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Trinkwassergewinnung aus Meerwasser mittels Umkehrosmose

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1. Einleitung<br />

Wie im ersten Teil gezeigt wurde, kann<br />

durch die Anwendung einer Energierück -<br />

gewinnung der notwendige Energiebedarf<br />

bei der <strong>Umkehrosmose</strong> deutlich gesenkt<br />

werden /1/. Die damit sich ergebende<br />

Reduzierung der Wassergestehungskosten<br />

zeigt eine Kostenrechnung. Darin werden<br />

alle entstehenden Kosten berücksichtigt,<br />

auch die, welche notwendig sind, um das<br />

Rohwasser vorzubehandeln. Hierbei wird<br />

der Aufwand für eine Rohwasser vor -<br />

behandlung <strong>mittels</strong> einer Ultrafiltration<br />

analysiert. Bei der Berechnung wird von<br />

der einfachsten Anlagen<strong>aus</strong>führung <strong>aus</strong>ge -<br />

gangen. Es handelt sich dabei sowohl bei<br />

der Ultrafiltration als auch bei der Um -<br />

kehrosmose um eine einstufige An lagen -<br />

<strong>aus</strong>führung ohne Konzentrat rück führung.<br />

Die für diesen Fall berechneten Kosten<br />

gelten nur in Verbindung mit den an -<br />

genommenen Preisen, Standzeiten und<br />

Annahmen bezüglich der Abschreibung<br />

und Betriebsdauer (Auslastungsgrad). Die<br />

im Folgenden zugrunde gelegten Werte<br />

sind Orientierungswerte. Sie können in<br />

Bezug auf praktisch angewandte Verfahren<br />

und Produkten deutlich von den hier<br />

angenommenen abweichen. Daher ist es<br />

notwendig, das beschriebene Rechen -<br />

schema auf den jeweils konkreten Fall<br />

anzuwenden. Der Beitrag will dazu<br />

anregen entsprechende Berechnungen<br />

durchzuführen, um sich Klarheit über die<br />

jeweils vorliegende Kostensituation zu<br />

verschaffen.<br />

2. Kostenrechnung<br />

Auf Basis von Kostenrechnungen kann<br />

eine ganzheitliche Betrachtung alter -<br />

nativer Technologien durchgeführt und die<br />

günstigste Alternative ermittelt werden.<br />

Bei der folgenden Berechnung wird von<br />

einer Membrananlage mit Membran -<br />

modulen <strong>aus</strong>gegangen, die dem Fließ -<br />

schema in Abb.1 im Teil 1 entspricht /1/.<br />

Nach diesem Fließschema können<br />

Anlagen zur Mikro- und Ultrafiltration zur<br />

Vorbehandlung von Wasser sowie zur<br />

<strong>Umkehrosmose</strong> zur Trinkwasserge win -<br />

nung errichtet werden. In der Umkehros -<br />

mose stufe wird das salzhaltige Wasser<br />

<strong>mittels</strong> einer Hochdruckpumpe auf einen<br />

Druck oberhalb des osmotischen Drucks<br />

komprimiert. Dieser wird wesentlich von<br />

dem Salzgehalt im Zulauf und der<br />

Konzentrierung des Salzes in der Anlage<br />

bestimmt. Die Konzentrierung wird über<br />

den Volumenstrom des Konzentratablaufs<br />

geregelt.<br />

Die Investitionskosten KI einer solchen<br />

Membrananlage setzen sich wie folgt<br />

zusammen:<br />

(1)<br />

KM: Membrankosten<br />

KA: Anlagenkosten<br />

KGN: Gebäude- und Nebenkosten<br />

KER: Kosten für Anlage zur Energie -<br />

rückgewinnung<br />

Die Membrankosten KM steigen pro -<br />

portional mit der Membranfläche an und<br />

beinhalten die Kosten für die im Laufe der<br />

Nutzungsdauer der Anlage mehrmals <strong>aus</strong> -<br />

zut<strong>aus</strong>chenden Membraneinheiten (Mem -<br />

branplatten bzw. -rohre, Wickelelemente<br />

oder auch komplette Membranmodule).<br />

Die Kosten für die Teile der Membran -<br />

module, die über die Nutzungsdauer der<br />

Schwerpunktthemen<br />

<strong>Trinkwassergewinnung</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>Meerwasser</strong> <strong>mittels</strong> <strong>Umkehrosmose</strong><br />

Teil 2: Kostenrechnung unter Berücksichtigung<br />

einer vorgeschalteten Ultrafitration<br />

K. Nikol<strong>aus</strong>, S. Ripperger*<br />

Die <strong>Umkehrosmose</strong> ist das am häufigsten eingesetzte Membranverfahren zur <strong>Trinkwassergewinnung</strong> <strong>aus</strong> Meer- und<br />

Brackwasser. Dabei muss der über die Membran wirkende osmotische Druck überwunden werden. Zum Betrieb der<br />

hierzu notwendigen Hochdruckpumpen muss Energie zugeführt werden. Da nur ein Teil des Rohwassers als Trinkwasser<br />

gewonnen wird, wurden Systeme zur Rückgewinnung der im Konzentrat enthaltenden Druckenergie entwickelt.<br />

Die Grundlagen der zugehörigen Anlagenberechnung wurden für den Fall einer einstufigen Betriebsweise ohne Konzen -<br />

tratrück führung im Teil 1 beschrieben /1/. Im Folgenden werden die dabei entstehenden Trinkwasser gestehungskosten<br />

abgeschätzt. Dabei wird als Vorreinigung eine Ultrafiltrationsstufe berücksichtigt. Die Berechnungen sollen einen Eindruck<br />

vermitteln, mit welchen Gestehungskosten heute gerechnet werden kann. Da u. a. in Bezug auf die Membranstandzeiten<br />

und -kosten, den Abschreibungszeitraum und die Energiekosten Annahmen getroffen werden mussten, wird auch das<br />

Berechnungsschema vorgestellt, so dass Rechnungen auf Basis anderer Werte vergleichend durchgeführt werden können.<br />

* Dipl.-Ing. Kai Nikol<strong>aus</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Siegfried Ripperger<br />

Lehrstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik<br />

TU Kaiserslautern<br />

Tel.: 0631-205-2121<br />

www.uni-kl.de/mvt<br />

Anlage nicht <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht werden müssen<br />

(z. B. Anschlüsse, Druckgehäuse, Pum pen,<br />

Behälter, Rohre), sowie die Montage -<br />

kosten werden zweckmäßigerweise den<br />

Anlagenkosten KA zugerechnet. Die<br />

Anlagenkosten KA können aufgrund der<br />

Planungsunterlagen und vorliegenden<br />

Angeboten für Pumpen, Bauteile und<br />

Instrumenten ermittelt werden. Sie können<br />

auch auf der Kostenbasis von bereits<br />

errichteten Anlagen abgeschätzt werden.<br />

Hierbei ist darauf zu achten, dass der<br />

Verarbeitungs- und Ausrüstungsstandard<br />

sowie die verwendeten Werkstoffe der zu<br />

vergleichenden Anlagen übereinstimmt.<br />

Dabei müssen Kosten früherer Jahren mit<br />

Hilfe von Preisindizes korrigiert werden.<br />

Da die Größe der Vergleichsanlage meist<br />

nicht mit der aktuell zu planenden Anlage<br />

übereinstimmt, ist auch hierzu eine<br />

Umrechnung notwendig. Im Fall von<br />

Membrananlagen bietet es sich an, die<br />

Membranfläche oder die Anzahl der<br />

Membranmodule zur Kennzeichnung der<br />

Anlagengröße zu wählen. Entsprechend<br />

den Erfahrungen steigt der Preis unter -<br />

proportional mit der Membranfläche bzw.<br />

der Membranmodulanzahl an. Die Ab -<br />

hängig keit der Anlagenkosten von der<br />

Membranfläche kann für einen be stim -<br />

mten Ausführungsstandard wie folgt<br />

erfasst werden:<br />

(2)<br />

KAB: Kosten einer errichteten Anlage mit<br />

gleichem Standard (Bezugsanlage)<br />

A: Membranfläche<br />

AB: Membranfläche der Bezugsanlage<br />

m: Degressionsexponent<br />

KAB ist vom verarbeiteten Werkstoff,<br />

den verwendeten Membranmodulen und<br />

vom Ausführungsstandard abhängig. Es<br />

62 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 24 (2010) Nr. 2


Schwerpunktthemen<br />

muss geprüft werden, ob diese Ausführung<br />

auch für die zu planende Anlage zutrifft.<br />

Für den Degressionsexponenten m wurden<br />

für Anlagen mit einem hohen Anteil von<br />

Behältern und Kolonnen Werte zwischen<br />

0,6 und 0,7 ermittelt. Für Anlagen mit<br />

einem hohen Anteil an Rohrleitungen<br />

werden oft Werte über 0,8 angegeben.<br />

RAUTENBACH /2/ konnte die Inve sti -<br />

tionskosten von Umkehros mose anlagen<br />

zur <strong>Trinkwassergewinnung</strong> mit Kapazi -<br />

täten von 4000 bis 100.000 m 3 /d mit<br />

Exponenten im Bereich von 0,8 bis 0,85<br />

recht gut beschreiben. Dabei nutzte er zur<br />

Kennzeichnung der Anlagengröße die<br />

Kapazität C (in m 3 /d) der Anlage zur<br />

Trink wassererzeugung und beschreibt die<br />

Gesamtinvestitionskosten KI (in US$) für<br />

eine <strong>Meerwasser</strong>entsalzungsanlage mit<br />

KI =8880 ·C 0,85 . Bei den vorliegenden<br />

Berechnungen werden darüber hin<strong>aus</strong> die<br />

Investitionskosten in Modul- bzw. Mem -<br />

brankosten und Rest-Anlagenkosten<br />

aufgeteilt.<br />

Die Gebäude- und Nebenkosten KGN<br />

sowie die Montagekosten KMo müssen<br />

aufgrund der jeweils vorliegenden Ge -<br />

geben heiten abgeschätzt werden. Bei der<br />

Anwendung einer Energierück gewinnung<br />

(ER) bei der <strong>Umkehrosmose</strong> sind durch<br />

den apparativen Aufwand entsprechend<br />

zusätzliche Investitionskosten KER zu<br />

tragen. Es können Druckt<strong>aus</strong>cher, Pelton -<br />

turbinen oder einen Hydraulic turbo<br />

charger eingesetzt werden /1/.<br />

Im Folgenden wird die Kosten vergleichsmethode<br />

angewendet, d. h. die Auf -<br />

wendungen für einzelne Verfahrens -<br />

varianten werden für einen bestimmten<br />

Zeitraum ermittelt (meist ein Jahr) und<br />

miteinander verglichen. Bei bekannter<br />

Anlagenkapazität können auf dieser Basis<br />

auch spezifische Trinkwasser gestehungs -<br />

kosten ermittelt werden. Die jährlichen<br />

Gesamtkosten KG ergeben sich <strong>aus</strong> dem<br />

Kapitaldienst KKD (als eine Folge der<br />

Investitionskosten KI) und den Betriebs -<br />

kosten KB.<br />

(3)<br />

Den Kapitaldienst KKD ermittelt man<br />

<strong>aus</strong> der Abschreibung der Anlage und der<br />

sich dar<strong>aus</strong> ergebenden Annuität. Eine<br />

Abschreibung berücksichtigt die Wert -<br />

minderung der Anlage bzw. die schritt -<br />

weise Rückführung des investierten<br />

Kapitals. Bei der Kostenrechnung wird im<br />

Folgenden von einer linearen Abschrei -<br />

bung <strong>aus</strong>gegangen. Ein Restwert der<br />

Anlage am Ende der Lebensdauer wird<br />

nicht berücksichtigt. Die Annuität ist der<br />

Geld betrag, der zur Tilgung des Anlage -<br />

kapitals KI und für dessen Verzinsung<br />

jährlich aufgebracht werden muss. Ist der<br />

jährliche Tilgungsbetrag konstant und der<br />

Zinsfuß p (nicht in Prozent) während der<br />

Jahre der Kreditlaufzeit n fest, so ergibt sich<br />

die Annuität aufgrund der Investition zu:<br />

(4)<br />

a ist der Annuitätsfaktor (Tilgungsfaktor).<br />

Die jährlichen Betriebskosten KB setzen<br />

sich wie folgt zusammen:<br />

(5)<br />

KM Membrankosten<br />

nM Standzeit der Membran in Jahren<br />

t jährliche Betriebsstunden<br />

P Leistungsbedarf (kW) (z. B. für<br />

Pumpen)<br />

kE Preis für Elektroenergie (€/kWh)<br />

KR Kosten für die Membranreinigung<br />

KW Kosten für die Wartung und<br />

Instandhaltung<br />

KP Gesamtkosten für das Pretreatment<br />

bei der <strong>Umkehrosmose</strong><br />

Zur Abschätzung der Membraner -<br />

satzkosten KM/nM sind Annahmen über die<br />

zu erwartende Lebensdauer not wendig.<br />

Die Membranersatzkosten kön nen, je nach<br />

Konstruktion der Mem branmodule, sehr<br />

verschieden sein. Der Aust<strong>aus</strong>ch ganzer<br />

Membranmodule ist im Vergleich zum<br />

Aust<strong>aus</strong>ch von Mem branplatten oder -<br />

rohren nicht sehr arbeits aufwendig, dafür<br />

sind die spezi fischen Membrankosten für<br />

die <strong>aus</strong>zu t<strong>aus</strong>chenden Einheiten meist<br />

höher.<br />

Die Energiekosten sind bei vielen<br />

Membrananwendungen ein nicht zu<br />

vernachlässigender Kostenfaktor. Bei<br />

Anlagen mit einer Konzentratrückführung<br />

und einer hohen Membranüberströmung<br />

wird der Leistungsbedarf P wesentlich von<br />

dem umgewälzten Volumen und dem<br />

Druckabfall im zirkulierenden Volumen -<br />

strom und vom Druckniveau der Speise -<br />

pumpe abhängig. Man erhält:<br />

·<br />

VZ<br />

·<br />

VF<br />

zirkulierender Volumenstrom<br />

zugeführter Volumenstrom<br />

Δ ρF Druckerhöhung der Speisepumpe<br />

(6)<br />

Δ ρZ Druckabfall im Umwälzkreislauf<br />

ηZ Wirkungsgrad der Umwälzpumpe<br />

ηF Wirkungsgrad der Speisepumpe<br />

Bei Anlagen ohne Konzentrat rück -<br />

führung (siehe Abb.1 <strong>aus</strong> Teil1 /1/) entfällt<br />

der erste Term in Gleichung (6), wodurch<br />

der Leistungsbedarf meist auch wesentlich<br />

reduziert wird. Bezieht man die Leistung<br />

auf den Permeatstrom, so erhält man die<br />

spezifische Arbeit w, die pro Volumen -<br />

einheit Permeat aufgewendet werden<br />

muss.<br />

Entsprechend den großen Unter schie -<br />

den in den Reinigungszyklen und -proze -<br />

duren müssen die Reinigungskosten KR<br />

von Fall zu Fall abgeschätzt werden. Sie<br />

beinhalten neben den Chemikalien- und<br />

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GEA Filtration<br />

Einsteinstraße 9-15<br />

D-76275 Ettlingen<br />

Telefon: 07243 705-0<br />

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Internet: www.geafiltration.com<br />

F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 24 (2010) Nr. 2 63<br />

GF1d10<br />

Crossflow<br />

Membranfiltration<br />

Flüssigkeiten konzentrieren<br />

Lösungen separieren<br />

Wertstoffe zurückgewinnen<br />

Wenn Sie sich mit diesen Themen<br />

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Tabelle 1: Angenommene Parameter zur Kostenrechnung<br />

Wasserkosten auch die Aufwendungen zur<br />

Entsorgung der verbrauchten Reinigungs -<br />

lösungen.<br />

Um Ausfälle zu vermeiden, müssen<br />

Wartungs- und Instandhaltungskosten KW<br />

aufgewendet werden. Sie sind von der<br />

Größe der Anlage, ihrem Ausführungs -<br />

standard und den Betriebsbedingungen<br />

abhängig. Es ist üblich, die Wartungs -<br />

kosten KW auf die Investitionskosten zu<br />

beziehen. Sie werden pro Jahr oft mit 2 bis<br />

3 % der Investitionskosten angesetzt.<br />

Bei der Anlagenkonzeption ist auch der<br />

Gesichtspunkt der Anlagenverfügbarkeit<br />

zu beachten. Bei den Rechnungen wird<br />

angenommen, dass die Filtrations- bzw.<br />

<strong>Umkehrosmose</strong>anlage über die geplante<br />

Betriebszeit t nahezu störungsfrei arbeitet,<br />

was mit absoluter Sicherheit in der Praxis<br />

nicht gewährleistet werden kann. Solange<br />

die Verfügbarkeit kein kritisches Kriterium<br />

ist, ist dieses Ausfallrisiko in den<br />

p<strong>aus</strong>chalen Wartungskosten enthalten. Ist<br />

jedoch ein Ausfall der Anlage mit hohen<br />

Folgekosten verbunden, z. B. verursacht<br />

durch eine Produktionsunterbrechung, so<br />

wird man die Verfügbarkeit durch eine<br />

gezielte Überdimensionierung (evtl. auch<br />

in Form von Stand-by-Modulblöcken) und<br />

eine Parallelschaltung von Anlagen<br />

sicherstellen.<br />

Die spezifischen Wassergestehungs -<br />

kosten K errechnen sich <strong>aus</strong> den jährlichen<br />

Gesamtkosten KG bezogen auf den<br />

gesamten Permeatvolumenstrom · VP der<br />

Anlage.<br />

(7)<br />

In Gl. 5 werden die jährlichen Gesamt -<br />

kosten KG der Ultrafiltration als zu sätz -<br />

liche Betriebskosten der Umkehr osmose<br />

in Form von Pretreatmentkosten KP<br />

berücksichtigt.<br />

Im Folgenden wird eine Kosten -<br />

rechnung für eine Anlage mit einer<br />

täglichen Kapazität von C=200 m 3 /d<br />

durch geführt. Berücksichtigt man, dass<br />

zur <strong>Umkehrosmose</strong> mittlerweile Anlagen<br />

mit einer Kapazität von 200.000 m 3 /d und<br />

mehr errichtet wurden, so handelt es sich<br />

um eine relativ kleine Anlage. Ihre<br />

Kapazität reicht <strong>aus</strong> um den Trink wasser -<br />

bedarf von etwa 2000 bis 3000 Personen<br />

zu decken.<br />

3. Kostenrechnung zur<br />

Vorfiltration von <strong>Meerwasser</strong><br />

<strong>mittels</strong> Ultrafiltration<br />

Die Gesamtkosten einer Umkehr -<br />

osmoseanlage werden nicht unwesentlich<br />

von den Aufwendungen zum Pretreatment<br />

beeinflusst. Durch das Pretreatment des<br />

Zulaufs soll ein Fouling und Scaling der<br />

Membranen weitgehend verhindert wer -<br />

den. Zunehmend wird die Mikro- oder<br />

Ultrafiltration in Form einer kombinierten<br />

Dead-End- und Crossflow-Filtration zur<br />

Vorbehandlung eingesetzt /3/. Dabei wird<br />

üblicherweise zeitweise der Konzentrat -<br />

ablauf geschlossen (Dead-End-Filtration)<br />

und in bestimmten Abständen kurzeitig<br />

wieder geöffnet, so dass in dieser Zeit -<br />

spanne eine Crossflow-Filtration meist mit<br />

einer gleichzeitigen Rückspülung der<br />

Membran vorliegt. Mit dieser Betriebs -<br />

weise werden in Bezug auf die<br />

Vorbehandlung hohe Ausbeuten erzielt (im<br />

Bereich von 90 bis 96 %). Je nach Art des<br />

Wassers kann die Vorbehandlung noch<br />

durch den Einsatz von Flockungsmitteln<br />

unterstützt werden. Die Planung der<br />

Vorbehandlungsanlage setzt die Kenntnis<br />

der im Wasser vorhandenen Störsub -<br />

stanzen und ihre störende Wirkung vor<strong>aus</strong>.<br />

Die Störsubstanzen können in membran -<br />

schädigende und in membranblockierende<br />

Substanzen eingeteilt werden. Membran -<br />

Schwerpunktthemen<br />

schädigende Substanzen (z. B. freies Chor,<br />

Sauerstoff, Lösungsmittel) zerstören oder<br />

verändern das Membranmaterial /2/. Dies<br />

kann eine erhöhte Salzpassage zur Folge<br />

haben.<br />

Zur Ultrafitration wird von einem<br />

Membranmodul mit einer Kapillar -<br />

membran und einer Membranfläche von<br />

95 m 2 <strong>aus</strong>gegangen (Membranlänge: 1,8<br />

m, Membraninnendurchmesser: 1,2 mm)<br />

eingesetzt. Die mittlere transmembrane<br />

Druckdifferenz wird mit 200 mbar an -<br />

genommen. Der mittlere spezifische<br />

Permeatfluss wird mit 80 l/m 2 h vor -<br />

gegeben. Weitere die Kostenrechnung<br />

beeinflussende Parameter zur Ultrafiltra -<br />

tion sind in Tabelle 1 aufgeführt. Dabei<br />

handelt es sich um Erfahrungswerte, die<br />

jedoch nicht alle Fälle abdecken. Zu<br />

beachten ist auch, dass im kommunalen<br />

Bereich wesentlich längere Abschrei -<br />

bungs zeiträume als im industriellen<br />

Bereich üblich sind, da in der Regel eine<br />

längere Nutzungsdauer der Anlagen<br />

gewährleistet werden kann.<br />

Der geforderte Filtratstrom entspricht<br />

dem Zulauf der <strong>Umkehrosmose</strong>anlage und<br />

wird bei einer vorgegebenen Kapazität<br />

wesentlich von deren Ausbeute be ein -<br />

flusst. Diese Kopplung der beiden Ver -<br />

fahren wird bei der Berechnung berück -<br />

sichtigt.<br />

4. Kostenrechnung zur<br />

<strong>Umkehrosmose</strong> von<br />

<strong>Meerwasser</strong> zur<br />

<strong>Trinkwassergewinnung</strong><br />

Wie bereits im ersten Teil beschrieben,<br />

kann der spezifische Permeatfluss νP.<br />

durch die Membran durch das treibende<br />

Druckgefälle und die Membrankonstante<br />

KW berechnet werden (Gleichung 12,<br />

Teil 1). Die nachfolgende Berechnung<br />

wird mit einer Membrankonstante von<br />

1,5 l/(m2barh) und einer Druckerhöhung<br />

gegenüber dem osmotischen Druck am<br />

Ausgang der Anlage um den Faktor k = 1,1<br />

durchgeführt /1/. Die Anzahl der Mem -<br />

branmodule in der Gesamtanlage wird<br />

durch den spezifischen Permeatstrom im<br />

Einzelmodul bestimmt. Die gesamte<br />

Membranfläche A ergibt sich <strong>aus</strong> dem<br />

Quotienten <strong>aus</strong> der vorgegebenen An -<br />

·<br />

lagen kapazität VP und dem spezifischen<br />

Permeatfluss, νP.<br />

(8)<br />

Weitere Parameter zur Kostenrechnung<br />

zur <strong>Umkehrosmose</strong> sind ebenfalls in<br />

Tabelle 1 eingetragen.<br />

5. Ergebnisse<br />

In Abb. 1 sind die spezifischen Kosten<br />

für die Ultrafiltration für verschiedene<br />

Ausbeuten der <strong>Umkehrosmose</strong>anlage<br />

64 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 24 (2010) Nr. 2


Schwerpunktthemen<br />

aufgetragen. Wie bereits in Abschnitt 3<br />

beschrieben, erhöhen sich die spezifischen<br />

Pretreatmentkosten mit größer werdender<br />

Ausbeute der <strong>Umkehrosmose</strong>anlage, da<br />

dadurch eine kleinere Anlage für die<br />

Ultrafiltration notwendig wird. Es ergeben<br />

sich spezifischen Pretreatmentkosten von<br />

etwa 0,06 bis 0,07 € pro m 3 Zulauf der<br />

<strong>Umkehrosmose</strong>anlage. Bei der Ultra -<br />

filtration werden die spezifischen Kosten<br />

in der Regel auf das Filtrat bezogen.<br />

Entsprechend werden in Abb. 2 die<br />

Pretreatmentkosten der Umkehr osmose -<br />

anlage auf das Permeat der Umkehr -<br />

osmoseanlage bezogen. Zur Berechnung<br />

der spezifischen Pretreatmentkosten für<br />

die <strong>Umkehrosmose</strong> ist die Abhängigkeit<br />

zur deren Ausbeute φ zu berücksichtigen.<br />

Abb. 2 zeigt die einzelnen spezifischen<br />

Kosten für eine Anlagenkapazität von<br />

200 m 3 /d über der Ausbeute aufgetragen.<br />

Beim Zulaufstrom wird von einem<br />

Salzgehalt von 3,5 % <strong>aus</strong>gegangen, was<br />

einem osmotischen Druck von 29,2 bar<br />

entspricht. Der Betriebsdruck am Ausgang<br />

der Anlage wurde bei der Berechnung<br />

10 % höher als der zu überwindende<br />

osmotische Druck angenommen (siehe<br />

Teil 1) /1/. Durch die Kopplung des<br />

notwendigen Betriebsdruckes mit dem<br />

osmotischen Druck, ergeben sich durch<br />

die Variation der Ausbeuten auch ent -<br />

sprechend unterschiedliche Betriebs -<br />

drücke (vgl. Teil 1). Mit steigender<br />

Ausbeute steigt der osmotische Druck<br />

beim Prozess an, so dass die Betriebs -<br />

drücke bei dieser Auslegungsweise von 45<br />

bar bei einer Ausbeute von 30 % bis 110<br />

bar bei einer Ausbeute von 70 % variiert<br />

werden. Der Wirkungsgrad der Pumpe<br />

wurde mit 80 %, der Wirkungsgrad der<br />

Energierückgewinnung mit 90 %<br />

angenommen.<br />

Das Ergebnis zeigt, dass der größte<br />

Anteil der Gesamtkosten durch die Kosten<br />

für den Energiebedarf verursacht wird.<br />

Auch die Abschreibungen, die besonders<br />

bei geringen Ausbeuten ansteigen, bilden<br />

einen sehr großen Anteil der Gesamt -<br />

kosten. Dadurch verschiebt sich die<br />

optimale Ausbeute bei der Berück sichti -<br />

gung aller Kosten zu größeren Werten als<br />

in Teil 1 bei der Analyse des reinen<br />

Energiebedarfes /1/. Bei einer Ausbeute<br />

von etwa 68 % liegen die niedrigsten<br />

Gesamtkosten bei etwa 0,70 €/m 3 . Durch<br />

die Energierückgewinnung kann ein<br />

gewisser Anteil der Kosten eingespart<br />

werden. Die resultierende Einsparung ist<br />

Abb. 1: Pretreatmentkosten für die Ultrafiltrafion<br />

Abb. 2: Wassergestehungskosten für <strong>Meerwasser</strong><br />

mit etwa 0,06 €/m 3 jedoch relativ gering.<br />

Es ist zu beachten, dass zur Energie -<br />

rückgewinnung zusätzliche Investitions -<br />

kosten für eine entsprechende Apparatur<br />

berücksichtigt wurden. Es muss im<br />

Einzelfall entschieden werden, ob die<br />

Investition für ein Energierück ge win nungssytem<br />

sinnvoll ist. Bei der Betrachtung<br />

aller entstehenden Kosten wird ebenfalls<br />

deutlich, dass die Kosten für das Pretreat -<br />

ment einen nicht zu vernach lässigenden<br />

Anteil bilden. Die Ergebnisse wurden mit<br />

einem Rechenprogramm berechnet das<br />

auch für eine Parameter studie zur<br />

Verfügung steht.<br />

Literatur:<br />

/1/ K. Nikol<strong>aus</strong>, S. Ripperger: <strong>Trinkwassergewinnung</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>Meerwasser</strong> <strong>mittels</strong> <strong>Umkehrosmose</strong>, Teil 1: Grundlagen<br />

und energetische Betrachtung, Filtrieren und Separieren<br />

24 (2010), Nr. 1, S.6 ff<br />

/2/ R. Rautenbach, T. Melin, Membranverfahren, Springer<br />

Verlag, 3. Auflage, 2007<br />

/3/ S. Ripperger: Anwendung der Mikro- und Ultrafiltration<br />

zur Wasseraufbereitung. Filtrieren und Separieren 23<br />

(2009), Nr. 5, S. 246-252<br />

F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 24 (2010) Nr. 2 65

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