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Zwischen Himmel und Erde<br />

Es muss schon ein besonderer Grund vorliegen, wenn ein Sitzplatz über dem Garten-<br />

niveau geschaffen wird. Vielleicht lockt die bessere Aussicht, die man sich von einem<br />

erhöhten Standort verspricht. Oder ist es die Abgeschiedenheit, die Ruhe ohne Handy und<br />

Laptop, die bessere Luft oder ganz einfach die Freude, sich an einem ungewöhnlichen<br />

Ort aufzuhalten? Ganz im Trend liegen Baumhäuser, deren Fundament kräftige Äste alter<br />

Bäume bilden. Zu einer Art Abenteuer wird es, wenn Vater und Sohn gemeinsam solch<br />

ein Baumhaus bauen. Selbstverständlich nicht aus einem gekauften Set vom Baumarkt,<br />

sondern am liebsten mit Mitteln vom eigenen Grundstück. Das macht nicht nur Spaß,<br />

sondern erfordert von allen Beteiligten mehr Kreativität und Kompromissbereitschaft, und<br />

das Ergebnis ist individuell — und einmalig. In diesem Garten allerdings war kein Platz für<br />

ein Baumhaus.<br />

Der etwas andere Sitzplatz<br />

Das zweigeschossige Haus, das Familie Seiler vor einigen Jahren gekauft hatte, wies ver-<br />

schiedene Nachteile auf: fehlende Balkons und keinen Zugang zum Garten. Kein Problem,<br />

Balkone lassen sich anbauen, aber auf der Sonnenseite stört der Verkehr der stark befah-<br />

renen Straße und auf der Gartenseite ist zu viel Schatten. Deshalb konnte das Motto nur<br />

sein: Weg vom Haus hin zur Sonne. Und so entstand die etwas verrückte Idee, die Gabriele<br />

Mühlen-Seiler als Architektin zu lösen hatte: Wir gehen aus der zweiten Etage über eine<br />

Brücke auf unseren Sitzplatz, eine Art Hochsitz. Das ist doch ideal: alles auf einem Niveau<br />

und trotzdem vier Meter über dem Gartengelände.<br />

Entwurf: Gabriele Mühlen-Seiler, Architektin<br />

Ort: Baden-Baden<br />

Das Sonnendeck<br />

Nach umfangreichen Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Sitzplatz acht bis<br />

zehn Meter vom Haus entfernt aufgestellt werden muss, um die Sonneneinstrahlung<br />

bestmöglich ausnutzen zu können. Aber welche Form soll der Platz bekommen? Qua-<br />

dratisch, recht-eckig oder rund? Pläne wurden gemacht, verworfen, wieder hervorgeholt,<br />

bis plötzlich etwas Halbrundes entstand, eine nicht näher zu bezeichnende Linsenform,<br />

die ein wenig einer Schiffsform ähnelt. Häufig ist es der richtige Weg, die Formen des<br />

Hauses zu wiederholen. In diesem Fall löste sich die Architektin von diesem Gedanken<br />

und schuf eine ganz überraschende Form, einen schönen Gegensatz zum Haus. Etwa<br />

acht mal vier Meter sollte der Platz groß werden plus den zehn Meter langen Brü-<br />

ckengang von der Wohnung in der zweiten Etage. Als Konstruktionsmaterial kam nur<br />

Stahl in Frage, der mit Eisenglimmer lackiert ist. Dieser Werkstoff wurde bereits bei der<br />

Hausrenovierung verwendet. Und dazu Holz für das geschwungene Geländer und den<br />

Boden des Sonnendecks (Douglasie). Per Autokran schwebte die zehn Meter lange<br />

Brücke mit ihrem lichtdurchlässigen Gitterrost als Bodenbelag über das Haus und wurde<br />

gleich montiert. Anschließend ging es um die Schattierung, denn an stickig heißen<br />

Sommertagen braucht man eine Markise als Sonnenschutz. Es wurde so lange geprüft,<br />

bis die bestmögliche Neigung zur Sonne erreicht war. Dann wurde der rechteckige<br />

Rahmen aus einem U-Profil, in dem die Markise läuft, fixiert. Beweglich ist lediglich die<br />

Markise, die sich auf Knopfdruck auf der Rückseite aufrollt. Und wenn`s oben zu heiß ist,<br />

bleibt der Sitzplatz unter dem Sonnendeck.

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