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Zeiten des Wandels<br />
Als letzte Ausstellung vor dem Umzug und der Neueröffnung des<br />
<strong>Museum</strong>s auf dem Zentralplatz zeigt das <strong>Mittelrhein</strong>- <strong>Museum</strong><br />
eine Präsentation über den letzten Koblenzer Kurfürsten und Erzbischof<br />
Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Sein Todestag jährt<br />
sich in diesem Jahr zum 200. Mal; Anlass genug, um Clemens<br />
Wenzeslaus in einer Ausstellung zu würdigen, die seine Rolle als<br />
Förderer der Künste in den Fokus rückt.<br />
Gleichzeitig feiert in diesem Jahr eine bedeutende Künstlergestalt<br />
des 18. Jahrhunderts seinen 300. Geburtstag: der Dresdner<br />
Hofmaler Christian Wilhelm Ernst Dietrich, genannt Dietricy. Als<br />
erfolgreicher Vertreter des eklektizistischen Stils seiner Zeit ermöglicht<br />
Dietrich mit seinem Werk einen beispielhaften Blick<br />
auf die thematischen Schwerpunkte und stilistischen Vorlieben<br />
des ausgehenden Barocks in Deutschland.<br />
Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit<br />
der „Graphischen Sammlung des Faches Kunstgeschichte der<br />
Uni versität Trier“, die ihr umfangreiches Konvolut von Grafiken<br />
Dietrichs zur Verfügung stellte. Durch die Ergänzung mit Werken<br />
der Malerei und der Grafik, mit Skulpturen und kunstgewerblichen<br />
Objekten aus den Beständen des <strong>Mittelrhein</strong>- <strong>Museum</strong>s<br />
entsteht ein historisches und künstlerisches Panorama einer Zeit<br />
im Umbruch. Die revolutionären Folgen bekamen nicht nur Adel<br />
und Klerus zu spüren, auch die Künstler sahen sich mit veränderten<br />
Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert.<br />
Der Kurfürst und seine Kunst<br />
In Koblenz verblieb leider nur ein Bruchteil dessen, was der Kurfürst<br />
sein Eigen nannte. Denn obgleich Clemens Wenzeslaus<br />
davon ausging, dass er wieder in seine Residenz zurückkehren<br />
würde, so ließ er doch vorsichtshalber den größten Teil seiner<br />
Besitz tümer, der Schlossausstattung und der dort befindlichen<br />
Kunst gegenstände einpacken, bevor er selbst im Oktober<br />
1794 Koblenz in Richtung Augsburg verließ. Eine ganze Schiffsflotte<br />
war vonnöten, um all sein Hab und Gut in Sicherheit zu<br />
bringen. Doch tatsächlich sollte nicht nur für ihn ein vollkommen<br />
neuer Lebensabschnitt als Kurfürst a.D. beginnen, sondern<br />
auch für die Stadt und ihre Bewohner brachen neue Zeiten an.<br />
Für lange Zeit rückte das für die nächsten Jahre französische<br />
„Coblence“ aus dem Focus der Geschichte. Man zehrte vom<br />
Ruhm vergangener Tage.<br />
Glücklicherweise hatte sich Clemens Wenzeslaus nicht wie seine<br />
Vorgänger damit begnügt, neue Schlösser einzurichten; seine<br />
Reformen bewirkten zum Beispiel Ansiedlungen neuer Wirtschaftszweige,<br />
die Einrichtung einer öffentlichen Wasserversorgung und<br />
einer öffentlichen Bibliothek. So hatte er für weitreichende Neuerungen<br />
gesorgt, die langfristig der Allgemeinheit zugute kamen.<br />
Beispiele für Clemens Wenzeslaus’ Rolle als Mäzen und Förderer<br />
der Künste finden sich heute in Koblenz allerdings nur wenige<br />
– sieht man von den Bauten des Neuen Schlosses und des<br />
Theaters einmal ab. Seine ästhetischen Vorlieben in Stil und<br />
Thematik zu rekonstruieren ist entsprechend schwierig. Also<br />
versucht die Ausstellung eine Annäherung über die höfische<br />
Kunst des 18. Jahr hunderts im Allgemeinen, einen Überblick<br />
über den Geschmack der Zeit und die Anforderungen an die<br />
bildenden Künstler zu geben.<br />
Alte Form für neuen Inhalt<br />
Wäre der Maler, der sich den Künstlernamen Dietricy zulegte, nur<br />
100 Jahre später geboren worden, sein Name hätte kaum bis in<br />
unsere Tage überdauert. Denn genau die Fähigkeiten, die seinen<br />
Ruhm begründeten, würden ihm heute negativ ausgelegt. Er war<br />
in der Lage, die Stile der verschiedensten Künstler – vorzugsweise<br />
der Holländer des 17. Jahrhunderts – täuschend echt nachzuempfinden.<br />
Und er besaß genügend Selbstbewusstsein, um von<br />
sich zu behaupten, er könne deren Fehler vermeiden. Wie auch<br />
andere Maler seiner Zeit verarbeitete er in eklektizistischer Manier<br />
beliebte Sujets und attraktive „Versatzstücke“ der „alten Meister“,<br />
um auf diese Weise das damals geforderte, künstlerische Optimum<br />
zu erreichen. Kollegen, Kritiker und auch das Publikum wusste<br />
ihn eben darum zu schätzen. Johann Joachim Winckelmann,<br />
einer der Begründer der wissenschaftlichen Kunstgeschichte,<br />
schrieb im Jahre 1763 über Dietrich, er sei „der Raphael aller<br />
und unserer Zeiten in Landschaften“.<br />
Dietrichs Auftragsbücher waren voll und die Kundschaft<br />
musste zum Teil lang auf die bestellten Bilder warten. Auf diese<br />
Weise entstand ein umfangreiches Œuvre, das geschätzt um die<br />
2000 Gemälde und circa 900 Grafiken umfasst, was bedeutet,<br />
dass er während seiner aktiven Schaffenszeit im Schnitt ein Bild<br />
pro Woche fertig stellte. Mit diesen Arbeiten erfüllte er die Erwartungen<br />
einer anspruchsvollen und auch im kunsthistorischen<br />
Sinne hoch gebildeten Klientel, die all die verschiedenen Elemente<br />
auch zu deuten imstande war.<br />
Veranstaltungen<br />
11. – 13. April 2012, jeweils 9.00 – 14.00 Uhr<br />
Osterferienworkshop<br />
Schulkinder im Alter von 6 bis 12 Jahren lernen während der<br />
drei Tage nicht nur das <strong>Museum</strong> kennen, sondern helfen dem<br />
lang ersehnten Frühling mit Hilfe von allerlei selbst gemachten<br />
Hilfsmitteln auf die Sprünge.<br />
Samstag, 19. Mai 2012, 15.00 – 17.00 Uhr, Schlossbühne<br />
Workshop „Barocke Tänze“<br />
Im Rahmen des Buga-Festes gibt die Tanzpädagogin Ingiza<br />
Uflacker eine Einführung in die Welt des höfischen Tanzes.<br />
Alle Interessenten sind eingeladen, sich selbst im Menuett oder<br />
in der Bourrée zu versuchen.<br />
Sonntag, 20. Mai 2012, 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Internationaler <strong>Museum</strong>stag<br />
Neben verschiedenen Führungen zur aktuellen Ausstellung<br />
bietet das <strong>Museum</strong> auch Aktionen für Kinder und wohl letzt malig<br />
den traditionellen Kaffee und Kuchen im Schöffenstübchen.<br />
Der Eintritt ist frei!<br />
Mittwoch, 13. Juni 2012, 19.00 Uhr<br />
Vortrag von Dr. Stephan Brakensiek, Trier<br />
Ein Kannibale der Kunst – Hatte Christian Wilhelm Ernst Dietrich<br />
tatsächlich zehn Maler im Leib?<br />
9. – 13. Juli 2012, jeweils 9.00 – 14.00 Uhr<br />
Clemens Wenzeslaus kriegt Druck<br />
In dem Sommerferienworkshop für Kinder von 8 bis 12 Jahre<br />
dreht sich alles ums Drucken. Die Sonderausstellung bietet einen<br />
idealen Fundus, um sich alle Kniffe und Tricks der Profis anzuschauen<br />
und dann selbst kreativ zu werden.<br />
Samstag, 1. September 2012, 19.00 – 1.00 Uhr<br />
Lange Nacht der Museen<br />
Zum letzten Mal <strong>Museum</strong>snacht am Florinsmarkt.<br />
Zum „Kehraus“ wollen wir mit Kunst, Musik und Aktionen zurück<br />
und nach vorn schauen – und vor allem: feiern!