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Behandlung der Anöstrie und Azyklie

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<strong>Anöstrie</strong><br />

<strong>Azyklie</strong><br />

Information für Tierärzte<br />

Depherelin<br />

Gonavet Veyx®<br />

Anwendung beim Pferd


Physiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das Pferd zählt zu den typischerweise frühjahrsbrünstigen Tieren, die bei zunehmen<strong>der</strong> Tageslichtlänge<br />

in den Östrus (Rosse) kommen. Stuten reagieren hinsichtlich ihrer Reproduktionsfähigkeit<br />

in starkem Maß auf Umwelteinfl üsse. Natürlicherweise wird die Steuerung ihrer<br />

Sexualfunktionen durch das eng koordinierte Zusammenwirken von Hypothalamus, Hypophysenvor<strong>der</strong>lappen<br />

(Adenohypophyse) <strong>und</strong> Ovarien bewirkt. Alle direkt am Fortpfl anzungsgeschehen<br />

sowie an <strong>der</strong> Laktation beteiligten Hormone arbeiten in einem großen Regelkreis<br />

neuroendokriner Integration. Er schafft die hormonellen Voraussetzungen für den Ablauf des<br />

Brunstzyklus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ovulation.<br />

Der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, fungiert als Vermittler zwischen Zentralnervensystem<br />

<strong>und</strong> endokrinem System. Er empfängt <strong>und</strong> vermittelt sowohl die über die Hirnrinde<br />

erhaltenen Umweltreize als auch die Signale aus dem Tierkörper.<br />

Durch Neurohormone, die man als Releasing-Hormone bezeichnet, werden die Synthese <strong>und</strong><br />

Freisetzung <strong>der</strong> auf die Gonaden wirkenden (= gonadotropen) Hormone stimuliert. Das im Gehirn,<br />

vor allem im Hypothalamus, gebildete Gonadotropin-Releasinghormon (GnRH) wirkt auf<br />

die Adenohypophyse ein <strong>und</strong> kontrolliert <strong>der</strong>en gonadotrope Aktivität, d. h. es ist für die Bildung<br />

<strong>und</strong> Sekretion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) <strong>und</strong> des luteinisierenden Hormons (LH)<br />

verantwortlich. Unter ihrem Einfl uss produzieren die Ovarien zyklusabhängig Östrogene, die vor<br />

allem die Ausprägung <strong>der</strong> Rossesymptome bewirken, sowie Progesteron, welches zur Entstehung<br />

<strong>und</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Gravidität erfor<strong>der</strong>lich ist. Diese Hormone wirken wie<strong>der</strong>um<br />

auf den Hypothalamus ein. Unter physiologischen Bedingungen wird durch diese Rückkopplungseffekte<br />

ein Gleichgewichtszustand zwischen Hypothalamus-Hypophysenvor<strong>der</strong>lappen-<br />

System <strong>und</strong> Ovarien auf recht erhalten.<br />

Der Brunstzyklus <strong>der</strong> Stute dauert durchschnittlich 22 Tage. Die Rosse tritt gewöhnlich saisonal<br />

auf. Ihre Länge ist sehr variabel. Es können sowohl ovulatorische Kurzrossen von 2 bis 3 Tagen<br />

als auch fertile Langrossen von 8 bis 12 Tagen vorkommen. Optimale Konzeptionschancen<br />

bestehen ab Ende April. Die Rosse tritt während <strong>der</strong> Zuchtsaison in mehr o<strong>der</strong> weniger regelmäßigen<br />

Abständen auf. Während <strong>der</strong> Rosse ist es erfor<strong>der</strong>lich, durch einen Probierhengst den<br />

Zeitpunkt des Duldungseintrittes zu ermitteln. Gewöhnlich werden die Stuten in einer Rosse<br />

zweimalig bedeckt. Die Rosseerscheinungen klingen in <strong>der</strong> Regel erst ein bis zwei Tage nach<br />

<strong>der</strong> Ovulation, die meist zwischen dem 4. <strong>und</strong> 6. Rossetag erfolgt, ab. Paarungen, die später als<br />

6 St<strong>und</strong>en nach <strong>der</strong> Eizellfreisetzung am Ende <strong>der</strong> Rosse stattfi nden, führen häufi g nicht mehr<br />

zur Befruchtung.<br />

Die Reproduktionsleistung <strong>der</strong> Stute ist durch Maßnahmen, wie bedarfsgerechte Fütterung,<br />

ausreichende <strong>und</strong> gute Weide sowie Stimulationseffekte seitens des Hengstes, hinsichtlich des<br />

Rosseeintrittes durchaus steuerbar. Darüber hinaus kann auch mit Medikamenten im Rahmen<br />

tierärztlicher Maßnahmen vorwiegend zur <strong>Behandlung</strong> von Fortpfl anzungsstörungen eine Rosse<br />

eingeleitet werden.<br />

Die Kenntnis <strong>der</strong> sexualphysiologischen Zusammenhänge gestattet es, erfolgreich mittels des<br />

GnRH-Analogons Depherelin Gonavet Veyx ® regulierend bzw. therapeutisch bei Störungen des<br />

Brunst- <strong>und</strong> Ovulationsgeschehens einzugreifen.


Chemie<br />

Depherelin Gonavet Veyx ® ist ein synthetisches Derivat des physiologischen Gonadotropinfreisetzungshormons<br />

GnRH. Es handelt sich chemisch um D-Phe6-LHRH (D-Phe6-Luteinizing-Hor mon-Releasing-Hormone, Gonadorelin [6-D-Phe]), ein hochwirksames Peptidhormon mit 10<br />

Aminosäuren (Dekapeptid) mit <strong>der</strong> Summenformel<br />

C H N O x CH COOH (x = 1 - 2)<br />

62 80 17 13 3<br />

<strong>und</strong> einer Molmasse von 1271,4 g/mol (acetatfreie Substanz) sowie <strong>der</strong> Sequenz:<br />

PyroGlu-His-Trp-Ser-Tyr-D-Phe-Leu-Arg-Pro-GlyNH . 2<br />

Der Unterschied zwischen dem nativen GnRH <strong>und</strong> dem synthetischen Derivat besteht darin,<br />

dass Glycin in Position 6 <strong>der</strong> Aminosäuresequenz durch D-Phenylalanin ausgetauscht wurde.<br />

Auf diese Weise entstandene GnRH-Analoga (GnRH-Agonisten) zeichnen sich durch eine<br />

längere Wirkungsdauer <strong>und</strong> eine wesentlich höhere Affi nität zu den GnRH-Rezeptoren <strong>der</strong><br />

Hypophyse aus. Sie weisen darüber hinaus eine höhere Resistenz gegen Peptidasen auf. Daraus<br />

resultiert die ca. 10fach intensivere Wirkung des Depherelin Gonavet Veyx ® im Vergleich zum<br />

physiologischen GnRH. Das Präparat Depherelin Gonavet Veyx ® liegt als klare, nahezu farblose,<br />

wässrige Flüssigkeit vor, weist einen schwachen, charakteristischen Geruch nach Essigsäure auf<br />

<strong>und</strong> hat einen pH-Wert von 5,0 bis 6,0. Als Konservierungsmittel wird Methyl-4-hydroxybenzoat<br />

zugesetzt.<br />

Pharmakologie<br />

Die Wirkung von Depherelin Gonavet Veyx ® entspricht <strong>der</strong> des natürlichen körpereigenen GnRH,<br />

wobei Intensität <strong>und</strong> Dauer beim synthetischen Analogon eine erhebliche Steigerung erfahren.<br />

Das Präparat stimuliert in verstärktem Umfang die Synthese <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die Ausschüttung<br />

<strong>der</strong> hypophysären Gonadotropine FSH <strong>und</strong> LH. Die Erhöhung des LH-Spiegels im Blutplasma<br />

nach <strong>der</strong> Applikation von Depherelin Gonavet Veyx ® ist dabei beson<strong>der</strong>s auffällig. Seine Anwendung<br />

erstreckt sich somit auf die Überwindung gonadotroper Mangelzustände bei Insuffi -<br />

zienzen im zentralen Steuerungsbereich des Sexualzyklus. Insbeson<strong>der</strong>e kann <strong>der</strong> LH-Schub zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Follikelreifung <strong>und</strong> Ovulationsauslösung therapeutisch <strong>und</strong> biotechnisch genutzt<br />

werden. Dabei ist <strong>der</strong> verlangsamte metabolische Abbau von Depherelin Gonavet Veyx ® , <strong>der</strong> erst<br />

nach ca. 10 Stun den beendet ist, für das sexualbiologische Hormonprofi l <strong>der</strong> Stute von beson<strong>der</strong>er<br />

Wichtigkeit.<br />

Von großer Bedeutung für die Praxisanwendung ist die überaus gute Verträglichkeit von Gonadorelin[6-D-Phe].<br />

Die berechnete LD nach intravenöser Gabe beträgt 15,4 mg/kg LM bei<br />

50<br />

Ratten. Bei <strong>der</strong> subakuten Toxizitätsprüfung (28tägige Applikationsdauer) an Ratten erwies sich<br />

Gonadorelin[6-D-Phe] in einem Anwendungsbereich, <strong>der</strong> dem 50fachen <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Dosis entspricht, als unschädlich. Gonadorelin [6-D-Phe] wird innerhalb von 10 St<strong>und</strong>en nach<br />

<strong>der</strong> Injektion vollständig metabolisiert. Intoxikationen sind mit dem Wirkstoff nicht zu erzeu-


gen. Aus rückstandsbiologischer Sicht ist D-Phe 6 -LHRH als unbedenklich anzusehen. Deshalb ist<br />

die Einhaltung einer Wartezeit nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Pharmakotherapie<br />

Bei <strong>der</strong> Stute ergeben sich für Depherelin Gonavet Veyx ® folgende therapeutische Haupteinsatzmöglichkeiten:<br />

- <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong><br />

- <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Azyklie</strong>.<br />

Des weiteren kann die Anwendung von Depherelin Gonavet Veyx ® zur Verkürzung <strong>der</strong> Rosse <strong>und</strong><br />

Vorverlegung <strong>der</strong> Ovulation in Erwägung gezogen werden.<br />

Dagegen spielen biotechnische Anwendungen des Präparates im Rahmen <strong>der</strong> Brunst- <strong>und</strong> Ovulationssynchronisation<br />

sowie des Embryotransfers unter den <strong>der</strong>zeitigen Bedingungen <strong>der</strong> Pferdezucht<br />

keine große Rolle, wobei im sporadischen Bedarfsfall <strong>der</strong> Einsatz durchaus denkbar ist.<br />

Für eine Depherelin Gonavet Veyx ® -Medikation im Puerperium ergibt sich im Gegensatz zum<br />

Rind <strong>der</strong>zeitig keine praxisrelevante Indikation, da <strong>der</strong> Zyklus bei <strong>der</strong> Stute i. d. R. bereits etwa<br />

eine Woche post partum erneut spontan anläuft (Fohlenrosse). Die als „Laktationsanaphrodisie“<br />

häufi g zu beobachtende <strong>Anöstrie</strong> nach dem Abfohlen wird fast immer durch ein Corpus luteum<br />

persistens hervorgerufen, das einer luteolytischen PGF 2� -Therapie zugeführt werden sollte.<br />

<strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong> <strong>und</strong> <strong>Azyklie</strong><br />

Beide Zyklusstörungen werden gemeinsam besprochen, da sie sich klinisch häufi g nicht scharf<br />

voneinan<strong>der</strong> abgrenzen lassen, die äußeren Symptome gleich sind (Ausbleiben <strong>der</strong> Rosse) <strong>und</strong><br />

beide ein gleichartiges therapeutisches Vorgehen erfor<strong>der</strong>n. Eine Differenzierung ist meist durch<br />

eine wie<strong>der</strong>holte Erhebung des Ovarbef<strong>und</strong>es möglich. Bei <strong>der</strong> <strong>Azyklie</strong> sind beide Eierstöcke klein<br />

(walnuss- bis kastaniengroß), <strong>der</strong>b <strong>und</strong> glatt ohne Vorhandensein zyklischer Gebilde. Bei <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong><br />

laufen dagegen unterschwellig-subklinisch zyklische Vorgänge ab, die mitunter sogar bis<br />

zur Entwicklung eines ovulationsfähigen Graaf’schen Follikels reichen können. Solche Fälle sind<br />

jedoch besser <strong>der</strong> Suböstrie, <strong>der</strong> „stillen Brunst“, zuzuordnen. Bei <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Anöstrie</strong> sind<br />

meist relativ kleine (kastanien- bis maximal hühnereigroße), leicht höckrige Eierstöcke zu fi nden,<br />

an denen unentwickelte Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> zum Teil auch Tertiärfollikel palpierbar sind, die i. d. R.<br />

atresieren. Davon abzugrenzen ist jener Zustand <strong>der</strong> Brunstlosigkeit, <strong>der</strong> durch einen persistierenden<br />

Gelbkörper hervorgerufen wird. Dabei ist zumindest ein Ovar relativ groß (enten- bis<br />

gänseeigroß), von mehr elastischer Konsistenz <strong>und</strong> meist mehr o<strong>der</strong> weniger grobgranulierter<br />

Oberfl ächenstruktur. Die Unterscheidung von <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong> im engeren Sinn hat therapeutische<br />

Bedeutung, da eine Entscheidung zwischen dem Einsatz von Prostaglandinen <strong>und</strong> Depherelin<br />

Gonavet Veyx ® getroffen werden muss.


Im übrigen gibt es fl ießende Übergänge zwischen den geschil<strong>der</strong>ten Ovarzuständen, so dass<br />

eine exakte Differenzierung nicht immer möglich erscheint. Dadurch können Therapieerfolge<br />

eventuell gemin<strong>der</strong>t werden. Überhaupt nicht für eine hormonelle Medikation geeignet ist die<br />

zwischen November <strong>und</strong> Februar eintretende „Winteranöstrie“, die für die Stute als physiologisch<br />

zu betrachten ist <strong>und</strong> ihren charakteristischen „Saisonzyklus“ kennzeichnet.<br />

Werden auf Wunsch des Besitzers in diesem Zeitraum <strong>Behandlung</strong>sversuche zur Rosseauslösung<br />

unternommen, ist lediglich mit sporadischen Zufallserfolgen zu rechnen.<br />

Die Prüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Depherelin Gonavet Veyx ® zur Überwindung <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Azyklie</strong> erfolgte über drei Jahre in mehreren Gestüten <strong>und</strong> größeren Pferdezuchtbetrieben<br />

unter unterschiedlichen Fütterungs-, Haltungs- <strong>und</strong> Witterungsbedingungen, vorrangig in den<br />

Zeiträumen Anfang April bis Ende Mai sowie Anfang September bis Ende Oktober, an insgesamt<br />

118 über längere Zeit brunstlosen Stuten mit entsprechenden Ovarbef<strong>und</strong>en. Die erzielten<br />

Resultate werden in den Tabellen 1 a <strong>und</strong> 1 b dargestellt, in <strong>der</strong> die Probanden <strong>der</strong> einzelnen<br />

Versuchsjahre zusammengefasst aufgeführt werden.<br />

Tabelle 1 a: Anwendung von Depherelin Gonavet Veyx ® bei <strong>Anöstrie</strong> <strong>und</strong> <strong>Azyklie</strong> <strong>der</strong><br />

Stute<br />

Stuten Indikation Rosseinduktion Rosseeintritt Rossedauer<br />

(n) ja nein (d p.i.) (d)<br />

118 100 AÖ 100 = 84,7 % 18 = 15,3 % 1 – 23 1– 14<br />

18 AZ<br />

� 6,4<br />

Zeichenerklärung: AÖ = <strong>Anöstrie</strong> d = Tage<br />

AZ = <strong>Azyklie</strong> d p.i. = Tage post injectionem


Tabelle 1 b: Trächtigkeitsergebnisse nach Rosseinduktion mittels Depherelin Gonavet<br />

Veyx ®<br />

Stuten mit Sprünge<br />

Rosseeintritt nach<br />

Rosseinduktion<br />

(n)<br />

(n)<br />

100 1 – 5<br />

� 2,6<br />

TU + TU - umgerosst <strong>und</strong><br />

Wie<strong>der</strong>holungsbedeckung<br />

(n)<br />

62 =<br />

62 %<br />

(5 TU ?)<br />

33 =<br />

33 %<br />

Zeichenerklärung: TU + = tragend<br />

TU - = nicht tragend<br />

TU ? = vermutlich tragend (Gestütsangaben)<br />

Trächtigkeitsergebnis<br />

nach<br />

Wie<strong>der</strong>holungsbelegung<br />

20 8 TU +<br />

6 TU -<br />

6 TU ?<br />

Aus <strong>der</strong> Aufstellung wird ersichtlich, dass in nahezu 85 % <strong>der</strong> Fälle innerhalb einer normalen<br />

Zyklusspanne von etwa 3 Wochen eine Rosse ausgelöst werden konnte, wobei <strong>der</strong> Rosseeintritt<br />

stark zwischen 1 <strong>und</strong> 23 Tagen post injectionem streute. Eine gewisse Häufung des Östrusbeginns<br />

war dabei zwischen dem 7. <strong>und</strong> 12. Tag nach <strong>der</strong> Injektion zu verzeichnen. Die durchschnittliche<br />

Rossedauer lag mit 6 –7 Tagen im physiologischen Bereich, wobei aber etliche Langrossen von<br />

10 –14 Ta gen das Ergebnis zur oberen Grenze hin verschoben. Mit durchschnittlich 2,6 Sprüngen<br />

wurde dennoch in <strong>der</strong> induzierten Rosse eine Trächtigkeitsrate von 62 % erzielt. Verglichen mit<br />

den Erstbedeckungsergebnissen in ges<strong>und</strong>en Herden ohne Fruchtbarkeitsprobleme sind diese<br />

Erfolgsziffern als sehr gut <strong>und</strong> deutlich über dem Durchschnitt liegend zu werten.<br />

Von 20 umrossenden <strong>und</strong> in diesem spontan eingetretenen Östrus erneut gedeckten Stuten waren<br />

8 mit Sicherheit <strong>und</strong> 6 mit Wahrscheinlichkeit tragend (= 70,0 %). Der Gesamtträchtigkeitshun<strong>der</strong>tsatz<br />

aus erster <strong>und</strong> zweiter Bedeckung erhöht sich damit im Durchschnitt auf 76 %. Die induzierten<br />

<strong>und</strong> nachfolgenden Rossen erwiesen sich somit als außerordentlich fertil. Von den 118 einmal mit<br />

Depherelin Gonavet Veyx ® behandelten anöstrischen o<strong>der</strong> azyklischen Stuten wurden insgesamt<br />

76 = 64,4 % in 1–2 Rossen trächtig.<br />

Auffällig war die weitgehende Übereinstimmung <strong>der</strong> Ergebnisse in allen drei Jahren. Diese Wie<strong>der</strong>holbarkeit<br />

weist auf die Sicherheit <strong>und</strong> Konstanz <strong>der</strong> Wirkungsweise von Depherelin Gonavet<br />

Veyx ® hin.<br />

Mit einem Rosseeintritt von durchschnittlich 84,7 % (79,5 bis 88,3 % innerhalb <strong>der</strong> Jahre) <strong>und</strong><br />

einer erzielten Gravidität von 62 % nach einmaliger <strong>Behandlung</strong> mit Depherelin Gonavet Veyx ®<br />

erweist sich das Präparat als hochwirksam zur Überwindung <strong>der</strong> <strong>Anöstrie</strong> <strong>und</strong> <strong>Azyklie</strong> <strong>der</strong><br />

Stute.


Ovulationsinduktion in <strong>der</strong> Spontanrosse/Rosseverkürzung<br />

Die LH-freisetzende Wirkung von Depherelin Gonavet Veyx ® kann nicht nur therapeutisch bei<br />

Zyklopathien, son<strong>der</strong>n auch bei normal verlaufenden Rossen genutzt werden, um für den Züchter<br />

die Befruchtungssicherheit <strong>und</strong> die Betriebsrentabilität zu erhöhen. Das gilt für beide Partner<br />

im Zuchtgeschehen gleichermaßen – für den Hengsthalter ebenso wie für den Stutenbesitzer.<br />

Durch eine Verkürzung <strong>der</strong> Rosse <strong>und</strong> eine Vorverlegung <strong>der</strong> Ovulation um 1–2 Tage können<br />

Sprünge eingespart werden. Eine Überbeanspruchung des Hengstes wird so vermieden. Der<br />

Vorteil einer Rosseverkürzung liegt auch darin, dass für die Stute geringere Aufenthaltskosten<br />

in <strong>der</strong> Deckstation bzw. weniger Transportgebühren bei ambulanter Zuführung zum Hengst<br />

entstehen. Diese Aufwendungen vervielfachen sich, wenn die Stute z. B. wegen überfor<strong>der</strong>ungsbedingter<br />

Spermaqualitätsmängel mehrfach umrosst <strong>und</strong> erneut zum Hengst gebracht<br />

werden muss. Auf diese Weise entsteht leicht ein circulus vitiosus, <strong>der</strong> durch die biotechnische<br />

Medikation mit Depherelin Gonavet Veyx ® zum Vorteil für Vater- <strong>und</strong> Muttertier durchbrochen<br />

o<strong>der</strong> besser von vornherein vermieden werden kann.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielt die Verkürzung <strong>der</strong> Rosse für den Stutenbesitzer bei Anwendung <strong>der</strong><br />

künstlichen Besamung, da er mit dieser Methode oft mehrere Inseminationen einsparen kann.<br />

Sexualbiologisch von großer Bedeutung ist die Tatsache, dass sich mit steigen<strong>der</strong> Bedeckungszahl<br />

auch die Keimvermehrung in den Genitalien verstärken kann <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Entstehung<br />

von Endometritiden Vorschub geleistet wird. Daher ist die medikamentelle Vorverlagerung <strong>der</strong><br />

Ovulation mit Depherelin Gonavet Veyx ® auch aus zuchthygienischer Sicht äußerst erstrebenswert.<br />

Die Eignung von Depherelin Gonavet Veyx ® für diesen Zweck wurde an 174 Stuten gegenüber<br />

72 Kontrolltieren in 3 Versuchsreihen geprüft. Wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Testbedingungen<br />

werden die Ergebnisse <strong>der</strong> verschiedenen Versuchsreihen geson<strong>der</strong>t dargestellt <strong>und</strong> besprochen<br />

werden. So wurden die <strong>Behandlung</strong>en getrennt nach Rasse, Zucht- <strong>und</strong> Haltungsform, Injektionszeitpunkt<br />

<strong>und</strong> Dosis vorgenommen, woraus sich auch unterschiedliche Auswertungskriterien<br />

ergaben. Über die Ergebnisse gibt die Tabelle 2 Auskunft.<br />

Tabelle 2: Anwendung von Depherelin Gonavet Veyx ® zur Ovulationsinduktion <strong>und</strong><br />

Rosseverkürzung<br />

Versuchsreihe I<br />

Rasse: Traber Haltung: Gestüt<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Injektion: 1. Sprung Dosis: 100 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

(entspr. 2,0 ml Depherelin Gonavet Veyx ® )<br />

Gruppe Stuten<br />

(n)<br />

� Rosseende nach<br />

1. Sprung (d.p.i.)<br />

� Rosselänge<br />

(d)<br />

� Zahl <strong>der</strong><br />

Sprünge<br />

Depherelin Gonavet Veyx ® 26 2,8 5,8 1,9<br />

Kontrollen (unbehandelt) 12 5,0 8,8 3,0


Versuchsreihe II<br />

Rasse: Englisches Vollblut Haltung: Gestüt<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Injektion: 1. Rossetag Dosis: 100 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

(entspr. 2,0 ml Depherelin Gonavet Veyx ® )<br />

Gruppe Stuten (n) � Rosselänge (d)<br />

Depherelin Gonavet Veyx ® 18 3,7<br />

Kontrollen (unbehandelt) 21 4,7<br />

Versuchsreihe III<br />

Rasse: Warmblut Haltung: Deckstelle<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Injektion: 1. Sprung Dosis: 75/100/125 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

Gruppe Stuten (n) � Rosselänge (d)<br />

75 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

(entspr. 1,5 ml Depherelin Gonavet Veyx ® )<br />

46 5,9<br />

100 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

(entspr. 2,0 ml Depherelin Gonavet Veyx ® )<br />

44 5,1<br />

125 µg Gonadorelin[6-D-Phe]<br />

(entspr. 2,5 ml Depherelin Gonavet Veyx ® )<br />

40 4,7<br />

Kontrollen (unbehandelt) 39 6,2<br />

Zeichenerklärung: n = Anzahl; d = Tage;<br />

d p.i. = Tage post injectionem;<br />

� = durchschnittlich<br />

Zu I:<br />

In einem Trabergestüt wurden am Tage des ersten Sprunges innerhalb <strong>der</strong> natürlichen Rosse<br />

an 26 Stuten je 2,0 ml Depherelin Gonavet Veyx ® intramuskulär verabreicht. Im Vergleich zu 12<br />

unbehandelten Kontrollstuten wurde das Rosseende von durchschnittlich 5,0 auf 2,8 Tage vorverlegt<br />

<strong>und</strong> die gesamte Rossedauer von 8,8 auf 5,8 Tage verkürzt. Die Zahl <strong>der</strong> Sprünge wurde<br />

von 3,0 auf 1,9 verringert. Mit Depherelin Gonavet Veyx ® wurde die Rosse also 2 Tage früher<br />

beendet, ihre Gesamtlänge um 3 Tage verkürzt <strong>und</strong> das Paarungsgeschehen um einen Sprung<br />

reduziert. Bei <strong>der</strong> standortbedingten, ungewöhnlich langen Rossedauer in diesem Zuchtbestand<br />

ist <strong>der</strong> Verkürzungseffekt durch Depherelin Gonavet Veyx ® beson<strong>der</strong>s gravierend.<br />

Zu II:<br />

Unter Gestütsbedingungen wurden 18 Englischen Vollblutstuten bereits am 1. Rossetag ebenfalls<br />

2,0 ml Depherelin Gonavet Veyx ® intramuskulär injiziert. Gegenüber 21 Kontrollstuten


wurde die Gesamtrosselänge im Durchschnitt von 4,7 auf 3,7 Tage verkürzt. Somit konnte selbst<br />

bei sehr kurzer durchschnittlicher Rossedauer durch die Depherelin Gonavet Veyx ® -Gabe eine<br />

Reduzierung um einen Tag erreicht werden.<br />

Zu III:<br />

In einer Deckstelle wurde an 130 Warmblutstuten aus unterschiedlichen Haltungsformen <strong>der</strong><br />

Einfl uss von Depherelin Gonavet Veyx ® auf die Rosselänge in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Dosis geprüft.<br />

Es wurden Dosierungen von 1,5 ml, 2,0 ml <strong>und</strong> 2,5 ml bei intramuskulärer Applikation<br />

gewählt. Dabei zeigte sich, dass mit steigen<strong>der</strong> Dosierung die Rossedauer abnimmt. Während<br />

mit <strong>der</strong> unteren Dosis (1,5 ml) noch kein wesentlicher Effekt erzielt wird, bewirkt die mittlere<br />

(2,0 ml) eine Rosseverkürzung um einen Tag. Bei <strong>der</strong> höchsten Dosis (2,5 ml) betrug die Verkürzung<br />

sogar im Durchschnitt 1,5 Tage. Verglichen wurden diese Werte mit <strong>der</strong> Rosselänge von<br />

39 unbehandelten Stuten.<br />

Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen: Die Applikation von Depherelin Gonavet<br />

Veyx ® zu Beginn <strong>der</strong> Rosse, am 1. Rossetag o<strong>der</strong> am Tage des 1. Sprungs, kann ihre Dauer um<br />

1–2 Tage (in extrem langen Rossen sogar um 3 Tage) mit großer Wirkungssicherheit verkürzen.<br />

Die Untersuchungen haben ergeben, dass infolge einer induzierten LH-Ausschüttung Follikelreifung<br />

<strong>und</strong> Ovulation beschleunigt werden. Durch den früheren Eintritt <strong>der</strong> Eifreisetzung wird die<br />

Gesamtöstruslänge reduziert. Die erzielten Trächtigkeitsergebnisse entsprechen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Bestandssituation <strong>und</strong> weisen damit eine völlig normale Fertilität <strong>der</strong> hormonell mit Depherelin<br />

Gonavet Veyx ® verkürzten Rosse aus.<br />

Diese Resultate lassen die Empfehlung zu, im Interesse eines schonungsvollen Einsatzes des<br />

Hengstes <strong>und</strong> wegen einer zuchthygienisch sowie wirtschaftlich größeren Sicherheit für die<br />

Stute bei Bedeckung o<strong>der</strong> Besamung das Präparat Depherelin Gonavet Veyx ® zur Vorverlegung<br />

<strong>der</strong> Ovulation <strong>und</strong> damit zur Abkürzung <strong>der</strong> Rosse im normalen Zyklus anzuwenden.<br />

Produktkurzinformation<br />

Wirkstoff: Gonadorelin[6-D-Phe]acetat<br />

Zusammensetzung:<br />

1 ml Injektionslösung enthält:<br />

Arzneilich wirksamer Bestandteil:<br />

52,4 µg Gonadorelin[6-D-Phe]acetat (entspr. 50 µg Gonadorelin[6-D-Phe])<br />

Wirksamer Bestandteil:<br />

1,0 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.)<br />

Sonstige Bestandteile:<br />

Natriumhydroxid, Essigsäure 99 %, Wasser für Injektionszwecke


Darreichungsform <strong>und</strong> Inhalt:<br />

10 ml, 6 x 10 ml <strong>und</strong> 50 ml Injektionslösung zur intramuskulären <strong>und</strong> subkutanen Anwendung<br />

Stoff- o<strong>der</strong> Indikationsgruppe:<br />

Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonist<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Therapie von ovariell bedingten Fruchtbarkeitsstörungen bzw. Fehlfunktionen des Sexualapparates<br />

bei Pferden.<br />

- Zentralbedingte LH-defi zitäre Insuffi zienz des Sexualzyklus (<strong>Anöstrie</strong>, <strong>Azyklie</strong>)<br />

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung:<br />

Keine Angaben.<br />

Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Mitteln:<br />

Synergistische Wirkung tritt bei kombinierter Anwendung mit FSH insbeson<strong>der</strong>e bei gestörtem<br />

Puerperalverlauf auf. Die gleichzeitige Anwendung von humanem o<strong>der</strong> equinem Choriongonadotropin<br />

kann zu ovariellen Überreaktionen führen.<br />

Warnhinweise:<br />

Keine Angaben.<br />

Dosierungsanleitung, Art <strong>der</strong> Anwendung <strong>und</strong> Dauer <strong>der</strong> Anwendung:<br />

Angaben in ml Depherelin Gonavet Veyx ® pro Tier.<br />

Stute:<br />

2,0 ml i.m.<br />

Depherelin Gonavet Veyx ® wird im allgemeinen einmalig angewendet.<br />

Hinweise für den Fall <strong>der</strong> Überdosierung:<br />

Keine Angaben.<br />

Nebenwirkungen:<br />

Zyklusstörungen.<br />

Falls Sie eine Nebenwirkung bei Ihrem Tier feststellen, die nicht in <strong>der</strong> Packungsbeilage<br />

aufgeführt ist, teilen Sie diese Ihrem Tierarzt o<strong>der</strong> Apotheker mit.<br />

Wartezeit:<br />

Pferd: essbare Gewebe 0 Tage<br />

Pferd: Milch 0 Tage


Verfasser: Dr. Wolfgang Riebe<br />

Priv. Doz. Dr. Dr. habil. Wolfgang Zaremba<br />

08.2004

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