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Nachruf auf Pater Hönisch - Pro Missa Tridentina

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<strong>Nachruf</strong> <strong>Pater</strong> <strong>Hönisch</strong>Pfadi bis in die Knochen, Priester bis ins Mark<strong>Nachruf</strong> <strong>auf</strong> P. Andreas <strong>Hönisch</strong> SJMIch kannte ihn nur vom Hörensagen, er galtja damals schon als eine gewisse Legende,der <strong>Pater</strong>, der im Herzen unverrückt katholischgeblieben war und es mit der Jugend sogut verstand: Die Rede ist von P. Andreas<strong>Hönisch</strong>. Wenn mein Gedächtnis nicht trügt,war es im Mai 1988. Ich war damals Schulleiterdes Don-Bosco-Gymnasiums im westfälischenDiestedde. Ich plante eine Theatertourneemit unseren Schülern und hätte auchgern die Pfadfinder des genannten <strong>Pater</strong>s miteiner Sonder<strong>auf</strong>führung beglückt. „Nein,“meinte er am Telephon, „Theater nicht, aberich würde gern Ihre Schule kennen lernen.“ –„Sehr gern,“ erwiderte ich stolz. Und so kamer, der 58-jährige Bundeskurat der KatholischenPfadfinderschaft Europas (KPE), zusammenmit Oberstudiendirektor GüntherWalter, dem Bundesfeldmeister der KPE.Klar, ich fühlte mich geehrt. Mit großen Augenbestaunte er unser <strong>auf</strong>blühendes Institut:Schule, Internat, Kapelle und vor allem dasüberdimensionale Gelände; entsprach esdoch ganz dem, was ein hl. Don Bosco fürdie Gründung einer Jungenschule forderte:„eine Trommel, einen Koch und eine Wiese.“Nun Einiges aus seinem Leben: P. Andreas<strong>Hönisch</strong> war am 3. Okt. 1930 im schlesischenHabelschwerdt in der Grafschaft Glatzals drittes von vier Kindern des örtlichenDorfschullehrers geboren. Nach dem Besuchder Volksschule wechselte er <strong>auf</strong> das Gymnasiumin Glatz. Er erlebte in seiner Heimatdie Schrecken der letzten Kriegsjahre –Volkssturm, Front und Einmarsch der sowjetischenTruppen. Mit seiner Familie mußteauch er bei der Vertreibung durch die neuenpolnischen Machthaber die Heimat verlassen.Nach einem kurzen Aufenthalt in einemRundbrief <strong>Pro</strong> <strong>Missa</strong> <strong>Tridentina</strong> Nr. 34, März 2008 55


<strong>Nachruf</strong> <strong>Pater</strong> <strong>Hönisch</strong>ostfriesischen Flüchtlingslager kam er 1946an das gerade wieder eröffnete Aloisiuskollegder Jesuiten (SJ) in Bad Godesberg beiBonn.Nach dem Abitur trat er 1952 bei den Jesuitenein, durchlief die übliche Ausbildung:zweijähriges Noviziat, Studien in Philosophieund Theologie, praktische Einsätze in derSeelsorge. Nach dem Philosophiestudiumwurde er von seinen Oberen in die Missionennach Japan geschickt. Nach fünf MonatenSprachkurs in Manila (Philippinen) kam er fürweitere zwei Jahre zum Studium der japanischenSprache nach Japan. Eine schwereKrankheit machte seine Rückkehr nachDeutschland nötig, wo er das Theologiestudiumabschloß und 1963 in Berlin von AlfredKardinal Bengsch zum Priester geweiht wurde.Von 1963 bis 1981 war er an verschiedenenOrten hauptsächlich als Religionslehrer undbegeisterter und begeisternder Pfadfinderpriestertätig. Von 1981 bis 1988 war er Mitarbeiterbei <strong>Pater</strong> Werenfried von Straaten,dem Gründer der Organisation „Kirche in Not– Ostpriesterhilfe“. 1988 erfolgte die Gründungder SJM. Darüber jedoch später.Zum Verständnis muß zuerst über die Haupttriebkraftdieses Seelsorgers gesprochenwerden: das wahre Glück der Jugend. Diesesist – das war ihm klar – ohne die Reinheitnicht möglich. Als in den nachkonziliarenVerwirrungen und durch den 68er Kultursturzdie katholische Pfadfinderei und die Erziehungüberhaupt ihre eigenen Irrwege suchte,da stemmte er sich mit der ganzen Glut seinesPriesterherzens dagegen.Die 1968 von Papst Paul VI. veröffentlichteEnzyklika „Humanae Vitae“ wurde in seinemLeben gleichsam zur Demarkationslinie: Diemeisten Mitbrüder waren dagegen, er jubelte.Hören wir ihn selbst: „Ich kam gerade von einemFerienlager unserer Pfarrjugend vonSüdtirol zurück und wollte am selben Tagnoch mit Pfadfindern nach Lappland <strong>auf</strong>brechen.Wir, d. h. unsere kleine Jesuitenkommunität,saßen gerade beim Frühstück...Auf einmal platzte mitten ins Frühstück hineindie Nachricht, daß Papst Paul VI. gegen dieMehrheit seiner Berater die Enzyklika HumanaeVitae herausgegeben hat... Ein an undfür sich recht konservativ eingestellter <strong>Pater</strong>nahm dar<strong>auf</strong>hin einen Teller in die beidenHände und rief voller Empörung: ‚So eine unsozialeTat!’ Sprachs und knallte den Teller<strong>auf</strong> den Tisch. Ich weiß nicht, wer mir armseligenMenschen geholfen hat und wer fürmich gebetet hat, ... ich jedenfalls reagiertespontan genau entgegengesetzt. ‚Endlich!Zum Glück!’“ (Ruf des Königs, 3. Quartal2007, S. 9). Später redete P. <strong>Hönisch</strong> mit unerschrockenemMut genau diesbezüglich dendeutschen Bischöfen unmißverständlich insGewissen.1975 sah er in Lourdes eine fröhliche, diszipliniertefranzösische Scout-Gruppe. Sie entflammtesein Herz. So etwas mußte es inDeutschland auch wieder geben. So gründeteer mit Zustimmung seines <strong>Pro</strong>vinzials zusammenmit dem bereits erwähnten GüntherWalter am 11. Februar 1976 die KatholischePfadfinderschaft Europas (KPE) in Deutschlandnach dem Vorbild der Scouts d’Europe.Wegen seiner konsequent katholischen undethisch klaren Haltung kam es schließlich zuexistentiellen Spannungen mit seinem modernistischenOberen. Es gibt eine Karte ausder Hand Kardinal Ratzingers, er solle mitseiner Jugendarbeit so weitermachen wiebisher. Das führte in der ersten Hälfte der80er Jahre dazu, daß er aus dem Jesuitenordenausgeschlossen wurde – eines der bitterstenLeiden für ihn. Er konnte ein Jahrlang nicht singen.56Rundbrief <strong>Pro</strong> <strong>Missa</strong> <strong>Tridentina</strong> Nr. 34, März 2008


<strong>Nachruf</strong> <strong>Pater</strong> <strong>Hönisch</strong>P. <strong>Hönisch</strong> war bis zu seinem Tod Bundeskuratdes deutschen Verbandes. Er führte zahllosePfadfinderlager und –fahrten durch, dieihn in fast alle Länder Europas, nach Nordafrika,Nordamerika und Rußland führten. Nochim vorigen August war er mit 25 Pfadfindernzwei Wochen in den Karpaten und schlief als76-jähriger <strong>auf</strong> seiner Isomatte im Zelt undernährte sich von Lagerfeuer-Kartoffeln.1988 erfolgte mit dem Wohlwollen von KardinalRatzinger die Gründung der Gemeinschaftder Diener Jesu und Mariens (ServiJesu et Mariae = SJM) als katholische Ordensgemeinschaft.In der Abkürzung SJMsteckt wieder das geliebte SJ, war er dochein Jesuit vom Scheitel bis zur Sohle, und sowar auch die neue Gemeinschaft durch unddurch jesuitisch geprägt. 1994 wurde sie alsKongregation päpstlichen Rechtes anerkanntund P. Andreas <strong>Hönisch</strong> zum ersten Generaloberenbestimmt. Dieses Amt hat er bis zuseinem Hinscheiden hingebungsvoll ausgeübt.Ganz im Sinne seiner Liebe zu einer glücklichenJugend sah er es als eines der wichtigsten<strong>Pro</strong>jekte an, in der heutigen Erziehungswüsteeine christkatholische Oase zuschaffen, in der die Spitzbuben zu geradlinigenPalmen heranwachsen, tief verwurzelt imErdreich der hl. Kirche, frisch grünend durcheine gute abendländische Bildung mit Frohsinnund Überzeugungskraft. Dieses <strong>Pro</strong>jektist ihm nur teilweise gelungen: Die göttlicheVorsehung schenkte der SJM 1997 dasSchloß Assen (Nähe Lippstadt), welches sieunter großem Einsatz zu einem Bubeninternatausbaute und gegen manchen Widerstandam Leben erhielt. Das dazu geplanteGymnasium ist ihr bisher verwehrt worden,vor allem weil sie die Sexualerziehung in dervom Staat geforderten Form ablehnte.Mein erster, nur oberflächlicher Kontakt zumVerstorbenen sollte sich noch erfreulich entfalten.2002 brauchte die SJM für ihre ordenseigenePriesterausbildung einen Lehrerfür Apologetik (wissenschaftliche Verteidigungder Glaubwürdigkeit des katholischenGlaubens). So kam ich nach Blindenmarkt(60 km östl. von Linz), wo sich das Generalhausund die Ausbildungsstätte der SJM befinden.Nicht nur die Tätigkeit sagte mir sehrzu, auch der menschliche Umgang klapptebestens, besonders mit dem „General“, der inseiner Offenherzigkeit für mich so etwas wieein älterer, verständnisvoller Freund wurde.Bei Tisch war er immer heiter. Neben ihmsaß ein älterer Geistlicher, Spiritual GuidoBecker, der wie’s I-Tüpfelchen dahin paßte.Was wurden da Anekdoten, Episoden undScherze erzählt!!! Den beiden schien derStoff nie auszugehen. Eine Lieblingsstoryvon P. <strong>Hönisch</strong> war folgende: In seinemTheologiestudium hatte er einen älterenDogmatikprofessor. Von ihm war schon seitJahren bekannt: Wenn er bei den EigenschaftenGottes <strong>auf</strong> die höchste Vollkommenheitder göttlichen Majestät zu sprechenkam, dann geriet er nahezu in Verzückungund sagte mit ehrfürchtig-zitternder Stimme:„Gott ist heilig, heilig, heilig.“ Der Studienjahrgangvon Andreas <strong>Hönisch</strong> brachte nunfür diese Vorlesung ein Ministrantenglöckleinmit, und als der Dozent zu der berühmtenStelle kam, läutete einer der Studenten dreiMal mit der Schelle wie bei der hl. Messe. –An solchen Geschichten konnte der Generaloberegar nicht genug bekommen und sichdabei <strong>auf</strong>s Köstlichste amüsieren.So gut <strong>auf</strong> der menschlichen Ebene unsere„Chemie“ stimmte, so waren doch unseretheologischen Standpunkte in puncto Meßritus(die SJM feiert nämlich beide Riten) nichtRundbrief <strong>Pro</strong> <strong>Missa</strong> <strong>Tridentina</strong> Nr. 34, März 2008 57


<strong>Nachruf</strong> <strong>Pater</strong> <strong>Hönisch</strong>unter einen Hut zu bringen. Wir versuchtenmehrfach die Differenz auszuräumen – einmalnahm er mich ganz feierlich zu einer „Nikodemusstunde“<strong>auf</strong> sein Zimmer; trotz dervon mir mitgebrachten Flasche Rotweinkonnte jedoch leider keine Einigung erzieltwerden. Dabei bemühte er sich, die neueForm ganz in der alten Meßopfertheologie zufeiern und hatte die Absicht, den ihm anvertrautenJugendlichen Brücken hin zur überliefertenhl. Messe zu bauen.Er schätzte den weltweit bekannten Verteidigerdes überlieferten katholischen GlaubensErzbischof Marcel Lefebvre hoch und meinteeinmal: „Ohne ihn gäbe es wohl auch dieSJM nicht.“ Ich wußte mich mit ihm geeint inder Liebe zur Arbeit im Weinberg des Herrn.Als wir vor ein paar Monaten entdeckten, daßwir beide Mitglieder der MC (MarianischeKongregation) sind, war unsere Freude besondersgroß.gung im katholischen Glauben. Wie vielechristliche, kinderfreudige Familien gingendaraus hervor! Wie viele Eltern und Großelternsind ihm von Herzen dankbar, weil erentscheidend dazu beitrug, in einer Zeit unheilvollerreligionspädagogischer Experimenteim wahrsten Sinne des Wortes Pfad-Findergewesen zu sein und ihren Kindern und Enkelndas einzig Notwendigevermittelt zu haben,nämlich die feste Leitplankedes wahren Glaubens.Er war in aller Bescheidenheitund NatürlichkeitFreund und Vater.P. <strong>Hönisch</strong> verstarb amFest Pauli Bekehrung,25.1.08, in den frühenMorgenstunden an plötzlichemHerzversagen. Eskonnte ihm nur noch dashl. Sakrament der LetztenÖlung gespendetwerden. Sein Hinscheiden, zumal das soplötzliche, ist für viele, auch für mich, einherber Verlust. Als wir Priester und Seminaristeneinige Tage später in der BlindenmarkterLeichenhalle vor seinem geöffneten Sargfür ihn beteten, zeigte sein Gesicht keine Leichenblässe.„Wisset, daß Gott seinen Heiligenverherrlicht“ (Ps 4,4). Möge der Herr seinem„guten und getreuen Knecht“ gnädigsein und ihn möglichst bald an seiner himmlischenHochzeitstafel beseligen!P. Michael WildfeuerTausende von Heranwachsenden verdankendem verstorbenen Jugendapostel ihre Festi-58Rundbrief <strong>Pro</strong> <strong>Missa</strong> <strong>Tridentina</strong> Nr. 34, März 2008

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