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1953 – 2003 Eine Erfolgsstory 50 Jahre Eheberatung in Karlsruhe

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Supervision <strong>in</strong> Umbruchzeiten<br />

Die <strong>Karlsruhe</strong>r Beratungsstelle <strong>in</strong><br />

der Nelkenstraße habe ich 13<br />

<strong>Jahre</strong> lang begleitet, zuerst als<br />

Supervisor (1981 bis 1985) und<br />

dann als Leiter der Psychologischen<br />

Ausbildungsstelle für Ehe-,<br />

Familien- und Lebensberatung<br />

der Erzdiözese Freiburg (1991 bis<br />

2000).<br />

Als noch junger Psychologe kam<br />

ich im Oktober 1981 <strong>in</strong> die Stelle,<br />

um mich als neuer Supervisor der<br />

Psychologischen Ausbildungsstelle<br />

vorzustellen und die BeraterInnen<br />

kennenzulernen. Ich war<br />

gespannt auf die neuen Gesichter,<br />

auf die früheren Erfahrungen<br />

mit der Supervision, auf die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, Räumlichkeiten<br />

u.s.w. Es war mir wichtig<br />

auch zu erfahren, welche speziellen<br />

therapeutischen Kenntnisse,<br />

Erfahrungen und Wünsche die<br />

BeraterInnen <strong>in</strong> die Gruppensupervision<br />

mitbr<strong>in</strong>gen, wo ich<br />

anknüpfen und sie »abholen«<br />

kann und auch, ob ich ihren<br />

Bedürfnissen und Erwartungen<br />

an die Supervision gewachsen<br />

b<strong>in</strong>.<br />

Ich fand e<strong>in</strong> Team vor, das sich<br />

im Umbruch und <strong>in</strong> der Umstrukturierung<br />

befand: Der neue stellvertretende<br />

Leiter Christoph<br />

Horstmann und die neu ausgebildeten<br />

Fachkräfte waren gerade<br />

dabei, ihren Platz <strong>in</strong> der Stelle zu<br />

f<strong>in</strong>den und Fuß zu fassen. In<br />

unserer Zusammenarbeit stellte<br />

sich bald heraus, dass die verschiedenen<br />

Therapierichtungen<br />

und Methoden <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Teams als e<strong>in</strong>e bunte Vielfalt und<br />

als e<strong>in</strong>e erfrischende Ressource<br />

erlebt werden. Ich kam immer<br />

wieder sehr gerne <strong>in</strong> das Team<br />

und habe es <strong>in</strong> angenehmer Er<strong>in</strong>nerung<br />

behalten.<br />

Der Beratungsstelle gratuliere<br />

ich zu ihrem Jubiläum und wünsche<br />

ihr alles Gute für die<br />

Zukunft, u.a. auch e<strong>in</strong>e bessere<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von der<br />

Stadt und von den kirchlichen<br />

Trägern. Sie hat es verdient!<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ivo Jozic<br />

24<br />

Supervisoren begleiten unsere Arbeit<br />

Die Freude an der Supervision<br />

Auch der kompetenteste Berater<br />

oder Psychotherapeut gerät<br />

immer wieder e<strong>in</strong>mal an das<br />

Ende se<strong>in</strong>er Kompetenz oder verstrickt<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en eigenen<br />

Gefühlen und Konflikten mit den<br />

Problemen se<strong>in</strong>es Klienten oder<br />

Patienten.<br />

Es zeichnet die Mitarbeiter der<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Familienberatung aus,<br />

dass sie dies wissen und akzeptieren,<br />

und dass ihnen Supervision<br />

zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden ist. Aber nicht nur das:<br />

Es herrscht e<strong>in</strong>e ungewöhnliche<br />

Offenheit, viel Vertrauen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander<br />

und e<strong>in</strong>e erstaunliche Fähigkeit,<br />

über Unsicherheiten und<br />

Schwierigkeiten offen zu sprechen.<br />

Dies macht es möglich,<br />

dass ich ausgesprochen gerne<br />

von Freiburg nach <strong>Karlsruhe</strong> reise<br />

und die Arbeit, trotz der hohen<br />

Konzentration, e<strong>in</strong>e rechte Freude<br />

ist. Wir können meist gar<br />

nicht alle »Anmeldungen« abarbeiten,<br />

weil <strong>in</strong> drei Stunden nicht<br />

mehr als vier bis fünf »Fälle« h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passen.<br />

Und unter Zeitdruck<br />

lässt sich schlecht E<strong>in</strong>fühlung<br />

erarbeiten. Aber auch das<br />

Zuschauen, das Mitspielen und<br />

die Nachbesprechung führen oft<br />

bei den anderen Teilnehmern,<br />

also nicht nur bei dem, der<br />

»dran« ist, zu E<strong>in</strong>sichten und<br />

Aha-Erlebnissen.<br />

Selten habe ich e<strong>in</strong>e so spielfreudige<br />

Gruppe erlebt, die flexibel <strong>in</strong><br />

die unmöglichsten Rollen<br />

schlüpft, um durch die spontane<br />

Interaktion die meist vorhandenen<br />

Familien-Abgründe auszuloten.<br />

Dieses Rollenspiel <strong>in</strong> der<br />

geme<strong>in</strong>samen Arbeit sche<strong>in</strong>t<br />

wiederum die Sympathie untere<strong>in</strong>ander<br />

zu fördern, zum<strong>in</strong>desten<br />

aber die Kenntnis des anderen,<br />

die ja oft die Basis für Verstehen<br />

und Zuneigung ist. In mir<br />

ist im Lauf der <strong>Jahre</strong> jedenfalls<br />

viel Sympathie und kollegiale<br />

Achtung gewachsen.<br />

Die Methode, mit der wir arbeiten,<br />

ist relativ e<strong>in</strong>fach und<br />

braucht doch Erfahrung. Ich<br />

lasse meist erst e<strong>in</strong>mal den Fall-<br />

vorstellenden Mitarbeiter zu se<strong>in</strong>em<br />

auf e<strong>in</strong>em leeren Stuhl vorgestellten<br />

Klienten (oder dem<br />

Klientenpaar) so frei und unzensiert<br />

wie möglich sprechen,<br />

damit der »Gefühlshaushalt« der<br />

beraterischen Beziehung zum<br />

Vorsche<strong>in</strong> kommt. Denn jeder<br />

Berater reagiert mit Leib und<br />

Seele auf e<strong>in</strong>en Klienten, auch<br />

wenn er es zunächst nicht umfassend<br />

wahrnimmt; erst recht<br />

natürlich auf schwierige Kunden,<br />

die mit ihren Problemen direkt<br />

oder <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong> den Gefühlshaushalt<br />

des Beraters e<strong>in</strong>brechen.<br />

Spricht er diese Emotionen<br />

mit wachsender Klarheit aus und<br />

lässt sich dabei von den Kollegen<br />

helfen, dann ist schon viel<br />

gewonnen, denn es wird deutlich,<br />

welche Probleme der Klient<br />

<strong>in</strong> den Sitzungen aktivieren will.<br />

Dann wird der Mitarbeiter angeregt,<br />

sich Mitspieler für die wichtigsten<br />

im Konflikt beteiligten<br />

Personen (dies können aktuelle<br />

Partner und K<strong>in</strong>der oder auch<br />

längst verstorbene Eltern se<strong>in</strong>)<br />

auszusuchen. Auch für se<strong>in</strong>e<br />

eigene Person, denn er darf bei<br />

den Interaktionen zuschauen<br />

und lässt die anderen die Ver-

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