Kunst, das ist der fremde Blick, der Neugierde weckt. <strong>Berlin</strong> ist seit dem Fall der Mauer wieder zu einer bedeutenden Kunst- und Kulturmetropole aufgestiegen Nicht nur die einstigen preußischen Schatzkammern mit ihren weltberühmten, in zahlreichen Museen der Stadt ausgestellten Sammlungen ziehen die Menschen in ihren Bann. Auch die junge Kunstszene fühlt sich von <strong>Berlin</strong> angezogen. Davon erzählen auch die „Urban Art Stories“, das gemeinsame Kulturaustausch-Projekt von <strong>Kopenhagen</strong>, Malmö und <strong>Berlin</strong> im Herbst 2004 und Frühjahr 2005. In <strong>Berlin</strong> ist die Kunst eine besonders enge Beziehung mit der Stadt eingegangen. Die jungen Künstler gewinnen ihr Material aus den zeitgeschichtlichen, im <strong>Berlin</strong>er Stadtbild immer noch präsenten Brüchen, aus der kulturellen Vielfalt in der Stadt und den großen Freiräumen für künstlerische Selbstverwirklichung. Kurz: <strong>Berlin</strong>er Kunst bezieht ihre Vitalität nicht zuletzt aus der Lebendigkeit einer Stadt, die sich ständig neu erfindet. Zwar drehen sich nicht mehr so viele Baukräne am <strong>Berlin</strong>er Himmel wie noch vor Jahren, doch ist die Stadt immer noch auf reizvolle Weise unfertig, das heißt: im Werden begriffen. Dieser kreative Zug hat manche Zeitgenossen dazu veranlasst, die Stadt selbst als eine Art Kunstwerk zu betrachten. Aber die Kunst hat auch ihren festen Platz im Stadtbild erobert. Man denke nur an das Kulturforum, das von Daniel Libeskind erbaute Jüdische Museum oder die Museumsinsel. Und an die Quartiere der zeitgenössischen Kunstszene im ehemaligen Scheunenviertel sowie die Clubszene in <strong>Berlin</strong>-Mitte oder Friedrichshain. Man darf gespannt sein, wie urbane Kunst made in <strong>Berlin</strong>, in Malmö und <strong>Kopenhagen</strong> aufgenommen wird. Und natürlich freuen wir uns auf die Künstlerinnen und Künstler vom Øresund. Kultur verbindet. Das gilt natürlich auch für <strong>Berlin</strong> und die Øresund-Metropolen. Man denke nur an das 19. Jahrhundert, an Søren Kierkegaard und Hans Christian Andersen, die es nach <strong>Berlin</strong> zog oder an Theodor Fontanes Aufenthalt in der dänischen Hauptstadt. Es war ein reger Austausch, der erst durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen wurde. Seit dem Fall der Mauer sind <strong>Berlin</strong> und die Øresund-Region wieder näher zusammengerückt. Die Reisezeit beträgt nur wenige Stunden, aber die Fahrt zählt zu den schönsten, die man von <strong>Berlin</strong> aus in eine unserer Nachbarregionen unternehmen kann: Per Bahn oder Auto nach Rostock und dann mit der Fähre über die Ostsee. <strong>Berlin</strong>er Sommerfrischler wissen aus eigener Erfahrung, was gemeint ist. Gleiches gilt für die Gegenrichtung. Zehntausende Touristen kommen Jahr für Jahr via Ostsee nach <strong>Berlin</strong>. Ich teile deshalb nicht die in dieser Ausgabe von „Kennzeichen <strong>DK</strong>“ geäußerte Ansicht, <strong>Berlin</strong> habe ein „Nord-Problem“. Das Gegenteil ist der Fall: <strong>Berlin</strong> ist durch die deutsche Einheit und die EU-Erweiterung vom Rand in die Mitte der Europäischen Union gerückt. Damit eröffnen sich Chancen für die deutsche Hauptstadt in nahezu allen Himmelsrichtungen und ganz besonders im Norden. Der Ostseeraum gehört vor allem nach der jüngsten EU-Erweiterung zu den Wirtschaftsräumen, denen das größte Wachstumspotential vorhergesagt wird. <strong>Berlin</strong> möchte sich auch mit dieser Region eng vernetzen. Wir haben in dieser Hinsicht schon einiges unternommen und wir werden uns weiter engagieren. Wir möchten, dass die Menschen zusammenkommen, dass sie sich füreinander interessieren und sich nachbarschaftlich verbunden fühlen. Der Kulturaustausch ist da ein wichtiger Katalysator. Vor allem die diplomatischen Vertretungen in <strong>Berlin</strong> leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Jetzt setzt der Veranstaltungsreigen „Urban Art Stories“ ein echtes Highlight, dem weitere folgen werden. Klaus Wowereit ist Regierender Bürgermeister von <strong>Berlin</strong> <strong>KENNZEICHEN</strong> <strong>DK</strong> 68 | AUGUST 2004