11.07.2015 Aufrufe

Mitteilungen - Freundeskreis Indianerhilfe eV

Mitteilungen - Freundeskreis Indianerhilfe eV

Mitteilungen - Freundeskreis Indianerhilfe eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik TucunaréAblösung in der Klinik TucunaréSeit Februar 2010 arbeitet der deutsche Arzt Daniel Peters aus Bonn am RioChambira. Dies ist sein erster Bericht über die Reise ans „Ende der Welt“ insAmazonasgebiet Perus. Unterstützt wird er seit März 2010 von Dr. Jan Schnapauff,Kollege und Freund. Die Zeit der Einarbeitung und Übergabe des Projekts durchdie Ärztin Carol Boettger beginnt.1. KapitelDie beschwerliche Reise zur Clinica TucunareSamstag, 6. Februar 2010Regenschwer hängen Ansammlungen von Frühnebel über dem Uferdickicht undzeichnen sich dunkel gegen den rauchblauen Himmel ab. Hier und da scheinen dieWolken hindurch. Im ockerfarbenen Wasser des Marañon treiben in grellem Gründie Wasserhyazinthen vorüber. Für einen Sekundenbruchteil erhasche ich einenBlick auf die Rückenflosse eines Flussdelphins.Ich bin an Bord der Eduardo IV, einem typischen Amazonasflussdampfer, der soebenin Nauta festmacht, zwölf Stunden flussaufwärts der AmazonasmetropoleIquitos im Norden Perus gelegen.Mit an Bord sind Dr. Carol Boettger und unsere zwei Krankenschwestern. Carolist eine engagierte Ärztin und zudem eine lustige Reisegefährtin. Geboren in denDie Fahrt von Iquitos zur Mündung des Rio Chambira.Alles muss mit auf diesem Ozeandampfer. Menschen, Tiere, Maschinen und Proviant. Je nachBelegung ein Abenteuer oder eine Strapaze. In jedem Fall nichts für zarte Gemüter.Hochland-Regenwaldgebieten Perus, verfügt sie über viel Erfahrung in der medizinischenBasisversorgung abgelegener, indigener Kommunen im unwirtlichenUrwald. Zusammen mit ihrem Mann Jean-Pierre, einem Kanadier aus Montreal,hat sie bereits für verschiedene Organisationen gearbeitet. Es ist ihr zweiter Einsatzin der Clinica Tucunare, dem Ziel unserer Reise.Hinter uns liegt bereits eine anstrengende Woche. In unzähligen Motocarro-Fahrten besorgten wir Säckeweise Nahrungsmittel und Medikamente für diekommenden Wochen in unserer Urwaldklinik. Zudem kauften wir Werkzeuge,Ersatzteile und erledigten einige persönliche Einkäufe für unsere Arbeiter – einDvD-Spieler, eine Stereoanlage, Shorts, Unterwäsche, Hemden, etc.Wir treffen uns mit den Ärzten von PAMAFRO – einer lateinamerikanischenOrganisation, die unter Anderem gegen die im Amazonasgebiet endemische Malariakämpft.Für sie werden wir auf unseren Flussfahrten in den nächsten Wochen 2000 Moskitonetze(das entspricht anderthalb Tonnen Fracht) an die 3500 Stammesangehörigender Urarina verteilen, die unserer medizinischen Verantwortung unterstehen.Eine mitgebrachte Erkältung, der rasche Klimawechsel, die Zeitumstellung und dieStrapazen der Reise fordern schließlich ihren Tribut. 36 Stunden verbringe ich ineinem schläfrigen Dämmerzustand im Bett, unter einem klappernden Deckenventilator.Jeder Versuch mich aufzurichten endet über der Kloschüssel, bis ich auchden letzten Tropfen Flüssigkeit erbrochen habe. Erst nach ein paar Litern Elektrolytlösung,die Carol mir besorgt, geht es mir langsam besser.Iquitos ist vor Allem laut. Hunderte der dreirädrigen Motocarros schwärmenunablässig ratternd durch die Straßen und machen jede Unterhaltung in normalerLautstärke unmöglich. Gleich an der Plaza-de-armas steht das wohl kuriosesteHaus der Stadt. Das in Frankreich für einen Kautschukbaron im equadorianischenQuito gefertigte „Eisenhaus“ landete aufgrund eines Schreibfehlers im peruanischenIquitos. Heute ist das mit seinen Stahlträgern an den Eiffelturm erinnerndeGebäude ein Restaurant.Mit der letzten Fuhre Gepäck erreichen wir in der Abenddämmerung Masusa, denHafen von Iquitos. Machete, unser Träger, schultert mühelos den 50-kg Maissackund verstaut ihn bei unseren anderen Sachen im Bauch der Eduardo IV. Von derReling aus beobachten wir das geschäftige Treiben auf der vermüllten, schlammigenAnlegestelle, bis auch die letzten schwarzen Säcke auf den lastengewöhnten undmuskulösen Schultern der Packer ihren Weg über die Holzplanken zum Frachtraumgefunden haben.Das Signal zum Ablegen ertönt, der PS-starke Diesel pflügt schäumend das schwarzeWasser des Amazonas um und bringt den Dampfer schließlich, die anderenKähne unter Knirschen zur Seite drängend, sicher in die Fahrrinne.19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!