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Paul Levi - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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248 BERGMANN <strong>Paul</strong> <strong>Levi</strong>»… ein alter Kampfgefährte … Wir haben manch schwere Stundemit ihm getragen. Niemand von uns kann frohlocken, wenn es heißt:Mann über Bord … Ein Führer von mannigfachen, von hohen undglänzenden Gaben ist er, von dem die Partei sich trennt.« 4Die Offensivtheorie und <strong>Levi</strong>s Ausschluss sind nur im historischenKontext erklärlich; denn politisch standen sich die führenden Mitgliederder KPD 1921 noch alle sehr nahe. Es galten noch die altenVorstellungen von der Überzeugungsdisziplin; und es gab eine Interessenparallelität:Die Kommunisten in der Sowjetunion und inDeutschland wollten die Revolution. Bezüglich der Souveränität derKPD, über deren Nichtbeachtung durch die Moskauer Emissäre <strong>Levi</strong>klagte (er nannte sie Turkestaner), waren die anderen KPD-Führergleicher Meinung. 5Bald schlossen sich <strong>Levi</strong> und seine Freunde in der KAG der USPDan, deren linker Flügel sich im Herbst 1920 mit der KPD zur VKPDzusammengeschlossen hatte. 1922, auf dem Nürnberger Parteitag,traten sie fast geschlossen der SPD bei. <strong>Levi</strong> mag sich in der Parteides Noske, Ebert, etc. nicht sehr wohl gefühlt haben. Er begründeteseinen Schritt damit, »daß die Arbeiterklasse in der SozialdemokratischenPartei ihre Partei sieht«. Da die Führung die gleiche blieb,der Beitritt also keine Vereinigung gleichberechtigter Partner war,sondern bedingungslos erfolgte, mag <strong>Levi</strong> von Anfang an seineZweifel gehabt haben. Er erklärte, er sei als Vertreter der radikalenLinken in die Partei zurückgekehrt, so wie er sie im Weltkrieg verlassenhabe. Aber niemand steigt zweimal in den gleichen Fluss. DieSPD-Führung hatte sich seit 1914 weiterentwickelt – bis zur Kenntlichkeit.Der Parteiapparat behandelte <strong>Levi</strong> als Außenseiter und ließihn das deutlich spüren. Der linke Wahlkreis Chemnitz-Zwickau nominierteihn für den Reichstag – gegen den Willen des Parteiapparates:Er war erfolgreich und blieb MdB bis zu seinem Tode.Nach seinem Ausschluss aus der KPD tat er etwas, was die anderen<strong>Luxemburg</strong>-Schüler aufbrachte. 1918 hatte er <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong>noch von der Veröffentlichung ihrer Kritik an der russischen Revolutionabgeraten. Jetzt veröffentlichte er den Essay und benutzte ihnsozusagen als Argument gegen die KPD. Die noch heute wesentlichenPunkte von <strong>Luxemburg</strong>s Kritik wurden von allen ihren Anhängerngeteilt; 6 aber fast alle hatten damals befunden, dass man dieBolschewiki in ihrem Ringen gegen eine Welt von Feinden nichtöffentlich kritisieren sollte – eine Vorstellung, die heute kaum nochvertreten wird.<strong>Levi</strong>s Begründung für seinen schweren Gang zur SPD lässt erkennen,dass er in dem Stereotyp dachte, das in der deutschen Arbeiterklassemit ihren stolzen Organisationen sehr häufig vorkam: Einigkeitmacht stark. Aber weder wurde die SPD-Politik klassenbewusster,noch wurde seine nun ständige Kritik wirksamer. Und Einigkeitmacht nur bei einer richtigen Politik stark.Er war isoliert auf den Parteitagen, die von den Apparatschiks beherrschtund manipuliert wurden. Die SPD war keineswegs demokratischerals die KPD, die bis Ende 1923 viel diskutierte. ImReichstag verhinderte die Fraktionsführung meist, dass er zu Wortekam, da diese die Redezeit ihrer Abgeordneten bestimmte. Vom»Vereinigungsparteitag« 1922 in Nürnberg berichtet er: »Die Vergeholthatte; die Redaktionübergab er schrittweise anMathilde Jacob, der Vertrauten<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong>s,die bis zu <strong>Levi</strong>s Lebensendeseine engste politische Mitarbeiterinblieb. 1923 gingUnser Weg ein und wurdedurch die Zeitschrift fürSozialistische Politik undWirtschaft (SPW) ersetzt,die <strong>Levi</strong> – trotz kommerziellenErfolgs und gegen denWiderstand von MathildeJacob – 1928 mit der vonKurt Rosenfeld, Max Seydewitzu. a. herausgegebenenZeitschrift Der Klassenkampf– Marxistische Blättervereinigte, die bis zu ihremVerbot 1933 SozialistischePolitik und Wirtschaft imUntertitel trug.4 August Thalheimer, in:Roten Fahne, Leitartikel16. April 1921.5 In einem Brief an das ZKder KPR vom 19. Februar1922 beschweren sichAugust Thalheimer, ClaraZetkin, Jakob Walcher undHeinrich Brandler überMoskauer Bevormundungsversuche,in: SAPMO-BArch,ZPA I 495/292/3.6 Siehe Brief von LeoJogiches an Sophie Liebknechtvom 7. September1918, in: Feliks Tych,Ottokar Luban: Die Spartakusführungzur Politik derBolschewiki, in: InternationaleWissenschaftlicheKorrespondenz zurGeschichte der Arbeiterbewegung,1997, H. 1, S. 100.

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