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Tridentinische Primiz - Pro Missa Tridentina

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<strong>Tridentinische</strong><strong>Primiz</strong>Ein Erlebnis in KroatienVon <strong>Pro</strong>f. Krešimir VeselićIn diesem Frühjahr übernahm ich einenForschungs- und Lehrauftragan der Universität Zagreb in Kroatien.Seit einigen Jahren gibt es in Zagrebbei St. Martin, Vlaška 36, sonntags um11.30 Uhr eine tridentinische Messe.Durchgesetzt hat dies eine agile Gruppevon Studenten, die sich seither umSt. Martin in Zagrebdie Meßfeiern kümmern, die Sakristeiversorgen und ministrieren. Als ichdort eintraf, sah ich, daß es darunterauch Gesangswillige gab, also organisierteich eine kleine Choralschola, diedie Sonntagsmesse nach Kräften unterstützt.Die Meßbesucher sind überwiegendjung, kaum solche, die sichan die alte Messe aus ihrer Jugenderinnern würden. Auch einige Theologiestudentenvon der benachbartenFakultät kommen oft hinzu.Überhaupt scheint in Kroatien dasInteresse an der alten Messe unterjungen Priestern und Priesteramtskandidatenzu wachsen. Über einediesbezügliche Begebenheit möchteich hier berichten:Kaum in Zagreb angekommen, erreichtmich die Botschaft, ein jungerKaplan aus der ländlichen Umgebungwolle mich sprechen. Er habe die Absicht,bald zum ersten Mal eine heiligeMesse in der außerordentlichen Formdes römischen Ritus zu zelebrieren,genauer gesagt, zu singen, und bittetmich diesbezüglich um Hilfe und Unterstützung.Ich sage zu.Ein paar Tage später erscheint einestrahlende junge Priestergestalt anmeiner Haustüre. Gekleidet in eineSoutane, ein großes <strong>Missa</strong>le unterdem Arm, offen, freundlich und belesen.Wie er an die alte Messe kam,hat er nicht erzählt, aber daß sie ihnergriffen hat, sieht man. Geübt habeer schon mehrmals „sub umbra“ unterder Leitung seines Ministranten, einesjungen promovierten Physikers.Ihn interessieren die Besonderheitender gesungenen Messe. Ich erkläreihm den Ablauf. „Nein, Hochwürden,Sie sollen nicht auf das Ende desgesungenen Sanctus warten, sonderngleich mit ‚Te igitur‘ beginnen, sobaldSie das Sanctus gebetet haben.“Zur Präfation möchte er den Tonussolemnior nehmen, also üben wir kurzden Wechselgesang durch. Ich soll dieganze Messe singen. Anwesend seindürfen nur wir drei: der Zelebrant, derMinistrant und der Sänger. Dies istoffenbar die Bedingung seines Prinzipals:wenn es Dir für Deine persönlicheFrömmigkeit dienlich ist, in Ordnung,aber keine Publizität.Es ist ein Samstag, das Fest des hl.Paul vom Kreuz. Ich sitze in einemBummelzug, der sich wegen derschlechten Gleise nur sehr langsam36


<strong>Tridentinische</strong> <strong>Primiz</strong>Als wir in den Kirchenraum einziehen,fühle ich mich wie in einer Katakombe.durch die schöne Landschaft Nordkroatiensbewegt. Am Bahnhof erwartetmich der junge Priester. Mit denLeuten am Ort, insbesondere mit denJugendlichen scheint er gut bekanntzu sein. Von allen Seiten winken ihmdie jungen Leute zu. Daß er in Soutaneherumläuft, stört nicht im Geringsten– im Gegenteil.Die Messe soll erst um neun Uhrabends beginnen. Auch das ist offenbareine der Vorbedingungen desPrinzipals. Die nette Schwester Sakristaninführt die letzten Vorbereitungendurch und verschwindet flink. Sieweiß ja Bescheid, aber ganz geheuerist ihr das Ganze offenbar nicht.Die anmutige, geräumige Wallfahrtskircheliegt ganz im Dunkeln.Nur der Seitenaltar, dem HeiligenKreuz gewidmet, ist beleuchtet undmit einem wunderbaren, offenbarsehr wertvollen Antependium verziert.Dort wollen wir unsere HeiligeMesse zelebrieren.Als wir in den Kirchenraum einziehen,fühle ich mich wie in einer Katakombeund denke daran, daß diefrühen Christenzu ihren Gottesdienstenbeileibenicht jedermannzugelassen hatten.Alles ist hierauf das absolutNotwendige, dasWesentliche konzentriert.Nebendem vorgeschriebenen<strong>Pro</strong>priumnehme ich dieschlichte „<strong>Missa</strong>mundi“. Diesepaßt vollkommenmit allen anderenGegebenheitenzusammen. DemWallfahrtskirche Marija BistricaSänger erlaubtdieses Formularaber das Mitbeten in höchstem Maße.Keine weiteren Details sind mir inErinnerung geblieben, nur daß dieZeit im Nu vergangen war. Am Ende,sichtlich gerührt, ergingen wir uns imgegenseitigen aufrichtigen Bedanken.Auf dem Weg nach Hause hatteich, wie so oft, ein lachendes und einweinendes Auge. Das erste, weil dieMeßfeier so schön und erhaben war,das zweite, weil es, wie etwas Unehrenhaftes,geheim geschehen mußte.Letztlich nahm doch der erste Gedankeüberhand.Eine kleine Choralschola unterstützt die Sonntagsmessen.Dominus Vobiscum · Nr. 5 · Oktober 201237

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