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Mutter sein dagegen sehr? - Statistisches Landesamt Baden ...

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<strong>Mutter</strong> werden ist nicht schwer …<strong>Mutter</strong> <strong>sein</strong> <strong>dagegen</strong> <strong>sehr</strong>?<strong>Statistisches</strong> Monatsheft <strong>Baden</strong>-Württemberg 6/2007Bevölkerung,FamilieDr. Stephanie Saleth, Rose Volz-SchmidtKinder zu haben bedeutet für viele Frauengroßes Glück, Kinder bereichern das Lebenund geben dem Da<strong>sein</strong> einen Sinn. Häufig istdas <strong>Mutter</strong><strong>sein</strong> jedoch auch mit Belastungenund Ambivalenzen verbunden: Immer mehrMütter wollen sich beruflich engagieren, gleichzeitigscheint der Mythos der perfekten <strong>Mutter</strong>und Hausfrau auch im dritten Jahrtausendleben dig zu <strong>sein</strong>. Wie lebt es sich in diesemSpannungsfeld? Welche Wünsche, Sorgen undwelche Vorbilder haben Mütter heute? Eineaktuelle Mütterbefragung versucht, dem Lebensgefühlvon Müttern in Deutschland auf dieSpur zu kommen.<strong>Mutter</strong>glück bedeutet vor allem Staunenund TeilhabenWenn es in Deutschland wieder attraktiv <strong>sein</strong>soll Kinder zu bekommen, muss der Wert vonKindern wieder stärker in den Mittelpunkt deröffentlichen Diskussion rücken. Daher widmetsich die von wellcome finanzierte Studie (i-Punkt)dem <strong>Mutter</strong><strong>sein</strong> und zeigt mit ihren Ergebnissen,welche Bereicherung Kinder für das Lebenvon Müttern sind. Fast alle Mütter (98 %), egalob jung oder alt, auf dem Dorf oder in der Stadtlebend, arm oder reich, Akademikerin oder Verkäuferin,sagen laut dieser Studie rückblickend,dass für sie Kinder ganz selbstverständlich zuihrem Leben dazugehören. Zu den schönstenSeiten des <strong>Mutter</strong><strong>sein</strong>s gehört es, die Entwicklungder Kinder zu beobachten und zu begleitenund Lebenssinn durch Kinder zu erfahren(i-Punkt Seite 16). Für nahezu die Hälfte derMütter stehen diese Aspekte im Vordergrund(48 %). Auch Liebe, Vertrauen und Glück durcheigene Kinder zu empfangen und das Zusammen<strong>sein</strong>mit einem Kind zu erleben und zugenießen, werden als wichtige Erfahrungenbeschrieben, die das <strong>Mutter</strong><strong>sein</strong> ausmachen.Auf die Frage, welche Vorbilder und OrientierungshilfenMütter haben, sagen fast 90 % derMütter, dass sie vieles ganz intuitiv machenund nahezu 70 % profitieren vom Erfahrungsaustauschmit anderen Müttern. Die eigene<strong>Mutter</strong> als Vorbild spielt nur bei 50 % der Befragteneine Rolle, wobei die Vorbildrolle dereigenen <strong>Mutter</strong> im Osten und in ländlichenRegionen mit knapp 70 % deutlich höher ist.Freundinnen, Eltern, Großmütter, Lehrerinnenoder sonstige Vorbilder werden von weniger als10 % der Mütter genannt. Ebenfalls etwa 10 %der Mütter geben an, Kurse in Elternschulenoder Familienbildungsstätten zu be suchen.Die größten Schwierigkeiten für Mütter:Vereinbarkeit von Familie und Beruf undrichtige Erziehung der KinderVor allem jüngere Mütter fühlen sich in Erziehungsfragenhäufig unsicher: Jede vierte junge<strong>Mutter</strong> im Alter von 18 bis 29 Jahren sieht inder richtigen Erziehung der Kinder die größteSchwierigkeit für Mütter. Dies weist darauf hin,dass sich Ansprüche an die Erziehung gewandelthaben. Mütter, die sich um die optimaleVersorgung und Förderung ihrer Kinder kümmern,tun dies häufig auf hohem Niveau vordem Hintergrund einer „Semiprofessionalisierungder <strong>Mutter</strong>arbeit“. 1 Im Umgang mit Kindernwird heute weniger dem Zufall überlassen alsfrüher. Das Wissen und zugleich auch die Verunsicherungder Mütter in Fragen der kindlichenEntwicklung und Förderung sind gestiegen.Die erhöhten Anforderungen an die ErziehungsundBetreuungstätigkeit der Mütter kollidierenjedoch häufig mit einer ebenfalls gestiegenenwellcomewellcome – Praktische Hilfe fürFamilien nach der Geburt ist eine Initiativevon Rose Volz-Schmidt, Leiterin zweierevangelischer Familien-Bildungsstättenin Hamburg. Wer nach der Geburt einesKindes keine Hilfe hat, bekommt sie vonwellcome. Eine ehrenamtliche wellcome-Mitarbeiterin hilft praktisch und unbürokratisch.Inzwischen gibt es 40 wellcome-Teams in Hamburg, Berlin, Hessen,Schleswig-Holstein, Niedersachsen undin Dresden. Weitere sind bundesweit inPlanung. Mehr Informationen unterwww.wellcome-online.deDr. Stephanie Saleth istReferentin im Referat„SozialwissenschaftlicheAnalysen, FamilienForschung<strong>Baden</strong>-Württemberg“des Statistischen<strong>Landesamt</strong>es <strong>Baden</strong>-Württemberg.Rose Volz-Schmidt istLeiterin zweier evangelischerFamilien-Bildungsstättenin Hamburg sowieGründerin und Geschäftsführerinvon wellcome.1 Pasquale, Judith: <strong>Mutter</strong>schaftheute: Von der Erziehungsarbeitzum Kindheitsmanagement?http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Elternschaft/s_1180.html(31. Mai 2007)15


Bevölkerung,Familie<strong>Statistisches</strong> Monatsheft <strong>Baden</strong>-Württemberg 6/2007S1Was sind die größten Schwierigkeiten für Mütter?in %Vereinbarkeit von Beruf und Familie917Richtige Erziehung der Kinder2425Müttern unter 30 Jahren sind es sogar 63 %.Diese Einstellung ist im Westen Deutschlandsweiter verbreitet als im Osten: Während imWesten insgesamt 57 % der Mütter der Meinungsind, eine <strong>Mutter</strong> sollte bis zum Kindergartenalterzu Hause bleiben, stimmen dem im Osten48 % der befragten Mütter zu. Für eine geteilteElternzeit plädiert insgesamt nur etwa ein Viertelder befragten Frauen (27 %), bei den unter30-Jährigen sind es lediglich 12 %.<strong>Statistisches</strong> <strong>Landesamt</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg 291 072 Erwerbstätigenquote =Anteil der Erwerbstätigenan der Bevölkerung.3 Siehe auch Leschhorn,Harald: Teilzeiterwerbstätigkeitzur besseren Vereinbarkeitvon Familieund Beruf, in: <strong>Statistisches</strong>Monatsheft <strong>Baden</strong>-Württemberg 10/2006,S. 10 ff.4 Zu diesem Ergebniskommt auch eine aktuelleUntersuchung auf derBasis des Bamberger Ehepaar-Panels:Mühling,Tanja/Rost, Harald/Rupp,Martina/Schulz, Florian:Kontinuität trotz Wandel –Die Bedeutung traditionellerFamilienleitbilderfür die Berufsverläufe vonMüttern und Vätern, Weinheimund München 2006,S. 141.5 Pressemitteilung der FAZ:http://openpr.de/news/85431/direkt-FAZ-Nur-wenige-Muetter-fuergeteilte-Elternzeit.html(31. Mai 2007)6 Für das Jahr 2006, in demdie Befragung stattfand,liegen noch keine Datenvor.Schwierigkeiten der KinderSorge um Schule und Zukunft der KinderMangelnde Kinderbetreuung5Mütter insgesamtJunge Mütter(18 bis 29 Jahre)Berufsorientierung. Lag die Erwerbstätigenquote2 von Frauen mit minderjährigen Kindern1985 noch bei 49 %, so waren 2005 bereits 65 %der Mütter erwerbstätig. 3 Eine erfüllte <strong>Mutter</strong>schaftin der Balance von Familie und Beruf istheute jedoch noch keine Selbstverständlichkeit:Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist diegrößte Schwierigkeit für Mütter (25 %) (Schaubild1). Diese Einschätzung hängt allerdings mitder tatsächlichen Berufstätigkeit, der Anzahl derKinder und dem Bildungsgrad zusammen. Fast40 % der Frauen mit Abitur oder Hochschulabschlusssehen in der Vereinbarkeit von Familieund Beruf die größte Schwierigkeit, wohingegenes bei Frauen mit Hauptschulabschluss lediglichgut 10 % sind.Der Einfluss des Bildungsgrades zeigt sich auchim Hinblick auf die Haltung zur Berufsunterbrechungnach der Geburt eines Kindes: Jehöher der Bildungsgrad ist, desto stärker befürwortendie Frauen eine rasche Rückkehr inden Beruf. 4 Während 68 % der befragten Frauenmit Hauptschulabschluss der Meinung sind,Mütter sollten bis zum Kindergartenalter zuHause bleiben, befürworten dies nur 43 % der<strong>Mutter</strong> mit Abitur oder einem abgeschlossenenStudium.Sind die Jüngeren „überraschend konservativ“?Nach wie vor stehen viele Eltern einer Erwerbsbeteiligungvon Müttern mit Kindern unter3 Jahren skeptisch gegenüber: Gut die Hälfteder befragten Mütter (55 %) votiert dafür, dassMütter keiner Berufstätigkeit nachgehen sollenbis die Kinder den Kindergarten besuchen, bei1111121216Interpretationen, die aufgrund dieser Ergebnissezu dem Schluss kommen, die Jüngeren zeigtensich angesichts der Diskussion um Elterngeldund Vätermonate „überraschend konservativ“ 5greifen jedoch zu kurz, da im Rahmen der hiervorgestellten Studie nur Frauen befragt wurden,die sich bereits für Kinder entschieden haben.Doch hatte 2005 lediglich jede fünfte Frau dieserAltersklasse Kinder. Die anderen vier Fünftelhatten sich – aus welchen Gründen auchimmer – noch nicht für eine Elternschaft entschieden.6 Eine aktuelle Studie, die im AuftragAlle reden über Mütter – doch wassagen sie selbst?Emnid-Umfrage zur Lebenssituationvon MütternIm Auftrag von wellcome stellte Emnid1 000 Müttern im Alter von 18 bis 60 Jahrenmit minderjährigen Kindern 10 Fragenzu ihrer Lebenssituation, ihren Wünschenund ihren Belastungen (Befragungszeitraum:März 2006):1. Was ist für Sie das Schönste am<strong>Mutter</strong><strong>sein</strong>?2. Was sind die größten Schwierigkeitenfür Mütter?3. Warum haben Sie sich für ein Lebenmit Kind entschieden?4. Wofür hätten Sie neben der Tätigkeitals <strong>Mutter</strong> gerne mehr Zeit zur Verfügung?5. Von wem wünschen Sie sich mehrAnerkennung für ihre tägliche Arbeitals <strong>Mutter</strong>?6. Was belastet Sie in Ihrem Alltag als<strong>Mutter</strong> am meisten?7. Welche bezahlten Dienstleistungennehmen Sie zu Ihrer Entlastung inAnspruch?8. Gibt es für Sie in der Rolle als <strong>Mutter</strong>Vorbilder oder Orientierungshilfen?9. Sollten Mütter eine berufliche Pauseeinlegen?10. Welche Auswirkungen hat für Sieder tägliche <strong>Mutter</strong>-Stress?16


<strong>Statistisches</strong> Monatsheft <strong>Baden</strong>-Württemberg 6/2007Bevölkerung,Familiedes Bundesfamilienministeriums Lebensentwürfeund Rollenbilder von 20-jährigen Frauenund Männern untersucht, zeigt, dass jungeFrauen mit Abitur heute ein breites Spektruman Möglichkeiten sehen, ein Leben mit Kindernzu gestalten. 7 Bei ihrem zukünftigen Lebenspartnersetzen sie jedoch die Bereitschaft voraus,Aufgaben in Familie und Beruf gleichberechtigtzu teilen. Bei jungen Frauen mit mittlereroder geringer Schulbildung findet sich eineMischung aus traditionellen und modernenRollenbildern. Sie streben mehrheitlich ein traditionellesLebensmodell an, bei dem der Vaternach wie vor der Haupternährer der Familie istund die <strong>Mutter</strong> einer Teilzeiterwerbstätigkeitnachgeht. Sie erwarten von ihrem Partner keineechte Aufgabenteilung im Haushalt mit demZiel gleicher Berufschancen, dennoch wünschensie sich einen Partner, der sie im Rahmen <strong>sein</strong>erMöglichkeiten im Haushalt und bei der Kindererziehungunterstützt. Die vom Bundesfamilienministeriumin Auftrag gegebene Studie zeigt,dass Lebenskonzepte und Rollenvorstellungenjunger Frauen sowohl von ihren Bildungsabschlüssenund damit verbundenen beruflichenPerspektiven abhängig sind als auch von milieuspezifischenPrägungen.Die größten Belastungen für Mütter:Finanzielle Sorgen und der HaushaltDurch die von wellcome in Auftrag gegebeneMütterbefragung wird deutlich, dass Tätigkeiten,die der traditionellen Rolle als <strong>Mutter</strong> und Hausfrauzuzuordnen sind, von vielen Frauen alsbelastend empfunden werden. Der Haushaltbelegt nach finanziellen Sorgen den 2. Platz imRanking der größten Belastungen für Mütter(Schaubild 2). Insgesamt gibt jede vierte befragte<strong>Mutter</strong> an, sich ziemlich ausgebrannt zufühlen und eine längere Auszeit wie eine Mütterkurgut gebrauchen zu können.Nur 30 % der Mütter sind der Meinung, dasssie genug Anerkennung für ihre tägliche Arbeitals <strong>Mutter</strong> bekommen. Unter einem Mangelan Anerkennung leiden nichtberufstätige Mütternoch stärker (75 %) als Mütter, die einer Erwerbstätigkeitnachgehen (65%). Ein Drittel derbefragten Mütter äußert darüber hinaus denWunsch, mehr Zeit für berufliches Engagementzu haben. Insbesondere junge Mütter unter30 Jahren würden sich gerne stärker beruflichengagieren (42 %).Diese Ergebnisse zeigen die ambivalentenOrien tierungen und Wünsche, die das Lebensgefühlund den Alltag der befragten MütterS2Anteile in %Was belastet Sie in Ihrem Alltag als <strong>Mutter</strong> am meisten?Ärger mit den KindernÄrger mit dem PartnerKeine AngabeMangelnde Kinderbetreuung<strong>Statistisches</strong> <strong>Landesamt</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg 292 07prägen. Viele Frauen wollen sowohl beruflichals auch als <strong>Mutter</strong> erfolgreich <strong>sein</strong>. Lebensentwürfen,die eine klare Priorität entweder imberuflichen oder im familiären Bereich setzen,wird durch die befragten Mütter mehrheitlicheine Absage erteilt: Nur 7 % sagen, dass Mütterihre Berufstätigkeit nach der Geburt einesKindes nicht unterbrechen sollten, 6 % sindder Meinung, dass Mütter nicht berufstätig<strong>sein</strong> sollen. So könnte man als Ergebnis dervorgestellten Studie zusammenfassen: Entweder-oder-Lösungensind nicht gefragt, ein Sowohl-als-auchvon Familie und Beruf ist aberfür viele Mütter nach wie vor schwierig zu realisieren.Die Lage und die Bedürfnisse von Mütternhängen von vielen Faktoren ab: Ausbildung,Wohnort, Anzahl und Alter der Kinder, Partnerschaftsowie das Einkommen sind die wichtigstendavon. Die im Auftrag von wellcomedurchgeführte Mütterbefragung zeigt, dassideologisch überfrachtete Debatten über geeigneteMaßnahmen der Familienförderungnicht weiterführen. Eine mütterfreundlicheFami lienpolitik muss an den vielfältigen LebensundBedürfnislagen von Familien ansetzenund hierauf abgestimmte differenzierte Fördermaßnahmenentwickeln: Es gibt Familien, dieeher finanzielle Unterstützung benötigen, wohingegenandere eher von einem besserenAngebot der Kinderbetreuung profitieren. 8Weitere Auskünfte erteiltDr. Stephanie Saleth, Telefon 0711/641-20 33,Stephanie.Saleth@stala.bwl.de13515152230HaushaltGeldsorgen7 Bundesministerium fürFamilie, Senioren, Frauenund Jugend (Hrsg.):20-jährige Frauen undMänner heute – Lebensentwürfe,Rollenbilder,Einstellungen zur Gleichstellung,Heidelberg 2007.8 Auch die Kinderwunsch-Studie der Robert BoschStiftung zeigt, dass dieBedürfnisse von Familienmit Faktoren wie der Anzahlder Kinder und demAusbildungsniveau derMütter zusammenhängen.Ein-Kind-Familien sowiehöher qualifizierte Mütterwünschen sich bessereBetreuungsangebote, wohingegenkinderreicheFamilien und Mütter miteiner geringeren beruflichenQualifikation ehervon mehr finanzieller Unterstützungprofitieren.Robert Bosch Stiftung(Hrsg.): Kinderwünsche inDeutschland, Stuttgart2006.17

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