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Gender Mainstreaming - gap-europe.de

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Begriffsschema,Methodologie und Darstellungnachahmenswerter PraktikenAbschließen<strong>de</strong>r Bericht <strong>de</strong>r <strong>Mainstreaming</strong> Expertengruppe (EG-S-MS) <strong>de</strong>s Europarates


Herausgeber:BUNDESMINISTERIUMFÜR SOZIALE SICHERHEIT UND GENERATIONENSektion für FrauenangelegenheitenAbteilung III/1Ballhausplatz 1A-1014 WienÜbersetzung ins Deutsche: Dipl. Dolm. Erika ObermayerZusammenfassung Februar 1999Der Gesamtbericht <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> wur<strong>de</strong> vom Europarat im Jahre 1998 in englischer undfranzösischer Sprache veröffentlicht (ISBN 92-871-3799-4).Die <strong>de</strong>utsche Übersetzung <strong>de</strong>s Gesamtberichtes liegt vor und kann unter oben angeführterAdresse schriftlich angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.


VorwortLiebe Leserin!Lieber Leser!Im Juli 2000 anerkannte die österreichische Regierung die Gleichstellung von Frauenund Männern als durchgängiges Leitprinzip <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>spolitik und sprach sich mitBezug auf Artikel 2 und Artikel 3 Abs. 2 <strong>de</strong>s Amsterdamer Vertrages dafür aus, dieseAufgabe als Querschnittsaufgabe unter <strong>de</strong>m Begriff „<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>“ zu för<strong>de</strong>rn.Die Entscheidung zur systematischen Einbeziehung <strong>de</strong>s Themas Chancengleichheitbe<strong>de</strong>utet einen neuen Aufbruch für die Frauen- und Geschlechterpolitik und damit auchfür eine mo<strong>de</strong>rne Gesellschaftspolitik Österreichs.Mit dieser Broschüre soll allen Interessierten, insbeson<strong>de</strong>re allen Frauen und Männern,die mit <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> befasst sind, eine umfassen<strong>de</strong>Information und Hilfestellung zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.In diesem Sinne will diese Broschüre auch einen Beitrag zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gleichenTeilhabe <strong>de</strong>r Geschlechter an allen Bereichen <strong>de</strong>s öffentlichen und privaten Lebensleisten.Mag. Herbert HAUPTBun<strong>de</strong>sminister für soziale Sicherheit und Generationen


InhaltsverzeichnisTeil I: Was ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>?1. Was be<strong>de</strong>utet Gleichstellung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32. Gibt es in Europa noch immer Gleichstellungsprobleme? . . . . . . . . . . . . . . . .43. Was ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44. In welcher Beziehung steht <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>zur spezifischen Gleichstellungspolitik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65. Welche Probleme können im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Realisierungvon <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> auftreten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66. Warum ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> so wichtig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7Teil II: Eine Methodologie für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>1. Welche Voraussetzungen sind für<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> notwendig o<strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .82. Wann, wie und wo soll <strong>Mainstreaming</strong> eingesetzt wer<strong>de</strong>n? . . . . . . . . . . . . . .93. Welche Metho<strong>de</strong>n und Instrumente stehen zur Verfügung? . . . . . . . . . . . . .104. Wer sind die potenziellen Akteure und Akteurinnen undwelche Rolle können sie spielen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11Teil III: <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis1. Erstellung eines politischen Konzeptes für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> . . . . . . . .122. Nachahmenswerte Praktiken beim <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> . . . . . . . . . . . . . .123. <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> im ÖsterreichischenNationalen Aktionsplan für Beschäftigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .134. <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> Impact Assessment in Flan<strong>de</strong>rn (Belgien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .145. Beiziehung „mobiler“ Experten und Expertinnen in Schwe<strong>de</strong>n . . . . . . . . . . .156. Regionales Arbeitsmarktprojekt in Schwe<strong>de</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .167. Integration <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in dieverwaltungsinterne Personalpolitik in Belgien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17


Teil IWas ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>?Der erste Teil <strong>de</strong>s Berichts stellt die Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> dar undzeigt <strong>de</strong>n Bezug zu spezifischen, politischen Gleichstellungskonzepten. Dann wer<strong>de</strong>npotenzielle Probleme, die bei <strong>de</strong>r Umsetzung entstehen können, dargelegt und diegenerelle Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Konzepts gezeigt.1. WAS BEDEUTET GLEICHSTELLUNG?Gleichstellung be<strong>de</strong>utet, dass bei<strong>de</strong> Geschlechter in allen Bereichen<strong>de</strong>s öffentlichen und privaten Lebens gleichermaßenpräsent, kompetent und beteiligt sind. Gleichstellungist das Gegenteil von Ungleichbehandlung – das be<strong>de</strong>utet,dass bei<strong>de</strong> Geschlechter bei Akzeptanz ihrer Verschie<strong>de</strong>nheitgleiche Bedingungen vorfin<strong>de</strong>n sollen. Ihr Zielist die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einbindung von Frauen und Männernin alle gesellschaftlichen Bereiche; Gleichstellung muss gesichertund geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.Derzeit stehen folgen<strong>de</strong> Aspekte im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Gleichstellungsbemühungen:• die Anerkennung und volle Umsetzung von Frauenrechten als Menschenrechte;• <strong>de</strong>r Ausbau und die Verbesserung <strong>de</strong>r repräsentativen Demokratie durch dieFör<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gleichberechtigten Beteiligung von Frauen und Männern amöffentlichen Leben und an allen an<strong>de</strong>ren gesellschaftlichen Bereichen;• die wirtschaftliche Unabhängigkeit <strong>de</strong>s Einzelnen und das Ziel, das FamilienundArbeitsleben von Frauen und Männern vereinbar zu machen;• die Stärkung <strong>de</strong>r Position von Mädchen und Buben durch das Bildungssystem;• Einigkeit von Frauen und Männern darüber, dass die Ungleichheiten in <strong>de</strong>rGesellschaft ausgeräumt wer<strong>de</strong>n müssen, und dass sie gemeinsam dafür verantwortlichsind.3


Teil IWas ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>2. GIBT ES IN EUROPA NOCH IMMER GLEICHSTELLUNGSPROBLEME?Trotz großer Fortschritte und <strong>de</strong>r rechtlichen Gleichstellung <strong>de</strong>r Frauen in Europaexistiert nach wie vor in vielen Bereichen <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Lebens die Diskriminierung<strong>de</strong>r Frauen. Außer<strong>de</strong>m scheinen immer wie<strong>de</strong>r Hin<strong>de</strong>rnisse aufzutauchen, die füreine Entwicklung in Richtung Gleichbehandlung kontraproduktiv sind.Die Hauptprobleme sind:• dass Gleichberechtigung oft im engen Sinn <strong>de</strong>r <strong>de</strong> jure Gleichberechtigung<strong>de</strong>finiert wird und dadurch nicht immer Gleichberechtigung ermöglicht wird;• dass Frauen sich meist außerhalb <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Kernbereiche mitdiesen Fragen auseinan<strong>de</strong>r setzen mussten;• dass die Rolle <strong>de</strong>r Frauen im Entscheidungsfindungsprozess nach wie vor in <strong>de</strong>nmeisten Län<strong>de</strong>rn unbe<strong>de</strong>utend ist;• dass die Metho<strong>de</strong>n zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gleichbehandlung meist auf spezifischweibliche Bedürfnisse ausgerichtet waren und die 'geschlechterspezifischePerspektive' außer Acht gelassen wur<strong>de</strong>.4


Teil IWas ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>3. WAS IST GENDER MAINSTREAMING?<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> heißt, grundsatzpolitische Prozesse so (um)zu gestalten, zuverbessern, zu entwickeln und zu evaluieren, dass die Gleichstellungsperspektive von<strong>de</strong>n politischen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen in sämtlichepolitische Bereiche auf allen Ebenen und in allen Stadien eingebracht wird.Der Europarat einigte sich auf folgen<strong>de</strong> Definition für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>:<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist die (Re-)Organisation, Verbesserung,Entwicklung und Evaluierung grundsatzpolitischerProzesse, mit <strong>de</strong>m Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweisein alle politischen Konzepte auf allen Ebenen und inallen Phasen durch alle normalerweise an politischen Entscheidungsprozessenbeteiligten Akteure und Akteurinneneinzubringen.<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> heißt, dass Gleichbehandlung ein vollwertiger Teil <strong>de</strong>r Grundsatzpolitikwird. Es be<strong>de</strong>utet eine weiter gefasste Definition <strong>de</strong>s Begriffs Gleichbehandlung,die Unterschie<strong>de</strong> und Vielfalt als Werte beinhaltet. Gleichzeitig wird dieNotwendigkeit hervorgehoben, politische Prozesse (um)zu gestalten, zu verbessern,zu entwickeln und zu evaluieren und es so zu ermöglichen, die 'Männerorientiertheit'unserer Gesellschaft sowie die strukturellen Merkmale <strong>de</strong>r Ungleichheit in Frage zustellen.5


Teil IWas ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>4. IN WELCHER BEZIEHUNG STEHT GENDER MAINSTREAMINGZUR SPEZIFISCHEN GLEICHSTELLUNGSPOLITIK?<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist kein Ersatz für 'konventionelle' politische Konzepte, die aufbestimmte Aspekte <strong>de</strong>r Ungleichbehandlung abgestimmt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Anwendungvon <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> wird ausgegangen von bestehen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r in Entwicklungbefindlichen politischen Konzepten und dann überlegt, wie die Gleichstellungsperspektiveso in <strong>de</strong>n politischen Prozess eingebracht wer<strong>de</strong>n kann, dass die spezifischenMerkmale, Interessen und Wertvorstellungen bei<strong>de</strong>r Geschlechter berücksichtigtwer<strong>de</strong>n. <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> und spezifische Gleichstellungspolitik sind duale,einan<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong> Strategien, <strong>de</strong>ren gemeinsames Ziel die Gleichbehandlung ist.5. WELCHE PROBLEME KÖNNEN IM ZUSAMMENHANG MIT DERREALISIERUNG VON GENDER MAINSTREAMING AUFTRETEN?Es treten vor allem folgen<strong>de</strong> Schwierigkeiten auf:• die Gefahr, dass das Konzept <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> und seine Beziehungzu spezifischen Gleichstellungspolitiken missverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und mancheRegierungen dies als Vorwand dafür benutzen, konventionelle Gleichstellungspolitikeneinzustellen;• dass das Konzept auf die bei<strong>de</strong>n Kategorien 'Frauen' und 'Männer' reduziertwird anstatt die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in die Überlegungeneinzubeziehen;• dass die notwendigen Instrumente und Metho<strong>de</strong>n für die Umsetzung <strong>de</strong>s<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> fehlen;• dass die beteiligten Akteure und Akteurinnen ungenügend ausgebil<strong>de</strong>t sind,und dass die erfor<strong>de</strong>rlichen Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Verfahrensabläufen nichtstattfin<strong>de</strong>n, z.B. im Bereich <strong>de</strong>r Verwaltung.6


Teil IWas ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>6. WARUM IST GENDER MAINSTREAMING SO WICHTIG?Weil es <strong>de</strong>n Menschen in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Politik stelltAus <strong>de</strong>m Umstand, dass Politiker und Politikerinnen die weit reichen<strong>de</strong>n Auswirkungenihrer politischen Konzepte auf das Leben <strong>de</strong>r Staatsbürger und Staatsbürgerinnen berücksichtigenmüssen, könnte sich ein humaner Ansatz zur Gestaltung zeitgenössischerGesellschaftssysteme ergeben.Weil die Regierungsführung dadurch verbessert wirdDer Einsatz von <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> führt zu besser begrün<strong>de</strong>ten politischen Entscheidungenund zeigt auf, dass politische Konzepte nicht geschlechtsneutral sind.Weil sowohl Frauen wie Männer eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und die vorhan<strong>de</strong>nenHumanressourcen voll genutzt wer<strong>de</strong>n<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> wird von Personen umgesetzt, die üblicherweise die Arbeitmachen, d.h. dass die Gruppe <strong>de</strong>r beteiligten Akteure und Akteurinnen erweitert wird.Dies be<strong>de</strong>utet eine klare Verlagerung <strong>de</strong>s Schwergewichts von einer Gleichstellungsarbeit,die häufig von wenigen, isoliert agieren<strong>de</strong>n Frauen durchgeführt wird, zur Nutzungsämtlicher Humanressourcen und damit zur Einbindung von Männern in diese Arbeit.Weil es die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Gesellschaft auf das Thema Gleichbehandlung lenktDurch <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> wird aufgezeigt, dass Gleichbehandlung kein "Luxus" ist,son<strong>de</strong>rn ein wichtiges Thema mit Konsequenzen für die gesellschaftliche Entwicklung.Daraus sollte sich ein neuer Anstoß für die Gleichstellungs<strong>de</strong>batte ergeben.Weil sowohl die weibliche als auch die männliche Vielfalt in Betracht gezogen wirdWährend sich Gleichstellungspolitiken üblicherweise an die Frauen insgesamt richten,ist <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> geeignet, unterschiedliche Fragen, die verschie<strong>de</strong>neGruppen von Frauen und Männern betreffen (Migranten und Migrantinnen, junge Frauen,alte Männer etc.), aufzugreifen.7


Teil IIEine Methodologie für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong>Dieser Teil zeigt die Voraussetzungen auf, die für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> för<strong>de</strong>rlichund notwendig sind. Außer<strong>de</strong>m wird ein Überblick über die vorhan<strong>de</strong>nen Voraussetzungenund die betroffenen Akteure und Akteurinnen gegeben.1. WELCHE VORAUSSETZUNGEN SIND FÜRGENDER MAINSTREAMING NOTWENDIG ODER FÖRDERLICH?Die wichtigste Voraussetzung ist <strong>de</strong>r politische Wille. Die Regierung o<strong>de</strong>r (im Fall vonOrganisationen etc.) die höchste Instanz muss ein Leitbild vorgeben, aus <strong>de</strong>m klarhervorgeht, dass die Gleichstellungsperspektive in sämtliche Bereiche <strong>de</strong>r Politikeingebracht wer<strong>de</strong>n soll, mit <strong>de</strong>m Ziel, die Gleichbehandlung von Frauen und Männernzu erreichen.Eine weitere Voraussetzung ist das Bestehen einer spezifischen Gleichstellungspolitik.Sie ist die conditio sine qua non für die Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>.Län<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Organisationen, die <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> einführen wollen, aber nochkeine Gleichstellungspolitik betreiben, sollten letztere parallel dazu einführen.Weitere wichtige Voraussetzungen, die <strong>de</strong>m <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> för<strong>de</strong>rlich sind:• das Vorhan<strong>de</strong>nsein von (nach Geschlecht aufgeschlüsselten) Statistiken überdie gegenwärtige Situation von Frauen und Männern. Sie sind ein wesentlicherFaktor, wenn es darum geht, Politiker und Politikerinnen zu überzeugen.• das Vorhan<strong>de</strong>nsein einschlägiger Untersuchungen, die das Wissen über dasVerhältnis zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern erweitern; finanzielle Mittel (häufigeine teilweise Umwidmung von Gel<strong>de</strong>rn) und Humanressourcen (z.B. für dieWeiterbildung für Politiker und Politikerinnen) und, last but not least, die volleBeteiligung von Frauen am politischen und öffentlichen Leben und an <strong>de</strong>rEntscheidungsfindung. Es sind zumeist Frauen, die sich für ein ausgeglichenesVerhältnis zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern einsetzen. Es ist daher wichtig, sie indie Entscheidungsfindung einzubin<strong>de</strong>n, damit die Wertvorstellungen, Interessenund die Lebenserfahrung von Frauen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppenbei Entscheidungen in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n.8


Teil IIEine Methodologie für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong>2. WANN, WIE UND WO SOLL GENDER MAINSTREAMINGEINGESETZT WERDEN?• In welchem Stadium <strong>de</strong>s politischen Prozesses soll <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>einsetzen?Tatsächlich sind alle Stadien <strong>de</strong>s politischen Prozesses für das <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>von Be<strong>de</strong>utung - vom Planungsstadium bis zu jenem Moment, in <strong>de</strong>m Entscheidungenfallen und damit finanzielle und an<strong>de</strong>re Mittel bereitgestellt wer<strong>de</strong>n. Da im Durchführungsstadiumkonkrete Aktionen geplant wer<strong>de</strong>n, ist es möglicherweise das wichtigsteStadium. Schließlich müssen die Auswirkungen politischer Konzepte auf diebestehen<strong>de</strong>n Geschlechterverhältnisse evaluiert wer<strong>de</strong>n, um so Ansätze für neuepolitische Konzepte zu gewinnen.• In welchen Bereichen soll <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> eingesetzt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r welchepolitischen Bereiche kommen schwerpunktmäßig für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>in Frage?Diese Frage kann dahingehend beantwortet wer<strong>de</strong>n, dass fast alle politischen Bereicherelevant sind, da sie alle das Leben von Frauen und Männern direkt o<strong>de</strong>r indirektbeeinflussen. Es ist allerdings schwierig, <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in allen Bereichengleichzeitig einzuführen. Es erscheint einfacher, in jenen politischen Bereichen zubeginnen, die anerkanntermaßen für die Gleichstellung wichtig sind (d.h. Arbeitsmarkt,Bildung, Sozial- und Familienpolitik). Weiters könnte man jene in Betrachtziehen, die anerkanntermaßen als geschlechtsneutral gelten (Städtepolitik, Verkehrspolitik,Forschungspolitik). Die Wirkung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> wird dann amstärksten sein, wenn es während umfassen<strong>de</strong>r Reformen o<strong>de</strong>r im Zuge neuer Gesetzgebungeingeführt wird. Dabei bieten sich die besten Chancen für eine Umsetzung von<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>.• Sollte <strong>Mainstreaming</strong> nur auf nationaler Ebene stattfin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r eher aufregionaler und lokaler Ebene?Es sind zwar alle politischen Ebenen wichtig, aber letztlich wird die Struktur einesLan<strong>de</strong>s entschei<strong>de</strong>nd sein (zentralistisch o<strong>de</strong>r fö<strong>de</strong>ralistisch). Die lokale Ebene ist<strong>de</strong>shalb von Be<strong>de</strong>utung, weil hier die Entscheidungen fallen, die sich am unmittelbarstenauf die Menschen auswirken.9


Teil IIEine Methodologie für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong>3. WELCHE METHODEN UND INSTRUMENTE STEHEN ZURVERFÜGUNG?Metho<strong>de</strong>n und Instrumente können in drei Hauptgruppen unterteilt wer<strong>de</strong>n:1) Analysen2) Ausbildung3) Beratung und BeteiligungAnalytische Metho<strong>de</strong>n und Instrumente:Dazu gehören: nach Geschlecht aufgeschlüsselte Statistiken; Erhebungen und Vorhersagenbezüglich <strong>de</strong>r Geschlechterverhältnisse; Kosten/Nutzen-Analysen aus <strong>de</strong>rGeschlechterperspektive; <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong>-Forschung, eine <strong>de</strong>r wichtigsten Grundlagen für das<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>.Weitere Instrumente für Politiker und Politikerinnen: Checklisten (die Ziele auflistenund erfor<strong>de</strong>rliche Aktionen beschreiben); Leitlinien und Aufgabenbereiche - die nichtje<strong>de</strong>s Detail festlegen und mehr Spielraum für die praktische Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong> geben. Die Bewertung <strong>de</strong>r geschlechterspezifischen Auswirkungen istein weiteres Instrument, das aus <strong>de</strong>m Umweltbereich kommt und für das <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong> adaptiert wur<strong>de</strong>. Dabei wird ein politischer Vorschlag auf seine unterschiedlichenAuswirkungen auf Frauen und Männer überprüft und auch darauf, ob<strong>de</strong>ren Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Schließlich ist die begleiten<strong>de</strong>Kontrolle, bestehend aus regelmäßigen Berichten und Tagungen, ein Instrumentzur Vorbereitung neuer politischer Konzepte.Bildungspolitische Metho<strong>de</strong>n und Instrumente:Die bei<strong>de</strong>n Hauptaspekte in diesem Zusammenhang sind: Bewusstseinsbildung undWissensvermittlung. Bewusstseinsbildung soll Menschen für Gleichstellungsfragensensibilisieren und eine entsprechen<strong>de</strong> Ausbildung wird <strong>de</strong>n üblicherweise an politischenProzessen Beteiligten helfen, einschlägige Probleme zu orten und sie in ihrenpolitischen Konzepten zu berücksichtigen. Dies kann erfolgen durch: Bewusstseinsbildungund Ausbildungskurse - beginnend auf <strong>de</strong>r obersten Management-Ebene; das10


Teil IIEine Methodologie für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong>zeitweise Beiziehen von Spezialisten und Spezialistinnen (mobile Spezialisten undSpezialistinnen); Anleitungen und Handbücher (zur Verwendung während und nach<strong>de</strong>r Ausbildung); Broschüren und Faltblätter für die Öffentlichkeit; Unterrichtsmaterialienfür Schulen.Metho<strong>de</strong>n und Instrumente in <strong>de</strong>n Bereichen Beratung und Beteiligung:Diese sind beson<strong>de</strong>rs wichtig, weil sie Gleichstellungsexperten und -expertinnen mitFachleuten aus an<strong>de</strong>ren Gebieten zusammenführen. Beispiele sind: I<strong>de</strong>enwerkstätten,Arbeits- o<strong>de</strong>r Lenkungsgruppen (Zusammenarbeit von Sektionen und Abteilungen);Son<strong>de</strong>rmaßnahmen, um sicherzustellen, dass Frauen in <strong>de</strong>n Entscheidungsgremienvertreten sind; Konferenzen, Seminare zur Information <strong>de</strong>r Öffentlichkeit und alljener, die von politischen Konzepten betroffen sind; Anhörungen (um Menschen zurTeilnahme an <strong>de</strong>r politischen Entscheidungsfindung zu animieren).4. WER SIND DIE POTENZIELLEN AKTEURE UND AKTEURINNENUND WELCHE ROLLE KÖNNEN SIE SPIELEN?<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> betrifft alle Akteure und Akteurinnen, die routinemäßig an <strong>de</strong>rGestaltung, Umsetzung und Evaluierung politischer Konzepte beteiligt sind. DieUmsetzung von <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> be<strong>de</strong>utet, dass Gleichstellung zum Anliegeneiner großen Zahl von Personen wer<strong>de</strong>n muss. Für bestimmte Aspekte <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong><strong>Mainstreaming</strong> bedarf es bestimmter Akteure und Akteurinnen: Im Forschungsbereichmüssen, zum Beispiel, aka<strong>de</strong>misch ausgebil<strong>de</strong>te Spezialisten und Spezialistinnenherangezogen wer<strong>de</strong>n; wenn Entscheidungen zu treffen sind, braucht man Politikerund Politikerinnen. Externe Fachleute können ebenso eine Rolle spielen wie NGOs,Interessensgruppen und die Medien. Auch supranationale Institutionen bei <strong>de</strong>rInitiierung und Unterstützung von <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> spielen eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>Rolle.11


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r PraxisDer dritte Teil <strong>de</strong>s Berichts widmet sich <strong>de</strong>r Umsetzung von <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>.Relevant ist die Frage, welches Instrumentarium sich zur Kontrolle eignet. Wesentlichsind die angeführten Beispiele für nachahmenswerte Praktiken.1. ERSTELLUNG EINES POLITISCHEN KONZEPTESFÜR GENDER MAINSTREAMINGBei <strong>de</strong>r Erstellung eines politischen Konzeptes, muss zuerst festgelegt wer<strong>de</strong>n, werfür die Ersteinführung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> zuständig ist. Dann erfolgt eineBestandsaufnahme <strong>de</strong>r Situation - erfüllte Voraussetzungen, Merkmale <strong>de</strong>s politischenProzesses - und die Gestaltung eines Planes, <strong>de</strong>r diese Situation berücksichtigt.Der letzte Schritt ist die Ergebniskontrolle.Vorrangiges Ziel eines politischen Konzeptes für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> muss es sein,eine Annäherung zwischen <strong>de</strong>n notwendigen und för<strong>de</strong>rlichen Voraussetzungen und<strong>de</strong>n politischen Rahmenbedingungen und Prioritäten eines bestimmten Umfelds zuStan<strong>de</strong> zu bringen. Das Kapitel enthält Checklisten mit Aspekten, die bei <strong>de</strong>r Erstellung<strong>de</strong>s Konzeptes berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollten.2. NACHAHMENSWERTE PRAKTIKEN BEIM GENDERMAINSTREAMINGIm letzten Kapitel wer<strong>de</strong>n Beispiele nachahmenswerter Praktiken beim <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>gegeben. Diese <strong>de</strong>cken einen weiten Bereich politischer Konzepte, Bestimmungen,Aktionen sowie von Metho<strong>de</strong>n und Instrumenten ab. In diesem Kapitelwer<strong>de</strong>n die Metho<strong>de</strong>n und Möglichkeiten zur Einführung einer Gleichstellungsperspektivein das politische Spektrum dargestellt und so die Erstellung einespolitischen Konzeptes für <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> erleichtert.12


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis3. GENDER MAINSTREAMING IM ÖSTERREICHISCHENNATIONALEN AKTIONSPLAN FÜR BESCHÄFTIGUNGIm Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung (NAP) 1999 wird <strong>de</strong>r <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>Ansatz - im Sinne eines umfassen<strong>de</strong>n Anspruches - in allen Leitlinienverfolgt. In <strong>de</strong>r Ministerratssitzung vom 11. Juli 2000 brachte Bun<strong>de</strong>sministerin Dr.Elisabeth Sickl das politische Konzept von <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ein und erwirkte<strong>de</strong>ssen Annahme durch <strong>de</strong>n Ministerrat. Die politischen Akteure und Akteurinnen -Regierungsvertreter und -vertreterinnen wie Sozialpartner - haben sich bei <strong>de</strong>rErstellung <strong>de</strong>r Leitlinien folgen<strong>de</strong> Ziele gesetzt:• die unterschiedliche Situation von Frauen und Männern sichtbar zu machen,• bei <strong>de</strong>r Formulierung ihrer Maßnahmen <strong>de</strong>ren geschlechtsspezifische Auswirkungenzu berücksichtigen und• das Ziel <strong>de</strong>r Gleichstellung von Frauen und Männern zu verfolgen.Die Bun<strong>de</strong>sregierung und die Sozialpartner wollen in <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s NAP unterAnwendung <strong>de</strong>r <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>-Strategie folgen<strong>de</strong> Maßnahmen setzen:• Schaffung geeigneter, unbürokratischer Strukturen wie externe <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong>-Experten und -Expertinnen und Etablierung von internen Einheiten, die <strong>de</strong>nProzess begleiten und umsetzen.• Schulungen, Workshops, Trainings, Konferenzen, die internationale Vergleichevon best-practice-Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>r <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong>-Strategie ermöglichen.• Evaluierung <strong>de</strong>r geschlechtsspezifischen Wirkung aller Maßnahmen mittelsgeeigneter Datensammlung und -aufarbeitung und Berichte aller Ministerienund beteiligten Institutionen (Sozialpartner, AMS, etc.) im Rahmen <strong>de</strong>s Gleichbehandlungsberichtes.Weitere Ansätze zur Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>nProgrammplanungsdokumenten von Ziel 3 <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds und auflokaler Ebene in <strong>de</strong>r Stadtplanungspolitik <strong>de</strong>r Stadt Wien.13


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis4. GENDER IMPACT ASSESSMENT IN FLANDERN (BELGIEN)Das flämische <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> Impact Assessment (GIA, Gleichstellungsverträglichkeitsprüfung)wur<strong>de</strong> 1997 im Auftrag <strong>de</strong>r flämischen Behör<strong>de</strong>n von Wissenschaftlern undWissenschaftlerinnen entwickelt. Das GIA dient dazu, vorgeschlagene Politiken aufihre etwaigen unterschiedlichen Auswirkungen auf Frauen und Männer einzuschätzen,um sie gegebenenfalls entsprechend abzuän<strong>de</strong>rn, damit diskriminieren<strong>de</strong> Auswirkungenhintangehalten wer<strong>de</strong>n und die Gleichstellung in allen Bereichen <strong>de</strong>r Politikgeför<strong>de</strong>rt wird.Das flämische GIA umfasst 3 Schritte:• Zu Beginn wird untersucht, inwieweit zwischen <strong>de</strong>n Zielen und Inhalten einervorgeschlagenen Politik und <strong>de</strong>m realen Kontext Wi<strong>de</strong>rsprüche bestehen.• In einem zweiten Schritt wird abgeschätzt, wie sich die vorgeschlagene Politikauf die Situation von Frauen und Männern auswirken wird.• Zuletzt wer<strong>de</strong>n mögliche Alternativen zu <strong>de</strong>r geplanten Politik gesucht, um<strong>de</strong>ren negative Auswirkungen abzufangen und <strong>de</strong>n Bedürfnissen bei<strong>de</strong>rGeschlechter gerecht zu wer<strong>de</strong>n.Die flämische Geschlechterverträglichkeitsprüfung ist eine analytische Metho<strong>de</strong>, mit<strong>de</strong>ren Hilfe eine geschlechterbezogene Perspektive systematisch in alle allgemeinenpolitischen Konzepte einbezogen wer<strong>de</strong>n kann. Ihr Vorteil ist, dass vorgeschlagenepolitische Mo<strong>de</strong>lle im Sinne einer Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter überarbeitet wer<strong>de</strong>nmüssen. Die Metho<strong>de</strong> ist für <strong>de</strong>n internen Gebrauch in <strong>de</strong>r Verwaltung konzipiert:Alle jene sind eingebun<strong>de</strong>n, die für die Entwicklung von politischen Strategien zuständigsind. Da das GIA die Verwaltung und die politischen Entscheidungsträger undEntscheidungsträgerinnen dazu „zwingt“, eine Politik, die sie selbst vorgeschlagenhaben, unter einem an<strong>de</strong>ren Blickwinkel zu betrachten, trägt sie zur Entwicklungneuer Sichtweisen bei.14


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis5. BEIZIEHUNG „MOBILER“ EXPERTEN UND EXPERTINNENIN SCHWEDENSeit Mitte <strong>de</strong>r neunziger Jahre hat die schwedische Regierung mobile Experten undExpertinnen für Geschlechterproblematik eingestellt. Aufgabe dieser Experten undExpertinnen ist es, die Ministerien in <strong>de</strong>r Entwicklung von Metho<strong>de</strong>n, die geeignetsind, eine geschlechtersensible Sichtweise in alle politischen Prozesse zu integrieren,zu unterstützen.So war eine „mobile“ Gleichstellungsexpertin 1995 in <strong>de</strong>r Jugendpolitikabteilung <strong>de</strong>sInnenministeriums und im Arbeitsministerium tätig, 1996 betreute sie das Justizministerium.Das Ministerium für Gesundheit und Soziales beschäftigt seit 1997 einenmobilen Gleichstellungsexperten.Durch die Teilnahme an Sitzungen und die Diskussion mit <strong>de</strong>n Beamten und Beamtinnen<strong>de</strong>s Ministeriums lernen die mobilen Gleichstellungsexperten und -expertinnen<strong>de</strong>n Arbeitsablauf in <strong>de</strong>m jeweiligen Ressort kennen, während die Beamten undBeamtinnen Informationen über <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> erhalten. Mit Unterstützung<strong>de</strong>s/<strong>de</strong>r Gleichstellungsexperten/in legen die Beamten und Beamtinnen schließlichfest, in welchen Arbeitsbereichen die Herbeiführung <strong>de</strong>r Gleichstellung beson<strong>de</strong>rswichtig ist und welche Routineabläufe sich im Arbeitsalltag än<strong>de</strong>rn müssten, um einegeschlechterbezogene Sichtweise tatsächlich einbringen zu können.Die Beiziehung von mobilen Experten und Expertinnen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Gleichstellungstellt eine pädagogische Metho<strong>de</strong> dar, die dazu dient, die „normalen“ Bedienstetenfür die Geschlechterproblematik zu sensibilisieren und sie mit Instrumentenzur Umsetzung <strong>de</strong>s <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> vertraut zu machen.15


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis6. REGIONALES ARBEITSMARKTPROJEKT IN SCHWEDENDas Projekt wird zur Zeit (1999) von externen Experten und Expertinnen unter aktiverEinbeziehung <strong>de</strong>r Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>r insgesamt 35 Arbeitsämter<strong>de</strong>r nordschwedischen Provinz Västerbotten durchgeführt. Ziel ist es, durch dieEinziehung einer <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong>-Perspektive in <strong>de</strong>n Arbeitsablauf und die -organisation <strong>de</strong>rArbeitsämter Verbesserungen für die dort Beschäftigten, aber auch für die Arbeitssuchen<strong>de</strong>n,die zur Betreuung kommen, zu erreichen.Um die bestehen<strong>de</strong>n Diskriminierungsmechanismen sichtbar zu machen und damiteinen Ausgangspunkt für eine geschlechtergerechte Reorganisierung <strong>de</strong>r Arbeitsämterzu haben, verwen<strong>de</strong>ten die Projektleiter und Projektleiterinnen die 3R-Metho<strong>de</strong>(Repräsentation, Ressourcen und Realia). Dieses Instrument ermöglicht es, bei <strong>de</strong>rErhebung und Analyse von Daten etwaige geschlechtsspezifische Ungleichheitensystematisch zu erfassen. Dabei wird die <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Frage „WERWAS unter WELCHEN Bedingungen erhält“ mit Hilfe <strong>de</strong>r 3 Variablen Repräsentation,Ressourcen und Realia zu beantworten versucht.Zur Klärung von R1 (Repräsentation) wur<strong>de</strong> die Zahl <strong>de</strong>r Frauen/Männer in <strong>de</strong>nverschie<strong>de</strong>nen Positionen in <strong>de</strong>n Arbeitsämtern untersucht, ebenso die geschlechtsspezifischeVerteilung <strong>de</strong>r Arbeitssuchen<strong>de</strong>n. R2 (Ressourcen) führte zur Untersuchung<strong>de</strong>r geschlechtsspezifischen Zuteilung von Geld und Zeit. Mit R3 (Realia)wur<strong>de</strong>n formale und informale Strukturen am Arbeitsplatz, das Arbeitsklima, Einstellungshaltungengegenüber <strong>de</strong>n Kollegen und Kolleginnen, Vorgesetzten undUntergebenen sowie gegenüber <strong>de</strong>n Klienten und Klientinnen zu erfassen versucht.Primäres Ziel <strong>de</strong>s Projektes ist die Sensibilisierung <strong>de</strong>r Beschäftigten für geschlechtsspezifischeUngleichheiten. In <strong>de</strong>r Folge sollen Aktionspläne und Checklists zurKontrolle <strong>de</strong>r Umsetzung dieser Pläne entwickelt wer<strong>de</strong>n.16


Teil III<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in <strong>de</strong>r Praxis7. INTEGRATION DES GENDER MAINSTREAMING IN DIEVERWALTUNGSINTERNE PERSONALPOLITIK IN BELGIENDas Projekt „<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> in Balance“, das 1998/99 im flämischen Teilstaat in Belgiendurchgeführt wur<strong>de</strong>, hatte zum Ziel, einen brauchbaren Aktionsplan zu entwickeln,um <strong>de</strong>n <strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> <strong>Mainstreaming</strong> Ansatz in die Personalpolitik <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>rFlämischen Gemeinschaft zu integrieren. Die Initiative für das Projekt ging von <strong>de</strong>mim Ministerium vorhan<strong>de</strong>nen Gleichstellungsreferat aus, durchgeführt wur<strong>de</strong> dasProjekt von externen wissenschaftlichen Beratern und Beraterinnen unter Einbeziehungaller im Bereich <strong>de</strong>r Personalpolitik Beschäftigten.Die Projektleiter und Projektleiterinnen glie<strong>de</strong>rten das Projekt in folgen<strong>de</strong> Schritte:• Diskussion und Formulierung <strong>de</strong>r Zielvorgaben.• Datenerhebung (zur Praxis <strong>de</strong>r Personalpolitik im Ministerium und <strong>de</strong>rEinstellung zu Gleichstellungsmaßnahmen).• Analyse <strong>de</strong>r Daten und Erstellung eines vorläufigen Aktionsplanes.• Feinabstimmung <strong>de</strong>s Aktionsplanes auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>s Ministeriums,Schulung <strong>de</strong>r im Personalbereich Tätigen und Erprobung <strong>de</strong>s Planes.• Nachjustierung <strong>de</strong>s Aktionsplanes.Der Aktionsplan, <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Projektes „<strong>Gen<strong>de</strong>r</strong> in Balance“ im März 1999vorlag, enthält eine Reihe von Verantwortungszuschreibungen und Vorhaben, mit<strong>de</strong>nen Geschlechtergerechtigkeit im Verwaltungsapparat erreicht wer<strong>de</strong>n soll.Konkrete Maßnahmen stellen etwa ein internes Mentoringprojekt und eine Studieüber etwaige geschlechtsspezifisch unterschiedliche Auswirkungen <strong>de</strong>r gegenwärtigenAufnahmeverfahren im öffentlichen Dienst dar.Die Umsetzung <strong>de</strong>s Aktionsplans, <strong>de</strong>r für zwei Jahre gültig ist, wird vomministeriumsinternen Gleichstellungsreferat überwacht und evaluiert wer<strong>de</strong>n.17


Grafik: Data&Design, J. Wan<strong>de</strong>rerWeitere Informationen erhalten Sie:Section Equality between Women and MenDirectorate of Human RightsCouncil of EuropeF-67o75 Strasbourg Ce<strong>de</strong>xBun<strong>de</strong>sministeriumfür soziale Sicherheit und GenerationenSektion für FrauenangelegenheitenAbteilung III/1Ballhausplatz 1A-1014 Wien

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