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Sowohl Karpfen und Graser als Karpfen und Brassen ... - x-treme bait

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Hier gibt's keine Fische!<br />

Ein Interview mit Klaus Rihm<br />

Klaus, Du <strong>und</strong> Jan Hallermann habt<br />

fantastische Unterwasseraufnahmen<br />

gedreht: Wie lange fischt Du<br />

mittlerweile in diesem See?<br />

Oh, da muss ich etwas rechnen, Wulf.<br />

Mittlerweile dürften es 28 Jahre sein.<br />

Und es ist nie langweilig geworden?<br />

Nein, es ist <strong>und</strong> bleibt mein Lieblingsgewässer,<br />

mein persönliches<br />

Paradies. Wobei ich allerdings immer<br />

seltener tatsächlich fische, meist<br />

beobachte <strong>und</strong> tauche ich nur. Dies<br />

aber fast täglich.<br />

Und dabei ist Euch die Idee mit<br />

den Aufnahmen gekommen...?<br />

Die Idee gab es schon lange. Zuerst<br />

wollten wir nur Überwasser drehen.Aber<br />

da ich dort öfters gebadet<br />

habe <strong>und</strong> dabei immer wieder beobachten<br />

konnte, wie eingebrachtes<br />

Futter an bestimmten Stellen blitzschnell<br />

verschw<strong>und</strong>en war, wollten<br />

wir es halt genau wissen - naheliegend.<br />

In der Tat. Wer 40, 50, <strong>und</strong> 60-<br />

Pfünder beim Fressen filmt, weiß<br />

offensichtlich sehr genau, was er<br />

tut. Im Video sieht alles so spielerisch<br />

leicht aus...<br />

Na ja, abgesehen von ein paar kleineren<br />

technischen Problemen zu<br />

Anfang kannten wir halt die Fressplätze<br />

genau. Wir haben unsere<br />

Darsteller ja auch zwei Monate<br />

„trainiert“.<br />

Vor einigen Jahren war der Hot<br />

Spot mal ein kleiner Rücken. Heute<br />

ist dort weit <strong>und</strong> breit alles eben<br />

planiert, außer groben Kieseln fin-<br />

det man dort nix mehr. Alle Sedimente<br />

sind fortgespült <strong>und</strong> der kleine<br />

Unterwasserhügel mittlerweile völlig<br />

eingeebnet. Der zweite Platz liegt<br />

tiefer, an einer Kante. Hier hatten<br />

die Fische zeitweilig einen riesigen<br />

Trichter in den Gr<strong>und</strong> gewühlt...<br />

Ich musste den Futterplatz etwas<br />

verlegen, weil sie sonst den kompletten<br />

Steilabhang abgetragen hätten!<br />

[lacht]<br />

Wahnsinn. Was war für dich die<br />

größte Überraschung beim Betrachten<br />

des Filmmateri<strong>als</strong>?<br />

Zunächst natürlich, dass selbst in<br />

einem sehr vertrauten Umfeld stets<br />

Überraschungen möglich sind: Plötzlich<br />

tauchte auf dem Monitor ein uns<br />

völlig unbekannter Mitdreißiger auf...<br />

...der zudem sehr eifrig gefuttert<br />

hat!<br />

Ja, aber er fraß mehr auf der Stelle<br />

<strong>und</strong> bewegte sich beim Gründeln<br />

nicht. Jan hat ihn dann bald darauf<br />

mit einem sehr kurzen Stiffrig erwischt.<br />

Die zweite Überraschung war,<br />

wie oft tatsächlich <strong>Karpfen</strong> am Futterplatz<br />

aufgetaucht sind. Manchmal<br />

sieht man ja Fische rollen oder<br />

springen. Dann weißt Du, dass Du<br />

zumindest nicht völlig verkehrt gesessen<br />

hast <strong>und</strong> zumindest eine<br />

Chance da war. Aber wie oft bleibt<br />

alles ruhig? Kein Biss, keine Aktivität?<br />

Dann ist es leicht anzunehmen,<br />

dass keine Fische vor Ort waren<br />

- erst die Videoaufnahmen entlarven<br />

den Irrtum: Die <strong>Karpfen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Graser</strong> sind da, wühlen den Gr<strong>und</strong><br />

blitzblank, verfehlen dabei den Köder<br />

nur um Haaresbreite <strong>und</strong> Du sitzt<br />

am Ufer <strong>und</strong> fragst, wo die Fische<br />

bloß stecken können. Oder zerbrichst<br />

dir den Kopf, warum sie schon wieder<br />

nicht fressen wollen.<br />

Hm, manchmal möchte ich das gar<br />

nicht so genau wissen, glaube ich.<br />

Ja, dann glaubt man schnell, dass es<br />

nicht genug Fische gibt...Viele Vereinsmitglieder<br />

haben jahrelang rumgemotzt,<br />

dass man endlich mal richtig<br />

besetzen müsse, weil sie nichts fingen.<br />

Sie glaubten einfach, dass es<br />

keine Fische gab. Ich konnt es nicht<br />

mehr hören! Wie oft habe ich mir<br />

den M<strong>und</strong> fusselig geredet, hab sogar<br />

vor Kollegen zum Beweis Rotaugen<br />

am laufenden Band gestippt.<br />

Aber das Gerede wollte partout nicht<br />

enden <strong>und</strong> es hieß: „Der Rihm, der<br />

schwätzt“! Aber nu’ ist Ruh (lacht)!<br />

Du hast Ihnen die Aufnahmen gezeigt?<br />

Ja. Auf der Weihnachtsfeier des<br />

Vereins: Das musste einfach sein.<br />

Vorher wurde viel geredet, viel<br />

geraucht. Aber <strong>als</strong> dann die ersten<br />

Rotaugenschwärme auftauchten,<br />

herrschte plötzlich Totenstille. Später,<br />

bei den <strong>Karpfen</strong> <strong>und</strong> <strong>Graser</strong>n,<br />

hat man nicht einmal mehr Zigaretten<br />

glimmen gesehen - der ganze<br />

Saal war sprachlos <strong>und</strong> starrte mit<br />

riesigen Augen gebannt auf die vielen<br />

Fische - seitdem ist Ruhe.<br />

Ich will auch so einen Film! (Gelächter)<br />

Mal eine andere Frage: Hat sich<br />

durch den Film Deine Art zu<br />

Fischen verändert?<br />

Ja, ich gehe wesentlich seltener los.<br />

Ich bin zwar fast täglich am See, um<br />

zu tauchen <strong>und</strong> etwas zu füttern,<br />

aber ich angle heute nur noch selten.<br />

Mir macht das Beobachten fast<br />

mehr Freude.<br />

Ich glaube, ich kann das verstehen.<br />

Für mich ist die Magie des<br />

Ungewissen die größte Triebfeder -<br />

wenn ich genau weiß, was ich<br />

Während die <strong>Graser</strong> ungeniert ausspuckten saugten die <strong>Karpfen</strong><br />

brav alles vom Gr<strong>und</strong> auf. Schwer vorstellbar, dass gerade der<br />

besonders gierige grofle Schuppenkarpfen irgendwas freiwillig wieder<br />

hergibt!<br />

fange, wird es schnell reizlos. Kein<br />

Zufall, dass viele meiner ehemaligen<br />

Angelfre<strong>und</strong>e sich mittlerweile<br />

Koiteiche gegraben haben...<br />

... bei mir sind es bloß keine Kois,<br />

sondern wilder Nachwuchs. Zur<br />

Zeit noch im ehemaligen Swimmingpool<br />

im Garten, aber keine Sorge,<br />

der wird bald vergrößert.<br />

Genau die richtige Frage für jemanden,<br />

der tagtäglich „seine“ Karp-<br />

fen beobachtet: Sind sie individualistisch?<br />

Besitzt jeder Fisch seinen<br />

eigenen Charakter?<br />

Ja, schon. Aber das Verhalten ändert<br />

sich: Angeldruck macht die<br />

Fische vorsichtiger. Früher war der<br />

große Spiegler wesentlich gieriger,<br />

heute taucht er immer nur einmal<br />

kurz auf dem Platz auf <strong>und</strong> geht<br />

wieder. Dafür sucht er andere Bereiche<br />

auf: Der einzige <strong>Karpfen</strong>, der<br />

sich direkt ans Ufer traut, ist der<br />

Große! Wenn ich einen <strong>Karpfen</strong> direkt<br />

am Rand, mitten im Uferkraut<br />

entdecke, ist dies stets der Siebziger.<br />

Interessant, sehr interessant. Alle<br />

großen Fische in zwei, drei mir sehr<br />

gut bekannten Seen kamen auf<br />

geworfene Ruten <strong>und</strong> nicht auf die<br />

weit hinausgefahrenen, dies nur so<br />

am Rande bemerkt. Eine letzte Frage:<br />

Was ist deiner Meinung nach<br />

das Wesentliche beim Fischen?<br />

Der Platz. Und Angeldruck: An<br />

dem See angeln auch andere, aber<br />

sie fangen nur sehr wenig. Wenn ich<br />

meine Stellen täglich beangeln<br />

würde, wären die Fische bald fort.<br />

Außerdem ist natürlich bekömmliches<br />

Futter entscheidend. Ich füttere<br />

sehr viel mit Mais <strong>und</strong> Weizen, daneben<br />

nur wenige, aber hochwertige<br />

Boilies. Trotzdem kann ich damit<br />

die <strong>Karpfen</strong> w<strong>und</strong>erbar bei Appetit<br />

halten <strong>und</strong> dies seit Jahren!<br />

Klaus, besten Dank für das nette<br />

Gespräch!<br />

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Carp Mirror

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