Die Sprache des Films - kunst-rs-bayern.de
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FILMSPRACHE<br />
<strong>Films</strong>prache<br />
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Arbeitsheft<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong><br />
Erarbeitet vom Arbeitskreis Kunsterziehung 2010<br />
Leitung <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitskreises<br />
Elisabeth Mehrl, ISB<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitskreises:<br />
Jens Knaudt, Renate Stieber, Otmar Wagner<br />
verantwortlich für <strong>de</strong>n Inhalt: Renate Stieber<br />
Bildrechte:<br />
Renate Stieber, Maureen Schröter, Sebastian Wanninger<br />
1
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
„Laufen<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r“.... Wie funktioniert das eigentlich, dass wir Bil<strong>de</strong>r als einen Film wahrnehmen?<br />
<strong>Die</strong> Wahrnehmung von Film als<br />
fortlaufen<strong>de</strong> Bewegung beruht auf<br />
<strong>de</strong>m Netzhauteffekt <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
menschlichen Auges, <strong>de</strong>r um 1830<br />
erfo<strong>rs</strong>cht wur<strong>de</strong>: Unser Auge ist<br />
träge. Es empfin<strong>de</strong>t einen Lichtreiz<br />
länger, als er wirklich ist.<br />
Wenn ein Bild auf die Netzhaut<br />
trifft, bleibt es für eine Weile<br />
stehen, auch wenn schon<br />
das nächste Bild ankommt.<br />
Ein zweites Phänomen täuscht<br />
das Auge und ermöglicht das<br />
Filmerlebnis: <strong>de</strong>r stroboskopische<br />
Effekt. Wenn in genügend<br />
schneller Folge Bil<strong>de</strong>r einzelner<br />
Bewegungsmomente geboten<br />
wer<strong>de</strong>n, ve<strong>rs</strong>chmelzen diese<br />
Einzelbil<strong>de</strong>r zum Eindruck einer<br />
Bewegung. Zerlegt man also eine<br />
Bewegung in Phasenbil<strong>de</strong>r, d.h. in<br />
Einzelbil<strong>de</strong>r einer Bewegung wie<br />
Fotografien, und schaut diese<br />
Einzelbil<strong>de</strong>r dann in einem<br />
bestimmten Tempo an, dann erkennt<br />
das Auge nicht die Einzelbil<strong>de</strong>r,<br />
son<strong>de</strong>rn nimmt eine fließen<strong>de</strong><br />
Bewegung wahr. <strong>Die</strong>s funktioniert<br />
perfekt, wenn 24 Bil<strong>de</strong>r pro Sekun<strong>de</strong><br />
auf das Auge treffen.<br />
Mitte <strong><strong>de</strong>s</strong> 19. Jh. wur<strong>de</strong>n optische Spielzeuge entwickelt,<br />
die genau diese Effekte nutzen:<br />
<strong>Die</strong> Wun<strong>de</strong><strong>rs</strong>cheibe besteht aus einer Pappscheibe, die<br />
an einer Kor<strong>de</strong>l befestigt ist und schnell gedreht bzw.<br />
gezwirbelt wer<strong>de</strong>n kann. Auf je<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Scheibe ist<br />
nur ein Teil eines Motivs zu sehen, durch das schnelle<br />
Drehen <strong>de</strong>r Scheibe sieht man jedoch bei<strong>de</strong> Teile.<br />
Das Lebensrad o<strong>de</strong>r Stroboskop wur<strong>de</strong> 1832 von Joseph<br />
Plateau und Simon Ritter entwickelt. Auf einer Scheibe<br />
sind Einzelbil<strong>de</strong>r, die eine Bewegungsfolge da<strong>rs</strong>tellen,<br />
dargestellt und durch 12 Schlitze getrennt. Wir schauen<br />
durch einen Schlitz und sehen auf Grund <strong><strong>de</strong>s</strong> stroboskopischen<br />
Effekts fortlaufen<strong>de</strong> Bewegungen <strong><strong>de</strong>s</strong> abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Objekts, obwohl es nur einzelne Bil<strong>de</strong>r sind, die<br />
vorbei huschen.<br />
<strong>Die</strong> Wun<strong>de</strong>rtrommel hat auswechselbare Papie<strong>rs</strong>treifen,<br />
die jeweils eine Geschichte in Bil<strong>de</strong>rn erzählen.<br />
2
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Bil<strong>de</strong>r erzählen Geschichten: <strong>Die</strong> Animation einzelner Bil<strong>de</strong>r ist die Vorform <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>.<br />
„Wenn zwei sich streiten, freut sich <strong>de</strong>r<br />
dritte“: <strong>Die</strong> Figuren sind mit Knetmasse<br />
geformt. Aus über hun<strong>de</strong>rt Einzelaufnahmen<br />
- hier sind fünf Schlüsselbil<strong>de</strong>r<br />
ausgewählt - entstand <strong>de</strong>r Animationsfilm.<br />
(Beate Angerer, 2008, Seminar Kunst,<br />
Bayreuth)<br />
Um die Bewegung <strong><strong>de</strong>s</strong> Gehens darzustellen,<br />
muss <strong>de</strong>r Bewegungsablauf in<br />
einzelne Phasen zerlegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Filme sind eine Folge von einzelnen Bil<strong>de</strong>rn, die in einer festen<br />
Zeitsequenz abgespielt wer<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>m Auge 16 o<strong>de</strong>r mehr<br />
Einzelbil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong> dargeboten wer<strong>de</strong>n (optimal 24), kann<br />
es diese Bil<strong>de</strong>r nicht mehr in einzelne feststehen<strong>de</strong> Eindrücke<br />
aufschlüsseln, es wird statt<strong><strong>de</strong>s</strong>sen <strong>de</strong>n Eindruck einer Bewegung<br />
erkennen.<br />
Bei Trick- o<strong>de</strong>r Animationsfilmen wird je<strong><strong>de</strong>s</strong> Bild einzeln aufgenommen.<br />
Es wer<strong>de</strong>n 24 Bil<strong>de</strong>r pro Sekun<strong>de</strong> abgespielt, so dass eine<br />
fließen<strong>de</strong> Bewegung e<strong>rs</strong>cheint. <strong>Die</strong> Animation von Einzelbil<strong>de</strong>rn mit<br />
Hilfe eines Computerprogrammes (z. B. gif-animator, GIMP) ist eine<br />
sehr einfache Metho<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n die einzelnen Bil<strong>de</strong>r<br />
dabei als ve<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>ne Ebenen gespeichert, die Verweildauer eines<br />
Einzelbil<strong><strong>de</strong>s</strong> kann sehr genau eingestellt wer<strong>de</strong>n. Vorlagen für<br />
Computer-Animationen können alle digitalisierten Da<strong>rs</strong>tellungen sein<br />
wie Zeichnungen, Grafiken o<strong>de</strong>r Fotos.<br />
Puppenanimation: <strong>Die</strong> Puppen, z. B. aus Knetgummi o<strong>de</strong>r mit<br />
beweglichen Gelenken, wer<strong>de</strong>n minimal bewegt bzw. geformt, die<br />
einzelnen Phasen wer<strong>de</strong>n fotografiert.<br />
Zeichentrickfilm: Je<strong><strong>de</strong>s</strong> Einzelbild wird gezeichnet, aufgenommen<br />
und in eine Filmfolge eingefügt. Mo<strong>de</strong>rne Animationsfilme wer<strong>de</strong>n<br />
vollständig mit EDV am PC e<strong>rs</strong>tellt.<br />
Auch das Daumenkino ist eine Form <strong><strong>de</strong>s</strong> animierten <strong>Films</strong>. Es enthält<br />
eine Anzahl von einzeln gezeichneten, fotografierten o<strong>de</strong>r digital<br />
e<strong>rs</strong>tellten Bil<strong>de</strong>rn, die fortlaufend gezeigt wer<strong>de</strong>n. Der Name kommt<br />
daher, dass die Einzelbil<strong>de</strong>r auf Papierblättern übereinan<strong>de</strong>rgestapelt<br />
und dann mit Hilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> Daumens wie ein Kartenspiel gleichmäßig<br />
schnell geblättert wer<strong>de</strong>n. So entsteht <strong>de</strong>r Eindruck einer Bewegung.<br />
Das Daumenkino gilt als Vorläufer <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>, hat aber auch einen<br />
eigenständigen Wert als künstlerisches Ausdrucksmittel.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Gestalte ein Daumenkino aus einem quadratischen Notizblock mit<br />
verleimten Blättern. Je mehr Blätter du stapelst, um so länger ist <strong>de</strong>in<br />
Trickfilm, das zügige Blättern in <strong>de</strong>r Hand ist aber nicht so einfach.<br />
Das Motiv muss einfach genug sein, um Seite für Seite mit wenig<br />
Variation weiter entwickelt zu wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> wesentlichen Bildteile wer<strong>de</strong>n<br />
immer an <strong>de</strong>r gleichen Stelle positioniert.<br />
3
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Wie ein Film geplant wird: Storyboard und Drehbuch<br />
Je<strong>de</strong>r Film erzählt eine Geschichte in aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn, je<strong>de</strong> Geschichte wird in einzelne Bil<strong>de</strong>r<br />
zerlegt. Das for<strong>de</strong>rt einen genauen Plan: In welcher Folge sollen die Bil<strong>de</strong>r angeordnet wer<strong>de</strong>n, was ist im<br />
Einzelnen zu sehen? Das Storyboard (wörtlich: Tafeln/Bil<strong>de</strong>r, auf <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Film erzählt wird) hält in<br />
gezeichneter Form die <strong>Films</strong>equenzen als Folge von Einzelbil<strong>de</strong>rn fest. Je<strong><strong>de</strong>s</strong> Bild zeigt eine Einstellung.<br />
<strong>Die</strong> Einstellung ist die kleinste Filmeinheit, <strong>de</strong>r Abschnitt zwischen <strong>de</strong>m Ein- und Ausschalten <strong>de</strong>r Kamera.<br />
Storyboards sind wesentliche Planungshilfen. <strong>Die</strong> e<strong>rs</strong>ten Story- o<strong>de</strong>r Pictureboards sind eng verknüpft mit<br />
<strong>de</strong>m Animationsfilm (z. B. aus <strong>de</strong>n <strong>Films</strong>tudios von Walt Disney). Hier wird die Nähe <strong>de</strong>r Zeichnung zum<br />
Comic (Comic strips = Bildstreifen) beson<strong>de</strong><strong>rs</strong> auffällig. <strong>Die</strong> wesentlichen Elemente sind:<br />
1 Bildausschnitt bzw. Einstellungsgröße .... Wie nah geht die Kamera an das Geschehen heran?<br />
2 Objekte/Figuren ... Wer und was ist in diesem Moment zu sehen?<br />
3 Anordnung <strong>de</strong>r Objekte bzw. Figuren ... Wo befin<strong>de</strong>n sich die Dinge bzw. Figuren räumlich?<br />
4 Lage <strong><strong>de</strong>s</strong> Horizonts ... Wo steht eigentlich <strong>de</strong>r Betrachter?<br />
5 Helligkeitsverteilung ... Welche Teile <strong>de</strong>r Szene sind hell erleuchtet, was wird herausgehoben?<br />
6 Bewegungen ... Sie wer<strong>de</strong>n mit Richtungspfeilen markiert.<br />
7 Bei Schwenks wer<strong>de</strong>n min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens die Ausgangssituation und die Endsituation gezeichnet,<br />
Ein Streit entwickelt sich. In <strong>de</strong>r nächsten Aufnahme wird die Kamera nah an das Gesicht <strong><strong>de</strong>s</strong> Mädchens herangehen.<br />
Das Drehbuch ist ein Skript mit Text in Tabellenform.<br />
Es enthält neben gesprochenem Text, Dialogen<br />
bzw. Kommentaren sehr genaue Angaben zu<br />
Handlungsort, Figuren und Requisiten, Lichtverhältnissen<br />
und Kameraeinstellungen.<br />
Während <strong>de</strong>r Dreharbeiten wer<strong>de</strong>n häufig aktuell<br />
Verän<strong>de</strong>rungen vorgenommen, die in diesem Skript<br />
festgehalten wer<strong>de</strong>n müssen. Das Drehbuch ist die<br />
Grundlage für die He<strong>rs</strong>tellung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Stell dir vor, du hast dich verabre<strong>de</strong>t.... Und<br />
nun wartest du schon eine Viertelstun<strong>de</strong>.<br />
Stelle in einem Storyboard eine Sequenz in<br />
5 Einstellungen dar, die die Situation zeigt bis<br />
zum Eintreffen <strong>de</strong>r e<strong>rs</strong>ehnten Pe<strong>rs</strong>on.<br />
4
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Wo steht die Kamera? weit weg o<strong>de</strong>r ganz nah? <strong>Die</strong> Einstellungsgröße schafft Distanz und Nähe.<br />
Weit o<strong>de</strong>r<br />
Panorama<br />
Totale<br />
Halbtotale<br />
Amerikanisch<br />
Halbnah<br />
Porträt/ Nah<br />
Groß<br />
Detail<br />
bezeichnet <strong>de</strong>n größtmöglichen Bildausschnitt, Pe<strong>rs</strong>onen sind nur als Punkt wahrzunehmen.<br />
So wird eine Grundstimmung bzw. <strong>de</strong>r geografische Ort gezeigt.<br />
Der Betrachter gewinnt einen Überblick über <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Handlung und das Handlungsgeschehen.<br />
Er braucht genügend Zeit, sich in diesem Überblick zu orientieren.<br />
Pe<strong>rs</strong>onen sind in voller Größe zu sehen, auch die Umgebung ist noch sichtbar.<br />
Pe<strong>rs</strong>onen sind bis auf Kniehöhe zu sehen, die Gesten sind zu erkennen. <strong>Die</strong> Bezeichnung<br />
kommt aus <strong>de</strong>n Wild-West-Filmen, <strong>de</strong>r Griff nach <strong>de</strong>m Colt ist dabei gut sichtbar.<br />
<strong>Die</strong> Pe<strong>rs</strong>on ist von <strong>de</strong>r Hüfte aufwärts zu sehen, die Körpe<strong>rs</strong>prache wird <strong>de</strong>utlich, die Umgebung<br />
hat weniger Be<strong>de</strong>utung. In dieser Da<strong>rs</strong>tellung wer<strong>de</strong>n z. B. Gespräche dargestellt.<br />
Der Kopf einer Pe<strong>rs</strong>on ist ganz zu sehen, die Mimik ist klar zu erkennen.<br />
Der Kopf ist formatfüllend, so dass die Mimik beson<strong>de</strong><strong>rs</strong> auffällt. Schon minimale Regungen<br />
im Gesicht sind zu beobachten.<br />
Ein kleiner Ausschnitt wird sehr stark vergrößert, so dass er das gesamte Format einnimmt.<br />
So wird das Augenmerk <strong><strong>de</strong>s</strong> Betrachte<strong>rs</strong> auf eine Einzelheit gerichtet, <strong>de</strong>r Zuschauer wird in<br />
Bann gezogen, weil er mit „bloßem Auge“ diese Nähe nicht erreichen kann.<br />
<strong>Die</strong> Totale zeigt <strong>de</strong>n Pausenhof während <strong>de</strong>r großen Pause, ve<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>ne Gruppen haben sich gebil<strong>de</strong>t.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Verwen<strong>de</strong> die Pausenhofsituation <strong>de</strong>iner Schule, um die oben genannten<br />
Einstellungen nachzustellen. Du kannst <strong>de</strong>inen Standort dabei<br />
verän<strong>de</strong>rn, verwen<strong>de</strong> also keinen Zoom, son<strong>de</strong>rn geh entsprechend<br />
nah an Gruppen und Pe<strong>rs</strong>onen heran. Bring die Fotos so in eine Reihenfolge,<br />
dass sie eine Geschichte erzählen.<br />
5
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Wie ich die Sache sehe..... Der Blickwinkel entspricht <strong>de</strong>r Kamera-Pe<strong>rs</strong>pektive.<br />
Der Blickwinkel zeigt <strong>de</strong>n Standort <strong><strong>de</strong>s</strong> Betrachte<strong>rs</strong> (Pe<strong>rs</strong>pektive). Unser eigener Blick wird durch die<br />
Kamera e<strong>rs</strong>etzt bzw. diktiert. <strong>Die</strong> Pe<strong>rs</strong>pektive drückt eine Erzählhaltung aus, d.h. sie macht klar, wie wir die<br />
gesamte Situation ve<strong>rs</strong>tehen sollen und welche Position bzw. Haltung <strong>de</strong>r Betrachter einnimmt<br />
Der Horizont gibt uns immer Auskunft darüber, wie hoch die Kamera positioniert ist, von welcher Höhe sie<br />
auf die Situation „schaut“.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Als Normalansicht empfin<strong>de</strong>n wir es, wenn sich die Kamera<br />
etwa auf Augenhöhe <strong>de</strong>r Pe<strong>rs</strong>onen befin<strong>de</strong>t.<br />
Extreme Blickwinkel sind Pe<strong>rs</strong>pektiven, die von diesem normalen<br />
Blickwinkel stark abweichen:<br />
Bei <strong>de</strong>r Vogelpe<strong>rs</strong>pektive liegt <strong>de</strong>r Horizont sehr hoch. Man<br />
kann sich vo<strong>rs</strong>tellen, das Geschehen von einem Turm aus<br />
zu betrachten. In <strong>de</strong>r Wirkung entsteht dabei eine Auf- o<strong>de</strong>r<br />
Übe<strong>rs</strong>icht und damit psychologisch auch das Gefühl von<br />
Überlegenheit (Blick „von oben herab“). <strong>Die</strong>ser Blickwinkel<br />
ermöglicht einen guten Überblick. <strong>Die</strong> weniger extreme<br />
Form ist die Aufsicht, als ob man im Stehen auf einen Tisch<br />
schaut. <strong>Die</strong> extreme Form <strong>de</strong>r Vogelpe<strong>rs</strong>pektive dagegen<br />
ist <strong>de</strong>r Top shot, <strong>de</strong>r Blick senkrecht von oben, vergleichbar<br />
mit <strong>de</strong>r Sicht aus einem Flugzeug bzw. einem Luftbild.<br />
<strong>Die</strong> Froschpe<strong>rs</strong>pektive setzt <strong>de</strong>n Horizont weit nach unten,<br />
so als wür<strong>de</strong> man aus <strong>de</strong>r Höhe eines Frosches das Geschehen<br />
beobachten o<strong>de</strong>r zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t in die Knie gehen und<br />
nach oben schauen. <strong>Die</strong>se Sicht vermittelt psychologisch<br />
das Gefühl von Unterlegenheit, drückt aber je nach Situation<br />
auch Belauern aus. Eine gemil<strong>de</strong>rte Form ist die Unte<strong>rs</strong>icht,<br />
z. B. die Sicht einer sitzen<strong>de</strong>n Pe<strong>rs</strong>on hinauf zu einer<br />
stehen<strong>de</strong>n, die allerdings immer auch ein Gefühl <strong>de</strong>r<br />
Rangordnung vermittelt.<br />
Durch Tempo und Rhythmus <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong><strong>de</strong>s</strong> Blickwinkels entwickelt eine Geschichte Dynamik. Wenn<br />
sich allerdings gleichzeitig <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>r Kamera än<strong>de</strong>rt, wird es für <strong>de</strong>n Betrachter sehr leicht unübe<strong>rs</strong>ichtlich.<br />
Standortwechsel <strong>de</strong>r Kamera sollen für <strong>de</strong>n Betrachter immer ve<strong>rs</strong>tändlich sein.<br />
In einer Gesprächssituation spielt <strong>de</strong>r Blickwinkel eine sehr<br />
wichtige Rolle. E<strong>rs</strong>telle eine Serie von Fotos in einer Situation<br />
zum Thema „Schwieriges Gespräch“. Verwen<strong>de</strong> dazu die oben<br />
genannten Pe<strong>rs</strong>pektiven.<br />
6
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Wie ich die Sache sehe..... die Kamera bewegt sich stellvertrend für meinen Blick.<br />
<strong>Die</strong> Kamerabewegung ist eine Folge von Blickbewegungen. Sie greift also unsere Sehgewohnheiten auf:<br />
Wir schwenken <strong>de</strong>n Blick, stellen auf ein bestimmtes Objekt scharf, gehen näher heran. Was wir allerdings<br />
nicht tun können, das ist, mit unserem Auge eine Situation näher heranzuholen, also zu zoomen. <strong>Die</strong> Kamera<br />
ermöglicht es, eine Szene aus ve<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>nen Blickwinkeln zu betrachten, die Sache mit „mit an<strong>de</strong>ren Augen“<br />
zu sehen, die Kamera bzw. <strong>de</strong>r Betrachter wechselt dabei die Pe<strong>rs</strong>pektive.<br />
Allgemein gilt, dass je<strong>de</strong> Art von Bewegung - also auch die Kamerabewegung - die Aufmerksamkeit auf sich<br />
zieht. <strong>Die</strong>s ist ein Effekt, <strong>de</strong>n Werbung sich zu Nutze macht. Kamerabewegungen sollen wie alle filmischen<br />
Mittel durch das Geschehen begrün<strong>de</strong>t und damit für <strong>de</strong>n Betrachter nachvollziehbar und logisch sein.<br />
Unser Auge steuert - im Gegensatz zur Kamera - die Schärfe automatisch. <strong>Die</strong> Schärfe lenkt <strong>de</strong>n Blick; wir<br />
schauen unbewusst sofort auf die Bildteile, die scharf sind. Schärfe wird <strong><strong>de</strong>s</strong>halb als Gestaltungsmittel<br />
bewusst eingesetzt. Auch die Scharfstellung selbst, das Fokussieren, wird vom Auge als Bewegung empfun<strong>de</strong>n<br />
und aufmerksam wahrgenommen.<br />
Eine nur simulierte Kamerabewegung ist <strong>de</strong>r Zoom: Das Auge hat <strong>de</strong>n Eindruck einer Bewegung durch<br />
<strong>de</strong>n fließen<strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>r Brennweite <strong><strong>de</strong>s</strong> Objektivs) von Tele (entfernte Objekte wer<strong>de</strong>n nahe gerückt)<br />
zu Weitwinkel (umgekehrt). Das kann unser Auge in <strong>de</strong>r Realität nicht leisten. Deshalb ist das Zoomen bei<br />
vielen Regisseuren verpönt.<br />
In <strong>de</strong>r nächsten Einstellung könnte die Kamera die Szene aus <strong>de</strong>r Sicht <strong><strong>de</strong>s</strong> Jungen zeigen.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Analysiere eine <strong>Films</strong>equenz im Blick auf die Bewegung <strong>de</strong>r<br />
Kamera. Notiere mit Hilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> Filmprotokolls in Tabellenform:<br />
Zeit/Dauer Einstellung Kamerabewegung<br />
7
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Eine starre Kamera vermittelt ein theatrales Bild: Der Zuschauer hat seinen eigenen Standpunkt, von <strong>de</strong>m<br />
er alles überblickt. Durch die Kopfbewegung wird <strong>de</strong>r Fokus auf eine bestimmte Sache gelenkt. <strong>Die</strong> Kamerabewegung<br />
entspricht <strong>de</strong>r Kopfbewegung eines Betrachte<strong>rs</strong>. <strong>Die</strong> Kamera kann aber auch „<strong>de</strong>n Platz verlassen“<br />
und ständig neue Standorte einnehmen.<br />
Wenn die Kamera sich während <strong>de</strong>r Aufnahme bewegt, wird sie in <strong>de</strong>r Regel auf einem Stativ befestigt bzw.<br />
kann samt Stativ auf einem Wagen (Dolly) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Vorrichtungen (z. B. Kran) bewegt wer<strong>de</strong>n. Tragstative,<br />
die an <strong>de</strong>n Körper angegurtet sind, ermöglichen es, die Kamera leicht zu führen und relativ spontan<br />
zu agieren (Steadycam).<br />
Aus <strong>de</strong>r Hand, also ohne Stativ gedrehte Aufnahmen („entfesselte Kamera“) wirken wie Schnappschüsse,<br />
das Verwackeln und bei <strong>de</strong>r Bewegung entstehen<strong>de</strong> Unschärfen wer<strong>de</strong>n dabei bewusst in Kauf genommen.<br />
<strong>Die</strong> technische Entwicklung hat die Kameraführung erheblich verbessert und die Möglichkeiten erweitert<br />
(z. B. durch die automatische Nachstellung <strong>de</strong>r Schärfe).<br />
Es gibt eine Reihe von Fachbegriffen für Kamerabewegungen:<br />
<strong>Die</strong> Kamera zeigt meine Blickbewegungen.<br />
Schwenk<br />
<strong>Die</strong> Drehbewegung um eine horizontale Achse (Drehen <strong>de</strong>r Kamera) o<strong>de</strong>r<br />
eine vertikale Achse (Neigen <strong>de</strong>r Kamera) ermöglicht eine langsame Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Blickwinkels. <strong>Die</strong> Bewegung entspricht <strong>de</strong>m Drehen o<strong>de</strong>r<br />
Neigen <strong><strong>de</strong>s</strong> Kopfes, eine unnatürlich schnelle Bewegung („Reißen“) wirkt<br />
spontan und hektisch und wird in aktionsreichen Szenen verwen<strong>de</strong>t.<br />
Fahrt<br />
Durch die Bewegung entlang einer Achse (vorwärts, rückwärts, auch senkrecht)<br />
kann die Kamera <strong>de</strong>r Bewegung eines Objekts folgen o<strong>de</strong>r ihr<br />
entgegensteuern.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten sind die 360°-Umkreisung (hier kreist die Kamera um die<br />
Szene, meist auf einem Wagen positioniert) und die Parallelfahrt (dabei<br />
begleitet die Kamera parallel das sich bewegen<strong>de</strong> Objekt).<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielt die Blickführung für die Umsetzung von Gesprächen o<strong>de</strong>r Handlungen: Wenn zwei<br />
Pe<strong>rs</strong>onen einen Dialog führen, sind zwei Kameras positioniert, die jeweils die Pe<strong>rs</strong>pektive einer Pe<strong>rs</strong>on aufnehmen.<br />
Durch „Schuss und Gegenschuss“ kann <strong>de</strong>r Dialog direkt in Bil<strong>de</strong>r übe<strong>rs</strong>etzt wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Kameras sind<br />
dabei in einem 180°-Feld positioniert, damit <strong>de</strong>r Zuschauer nicht verwirrt wird. <strong>Die</strong> Kameraführung folgt also<br />
<strong>de</strong>r inneren Logik <strong>de</strong>r Situation, <strong>de</strong>r Handlungsachse, die <strong>de</strong>m Zuschauer als Orientierung dient. Deshalb gilt<br />
<strong>de</strong>r Achsensprung (Plötzlich ist Pe<strong>rs</strong>on A nicht mehr links im Bild?!) grundsätzlich als filmischer Fehler. Beim<br />
Einspielen <strong>de</strong>r Stimme kann variiert wer<strong>de</strong>n: Man beobachtet eine Pe<strong>rs</strong>on, während man die an<strong>de</strong>re hört. So ist<br />
die Reaktion auf <strong>de</strong>n Gesprächspartner unmittelbar abzulesen.<br />
In <strong>de</strong>r Gesprächssituation nimmt jeweils eine Kamera die Pe<strong>rs</strong>pektive eines<br />
Gesprächsteilnehme<strong>rs</strong> ein, in diesem Fall als „Ove<strong>rs</strong>houl<strong>de</strong>r“, d.h. Gesicht und<br />
Hals <strong>de</strong>r Pe<strong>rs</strong>on sind zu sehen im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
8
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Filmbil<strong>de</strong>r sind auch Bil<strong>de</strong>r: die Bildkomposition<br />
Ein Film zeigt zwar Bil<strong>de</strong>r in Bewegung, doch die einzelnen Einstellungen, manchmal sogar längere Sequenzen,<br />
sind für <strong>de</strong>n Betrachter als Bild und in ihrer Komposition klar erkennbar. <strong>Die</strong> Bildkomposition folgt<br />
<strong>de</strong>n gleichen Gesetzmäßigkeiten wie <strong>de</strong>r Bildaufbau bei „stehen<strong>de</strong>n“ Bil<strong>de</strong>rn wie Gemäl<strong>de</strong>n, Grafiken o<strong>de</strong>r<br />
Fotografien. In typischen Standbildaufnahmen („film still“) wird <strong>de</strong>r Bildaufbau <strong>de</strong>utlich.<br />
<strong>Die</strong> Komposition wird bestimmt durch die Anordnung von Figuren und Objekten, durch Licht und Schatten<br />
sowie durch fiktive Linien, die „im Kopf <strong><strong>de</strong>s</strong> Betrachte<strong>rs</strong> entstehen“. Dazu gehören Blickrichtungen und<br />
Blickwechsel, etwa von einem Gesicht zu einem an<strong>de</strong>ren, sowie Bewegungsrichtungen.<br />
Filmbild (ebenso wie Projektionsbil<strong>de</strong>r) können nach <strong>de</strong>m Kriterium <strong>de</strong>r Dreierteilung beurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wird ein Raster über die Bildfläche gelegt.<br />
Positionierung in <strong>de</strong>r Mitte bzw. Symmetrie in<br />
<strong>de</strong>r Anordnung <strong>de</strong>r Objekte schaffen Ruhe.<br />
Waagrechte Linien und klare geometrische<br />
Formen wie Kreis, Quadrat o<strong>de</strong>r Dreieck haben<br />
eine beruhigen<strong>de</strong> Wirkung.<br />
PRAKTISCHE AUFGABE<br />
Randpositionen und eine starke Asymmetrie<br />
vermitteln Unruhe und Beunruhigung.<br />
Schräge, diagonale, gekrümmte Linien<br />
o<strong>de</strong>r unregelmäßige bzw. offene geometrische<br />
Formen wirken lebhaft und unruhig.<br />
Analysiere Standbil<strong>de</strong>r aus einem Film <strong>de</strong>iner Wahl.<br />
Suche dabei nach <strong>de</strong>n genannten Kompositionsschemata<br />
und wen<strong>de</strong> die Drittelregelung an.<br />
Zeichne die Komposition in das Foto ein.<br />
9
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Magie von Licht und Schatten: die Lichtregie<br />
Licht erzeugt immer eine Stimmung: warmes o<strong>de</strong>r kaltes, klares o<strong>de</strong>r diffuses Licht, harte o<strong>de</strong>r weiche<br />
Schatten wirken unte<strong>rs</strong>chiedlich auf <strong>de</strong>n Betrachter.<br />
<strong>Die</strong> Grundausleuchtung geschieht durch das<br />
Hauptlicht. Zusätzlich kann durch die Aufhellung <strong>de</strong>r<br />
Schattenbereiche eine gleichmäßigere Beleuchtung<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n, die Helligkeitskontraste wer<strong>de</strong>n damit<br />
zurückgenommen. Dazu wer<strong>de</strong>n zusätzliche<br />
Scheinwerfer verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r helle Schirme, die das<br />
Licht reflektieren.<br />
Beson<strong>de</strong>re Lichteffekte können eine Figur aus <strong>de</strong>r<br />
Umgebung <strong>de</strong>utlich herauslösen. Ein theatralisches<br />
Licht lenkt <strong>de</strong>n Blick auf das Gesicht und damit die<br />
Mimik, auch die Hän<strong>de</strong> bzw. die Gestik können durch<br />
die Beleuchtung betont wer<strong>de</strong>n. Das Schattenbild<br />
kann als dramatischer Effekt bewusst durchgespielt<br />
wer<strong>de</strong>n.Gegenlichtaufnahmen stellen wegen <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
starken Hell-Dunkel-Kontrasts einen beson<strong>de</strong>ren<br />
Effekt dar.<br />
<strong>Die</strong> Lichtquelle, z. B. ein Fenster, eine Leuchte, eine<br />
Kerze o.a. kann im Bild sichtbar sein (On Screen)<br />
o<strong>de</strong>r außerhalb liegen (Off Screen). Bei Lichtquellen<br />
on screnn wird unte<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>n zwischen indirektem<br />
und direktem Licht. Indirekte Beleuchtung, so<br />
dass zum Beispiel <strong>de</strong>r Schein <strong>de</strong>r Taschenlampe<br />
auf <strong>de</strong>m Gesicht zu sehen ist, nicht jedoch <strong>de</strong>n<br />
Reflektor selbst.<br />
Beim Wechsel von Einstellungen wird die Lichtstimmung<br />
berücksichtigt, sie bleibt in <strong>de</strong>r Regel innerhalb<br />
einer Sequenz gleich, um zu starke o<strong>de</strong>r<br />
schnelle Sprünge zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Lichtführung spielt eine wichtige Rolle: Licht von unten macht je<strong><strong>de</strong>s</strong> Gesicht dämonisch, starkes<br />
Seitenlicht erreicht entsprechend scharfe Kontraste, hier muss bewusst auf das Entstehen von Schatten durch<br />
die Haare o<strong>de</strong>r die Nase geachtet wer<strong>de</strong>n. Licht von hinten betont die Haa<strong>rs</strong>pitzen und kann benutzt wer<strong>de</strong>n, um<br />
einen Schattenriss zu erhalten.<br />
Insgesamt kann die Grun<strong>de</strong>instellung <strong>de</strong>r Beleuchtung eher hell sein (High Key) o<strong>de</strong>r eher dunkel (Low Key).<br />
Hell übe<strong>rs</strong>trahlte Szenen mit viel Weißanteil haben eine zarte, aber auch unwirkliche Stimmung. Dunkle, düstere<br />
<strong>Films</strong>equenzen wirken bedrohlich und ängstigend. So weist <strong>de</strong>r französische „film noir“ mit seinen bedrückendrealistischen<br />
Inhalten eine sehr hohen Anteil an Schwarz auf.<br />
AUFGABE<br />
Wenn das Ganze ins rechte Licht gerückt wird, entsteht Stimmung.<br />
Der Wechsel von <strong>de</strong>r Leseleuchte zur Taschenlampe verän<strong>de</strong>rt<br />
die Lichtstimmung und macht gleichzeitig <strong>de</strong>n Unte<strong>rs</strong>chied<br />
von „erlaubt“ und „verboten“ <strong>de</strong>utlich.<br />
Analysiere die Lichtstimmung in einem Film <strong>de</strong>iner Wahl.<br />
Beschreibe die Absicht bzw. Wirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> Lichts.<br />
Ve<strong>rs</strong>uche die Beleuchtungstechnik in einem Filmausschnitt<br />
nachzuvollziehen und zu beschreiben.<br />
10
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
aus Bil<strong>de</strong>rn Geschichten machen: die Montage<br />
E<strong>rs</strong>t bei <strong>de</strong>r Montage entsteht ein Rhythmus.<br />
Filme bestehen aus Sequenzen, also aus vielen einzelnen Szenen mit jeweils einer Reihe von Einstellungen.<br />
Wenn zwei Einstellungen verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, erfolgt dies durch einen Schnitt. <strong>Die</strong> Art, Schnitte<br />
aneinan<strong>de</strong>rzureihen, bezeichnet man als Montage. Sie bestimmt die Filmzeit, <strong>de</strong>n Ablauf und Rhythmus<br />
und damit wesentlich die Wirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>. <strong>Die</strong> Dramaturgie setzt eine Erzählform für die Folge <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Einstellungen um. So leitet <strong>de</strong>r Schnitt bzw. die Montage <strong>de</strong>r Einstellungen <strong>de</strong>n Zuschauer auf eine<br />
bestimmte, vom Regisseur erdachte Art durch die Geschichte. Eine gute Bildregie berücksichtigt dabei die<br />
Komposition <strong>de</strong>r einzelnen Bil<strong>de</strong>r - Richtungen, Achsen, Helligkeiten - und schafft damit einen passen<strong>de</strong>n<br />
Wechsel <strong>de</strong>r Einstellungen. Durch die Dauer <strong>de</strong>r einzelnen Einstellungen wird ein bestimmter Rhythmus<br />
erreicht. Vi<strong>de</strong>oclips bzw. Musikfilme passen sich <strong>de</strong>m Rhythmus <strong>de</strong>r Musik an, Actionfilme zeichnen sich<br />
durch beson<strong>de</strong><strong>rs</strong> schnelle Schnitte aus.<br />
Grundsätzlich gilt, dass Szenen mit einer Totalen als Einführungbild (Establishing Shot) beginnen, damit<br />
<strong>de</strong>r Zuschauer sich orientieren kann. Eine zweite Regel besagt, dass <strong>de</strong>r Schnitt <strong>de</strong>n logischen Zusammenhang<br />
beachten soll, ein Achsensprung muss also vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die Blickanschlussachse ist<br />
grundsätzlich zu beachten.<br />
Der Übergang von Bil<strong>de</strong>rn bzw. Einstellungen wird als Schnitt bezeichnet. Der harte Schnitt stellt einen<br />
nahtlosen Übergang zu einem neuen Bild dar. Ein sog. weicher Schnitt erfolgt durch Ein- o<strong>de</strong>r Ausblen<strong>de</strong>n<br />
bzw. durch Überblen<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Technik <strong>de</strong>r Überblendung ist heute problemlos durch die Schnittsoftware<br />
möglich, das hat zu einem inflationären Gebrauch <strong>de</strong>r Technik geführt. <strong>Die</strong> u<strong>rs</strong>prüngliche Absicht, einen<br />
Orts- und Zeitwechsel durch die Blen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich zu machen, ist dadurch nahezu verloren gegangen. Als<br />
weicher Schnitt wird auch bezeichnet, wenn die nächste Einstellung inhaltlich an die vorhergehen<strong>de</strong> anschließt,<br />
z.B. in<strong>de</strong>m ein ähnliches Motiv gezeigt wird: Am En<strong>de</strong> einer Einstellung wird etwa eine Tür geschlossen,<br />
die nächste Einstellung beginnt mit einer sich öffnen<strong>de</strong>n Tür, wobei dies an einem ganz an<strong>de</strong>ren<br />
Ort erfolgen kann.<br />
In welcher Reihenfolge sollen die Einstellungen im Film gezeigt wer<strong>de</strong>n? Welche unte<strong>rs</strong>chiedlichen Geschichten wer<strong>de</strong>n<br />
dadurch erzählt? Mit diesen Fragen befasst sich die Montage. <strong>Die</strong> Entscheidung trifft <strong>de</strong>r Regisseur, seine Planungshilfe ist<br />
das im Vorfeld entstan<strong>de</strong>ne Storyboard.<br />
11
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Einstellung 1 zeigt <strong>de</strong>n Vater, <strong>de</strong>r durchs Schlüsselloch schaut, Einstellung 2 die Tochter, die im Zimmer verbotenerweise<br />
liest. <strong>Die</strong> Einstellungen wer<strong>de</strong>n im Wechsel gezeigt, also ineinan<strong>de</strong>r geschnitten. (Filmgruppe Sebastian Wanninger,<br />
Johannes-Kepler-Realschule Bayreuth, 2008)<br />
Eine Geschichte kann im Film unte<strong>rs</strong>chiedlich erzählt wer<strong>de</strong>n. Selten geschieht dies ein Echtzeit, in <strong>de</strong>r<br />
Regel ist ein Film wesentlich kürzer als die dargestellte Geschichte. Eine Ausnahme stellt <strong>de</strong>r klassische<br />
Western „High Noon“ dar: Hier dauert als Film tatsächlich ebenso lang wie die darin erzählte Handlung. Um<br />
die Geschichte in <strong>de</strong>r gewünschten Zeitspanne erzählen zu können, gibt es unte<strong>rs</strong>chiedliche Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Montage. Der Zuschauer hat schon viele Filme gesehen und im Lauf seiner Medienerfahrung gelernt,<br />
dass Filme auf diese Art Geschichten erzählen; er akzeptiert also Sprünge durch Raum und Zeit auf Grund<br />
seiner Film- und Fernseherfahrung.<br />
Ellipse<br />
Rück- bzw.<br />
Vorausblen<strong>de</strong><br />
Parallelmontage<br />
Wie bei einem Konzertmitschnitt wird eine Geschichte fortlaufend, aber mit Auslassungen<br />
erzählt. So können auch sehr große Zeiträume übe<strong>rs</strong>prungen wer<strong>de</strong>n.<br />
Hier verlässt <strong>de</strong>r Regisseur <strong>de</strong>n chronologische Ablauf einer Geschichte, um in die<br />
Vergangenheit zurückzuspringen bzw. einen Blick in die Zukunft vorauszunehmen.<br />
Parallel verlaufen<strong>de</strong> Handlungen wer<strong>de</strong>n im Wechsel gezeigt, d.h. eine Sache geschieht,<br />
während gleichzeitig an einem an<strong>de</strong>ren Ort etwas an<strong>de</strong>res passiert. <strong>Die</strong> einzelnen<br />
Geschichten, in diesem Fall die Einstellungen o<strong>de</strong>r Szenen, wer<strong>de</strong>n ineinan<strong>de</strong>r<br />
geschoben. Da wir so etwas im „richtigen Leben“ nicht erleben bzw. nicht wissen,<br />
was gleichzeitig an einem an<strong>de</strong>ren Ort geschieht, ist diese Art <strong>de</strong>r Montage sehr<br />
interessant und spannend.<br />
Eine Geschichte wird meist chronologisch erzählt, <strong>de</strong>r Zuschauer kann durch die Montage aber auch einen<br />
Informationsvo<strong>rs</strong>prung haben. So kann ein Krimi schon in <strong>de</strong>r e<strong>rs</strong>ten Szene das Verbrechen und <strong>de</strong>n Mör<strong>de</strong>r<br />
zeigen, diese Vorgabe an Information schafft einen beson<strong>de</strong>ren Reiz (Suspense). <strong>Die</strong>sen Trick beschreibt<br />
Alfred Hitchcock in einem Interview:<br />
„... Wir re<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r, vielleicht ist eine Bombe unterm Tisch, und wir haben eine ganz gewöhnliche<br />
Unterhaltung, nichts Beson<strong>de</strong>res passiert, und plötzlich, bumm eine Explosion. Das Publikum ist überrascht...“<br />
So könnte eine Folge von Einstellungen geschnitten wer<strong>de</strong>n. Hitchcock stellte sich das an<strong>de</strong><strong>rs</strong><br />
vor und meint dazu: „<strong>Die</strong> Bombe ist unterm Tisch, und das Publikum weiß es. Nehmen wir an, weil es<br />
gesehen hat, wie <strong>de</strong>r Anarchist sie da hingelegt hat. Das Publikum weiß, daß die Bombe um ein Uhr<br />
explodieren wird, und jetzt ist es 12 Uhr 55 - man sieht die Uhr -. <strong>Die</strong>selbe unverfängliche Unterhaltung<br />
wird plötzlich interessant, weil das Publikum an <strong>de</strong>r Szene teilnimmt. Es möchte <strong>de</strong>n Leuten auf <strong>de</strong>r<br />
Leinwand zurufen: Re<strong>de</strong>n Sie nicht über so banale Dinge, unter Ihrem Tisch ist eine Bombe, und gleich<br />
wird sie explodieren! Im e<strong>rs</strong>ten Fall hat das Publikum 15 Sekun<strong>de</strong>n Überraschung beim Explodieren <strong>de</strong>r<br />
Bombe. Im zweiten Fall bieten wir ihm 5 Minuten Suspense.“<br />
(„Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ von Francois Truffaut, München, 1973, S. 64)<br />
12
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Filmnachbearbeitung geschieht am Computer.<br />
Das sogenannte Schnei<strong>de</strong>n eines <strong>Films</strong> meint die Auswahl <strong>de</strong>r passen<strong>de</strong>n Teile aus <strong>de</strong>m fortlaufend gedrehten<br />
Materials und das Zusammensetzen <strong>de</strong>r einzelnen Szenen auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong><strong>de</strong>s</strong> Drehbuchs.<br />
<strong>Die</strong>s erfolgte beim Filmmaterial früher tatsächlich mit <strong>de</strong>r Schere, aus dieser Zeit stammt auch die Berufsbezeichnung<br />
Cutter.<br />
Heute erledigt dies <strong>de</strong>r Computer. Wie bei Bildbearbeitung, Präsentationstechnik o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r E<strong>rs</strong>tellung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Layout gibt es Programme für <strong>de</strong>n privaten und professionellen Gebrauch. Das Prinzip ist dabei immer<br />
gleich: Bild-, Vi<strong>de</strong>o-, Tondateien und/o<strong>de</strong>r Text wer<strong>de</strong>n in einer entsprechen<strong>de</strong>n Spur abgelegt. <strong>Die</strong> Abfolge<br />
wird auf einer Zeitleiste festgelegt. In <strong>de</strong>r Feinabstimmung kann je<strong>de</strong>r einzelne Frame betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Übergänge sind durch unte<strong>rs</strong>chiedliche Effekte und Blen<strong>de</strong>n möglich.<br />
<strong>Die</strong> Vielzahl möglicher und nötiger Entscheidungen bedingt eine genaue Planung. Wie bei je<strong>de</strong>m<br />
Präsentationsprogramm wer<strong>de</strong>n Gestaltungsangebote gemacht, <strong>de</strong>ren Wirkung genau überdacht wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch stimmig und sinnvoll. Das technische Wissen und<br />
Können ist eine wesentliche Grundlage beim Filmen, die dramaturgische und ästhetische Komponente darf<br />
aber nicht unte<strong>rs</strong>chätzt wer<strong>de</strong>n. Hier ist ein fundiertes Grundwissen <strong>de</strong>r <strong>Films</strong>prache nützlich.<br />
In je<strong>de</strong>m Fall erfor<strong>de</strong>rt die Nachbearbeitung in <strong>de</strong>r Regel einen erheblich höheren Zeitaufwand als <strong>de</strong>r Dreh<br />
selbst. Dabei ist das Drehbuch eine unerlässliche Grundlage. Aus <strong>de</strong>nselben Aufnahmen können durch<br />
<strong>de</strong>n Schnitt und die Vertonung völlig unte<strong>rs</strong>chiedliche Filme entstehen.<br />
Im Wechsel von Frust und<br />
Faszination wird das Filmmaterial<br />
von <strong>de</strong>n Schülern<br />
nachbearbeitet. Das Sichten <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
gedrehten Materials ist ein<br />
aufwändiger, aber nur ein sehr<br />
kleiner Teil <strong>de</strong>r Arbeit. Gut, dass<br />
vorher ein Drehbuch die<br />
wichtigen Überlegungen dazu<br />
geklärt hat! <strong>Die</strong> theoretischen<br />
Grundlagen können in Verbindung<br />
mit einem Workshop o<strong>de</strong>r<br />
durch fächerübergreifen<strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Arbeiten mit <strong>de</strong>m Fach IT geklärt<br />
wer<strong>de</strong>n. Nicht zu vergessen<br />
sind die oft umfangreichen<br />
Vorkenntnisse mancher Schüler,<br />
die ihr Wissen gerne<br />
weitergeben.<br />
13
Alles, was das Ohr erreicht, wirkt<br />
sofort und unmittelbar auf das<br />
Unterbewusstsein, <strong>de</strong>r Zuschauer<br />
bzw. <strong>de</strong>r Hörer kann sich <strong>de</strong>m nicht<br />
entziehen.<br />
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Der Ton macht <strong>de</strong>n Film<br />
Der Ton macht <strong>de</strong>n Film perfekt.<br />
Ton ist sehr allgemein zu fassen: <strong>Sprache</strong> als Dialog o<strong>de</strong>r Kommentar, alle Arten von Geräuschen o<strong>de</strong>r<br />
Untermalung und je<strong>de</strong> Art von Musik können die Begleitkulisse für einen Film da<strong>rs</strong>tellen. Das kreative<br />
Arbeiten mit Klängen und Geräuschen bei <strong>de</strong>r filmischen Nachbearbeitung nennt man Sound Design o<strong>de</strong>r<br />
Tongestaltung; Musik zählt als eigene Kategorie nicht zum Sound Design. Reale Elemente geben wie<strong>de</strong>r<br />
- o<strong>de</strong>r täuschen zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t vor - wie ein Bach plätschert, ein Auto startet o<strong>de</strong>r ein Glas zerbricht. An<strong>de</strong>re<br />
Geräuschelemente sprechen direkt die Gefühlsebene an o<strong>de</strong>r rufen Erinnerungen wach wie tiefes Rumpeln,<br />
hohes Zirpen u.a. Durch <strong>de</strong>n Ton wird die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r gesteuert bzw. verän<strong>de</strong>rt, pe<strong>rs</strong>önliche<br />
Assoziationen z. B. Erinnerungen wirken dabei mit. Der Ton nimmt häufig das vorweg, was im Bild<br />
gera<strong>de</strong> zu sehen ist, o<strong>de</strong>r bereitet <strong>de</strong>n Betrachter darauf vor.<br />
Es wird entwe<strong>de</strong>r Direktton = Originalton verwen<strong>de</strong>t (in <strong>de</strong>r Regel mit einem externen Mikrophon aufgezeichnet)<br />
o<strong>de</strong>r Ton im Studio als Synchronton dazugefügt. Hochwertige Kameras erlauben heute, <strong>de</strong>n Direktton<br />
in seiner authentischen Wirkung zu verwen<strong>de</strong>n.<br />
Der Ton kann von einem im Bild sichtbaren Objekt kommen (On screen) o<strong>de</strong>r von einer außerhalb <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Sichtfel<strong><strong>de</strong>s</strong> liegen<strong>de</strong>n Quelle (Off Screen). Musik kann ebenso wie <strong>Sprache</strong> o<strong>de</strong>r Geräusche mit ihrem<br />
Rhythmus, <strong>de</strong>r Lautstärke und <strong>de</strong>ren Entwicklung (Decreszendo = leiser wer<strong>de</strong>n bzw. Creszendo = lauter<br />
wer<strong>de</strong>n) <strong>de</strong>n Rhythmus <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong> ver<strong>de</strong>utlichen und bewusst machen und bestimmen damit entschei<strong>de</strong>nd<br />
die Wirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>.<br />
Filmmusik und Sound<strong><strong>de</strong>s</strong>ign bil<strong>de</strong>n eine eigene Kategorie bei Preisverleihungen. <strong>Die</strong> musikalische Komponente<br />
ist ein wichtiger Aufgabenbereich für Musiker, die teilweise große symphonische Kompositionen entwerfen.<br />
Soundtracks wer<strong>de</strong>n oft getrennt vom Film selbst vermarktet.<br />
<strong>Die</strong> Vertonung geschieht am Computer, die Arbeitsweise gleicht dabei <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>n Zeiten <strong><strong>de</strong>s</strong> Stummfilms<br />
in <strong>de</strong>r zwanziger Jahren <strong><strong>de</strong>s</strong> letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts: Während <strong>de</strong>r Komponist o<strong>de</strong>r Sound Designer <strong>de</strong>n Film<br />
betrachtet, entwickelt er die perfekte Geräusch- und Musikkulisse. Er hat allerdings als zusätzliche Komponente<br />
noch die menschliche <strong>Sprache</strong> zur Verfügung.<br />
AUFGABE<br />
Analysiere die Vertonung bzw. das Sound<strong><strong>de</strong>s</strong>ign in einem Film <strong>de</strong>iner<br />
Wahl.<br />
Beschreibe die Absicht bzw. Wirkung <strong>de</strong>r Tonkulisse.<br />
Notiere, wie <strong>Sprache</strong>, Geräusche o<strong>de</strong>r Musik eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
14
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Filme ve<strong>rs</strong>tehen: die Filmanalyse<br />
<strong>Die</strong> Filmanalyse ve<strong>rs</strong>uchteinen Film zu <strong>de</strong>uten, zu interpretieren o<strong>de</strong>r zu erklären. Dabei können unte<strong>rs</strong>chiedliche<br />
Aspekte im Mittelpunkt stehen.<br />
Wenn <strong>de</strong>r Blick auf die formalen<br />
Mittel gelenkt wird,<br />
geht es um folgen<strong>de</strong> Fragen:<br />
Wenn es um inhaltliche<br />
Aspekte geht, wird man folgen<strong>de</strong><br />
Fragen stellen:<br />
Auch die Dramaturgie kann<br />
analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle Elemente gemeinsam machen die Wirkung eines <strong>Films</strong> aus.<br />
Welche Kamerape<strong>rs</strong>pektiven und Kamerabewegungen wer<strong>de</strong>n gewählt?<br />
Wieviele Sequenzen wer<strong>de</strong>n benutzt, um die Geschichte zu erzählen?<br />
Wie lange dauern die einzelnen Sequenzen? Welche Einstellungen innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Sequenzen sind sehr kurz o<strong>de</strong>r auch sehr lang?<br />
Ist <strong>de</strong>r Bildwechsel gleichmäßig langsam und ruhig o<strong>de</strong>r vermittelt er Hektik?<br />
Gibt es Beson<strong>de</strong>rheiten in <strong>de</strong>r Licht- und Farbgestaltung?<br />
Welche Rolle spielen Musik, Ton und/o<strong>de</strong>r Geräusche?<br />
Was wird ins Bild gerückt, worauf soll <strong>de</strong>r Blick sich konzentrieren?<br />
Welche Figuren spielen eine Rolle, kann ich mich hineinve<strong>rs</strong>etzen?<br />
Worum geht es inhaltlich? Kann ich eine Aussage damit verbin<strong>de</strong>n?<br />
Welche Wirkung will <strong>de</strong>r Regisseur erreichen, welche „Botschaft“ hat er?<br />
Gibt es Zitate (Aufgreifen von Motiven aus an<strong>de</strong>ren Filmen o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r<br />
Literatur)? Welche Be<strong>de</strong>utung wird ihnen zugemessen?<br />
Spielt <strong>de</strong>r soziale, politische o<strong>de</strong>r historische Kontext eine Rolle?<br />
Wie wird die Geschichte erzählt?<br />
Welcher Rhythmus bestimmt <strong>de</strong>n Film?<br />
Wie hängen Inhalt und Erzählweise zusammen?<br />
Der von Schülerinnen gedrehte Werbe-Spot<br />
zeigt, wie ein Getränk gegen Langeweile<br />
wirkt: Anfängliche Skepsis weicht schnell<br />
<strong>de</strong>r absoluten Begeisterung.<br />
(Film zum Thema Werbung, Klasse 9f,<br />
Sebastian Wanninger, Bayreuth, 2007)<br />
15
Einstellung<br />
Einstellungsgröße<br />
Filmisches Tempo<br />
Film still<br />
Frame<br />
Kamerabewegungen<br />
Kamerape<strong>rs</strong>pektive<br />
Montage<br />
Plot<br />
Schnitt<br />
Sequenz<br />
Sound Design<br />
Subjektive Kamera<br />
Story<br />
Szene<br />
Zoom<br />
GRUNDWISSEN FILMSPRACHE<br />
Fachbegriffe<br />
Fachbegriffe<br />
Kleinste Einheit im Film; in <strong>de</strong>r Regel ist dies <strong>de</strong>r Abschnitt zwischen Ein- und<br />
Ausschalten <strong>de</strong>r Kamera, daher auch die Bezeichnung „Take“, bzw. zwischen zwei<br />
Schnitten.<br />
Der Bildausschnitt (von einem gedachten Ganzen) wird dadurch bestimmt, was<br />
von einem Ort o<strong>de</strong>r einer Pe<strong>rs</strong>on im Bild zu sehen ist (Totale, Halbtotale, Halbnah,<br />
Nah, Groß, Detail). Das Umfeld gibt uns Orientierung, je näher wir an die<br />
Pe<strong>rs</strong>on heranrücken, um so mehr ist ihre Emotion zu sehen. <strong>Die</strong> Einstellungsgröße<br />
bestimmt die Wirkung für <strong>de</strong>n Betrachter, sie hat auch zu tun mit <strong>de</strong>r Nähne<br />
bzw. Distanz <strong>de</strong>r Kamera zum Geschehen.<br />
wird bestimmt durch die Zahl <strong>de</strong>r Einstellungen pro Zeiteinheit und pro Schnitt<br />
Standbild<br />
einzelnes Bild; key frame bezeichnet ein beson<strong>de</strong><strong>rs</strong> aussagekräftiges Bild für<br />
eine Szene, es wird von einem Standfotografen extra angefertigt, meist im Auftrag<br />
<strong>de</strong>r Produktionsgesellschaft.<br />
Horizontalschwenk Kamera dreht sich horizontal um einen festen Punkt<br />
Vertikalschwenk Kamera wird gekippt<br />
Kamerafahrt die Kamera bewegt sich parallel zum Objekt, auf ein<br />
Objekt zu o<strong>de</strong>r von einem Objekt weg, <strong>de</strong>r Bildwinkel<br />
bleibt gleich.<br />
360° Umkreisung Kamera fährt auf einer Kreisbahn um das Objekt<br />
Parallelfahrt Kamera begleitet das sich bewegen<strong>de</strong> Objekt<br />
Aufsicht = Vogelpe<strong>rs</strong>pektive Sicht von oben auf das Objekt<br />
Normalsicht Sicht auf das Objekt in seiner Höhe<br />
Unte<strong>rs</strong>icht = Froschpe<strong>rs</strong>pektive Sicht von unten auf das Objekt<br />
Zusammenfügen von Einstellungen, bestimmt die Erzählweise und <strong>de</strong>n gesamten<br />
Rhythmus bzw. das Tempo. <strong>Die</strong> Montage erfolgt beim Schnitt<br />
Struktur einer Geschichte, die <strong>de</strong>m Film zu Grun<strong>de</strong> liegt: „Wovon han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Film<br />
eigentlich?“ Der Plot glie<strong>de</strong>rt sich in Anfang, Hauptteil und Schluss.<br />
Verbindungsstelle zweier Einstellungen; Der Begriff stammt aus <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>, als tatsächlich <strong>de</strong>r Zelluloid-Streifen mit <strong>de</strong>r Schere ze<strong>rs</strong>chnitten und neu<br />
zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n musste. <strong>Die</strong>s erledigt heute <strong>de</strong>r Computer.<br />
Baustein <strong>de</strong>r Geschichte aus inhaltlich zusammengehörigen und aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Szenen<br />
Tongestaltung bei <strong>de</strong>r Nachbearbeitung, umfasst alle Klänge außer <strong>de</strong>r Musik<br />
nimmt eine Szene aus <strong>de</strong>m Blickwinkel bzw. <strong>de</strong>r Sicht einer Pe<strong>rs</strong>on auf.<br />
die Geschichte, die im Film erzählt wird, in einzelne Schrittfolgen geglie<strong>de</strong>rt (ablesbar<br />
als Reihe von Skizzen im Storyboard)<br />
Folge von mehreren Einstellungen, die an einem einheitlichen Ort spielt = Einheit<br />
von Ort und Zeit<br />
Durch Brennweitenve<strong>rs</strong>tellung wird <strong>de</strong>r Bildwinkel und damit <strong>de</strong>r Bildausschnitt<br />
verän<strong>de</strong>rt.<br />
16
Vergleichen<strong>de</strong> GRUNDWISSEN Analyse: FILMSPRACHE<br />
Komposition<br />
Ein Vergleich von film stills und „richtigen“ Bil<strong>de</strong>rn wie Fotografien o<strong>de</strong>r Gemäl<strong>de</strong>n bietet sich in vielfacher<br />
Hinsicht an, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>r Gestaltungsmitteln und die damit erreichte Wirkung folgt bei allen Bil<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>n gleichen Gesetzmäßigkeiten. Für eine vergleichen<strong>de</strong> Betrachtung bieten sich Werke <strong><strong>de</strong>s</strong>selben Genres<br />
an, z. B. Porträt o<strong>de</strong>r Paarbil<strong>de</strong>r, bewegte Gruppenbil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Landschaftsda<strong>rs</strong>tellungen.<br />
Komposition und Wirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> Bildaufbaus<br />
Otto Dix: <strong>Die</strong> Eltern <strong><strong>de</strong>s</strong> Künstle<strong>rs</strong><br />
Eugene Delacroix: <strong>Die</strong> Freiheit führt das Volk<br />
Bildlinien unte<strong>rs</strong>tützen die Gesamtwirkung.<br />
Waagrechte und senkrechte Linien, insbeson<strong>de</strong>re die Mittelachse, Diagonale und Gegendiagonale,<br />
geschwungen<strong>de</strong> Linien, geometrische Formen wie Kreis, Dreieck und Pyrami<strong>de</strong> glie<strong>de</strong>rn alle Bildwerke.<br />
<strong>Die</strong> beabsichtigte bzw. erzielte Stimmung ist direkt vergleichbar, dabei sollte u.a. das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Drittel-<br />
Teilung Beachtung fin<strong>de</strong>n.<br />
Filmbil<strong>de</strong>r bleiben in <strong>de</strong>r Regel lange genug „stehen“, um <strong>de</strong>n Aufbau wahrzunehmen, aber sogar in <strong>de</strong>r<br />
Bewegung folgt <strong>de</strong>r Bildaufbau bzw. die Komposition <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>n Gestaltungsregeln, so spielt es<br />
eine wichtige Rolle, ob eine Pe<strong>rs</strong>on parallel zum Bildrand rennend aufgenommen wird o<strong>de</strong>r ob sie pe<strong>rs</strong>pektivisch<br />
schräg vom Betrachter weg führend abgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
In diesem Fall betonen Wand und Sitzfläche die<br />
Waagrechte und bewirken so Ruhe.<br />
Im Vergleich mit einem an<strong>de</strong>ren Paar fallen Unte<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Körpe<strong>rs</strong>prache, im Blickkontakt und im<br />
Hintergrund stärker auf.<br />
<strong>Die</strong> Komposition bringt mit Diagonale und Gegendiagonale<br />
hier das Vorwärtsdrängen, die Bewegung<br />
zum Ausdruck. Ein Anführer, eine Gruppe von Menschen,<br />
Gefallene am Bo<strong>de</strong>n ... diese Szenerie wäre<br />
auch <strong>de</strong>nkbar als Standbild aus einem historischen<br />
Film über dieses o<strong>de</strong>r ein ähnliches Ereignis. Hier<br />
bietet sich ein Vergleich auch inhaltlich an: <strong>Die</strong> Absicht<br />
bzw. die Art <strong>de</strong>r Inszenierung sind leicht ve<strong>rs</strong>tändlich.<br />
17
GRUNDWISSEN Vergleichen<strong>de</strong> FILMSPRACHE<br />
Analyse: Licht<br />
Licht als Gestaltungsmittel spielt in <strong>de</strong>r Malerei eine sehr große Rolle. Je<strong>de</strong> Epoche hat dieses Mittel in<br />
einer für sie typischen Weise eingesetzt: Der Barock setzt theatrale, dramatische Effekte; in <strong>de</strong>r Romantik<br />
wer<strong>de</strong>n die gefühlsbetonten Elemente bevorzugt wie das beson<strong>de</strong>re Licht <strong>de</strong>r Sonne beim Auf- o<strong>de</strong>r Untergang,<br />
Mondlicht o<strong>de</strong>r Kerzenschein. Der Impressionismus gibt das Licht <strong><strong>de</strong>s</strong> Augenblicks und die vielfältigen<br />
Reflexe wie<strong>de</strong>r, während im Surrealismus häufig ein klares kaltes und scharfes Licht die traumartigen<br />
Szenen ausleuchtet.<br />
Lichtquelle - Lichteinsatz - Lichtstimmung<br />
Für eine vergleichen<strong>de</strong> Betrachtung bieten sich Werke <strong>de</strong>r Barockmalerei an mit ihrem theatralischen Lichteinsatz<br />
und <strong>de</strong>m Chiaroscuro-Effekt, <strong>de</strong>r z. B. in <strong>de</strong>n Porträts von Rembrandt <strong>de</strong>utlich ist. <strong>Die</strong>se dramatischen<br />
Lichtstimmung fin<strong>de</strong>n ihre Entsprechung in beson<strong>de</strong><strong>rs</strong> spannen<strong>de</strong>n <strong>Films</strong>zenen. Auch die prinzipielle<br />
Frage <strong>de</strong>r Ausleuchtung (High Key bzw. Low Key) kann besprochen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Gegenübe<strong>rs</strong>tellung von<br />
Werken bestimmter Künstler o<strong>de</strong>r Epochen.<br />
<strong>Die</strong> Lichtstimmung ist abhängig vom Inhalt, so bietet sich auch ein Vergleich an von harmonisch-ruhigen<br />
Bildmotiven bzw. von dramatischen Szenerien mit entsprechen<strong>de</strong>n Filmen o<strong>de</strong>r Filmausschnitten.<br />
Jan Vermeer van Delft: <strong>Die</strong> Spitzenklöpplerin, um 1670<br />
Das Gesicht <strong><strong>de</strong>s</strong> lesen<strong>de</strong>n Mädchen wird von<br />
einer nicht sichtbaren, aber zu erahnen<strong>de</strong>n<br />
Taschenlampe angestrahlt, während die Spitzenklöpplerin<br />
von einem nicht sichtbaren Fenster<br />
beleuchtet wird. Im Vergleich mit Rembrandt wird<br />
die Wirkung <strong><strong>de</strong>s</strong> Hell-Dunkel-Kontrastes <strong>de</strong>utlich:<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen liegt nur das Gesicht im Licht,<br />
<strong>de</strong>r Betrachter konzentriert sich voll darauf, die<br />
dunkle Umgebung schafft gleichzeitig eine<br />
geheimnisvolle Stimmung wie einen beson<strong>de</strong>ren<br />
Rahmen für das Gesicht.<br />
Licht ve<strong>rs</strong>etzt die Szene in die passen<strong>de</strong> Stimmung.<br />
Rembrandt: Selbstporträt<br />
18
GRUNDWISSEN Vergleichen<strong>de</strong> FILMSPRACHE<br />
Analyse: Ton<br />
Kein Gemäl<strong>de</strong>, keine Fotografie enthält Klänge, Geräusche, Stimmen o<strong>de</strong>r Musik. Trotz<strong>de</strong>m „hören“ wir<br />
dies alles durchaus - in unserer Assoziation. An<strong>de</strong><strong>rs</strong> als beim Standbild aus einem Film, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Soundtrack<br />
o<strong>de</strong>r Dialoge wir kennen, sind wir dabei in unseren Gedanken völlig frei. Dabei wird auch <strong>de</strong>utlich,<br />
dass je<strong><strong>de</strong>s</strong> Bild durch unte<strong>rs</strong>chiedliche Musik und Geräusche unterlegt wer<strong>de</strong>n kann und sich dabei<br />
unser Eindruck total wan<strong>de</strong>lt.<br />
Georges Segal „Alice, Musik hörend“<br />
Welche Musik wird sie wohl mögen? Vielleicht stellen wir<br />
uns das kleine Radio auch stumm vor, vielleicht hört sie<br />
nur Geräusche von <strong>de</strong>r Straße?<br />
Clau<strong>de</strong> Monet: Bahnhof von Saint Lazare, ...<br />
<strong>Die</strong>ses Motiv eines einfahren<strong>de</strong>n Zuges ist im e<strong>rs</strong>ten Film<br />
überhaupt umgesetzt wor<strong>de</strong>n. (vgl. DVD Filme sehen<br />
lernen).<br />
Boccioni: Der Lärm <strong>de</strong>r Straße dringt ins Haus, ...<br />
Alle diese Geräusche von <strong>de</strong>r Straße könnte man hören,<br />
wenn es ein Film wäre...<br />
Was das Gemäl<strong>de</strong> nicht leisten kann....<br />
Durchdringend laut, übe<strong>rs</strong>pru<strong>de</strong>lnd fröhlich sehen und hören wir das<br />
Szenenfoto. Zu diesem Motiv <strong><strong>de</strong>s</strong> singen<strong>de</strong>n und Gitarre spielen<strong>de</strong>n<br />
Mädchens gibt es auch vergleichbare Werke <strong>de</strong>r Malerei, z. B. in <strong>de</strong>r<br />
barocken Genreda<strong>rs</strong>tellung o<strong>de</strong>r im Expressionismus.<br />
19
Es gibt keine Möglichkeit<br />
zu filmen, wie können die<br />
praktischen Aufgaben<br />
bearbeitet wer<strong>de</strong>n?<br />
Filmen... und wie geht es<br />
weiter?<br />
Wie kann das in einer<br />
Klasse umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
Wir haben doch viel zu<br />
wenig Zeit...!<br />
Lauter schöne Referate ...<br />
<strong>Die</strong> technische Seite kann<br />
von einem an<strong>de</strong>ren Fach<br />
geleistet wer<strong>de</strong>n?!<br />
Szenisches Spiel als<br />
Unterrichtsmetho<strong>de</strong><br />
Methodische GRUNDWISSEN Hinweise FILMSPRACHE<br />
für Lehrkräfte<br />
Wie können die Aufgabenstellungen, die Inhalte im Unterricht umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
Alle praktischen Aufgaben sind mit Hilfe von Zeichenstift und Papier zu<br />
lösen. Ein Storyboard ist ohnehin gezeichnet, hier kann und soll die Technik<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Skizzierens geübt wer<strong>de</strong>n: Wie zeichne ich einen Menschen in<br />
ve<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>nen Haltungen? Wie stelle ich einen Raum, eine Landschaft o<strong>de</strong>r<br />
ein Objekt zeichnerisch dar?<br />
Eine filmische Umsetzung ist auch mit <strong>de</strong>m Handy o<strong>de</strong>r einer einfachen<br />
Digitalkamera möglich, die kurze Filmaufnahmen erlaubt. <strong>Die</strong> Aufgaben<br />
beziehen sich auf Bil<strong>de</strong>r (Einstellungsgrößen, Kamerape<strong>rs</strong>pektive). Schnitt<br />
und Montage können in einer Reihe von Einzelbil<strong>de</strong>rn dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die praktische Erprobung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Films</strong>chnitts genügen einfache Programme<br />
wie movie maker, easy movie u.a. Das technische Know how vermittelt<br />
<strong>de</strong>r IT-Unterricht (Modul Multimedia), aber auch Tutorials sind leicht erhältlich.<br />
Viele Schüler kennen diese Programme ohnehin und können ihr Wissen<br />
in einer Gruppenarbeit, einem Referat o.ä. einbringen.<br />
Als Sozialform hat sich Einzelarbeit ebenso bewährt wie Partner- o<strong>de</strong>r<br />
Gruppenarbeit. In <strong>de</strong>r Gruppe können unte<strong>rs</strong>chiedliche Fähigkeiten eingesetzt<br />
und genutzt wer<strong>de</strong>n: das Gespür für spannen<strong>de</strong> Dramaturgie, schauspielerisches<br />
Talent, Kenntnisse im Umgang mit <strong>de</strong>m Computer o<strong>de</strong>r auch<br />
die Fähigkeit, die I<strong>de</strong>en in Skizzen aufzuzeichnen.<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung kann innerhalb <strong><strong>de</strong>s</strong> Unterrichts erfolgen in einer Praxisphase,<br />
sollte dann aber mit einem klaren und zeitlich begrenzten Arbeitsauftrag<br />
verbun<strong>de</strong>n sein. Im Rahmen <strong><strong>de</strong>s</strong> Profilfachs Kunst geht dies zu<br />
Lasten <strong>de</strong>r für die Abschlussprüfung erfor<strong>de</strong>rlichen Inhalte. Deshalb ist eine<br />
Bearbeitung als Hausaufgabe ebenso <strong>de</strong>nkbar, da Schülern Filme aller Art<br />
zur Verfügung stehen (Fernsehprogramm, DVD, Musikvi<strong>de</strong>oclips, Werbesendungen).<br />
<strong>Die</strong> enge Verknüpfung mit <strong>de</strong>m Bereich Bildanalyse ermöglicht<br />
es, die prüfungsrelevanten Inhalte (Licht, Farbe, Raum, Komposition)<br />
an Hand von Filmausschnitten und Standbil<strong>de</strong>rn zu besprechen.<br />
Hausaufgaben können als Kurzreferate präsentiert wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Kunstraum<br />
die entsprechen<strong>de</strong> technische Ausstattung hat. Auch die Darbietung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Projektarbeit bzw. Projektpräsentation ist <strong>de</strong>nkbar. <strong>Die</strong> Schüler<br />
sollten allerdings mit <strong>de</strong>n Grundlagen <strong>de</strong>r Präsentationstechnik (z. B.<br />
Powerpoint, Mediator) vertraut sein. <strong>Films</strong>equenzen o<strong>de</strong>r Tonbeispiele in<br />
Präsentationen eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Fach IT ist sehr gut möglich und absolut<br />
wünschenswert. Im Zweig IIIb sind dort unter <strong>de</strong>m Stichwort Multimedia<br />
entsprechen<strong>de</strong> Module wählbar. Immer mehr Schüler haben bereits Fachwissen<br />
in diesem Bereich und bringen es auch gerne ein.<br />
<strong>Die</strong> Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Szenischen Spiels kann bei Bildinterpretationen sehr gut<br />
angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: Das Bild wird als Vorlage benutzt; im Nachstellen (Variante:<br />
Bilddiktat zum Aufbau <strong>de</strong>r Spieler; dabei wird das Vokabular zu Körpe<strong>rs</strong>prache<br />
und Anordnung im Raum geübt) und Improvisieren fühlt sich <strong>de</strong>r<br />
Schüler in die Situation ein und spielt, was vielleicht vorher passiert ist, was<br />
in <strong>de</strong>r Folge geschehen könnte o<strong>de</strong>r auch, wie die Situation in einem an<strong>de</strong>ren<br />
Zusammenhang sein könnte. Eine Hilfe für sprachlich eher zurückhalten<strong>de</strong><br />
Schüler ist es, die Zuschauer als Sprecher aus <strong>de</strong>m Off einzubeziehen.<br />
Damit sind wir schon mitten in einer filmischen Umsetzung. Anstelle <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Filmens kann auch hier die Skizze o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fotoapparat dazu dienen, die<br />
Einstellungen und Szenen zu planen und darzustellen.<br />
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Elephants Dream<br />
Celtx<br />
Big Buck Bunny<br />
GRUNDWISSEN Literatur- und Medienhinweise<br />
FILMSPRACHE<br />
Interessante Internet-Seiten , Programme, Bücher ....<br />
http://www.mediaculture-online.<strong>de</strong> Interessante Hinweise und Links rund um das Thema Film<br />
http://www.<strong>kunst</strong>-<strong>rs</strong>-<strong>bayern</strong>.<strong>de</strong> Unter <strong>de</strong>m Titel „Audio-Vi<strong>de</strong>o“ erklärt ein Arbeitsheft <strong><strong>de</strong>s</strong> ISB die<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>o- und Audiotechnik.<br />
www.drehort-schule.<strong>de</strong> Drehort Schule e.V. Joseph-von-Fraunhofer-Schule,<br />
Engadiner Straße 1, 81473 München<br />
Grundku<strong>rs</strong>t Film 1 und 2 Schroe<strong>de</strong>l Verlag, 2009<br />
DVD und Buch mit reichhaltigem Material 2009<br />
Filme sehen lernen Rüdiger Steinmetz, DVD mit sehr gut aufbereitetem Material<br />
Verlag Zweitausen<strong>de</strong>ins, 4. Auflage 2005<br />
Bei <strong>de</strong>r Analyse von Spielfilmen ist die rechtliche Seite zu berücksichtigen. Filmausschnitte zu zeigen, die<br />
nur eine Szene o<strong>de</strong>r gar Einstellung zeigen, ist urheberrechtlich unbe<strong>de</strong>nklich.<br />
<strong>Die</strong> vorgestellten DVDs und Filme sind für speziell für Unterrichtszwecke zusammengestellt und hervorragend<br />
geeignet. <strong>Die</strong> <strong>Films</strong>equenzen auf <strong>de</strong>n DVDs „Filme sehen lernen“ und „Grundku<strong>rs</strong> Film“ sind ausgezeichnet<br />
ausgewählt und präzise auf die Lernziele zugeschnitten.<br />
<strong>Die</strong> Aka<strong>de</strong>mie für Lehrerfortbildung Dillingen bietet einen mehrwöchigen, praxisorientierten Lehrgang zur<br />
Qualifizierung als Filmlehrer an. Dabei geht es um die Vermittlung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen technischen Kenntnisse<br />
(Film, <strong>Films</strong>chnitt) ebenso wie um Inhalte (I<strong>de</strong>e, Dramaturgie, Schauspiel) und Gestaltungsfragen.<br />
www.elephantsdream.org<br />
Open source-Film (10 Minuten Dauer), <strong>de</strong>r komplett im Bereich üblicher<br />
Open Source Software e<strong>rs</strong>tellt wur<strong>de</strong>. <strong>Die</strong>ser Film kann für viele<br />
Teilbereiche gutes Anschauungsmaterial bieten.<br />
www.celtx.com<br />
Freie Software für PC und Mac/Linux e<strong>rs</strong>tellt Drehbücher o<strong>de</strong>r Storyboards.<br />
<strong>Die</strong> Hilfedateien sind als Lernvi<strong>de</strong>os aufgebaut, die Software<br />
ist leicht zu bedienen.<br />
www.bigbuckbunny.org<br />
„freier“ Film, an <strong>de</strong>m man die gestellten Aufgaben anwen<strong>de</strong>n kann.<br />
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