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Aufsatz herunterladen - Gustav Weiß

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Terra-sigillata-Schüssel mit ihrer Formschüssel.Rheinzabern 3. Jahrhundert.Pferdehuf-Ofen des 10. bis 14. Jahrhunderts in Nordchina.Aus Medley, M. „The Chinese Potter“. Oxford: Phaidon 1976.wasserdicht macht. Die Erfahrung eiltedem Wissen voraus. Das ist als Nachholbedarfdes Wissens für die Keramikcharakteristisch. Die Töpfer gewannendiese Erfahrung, wenn auch nicht so detailliert,schon im 4. Jahrtausend v.Chr.Die Archäologen nennen es „Urfirnis“.Die Kenntnis dieses Verfahrens ging aberverloren, und es musste von den Griechenund Römern neu erfunden werden.Daraus wurden dann die Techniken dergriechischen Vasenmalerei und der römischenTerra sigillata. Die Manager derTerra-sigillata-Manufakturen dachten garnicht daran, dafür das Risiko einer Glasureinzutauschen. Das römische Reichmusste erst untergehen, damit sich dieGlasur als normaler Bestandteil der Keramikdurchsetzen und eine neue Zeit inder Keramik anbrechen konnte.In frühesten Zeiten, im Vorderen Orientum 7000 v.Chr., brannte man in Grubenund Erdöfen. Die älteste Keramik,die Jômon-Keramik in Japan, wurde imoffenen Feuer gebrannt, ähnlich wiedie Keramik der Indianer in Amerika. ImVorderen Orient gab es schon um 6000v.Chr. richtige Öfen, das heißt, dassBrennstoff und Brenngut getrennt waren,in China erst tausend Jahre später, im 5.bis 4. Jahrtausend v.Chr. (in der Yangshao-Kultur).Die Öfen brannten mit aufsteigenderFlamme. Um 6000 v.Chr. wurdenin Mesopotamien schon 850-1050°Cerreicht, 500 Jahre später 1150°C. Beiden Griechen und Römern und bis in dieGegenwart lag die übliche Brenntemperaturin den Töpfereien bei 850-1000°C.Der liegende Ofen kam zuerst in China,um 100 n.Chr., auf . In Nordchina war esder „Pferdehuf-Ofen“ mit Schornstein, inSüdchina der „Drachenofen“, ein langgestreckterHangofen. Der liegende Ofenwar die Voraussetzung für die Erfindungder Ascheanflugglasuren. In Westeuropawurde der liegende Ofen während derVölkerwanderung im Mittelalter durchdie Slawen eingeführt. Er war die Voraussetzungfür die Erfindung der Salzglasur,die wegen des Kulturentransfersaus dem Osten früher in Deutschlanderfunden wurde als in England. In Mecklenburghat man den liegenden Ofen anzwei Stellen ausgegraben. Er war an eineFelswand gebaut und hatte eine Feuerwand(„Ständer“), damit das Feuer nichtweglief. Sie war aus ineinandergestecktenTöpfen aufgebaut. Die Steinzeugtöpferim Rheinland erreichten in liegendenÖfen seit dem Spätmittelalter 1250°C.Die Chinesen erreichten diese Temperatur600 Jahre früher (in der Tang-Zeit 618-906) und brannten bei dieser Temperaturspäter auch ihr Porzellan, das ja keinHartporzellan war, sondern ein Weichporzellan.Holzöfen und Gasöfen haben mit Hilfevon Zug bei Holzöfen oder Druck beiGasöfen strömende Brenngase, die diegasförmigen Brennprodukte ableiten.Das ist der Unterschied zum Brennen imElektroofen. Aus Glasuren verdampft imBrand immer etwas, was die strömendenBrenngase abführen, denn jeder Bestandteilhat seinen Partialdruck. Er ist beimKupfer so groß, dass das Kupferoxid beiden ochsenblutroten Glasuren von denRändern verdampft. Sie sind „randflüchtig“.Die Ränder werden im Brand heißerals die Flächen. Das heißt, dass sich einund derselbe Gegenstand im Feuer unterschiedlicherhitzt. Das ist wie beim Menschen.Die Nase verbrennt beim Skilaufeneher als die Wangen. Und in der Saunawerden Knie und Ellbogen heißer als derKörper. In der Keramik trägt man diesenUnterschieden, um sie auszugleichen,durch eine Haltezeit bei HöchsttemperaturRechnung, in der Emailtechnik, indemman auf einen Gegenstand ein Randemailund ein Flächenemail aufträgt.Kultur im NaturraumEs ist enorm, welche technische undkünst lerische Leistungen die Töpfer vorvielen tausend Jahren erbrachten und welcheKenntnisse aus Erfahrung sie besaßen.Im Fernen Osten schufen die japanischenTöpfer schon seit 12.350 ± 700 v.Chr. inder Jõmon-Periode, die bis 340 ± 120 v.Chr. dauerte, herrliche plastisch verzierteGefäße, was darauf schließen lässt, dassdort im Gegensatz zum Westen die Modellierbarkeitdes Tones schon früher erkanntwurde. Im Vorderen Orient wolltendie Töpfer hingegen mit bemalter Keramikgewissermaßen Kapital auf sich ziehen. Soalt ist ihr Bestreben, auf dem Markt oderim gesellschaftlichen Ansehen erfolgreichzu sein. Material, Technik und Kunst zogenschöpferischen Kräfte an. Das natürlicheRot der eisenhaltigen Tone, das durchOcker verstärkt werden konnte, genügteals Malfarbe nicht mehr. Schwarz war dieMode. Sie brachte im 5.Jahrtausend eineErfindung hervor, die nicht nur darinbestand, die eisenrote Schlickermalereidurch rauchiges Feuer schwarz zu färben,sondern führte auch zu einer dreifarbigen


Ägyptische Fayence. Sphinx, den Pharao AmenophisIII. darstellend. 18. Dynastie, 1417-1379 v.Chr. L. 25cm. New York, Metropolitan Museum of Art.teressiert waren, gelangte ihre Erfindungin der westlichen Han-Periode (206 v.Chr.bis 8 n.Chr.) nach Südchina, wo sie zukünstlerischen Höhepunkten führte, wiesie mit Bleiglasuren später niemals wiedererreicht wurden. Keramik mit Dreifarben-Bleiglasuren sammelte sogar der kunstsinnigejapanische Kaiser Shomu (724-748).Ihre Periode ging im 14.Jahrhundert zuEnde.Anders verlief die Entwicklung in Nordchina.Dort waren in der Zeit der West-Chou-Kulturen (1111 bis 770 v.Chr.)aus dem Aschenanflug im Holzfeuer dieAschenglasuren entstanden. Das ist eineTechnik, die den Umgang des Töpfersmit der Natur als Beispiel überzeugendvor Augen führt. Das Holz ist kein homogenerBrennstoff, was schon die Jahresringezeigen. Beim Verbrennen ist auchdie Asche heterogen. Sie besteht nämlichaus Teilchen verschiedener Korngröße, diezugleich verschiedener chemischer Zusammensetzungsind. Als erstes setzen sichdie groben Quarzkörner und der Kalk aufdas Brenngut ab; stärker bei der Kiefer alsbei der Buche. Die feineren Körner, dievor allem Natrium enthalten, fliegen amweitesten, und man muss die Abkühlzeitam Schluss des Brennens lange halten,damit sie nicht alle davonfliegen. Auchmuss das Holz sehr trocken sein, denn derWasserdampf würde den Feuerstrom beschleunigenund die feinen Ascheteilchenhinaustransportieren. Beim Holzbrand mitAschenanflug ist noch etwas Weiteres zubedenken: Die Reaktion des Brennraumsmit der Ofenwandung ist je nach Holzartverschieden. Kiefernholz greift die Wandunghundert Grad eher an als Buchenholz.Feuerleichsteine der Gruppe 26 mit57 Prozent Tonerde, die im Salzbrandschon bei 1050 Grad schmelzen würden,halten beim Brennen mit Buchenholz imhinteren Ofenabschnitt mit der alkalireicherenOfenatmosphäre bis 1250 Gradstand. Und wenn man die Keramik aufMuscheln stellt, um sie vor dem Anklebenzu bewahren, weil die Muscheln bei 900Grad zu Kalkpulver zerfallen, können dieMuscheln beim Brennen mit phosphorreichemHolz oder gar mit Eicheln oderFichtennadeln Phosphor aufnehmen undschon bei 1000 Grad schmelzen. Daskann aber kaum vorkommen, denn dazumüsste der Phosphorgehalt den Kalkgehaltüberwiegen. Steht es aber 50:50(in Gewichtsprozenten CaO : P2O5), soPferd mit Dreifarben-Bleiglasur, China, T´ang-Dynastie, 8.Jahrhundert. H. 72,1 cm.Nationalmuseum Tokio.schmilzt der phosphorhaltige Kalk schonbei 1300 Grad. Die Schmelztemperatursteigt weiter an, je geringer der Phosphorgehaltist, bis zum reinen Calciumoxid bei2570 Grad.Das Glasieren der Keramik mit der Holzascheaus dem Feuerstrom im Ofen warein von der Natur diktierter Vorgang, deraber die Möglichkeiten beschränkte. Dasänderte sich vermutlich im Zusammenhangmit der beträchtlichen Entwicklungder handwerklichen Techniken und derErfindung des Eisengusses in der Mittedes 5. vorchristlichen Jahrhunderts, alsman dazu überging, die Asche getrenntherzustellen und einem Glasurbrei beizumischen.Das war eine zweite Art vonAschenglasuren. Damit war der gleichetechnische Stand wie im Vorderen Orienterreicht. Es ist offen, ob dabei ein Technologietransferan der Seidenstraße überden persischen Zwischenhandel stattfand,weil die Perser schon im 14./13.Jahrhundert v.Chr. Aschen (nämlich dieAschen der Sodapflanzen) dem Glasurbreizumischten. Mit der gesondertenHerstellung und Verwendung verschiedenerAschen begannen auch in Chinadie im Vorderen Orient üblichen synthetischenMischungen, die dann währendder Zeit der Sechs Dynastien (220 bis 588n.Chr.) zu den ersten Seladonen führte,die der Jade entsprachen, dem grünenStein der Gerechtigkeit, der Weisheit, derTapferkeit und sittlichen Lauterkeit. Fürdas Seladon genügte schon der geringeEisengehalt der Kiefernasche im reduzierendenBrand. Aus dieser Zeit stammenauch Glasuren, in deren chemischer Analyseman keinen Phosphor mehr fand. Daswaren dann aschefreie Feldspatglasuren,denn die Feldspäte haben im Gegensatzzu den Holzaschen keinen Phosphor. Jetztschützte man sogar das Brenngut vor demAschenanflug und setzte es in Brennkapseln.Diese Entwicklungsschritte fandenihre Höhepunkte in der Song-Zeit (960 bis1279 n.Chr.). Voraussetzungen waren derliegende Ofen und die hohe Brenntemperatur,was beides im Vorderen Orient nichtder Fall war. Im ganzen Westen war derFeldspat als keramischer Rohstoff bis ins18. Jahrhundert unbekannt.Aus der Vogelperspektive sehen wir,dass der für uns wichtige Kalifeldspat amreinsten in Norwegen vorkommt. Das istetwa am 60. Breitengrad. Schon beimAbkühlen der Vulkanlaven war er an derBildung von kieselsäurereichen Gesteinenwie Granit und Rhyolith beteiligt.Tausend Kilometer südlicher, um den 50.Breitengrad, ist er nur noch als Feldspatsandzu finden, das sind Feldspatkörnerzwischen Sandkörnern. Aus ihm wurdedas Thüringer Porzellan gewonnen. AlsBestandteil der Tiefengesteine wie Granitund der Ergussgesteine wie Rhyolith warder Feldspat auch an der Kaolinisierungbeteiligt. Dabei kann aus ihm und ausdem Kaliglimmer, die beide Bestandteileder beteiligten Gesteine sind, auch Illitentstanden sein, der seine 0,5 Mole Kaliumin der Molekularformel von diesenbeiden Mineralen erhält. Auf seinem Wegnach Süden gelangte der Feldspat auch alsVerunreinigung (genau so wie das Eisen) inden Ton auf dessen Weg zur sekundärenLagerstätte. So kam es zur Bildung der eisengefärbtenSteinzeugtone. Sie kommenin Deutschland zwischen dem 49. und 50.Breitengrad vor, in Frankreich in La Borneam 47. Breitengrad. Steinzeugtone sinterndank des Feldspats schon bei 1200 bis1300 Grad und schmelzen erst bei 1670Grad zusammen. Das liegt daran, dass derFeldspat Aluminium- und Silizium-Ionenenthält, die bei niedriger Temperatur inseiner Gerüststruktur geordnet verteiltsind; er heißt dann Mikroklin. Bei höherer


Chinesische Nord-Song-Kanne mit Seladonglasur960-1126, H. 20,5 cm.Temperatur sind sie ungeordnet verteilt;dann heißt er Sanidin. Für ihre Wanderungbeim Übergang vom Mikroklin zumSanidin brauchen die Aluminium- und Silizium-Ionenlange Zeit. Dadurch zieht sichdas Schmelzen des Feldspats in die Länge.Zurück in die Geschichte: In Europakam die Keramik nach dem Niedergangdes Römischen Reiches und den alles beherrschendenmittelalterlichen Glaubenskämpfenerst spät zu einer gewissenBedeutung. Das Töpferhandwerk konntenicht, wie das Malen und Bildhauern inder Renaissance durch ein Bekenntnis zurPhilosophie in Kunst übergehen, nicht nurweil man sich beim Töpfern schmutzigmachte, sondern weil es für den praktischenGebrauch taugte, was die Künstenicht aufweisen konnten. Das Töpferhandwerkorganisierte sich in Zünften,aber schon in der Renaissance bliebenKünstler wie die Della Robbias in Florenzfrei davon; andere fügten sich später indie Manufakturen ein.Während nördlich der Alpen in den Gebieten,in denen hochbrennende Tone inReichweite lagen, die „Grauwerker“ schonim 15. Jahrhundert Steinzeug herstellten,produzierten die „Glasurtöpfer“ (nacheiner Unterscheidung der WaldenburgerTöpferzunft) bleiglasierte Ware aus vorderasiatischerund byzantinischer Erfahrung,denn die Bleiglasur taugte im Gegensatzzur Alkaliglasur des Vorderen Orients auchfür die kalkarmen europäischen Tone. Siehielt sich in den Töpfereien, in den Manufakturenund in der Steingut-Industrie bisins 20. Jahrhundert. Der Tongrund spielteeine so geringe Rolle, dass man bis aufden heutigen Tag die Glasuren lediglichals Rezepte nimmt, ohne Rücksicht darauf,worauf sie aufgetragen werden. Die Bleiglasurwar eine Rohglasur, das heißt, eineGlasur ohne Fritte und leicht herzustellen.Ihre Zusammensetzung konnte verändertund ästhetisch variiert werden. Alle ästhetischenGlasurvariationen hatten in Europagenauso wie die Technologien noch langeZeit ihren Ursprung im Vorderen Orient.Erst später kamen die Vorbilder wieModeerscheinungen aus dem fernen Osten.Mit dem Aufkommen der Chemie im19. Jahrhundert brachte die Industrialisierungdie Glasurforschung in Europa mitsich, und damit übernahm jetzt Europadie Führungsrolle in der keramischen Entwicklung.Es spaltete sich die technischeKeramik mit eigenen Problemen und miteiner rasanten Entwicklung ab. Das Neuedaran waren nicht nur die realen Ergebnisse,sondern auch das Umschlagen desnachzuholenden Wissens in einen Anfang,an dem das Wissen aus Forschungstand. Was die Glasuren betraf, fand manunter anderem heraus, dass für niedrigeBrenntemperaturen die Borsäure sowohlfür die niedrige Temperatur, als auch fürdie Vermeidung von Glasurrissen günstigwar. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Silikatforschungerforschte die Wirkungen derGlasurbestandteile. Und zum ersten Malin der Geschichte wurde die Kunstfertigkeit,individuelle Glasuren zu entwickeln,ein Bestandteil der Kunst. Sie nannte sichAngewandte Kunst.Unter ErfolgsdruckWenn wir heute ein Weichporzellankaufen, denken wir gar nicht daran, welcheGeschichte es uns aus der Vogelperspektiveerzählt. Sie geht auf die glasigeägyptische Fayence zurück, die heute„Quarzfritte-keramik“ genannt wird.Sie war die Luxuskeramik der Muslimedes Mittelalters. Keramische Kunstwerkeweckten von Anfang an die Begierde derherrschenden Gesellschaftsschichten. VonChina weiß man, dass kaiserliche Kundschafterdie Werkstätten aufsuchten undbestimmte Waren für den Kaiserhof inAuftrag gaben. Keramik zu Prestigezweckeneinzusetzen, führte auch unter denOmayyaden in Syrien zu einem Erfolgsdruck,schon gar unter ihren Nachfolgern,den Abbasiden (750-1258) im Irak, dievon den Töpfern verlangten, den Chinesennachzueifern und ein Porzellan zuschaffen. Das führte zur Erfindung derFayencen, weil die natürlichen Voraussetzungenim Vorderen Orient keine hochgebrannteKeramik nach chinesischemMuster zuließen. Europa, immer noch vomVorderen Orient abhängig, stillte seineBegierde an den Fayencen als Porzellanersatz.Sie zogen hochstehende Künstlerund volkskünstlerische Talente an. Sogardie Religion spielte mit. Eine Legendeberichtete vom heiligen Lukas, der Bildnissevon Christus und Maria auf Fayencengemalt hat. Die Delfter Sankt-Lukas-Gildevereinigte die besten Fayencemaler. DasVolk, und nach anfänglicher Ablehnungauch der Adel, erfreute sich an den Fayencen.Ludwig XIV. ließ in der finanziellenNotlage nach kostspieligen Kriegen am3.Dezember 1689 das gesamte Silbergerätder Bevölkerung einziehen. Zum Ausgleichstieg die Konjunktur der Fayencen starkan. Niemals vorher und auch später gab eseine keramische Kunst auf so breiter Basis.In Europa entstanden 556 Fayencemanufakturen,in Deutschland 128 und alleinin Delft dreißig.Alles, was sich als Kunst verstand,entsprach dem fürstlichen Geschmack.Dagegen erreichte das Handwerk seineweniger beachteten künstlerischen Höhepunkteim 17. und 18.Jahrhundert mitdem bodenständigen Steinzeug. Voraussetzungenwaren die Tonvorkommen undder liegende Ofen, der aus dem Ostennach Mitteleuropa gelangt war. Wie sichdie Töpfereien südlich und nördlich derAlpen nach den Tonvorkommen und nachder Höhe der Brenntemperatur unterschieden,so gab es auch eine unterschiedlicheBewertung durch den Adel. Die aus demSüden kommende Fayence wurde vonihm anerkannt, denn sie war von Künstlernbemalt. Nicht so die Erzeugnisse desgewachsenen Töpferhandwerks. Das salz-Die Beliebtheit des chinesischen Porzellans bliebjahrhundertelang erhalten. Diese außergewöhnlicheMing Tasse gehörte Kara Mustafa, dem Belagerervon Wien 1683. Er wurde von dem polni-schenKönig Karl III. Sobieski in der Entsatzarmee geschlagen,und so gelangte sie in das Krakauer MuzeumNáradowe.


Fayenceteller von Adam Friedrich von Löwenfinck,Fulda 1751. Löwenfinck floh auf einem gestohlenenPferd und mit Aufglasurfarben aus Meißen undbegründete 1741 in Fulda die mit solchen Farbenbemalte Aufglasurfayence.glasierte undmit Aufglasuren bemalteSteinzeug war nur gelegentlich in Sonderaufträgenvon Feudalkreisen gefragt. SeineVerbreitung fand es auf den Märkten.Auf den abgehobenen Höfen hoffteman, mit Hilfe von Alchimisten dochnoch an das Porzellan zu kommen. NachMarco Polo waren es vor allem Augustinermöncheund Jesuitenpatres, die immerwieder auf die Verwendung bestimmterErdarten beim chinesischen Porzellanhinwiesen. Der französische JesuitenmathematikerLouis-Daniel Le Comte berichtete1697 aus China. Ludwig XIV. ließvon dem Jesuitenpater Entrecolles 1715die chinesische Porzellanherstellung inChing-tê-Chên ausspionieren, aber mankonnte mit den Rohstoffbezeichnungennichts anfangen. Immerhin gibt es seitherdas Wort Kaolin aus dem chinesischenKau-ling. Aber die Ungewissheit über dieRohstoffe zwang die Europäer zu eigenenforschenden Anstrengungen, da sie, andersals die vorderorientalischen Töpfer, inDeutschland zwischen dem 49. und 52.Breitengrad über hochbrennende Toneverfügten, über deren Verwendung schonErfahrungen bestanden. Inzwischen botendie Perser Ludwig dem XIV. die ägyptischeglasige Fayence als „Persisches Porzellan“als Ersatz für das chinesische Porzellan an.Es war das niedriggebrannte Frittenporzellan,das in Rouen pâte tendre artificielleund in Sèvres pâte nouvelle genanntwurde und heute noch in Sèvres und inRörstrand/Marieberg in Schweden produziertwird. In Limoges wird es heute alsWeichporzellan-Fertigmasse im Keramikbedarfshandelangeboten. Seger hingegengelang ein Weichporzellan mit Feldspat,das er 1880 erfand, noch bevor dieFranzosen das Hartporzellan einführten.Nach dem Brandprotokoll nahm Böttgerdas erste Hartporzellan am 15. Januar1708 um 5 Uhr aus dem Ofen. AndereAlchimisten in Italien, Frankreich und Englandversuchten bereits im 15. Jahrhundert(Antonio di San Simone), Porzellan aus derFayenceglasur, also auf der Grundlage derschon bei niedriger Temperatur als Flussmittelwirkenden Alkalien zu gewinnen.Sie waren in der Tradition des VorderenOrients befangen. Aber ihre Überlegungwar richtig. Denn man darf nicht nur aufdie Masse sehen. Den Persern gelang dieErfindung des Weichporzellans mit derFritte aus der Asche von Sodapflanzen wiebei der daraus gewonnenen Glasur, denChinesen gelang die Porzellanerfindungnach den Erfahrungen mit der Feldspatglasur.Und Böttger? Er sah an den chinesischenBeispielen, dass das Porzellan mitseiner Durchscheinbarkeit ein Zwischendingzwischen Keramik und Glas war.Er musste dem Ton also etwas in dieserRichtung hinzufügen. Man könnte sichdenken, dass seine Überlegungen dazugeführt haben, dass er es (wie es späterHöroldt bei den Farben sagte: „mit GottesHilfe“) mit dem blättchenförmigen durchsichtigenGips versuchte, den die ChristenMarienglas nannten, weil er zum Schutzvon Marienbildern genommen wurde.Persisches Porzellan, 1600. Ø 38 cm. British Museum,London.Die Römer nannten ihn Lapis specularis.Sie weihten ihn der Mondgöttin Seleneund verwendeten ihn gemahlen beiden Böden der Amphitheater, damit sieim Mondlicht funkelten. In der Literaturzur Porzellanerfindung wird von Alabastergesprochen, der chemisch dasselbeist wie Marienglas, nur feinkörnig. Mitdiesem Calciumsilikat gelang Böttger diePorzellanerfindung, also mit Calcium alsFlussmittel, das erst über 1100 Grad alssolches wirkt. Aus Tschirnhausens Versuchenmit Brennspiegeln (die Vilette ausLyon erfunden hatte) lässt sich folgern,dass die Bedeutung der hohen Temperaturallen Beteiligten bewusst war. Ausder Sicht späterer Jahrhunderte warenes Vorzeichen einer Keramik, bei der dasFeuer nur noch Temperatur war – eine Entwicklung,die sich erst im Industriezeitaltererfüllte.Im 17. Jahrundert gab es im AltenburgerLand südwestlich von Dresden einweißes Steinzeug, also Vorkommen vonhellbrennenden Steinzeugtonen (wie heutedie Feinsteinzeugmasse FSZ/IT-SK vonFuchs-Ton) und auch von Kaolinen. Mankann also sagen, dass hier wie in Chinadas weiße Steinzeug dem Porzellan voranging.Mit ihm wollten die Steinzeugtöpfergegenüber der Fayence konkurrenzfähigsein. Ihre Glasur war eine gelbliche (weiloxidierend gebrannte) Salzglasur, und ausihrem Ton wurden auch weiße Perlen hergestellt.Aber man wusste noch nichts vonFeldspat. Böttger setzte sein Kalkporzellanerst 1724 auf Feldspat um. Er arbeitete mitdem Kaolin von Aue, 50 km südlich vonAltenburg, und mit dem weißbrennendenTon von Colditz, 30 km nordöstlich vonAltenburg. Das zeigt, dass das Materialin der an Steinzeugtöpfereien reichenGegend südwestlich von Dresden bei derErfindung eine Rolle spielte, was vermutenlässt, dass damit auch Erfahrungenihren Weg zu Böttger fanden. Und trotzder Brennspiegelversuche Tschirnhausensbrannte Böttger sein Porzellan in einemSteinzeugofen. Tschirnhaus war durch einGerücht, ein gewisser Settala in Mailandhätte mit Brennspiegeln Porzellanversucheunternommen, auf eine falsche Fährtegebracht worden. Immerhin war durchdie synthetische Masse des BöttgerschenHartporzellans der Weg eröffnet, einenkeramischen Werkstoff nach Maß herzustellen.Und die Bemalung? Im Gegensatz zuden Venezianern, die aus der Asche derSodapflanze Barilla, die sie an allen Mittelmeerküstenanbauten, ein klares Natronglasschmolzen, benutzten die Waldglashüttendie in Pötten eingedampfte Ascheeinheimischer Pflanzen, aus denen sie eingrünliches Kaliglas gewannen. Erst 1759erkannten die Alchimisten, dass Pottascheetwas anderes ist als Soda. Die Venezianerübernahmen im 15. Jahrhundertdie Emailfarben aus Syrien, von Venedigübernahmen es um 1550 die Waldglashütten,und von ihnen im 17. Jahrhundertdie Steinzeugtöpfer. Als später das Hartporzellanerfunden war, profitierten diePorzelliner von den Erfahrungen der Steinzeugtöpferfür ihre Aufglasurfarben undentwickelten sie weiter. Höroldt schrieb,


Weißes Steinzeug, vierfarbig emailliert, aus Altenburg,1750/60. H. 18 cm. Aus Josef Horschik; „Steinzeug15. bis 19. Jahrhundert“ S. 176.er hätte sie „mit Gottes Hilfe erfunden“.Er verfügte über sechzehn Farben. Vor ihmarbeitete Georg Funcke mit fünf Farben. Eswaren die Emailfarben der SteinzeugtöpferBlau, Rot, Gelb, Grün und Schwarz, dieseit 1660 im Altenburger Land auf Steinzeugverwendet wurden. Noch zu LebzeitenAugusts des Starken gelang es, dieSchwierigkeiten der Hochtemperatur-Unterglasurmalerei,weil sie sich in der Glasurauflöste, zu bewältigen. Im vorderen Orientund in China war dieses Problem schonlange gelöst, und das blauweiße Porzellander Yüan- und Mingzeit war ein Exportschlagervom 13. bis ins 17. Jahrhundert.Auch das Meissner Zwiebelmuster unterder Glasur wurde weithin erfolgreich. Mitdem Fortschreiten der Chemie entstandeine wissenschaftliche Farbenforschung.1890 lieferte Degussa schon fünfhundertFarben. In der frühen keramischen Farbenforschungwar Vincennes, später Sévres,durch Jean Hellot führend. Seine Arbeitenwaren Betriebsgeheimnisse, hinter denendie anderen Manufakturen her waren.In Berlin befahl Friedrich der Große denPorzellinern, das „sterbende Blau“ (Bleumourant) nachzumachen (den Berlinernwurde davon ganz „blümerant“), was erst1784 gelang.Während Europa nach China blickte,waren die Töpfer im Vorderen Orient weiterdamit beschäftigt, mit ihren Mittelnund Möglichkeiten einen Ersatz für dasPorzellan zu finden. Im Vorderen Orientsind die kalkhaltigen und kalkreichenTone weit verbreitet, aber man kannteden Kalk nicht als Flussmittel, denn alssolcher wirkt er noch nicht bei den dortausschließlich herrschenden niedrigenBrenntemperaturen. Was man am Kalkschätzte, war – man konnte es sich erstspäter erklären – dass er die Quarzumwandlungbeschleunigte und die Wärmeausdehnungder Masse erhöhte, wodurchsie sich den niedrigschmelzenden Glasurengegenüber günstig verhielt. So kam esauch dazu, dass die Töpfer in Iznik, südlichvon Istanbul, in frühosmanischer Zeit(vor 1550) das Kalksteingut erfanden, aufdem die Blaumalerei unter der Glasur unddie Glasur selbst gut hafteten. Die Glasurwar blei- und alkalihaltig. Die Alkalien nahmender Bleiglasur den Gelbstich, das Bleisorgte durch die hohe Lichtbrechung derDeckglasur für das Leuchten der Farben,und der hohe Kalkgehalt des Scherbensverhinderte, wenn die Masse über 1100Grad gebrannt wurde, durch Bildung desCalciumsilikats Wollastonit die Haarrissigkeitder Glasur, die danach bei einerniedrigeren Temperatur aufgeschmolzenwurde. Das Steingut war nach der Fayenceder zweite Versuch, eine Keramik àla porcellana herzustellen. Die erste Steingutfabrikauf dem Kontinent wurde 1740in Paris gegründet. Unbemalt weiß entsprachdas Steingut dem klassizistischenZeitgeschmack zwischen 1770 und 1830und verbreitete sich in ganz Europa mittatkräftiger Unterstützung WedgwoodsDie Portlandvase ist die Nachbildung einer antikenGlasvase in der Technik der Jasperware (applizierteweiße Reliefs auf farbigem Grund) durch JosiahWedgwood, wofür er vier Jahre, von 1786 bis 1790,brauchte. H. 25,4 cm.von Etruria aus. Wedgwood war nicht nurdie treibende Kraft in der Verbreitung desklassizistischen Steinguts, sondern auchder Industrialisierung, die in England Endedes 18. Jahrhunderts einsetzte. Wedgwooderlebte sie noch. Er starb 1795. Überihn hieß es in der Encyclopaedia Britannicavorwurfsvoll, er habe „den gestaltungsfähigenTon in eine Industrieproduktiongezwungen“. Diese kritische Bemerkungerfolgte zu Recht, denn die Keramik gingin einer Industrie auf, in der ihr Materialund ihr Geist nur noch nebensächlich sind.Mit den Produktionsinteressen entfaltetensich die Profitinteressen und ließen dasHandwerk als sentimentalen Rest zurück.Diese Keramik strebte als Kunstgewerbeund dann als Kunsthandwerk zur Kunstund möchte als Kunst anerkannt werden,sträubt sich aber, in der Kunst aufzugehen,weil dann wie in der Industrie ihr Materialund ihr Geist nebensächlich werden.Die neue ZeitDie Industrie-Epoche begann nach demAuslaufen der napoleonischern Kontinentalsperre,die von 1806 bis 1814 denKontinent zu Rübenzucker und Zichorienkaffeezwang, mit der Vorherrschaft desWedgwoodschen Steinguts. Selbst Meißenbrachte dessen Jaspis-Ware mit appliziertenweißen Reliefverzierungen auffarbigem Grund als „Wedgwood-Arbeit“auf den Markt, um die Krisenzeit als Folgeder Napoleonischen Kriege zu überstehen.Auch in Deutschland boomte in der frühenIndustriephase das Steingut, weil esin der Halleschen Gegend weißbrennendeTone gab. Das poröse, leichte Steingut hattewegen der billigen Schiffsfracht auch einehohe Exportquote des deutschen Steingutsnach Südamerika und des englischenSteinguts vor und nach den Befreiungskriegennach Nordamerika zur Folge. Aberdie Bemalung auf dem porösen Scherbenwar aufwendig und eigentlich zu schadeund wurde von dem 1752 von John Brooksin Liverpool erfundene Umdruckverfahrenabgelöst, dem 1807 das Abziehbild folgte.Die technischen Fortschritte im 20. Jahrhundertbrachten es mit sich, dass heutedas Porzellan günstig produziert werdenkann und Fayence und Steingut der Vergangenheitangehören.Jetzt sind wir in unserer erlebten Gegenwartangelangt, die bis ins 20. Jahrhundertzurückreicht. Da kam für das „Kunsthandwerk“die Bezeichnung „AngewandteKunst“ auf. In ihr sollte die Kunst bleiben,aber das Handwerk verschwiegen werden.


SchlussbemerkungenIm Laufe der Geschichte lassen sich Periodenerkennen, in denen eine Kunstspartestärker hervortrat als die anderen. Das warschon in den steinzeitlichen Höhlenmalereienin aller Welt so. Die Ritzzeichnungenund Malereien an den Wänden waren voneiner Art und Qualität, wie sie später niemehr erreicht wurden.Pokal aus Tepe Siyalk, Zentral-Iran um 3300 v.Chr.H.27 cm. Hetjens-Museum Düsseldorf.Für immer verloren gegangene Weltenmussten immer wieder neu erschaffenwerden. Das gilt auch für alle anderenEpochen, so auch für die keramische von5000 bis 2500 vor der Zeitrechnung mitHöhenpunkten im Iran, Irak, China und Japan.Diese Keramik war mit geometrischenFormen oder stilisierten Lebensformen versehen,die von religiösen wie ästhetischenBedürfnissen ausgingen und wie die folgendeSchrift eine Entwicklungsstufe derMenschheitsgeschichte kennzeichnen.Als man sie im Iran ausgrub, hielten dieArchäologen sie erst für einen Import ausGriechenland, denn sie trauten den Iranerneine solche Kunstfertigkeit nicht zu.In dieser Epoche wurde der Grundsteingelegt für einen Gebrauch, der sich mitKunst verbindet. Auf die keramische Epochefolgte die Epoche der Baukunst mitden Pyramiden, dem Turm zu Babel, denPrachtbauten in Assyrien und der chinesischenMauer. In der griechischen Antikewar es dann die Bildhauerkunst, die diemenschliche Figur aus der Bindung an dieArchitektur löste und alle übrigen Künsteüberragte. Die griechische Keramik derAntike war ein Spiegel der Geistesweltmit malerischen Mitteln, wie tausend Jahrespäter die Keramik Südamerikas ihre Geistesweltmit plastischen Mitteln spiegelte.In Europa setzte sich in der Renaissancedie malerische Kunst dominierend fort.Wie Phönix aus der Asche war nach dendunklen Jahren des Mittelalters die Kunstwiedergeboren. Es war erneut eine Epocheder Malerei mit Albrecht Dürer, Holbein,Kelchkrater des Niobidenmalers, Athen um 488v.Chr. München: Staatliche Antikensammlung undGlyptothek.Cranach, Leonardo Da Vinci, Raffael, Michelangelound mit Gemälden auf Majolika.In China war es die Blütezeit des blauweißbemalten Porzellans. Im achtzehntenJahrhundert begann mit der Romantik dieEpoche der Dichtkunst als Einladung zurdenkenden Betrachtung. Damit war dieSchönheit von ihrer Beschränkung aufdie sinnliche Wahrnehmung befreit. Undheute sind wir wieder in einer Epoche,in der die Malerei die Priorität unter denKünsten besitzt.Wenn man die mit der Zeit fortschreitendeEntwicklung nicht nur an den Erzeugnissenabliest, sondern auch an dengesellschaftlichen Verhältnissen, die allesbeeinflussten, so sehen wir, dass zu allenZeiten die Keramik den gesellschaftlichenInteressen folgte und immer breitere Dimensionenannahm, von der IndividualzurMassenproduktion. Und dreimal wurdeder Verlust an individueller Kreativität bedauert:beim Aufkommen der Töpferscheibe,bei der Terra sigillata und am Beginndes Industriezeitalters.Priester oder Adeliger mit Truthahnmaske. Maya um700-800 n.Chr. Palenque. Museo de Sitio „AlbertoRuz Khullier“.Der Blick über die Zeiten zeigt uns diegroße Linie dieses Geschichtsverlaufs. DieEinheit von Kunst und Gebrauch setztesich von Anbeginn so lange fort, bis sichdas Industriedesign vom Handwerk abspaltete,weil es den Massenproblemen dervermehrten Gesellschaft nicht gewachsenwar. Mit dem forschenden Wissen spaltetesich auch die technische Keramik ab, diesich von ihrer ausschließlichen Bindung anden Ton befreite. Dann folgte allmählich,über die Stationen Kunsthandwerk undangewandte Kunst, die Befreiung derKunst vom Handwerk. Diese Keramik siehtsich als freie Kunst unter völligem Verzichtauf Tradition.Dürers Stich „Familie des Satyrs“ brachte ein Malerin Faenza um 1510 spiegelverkehrt auf Majolika. Ø33,5 cm. London: British Museum.In der arbeitsteiligen Industrie wurdeder Designer zu einem Künstler andererArt als der Künstler im Handwerk oderals freier Künstler. Die Rollen sind verteilt.Allein in jener Keramik, die so oder soschöpferisch mit Ton umgeht, kann sichnoch der Respekt vor dem Mysteriumdes Materials erhalten. Diese Keramikhat etwas von den magischen Aufgabender Vorgeschichte in sich, wenn auch ineiner neuen Art und Weise. Das ist dasBesondere an der Kunst der Keramiker.Sie sehen sich gern in Verbindung mit derSchöpfung. Dazu gibt es neuerdings einenFachbegriff, die „Ästhetische Gewissheit“.Sie ergibt sich durch ein kontemplativesVerhalten dem Weltbild gegenüber. DerKünstler bezieht sich selbst in den Prozessseines Schaffens ein. Dieser aus fernerVergangenheit verbliebene Rest tendiertzu Mitteilung und Sinngebung mit einempotenziell vieldeutigen Sprachcharakter.Nach alledem sollte die schöpferisch gestalteteKeramik nicht mehr nach der Technikdefiniert werden, sondern als Kunstaus Erde und Feuer – eine Formulierung,in der das traditionelle Material und dertraditionelle Geist bewahrt sind. Damitsteht ihr Warencharakter nicht mehr imVordergrund, und sie kehrt als Handwerkoder Kunst zu ihren Wurzeln zurück alseine neue Verankerung der Tradition.


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